Formen, fordern und fördern Interview mit Marc Herbert Herr Herbert, nach der Trennung vom Deutschen Hockey Bund Ende 2013 starten Sie im August 2014 als Trainer beim SV Bergstedt. Sie haben elf Jahre lang erfolgreich für den Deutschen Hockey Bund (DHB) gearbeitet und etliche Titel mit unterschiedlichen Mannschaften geholt. ! Warum haben Sie sich aus dem Nationalteam verabschiedet? „Nach elf Jahren Arbeit für und mit dem DHB habe ich gemerkt, dass es Zeit für etwas Neues ist. Hockey wird ja nicht nur in der Nationalmannschaft gespielt. Im Gegenteil, als Bundestrainer hast du so viele Orga-Themen und Bürokratie zu bewältigen, dass du viel weniger auf dem Hockeyplatz stehst als deine Co-Trainer. Das hat mir nicht so gut gefallen. Ich bin gern an den Spielern dran und entwickele Strategien, Spielzüge, Mannschaften, Teams. Ich möchte aber nicht verhehlen, dass auch der DHB einen Wechsel auf der Position des U21-Trainers angestrebt hatte. Deshalb haben wir uns auch im gegenseitigen Einverständnis getrennt.“ ! Welche Ziele verfolgen Sie? „Ich freue mich schon jetzt darauf, auch mal wieder mit Teams aus dem männlichen Bereich zu arbeiten, nachdem ich die weiblichen Juniorinnen so viele Jahre lang gecoacht habe. Und ja, ich habe ein großes Ziel, nämlich, dass wir, die für die sportliche Führung verantwortlich sind, die Vision SV BERGSTEDT HOCKEY 2020 weiterentwickeln, die dann als Leitbild die Grundlage des gemeinsamen Handelns - von Vorstand, Trainerstab und Aktiven ist. Erst dann können wir eine Philosophie entwickeln, die junge und alte, weibliche und männliche Spieler, Anfänger und Leistungsträger alle gleichermaßen leidenschaftlich anstreben und leben können.“ ! Wo liegen Ihre Stärken? „Meine Stärken liegen sicherlich in meinem Einfühlungsvermögen. Ich kann mich gut in Spieler hinein versetzen und erkennen, wo man ansetzen kann und muss. Das kann ein psychologischer Ansatz sein oder auch ein technischer oder taktischer. Durch die Arbeit mit den Nationalmannschaften bringe ich außerdem viel Erfahrung in den Bereichen Wettkampf, Spielanalyse und Taktik. Auch die Themenfelder Grundlagenvermittlung und langfristiger Trainingsaufbau liegen mir ganz gut.“ ! Welches waren Ihre Beweggründe zum SV Bergstedt zu wechseln? „Die Faszination, die Hockey für mich ausmacht hat mich nicht verlassen: Spieler und Mannschaften zu formen, zu fordern und zu fördern. Beim SV Bergstedt erwartet mich ein Team, das schon eine extrem gute Arbeit geleistet hat. Dieser Verein spielt im Erwachsenenbereich noch nicht so hochklassig, wie er spielen könnte, aber es handelt sich nicht um einen kleinen Verein – das ist ganz wichtig. Gemessen an den Mitgliederzahlen im Jugendbereich sprechen wir hier vom 9. größten Verein bundesweit. Das ist schon eine Marke. Dazu kam auch, dass dieses Team eine glasklare Vorstellung (Vision) davon hat, wo es mit seinem Verein hinwill – auch das ist keine Selbstverständlichkeit.“ ! Was können oder wollen Sie bewegen und ändern? „Also zuerst einmal bin ich hier, um mit dem Abstand, den ich jetzt noch von einzelnen Spielern oder ganzen Mannschaften habe, einen kritischen Blick auf den Istzustand zu werfen. Ohne diesen Abstand ist das nicht möglich. Dann müssen wir uns zusammensetzen und diesen Istzustand analysieren und natürlich als nächste Maßnahme Änderungsvorschläge und Lösungen präsentieren. Die übergeordnete Aufgabe wird es sein, den Verein für die Spieler jeden Alters und Geschlechts so attraktiv wie möglich zu gestalten. Dazu gehört auch die realistische Einschätzung der kurz- und langfristigen Möglichkeiten. Je größer die Chance ist, ein Endspiel zu erreichen, umso attraktiver ist der Verein für seine Spieler. Wechsel zu anderen Clubs werden dadurch teilweise überflüssig. Dahin soll der Weg führen. Aber natürlich nicht innerhalb einer Saison. Langfristig soll der jetzt schon starke Jugendbereich noch weiter ausgebaut werden, sowohl qualitativ als auch quantitativ.“ ! Welchen Aufgabenkatalog werden Sie übernehmen? „Ein wichtiger Eckpfeiler meiner Arbeit wird die Trainerfortbildung sein. Nach dem Motto „coach the coach“, möchte ich die Trainingssituation verbessern. Mir schwebt ein ganz individuelles Trainercoaching vor, immer im direkten Kontakt und schnellen Gespräch. Aber dazu muss ich ja auch erst mal alle kennen lernen und sie mich auch – damit überhaupt Vertrauen entstehen kann. Das ist wichtig.“ „Als zweiten Eckpfeiler sehe ich die leistungssportliche Komponente. Bestehende Strukturen können immer verbessert werden. Dazu gehören das athletische Training, die technischen Zusatzqualifikationen, aber auch Themen wie Videoarbeit, Ernährungsberatung oder psychologische Unterstützung. Ein weites und spannendes Feld, also.“ ! Wie sieht Ihre Handschrift als Trainer aus? „Also, wenn ich es mir aussuchen kann und jeder Spieler in meinem Team mitzieht, dann spielen wir ein leidenschaftliches Hockey, Zocken bei hohem Tempo und demonstrieren ein beeindruckendes Durchsetzungsvermögen auch gegen starke Gegner.“ ! ! ! ! ! ! ! SV Bergstedt Hockey Presse- und Öffentlichkeit Volksdorfer Damm 69 22359 Hamburg [email protected]