Von der Hypertonie zum Schlaganfall

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Von der Hypertonie zum Schlaganfall
Der Schlaganfall stellt nach Herzkreislauferkrankungen und Krebs die 3. häufigste Todesursache in
Österreich dar und betrifft ca. 25000 ÖsterreicherInnen pro Jahr. Ein Jahr nach dem Ereignis sind nur
40% frei von Behinderungen.
Die Risikofaktoren für Schlaganfall sind Bluthochdruck, Zigarettenrauchen, Zuckerkrankheit, erhöhte
Blutfette, Übergewicht und erhöhter Alkoholkonsum. All diese Faktoren sind ohne Medizin durch den
Menschen selbst beeinflussbar!
Es gibt zwei Arten von Schlaganfall: 1. den ischämischen Schlaganfall (85%), der durch eine plötzliche
Minderdurchblutung und fehlende Sauerstoffversorgung des Gehirns entsteht und 2. die Hirnblutung
(15%). Die Minderdurchblutung wird in 50% durch eine Gerinnselbildung in den großen Hirngefäßen
hervorgerufen, in 25% durch einen Verschluss der kleinen Hirngefäße, in 20% durch Gerinnsel, die
vom Herzen kommen, und in 5% durch seltene Ursachen wie eine Gerinnselbildung in den
Hirnvenen. Aus dem Herzen kommende Gerinnsel werden vor allem durch eine Rhythmusstörung
verursacht; diese ist das Vorhofflimmern, die bei über 65-Jährigen die häufigste Rhythmusstörung
darstellt.
Die Symptome für einen Schlaganfall sind: Lähmungen im Gesicht oder einer Körperhälfte,
Taubheitsgefühl einer Körperhälfte, Sehstörung, Sprach- oder Sprechstörung, Orientierungsstörung,
Ohnmachtsanfall. Die TIA oder transitorische ischämische Attacke ist eine vorübergehende
Durchblutungsstörung des Gehirns und stellt eine Vorstufe des Schlaganfalls dar. Sie dauert
üblicherweise wenige Minuten bis einige Stunden, maximal aber 24 Stunden. Ein Scoring für das
Risiko nach einer TIA, binnen von sieben Tagen einen Schlaganfall zu erleiden, beinhaltet folgende
Punkte: Dauer über 10 oder 60 Minuten, Bluthochdruck > 140/90, Halbseitenschwäche,
Sprachstörung, Alter > 60 Jahren. Mit dem „FAST-Prinzip“ kann man selbst versuchen, den
Symptomen eines Schlaganfalls auf die Spur zu kommen. Die Buchstaben stehen für Face (Gesicht),
Arms (Arme), Speech (Sprache) und TIME (Zeit). Das heißt, dass man bei einem Betroffenen nach
Lähmungen im Gesicht, mit dem Armhalteversuch nach Lähmungen der Arme bzw. nach
Sprachstörungen suchen sollte. Immens wichtig beim Verdacht auf Vorliegen eines Schlaganfalls ist
die Zeit, da binnen Minuten Millionen von Gehirnzellen absterben. Daher sollte, sobald der Verdacht
auf einen Schlaganfall vorhanden ist, möglichst rasch der Arzt gerufen oder aufgesucht werden.
Dieser wird nach Erhebung der Krankengeschichte bzw. nach einer körperlichen Untersuchung den
Patienten unverzüglich in das Krankenhaus einweisen.
Im optimalen Fall wird der Patient in einem Zeitfenster von 4.5 Stunden ab Beginn der Beschwerden
im Krankenhaus aufgenommen. Eine Computertomographie oder eine Magnetresonanztomographie
zeigen, ob ein Schlaganfall oder eine Blutung vorliegt. Ist ein Schlaganfall vorhanden und das
Zeitfenster eingehalten, kann eine Thrombolyse vorgenommen werden. Dabei wird ein Medikament
verabreicht, das das Gerinnsel auflöst. Als Alternative hat die mechanische Thrombolyse unter
Studienbedingungen sehr gute Ergebnisse gezeigt. Diese Methode wird vermutlich in den nächsten
Jahren in Österreich etabliert werden. Sind die Beschwerden länger als 4.5 Stunden vorhanden,
erhält der Patient bei einem Schlaganfall Acetylsalicylsäure (ASS) bzw. werden zusätzlich vorhandene
Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Zuckerkrankheit behandelt. Bei Vorliegen einer Hirnblutung
wird der Patient ebenso überwacht, werden Begleiterkrankungen therapiert; möglicherweise muss
dabei eine Operation durchgeführt werden.
Idealerweise wird bereits im Krankenhaus mit der Rehabilitation, die Physiotherapie, Logopädie oder
Ergotherapie enthält, begonnen. Diese sollte im Rahmen eines Rehabilitationsaufenthalts fortgesetzt
bzw. intensiviert werden.
Einem Schlaganfall kann durch folgende Maßnahmen vorgebeugt werden: Gesunde Ernährung,
regelmäßige Bewegung, Nikotinverzicht, Behandlung von Risikofaktoren, Warnzeichen ernstnehmen
(TIA), Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch nehmen.
Der Blutdruck wird durch Zusammenziehen und Entspannen des Herzmuskels erzeugt: Der Druck, der
in den Blutgefäßen beim Zusammenziehen herrscht, ist der systolische Blutdruck (1. Wert); der
Druck, der in der Entspannungsphase in den Blutgefäßen vorliegt, ist der diastolische Blutdruck (2.
Wert).
Wie messe ich den Blutdruck richtig: 5 Minuten ruhig sitzen; Beine nebeneinander stellen; der
Messpunkt sollte in Herzhöhe liegen; richtige Manschettenbreite; Messung am Arm mit dem
höheren Wert; Manschette nicht zu locker anbringen. Ein Bluthochdruck liegt nach der derzeitigen
Definition dann vor, wenn der Wert über 140/90mmHg liegt. Ein Bluthochdruck kann mittels
Arztmessung (zweimal über 140/90mmHg), 24-h-Blutdruckmessung oder über die Selbstmessung
(wenn von 30 Werten mindestens 7 oder mehr über 140/90mmHg liegen) festgestellt werden.
Es gibt zwei Arten von Bluthochdruck: die primäre oder essentielle Hypertonie, wo keine körperliche
oder genetische Ursache vorliegt, und die sekundäre Hypertonie, bei der eine Erkrankung wie die
Schlafapnoe, chronische Nierenerkrankungen, eine Verengung des Nierengefäßes oder
Hormonstörungen ursächlich sind. Bei der primären Hypertonie werden ungesunde Ernährung, zu
wenig Bewegung, Stress und Übergewicht als Verursacher angenommen.
Oft ist der Bluthochdruck körperlich nicht zu spüren und wird erst im Rahmen einer anderen
Erkrankung wie Herzinfarkt oder Schlaganfall festgestellt. Einige Betroffene geben aber doch
Kopfschmerzen, Nackenschmerzen oder ein Unruhegefühl an.
Folgeerkrankungen bei Bluthochdruck können Verkalkungen der Herzkranzgefäße ( Herzinfarkt),
Herzwandverdickung, Herzschwäche, Schlaganfall/Hirnblutung, Durchblutungsstörung der Beine
(PAVK-Schaufensterkrankheit), Blindheit oder Nierenschwäche sein.
Die Behandlung des Bluthochdrucks besteht zuallererst immer in einer Lebensstiländerung und je
nach Höhe des Blutdrucks auch in einer medikamentösen Therapie. Die Lebensstiländerung umfasst
die Reduktion des Körpergewichts, fettarme Ernährung, körperliche Aktivität, Reduktion der
Kochsalzzufuhr sowie Reduktion des Alkoholkonsums. Bei konsequenter Durchführung kann dadurch
eine signifikante Blutdrucksenkung erreicht werden. Fakt ist, dass eine Blutdruckerhöhung meistens
lebenslang bestehen bleibt und somit eine chronische Erkrankung darstellt. Das heißt in der Folge
auch, dass stetig eine Therapie erforderlich ist; dies gilt sowohl für die Lebensstiländerung als auch
die medikamentöse Therapie. Durch Fremdeinflüsse wie warme oder heiße Temperaturen im
Sommer kann es aber erforderlich sein, eine medikamentöse Therapie zu reduzieren oder auch sogar
abzusetzen. Wichtig ist aber, den Blutdruck regelmäßig weiter zu kontrollieren und bei einem Anstieg
auch die Therapie wieder zu steigern.
Eine gute Blutdruckeinstellung liegt dann vor, wenn der Blutdruck bereits vor der Tabletteneinnahme
morgens und abends im Normbereich liegt und der Patient dabei beschwerdefrei ist. Die Zeit der
Einstellung mit einem oder mehreren Blutdruckmedikamenten kann durchaus einige Wochen in
Anspruch nehmen. Müdigkeit in dieser Zeit ist meist keine Nebenwirkung von Medikamenten; der
Körper muss erst „lernen“, einen normalen Blutdruck als nicht zu niedrig zu akzeptieren. Das kann
durchaus zwei bis drei Monate dauern.
Untersuchungen, die bei Bluthochdruck durchgeführt werden sollten: EKG, Herzultraschall,
Nierenultraschall, Laboruntersuchung, ev. eine Fahrradbelastung. Folgende Medikamente können
Bluthochdruck fördern: NSAR (entzündungshemmende bzw. schmerzstillende Medikamente) wie z.B.
Voltaren, Diclofenac, Naprobene, Seractil etc; des weiteren Kortison, die Pille,
Aufputschmedikamente, Appetitzügler, „Fatburner“, etc.
Abschließend sei bemerkt, dass von allen an Bluthochdruck leidenden Personen nur etwa 40%
behandelt werden; von den Behandelten erreichen nur 25% die Zielwerte!
Dr. Heidemarie Müller-Ringl
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