Vertiefungslehrgang Palliative Care In Gegenwart von Problemen die bei einer lebensbedrohlichen Krankheit auftreten stellt die Palliativpflege die Verbesserung der Lebensqualität des Patienten und seiner Familie in den Mittelpunkt. An Hand von Früherkennung und möglichst genauer Evaluation kann Leiden verhindert oder gelindert werden, dies durch die Behandlung von Schmerzen und anderen körperlichen Beschwerden, unter Berücksichtigung der psycho-sozialen und spirituellen Aspekte des Menschen. (Freie Übersetzung der englischen Definition der WHO von 2002) Die Weiterbildung „Vertiefungslehrgang Palliative Care“ beinhaltet 160 Stunden: • • 132 theoretische Kursusstunden und Gruppenarbeiten 28 Stunden persönliche schriftliche Arbeiten für jeden Teilnehmer Die Ausbildung findet in 4 Modulen zu 4 Tagen und an einem Wochenende statt. Die Einschreibung in den Vertiefungslehrgang setzt voraus, dass der Professionelle die Ziele des Sensibilisierungslehrgangs erreicht hat. Ziele der Ausbildung1 In Bezug auf die betroffene Person Der Professionelle • • • • • pflegt und begleitet die Person während des gesamten Krankheitsverlaufs und antizipiert die Probleme die auf bio-psycho-sozio und spiritueller Ebene auftreten können, versteht die Mechanismen der unangenehmen Symptome sowie der Schmerzen, identifiziert sie und kann eine Antwort einleiten, kennt die verschiedenen Behandlungsmethoden um die Symptome und Schmerzen am Lebensende zu lindern, Opiate und Adjuvantien inbegriffen, sowie die entsprechende klinische Pharmakologie und die Pharmakokinetik, wertet die Reaktion der betroffenen Person auf Pflege und Behandlung aus, durch seine klinische Erfahrung und Beurteilung sowie durch eine konstante Situationsanalyse, verfügt über Grundwissen in Bezug auf die Bedürfnisse Menschen jeden Alters an ihrem Lebensende. 1 Die Ausbildungsziele müssen von jedem Professionellen in Bezug auf seinen legal festgelegten Aufgabenbereich angepasst werden 2010 -1- Omega 90 asbl In Bezug auf die betroffene Person und ihr Umfeld Der Professionelle • • • • identifiziert angepasste Unterstützungsmassnahmen für das Umfeld der betroffenen Person, damit diese in der Zeit von Unsicherheit und Veränderungen die Möglichkeit haben, sich mit den verschiedenen Ereignissen auseinanderzusetzen, hat eine zusätzliche Ausbildung in verbaler und nonverbaler Kommunikation, mit Schwerpunkt auf das Überbringen schlechter Nachrichten oder bei Beendigung der Behandlung, um die betroffene Person und ihr Umfeld in diesen Momenten zu unterstützen, regt Familienbesprechungen an, individuell oder in der Gruppe, und umgibt sich mit anderen kompetenten Professionellen, falls die Situation es erfordert, unterstützt oder organisiert Alternativlösungen für komplexe Situationen, wie zum Beispiel die Durchführung religiöser Riten und spezifischer Gebräuche. In Bezug auf das interdisziplinäre Team Der Professionelle • • • • kennt und versteht die Teamdynamik, die Spezifizität der einzelnen Berufsgruppen und die Relevanz des Pflegeteams, beeinflusst und unterstützt proaktiv Veränderungen im Team und im Umfeld der betroffenen Person, falls erforderlich, berät gegebenenfalls seine Kollegen in Bezug auf die Bedürfnisse der betroffenen Person und ihres Umfeldes, beeinflusst die Überlegungen des Teams indem er das Einbeziehen Kollegen anderer Disziplinen, die sich um die betroffene Person kümmern, anregt. In Bezug auf die Eigenarbeit – self-awareness - und die Ethik Der Professionelle • • • • • • • unterscheidet zwischen Weiterbildungen, die eine persönliche Entwicklung im Hinblick auf die Verbesserung der klinischen Praxis fördern, und der Psychotherapie, die einen tieferen und intensiveren Prozess der Selbstreflektierung beinhaltet, beweist sein Verständnis von ethischen Problemen die in palliativen Situationen auftreten und einen Einfluss auf die betroffene Person und sein Umfeld haben können: es handelt sich hierbei um Begriffe wie Respekt, Autonomie und Würde sowie um die Prinzipien der ethischen Entscheidungsfindung, erkennt die ethischen Probleme in palliativen Situationen und handhabt sie in Zusammenarbeit mit den Kollegen des interdisziplinären Teams, reflektiert eigene Handlungen, Gedanken und Empfindungen, im Respekt gegenüber sich selbst und Anderen, identifiziert und berücksichtigt die verschiedenen Anpassungsmechanismen der gepflegten Personen und ihres Umfeldes, erkennt die Auswirkungen des Stresses auf sein Wohlbefinden und seine klinische Praxis, kennt und nutzt seine Ressourcen um sein physisches und psychisches Gleichgewicht aufrechtzuerhalten oder wiederherzustellen. 2010 -2- Omega 90 asbl In Bezug auf den Tod in der Gesellschaft und den Stellenwert der Palliativpflege im Gesundheitssystem Der Professionelle • • • • kann die Struktur und das Funktionieren der nationalen und internationalen Organisationen, die in die Planung und das Angebot von Palliative Care impliziert sind darstellen, kennt und benutzt die Faktoren, die Veränderungen herbeiführen können, unterstützt Personengruppen, die Palliative Care benötigen, in ihren kulturellen und spirituellen Bedürfnissen, hat Kenntnisse über die Epidemiologie unheilbarer Krankheiten, um die Beziehung zwischen Palliative Care und dem Gesundheitssystem zu verstehen; dies ist angebracht um die verschiedenen Strukturen und Modelle von Palliative Care in der Region vorzustellen. In Bezug auf die Ausbildung in Palliative Care Der Professionelle • • kennt die verschiedenen pädagogischen Methoden und Lerntypen sowie die Bedeutung der interdisziplinären Ausbildung in Palliative Care, stützt seine Praxis auf die Eindeutigkeit (evidence-based) die durch das Verständnis der Forschung auf nationaler und internationaler Ebene gefestigt sein muss. In Bezug auf die Forschung in Palliative Care Der Professionelle • • interessiert sich für die kritische Auseinandersetzung mit Artikeln und für die Forschung ; dies erlaubt ihm seine klinische Praxis zu verbessern und seinen Beruf im Kontext von Palliative Care weiterzuentwickeln, impliziert sich in Forschungsinitiativen, wie zum Beispiel Weiterbildung in Methodologie oder die Teilnahme an Forschungsstudien. Pädagogische Methoden • • • • • • • • • • Theoretische Referate Praktische Fallbesprechungen Analyse kritischer Situationen, schriftlicher und audiovisueller Dokumente Gruppenarbeiten Rollenspiele Praktische Übungen Austausch und Analyse von Erfahrungen und Erlebnissen Besichtigung von Institutionen Schriftliche Selbstreflektierungsarbeiten nach jedem Modul Schriftliche Abschlussarbeit 2010 -3- Omega 90 asbl Inhalte der Ausbildung • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • Das helfende Gespräch und die Kommunikation am Lebensende Der Sterbe- und Trauerprozess : das Verhalten des Professionellen gegenüber der betroffenen Person und deren Umfeld Die Biographie der betroffenen Person, das Genogramm Die Bedürfnisse der Person am Lebensende und das Konzept „Lebensqualität“ Das Familiensystem und die strukturellen Beeinträchtigungen Die Schmerzevaluation : fundierte Vorstellung von 3 Messinstrumenten (VAS, VRS, Doloplus2), Prinzipiendiskussion, Zielbevölkerung, Vor- und Nachteile, kurze Vorstellung anderer Messinstrumente Der Schmerz und seine Behandlung: Pathophysiologie, das Behandlungsschema der WHO, die verschiedenen medikamentösen und nicht medikamentösen Behandlungsmethoden, medizinische und pflegerische Aspekte Der totale Schmerz (total pain) Die unangenehmen Symptome am Lebensende : Evaluation und Behandlung bis hin zu den Notfällen am Lebensende sowie das Notprotokoll: medizinische und pflegerische Aspekte Die verschiedenen Formen der Trauer: antizipierte Trauer, Trauerprozess in den verschiedenen Lebensphasen – vom Kind bis zum alten Menschen, Risikotrauer, schwierige Trauer, Tritt- und Stolpersteine im Trauerprozess Die Interdisziplinarität in Theorie und Praxis Die ethische Entscheidungsfindung : Einverständnis und Verweigerung bei aufgeklärten Personen, Unterscheidungsvermögen, Wünsche des alten Menschen und Patientenverfügung Der Professionelle und seine Selbsterkenntnis : Überlegungen zum eigenen Lebensweg, persönliche Werte in Verbindung mit dem Leben, dem Lebensende, dem Tod und der Trauer, persönliche Ressourcen Die professionelle Entwicklung im Verlauf der Palliative Care Ausbildung Das Leiden des Pfleger / Begleiters - Erkennen und Ressourcenarbeit Kulturelle und spirituelle Aspekte des Krankseins, des Sterbens, des Todes und der Trauer Riten in verschiedenen Kulturen Das Ehrenamt in der Palliative Care Die spezialisierten Strukturen / Dienste von Palliative Care Die Gesetzgebung in Luxemburg Aktuelle Palliative Care Themen Zertifizierung Die Teilnahme an den Weiterbildungsstunden gibt Recht auf eine Teilnahmebestätigung. Das Zertifikat « Vertiefung in Palliative Care » (Leistungsnachweis) erhält der Teilnehmer der regelmäßig die Selbstreflektierungsarbeiten sowie die schriftliche Abschlussarbeit eingereicht hat und die Anerkennung der Weiterbildungsleiter dazu erhalten hat. 2010 -4- Omega 90 asbl