BVND Bundesverband niedergelassener Diabetologen e.V. Zuckerspiegel Aktuelle Informationen für Menschen mit Diabetes Wie entsteht Diabetes? Die Diagnose „Diabetes“ trifft so manchen Betroffenen wie eine Art Schock und lässt direkt Befürchtungen aufkommen, nun täglich Insulin spritzen zu müssen. Doch die weitaus meisten Diabetiker können durch eine Umstellung ihres Lebensstils und durch Medikamente in Tablettenform gut behandelt werden. Diabetes ist nicht gleich Diabe tes Ob Insulin als Hormon von außen zugeführt werden muss, hängt wesentlich davon ab, wieviel Insulin die Bauchspeicheldrüse selbst noch bildet und damit auch davon, welche Krankheitsform vorliegt. Denn Diabetes ist nicht gleich Diabetes, man unterscheidet vor allem den sogenannten Typ 1- und den Typ 2-Diabetes. Beide Krankheitsformen gehen mit einem Insulinmangel einher. Dieser ist jedoch unterschiedlich ausgeprägt und hat auch unterschiedliche Ursachen. Typ 1- Diabetes Ursache des Typ 1-Diabetes ist eine Immunreaktion und zwar eine Reaktion, bei der das Immunsystem sich gegen körpereigene Strukturen richtet (Autoimmunerkrankung). Beim Typ 1-Diabetes werden konkret die insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse attackiert und zerstört. Es kann dann kein Insulin mehr gebildet werden und der Körper ist darauf angewiesen, das Hormon injiziert zu bekommen. Bemerkbar macht sich die Erkrankung, wenn Nach der Erstdiagnose brauchen Menschen mit Diabetes viele Informationen über ihre Erkrankung. Im Gespräch mit dem Diabetologen oder in der Schulung in der Schwerpunktpraxis wird auf alle A spekte eingegangen. BVND | Zuckerspiegel | Ausgabe 11 | Seite 1 BVND Bundesverband niedergelassener Diabetologen e.V. etwa 80 Prozent der insulinbildenden Zellen (Betazellen) zerstört sind. Die Autoimmunerkrankung entsteht auf dem Boden einer erhöhten Krankheitsempfindlichkeit, die in den Genen festgeschrieben ist, der Fachmann spricht von einer genetischen Prädisposition. Doch die Gene sind nicht alleine schuld: Es muss ein Auslöser hinzu kommen, damit das Immunsystem verrückt spielt und die Betazellen angreift. Als mögliche Auslöser werden Virusinfektionen diskutiert, eine besonders frühe Ernährung mit Kuhmilch oder auch eine Unverträglichkeit von Gluten (Klebereiweiß). Der Typ 1-Diabetes tritt mit einer Häufigkeit von etwa 0,4 Prozent in der Bevölkerung auf. Erhöht ist das Krankheitsrisiko, wenn nahe Anverwandte ebenfalls erkrankt sind. Ist die Mutter betroffen, so steigt das Risiko auf 3 bis 5 Prozent, ist der Vater erkrankt, so liegt es mit 5 bis 7 Prozent sogar noch etwas höher. Leiden auch Geschwister an einem Typ 1-Diabetes, so ist ebenfalls ein erhöhtes Risiko gegeben, das auf bis zu 33 Prozent bei eineiigen Zwillingen ansteigt. Typ 2- Diabetes Ganz anders ist die Situation beim Typ 2-Diabetes: Grundlage dieser Krankheitsform ist eine Insulinunempfindlichkeit, auch Insulinresistenz genannt. Insulin hilft den Körperzellen, die mit der Nahrung aufgenommene Glukose „aufzuschließen“, also in die Zelle aufzunehmen und zur Energiegewinnung zu nutzen. Sind die Körperzellen aber nur eingeschränkt empfindlich gegenüber Insulin, so werden größere Mengen des Hormons benötigt. Verstärkt wird die Insulinresistenz durch Übergewicht und insbesondere durch ein starkes, krankhaftes Übergewicht (Adipositas) und durch Bewegungsmangel. Es kommt unter solchen Bedingungen zu einer zunehmenden Insulinresistenz und die Betazellen in der Bauchspeicheldrüse müssen mehr und mehr Insulin bilden, damit Glukose von den Körperzellen aufgenommen werden kann. Wie in einem Teufelskreis schaukeln sich Insulinresistenz und Übergewicht hoch: Je mehr Insulin gebildet wird, umso unempfindlicher werden die Zellen. Die Bauchspeicheldrüse aber erhält das Signal, dass nicht genug Glukose in die Zellen gelangt. Sie kurbelt die Insulinproduktion weiter an, um den Blutzuckerspiegel normal zu halten. Gelingt dieser Kompensationsmechanismus nicht mehr, so steigen die Blutzuckerspiegel an und es kommt zum Typ 2-Diabetes. Die fortdauernde Insulinüberproduktion ist für die Betazellen der Bauchspeicheldrüse eine enorme Belastung. Die Zellen können dadurch regelrecht erschöpfen. Sie können nicht mehr genug Insulin produzieren und es kann damit zu einem Insulinmangel kommen, der unter Umständen ähnlich wie beim Typ 1-Diabetes die Injektion des Hormons erforderlich macht. Schwangerschaftsdiabetes Neben Typ 1- und Typ 2-Diabetes gibt es noch seltenere Diabetesformen. Dazu gehört unter anderem der so genannte Schwangerschaftsdiabetes. Denn bei manchen Frauen entwickelt sich eine diabetische Stoffwechsellage, wenn sie schwanger werden. Der Diabetes bildet sich nach der Geburt des Kindes völlig zurück. Allerdings signalisiert das Auftreten eines Schwangerschaftsdiabetes ein allgemein erhöhtes Risiko für einen späteren Typ 2-Diabetes. Praxisstempel Impressum: Herausgeber: Geschäftsstelle des BVND e.V.; c/o med info GmbH, Hainenbachstr. 25, 89522 Heidenheim Tel.: 07321 94 99 19, Fax: 07321 94 98 19, E-Mail: [email protected] Redaktion: Dr. E.-M. Fach (verantwortlich), Dr. N. Scheper, Dr. G. Klausmann, M. Horst, A. Bayer Verfasser: Christine Vetter BVND | Zuckerspiegel | Ausgabe 11 | Seite 2