Universitätsklinik für Herz- und Gefässchirurgie Universitätsklinik für Kardiologie Inselspital Bern 23. Januar 2015 Kreislaufunterstützung (VAD) Ein Ventricular assist device (VAD) ersetzt das Herz nicht. Es hilft dem eigenen Herzen des Patienten, Blut in den Körper zu pumpen wenn die Funktion der linken Herzkammer vermindernd ist. Blut fliesst von der linken Herzkammer in die Pumpe und liefert es an die Aorta weiter. Die Größe des Geräts hängt von seiner Funktion ab. Der Typ von ausgewähltem VAD wird von den individuellen Bedürfnissen jedes Patienten und medizinischer Bedingung abhängen. Die Bestandteile des VAD ändern sich gemäß dem spezifischen verwendeten Gerät. Im Allgemeinen besteht das Gerät aus einer Pumpe-Einheit, ein Regelsystem und eine Energieversorgung Die heute vorhandenen verschiedenen Systeme 1. Das Heart Ware ® System Derzeit am häufigsten verwendet wird das Heart Ware® System. Bislang wurden weltweit >7'000 Systeme implantiert. Das Heart Ware System ist eine voll implantierbare Zentrifugalpumpe und besteht aus Pumpe, transcutanem (=Eintrittsstelle durch die Haut) Energieversorgungskabel, Steuereinheit (Controller), externe Stromversorgung und Batterieladegerät. Die Zentrifugalpumpe kann als Ueberbrückung bis zur Herztransplantation („Bridge to Transplant“) oder sogar „bis auf weiteres“, d.h. fortbestehende Langzeitanwendung („Bridge to Destination“) eingesetzt werden. Anwendungssituationen (Indikationen) Herzversagen der linken Herzkammer (z.B. mit erhaltener Restfunktion von 15%). Voraussetzung ist eine gut funktionieren rechte Herzkammer. Kontraindikation (=wann geht es nicht?) Das Unterstützungssystem ist kontraindiziert: – bei kleinen Patienten mit einer Körperoberfläche (BSA) von weniger als 1,2 m² – bei Patienten, die keine Antikoagulationstherapie tolerieren können und – während einer Schwangerschaft Komplikationen Was sind die möglichen Komplikationen mit einem VAD? • Medizinische Probleme o Thrombosen o Infektion o Blutung o Herzrhythmusstörungen • Technische Fehler o Stromausfall o Pumpenstop Technische Spezifikationen • Unterstützungsdauer: langfristig • Position: pericardial • Flowtype: Zentrifuge • Kontinuierlicher Flow • Defibrillation / Kardioversion: ohne Trennen der Pumpe möglich Das Heart Ware® System 2. Das HeartMate II® System Das HeartMate II LVAD ist eine Axialfluss-Drehkolbenpumpe, die parallel zum nativen Blutkreislauf eingesetzt wird und weltweit >17'000 implantiert wurde. Der versiegelte Zustrom-Graft der Pumpe wird an der Spitze des linken Ventrikels befestigt und der Pumpen Ausflussgraft wird an die Aorta ascendens (Hauptschlagader) angebracht. Eine Rotorbaugruppe innerhalb der Pumpe enthält einen Magneten und wird durch die vom Motor generierte elektromotorische Kraft gedreht. Die Drehung des Rotors leistet die Antriebskraft, mit der das Blut vom linken Ventrikel durch die Pumpe in den nativen Blutkreislauf gepumpt wird. Die Leistung der Pumpe (max.10l/min) ist abhängig von der Drehgeschwindigkeit des Rotors sowie von der Druckdifferenz zwischen Eingang und Ausgang der Pumpe. Das HeartMate II System 3. HeartMate III Das HeartMate III System wird derzeit in einer CE Mark Studie untersucht und klinisch eingeführt. Somit ist das System heute (Januar 2015) noch nicht für den Markt zugelassen. Das System Ultrakompakt,völlig magnetisch freischwebend. Diese nächste LVAD-Generation hat folgende Vorteile: ◦ System kleiner und ausgefeilter ◦ voll magnetische gelagerte Pumpe ◦ Pulsatil ◦ niedriges embolisches Risiko , durch gesinterte Oberfläche und grösseren Abständen zwischen Rotor und Gehäuse ◦ Energieversorgung erfolgt extrakorporal • Volle Unterstützung LVAD (10L/Minute), einfache intrathorakale Plazierung • System mit modularer driveline und einem kleineren Pocket Controller Das HeartMate III System 4. Berlin Heart Excor ® ® Als sogenannt parakorporales Herzunterstützungssystem bietet Berlin Heart das EXCOR VAD® System an. Dabei ist die Variante EXCOR Pediatric speziell für junge Patienten vom Neugeborenen ® bis hin zum Jugendlichen optimiert, wohingegen EXCOR Adult für Erwachsene ausgelegt ist. Bei diesen beiden Systemen werden Kanülen implantiert und mit Pumpen verbunden, die außerhalb des Körpers liegen. Diese Pumpen werden von einer separaten Einheit über einen Druckluftschlauch angetrieben. Je nach Erkrankung kann eine Pumpe für die Unterstützung einer Herzkammer oder aber zwei Pumpen zur Unterstützung der rechten und der linken Herzkammer erforderlich sein. Das Berlin Heart Excor® System 5. Das Thoratec® TLC-II, pVAD- Antriebssystem Bei dem Thoratec pVAD System handelt sich um ein pulsatiles, parakorporales HerzUnterstützungssystem. Es wird elektrisch gesteuert und pneumatisch betrieben. Das Antriebssystem ist vollständig mit der Doppelantriebskonsole austauschbar. Je nach Bedarf können Patienten von der Doppelantriebskonsole auf die mobile Antriebseinheit wechseln. Das System ist für drei Arten von Unterstützung konfiguriert, abhängig von der jeweils zu unterstützenden Herzkammer LVAD: linksventrikuläres Unterstützungssystem: unterstützt die linke Herzkammer RVAD: rechtsventrikuläres Unterstützungssystem: unterstützt die rechte Herzkammer BiVAD: biventrikuläres Unterstützungssystem: unterstützt die linke und die rechte Herzkammer Eine oder zwei VAD (Pumpen) werden auf dem Bauch positioniert und über Kanülen an Herz und Arterien angeschlossen. Indikation Schwere Herzinsuffizienz Weaning: Komplikationen bei der Entwöhnung von der Herz-Lungen-Maschin Bridge to Transplant (BTT): Überbrückung bis zur Herztransplantation Bridge to Recovery (BTR): Überbrückung bis zur Wiederaufnahme der vollständigen Funktion des eigenen Herzen