Seminarvortrag Professur für Leistungselektronik und Messtechnik, ETH Zürich Prof. Johann W. Kolar ETH-Zentrum, 8092 Zürich, Tel. 01 632 28 33, www.pes.ee.ethz.ch Referent: Titel: Dr. Reto Schöb, Levitronix GmbH, Zürich Magnetisch gelagerte Pumpen für die Herzunterstützung und für die Förderung hochreiner Flüssigkeiten Inhalt: Technologie Pumpen mit mechanischen Lagern, Dichtungen oder Membranen verschleissen, werden undicht und generieren Partikel, welche das Fördermedium verunreinigen. Diese Probleme sind dafür verantwortlich, dass beispielsweise bis heute keine Blutpumpen machbar sind, welche im Schnitt mehr als 2 Jahre halten. Zusammen mit der ETH Zürich hat die Firma Levitronix dichtungsfreie Pumpen entwickelt, welche vollkommen verschleissfrei arbeiten. Der Rotor dieser Zentrifugalpumpen wird mit Hilfe von Magnetfeldern durch das Gehäuse hindurch frei schwebend gelagert und angetrieben (siehe Figur 1). Die eigentliche Pumpe wird damit sehr einfach. Sie besteht lediglich aus zwei Teilen: einem Magneten, welcher je nach Anwendung entweder mit Kunststoff oder mit Titan ummantelt ist und auf welchen ein Flügelrad aufgesetzt wird sowie einem den Rotor umschliessenden Pumpengehäuse. Auch der sogenannte „lagerlose“ Motor, welcher den Pumpenrotor magnetisch antreibt und lagert ist sehr einfach aufgebaut. Er besteht lediglich aus einigen Eisenteilen und je nach Ausführung aus 4 bis 12 Kupferspulen (Figur 2). Das eigentliche Geheimnis dieser revolutionären Technologie liegt in der Signalprozessor-Elektronik und der Software zur Ansteuerung der Motorwicklungen. Je nach Anwendungsbereich wird diese Elektronik in den Motor integriert und redundant ausgeführt (Figur 3). Selbst bei Ausfall irgendeines elektronischen Bauteils oder einer Wicklung arbeitet somit die Pumpe weiter. Einsatzzeiten von 10 Jahren und mehr ohne jegliche Wartung sollten damit möglich werden. Blutpumpe für den extrakorporalen Einsatz Um die Technologie auch im Medizinbereich möglichst rasch zu etablieren wurde zunächst eine Blutpumpe für den extrakorporalen Einsatz entwickelt. Figur 4 zeigt ein Photo sowie einen Querschnitt durch dieses Produkt. Der Pumpenkopf ist hier ein auswechselbares Kunststoffteil, welches nach jedem Einsatz ausgetauscht wird. Damit wird sicher verhindert, dass Blutrückstände von einem Patienten mit dem Blut eines anderen in Kontakt kommen. Extrakorporale Blutpumpen sind beispielsweise während einer Herzoperation als Teil der Herz-Lunge-Maschine für die Aufrechterhaltung der Blutzirkulation verantwortlich. Ein anderer Anwendungsbereich ist die kurzzeitige Herzunterstützung bei kongestivem Herzversagen. Im Vergleich zu herkömmlichen Blutpumpen, ermöglicht die Levitronix Pumpe nicht nur eine wesentlich längere Einsatzdauer, sie weist auch eine geringere Blutschädigungsrate (Hämolyse) auf. Implantierbare Blutpumpe für den langzeitigen Einsatz Gemeinsam mit der Firma Thoratec entwickelt Levitronix eine implantierbare Herzunterstützungspumpe, ein sogenanntes Left Ventricular Assist Device (LVAD) mit der Bezeichnung HeartMate III (Figur 5). Im Gegensatz zum Kunstherzen ersetzt ein LVAD die Funktion des Herzens nicht vollständig, sondern unterstützt den Körperkreislauf durch Parallelschaltung mit dem linken Ventrikel. Das Herz des Patienten bleibt im Körper und übernimmt nach wie vor einen Teil (ca. 30%) des Körperkreislaufs sowie den Lungenkreislauf. Seine natürliche Regelfunktion bleibt vollständig intakt. Zudem dient es als natürliches Backup-System. Jährlich werden weltweit bereits etwa 800 LVADs als „bridge to transplant“ (zur Überbrückung bis ein Spenderorgan für eine Herztransplantation gefunden worden ist), implantiert. Die maximale Einsatzdauer ist aufgrund von mechanischem Verschleiss auf etwa zwei Jahre beschränkt. Im Gegensatz dazu ist das HeartMate III LVAD als Alternative zur Herztransplantation vorgesehen. Dank der verschleissfreien magnetischen Lagerung und der redundanten Elektronik soll es mindestens 10 Jahre unterbruchsfrei arbeiten. Pumpe für die Halbleiterindustrie Da der Einsatz neuer Technologien im Medizienbereich sehr aufwendige Tests und Zulassungsprozeduren erfordert, wurde auch eine geeignete Anwendung der Levitronix Pumpe ausserhalb der Medizin gesucht. Eine solche konnte in der Halbleiterindustrie gefunden werden. Da die Levitronix Pumpe aufgrund der berührungsfreien Lagerung absolut keine Partikel generiert, eignet sie sich ideal zur Förderung hochreiner Flüssigkeiten in Chip-Fertigungsanlagen. Mehrere hundert Pumpen befinden sich bereits im Einsatz. Einlass Pumpengehäuse Flügelrad Auslass Rotor Stator Statorwicklung Figur 1: Prinzip der lagerlosen Pumpe Magnet LagerSpule Motor-Spule Figur 2: Aufbau des lagerlosen Motors Eisenteil Eisen Figur 3: Levitronix Motor mit integrierter Elektronik für den Einsatz in einer implantierbaren Blutpumpe Figur 4: Blutpumpe mit auswechselbarem Pumpenkopf für den extrakorporalen Einsatz Figur 5: Thoratec LVAD HeartMate III (in Entwicklung) Figur 6: Lagerlose Pumpen für die Halbleiterindustrie Zeit/Ort: Donnerstag, 26. Juni 2003, 17.15 Uhr Hörsaal ETF E1, Sternwartstrasse 7, 8006 Zürich Gemeinsam mit Schweiz. Gesellschaft für Automatik (SGA), Schweiz. Elektrotechnischer Verein (SEV) und IEEE Sektion Schweiz