Mag. Simone Pfandl-Pichler LKH-Univ. Klinikum Graz Auenbruggerplatz 19, 8036 Graz [email protected] Tel. Nr.: + 43 (316) 385-87791 Presseinformation zur sofortigen Veröffentlichung Graz, 13. August 2015 Der Sommer zeigt seine Zähne Ob beim Mountainbiken oder auf der Rutsche im Schwimmbad: In den Ferien kommt es vor allem bei Jugendlichen gehäuft zu Unfällen mit Zahnschäden. Je nach Schwere – von abgebrochenen bis zu ausgeschlagenen Zähnen – hat die Univ.-Klinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde am Klinikum Graz die optimale Behandlung parat. Das Problem mit den bleibenden Zähnen ist ja: Sie wachsen nicht mehr nach. Umso wichtiger ist es zu wissen, dass bei Zahnunfällen die Experten der Univ.-Klinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde rund um die Uhr helfen können. In mehr als zwei Drittel der Fälle sind die oberen Schneidezähne von einem traumatischen Schaden (also durch Gewalteinwirkung entstanden) betroffen, was unbehandelt im Grunde immer – ob beim Sprechen oder Lachen – auffällt und daher auch fast immer als störend empfunden wird. Gerade Jugendliche, die jetzt im Sommer vermehrt ZahnUnfälle haben, möchten am liebsten sofort wieder ausschauen wie vor ihrem Unfall. Bei jungen Patienten spielt die soziale Komponente, das „nicht-anders-sein-Wollen“, eine besonders große Rolle. Je nach Art und Ausmaß des Schadens gibt es verschiedene zahnerhaltende beziehungsweise zahnersetzende Verfahren – letztendlich davon abhängig, ob ausgebrochene Zähne mitgebracht werden oder unauffindbar sind. Vergleichsweise einfach ist die Behandlung, wenn nur Teile der Zahnkrone brechen und der Patient alle ausgebrochenen Zahnstücke mitbringt. Diese können in der Zahntrauma-Ambulanz (Leiter: Prof. Dr. Kurt Ebeleseder) an der Klinischen Abteilung für Zahnerhaltungskunde nämlich wieder angeklebt werden. Fehlende Teile werden dabei mit Kunststoff rekonstruiert. Gelockerte Zähne werden „nur“ eingerichtet und vier Wochen lang geschient. Wurde ein Zahn ganz ausgeschlagen, sollte er so schnell wie möglich wieder eingepflanzt werden. Auch hier kommt die Schiene einen Monat lang zum Einsatz. Für alle mitgebrachten Zähne und Zahnteile gilt im Übrigen: feucht transportieren. Am besten in einer Zahnrettungsbox (gibt es in Apotheken und im Versand) oder in der eigenen Mundhöhle, sonst im eigenen Speichel oder in etwas Milch eingelegt. Kann ein Zahn hingegen nicht mehr gefunden oder verwendet werden, gibt es neben dem kieferorthopädischen Lückenschluss (mittels Zahnspange) die Möglichkeit einer Zahntransplantation am Department für Zahnärztliche Chirurgie und Röntgenologie. Dabei wird in den meisten Fällen ein Prämolar (Backenzahn) an die Stelle transplantiert, an der der Schneidezahn fehlt und für vier Wochen geschient. Nach Abnahme der Schiene ist der transplantierte Zahn bereits soweit eingeheilt, dass er voll belastbar ist – er wird dann mit Kunststoff zu einem vollwertigen Schneidezahn um- und aufgebaut, sodass nach Abschluss der Behandlung kein Unterschied zu den gesunden Schneidezähnen erkennbar ist. „Diese Autotransplantation ist bei Jugendlichen Methode erster Wahl, wenn ein fehlender Zahn ersetzt werden muss“, sagt Department-Leiter Univ.-Prof. DDr. Norbert Jakse. „Wir sind damit fast zu einhundert Prozent erfolgreich.“ Wichtig ist: Die Transplantation sollte vor Wachstumsabschluss der Zähne erfolgen, dann ist einerseits die Prognose für eine Einheilung am besten, andererseits wächst der transplantierte Zahn beziehungsweise seine Wurzel an der neuen Stelle auch normal mit dem umgebenden Geweben und Zähnen mit. Bei Erwachsenen, also nachdem das Wachstum bereits abgeschlossen ist, werden Implantate als Zahnersatz verwendet. Diese werden in den Kieferknochen eingeschraubt, wachsen ein und bekommen anschließend eine künstliche Zahnkrone. Für ein echtes Lächeln. Zahlen, Fakten, Daten: An der Univ.-Klinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde am LKH-Univ. Klinikum Graz, die heuer im Herbst in ein neues Gebäude zieht, werden jährlich etwa 250 bis 300 unterschiedliche Zahntraumen bei Jugendlichen behandelt und ein bis zwei Fälle pro Monat transplantiert. In den Sommermonaten steigen die Zahlen der Zahntraumen auf bis zu 45 pro Monat. Grundsätzlich wird ein verletzter Zahn entweder nur zurechtgerückt, wiedereingesetzt und geschient oder er wird geklebt und neu aufgebaut. Wird ein Zahn am Unfallort nicht mehr gefunden, erhalten Jugendliche eine Eigen-Zahntransplantation unter lokaler Betäubung. Erwachsene hingegen benötigen bei Zahnverlust eine Implantation, die im besten Fall sofort stattfinden kann. Bei der Mehrheit der Patienten muss das leere Zahnfach allerdings für eine spätere Implantation erst vorbereitet werden („socket preservation“). In vielen Fällen ist nach traumatischen Zahnverlusten ein Kieferaufbau im Zuge der Implantation notwendig. Bei größeren Defekten wird für den Kieferaufbau Knochen aus dem Unterkiefer oder dem Becken in die Zahnlücke transplantiert, um den Kiefer für eine Implantation vorzubereiten. Anschließend wird eine Krone auf das Implantat gesetzt, die der Farbe der benachbarten Zähne angepasst wird, sodass kein Unterschied im Gebiss erkennbar ist. Fotos Bildunterschrift: Zustand nach Verlust beider zentralen Schneidezähne durch einen Sportunfall im Jugendalter, zwei Backenzähne wurden transplantiert. Links: vier Wochen nach Transplantation und Schienenentfernung, eingeheilte Backenzähne als Schneidezahnersatz. Rechts: die transplantierten Backenzähne zunächst provisorisch mit Kunststoff auf- bzw. umgebaut. Bildnachweis: LKH-Univ. Klinikum Graz Bildunterschrift: Univ.-Prof. DDr. Norbert Jakse, Leiter des Departments für Zahnärztliche Chirurgie und Röntgenologie und stellvertretender Klinikvorstand Bildnachweis: LKH-Univ. Klinikum Graz