Einführung in die Topologie - Sommer 2012 Lösungen 12. (1) Da π1 (S 1 ) keinen Element der Ordnung zwei enthält, muss f∗ die triviale Abbidung sein, sodass Im(f∗ ) = 0. Andererseits ist R kontrahierbar, damit π1 (R) = 0 und so Im(p∗ ) = 0. Also Im(f∗ ) = 0 = Im(p∗ ). Deswegen existiert eine Liftung f¯ : RP 2 → R von f (vgl. 13.12 des Skriptes). Wegen der Kontrahierbarkeit von R gibt es eine Homotopie H : RP 2 × I → R zwischen f¯ und einer konstanten Abbildung k. Die Komposition p ◦ H ist eine Homotpie zwischen f und der konstanten Abbildung p ◦ k (2) Seien x ∈ X und U die Wegekomponente von x. Wir zeigen, dass U offen und abgeschlossen ist, sodass U = X, weil X zusammenhängend ist. Sei y ∈ X und Vy eine wegzusammenhängende offene Umgebung um y, welche existiert, weil X lokal wegzusammenhängend ist. Jeder Punkt z ∈ Vy ist durch einen Weg µyz mit y verbunden. Wenn y ∈ U , gibt es einen Weg σ von x nach y. Die Verknüpfung µyz · σ ist ein Weg zwischen x und z, sodass z ∈ U und Vy ⊂ U . Deshalb ist [ U= Vy y∈U offen. Wenn y ∈ U , finden wir ein Element z ∈ U ∩ Vy . Sei δ ein Weg zwischen x und z. Die Verknüpfung µyz · δ ist ein Weg zwischen x und y, sodass y ∈ U . Deshalb ist U =U abgeschlossen. 1 2 (3) Die Bilder dieser Übung befinden sich auf Seite 6. definieren, betrachten wir Um W ⊂ R2 zu A := ({0} × [−1, 1]) ∪ {(x, sin(1/x)) | 1/2π ≥ x > 0} ⊂ R2 , was eine beschränkte Version des Raumes der Übung 3 Blatt 2 ist. Sei γ : I → R2 ein injektiver Weg mit γ(0) = (0, −1) ∈ A, γ(1) = (1/2π, 0) ∈ A, γ((0, 1)) ∩ ([0, 1/2π] × [−1, 1]) = ∅. Dann setzen wir W := A ∪ γ(I). Ähnlich zur Übung 3 Blatt 2 kann man zeigen, dass W einfach zusammenhängend ist. Übung 3 Blatt 2 zeigt auch, dass W nicht lokal wegzusammenhängend ist. Zur Definition von f . Seien A1 := {0} × [−1, 1] A2 := {(x, sin(1/x)) | 1/2π ≥ x > 0}. Dann: (a) f |A1 ist die konstante Abbildung nach (−1, 0) ∈ S 1 . (b) f |γ(I) ist eine Parametrisierung des unteren Halbkreises: f |γ(I) : γ(I) → S 1 γ(t) 7→ −eπit , was wohldefiniert und stetig ist, weil γ : I → γ(I) ein homöomorphismus ist. (c) f |A2 ist eine Parametrisierung des oberen Halbkreises: f |A2 : A2 → S 1 (x, sin(1/x)) 7→ (− cos(2π − 2π 2 x), − sin(2π − 2π 2 x)). Es ist einfach zu beweisen, dass Punkte (a)-(b)-(c) eine wohldefinierte stetige Abbildung f definieren. Zusammenfassung: alle Voraussetzungen des Liftungstheorems (bis auf den lokalen Wegzusammenhang von W ) sind erfüllt. Nun zeigen wir, dass das Liftungsproblem für f nicht lösbar ist. Nehmen wir an, dass es eine stetige Liftung f¯ : W → R gibt. Insbesondere f¯(A1 ) = (2k + 1)πi für ein gewisses k ∈ Z und f¯(γ(t)) = (2k + 1)πi + tπi. 3 Da f¯ stetig ist, gilt f¯((x, sin(1/x)) ≥ (2k + 2)πi. Aber dann lim f¯(2/(3πn), sin((3πn)/2) 6= (2k + 1)πi n→∞ = f¯(0, −1) = f¯( lim (2/(3πn), −1)), n→∞ was einen Widerspruch zur Stetigkeit von f¯ um (0, −1) ist. (4) Zuerst beweisen wir, dass (N oφ H, ·) eine Gruppe ist. • Wir rechnen aus (n1 , h1 ) · ((n2 , h2 ) · (n3 , h3 )) = (n1 , h1 )(n2 · φ(h2 )(n3 ), h2 · h3 ) = (n1 · φ(h1 )(n2 · φ(h2 )(n3 )), h1 · (h2 · h3 )) = (n1 · (φ(h1 )(n2 ) · φ(h1 )(φ(h2 )(n3 ))), (h1 · h2 ) · h3 ) = ((n1 · φ(h1 )(n2 )) · φ(h1 · h2 )(n3 ), (h1 · h2 ) · h3 ) = (n1 · φ(h1 )(n2 )), h1 · h2 )(n3 , h3 ) = ((n1 , h1 ) · (n2 , h2 )) · (n3 , h3 ) sodass ”·” assoziativ ist. • Es ist klar, dass (1, 1) · (n, h) = (1 · φ(1)(n)h, 1 · h) = (1 · IdN (n), h) = (1 · n, h) = (n, h) = (n, h) · (1, 1) • Ähnlich ((φ(h−1 )(n))−1 , h−1 )(n, h) = ((φ(h−1 )(n))−1 · φ(h−1 )(n), h−1 h) = (1, 1) = (n, h)((φ(h−1 )(n))−1 , h−1 ) Sei nun ψ : G → Homöo(R2 ) die Abbildung der Angabe. Es ist klar, dass ψ(0, 0)(x, y) = (x, y). 4 Außerdem ψ((h, n) · (h0 , n0 ))(x, y) = ψ(h + (−1)n h0 , n + n0 )(x, y) n h0 = αh+(−1) 0 (β n+n (x, y)) 0 1 − (−1)n+n h+(−1)n h0 0 n+n0 =α x + n + n , (−1) y+ 2 n+n0 1 − (−1) n 0 0 n+n0 + h + (−1) h = x + n + n , (−1) y+ 2 und 0 1 − (−1)n 0 0 n0 +h ψ(h, n)(ψ(h , n )(x, y)) = ψ(h, n) x + n , (−1) y + 2 0 1 − (−1)n 1 − (−1)n n0 0 n 0 = x + n + n, (−1) (−1) y + +h + +h 2 2 0 1 − (−1)n+n 0 n+n0 n 0 = x + n + n , (−1) y+ + h + (−1) h . 2 0 0 Damit ψ((h, n) · (h0 , n0 ))(x, y) = ψ(h, n)(ψ(h0 , n0 )(x, y)), sodass ψ eine Gruppenoperation ist. Zum Beweis, dass ψ eigentlich diskontinuierlich ist: Es ist klar, dass ψ(h, n) B1/2 (x, y) ∩ B1/2 (x, y) = ∅, falls (h, n) 6= (0, 0). Also ist die Gruppenoperation eigentlich diskontinuierlich. Zum Beweis, dass R2 /G ∼ = K. Es ist klar, dass jedes Element z ∈ R2 /G einen Repräsentant z ∈ I × I hat. Es ist auch klar, dass [z] 6= [z 0 ] , falls z und z 0 im Inneren des Quadrates I × I liegen. Deswegen R2 /G ∼ = (I × I)/ ∼, wobei ”∼” eine Identifizierung des Randes ∂(I ×I) ist. Diese Identifizierung ist durch die Abbildungen 5 α|I×{0} : I × {0} → I × {1} (x, 0) 7→ (x, 1) β|{0}×I : {0} × I → {1} × I (0, y) 7→ (1, 1 − y) gegeben. Mit einem Bild: - 6 ? - Das ist nichts anderes als die Kleinsche Flasche (vgl. Übung 1 Blatt 8). 6 • R - f¯ W p ? A1 - A2 • γ(I) f •