47 WISSENSWERTES Mein Pferd zeigt Leistungsschwäche – was tun? Schnelle Ermüdung oder starkes Schwitzen unter Belastung können wichtige Anzeichen bei Funktionsstörungen des Herz-Kreislauf-Systems sein Belastungs-EKG an der Longe Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems spielen beim Pferd eine bedeutende Rolle. Häufig kommt es bei einer Vielzahl von Erkrankungen zu sekundären Beeinträchtigungen der HerzKreislauf-Funktion. Werden auffällige Befunde bei der Untersuchung des Herzens festgestellt, sollten zur Abklärung der Leistungsfähigkeit weitergehende Untersuchungen in der Klinik durchgeführt werden. Darüber hinaus kann bei operativen Eingriffen auch die Narkosefähigkeit besser bewertet werden. Das Pferd wird dafür in Ruhe und nach definierter Belastung untersucht. Neben dem Abhören von Luftröhre, Lunge und Herz gibt die arterielle Blutgasanalyse in Ruhe und nach Belastung wertvolle Hinweise über die Sauerstoffversorgung im Blut und die Leistungsfähigkeit des Atmungsapparates. Mit speziellen Blutuntersuchungen (Troponin-Bestimmung) kann eine akute Herzmuskelschädigung nachgewiesen Telemetrische EKG-Aufzeichnung Längsschnitt durch das Herz IN BERLIN UND BRANDENBURG-ANHALT 02/10 werden. Hinweise auf das Vorliegen einer Erkrankung im Herz-Kreislauf-System sind das verzögerte Erreichen der Herzruhefrequenz nach der Bewegung, das Auftreten von Herzgeräuschen oder Arrhythmien direkt nach oder während der Belastung beziehungsweise in der Beruhigungszeit. Die Elektrokardiographie (EKG) ist unentbehrlich für die Untersuchung von Erregungsbildungs- und Erregungsleitungsstörungen des Herzens. In der Klinik wird hierfür eine telemetrische EKG-Untersuchung (Funk-EKG) direkt am Patienten in Ruhe und in Belastung durchgeführt. Die EKG-Elektroden werden an definierten Körperstellen aufgeklebt, die Kabel und das EKGGerät am Longiergurt befestigt. Die Ableitung der Herzströme erfolgt via Bluetooth auf einen Laptop und kann in Echtzeit verfolgt und gespeichert werden. Alternativ werden die EKG-Daten auf einer SD-Speicherkarte aufgezeichnet. Das EKGGerät ist ca. 6 x 15 cm groß und wird vom Pferd gut toleriert. Mit der Herzultraschalluntersuchung lassen sich ergänzend zu den vorhergehenden Untersuchungen wertvolle Hinweise über angeborene und erworbene Herzmuskelveränderungen, Muskelwanddefekte, Veränderungen der Herzklappen und Veränderungen von Blutströmungen feststellen. Für die Darstellung der Herzkammern wird eine Eindringtiefe von 27 bis 30 cm benötigt. Tiefbrüstige und beleibte Pferde setzen physiologische Grenzen in der Ultraschalluntersuchung. Neben morphologischen Veränderungen der Herzkammern und der Herzmuskulatur können die Klappenfunktionen beurteilt werden. Der Blutstrom wird mittels Doppler-Technik im Ultraschall farbig dargestellt. Ist eine „undichte“ Stelle im Schließmechanismus der Klappe vorhanden, wird diese farblich dargestellt. Darüber hinaus kann die Flussgeschwindigkeit des Blutrückflusses bestimmt werden. Ziel der Herzultraschalluntersuchung besteht in der Abklärung der Herkunft von Herzgeräuschen und im Zusam- Herzultraschalluntersuchung mit EKG Anlegen der EKGElektroden und Befestigung des EKG-Gerätes am Longiergurt menhang mit den klinischen Befunden in der Beurteilung ihrer funktionellen Bedeutung. Zusammenfassend gesagt sind Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems technisch und zeitlich aufwendige Untersuchungen. Die Beurteilung von auffälligen Befunden sollte stets in Zusammenhang mit den klinischen Symptomen erfolgen. Eine Behandlung von Klappeninsuffizienzen und Arrhythmien ist möglich und kann zur Steigerung der Leistungsfähigkeit und des Wohlbefindens führen. Bei Vorliegen von Veränderungen werden regelmäßige Kontrolluntersuchungen empfohlen, um etwaige Verschlechterungen rechtzeitig zu erkennen und die Leistungsfähigkeit beziehungsweise Reitbarkeit einzuschätzen. Text und Fotos: Dr. Daniela Heinemann, Mitarbeiterin der Pferdeklinik Seeburg, www.pferdeklinik-seeburg.de