Vorwort Die Bedeutung naturwissenschaftlicher Kenntnisse als Grundlage für technisches Verständnis wird von vielen Seiten immer wieder betont: von der Wirtschaft, der Politik, den Universitäten. Im neuen Lehrplan für die HAK kommt die Wichtigkeit entsprechender Kenntnisse auch für Handelsakademiker zum Ausdruck. Dieses Lehrbuch vermittelt einen Überblick über die Grundlagen der Physik und ihre Anwendungsgebiete. Die Neubearbeitung beschränkt sich auf das Wesentliche. Der Stoff ist knapp zusammengefasst – das Buch direkt zum Lernen geeignet. Mitschreiben beschränkt sich auf zu erarbeitende Zusammenhänge. Die Unterrichtszeit kann zum Lernen und Verstehen genutzt werden. Grob gibt es folgende Bereiche, die sich an den Lehrplan anlehnen: 䉯 Einleitung – Grundlagen (Kap. 1–2) 䉯 Mechanik (Kap. 3–7) 䉯 Elektrizität und Magnetismus (Kap. 8–12) 䉯 Energie (Kap. 13–18) 䉯 Schwingungen und Wellen (Kap. 19–24) 䉯 Mikrokosmos und Makrokosmos (Kap. 25–30) 䉯 Erweiterung und Vertiefung (Kap. 31–40) Jedes Kapitel umfasst etwa 4 bis 6 Seiten. Der Stoffumfang ist für eine Unterrichtswoche gedacht. Den Basislehrstoff decken die ersten 30 Kapitel ab. Für die verbleibende Zeit können entsprechende Kapitel aus dem Erweiterungslehrstoff gewählt oder das eine oder andere vertieft werden. Der Stoff wird knapp und übersichtlich präsentiert. Am Ende gibt es eine Zusammenfassung der wesentlichen Inhalte. Das erleichtert das Lernen. Durchgerechnete Beispiele wird es nur dort geben, wo die Rechnungen auch für die Praxis relevant sind, zum Beispiel einfache Bewegungsaufgaben, elektrische Leistung, Energieverbrauch, Wärmedämmung. Zu den einzelnen Teilen im Detail: Mechanik Aus den alltäglichen Erfahrungen sind Schüler mit der klassischen Mechanik vertraut. Schon von Kindesbeinen an lernt man sich ihren Gesetzen entsprechend zu bewegen: Laufen, hinfallen, zusammenstoßen, Bälle werfen usw. Man kennt Ursachen und Wirkungen (Kräfte). Durch sportliche Aktivitäten und den Straßenverkehr wird diese Erfahrung noch erweitert. Dieser Erfahrungsschatz der Schüler wird bei der Erarbeitung physikalischer Gesetze auch genutzt. In der Mechanik wird recht genau auf entsprechende Zusammenhänge eingegangen (auch mathematisch) und es werden Beispiele angeboten. Diagramme werden erarbeitet und gedeutet. In anderen Abschnitten werden mathematische Zusammenhänge nicht mehr im Detail erarbeitet. Physikalische Gesetze werden nur auf wesentliche Formeln beschränkt, die in wirtschaftlichen Berufen sowie im Alltag von Bedeutung sind. Elektrizität und Magnetismus Elektrizität ist wohl der wichtigste und vielseitigste Energieträger. Deshalb sind Kenntnisse auf diesem Gebiet wesentlich. Auch die Lehrplanforderung nach dem Verständnis der Funktionsweise der in den Übungsfirmen eingesetzten technischen Geräte wird hier grundlegend abgedeckt. Energie In diesen Kapiteln wird die Energie in all ihren Erscheinungsformen umfassend dargestellt. Energie, Energieerhaltung, Energieversorgung, Energieumwandlung sind jene Bereiche, die das Zusammenleben und den Fortschritt der Menschen am meisten bestimmen und in Zukunft wahrscheinlich immer mehr bestimmen werden. Auch wirtschaftliche Überlegungen im Zusammenhang mit Energieverbrauch und -erzeugung kommen zur Sprache. Formen alternativer Energiegewinnung werden ebenfalls vorgestellt. 6 Vorwort Schwingungen und Wellen Erweiterung und Vertiefung Während sich die Mechanik des Buches vor allem mit der fortschreitenden Bewegung befasst, steht hier die Bewegung in der Nähe eines Ortes im Mittelpunkt. Und diese Grundlagen dienen zum Verständnis der Energie- und Informationsübertragung. Es werden mechanische und elektromagnetische Phänomene behandelt. Diese Kapitel behandeln die Themen Universum, Relativitätstheorie, Rotation, Impuls, Hydround Aeromechanik, Akustik, Optik, Gasgesetze, Elektronik, Laser und Erdatmosphäre. Mikrokosmos und Makrokosmos Kenntnisse aus der Chemie im 1. Jahrgang über den Aufbau und das Zusammenwirken von Atomen werden hier um physikalische Aspekte erweitert. Problematiken der künstlichen Radioaktivität und des Strahlenschutzes sowie der Kernenergie werden hier aufgegriffen. http://physikbuch.at Um das Buch schlanker zu machen wurden einige Teile auf eine eigene Website ausgelagert. Dort werden zusätzliche, auf das Buch abgestimmte Materialien zur Verfügung gestellt. Diese Aufgaben, Beispiele, Unterlagen und Arbeitsanregungen unterstützen die Wiederholung, Vertiefung und Festigung des Lehrstoffs. Es ist sowohl individuelle Arbeit der SchülerInnen am Computer als auch die Verwendung im Unterricht möglich. 3. Geschwindigkeit Als Bezugssystem ist im Prinzip jeder andere Körper geeignet. Sehr oft wird die Erde bzw. die unmittelbare Umgebung verwendet. Wenn sich der Ort, an dem sich ein Körper befindet, mit der Zeit ändert, so spricht man von einer Bewegung des Körpers. Die Lehre von der Bewegung nennt man Kinematik. Zum Beschreiben von Bewegungen sind Angaben über die beiden Größen Ort und Zeit nötig. 3.1 Österreichrundfahrt Die 4. Etappe der Österreich-Rundfahrt führte am 10. Juni 2004 von Bad Gastein über den Großglockner nach Lienz (148 km). Es gewannen die beiden Österreicher Gerrit Glomser und Andreas Matzbacher in 3:57:20. Das entspricht einer mittleren Geschwindigkeit von 37,42 km/h. Was für den Physiker alles zur genauen Definition der Geschwindigkeit gehört, erfährt man in diesem Kapitel. 3.3 Boot auf einem Fluss Auch die Angabe des verwendeten Bezugssystems ist wesentlich: Die Geschwindigkeit eines Bootes auf einem Fluss ist erst dann aussagekräftig, wenn wir zusätzlich erfahren, ob sie relativ zum Wasser oder relativ zum Ufer zu verstehen ist. Zur Beschreibung einer Bewegung genügt es, die Bahnkurve des Körpers und die zeitliche Abfolge seiner Lage auf dieser Bahnkurve zu kennen. 3.1 Der Begriff der Bewegung Um den Ort eines Körpers angeben zu können, braucht man Aussagen wie „auf dem Tisch“ oder „in der rechten hinteren Ecke des Zimmers“ oder „auf der Westautobahn bei km-Stein 152“ oder ähnliches. Der Ort eines Körpers lässt sich also nur unter Bezug auf den Ort eines anderen angeben, man benötigt ein Bezugssystem. 3.4 Bahnkurve einer Bewegung mit Durchgangszeiten in s Das entsprechende Weg-Zeit-Gesetz kann in mathematischer Form als Bewegungsgleichung, in Form eines Diagramms oder auch in einer Tabelle angegeben werden. 3.2 Wenn bei einem Unfall auf der Autobahn ein Hubschrauber benötigt wird, so orientiert sich der Pilot an großen Schildern mit der Angabe des „Autobahnkilometers“. 3.5 Auszug aus einem Fahrplan der ÖBB 3. Geschwindigkeit 3.2 Gleichförmig geradlinige Bewegung Ein PKW kommt auf der geraden Straße in regelmäßigen Zeitabständen an aufeinander folgenden Markierungen vorbei. 13 Diesen konstanten Wert nennt man die Geschwindigkeit v des Körpers. Der Ablauf der Bewegung ist durch Angabe dieser Größe eindeutig beschrieben. Ihre Einheit wird aus den Basiseinheiten der Länge und der Zeit abgeleitet: Größe Formelzeichen v Geschwindigkeit Einheit Abkürzung Meter pro Sekunde 3.6 Gleichförmige Bewegung eines PKW Das Weg-Zeit-Diagramm m/s Definition Geschwindigkeit= Weg Zeit v= ∆s ∆t weitere Einheiten 1 km/h=3,6 m/s Größenordnungen für Geschwindigkeiten in m/s 3.7 Weg-Zeit-Diagramm der gleichförmigen Bewegung des PKW Abb. 3.7 zeigt die Bewegung des PKW aus Abb. 3.6 in einem Diagramm. Der zurückgelegte Weg s ist zur verstrichenen Zeit t direkt proportional, die grafische Darstellung ergibt eine Gerade. Je größer die Geschwindigkeit, desto steiler ist diese Gerade. Eine waagrechte Gerade würde bedeuten, dass der PKW steht. 10-6 1 10 102 103 3.104 3.108 Gletscher Fußgänger Radfahrer Formel-I-Rennwagen Überschallflugzeug Erde um Sonne Licht Aus der Definitionsgleichung für die Geschwindigkeit erhalten wir durch Umformen für den Weg bei gleichförmiger Bewegung ∆s=v.∆t Die Geschwindigkeit Wenn zwei Größen zueinander proportional sind, so ist ihr Verhältnis konstant. Bildet man zu irgendeinem Zeitpunkt das Verhältnis „zurückgelegter Weg“ zu „verstrichene Zeit“, so ergibt sich immer der gleiche Wert. Auch für beliebige Wegabschnitte ∆s erhält man für das Verhältnis „Wegabschnitt ∆s“ zu „dafür benötigtes Zeitintervall ∆t“ immer den gleichen Wert. Der griechische Buchstabe ∆ bezeichnet dabei eine Differenz: ∆s=s2-s1 und ∆t=t2-t1. und für die Zeit bei gleichförmiger Bewegung: Eine Bewegung heißt gleichförmig, wenn ein Körper in gleichen Zeitabschnitten ∆t gleich lange Wegstrecken ∆s zurücklegt. ➔ Tipp: Vor Beginn einer Rechnung alle Angaben auf gleiche Einheiten, am besten SIEinheiten, umrechnen! ∆t= ∆s v BEISPIEL Ein Motorrad legt in 5 s einen Weg von 30 m zurück, ein PKW in 15 min einen Weg von 6,3 km. Welches Fahrzeug bewegt sich schneller? 14 3. Geschwindigkeit Motorrad: gelegten Weg ist. Dies gilt auch allgemein für beliebige Geschwindigkeitskurven. ∆s M 30 m = =6 m/s v M= ∆t M 5s 3.3 Die Geschwindigkeit als Vektor PKW: ∆s PKW=6,3 km=6300 m ∆t PKW=15 min=15.60 s=900 s vPKW= ∆s PKW ∆t PKW = 6 300 m =7 m/s 900 s Antwort: Der PKW ist schneller. Die mittlere Geschwindigkeit Ein PKW fährt in 3 h von Wien nach Salzburg (300 km). Wie groß ist seine Geschwindigkeit? Die rasche Antwort (100 km/h) kann wohl nicht für jeden Zeitpunkt der Bewegung richtig sein (Anfahren, Bremsen, Überholen, Geschwindigkeitsbeschränkung bei Baustellen). Dieser Wert kann nur ein Mittelwert sein: Mittlere Geschwindigkeit= Gesamtweg Gesamtzeit s v= t Für viele Aufgabenstellungen ist die Angabe der mittleren Geschwindigkeit ausreichend. Das Geschwindigkeit-Zeit-Diagramm Wenn die Geschwindigkeit konstant ist, ergibt sich im v-t-Diagramm eine besonders einfache Darstellung: eine Gerade parallel zur Zeitachse. Bei manchen physikalischen Größen genügt die Angabe von Zahlenwert und Einheit zur genauen Charakterisierung. Bei Temperatur, Volumen, Stoffmenge wäre speziell die Angabe einer Richtung sinnlos. Solche physikalische Größen heißen Skalare. Bei der Geschwindigkeit ist nur die Angabe von zum Beispiel 100 km/h nicht ausreichend. Für den Bewegungsablauf ist es wesentlich, wohin sich der Körper mit dieser Geschwindigkeit bewegt. Größen, für die ihre Richtung ein entscheidendes Merkmal darstellt, bezeichnet man als Vektoren. 3.9 Vektoren Der Vektor ist als eine Größe mit den Bestimmungsstücken Betrag, Richtung und Richtungssinn definiert. Ein Vektor wird durch einen Pfeil dargestellt. Die Länge des Pfeiles entspricht dabei dem Betrag in einem geeignet gewählten Maßstab: 3.10 Geschwindigkeitsvektoren Der Geschwindigkeitsvektor des PKW in Abb. 3.10 für 100 km/h wird durch einen Pfeil dargestellt, der doppelt so lang ist wie der für den LKW, der mit 50 km/h unterwegs ist. 3.8 Geschwindigkeit-Zeit-Diagramm der gleichförmigen Bewegung des PKW In Abb. 3.8 sieht man, dass die Fläche unter der Geschwindigkeitskurve ein Maß für den zurück- Bei einfachen Bewegungen längs einer Geraden genügt es, den Richtungssinn durch das Vorzeichen des Geschwindigkeitsbetrages zu berücksichtigen: 3. Geschwindigkeit 15 t= s =0,857 h=51,4 min v rel Den Ort C der Begegnung errechnet man z. B. aus der Bewegung des Zuges A nach B: AC=v1.t=68,6 km Die grafische Lösung zeigt Abb. 3.13. 3.11 Bewegung mit Richtungsumkehr Hier rollt eine Kugel mit konstanter Geschwindigkeit auf eine Mauer zu. Der zurückgelegte Weg wächst linear mit der Zeit an. Ab dem Zeitpunkt t1, wird s wieder kleiner. Die Kugel rollt offenbar zurück: sie hat beim Aufprall an der Mauer zum Zeitpunkt t1 ihre Richtung umgekehrt, die Geschwindigkeit v ist jetzt negativ. 3.4 Relativgeschwindigkeit 3.13 Grafische Lösung einer Bewegungsaufgabe Die grafische Darstellung der Zugbewegungen auf einer Strecke steht dem Fahrdienstleiter jedes Bahnhofs als Bildfahrplan zur Verfügung. BEISPIEL 1 Zwischen zwei Orten A und B (Entfernung 120 km) verkehrt eine Eisenbahnlinie. In A fährt um 9.10 Uhr ein Zug ab; Planankunft in B um 10.40 Uhr. Gleichzeitig fährt in B ein Zug ab; Planankunft in A um 11.10 Uhr. Wann und wo begegnen die Züge einander? 3.12 Begegnung zweier Züge v 1= 120 km =80 km/h 1,5 h v2= − 120 km =-60 km/h 2h Die beiden Züge haben also die Relativgeschwindigkeit (Vorzeichen beachten!): vrel=v1-v2=140 km/h Sie brauchen daher bis zur Begegnung die Zeit (es muss gemeinsam die Strecke von 120 km zurückgelegt werden!): Zusammenfassung 䉯 Um den Ort eines Körpers genau anzugeben ist ein Bezugssystem notwendig. 䉯 Geschwindigkeit= Weg Zeit v= ∆s ∆t 䉯 SI-Einheit der Geschwindigkeit: m/s 䉯 Es gilt: 3,6 km/h=1 m/s 䉯 Das Weg-Zeit-Diagramm für eine gleichförmige Bewegung ist eine Gerade. Ihr Anstieg ist ein Maß für die Geschwindigkeit. 䉯 Der Flächeninhalt unter der Kurve im Geschwindigkeit-Zeit-Diagramm gibt den zurückgelegten Weg an. 䉯 Die Geschwindigkeit ist eine vektorielle Größe mit Betrag, Richtung und Richtungssinn. 䉯 Für viele Anwendungen ist es ausreichend, wenn man mit der mittleren Geschwindigkeit rechnet. 14. Energieerhaltung 59 14. Energieerhaltung Ein Stabhochspringer setzt seine Geschwindigkeit beim Anlauf über den Stab in Höhe um. Wird eine Feder mit der Federkonstanten D um die Strecke s gespannt, so besitzt sie die 2 elastische Energie: Eelast= D. s 2 Elektromagnetische Energieformen Energie in elektrischer Form hat eine sehr große Bedeutung. Sie kann sehr leicht transportiert und gespeichert werden. Durch einfache Umwandlungen in andere Energieformen ist sie für vielfältigste Anwendungen geeignet. Ein auf eine Spannung U geladener elektrischer Kondensator mit der Kapazität C hat die 2 elektrische Energie: Eel= C.U 2 14.1 Stabhochsprung Kinetische, potentielle und elastische Energie kommt hier zum Tragen. Dass dabei aber auch chemische und elektrische Energie sowie Wärme eine große Rolle spielen, zeigt dieses Kapitel. Oft werden mechanische Modelle herangezogen, weil man sich elektrische Vorgänge dann leichter vorstellen kann. So kann der geladene Kondensator mit einer gespannten Feder verglichen werden. Fließt durch eine Spule mit der Induktivität L ein Strom I, so beträgt die 14.1 Überblick über Energieformen magnetische Energie: Emag= Mechanische Energieformen Die Mechanik ist aus dem Alltag vertraut und daher sind auch diese Energieformen leicht verständlich. Abhängig von der Höhenlage h im Gravitationsfeld der Erde besitzt ein Körper mit der Masse m die Lageenergie bzw. potentielle Energie: Epot=m.g.h Bewegt sich eine Masse m mit der Geschwindigkeit v, so beträgt die Bewegungsenergie bzw. 2 kinetische Energie: Ekin= m. v 2 L. I 2 2 Diese Energie kann mit der kinetischen Energie aus der Mechanik verglichen werden. Es handelt sich auch hier um eine Energieform der Bewegung. Wärme Wärme ist die Energie der ungeordneten Bewegung der Moleküle eines Körpers. Chemische Energie Bei einem chemischen Prozess kommt es zu einer Stoffumwandlung – die Zusammensetzung der Moleküle ändert sich. Ist der Energieinhalt der Ausgangsstoffe kleiner als jener der Endprodukte, so wird für diesen Prozess Energie benö- 60 tigt. Im anderen Fall wird Energie meist in Form von Wärme und Strahlung frei. Heizwert Als Heizwert H definiert man jene Wärmemenge Q, die bei vollständiger Verbrennung von 1 kg des Stoffes freigesetzt werden kann: Q H= m Nährstoffe Bei Angaben zu Inhaltsstoffen von Nahrungsmitteln wird die Einheit Joule (manchmal auch noch Kalorien) verwendet. Es handelt sich dabei um jene Energie, die dem Körper beim Essen zugeführt wird. Sie wird biochemisch umgesetzt. Strahlungsenergie Lichtwellen (allgemein elektromagnetische Wellen) können Energie auch ohne Medium übertragen. Die Energie ist von der Frequenz abhängig. Nukleare Energieformen Kernenergie (auch Atomenergie) – durch Bindungskräfte zwischen den Kernbestandteilen verursacht – kann seit Mitte des 20. Jahrhunderts genutzt werden. Dabei spielt Masse als Energieform eine Rolle (Relativitätstheorie). 14.2 Energiesatz Beim Herabfallen eines Körpers der Masse m um die Höhe h sinkt seine potentielle Energie. Gleichzeitig steigt aber seine Geschwindigkeit, also hat er kinetische Energie gewonnen. 14. Energieerhaltung Mit Hilfe der zeitfreien Gleichung sieht man leicht: 2 m⋅v m Ekin= = .2.g.h=m.g.h=Epot 2 2 Die gewonnene kinetische Energie ist genau so groß wie die verlorene potentielle Energie: Epot ist in Ekin umgewandelt worden. Der Energiesatz im abgeschlossenen System Wenn in einem System (ein oder mehrere Körper) nur innere Kräfte wirksam sind, es aber nicht mit anderen Körpern der Umgebung in Wechselwirkung treten kann, so nennt man es ein abgeschlossenes System. Die Erde ist zum Beispiel für viele Zwecke ein solches System. Kurz gesagt: In ein abgeschlossenes System greifen keine äußeren Kräfte ein. Die Gesamtenergie (Summe aller Energieformen) in einem solchen System wird also nicht durch Verrichtung von Arbeit von bzw. nach außen verändert: In einem abgeschlossenen System bleibt die Gesamtenergie konstant. Der Energiesatz im nicht abgeschlossenen System Wenn äußere Kräfte am System Arbeit verrichten, so bleibt die Gesamtenergie natürlich nicht mehr konstant. Es gilt: Die Änderung der Gesamtenergie ist gleich der Arbeit der äußeren Kräfte. ∆Eges=WA Dabei sind zwei Fälle möglich: 14.3 Energiesatz im nicht abgeschlossenen System 14.2 Umwandlung von Lageenergie in Bewegungsenergie 1. Die äußeren Kräfte verrichten Arbeit am System, WA ist positiv: Es fließt Energie in das System, die Energie des Systems nimmt zu. 14. Energieerhaltung 2. Das System verrichtet Arbeit gegen äußere Kräfte. WA ist negativ: Es fließt Energie aus dem System, die Energie des Systems nimmt ab. 14.3 Energieumwandlungen An einzelnen Beispielen soll die Auswirkung des Energiesatzes bzw. seine Anwendung gezeigt werden. Bei vielen Vorgängen, bei denen andere Energieformen „verschwinden“, wird Wärme „erzeugt“. Wärmeenergie ist an jeder Energieumwandlung beteiligt. Kugeltanz Ein Gummiball fällt senkrecht auf eine harte Oberfläche. Beim Herabfallen wird potentielle Energie in kinetische umgewandelt, diese beim Aufprall vorübergehend in elastische und wieder zurück in kinetische. Beim Hochspringen wird die kinetische Energie wieder in potentielle umgewandelt. Wenn der Aufprall völlig elastisch erfolgt, so erreicht der Ball exakt wieder die Aus- 61 gangshöhe h, der Vorgang wiederholt sich periodisch. Erfolgt der Stoß nicht völlig elastisch (Abb. 14.4), so geht jedesmal ein bestimmter Teil der vorhandenen Energie für die Bewegung verloren (wird in Verformungsarbeit, Schall, Wärme umgewandelt). Der Ball kann dann die Ausgangshöhe nicht mehr erreichen. Galileisches Hemmungspendel Beim Herabschwingen des ausgelenkten Pendelkörpers wird potentielle Energie in kinetische umgewandelt. Am tiefsten Punkt der Bahn ist nur mehr Ek vorhanden. Beim Hochsteigen wird sie wieder in Ep umgewandelt. Ohne Reibung (Luftwiderstand) erreicht das Pendel wieder die Ausgangshöhe h, auch wenn man durch einen Stab eine andere Bahn erzwingt. 14.5 Galileisches Hemmungspendel Maxwellsches Rad Beim Drehen des Rades werden die Aufhängungsfäden auf der Welle aufgewickelt, das Rad wird gehoben, es wird Hubarbeit verrichtet und das Rad erhält Lageenergie. Beim Loslassen „fällt“ das Rad unter Abwicklung der Fäden nach unten, die Lageenergie wird in Bewegungsenergie umgewandelt (hier überwiegend Bewegungsenergie der Rotation!). Am tiefsten Punkt hat das Rad nur Bewegungsenergie – es dreht sich weiter, die Fäden werden in umgekehrter Richtung wieder aufgewickelt, das Rad steigt wieder hoch usw. Ein Jo-Jo funktioniert nach dem gleichen Prinzip. 14.4 Springender Ball Auch diese Bewegung würde ohne Reibung nicht zum Stillstand kommen. Bei genauer Betrachtung muss man noch ergänzen, dass nach Abwicklung des Fadens noch etwas Translationsenergie vorhanden ist, die eine Dehnung des Fa- 62 14. Energieerhaltung Glühlampe Elektronen stoßen mit den Atomen im Metallgitter zusammen. Dadurch erhitzt sich der Draht und beginnt zu glühen. Es entsteht haupsächlich Wärmeenergie und nur sehr wenig Strahlungsenergie im sichtbaren Bereich des Lichts. Bremsen 14.6 Maxwellsches Rad dens bewirkt und bis zum tatsächlich tiefsten Punkt (vorübergehend!) in elastische Energie umgewandelt wird. Stabhochsprung Die komplexen Energieumwandlungen beim Stabhochsprung sind in Abb. 14.7 dargestellt. Beim Bremsen eines Fahrzeugs wird die kinetische Energie vollständig in Wärme umgewandelt. Diese Wärmeenergie muss von den Bremsen abgeführt werden, da es sonst zu einer Beeinträchtigung der Funktion kommen kann. Bei elektrisch betriebenen Fahrzeugen kann man auch eine Bremswirkung erzielen, indem man von Motor- in Generatorbetrieb umschaltet und aus der Bewegungsenergie Strom erzeugt. Solarzelle Mit Hilfe von Solarzellen kann Sonnenenergie direkt in elektrische Energie umgewandelt werden (siehe dazu Abschnitt 38.3). Auto Wärmeenergie, die durch Verbrennung erzeugt wird, wird über Wärmekraftmaschinen in mechanische Energie umgewandelt. Zusammenfassung 14.7 Stabhochsprung Damit mechanische Arbeit erbracht werden kann, muss dem Körper (chemische) Energie in Form von Nahrung zugeführt werden. Beruhend auf den Bindungskräften zwischen den Molekülen in den Muskeln ist diese chemische Energie letztlich wieder elektrischer Natur. Weiters wird bei diesem Vorgang auch noch Wärmeenergie frei. Staukraftwerk Die potentielle Energie des Wassers in einem Stausee wird im Druckrohr in kinetische Energie umgewandelt. Das rasch fließende Wasser treibt einen Generator an, der über Induktion elektrische Energie erzeugt. Auch hier gibt es Verluste in Form von Wärme. 䉯 Energie tritt in allen Bereichen in verschiedenen Formen in Erscheinung: mechanisch, elektromagnetisch, chemisch, als Wärme, als Strahlung, in Atomen und Massen. 䉯 Energiesatz: In einem abgeschlossenen System bleibt die Gesamtenergie erhalten. 䉯 Energie kann weder verloren gehen noch erzeugt werden. 䉯 Jede Wechselwirkung zwischen Körpern steht mit Energieumwandlungen in Zusammenhang. Es gibt viele Auswirkungen bzw. Anwendungen. 䉯 Bei vielen Vorgängen, bei denen andere Energieformen „verschwinden“, wird Wärme „erzeugt“. Wärmeenergie ist an jeder Energieumwandlung beteiligt.