Alte Begriffe – Neue Probleme Max Webers Soziologie im Lichte aktueller Problemstellungen Max Weber-Tagung 2014 Am 21. April 1864 wurde Max Weber in Erfurt geboren, sein Geburtstag jährt sich 2014 daher zum 150. Male. Das Max-Weber-Institut für Soziologie der Universität Heidelberg möchte diesen Jahrestag mit einer Tagung feiern. In Heidelberg hat Max Weber den größten Teil seines Lebens gewirkt und seine wichtigsten Werke verfasst. Das Heidelberger Max-WeberInstitut für Soziologie kann auf mehrere Jahrzehnte Weber-Forschung zurückblicken und die Edition der Gesamtausgabe wurde bzw. wird von hier aus getragen. Es dürfte daher kaum einen geeigneteren Ort für eine solche Jubiläumsfeier geben. Welche inhaltliche Ausrichtung sollte eine solche Tagung bekommen? Eine Flut von Publikationen zeigt die ungebrochene Faszination, die das Werk Webers auf viele Forscher aus den verschiedensten Ländern auch heute noch ausübt. Die „Protestantische Ethik“ und „Wirtschaft und Gesellschaft“ gehören international zu den meistgelesenen sozialwissenschaftlichen Büchern. Die Beleuchtung der Rezeptionsgeschichte läge nahe, soll aber dennoch nicht im Fokus der Heidelberger Tagung stehen. Weber-Referenzen finden sich bei Forschern höchst unterschiedlicher wissenschaftlicher Provenienz und Orientierung. Gleichwohl ist aus dieser breiten Rezeption seines Werkes keine nationale oder gar internationale „Weber-Schule“ entstanden. Fragmentierte bereichs- und themenspezifische Bezugnahmen dominieren. Das liegt sicherlich an dem seinerseits fragmenthaften Charakter von Webers Werk, dessen Systematik sich nicht leicht erschließt. Es ist unwahrscheinlich, dass ein rezeptionsgeschichtlicher Zugang auf diesem Wege sehr viel weiter führt. Gefragt sind vielmehr Anstrengungen, die, eine Idee einer früheren Tagung in Heidelberg aufnehmend, das Weber-Paradigma freilegen und entfalten. Zur Entfaltung und Weiterentwicklung gehört die Konfrontation mit und die Bewährung an heutigen zeitgeschichtlichen Problemen. Klassisch sind gewisse Ahnen der Soziologie deshalb, weil die von ihnen angebotenen und geprägten Begriffe, Theorien und Problemstellungen auch heute noch die wichtige Funktion erfüllen, akademische Verständigung innerhalb und zwischen verschiedenen Schulen zu ermöglichen sowie wissenschaftliche Aufmerksamkeit und Anstrengung zu fokussieren. Nach Webers eigenem Verständnis müssen diese Verständigungsgrundlagen ständig neu durch Interpretation und Kritik gewonnen werden. Da die Soziologie als Wissen1 schaft mit den „Gegenständen“ verbunden ist, die sie erfassen soll, besteht ein enger Zusammenhang zwischen der Theorie und den zeitgeschichtlichen Problemlagen und Entwicklungen. Die Zukunft des Weber-Paradigmas wird auch davon abhängen, ob es gelingt, die Verbindung mit den sich wandelnden Problemen zu halten. ‚Wenn das Licht der großen Kulturprobleme weiterzieht, muss auch die Wissenschaft ihren Standort und ihren Begriffsapparat überdenken und gegebenenfalls wechseln.‘ In Webers dreigliedrigem Forschungsprogramm, Methodologie, Theorie und historisch-materiale Analysen, ist die Aktualisierung des letzten Gliedes in letzter Zeit zu kurz gekommen. Dieser Herausforderung möchte sich die Tagung stellen. Während in Webers Werk die Rekonstruktion und Erklärung der historischen Entstehungsbedingungen und des Durchbruchs der Moderne im Mittelpunkt stehen, muss sich seine aktualisierte Theorie an der Diagnose und Prognose zur Dynamik der voll entwickelten Moderne bewähren. Daraus ergeben sich die Konzeption und das Programm der Tagung. Ausgehend von verschiedenen aktuellen Problemlagen wird zunächst ein Vortragender in der Rolle des „WeberInterpreten“ die entsprechenden begrifflichen und konzeptionellen Angebote des Klassikers präsentieren und nach deren Innovationspotential fragen. Darauf soll eine Reihe von Sozialwissenschaftlern, die mit den aktuellen Problemlagen vertraut sind, mit einer Art Koreferat reagieren und die Angemessenheit des Weber’schen Begriffs- und Theorieangebots für die Analyse aktueller Probleme und Entwicklungen einschätzen. Thomas Schwinn 2 IWH-Symposium Symposium des Max-Weber-Instituts für Soziologie am Internationalen Wissenschaftsforum der Universität Heidelberg PROGRAMM „Alte Begriffe – Neue Probleme. Max Webers Soziologie im Lichte aktueller Problemstellungen“ Donnerstag, 3. April 09.45-10.00: Begrüßung durch den Direktor des IWH Prof. Dr. Peter Comba 10.00-10.15: Thomas Schwinn: Eröffnungsansprache 10.15-11.15: Gert Albert: Wissenschaftstheoretische Überlegungen zur Zweckmäßigkeit und Kulturgebundenheit der Begriffsbildung I. Herrschaftssoziologie: Was leisten Webers Herrschaftstypen für die heutige nationale und transnationale Herrschaftsausübung? 11.15-12.15: Andreas Anter 12.15-13.30: Mittagspause 13.30-14.30: Ute Mager II. Religionssoziologie: Webers Religionssoziologie und der heutige Fundamentalismus und Säkularismus 14.30-15.30: Martin Riesebrodt 15.30-16.00: Kaffeepause 16.00-17.00: Hans Kippenberg Pause III. Abendvortrag 17.15-18.30: M. Rainer Lepsius: Max Webers soziologische Begriffsbildung im biographischen und zeitgeschichtlichen Kontext 19.00: Gemeinsames Abendessen im Restaurant „Cavallino Bianco“ 3 Freitag, 4. April IV. Wirtschaftssoziologie: Was bieten Webers Kapitalismusanalysen für das Verständnis des aktuellen Finanzmarktkapitalismus? 09.00-10.00: Realino Marra 10.00-11.00: Christoph Deutschmann Pause V. Multiple Modernities: Von der historischen Genese zur aktuellen Ausbreitung der Moderne: Zu den Möglichkeiten und Grenzen von Webers historisch-vergleichender Analysestrategie 11.15-12.15: Thomas Schwinn 12.15-13.15: Mittagspause 13.15-14.15: Wolfgang Knöbl VI. Lebensführung: Von religiös bestimmter zu neuen Mächten der Lebensführung: Lassen sich mit Webers Konzept der Lebensführung aktuelle, das Leben vereinnahmende Kräfte (Kulturindustrie, Moden) verständlich machen? 14.15-15.15: Hans-Peter Müller 15.15-15.45: Kaffeepause 15.45-16.45: Harald Wenzel Pause VII. Schlusswort 17.00-18.00: Wolfgang Schluchter: Die Moderne – eine neue Achsenzeitkultur? Ende der Tagung Adresse: Internationales Wissenschaftsforum Heidelberg, Hauptstraße 242, 69117 Heidelberg, http://www.iwh.uni-hd.de/ Ansprechpartner: Ulrich Bachmann Max-Weber-Institut für Soziologie Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Bergheimerstraße 58 69115 Heidelberg Tel.: 06221 – 542999 [email protected] Um Anmeldung per Email an o.g. Adresse wird gebeten! 4