www.concept-ophthalmologie.de Ausgabe 6-2010 74434 Fachmagazin für Augenärztinnen und Augenärzte Innovationsmonitor DOC Aktuelles vom Kongress in Hamburg Glaukom Wenn Kinder betroffen sind Tränenfilmosmolarität Neue Sicca-Standarddiagnose? Diskretion bewahren Elektronische Gesundheitskarte – nein danke! Wir wünschen unseren Leserinnen und Lesern ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Neue Jahr! Jahre Große Augenblicke gemeinsam feiern! Vitalux Plus – Das Original in Premiumqualität ® ■ 10 mg freies Lutein ■ Mit allen Elementen der ARED-Studie* ■ Für alle AMD-Patienten ■ Jetzt mit Omega-3-Fettsäuren ** 1 x täglich * ß-Carotin der ARED-Studie wurde wegen erhöhtem Lungenkrebsrisiko bei Rauchern und Ex-Rauchern durch Lutein ersetzt. AREDS report no. 8. Arch Ophthalmol 119 (10) 1417-36 (2001) ® ** mit EPAX -Qualität Novartis Pharma GmbH · Roonstr. 25 · 90429 Nürnberg VITA_Anz_A4 1 26.11.10 11:48 editorial Stoppt den Spaltpilz! Prof. Dr. med. Fritz Dannheim [email protected] Verehrte Kolleginnen, liebe Kollegen! Wieder einmal packt die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) ihren alten Plan aus der Tasche, die Versorgung im fachärztlichen Bereich neu zu strukturieren und in verschiedene Ebenen zu unterteilen. Heraus kommt eine Bevormundung durch die Hintertüre. Dem Vernehmen nach sollen sich die Augenärzte entscheiden, ob sie operativ oder konservativ tätig sein wollen. Im einen Fall können sie nur operative, im anderen Fall nur konservative Leistungen abrechnen. Erreicht werden soll eine Umverteilung des Honorars vom operativen in den konservativen Bereich. Für die „High Volume“Operateure ist dieser Verlust vielleicht nicht bedrohlich, die weit unterfinanzierten konservativen Augenärzte gewinnen aber herzlich wenig dabei. Die kleine Gruppe dazwischen jedoch, die neben ihrer konservativen Praxis in moderatem Umfang eine ambulante OP-Einrichtung nutzt, verliert eines ihrer beiden Standbeine, wie auch immer jeder Einzelne sich entscheidet. Die durchgängige Rundum-Versorgung der Patienten geht verloren, die Individualität und Patienten-Zentriertheit wird eliminiert. Diese künstliche Spaltung des Berufsbildes ähnelt derjenigen der Internisten, die sich für eine hausärztliche oder eine internistische Tätigkeit entscheiden müssen. Auch bei ihnen wird die umfassende Betreuung ihrer Patienten dadurch behindert. tionsträger für die Abrechnungs-Systematik sein. Sie sollen die Morbidität und die therapeutischen Entscheidungen abbilden. Alles andere ist unerwünscht, soll abgetrennt werden. Dabei haben wir Diagnosen, die sehr wohl relevant für ein Risikoprofil sein können, wie die Refraktion. Eine exzessive Myopie oder Hyperopie, eine Anisometropie oder ein Astigmatismus vermögen entscheidende Hinweise zu geben. Wenn diese Diagnosen entfallen, beraubt man uns eines wesentlichen Elementes, welches vielleicht erst Jahre später relevant wird. Und dieses wiederum nur aus abrechnungstechnischen Gründen! Es wird an so vielen Rädchen gedreht und diejenigen, die drehen, haben offensichtlich zu wenig Ahnung davon, was sie tun und welche Konsequenzen das hat. Lassen Sie uns vereint nicht nur gegen die totale elektronische Überwachung unserer Praxen (siehe Seite 15), sondern auch gegen alle anderen Angriffe auf unser Berufsbild angehen. Vom BVA habe ich bisher keine klare Reaktion gehört, seine Unterstützung wäre jetzt gefragt! In diesem Sinne grüßt Sie herzlich! Eine weitere Spaltung zeichnet sich am Horizont ab: Diagnosen sollen zukünftig nur noch Informa- Concept Ophthalmologie 06 / 2010 3 what’s to come. Wir gestalten Zukunft. Durch eine Kultur, die geprägt ist von unbändiger Neugier und interdisziplinärem Austausch bei der Entwicklung neuer Ideen. Durch stetiges Beobachten und Aufspüren neuer Trends in der Ophthalmologie und der Mikrochirurgie. Aber vor allem durch die Nähe zu Ihnen, unseren Kunden. Stets danach strebend, die Zukunft mit Ihnen gemeinsam zu gestalten. Carl Zeiss Meditec Vertriebsgesellschaft mbH 73446 Oberkochen [email protected] Tel. +49 (0) 73 64/20-60 00 www.meditec.zeiss.de kontaktologie 08 38 Heidelberg Engineering lud zum Jubiläumskongress 12 15 Materialwahl und Pflege formstabiler KL California Dreaming aus der praxis Ein Gespräch mit David Pyott über Innovationen bei Allergan 42 ophthalmo-chirurgie Editorial perspektiven 44 24 45 Ärzte blicken besorgt in die Zukunft Aktuelles vom DOC-Kongress in Hamburg standards Duale Optik 03 Multifokale IOL Linse mit weniger Nebenwirkungen medizin 30 Tränenfilmosmolarität Messung bald Standard in der Diagnostik? 32 Compliance Ihre Bedeutung bei der Glaukomtherapie Concept Ophthalmologie 06 / 2010 Editorial Prof. Dr. med. Fritz Dannheim 06 18 41 News Termine Karriere + Chancen Marktplatz für Kleinanzeigen 43 46 Kindliches Glaukom Seltene, aber schwerwiegende Erkrankung 37 Allensbach-Umfrage Entwicklung und Fortschritt IOL arbeitet wie ein Zoom-Objektiv 26 Gutachten Verordnung ersetzt Anhaltspunkte PD Dr. med. Anja Liekfeld 20 Amblyopie-Abrechnung Über die U7a und die Rolle des BVA Diskretion bewahren Vorbehalte gegen die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte 19 Mehr Sehkomfort 47 51 DOC/Dr. Scharrer Anniversary Symposium DOC/Dr. Scharrer www.mediaserver hamburg/Spahrbier aktuelles ophthalmochirurgie 20 Neues vom DOCKongress in Hamburg Zwei Ziele verfolgen die Deutschen Ophthalmo-Chirurgen mit ihren Kongressen: Zum einen legen sie jedes Jahr die Goldstandards in der Augenchirurgie neu fest, zum anderen stellen sie Innovationen vor. Zu den in Hamburg präsentierten Fortschritten zählen in diesem Jahr der Femtosekundenlaser in der Kataraktchirurgie, eine neue akkommodierende IOL, die epimakuläre Brachytherapie bei feuchter AMD und nicht zuletzt ein Mikroimplantat gegen retinale Venenverschlüsse. www.concept-ophthalmologie.de 74434 Buchtipp Marktüberblicke Ausgabe 6-2010 Fachmagazin für Augenärztinnen und Augenärzte 46 - Topographiegeräte 48 - Tränenersatzmittel Innovationsmonitor DOC Firmen stellen vor Elektronische Gesundheitskarte – nein danke! Die letzte Seite Wir wünschen unseren Leserinnen und Lesern ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Neue Jahr! Aktuelles vom Kongress in Hamburg Glaukom Wenn Kinder betroffen sind Tränenfilmosmolarität Neue Sicca-Standarddiagnose? Diskretion bewahren Vorschau + Impressum 5 news menschen + meldungen European Academy Sauflon Bausch + Lomb Zum Präsidenten gewählt Geballte Frauenpower Lob vom Wirtschaftssenator Die European Academy of Ophthalmology (EAO) hat Prof. Dr. med. Anselm Kampik, Generalsekretär der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) aus München, zu ihrem neuen Präsidenten gewählt. Am 1. September 2010 löste er seinen Vorgänger Prof. Dr. med. August Deutman, Nijmegen/Niederlande, ab. Die EAO setzt sich aus ausgewählten Ophthalmologen ganz Europas zusammen. Sie koordiniert, berät und fördert Länder übergreifend Weiterbildung und Forschungsentwicklung sowie die Ausübung der Augenheilkunde und den Zugang hierzu. In seinem neuen Amt will Prof. Kampik sich daher für stärkere Zusammenarbeit der Experten in ganz Europa einsetzen. Seit dem 1. November 2010 betreut die Augenoptik-Meisterin Birte Baars (s. Foto) als Gebietsleiterin Berlin die PLZ-Gebiete 10 und 12-19 sowie 39. Sie bringt langjährige Erfahrung im Außendienst der Branche mit und ist daher eine fachlich versierte Gesprächspartnerin für den Kontaktlinsenspezialisten. Aysel Ceran bearbeitet seit September 2010 als Gebietsleiterin Süd die PLZ 78-79 und 86-89. Sie hat einen B.A. in Wirtschaftspsychologie und war im Außendienst für Medizintechnik tätig. Vielen Kontaktlinsenspezialisten bereits aus dem Kundenservice bekannt, wechselt Anne Stiebich, Dip.-Ing. (FH) Augenoptik, ab sofort als Gebietsleiterin Ost in den Außendienst und wird die Kunden in den PLZ-Gebieten 01-04, 06-09, 95, 98-99 beraten. Am 11.10.2010 besuchte der Berliner Wirtschaftssenator Harald Wolf den weltweit zweitgrößten Standort von Bausch + Lomb in Berlin-Spandau. Dort ging Anfang November eine hochmoderne Produktionslinie zur Herstellung von unkonservierten Augentropfen in Einzeldosen (Ein-Dosis-Ophtiolen, EDO) in Betrieb. Von Berlin aus etabliert sich das Unternehmen als Spezialist für flüssige Augenpräparate im europäischen Markt. Wolf zeigte Anerkennung für die Entwicklung des Unternehmens: „Bausch + Lomb ist ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, dass man mit Mut zu Innovation und Investition auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zukunftsfähig expandieren kann. Unternehmen wie dieses machen die Stärke der Hauptstadt als exzellenten Standort der Gesundheitswirtschaft aus.“ Das Foto zeigt Harald Wolf, Gaëlle Waltinger, die Geschäftsführerin von Bausch + Lomb, sowie Produktionsleiter Jochen Reutter (v.l.n.r.). BVA / BKK Mobil Oil Neuer Facharztvertrag In Zusammenarbeit mit dem Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA) hat die BKK Mobil Oil einen bundesweit geltenden Facharztvertrag zur Amblyopievorsorge für Kinder entwickelt. Das Vorsorgeangebot soll langfristige Sehbehinderungen und Verlust der Sehfähigkeit bei Kindern verhindern. Über den Vertrag können versicherte Kinder der BKK Mobil Oil im Alter von 31-42 Monaten auf Elternwunsch ein umfassendes Screening auf Amblyopie in Anspruch nehmen, Kinder einer Risikogruppe, z.B. bei Schielen der Eltern oder Geschwister, erstmalig schon im Alter von 6-12 Monaten. Mit dem neuen Vertrag schließt die BKK Mobil Oil als erste gesetzliche Krankenkasse bundesweit die Lücke in der augenärztlichen Früherkennung kindlicher Sehstörungen zwischen U7 (21.-24. Lebensmonat) und U8 (43.-48. Lebensmonat) und ermöglicht so einen frühzeitigen und damit erfolgreichen Behandlungsverlauf. Infos unter www.bkk-mobil-oil.de/leistungserbringer. 6 DOG Geänderte Kongressstruktur Unter dem Motto „Herausforderungen in der Augenheilkunde“ findet im kommenden Jahr vom 29.09. bis 02.10.2011 der 109. Kongress der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) im Estrel Berlin statt. Konzentriertes wissenschaftliches Programm und eine besonders platzierte Posterausstellung setzen neue Akzente. Das Programm soll vor allem auf inhaltliche Schwerpunkte fokussieren. Es finden maximal fünf Sitzungen von 90-minütiger Dauer zeitgleich statt. „Mit einem stringenten, gestrafften Programm möchten wir unseren Teilnehmern mehr Aktualität, Fokussierung und Übersichtlichkeit bieten. Eine geringere Anzahl an Parallelveranstaltungen erlaubt es ihnen, möglichst viele Sitzungen zu ihren jeweiligen Interessengebieten wahrzunehmen“, sagt Prof. Dr. med. Thomas Reinhard, Präsident der DOG und Direktor der Universitäts-Augenklinik Freiburg. Stiftung Auge Jazz against Blindness Auf dem Benefizkonzert „Jazz against Blindness“, das am 08.10.2010 im Burgau-Gymnasium in Düren stattfand, wurden 2.077 Euro Spenden zugunsten der Stiftung Auge eingenommen. Ziel der Stiftung, die 2008 von der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) gegründet wurde, ist es, Prävention und Therapie von Augenerkrankung zu verbessern und so Erblindungen zu vermeiden. Das Konzert der Pianistin und Komponistin Brigitte Angerhausen mit ihrer Band war ein Programmhöhepunkt der „Woche des Sehens“ vom 08.-15.10.2010. Es wurde von der Uni-Augenklinik Aachen, dem Berufsförderungswerk Düren, dem Netzwerk Sehen für Aachen, dem Lions Club Düren u.a. veranstaltet. Concept Ophthalmologie 06 / 2010 news Copyright: EuroEyes menschen + meldungen EuroEyes BVA Christoffel-Blindenmission Jetzt auch in Hessen Initiative „Klarheit schaffen“ Ein Meilenstein ist erreicht Am 17. November 2010 eröffnete die EuroEyes Deutschland GmbH ihren ersten Standort in Frankfurt am Main. Auf 450 Quadratmetern Augenlaserklinik mit Beratungszentrum können sich Interessierte über Behandlungsmethoden der refraktiven Chirurgie informieren und Fehlsichtigkeiten wie Kurz-, Weit-, Alterssichtigkeit sowie Hornhautverkrümmung beheben lassen. Neben Dr. Jørn Slot Jørgensen, Gründer und Geschäftsführer der Klinikgruppe, und Dr. Rudolf Berret, Leiter der Klinik Frankfurt, war auch der schnellste deutsche 400-Meter-Sprinter und Olympiateilnehmer Kamghe Gaba bei der Eröffnung anwesend. Er hatte im September eine Augenlaserbehandlung bei EuroEyes durchführen lassen. Das Foto zeigt (v.l.n.r.) Dr. Rudolf Berret, Dr. Jørn Slot Jørgensen und den Leichtathleten Kamghe Gaba. Der Berufsverband der Augenärzte (BVA) hat Anfang November 2010 seine deutschlandweite Kampagne „Klarheit schaffen“ gestartet. Verbunden damit ist die Neugestaltung der BVAHomepage www.augeninfo.de. Hier geht es um Aufklärung über nachlassende Sehkraft, die Bedeutung regelmäßiger augenärztlicher Vorsorge und Kontrolle, vor allem im Alter ab 55 Jahren und bei Kindern. Auf der Homepage schreibt der BVA: „Klarheit schaffen möchten wir aber auch im Bezug auf den Wert unserer Arbeit. Der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), den Kassen und der Politik muss bewusst werden, dass sich fachärztliche Kompetenz durch nichts ersetzen lässt. Es muss sichergestellt werden, dass schlechtes Sehen und Erblindung auch im Bereich der von den Krankenkassen abgedeckten Basisversorung vermeidbar bleiben.” Die Abbildung stellt ein Motiv von der Website der Initiative „Klarheit schaffen“ vor. Ein Meilenstein in der Geschichte der Christoffel-Blindenmission (CBM) ist erreicht: Die 10-millionste Katarakt-Operation in CBM-geförderten Projekten. Diese Rekordmarke wurde am 28.10.2010 im Augenkrankenhaus des Kilimanjaro Christian Medical Centre in Moshi/Tansania überschritten, teilte CBM mit. Der deutsche Augenarzt Dr. Heiko Philippin operierte die fast völlig erblindete Joyce Kaaya (s. Foto): „Die dichte Linsentrübung wurde durch eine Katarakt-Operation mit Kunstlinsenimplantation behandelt. Fast alle Katarakt-Patienten in Tansania sind präoperativ erblindet, wenn man die WHOKriterien anlegt.” Das Überschreiten dieser 10-Millionenmarke wird mit einer Plakat- und Internetkampagne (www.10-millionen-wunder. de) unter dem Motto „Was tust Du als erstes, wenn Du wieder sehen kannst?“ gefeiert. Spectaris Einsparungen möglich Im deutschen Gesundheitswesen steckt weiterhin milliardenschweres Einsparpotenzial, das durch konsequente Nutzung moderner Medizintechnik ausgeschöpft werden könnte. Das unterstreicht die neue Ausgabe der Studienreihe „Das Einsparpotenzial innovativer Medizintechnik im Gesundheitswesen“ der Technischen Universität Berlin, der Unternehmer-Beratung Droege & Comp. sowie der Medizintechnik-Branchenverbände Spectaris und ZVEI – Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie. Die Studie steht zum Download kostenlos unter http:// www.spectaris.de/uploads/tx_ewsartikel/ Einsparpotenzial_2010.pdf zur Verfügung. Weitere Infos auch unter: www.einsparpotenzial-medizintechnik.de Concept Ophthalmologie 06 / 2010 Carl Zeiss Meditec Morbus Stargardt Stammzellen sollen heilen Laut einer Meldung der dpa New York glauben US-Forscher, das Augenleiden Morbus Stargardt mit Hilfe embryonaler Stammzellen behandeln zu können. Nach vielversprechenden Ergebnissen bei Ratten und Mäusen darf das Verfahren jetzt erstmals auch an Menschen getestet werden. Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA gab nach langem Zögern ihre Zustimmung, teilte das Biotech-Unternehmen Advanced Cell Technology (ACT) im November 2010 mit. Bisher gibt es keine Therapie, die die Krankheit aufhalten kann. Das Verfahren, das Pigmentepithelzellen aus den Stammzellen menschlicher Embryonen gewinnt, wird zunächst nur an zwölf Patienten getestet. Erwartungen übertroffen Der Vorstand der Carl Zeiss Meditec AG hat am 16.10.2010 den vorläufigen Jahresabschluss zum 30.09.2010 mit dem Prüfungsausschuss des Aufsichtsrats beraten. Umsatz- und Ergebniszahlen liegen über den Konsenserwartungen. Deshalb veröffentlichte das Unternehmen bereits die wesentlichen Eckdaten zum Geschäftsjahr 2009/10: Der Umsatz erreichte 676,7 Mio. Euro (GJ 08/09: 640,1 Mio. Euro), das operative Ergebnis (EBIT) 86,7 Mio. Euro (GJ 08/09: 76,1 Mio. Euro). Unter Berücksichtigung von Zinsund Währungseffekten beträgt das Konzernergebnis nach Minderheiten 54,9 Mio. Euro bzw. 0,68 Euro je Aktie (GJ 08/09: 50,5 Mio. Euro bzw. 0,62 Euro je Aktie). Der Gesamtüberblick über das Geschäftsjahr 2009/2010 wird im Rahmen der Jahresabschlussveröffentlichung am 16.12.2010 veröffentlicht. 7 aktuelles firmen-jubiläum Innovation durch Kooperation Heidelberg Engineering wurde 20 Jahre alt und feierte das am 19./20.11.2010 mit einem besonderen Kongress über den Einsatz von HE-Technologie im Kontext moderner medizinischer Herausforderungen. Heinz Jürgen Höninger sprach mit Dr. Kester Nahen, Leiter für Globales Marketing und Unternehmensentwicklung, über das Anniversary Symposium. Herr Dr. Nahen, was hat Ihnen gut gefallen am Symposium? Wer hat das organisiert? Dr. Kester Nahen: Dass so viele Teilnehmer gekommen sind. 250 Besucher aus 35 Ländern. Da waren wir schon sehr beeindruckt. Kunden, die unseren Geräten hohe Bedeutung und großen Wert in der klinischen Arbeit beimessen. Hochrangige Wissenschaftler, die als Vortragende das Auditorium begeisterten. Denn die vielen Fachleute sind ja nicht nur gekommen, um mit uns zu feiern, sondern sie wollten sich über die neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet der bildgebenden Diagnostik informieren. Für die Teilnahme am Kongress gab es für deutsche Ärzte entsprechende Fortbildungspunkte, was natürlich den Mehrwert der Veranstaltung erhöhte. Federführend Dr. Gerhard Zinser, der Mitinhaber, Mitgründer und Entwicklungsleiter ist. Er hat das Symposium initiiert, um ein Forum für den Austausch zwischen Wissenschaftlern und Klinikern zu schaffen. Für die gesamte Organisation des Ablaufs war Dr. Stephan Schulz mit seinem Heidelberg Engineering Academy Team verantwortlich. Wie Sie vielleicht wissen, wird der gesamte Bereich Fortbildung bei uns sehr groß geschrieben. Da verfügen wir über eine eigene Abteilung. So betreut Dr. Schultz eine große Anzahl von Fortbildungsveranstaltungen, die wir im In- und Ausland durchführen. 8 Concept Ophthalmologie 06 / 2010 firmen-jubiläum aktuelles Prof. Nagahisa Yoshimura (Kyoto) im Gespräch mit Dr. Gerhard Zinser (l.o.). Strahlende Gesichter beim Gruppenfoto. Die Mitarbeiter von Heidelberg Engineering bedankten sich bei Christoph Schoess und Dr. Gerhard Zinser für Inspiration und Vertrauen (r.o.). In einer Live-Schaltung aus San Francicso stellte Prof. John Flanagan das Heidelberg Edge Perimeter vor (l.u.). Wissenschaftlicher Austausch auch am Abend im Gespräch zwischen Prof. Christian Mardin (Erlangen), Prof. Josef Bille (Heidelberg), Prof. Frank Holz (Bonn) und Dr. Francisca Blumhagen von der Firma Novartis (Nürnberg) (r.u.). Und er hat anscheinend auch ein Talent, die Stuhlreihen zu schließen und nicht locker zu lassen, bis auch der letzte Platz besetzt ist (Redaktioneller Hinweis: Für das Gruppenbild der Veranstalter und Vortragenden nebst Auditorium hexte er auf der Bühne und war beharrlich, bis alle so standen und saßen, dass es dem Anlass gemäß war). Sie haben es ja an der Reaktion von Dr. Zinser herausgehört, als er sagte, wie sehr Stephan uns alle immer wieder überrascht mit solchen Ideen. Das war nämlich nicht geplant. Wie kommt es, dass der Kontakt zwischen Ihrem Team und den vortragenden Ärzten so herzlich, ja so persönlich ist? Das wirkt auf Pharma-Kongressen viel distanzierter. Der Unterschied ist vielleicht der, dass bei den Pharmakologen der Wirkstoff im Labor entwickelt wird. Der Entwicklungsprozess läuft dort ab und muss anschließend, bevor die Augenärzte mit den Wirkstoffen in Kontakt kommen, viele andere Erprobungsstufen durchlaufen. Der Arzt steht in der Entwicklungskette ganz hinten. Bei uns ist das anders. Natürlich bauen auch wir zunächst eigenständig Prototypen und experimentel- Concept Ophthalmologie 06 / 2010 le Geräte, mit denen viele der Forscher, die am Wochenende bei uns waren, erst einmal beginnen zu arbeiten. Manchmal sogar über Jahre hinaus. Im Laufe der Zeit schält sich dann erst die richtige klinische Anwendung dafür heraus. So wird das Gerät eben in mehreren Iterationen weiterentwickelt und verfeinert. Erst dann kommt man schlussendlich bei einem Produkt an, das speziell für eine Krankheit oder eine Reihe von Krankheiten zur Diagnostik eingesetzt wird. Über die Jahre der Zusammenarbeit entstehen hier natürlich enge und auch besondere Kontakte. Das ergibt sich aus der regen und intensiven Kommunikation zwischen unserem Team und den Ärzten. Wir benötigen deren Beobachtungen, Ergebnisse und Kommentare. All das nutzen wir dann, um die Geräte entsprechend weiterzuentwickeln. Deshalb sind die kooperierenden Wissenschaftler draußen so wichtig. Nur so wird gewährleistet, dass die Geräte später genau das tun, was der Arzt von ihnen verlangt. Sie sind also ständig auf Tuchfühlung mit den Ärzten? Das ist für uns existenziell. Die Kontakte, die wir pflegen auf den vielen Messen und Kongressen, sind ja nicht nur dazu 9 aktuelles firmen-jubiläum da, um unsere Geräte zu verkaufen. Nein, diese Veranstaltungen sind Foren, auf denen wir den Ärzten – und nicht nur den führenden Wissenschaftlern, sondern auch den Niedergelassenen – zuhören können. Wir erfahren so, wo die klinischen Fragestellungen sind etc. pp. Anschließend gehen wir wieder zurück in unser stilles Kämmerlein und überlegen, wie wir diesen klinischen Bedarf adressieren können; wie wir das mit den technologischen Möglichkeiten umsetzen können. Nur daraus entwickelt sich unsere Fähigkeit zur Innovation und unsere wirtschaftliche Leistungsfähigkeit. Diejenigen, die auf dem Symposium vorgetragen haben, waren eine kleine Auswahl von hervorragenden Ärzten, mit denen wir arbeiten. Da möchte ich ehrlich sein: Wir hatten die Qual der Wahl bei der Auswahl der Redner, weil es wirklich so viel mehr wertvolle und positive Kollaborationen gibt als die, die wir jetzt hier vorstellen konnten. Angelegenheit, wie unsere Geräte die MS in ihrer Ausprägung zu identifizieren vermögen und wie man den Verlauf mittels OCT nicht-invasiv verfolgen kann. Dieser Vortrag hat rege Diskussionen ausgelöst unter den Teilnehmern, die mehrheitlich aus dem ophthalmologischen Bereich kamen und wahrscheinlich eher selten den Vortrag eines Neurologen verfolgen. Geben Sie mir ein Beispiel für eine Kooperation? Was kann man von Heidelberg Engineering noch erwarten? Gerne. Nehmen wir das Rostock Cornea-Modul. Es wird am HRT eingesetzt, um eine mikroskopische Untersuchung der Hornhautschichten vorzunehmen. Das Modul hat nun diesen Namen, weil es aufgrund einer engen Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe an der Universität Rostock entstanden ist. Im Grunde kann man diese wissenschaftlichen Kollaborationen als Verlängerung unserer Entwicklungsabteilung verstehen. Das Engagement in der Neurologie habe ich ja schon angesprochen. Aber natürlich ist die Augenheilkunde unser Kerngeschäft. Wichtig ist, nah am Geschehen zu sein. Deshalb versuchen wir den neuen diagnostischen Bedarf abzudecken, den neue Medikamente schaffen, die auf den Markt kommen. Wir haben in den Vorträgen von Professor Sebastian Wolf und Professor Daniel Pauleikhoff gehört, wie ideal die AntiVEGF-Therapie von der OCT-Technologie und der Angiographie begleitet werden kann, um zu schauen, ob die Medikamente beim einzelnen Patienten wirken. Das Stichwort heißt hier „individualisierte Therapie“. Aber nicht nur im Bereich der feuchten AMD. Es gibt eine ganze Reihe von Studien zur trockenen AMD, die zur Zeit durchgeführt werden. Hier versprechen wir uns sehr viel von der BluePeak Blue Laser Autofluoreszenz, die Professor Frank Holz vorgestellt hat. Diese Technologie wird es erlauben, den Erfolg neuer Medikamente nachzuweisen – auch in der klinischen Praxis. Der Kongress hat jedenfalls gezeigt: Heidelberg Engineering ist innovativ kräftig unterwegs? Wir sind in jüngster Zeit auch in der Neurologie tätig. Hier geht es um neurodegenerative Erkrankungen wie MS. So wird unser Spectralis OCT im Rahmen einer großen internationalen multizentrischen Studie eingesetzt. Die Präsentation unseres Engagements in der Neurologie gehörte für mich zu einem Highlight der Veranstaltung. Professor Green von der University of San Francisco beeindruckte die Zuhörerschaft, als er berichtete wie unsere OCT-Technologie bei Patienten mit MS eingesetzt wird. Das ist eine sehr spannende Dr. Kester Nahen, Leiter für Globales Marketing und Unternehmensentwicklung bei Heidelberg Engineering Und haben Sie auch für die Zukunft noch andere Fachbereiche im Visier? Nein, da planen wir derzeit nichts. Die Neurologie ist zur Zeit der einzige Bereich, in dem wir über die Ophthalmologie hinaus tätig sind. Sie ist für uns aber auf jeden Fall ein Wachstumsbereich. Da haben wir in Deutschland schon eine Reihe von Geräten platziert. Unsere Entwicklungen sind ganz eng daran geknüpft, was medikamentös möglich werden wird. Daraus ergeben sich dann für uns jeweils neue Anwendungsfelder. Hier ist für die trockene AMD die Fundus-Autofluoreszenz eine sehr vielversprechende Technologie. Na, und es geht auch technologisch gut weiter. Im letzten Vortrag schaute Professor Josef Bille ja noch weiter in die Zukunft. In seinem Vortrag ging es um vollkommen neue bildgebende Verfahren – sei es an der Hornhaut oder an der Netzhaut. Die 2-Photonen-Bildgebung zur Autofluoreszenz oder Second Harmonic Generation (SHG) ist ein vielversprechendes Verfahren, mit dem wir Strukturen mit noch höherer Auflösung – also noch detailgetreuer – nachweisen können. Ja, es geht wirklich gut voran in Heidelberg. Vielen Dank für das Gespräch. 10 Concept Ophthalmologie 06 / 2010 ECCO, die Med-Kontaktlinsen ECCO med bio, ECCO med advanced, ECCO med premium: Die komfor tablen Med-Kontaktlinsen vom Augenarzt gibt es als Tages-, Monats- und Silikonhydrogel-Kontaktlinsen – natürlich mit den passenden Med-Pflegelösungen. 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Auf den von ihm in einer gewissen Marketinggenialität ersonnenen Begriff hatte die Welt anscheinend gewartet. Nur so ist erklärbar, dass er in Windeseile global bekannt wurde und Eingang in die Gesundheitswörterbücher fand. Das, was er assoziiert, ist ein Wachstumsmarkt sondergleichen. Die Financial Times Deutschland (FTD) schrieb im Juni 2010: „Seit zwölf Jahren führt Pyott einen Konzern, der bekannt ist für alles, was Frauen schön macht – oder sie zumindest so aussehen lässt. (...) Dass Allergan seinen Hauptumsatz mit Augentropfen und Medikamenten gegen grünen Star bestreitet, interessiert kaum noch einen. Denn mit Botox hat Pyott – abgesehen von Viagra – eine der stärksten Pharmamarken überhaupt geschaffen.“ Der Umsatz mit ophthalmologischen Produkten ist mit 47 % der bedeutendste bei Allergan. Hier sieht CEO David Pyott auch die Herkunft und die Kernkompetenz des Unternehmens. 15 % des Umsatzes macht man mit Botox im therapeutischen Einsatz. Die erstattungsfähigen Therapeutika machen 72 % des Gesamtumsatzes aus – Selbstzahlerprodukte 28 % 12 Es mag vieles stimmen, was FTD schreibt, aber in einem irrt die Redaktion: Eine Menge Menschen interessiert das, wofür Allergan in der Ophthalmologie steht. Nicht nur die augenärztliche Fachwelt, sondern auch Millionen von betroffenen Patienten auf der ganzen Welt, die vor einem mehr Angst haben als vor Falten: dem Verlust des Augenlichts oder dem nachlassenden Komfort des Sehens. Innovationen und Hintergründe Pyott ist auch für einen erfahrenen Journalisten ein erstaunlicher Mann. Leben wir doch in einer Meeting-Zeit, in der Raum für Gespräche immer enger wird, in der versucht wird, selbst die Fachwelt mit PR-Convenience abzuspeisen. Und hier plötzlich ganz das Gegenteil: Unkompliziertheit im Finden eines Termins für ein halbstündiges Gespräch zwischen Orange County (Kalifornien) und dem Milchkuhland (Allgäu). Ein Treffen quasi zu Kaffeezeiten: 8.00 Uhr am Morgen jenseits des Ozeans, 16.00 Uhr nachmittags diesseits der Alpen. Ein Gespräch über Innovation und ihre Hintergründe – am Beispiel von Ozurdex. Keine Werbeveranstaltung, sondern Ausleuchten von Hintergründen. Zur kurzen (vielleicht unnötigen) Erinnerung: Ozurdex ist ein biologisch abbaubares, intravitreales Implantat mit dem Wirkstoff Dexamethason, das mit einem speziell entwickelten Einmalapplikator ins Auge eingebracht wird. Zugelassen zur Behandlung des Makulaödems beim retinalem Venenverschluss. Keine pharmakobiologische, aber eine therapeutische Sprunginnovation, von der Augenärzte sagen, dass sie einen Paradigmenwechsel darstelle. Demnächst wird das Implantat zur Therapie der Uveitis auf den Markt kommen – in den USA ist es hierfür bereits zugelassen – und im nächsten Schritt gegen das diabetische Makulaödem. Allergan erschließt sich damit erstmals den Markt für retinale Erkrankungen, der bisher nur den bekannten Anti-VEGFs via IVOM offenstand. Concept Ophthalmologie 06 / 2010 innovationen Was für ein Mensch ist der CEO von Allergan? Wer sich mit ihm beschäftigt, kann nicht anders als konstatieren: Er scheint ein besonderer Mensch zu sein. Einer mit vielen Freunden und Bewunderern. Im Internet findet sich ein Film der kalifornischen Universität (UCI), die ihn im August 2010 mit einem Preis geehrt hat. Selbst Konkurrenten loben ihn darin in den höchsten Tönen. Und er kennt (beinahe!) Gott und die Welt: Fotos zeigen ihn mit der Queen, mit den Ex-US-Präsidenten Bill Clinton und George Bush sen., mit Michail Gorbatschow, dem kalifornischen Gouverneur Arnold Schwarzenegger – aber auch im Freizeitdress auf dem Campus. Er ist einer, der sich um alle sorgt, Angestellte wie Aktionäre, Patienten wie Ärzte, sei es auf lokaler, regionaler, nationaler oder internationaler Ebene. So verwundert es nicht, wie er beschrieben wird: Als Healthcare Innovator. Als großer Kommunikator. Als Vorwärtsdenker mit messerscharfem Verstand und wunderbarem Witz. Als Mann mit großen Visionen und der Fähigkeit zur Antizipation von Veränderungen und guten Gelegenheiten. Als einer, der bei aller strategischer Planung nie die pragmatische Ausführung und die Details aus den Augen verliert. Als jemand, der die Firma und die Menschen liebt. Seine Passion zieht sich wie ein roter Faden durch alle Charakterisierungen: die Leidenschaft für das, was er tut. Und er tut vieles. Dabei wirkt er immer authentisch und integer. Ein Mensch mit der Fähigkeit, Menschen – im positiven Sinne – zu beeinflussen. Oder, wie ein Geschäftspartner sagt: Er habe gezeigt, dass Führung auf höchster Ebene kein Aufruf zur Selbstgefälligkeit sei, sondern eine Chance, zu dienen. Pyott ist ein Phänomen – und ein Marketingspezialist. aktuelles Als David Pyott 1998 antrat, reorgansierte er das gesamte Unternehmen. Er senkte die Unternehmensstrukturkosten um 22 %, sparte das Geld aber nicht, sondern investierte es in Forschung, Entwicklung und in die Betreuung der Märkte. Pyott will nah am Markt sein, nah an den Bedürfnissen der Augenärzte. Das Wachstum der Forschungs- und Entwicklungsausgaben über die Jahre kann sich sehen lassen Konsequente Ausrichtung an Bedürfnissen Wer über Innovation spricht, kennt den Ökonomen Joseph Schumpeter, selbstverständlich auch der MBA-Absolvent der Business School of London, David Pyott. Nach Schumpeter stellt eine Erfindung, eine Neuerung, eine Invention an sich noch keine Innovation dar. Dazu wird sie erst, wenn sie sich im jeweiligen Markt bzw. Nutzungssektor erfolgreich durchgesetzt hat. Dass Reorganisation und Investitionen sich lohnen, zeigt der stetig steigende Umsatz von Allergan weltweit. David Pyott führt das Unternehemen stetig und sukzessive zu immer mehr Umsatz. All das gelang dem erst dritten CEO in der 60-jährigen Firmengeschichte durch seine vielfältigen Kompetenzen und durch zwingende Konsequenz in der Ausrichtung des Unternehmens auf die Bedürfnisse der Märkte. Dunkelblau: Ausgaben E&F Das erklärt auch, warum das Marketing so wichtig für die Pharmaindustrie ist. Häufig falsch verstanden als Werbung, sorgt das es genau für die Bedingungen, unter denen eine Invention zu einer Innovation werden kann. Das Produkt muss kommunikativ konsequent ausgerichtet sein auf die Therapiebedürfnisse der jeweiligen Anspruchsgruppen – eingebettet in die rechtlichen Besonderheiten der jeweiligen Länder, die speziellen Strukturen der jeweiligen Gesundheitssysteme und die unterschiedlichen Mentalitäten der verschiedenen Kulturen. Darum nennt der gebürtige Schotte sich auch – wie jüngst in der Ärztezeitung – gerne Marketingfritze, unterschlägt aber nicht seine spezielle juristische Vorbildung. Bevor er seinen MBA machte, legte er einen Abschluss in Internationalem Recht in Amsterdam hin. David Pyott weiß, dass Augenärzte auf weitere Innovationen warten. Deshalb hält er engen Kontakt zur Basis. Vor der Einführung von Ozurdex besuchte er mit Deutschland-Geschäftsführer Dr. Keller alle führenden Retina-Spezialisten, um deren Meinung zu hören und weitere Chancen zu diskutieren. Was im nächsten und übernächsten Jahr zu erwarten ist, zeigt obiges Schaubild Concept Ophthalmologie 06 / 2010 13 aktuelles innovationen „Die juristische Vorbildung bringt eine spezielle Systematik des Denkens hervor. Eine Einübung in die Fähigkeit, Dinge mit sehr viel Disziplin auseinander zu nehmen, zu anlysieren, zu verstehen.“ Und seine Sozialisation als Kosmopolit prädestiniert ihn für das Handeln in den unterschiedlichsten Ländern mit verschiedenen Bedingungen. Das ist wichtig für einen Global-Player wie Allergan mit seinen vielfältigen Nischenprodukten. „Ich bin froh, in vielen Kulturen gelebt und gearbeitet zu haben – in Amerika, Asien, Europa. Wenn man andere Kulturen durch das eigene Erleben zu verstehen gelernt hat, ist man besser darin, schnell gezielte Fragen nach den Bedürfnissen zu stellen.“ Und wer so groß wird, entwickelt wahrscheinlich eher eine Disposition für Offenheit, für das Entdecken von Möglichkeiten – aber auf der Grundlage des Mottos „Schuster bleib bei deinen Leisten!“ Deshalb war und ist es für Pyott auch so wichtig, die Kernkompetenz Ophthalmologie bei Allergan voranzutreiben – trotz des Erfolges von Botox. Allergan kommt aus der Augenheilkunde, macht dort mit 47 % sein Hauptgeschäft – und so soll es auch bleiben. Wer hier erfolgreich sein will, muss in Forschung und Entwicklung investieren. Pyott: „Allergan gilt als innovatives und forschungsfreudiges Unternehmen weltweit. Gegenüber den üblichen 10 % investieren wir über alle Bereiche gerechnet 16 % in Forschung und Entwicklung. Betrachte ich nur die Pharmaseite in unserem Unternehmen, so gehen wir hier schon Richtung 20 %.“ Das hat er von Beginn an betrieben, als er an die Spitze von Allergan berufen wurde. „Wenn man an der Spitze der Entwicklungen bleiben möchte, sind hohe Investitionen notwendig. Als ich 1998 anfing, lag das Budget unter 100 Mio. US-Dollar – und 2011 wird es weit über 800 Mio. liegen. Das macht mich stolz und guter Dinge.“ Wie und wann entstand die Idee? Wann entstand überhaupt die Idee zu Ozurdex und wie teuer war sie? „Wir haben ideenmäßig Ausschau nach einer Shakeroder einer Plattformtechnologie gehalten. Und wir fanden ein Start-up-Unternehmen, das seit Ende der 1990er Jahre daran arbeitete. Das haben wir beobachtet und uns gedacht, dass das eine große Sache werden könnte – ein winziges Implantat in den Glaskörper einzubringen als Träger eines Medikaments. Ich selbst war fasziniert von den darin enthaltenen Möglichkeiten. 2003 kauften wir das Unternehmen für 230 Mio. Dollar. Das Ende dieser Reise war dann die Anmeldung von Ozurdex in den USA vor zwei Jahren und das grüne Licht im Sommer 2009. Wir haben all die Jahre daran geglaubt.“ Eine umgesetzte Vision, die aber letztlich auch insgesamt fast eine halbe Milliarde US-Dollar gekostet hat. Kein Pappenstiel. Und wie oft gibt es zerschlagene Hoffnungen, finanzielle Engagements, die als sunken costs abgebucht werden müssen? Pyott: „Schön, dass Sie das fragen. Von acht Versuchen ist vielleicht einer wirklich erfolgreich. Ich hoffe, die Kritiker verstehen jetzt besser, warum Pharmaka so viel Geld kosten.“ 14 Auch jetzt ist er mit Allergan wieder vorne unterwegs. Will therapeutisch noch näher ran an die Retina und sucht dazu neue technologische Möglichkeiten. „Ich werde häufig gefragt, ob man in ein solches Implantat auch Anti-VEGFs zur monatlichen Pulstherapie einbringen könne. Dazu aber müssen wir ein großes Fragment in das Trägersystem bringen. Vor etwas sechs Monaten unterschrieben wir dazu eine Lizenz mit einem Unternehmen in der Nähe von München. Die entwickeln ein solches Fragment – zunächst einmal für die Onkologie. Aber ich bin mir sicher, es wird für spätere Generationen von Anti-VEGFs in der Ophthalmologie von großem Nutzen sein. Das dauert jedoch alles seine Zeit. Vielleicht kommen wir zum Ende des nächsten Jahrzehnts damit auf dem Markt.“ Moderne Technologien sind intelligent Das zweiphasige Management der Ozurdextechnologie sei im Grunde die erste Umsetzung solcher intelligenten Technologien, mit denen Allergan in Zukunft aufwarten möchte. „Anfänglich setzt das System eine relativ hohe Dosis frei, die benötigt wird, um die Steroidrezeptoren ausreichend abzusättigen. So erreichten wir eine schnelle Wirkung. Danach benötigt man nur noch eine Erhaltungsdosis und erreicht so eine therapeutische Wirkung von bis zu sechs Monaten. Die Technologie empfindet im Grunde genommen intelligent die Biologie des Körpers nach.“ Und wie David Pyott bei Botox die Diversifikation der Indikationen vorantreibt und mit dem Einsatz gegen die Migräne mit einer weiteren Milliarde Dollar Umsatzsteigerung pro Jahr rechnen kann, so kann man ziemlich sicher sein, dass er das Ziel auch in der Augenheilkunde umsetzen möchte. Noch wird er in Interviews gefragt, wann er gedenke, mit Allergan zu den Pharmagiganten aufzuschließen – dorthin, wo es mit zweistelligen Milliardenumsätzen beginnt. Bedenkt man, dass er erst 57 Jahre alt ist und seit seinem Eintritt in das Unternehmen vor zwölf Jahren den Umsatz verfünffacht hat, dann ist eigentlich kein Zweifel zu hegen, dass er es noch schaffen wird. Zum Schluss: Ich vergaß zu fragen, ob er lieber Kaffee oder Tee trinkt. Als Schotte wahrscheinlich lieber Tee, aber auch als jemand, der die ersten sieben Jahre in Indien auf einer Teeplantage groß wurde, die sein Vater nebst Werk leitete. Doch der Geschmack könnte sich auch später geprägt haben für den, der in vielen Kulturen und Sprachen zu Hause ist – alphabetisch: Deutsch, Englisch, Französisch, Indisch, Niederländisch, Spanisch – und das Schwizzerdütsch nicht zu vergessen. Denn seine Karriere ist stark schweizerisch geprägt durch lange Jahre bei Sandoz, später Novartis. Und sein entspannter Gesichtsausdruck auf den Fotos? Nicht nur Botox, aber auch. Er liebt eben das, was er tut. Von Heinz Jürgen Höninger Concept Ophthalmologie 06 / 2010 elektronische gesundheitskarte aktuelles Diskretion bewahren Die angestrebte Realisierung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) stößt nicht nur in der Ärzteschaft nach wie vor auf große Ablehnung. Wer sensibel ist und den Mut hat, auch scheinbar weniger Bedeutendes in einen größeren Kontext zu bringen, dem kann angesichts ihrer Risiken schwindelig werden, meint Prof. Dr. Fritz Dannheim. U nser lieber Vater Staat – wie er sich um uns kümmert: Erinnern Sie sich noch an unseren Artikel in der Ausgabe CONCEPT 03-2007, in dem der Gesundheitswissenschaftler Professor Jost Bauch vom „Therapeutischen Staat“ schrieb? Darin führte er aus, wie der Staat sukzessive das Controlling im Gesundheitswesen bis hinein in die kleinsten Details übernimmt. Und wie es ausgehen wird, ist klar: Erst kommt das Begehren der Steuerung (Controlling), dann aber vielleicht der Anspruch nach Macht (Kontrolle) und der damit verbundenen Forderung nach Gefolgschaft. Von ganz besonderer Bedeutung für uns Ärzte ist in diesem Zusammenhang die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK). Immer wieder betonen Befürworter die Vorteile bei der zwischenärztlichen Kommunikation, die Verhinderung des Missbrauchs der Karte und die Bereitstellung der Notfalldaten. Andererseits wurden in allen Testregionen jedoch gravierende Probleme in der praktischen Handhabung nachgewiesen und keiner der versprochenen Vorteile hat sich eingestellt. Der Verwaltungsaufwand und die Störanfälligkeit des Systems seien immens gewesen und Concept Ophthalmologie 06 / 2010 schon das Ausstellen eines Rezeptes konnte zum Geduldspiel werden. Nicht ohne Grund hat sich deshalb die Ärzteschaft auf drei Ärztetagen dagegen ausgesprochen. Besonders bedauerlich ist: Noch 2009 lehnte eine freiheitliche politische Partei die Einführung der eGK ab und jetzt, wo sie in der Verantwortung steht, vollzieht dieselbe Partei eine Kehrtwendung und fordert deren rasche Realisierung. Und niemand diskutiert in diesem Zusammenhang die ständig größer werdenden „technokratischen Visionen einer integrierten Welt“ aus dem Internet, wie es die Süddeutsche Zeitung am 17. November 2010 über die „Giganten in Jeanshosen“ beschrieb. Zuckerberg mit Facebook, Steve Jobs von Apple oder – für uns – noch gravierender Brin und Page, Gründer von Google. Die SZ schreibt: „Google hat längst nicht nur die Ordnung des World Wide Web und die Kartographie revolutioniert, den Markt der E-Mail-Anbieter aufgemischt und die Medienwelt in Anhängigkeit gezwungen. Mit Google Health will der Konzern in Zukunft auch das globale Gesundheitswesen zentralisieren und – wenn es der technische Fortschritt erlaubt – auch bald unsere genetische Identität.“ 15 aktuelles elektronische gesundheitskarte Wer sensibel ist und den Mut hat, auch scheinbar weniger Bedeutendes wie die elektronische Krankenkarte, gemeinsam mit dem elektronischen Personalausweis, in einen größeren Kontext zu bringen, dem kann schon schwindelig werden. Selbst wenn das Dämonium Orwells (Big Brother) in Kumpanei mit der Hölle Huxleys (Schöne neue Welt) für manchen noch weit hergeholt zu sein scheint, so machen schon die Blicke in unsere Realität Angst. Denn was wird folgen? Die individuelle Arzt-Patienten-Beziehung würde nach außen transparent. Diese Sphäre, die sich auch über Vertrauen, Nähe und Zuwendung mit ihren erstaunlichen Heilfähigkeiten entfaltet, würde vernichtet. Darüber hinaus würde der Arzt in ein fast tragisches Dilemma getrieben. Gleichgültig, wie er sich entscheidet, er wird angreifbar: Wenn er möglicherweise relevante Tatsachen zum Schutze des Patienten nicht dokumentiert, macht er sich der fehlerhaften Dokumentation schuldig; wenn er sie dokumentiert, könnte er der Verletzung des Arztgeheimnisses beschuldigt werden. Ist es nicht so? Täglich hören und lesen wir über Missbrauch elektronischer Daten. Bereits durch das überteuerte Übertragungssystem der Quartalsabrechnung per Internet, das von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) jetzt beworben und ab dem kommenden Jahr 2011 verpflichtend eingeführt werden soll, ist jede Praxis nachweislich dem Zugriff Dritter schutzlos ausgeliefert [Palm, L: Praxisüberwachung, 27.09.2010, [email protected], ZKN Mitteilungen der niedersächsischen Zahnärzte Nov. 11/2010, pp. 642-644, www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33401/1.html]. Dieses System auch noch „SafeNet“ zu nennen ist zynisch. Die verschiedensten Unternehmen sind mit dem Aufbau der Netze beauftragt, wer soll und kann für deren Loyalität bürgen? Wenn es cleveren Hackern möglich ist, in den Zentralrechner des Pentagons einzudringen, so wird es ihnen ein Leichtes sein, Einsicht in jede Praxis-EDV zu nehmen. Und das alles nur, um der KV die Quartalsabrechnung zu übermitteln, obwohl diese sich auf einer Diskette oder mit einer preiswerteren und besser gesicherten elektronischen Datenübermittlung verschicken lässt. Unter www.dr-fontana.de/ onlinepraxis.zip können weitere Informationen heruntergeladen werden. Prof. Dr. med. Fritz Dannheim 16 Keine Rückendeckung aus den Verbänden Die KBV hat offensichtlich die Interessen ihrer Vertragsärzte längst aus dem Blickfeld verloren. Der Berufsverband der Augenärzte (BVA) teilt lapidar die kommende Pflicht zur Online-Abrechnung mit, ohne die Implikationen zu reflektieren oder seine Mitglieder davor in Schutz zu nehmen [Augenarzt 44, Heft 5 p 215]. Von der Ärztekammer, deren Pflichtmitglieder wir sind und die doch für die Arztethik verantwortlich sein sollte, kommt ebenfalls keine Rückendeckung gegenüber dieser Forderung. Und wo bleiben die offiziellen Datenschutzbeauftragten? Es wird fraglos interessierte Gruppen geben, die gute Preise für illegal erworbene Gesundheitsdaten bezahlen. Macht doch unser Staat selbst nicht Halt vor schmuddeligen Geschäften, z.B. bei Angeboten kriminell erworbener Kundendaten von ausländischen Bankhäusern. Vielleicht wird es aber auch einen Deal mit Google geben oder irgendeinem genialen Nachfolger, der gerade noch in einer Garage in der Ukraine (es muss ja nicht immer Kalifornien sein) sitzt und an der nächsten revolutionären Idee arbeitet, von der wir alle noch nichts wissen und die unsere Welt verändern wird. All dies ist sattsam bekannt. Orwells Prognosen sind längst eingetroffen. Und was tun wir Bürger dagegen? „Es wird schon nicht so schlimm kommen ...“, das hat man im tausendjährigen Reich und unter dem SED-Regime auch immer angenommen. Nein, es kam stets noch schlimmer! Nur dem kollektiven friedlichen Ungehorsam mutiger Bürger in unseren neuen Bundesländern ist eine Wende im letzten Moment zu verdanken. Wir sollten sie zum Vorbild nehmen, wir müssen uns den Begehrlichkeiten nach totaler Überwachung unserer ärztlichen Tätigkeit und unkontrollierter Vereinnahmung durch durchaus immer wieder begehrlich kitzelnde Internetmöglichkeiten widersetzen. Die Gefahr ist: Das Private löst sich auf. Und was bleibt uns Menschen dann noch? Weder der Arzt noch sein Patient hat einen substanziellen Vorteil von dem immens überteuerten Projekt der kontinuierlichen Online-Anbindung der EDV an irgendeinen zentralen Server. Einzige Nutznießer sind die Computerindustrie, der Behördenapparat und die Kostenträger. Dabei haben die Kassen ganz aktuell sogar vor überstürzter Einführung gewarnt, wofür sie prompt vom Gesundheitsministerium eine Rüge bekamen. Und nun zieht diese Regierung den Kassen die Daumenschrauben an und droht mit Geldstrafen, wenn sie die Ausgabe der eGK verzögern [DÄ 107, Heft 46, p A2261]. Eine der zahlreichen Schikanen ist die unbezahlte Eintreibung der Praxisgebühr durch uns Ärzte. Wir müssen seit Jahren die unerfreulichen Beschwerden der Patienten ertragen und das Inkasso-Risiko übernehmen, obwohl ausschließlich die Kassen Concept Ophthalmologie 06 / 2010 Anz_ elektronische gesundheitskarte davon in großem Umfang profitieren. Für einen listigen Köder für unbedarfte Ärzte halte ich die Aussage unseres Gesundheitsministers, das lästige Eintreiben der Praxisgebühr könnte man den Ärzten abnehmen, wenn sie sich doch endlich für die eGK entscheiden würden [DÄ 107, Heft 45, p A2206]. Gegen vorsichtige elektronische Datenkommunikation zwischen Ärzten ist nichts einzuwenden, wenn der Patient individuell eingewilligt hat. Im Gegenteil, sie birgt enorme Chancen. Aber wir müssen immer wachsam bleiben. So liegt mir beispielsweise der Austausch der Befunde von Glaukompatienten sehr am Herzen, wie er europaweit mit der „Glaucocard“ geplant ist, um eine Expertenmeinung einzuholen oder die lückenlose Betreuung bei Wohnortwechsel zu ermöglichen. In Gesundheits- und Ärztenetzen wird die elektronische Kommunikation schon erfolgreich und sicher praktiziert. Aber auch hier darf die Diskussion um die Sicherheit nie enden. Immer wieder muss der Zweifel an der Datensicherheit auf der Tagesordnung stehen. Und immer müssen auch die vernünftigen Grenzen diskutiert werden. Verlieren wir Grenzen aus dem Blick, verlieren wir Sicherheit. aktuelles out“ überrollen und in fragwürdige Netze einfangen lassen. Nur wenn wir unsere Praxis zur „überwachungsfreien Zone“ erklären, kann sich darin eine unbehinderte Medizinethik entfalten. Nur so bleibt eine vertrauensvolle Arzt-PatientenBeziehung bestehen, nur so bleibt der Arztberuf für ethisch Anspruchsvolle noch interessant. Und die Unsummen, die das System der eGK verschlingt, können unseren Patienten zugute kommen. INFO Die elektronische Gesundheitskarte (eGK) Die eGK sollte ab 1. Januar 2006 die Krankenversicherungskarte in Deutschland ersetzen (§ 291a SGB V). Ihre Einführung hat sich jedoch verzögert. Im Unterschied zur bisherigen Krankenversicherungskarte (KVK), die „nur“ eine Speicher-Chipkarte war, ist die eGK eine Prozessor-Chipkarte, die erweiterte Möglichkeiten zum Beispiel durch Vorzeigen der digitalen Identität innerhalb der Telematikinfrastruktur eröffnet. Die eGK enthält teilweise die Daten, die bereits in der KVK enthalten waren, aber auch die Möglichkeit zur Speicherung weiterer Daten (z.B. Arzneimitteldokumentation). Mit der eGK und dem „SafeNet“ ist eine Grenzüberschreitung programmiert. Wir sollten uns nicht vom „Basis-Roll- Quelle: Wikipedia Lang anhaltende Befeuchtung Trockener Augen mit dem PLUS an Linderung & Schutz Uion NInE novat S Die em PLU mit d ■ Natürliche und intensive Befeuchtung durch Hyaluronsäure PLUS PEG 8000 ■ Mit dem PLUS an Schutz durch essentielle Elektrolyte und Vitamin B12 ■ Einfache Handhabung, einfach einzutropfen Schenken Sie Ihren Patienten neue Lebensqualität mit Artelac® Rebalance. Concept Ophthalmologie 06 / 2010 Anz_ArtRebalance_210x148ConceptOphthalm.indd 1 17 www.artelac.de 26.11.10 12:42 termine aus- und fortbildung Dezember 08.12. Pseudoexfoliationsglaukom Würzburg, Univ.-Augenklinik, Info: Dr. E. Gramer, Tel. 0911/20120601, Fax 0911/20120245, vornberger_r @klinik.uni-wuerzburg.de 08.12. Mainzer Augenärztliche Fortbildung Neuroophthalmologie Mainz, Univ.-Augenklinik, Anfragen: Monika Laws, Tel. 06131/173612, Fax 06131/175509, [email protected] 09.-12. ISOPT ASIA 2010 International Symposium on Ocular Pharmacology and Therapeutics Macau / China, Info: ISOPT ASIA 2010, c/o Paragon Conventions, Tel. +41 (0)22-5330-948, Fax: +41 (0)22-5802-953, ovesely@paragon-conventions. com 10.12. Augenlinse & Cataract Köln, RehaNova, Krankenhaus Köln-Merheim, Info: Prof. Dr. N. Schrage, Tel. 0221/89073812, Fax 0221/89073972, [email protected] Januar 2011 12.01. 180. Erlanger Augenärztliche Fortbildung: Aktuelles zur Diagnostik und Therapie der Glaukome Erlangen, Univ.-Augenklinik Erlangen-Nürnberg, Info: Sekretariat Prof. Dr. F. E. Kruse, Frau H. Müller-Betz, Tel. 09131/8534478, Fax 09131/8536435, [email protected] 18 19.01. 4. Düsseldorfer Neujahrssymposium Düsseldorf, Info: ADTC die Augenärzte GmbH, Tel. 0211/9886810, Fax 0211/9806827, [email protected] 21./22.01. 23rd Annual Meeting of the European Eye Bank Association Freiburg, Univ.-Augenklinik, Prof. Dr. T. Reinhard, Infos, Registration, Abstract Submission: www.eeba2011.eu 21./22.01. 13. Hallesches Symposium mit Live-Chirurgie Halle/Saale, Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Organisation: Congress-Organisation Gerling, Tel. 0211/592244, [email protected] 24.-28.01. Swiss Eye Week 2010 CH-Biel, Info: Schweizerische Ophthalmologische Gesellschaft, VerwaltungsSekretariat Chr. Egli, Tel. 0041/4171 727-1661, Fax 0041/4171 727-1662, [email protected] Februar 2011 04./05.02. 173. Versammlung des Vereins Rhein.-Westfäl. Augenärzte Münster, Info: Dr. J. Koch, St. Franziskus Hospital, Tel. 0251/933080, Fax 0251/9330819, [email protected], Organisation: Congress-Organisation Gerling, Tel. 0211/592244, [email protected] 09.02. 181. Erlanger Augenärztliche Fortbildung: Aktuelles zur Differentialdiagnose und Therapie bei Uveitis Erlangen, Univ.-Augenklinik Erlangen-Nürnberg, Info: Sekretariat Prof. Dr. F. E. Kruse, Frau H. Müller-Betz, Tel. 09131/8534478, Fax 09131/8536435, [email protected] 25.02. Teaching Course with International Faculty: Retinal and Vitreous Surgery A-Innsbruck, Organizer: Prof. Ingrid Kreissig, [email protected]; Porstmann Kongresse GmbH (PCO), Alte Jakobstr. 77, 10179 Berlin 28.02.-04.03. Refraktionskurs (Schober-Kurs) München, Info: BVA, Postfach 30 01 55, 40401 Düsseldorf (ausgebucht) Tel. 0211/4303712, Fax 0211/4303720, [email protected] März 2011 10.-12.03. 25. DGII-Kongress Frankfurt, Info: Prof. Dr. M. Amon, Krankenhaus Barmherzige Brüder, Augenklinik, Wien, Tel. 0043/1/21121-1140, Fax 0043/1/21121-1144, Organisation: Congress-Organisation Gerling, Tel. 0211/592244, Fax: 0211/593560 [email protected] 16.03. 68. Homburger Augenärztliche Fortbildung (HAF) Thema: Katarakt Homburg/Saar, Info: Sekretariat Prof. Seitz, U. von Seebach, Tel.: 06841/1622387, Fax: 06841/1622400, [email protected] www.uniklinik-saarland.de/ augenklinik 18./19.03. Teaching Course with International Faculty: Retinal and Vitreous Surgery Lagos, Organizer: Prof. Ingrid Kreissig, [email protected]; Porstmann Kongresse GmbH (PCO), Alte Jakobstr. 77, 10179 Berlin 22.-26.03. AAD 2011 – Augenärztliche Akademie Deutschland: Differenzialdiagnostische Entscheidungswege in der Augenheilkunde Düsseldorf, CCD, www.aad-kongress.de BVA-Geschäftsstelle Tel. 0211/43037-00, BVA-Tagungsbüro Fax 0211/43037-20 31.03. Wetlab Schieloperationen CH-St. Gallen, Kantonsspital St.Gallen, Augenklinik, Prof. Dr. D. Mojon, Information: Ruth Weber, Kongress-Sekretariat, Tel. 0041/71/4942824, Fax 0041/71/4942882 [email protected] April 2011 01./02. 17. Strabologische und Neuroophthalmologische Falldemonstrationen CH-St. Gallen, Kantonsspital, Augenklinik, Prof. Dr. D. Mojon, Info: Ruth Weber, Kongress-Sekretariat, Tel. 0041/71/4942824, [email protected], www.falldemonstrationen.ch Mai 2011 04.-06.05 SightCity Frankfurt/Main, Hotel Sheraton Frankfurt-Airport Kontakt: c/o Metec AG, Tel. 0711/6660318, Fax 0711/6660333, www.sightcity.net Concept Ophthalmologie 06 / 2010 editorial ophthalmo-chirurgie PD Dr. med. Anja Liekfeld, Chefärztin der Augenklinik am Klinikum Ernst von Bergmann, Potsdam, [email protected] Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, „Etwas Besinnliches!“ Dies war die Bitte eines Freundes und Kollegen, als ich ihm erzählte, ich schriebe gerade das Ophthalmochirurgie-Editorial für diese Ausgabe. „Den meisten von uns fehlt im Alltag die Besinnung.“ ... Wie sieht es aus bei uns Augenärzten im Alltag? Fehlt uns die Besinnung? Die Besinnung auf unsere ärztlichen originären Aufgaben, auf das Wohl unserer Patienten, auf unser eigenes Wohl, auf unsere Bedürfnisse, auf den Erhalt von Kritikfähigkeit, auf unser Können, auf den Erhalt des Sehens, auf die Ästhetik der Augenheilkunde ... Unser Alltag in Praxis und Klinik ist zunehmend fremdbestimmten Zwängen unterlegen, nicht-ärztliche Tätigkeiten dominieren das Tägliche, finanzieller Druck steht bei vielen im Vordergrund. Auch die Flut von Wissenszuwachs, Informationsgehalt und neuen Technologien macht es dem Augenarzt nicht leicht, innezuhalten und sich zu besinnen. In dieser Ausgabe berichten wir über einige ophthalmochirurgische Innovationen und neue Behandlungsmethoden, die anlässlich der vergangenen DOC vorgestellt wurden (Seite 20). Außerdem berichten Weißmantel (Seite 24) und Rau (Seite 26) über neue pseudoakkommodierende Linsensysteme für die Presbyopiekorrektur. Die Entwicklungen sind vielversprechend, Langzeitdaten und aussagekräftige Studien stehen jedoch teilweise Concept Ophthalmologie 06 / 2010 noch aus. Hier ist es wichtig, dass wir Augenärzte und Ophthalmochirurgen uns nicht verleiten lassen von Versprechen der Industrie oder drängen lassen von den Wünschen der Patienten. Wir sollten uns Zeit nehmen für eine kritische Bewertung der Daten, uns mit Kollegen über Erfahrungen austauschen und uns auf das Ziel unserer Entscheidungen besinnen: den Wunsch des Patienten, sein Wohl, den Erhalt der Sehkraft, die Erhöhung der Lebensqualität, den Beweis des Machbaren? Der Chirurg Lord Berkeley Moynihan (1865-1936) appellierte an seine Kollegen: „The feasibility of an operation is not a reason to perform it.“ Auch darauf sollten wir uns als Ophthalmochirurgen besinnen. Mögen Sie in diesem Heft Anregungen finden, neue Erfahrungen sammeln, die Inhalte kritisch prüfen und sich mit oder ohne CONCEPT auf die Augenheilkunde und das Leben als Augenarzt (sowie das Leben neben der Ophthalmologie) besinnen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine besinnliche Weihnachtszeit! Ihre Anja Liekfeld. 19 ophthalmo-chirurgie doc-kongress Entwicklung und Fortschritt Die Deutschen Ophthalmochirurgen verfolgen mit ihrem DOC-Kongress stets zwei Ziele: Zum einen die Goldstandards des Faches jedes Jahr neu zu diskutieren und zu definieren, zum anderen Innovationen vorzustellen und abzuwägen: Was ist zu leicht, was wiegt schwer und wird sich durchsetzen? Ü ber 5.000 Teilnehmer aus 50 Ländern wurden zum 23. Internationalen Kongress der Deutschen Augenchirurgen (DOC) begrüßt, der dieses Jahr vom 21. bis 24. Oktober ausnahmsweise in Hamburg anstelle von Nürnberg stattfand. Kongresspräsident Dr. med. Armin Scharrer (Fürth) moderierte die Pressekonferenz und stellte vier Fortschritte in der Augenchirurgie vor: 1.Der Einsatz des Femtosekundenlasers (FS-Lasers) in der operativen Behandlung der Katarakt. Der Laser übernimmt drei wichtige Teilschritte zur Vorbereitung der Linsenimplantation. 2.Die erste zugelassene medikamentöse Therapie zur Behandlung von Makulaödemen bei retinalen Gefäßverschlüssen. Das Präparat wird in einem Medikamententräger implantiert und kann so über längere Zeit wirksam sein. 3.Die epimakuläre Brachytherapie. Diese neue Bestrahlungstechnologie in der Behandlung der feuchten AMD könnte eine Option für Patienten werden, die auf die monatliche Anti-VEGF-Injektion nicht mehr ansprechen oder diese nicht wünschen. 4.Eine neue akkommodierende Intraokularlinse (IOL). Sie arbeitet mit zwei Optiken und empfindet so den Zoom einer Autofocuskamera nach. Femtosekundenlaser-OP bei Katarakt DOC/Dr. Scharrer DOC/Dr. Scharrer Rund 600.000 Mal wird die Katarakt-OP jedes Jahr allein in Deutschland durchgeführt. Doch auch Routineeingriffe lassen Dr. med. Armin Scharrer (Fürth), DOC-Präsident 20 Prof. Dr. med. Arnd Gandorfer, Memmingen sich immer noch weiter verbessern. Die Phakoemulsifikation wurde 1967 zum ersten Mal vorgestellt und setzte damals einen Meilenstein in der Kataraktchirurgie. Seitdem hat sich die Ultraschallmethode millionenfach bewährt. Trotzdem gab es in sehr seltenen Fällen immer noch Komplikationen. So kam es bisweilen durch die Schnitte mit dem Mikroskalpell zu einem Einriss der Linsenkapsel. In anderen Fällen führte die bei der Ultraschall-Zerkleinerung entstehende Wärme zu Schäden an der Augenhornhaut. In spezialisierten Zentren liegt diese Komplikationsrate zwar nur weit unter einem Prozent. Dennoch wird daran gearbeitet, die bestehenden Risiken weiter zu minimieren und die OP-Ergebnisse gleichzeitig zu verbessern. Das ist jetzt mit dem FS-Laser gelungen. Seit dieser Laser 2001 erstmals in der Augenheilkunde eingesetzt wurde, sind mehr als fünf Millionen Eingriffe der Refraktiven Chirurgie erfolgt. „Dieser moderne Laser hat sich schon bei der LASIK-Operation bestens bewährt“, erläuterte Scharrer. „Bei der Korrektur von Fehlsichtigkeiten führt er an der Augenhornhaut hochpräzise Schnitte ohne Messer durch. Diese Technik konnte jetzt auf die Kataraktchirurgie übertragen werden.“ Der Laser arbeitet mit ultrakurzen Lichtpulsen – eine Femtosekunde entspricht einer billardstel Sekunde. Es handelt sich um einen Infrarotlaser mit einer Wellenlänge von 1053 Nanometern, dessen Energie in einer vorher definierten Tiefe des Gewebes wirksam wird. Im Focuspunkt tritt der Effekt der Fotodisruption auf, das heißt, das Gewebe wird mittels kleiner Glasbläschen durchtrennt. Durch diese vielen tausend kleinen Laserpulse auf einer Ebene kommt dann eine Art Schnitt zustande. Die extrem kurzen Laserpulse können die Linse verflüssigen, ohne das umliegende Gewebe trotz der entstehenden Hitze zu zerstören. Darüber hinaus hat der FS-Laser bei der Katarakt-OP noch eine Reihe weiterer Vorteile gegenüber der herkömmlichen Ultraschalltechnik: • Den Einschnitt am Rand der Hornhaut, der bisher mit speziellen Mikroskalpellen per Hand durchgeführt wurde, setzt der FS-Laser wesentlich präziser. Der Schnitt ist mit ca. 1,5 Millimetern auch nur noch halb so groß. • Der FS-Laser öffnet die Linsenkapsel perfekt zentriert an der optimalen Stelle. Sie wird computergesteuert berechnet und Concept Ophthalmologie 06 / 2010 ophthalmo-chirurgie DOC/Dr. Scharrer/LensSx DOC/Dr. Scharrer/Allergan doc-kongress Mikro-Implantat bei Venenverschlüssen: Mit einem Applikator wird das kleine DepotImplantat (hier nicht zu sehen) in den Glaskörper injiziert Mit diesem Femtosekundenlaser können in Zukunft drei Teilschritte der Katarakt-OP durchgeführt werden. Die meisten Eingriffe in Europa wurden bisher in Budapest vorgenommen hängt nicht mehr vom Geschick des Operateurs ab. • Komplikationen wie der Einriss der Linsenkapsel treten nahezu gar nicht mehr auf. • Der Laser verflüssigt die Augenlinse schon bevor er die Linsenkapsel eröffnet. Weil bei der neuen Technik kein Ultraschall mehr nötig ist, wird die Hornhaut bei diesem Operationsschritt nicht mehr belastet oder gar geschädigt. • Der Patient kann nach einer Laser-Katarakt-OP besser sehen, weil die Augenhornhaut geschont wird und die eingesetzte Kunstlinse besser und genauer sitzt. Die meisten Eingriffe in Europa seien bisher am SemmelweisZentrum in Budapest durchgeführt worden. Dort hätten auch deutsche Augenchirurgen operiert und die Methode für sehr interessant und gut befunden. Aber sie sei ganz ohne Zweifel Zukunftsmusik. Die entscheidende Größe werde der Preis der Maschine sein. Das aufwendige Gerät – eine Kombination aus FS-Laser und OCT – werde wohl so teuer werden, dass nur wenige Augenzentren es sich leisten könnten. Für die OP würden die Ärzte künftig sicher nicht mehr Geld bekommen, vermutete er. Deshalb sei es noch eine große Frage, ob sie Eingang in den klinischen Alltag finde. Zudem werde der Laser ja zusätzlich eingesetzt, er ersetze kein Gerät, eher die Hand des Operateurs. Trotz allem aber sei der Einsatz des FS-Lasers in der Katarakt-OP eine „wirkliche Innovation“. „Der Femtosekunden-Laser kann die Katarakt-OP natürlich nicht alleine machen“, dämpfte Scharrer allzu große Erwartungen. Der Laser übernehme drei Teilschritte des Eingriffs und „könnte“, so die vorsichtige Formulierung, ein Fortschritt sein. Diese drei Teilschritte sind erstens die Femtolaser-Kapsulotomie, zweitens Hornhaut-Inzisionen und drittens (und vielleicht am wichtigsten) die Zerkleinerung der trüben Teile der Linse im Auge durch Fotolyse. Die Vorteile des FS-LaserEinsatzes sieht Scharrer darin, dass die Kapsulometrie in Größe und Geometrie genau reproduzierbar werde. Damit seien unerwünschte Nebenwirkungen absolut ausgeschlossen. Zudem sinke die Komplikationsrate. Und der FS-Laser arbeite schnell: Die Lasperapplikationszeit aller Teilschritte zusammen betrage nur 35 Sekunden. Zwar dauere die Katarakt-OP nach wie vor 15 bis 20 Minuten, trotzdem werde die OP-Zeit künftig verkürzt. Das Verfahren sei jedoch nicht in allen Fällen anwendbar, bei harten Kernen funktioniere es nicht. Für Scharrer ist der Einsatz des FS-Lasers bei der KataraktOP ein „faszinierender Aspekt“. Er hält es für möglich, dass sich die Lasertechnik im Laufe der nächsten Jahre durchsetzen und neben der Ultraschalltechnik etablieren wird. Wann die Methode in Deutschland eingeführt werde, sei noch ungewiss. Concept Ophthalmologie 06 / 2010 Mikro-Implantat hilft bei Venenverschlüssen Das nächste Thema stellte Prof. Dr. med. Arnd Gandorfer vor, Ärztlicher Direktor des MVZ Memmingen. Venenverschlüsse im Auge sind eine weit verbreitete Ursache von Sehverlusten, im schlimmsten Fall Erblindung. Betroffen sind fast 300.000 Patienten allein in Deutschland. Bei der Augenthrombose verschließt sich die Zentralvene an der Netzhaut oder einer ihrer Venenäste. Dadurch kommt es zu einer Entzündungsreaktion und einem Makulaödem. Bisherige Behandlungsmethoden mit Injektionen oder Lasereingriffen waren aufwendig, belastend oder brachten keine optimalen Erfolge. Nun wurde erstmals eine Therapie entwickelt, die die Sehkraft besonders schonend retten kann (wir berichteten in Ausgabe 05-2010, S. 26ff). Mit einem speziellen Einwegapplikator wird ein winziges Mikro-Implantat aus Polymer mit dem entzündungshemmenden Wirkstoff Dexamethason ins Auge injiziert. Da es in der äußersten Peripherie des Glaskörpers sitzt und 21 ophthalmo-chirurgie doc-kongress die optische Achse frei bleibt, ist es in der Regel nicht zu sehen und nicht zu spüren. Das Implantat (Handelsname: Ozurdex) gibt den Wirkstoff im Auge kontinuierlich innerhalb von mehreren Monaten frei. Dadurch bildet sich die Schwellung der Makula zurück. Nach etwa drei Monaten löst sich das Implantat von selbst auf. Die Wirkung hält bis zu sechs Monate an. Im August 2010 hat die europäische Arzneimittelbehörde EMA das Medikament auch für Deutschland zugelassen, wo es in chirurgischen Zentren eingesetzt werden kann. Die Behandlung war laut Studienergebnissen bei 40 Prozent der Patienten erfolgreich. Das provozierte die kritische Nachfrage, warum sie bei den restlichen 60 Prozent nicht funktioniert habe. Gandorfer erklärte, dass diese 40 Prozent eine schnellere Visusrehabilitation gehabt hätten Es gebe jedoch Patienten, die nicht auf Behandlung ansprächen. In die Geneva-Studie seien auch schwierige Fälle eingeschlossen, z.B. Patienten mit chronischem Makulaödem, deren Venenverschluss schon zu lange zurückgelegen habe. In diesen Fällen habe die Wasserablagerung in der Netzhautmitte zu bleibenden Schäden geführt. Das könne der Grund sein, warum der Visus nicht mehr angestiegen sei. Abschließend betonte Gandorfer das Zukunftspotenzial von Medikamententrägern dieser Art. Während etwa bei einer Cortisonspritze die Halbwertzeit 5,5 Stunden betrage, werde es bei Einbettung in einen sich allmählich auflösenden Medikamententräger vier bis sechs Monate lang freigesetzt. Danach könne ein neuer Medikamententräger implantiert werden, der ebenso gut wirke. Ein solches Mikro-Implantat sei auch interessant für andere Wirkstoffe, als Matrix etwa für langwirkende Therapien bei unklaren Entzündungen im Auge, diabetischer Retinopathie, AMD oder Glaukom. Es sei denkbar, dass andere Präparate an den Medikamententräger gekoppelt würden und man so effektive Wirkspiegel im Auge erzielen könne. Darüber werde man in Zukunft noch mehr hören. Epimakuläre Brachytherapie bei feuchter AMD DOC/Dr. Scharrer DOC/Dr. Scharrer Prof. Dr. Susanne Binder, Netzhaut-Glaskörper-Chirurgin aus Wien, erläuterte eine neue Behandlungsmethode der feuchten Prof. Dr. med. Susanne Binder, Wien 22 Dr. med. Thomas Will, Fürth AMD: die lokale Bestrahlung von innen mit der Vidion-Technik. Bei dem kleinen operativen Eingriff wird eine nur 0,9 Millimeter dünne Kanüle in das betäubte Auge eingeführt. Durch diese Kanüle schiebt der Augenchirurg einen hauchdünnen Strahlenstift bis knapp über die Netzhaut. Dieser Stift ist an eine Strontium90-Strahlenquelle angeschlossen und gibt eine radioaktive BetaStrahlung mit einer Dosis von 24 Gray ab. Sie dringt nur vier Millimeter tief in das erkrankte Gewebe ein und schont so die gesunden Netzhautanteile. Dadurch werden die bei feuchter AMD wuchernden Endothel-, Bindegewebs- und Entzündungszellen zerstört, ohne das umliegende Gewebe zu schädigen. Inzwischen sind im Rahmen klinischer Studien fast 500 Patienten, die unter feuchter AMD leiden, mit der epimakulären Brachytherapie behandelt worden. Die bis heute vorliegenden Nachuntersuchungsdaten mit bis zu drei Jahren Nachverfolgung zeigen eine hohe Sicherheit der Technik. Eine große wissenschaftliche Studie (Cabernet) mit 495 Patienten befindet sich momentan in der Endphase. Die bisher vorliegenden Studienergebnisse deuten darauf hin, dass ein großer Teil der mit der Bestrahlung behandelten Patienten seine Sehkraft danach stabilisieren oder sogar verbessern konnte. Er brauchte auch über einen Zeitraum von 18 Monaten keine Antikörper-Injektionen mehr, was einem enormen Gewinn an Lebensqualität gleichkommt. Denn ohne die Bestrahlung hätten die Behandelten pro Jahr zwischen sechs und zwölf Injektionen benötigt. Dass eine Strahlentherapie wirkt, haben auch schon frühere Versuche gezeigt. Allerdings musste damals die Bestrahlung noch ähnlich wie bei der Tumorbestrahlung von außen durchgeführt werden. Die Schwierigkeit besteht darin, die Strahlen gezielt an die richtige Stelle zu leiten – bei der Makula sind das nur wenige Quadratmillimeter. Dank der neuen Technologie ist das jetzt möglich, weil die radioaktive Dosis durch den Strahlenstift erst zwei Millimeter über der Makula freigesetzt wird und auch nur vier Millimeter weit wirkt. Die eigentliche Bestrahlung dauert nur vier Minuten, die komplette ambulante Behandlung unter örtlicher Betäubung mit Augentropfen etwa 30 bis 40 Minuten. „Wie schafft man es, den Strahlenstift vier Minuten ohne zu wackeln zwei Millimeter über der Netzhaut zu halten?”, lautete eine besorgte Frage aus dem Plenum. „Wir mussten vorher mit der Stoppuhr üben, ob wir das auch schaffen“, berichtete Prof. Binder. „Das geht ohne Schwierigkeiten. Sie können sich am Schatten des Gerätes orientieren, ob Sie richtig positioniert sind. Damit haben Sie eine relativ gute Kontrolle.“ Außerdem habe der Strahlenstift ein Kreuz in der Mitte, das so wie ein Führungskreuz für viele fokussierte Aktionen über der Netzhaut positioniert werde. Der Vorteil der epimakulären Brachytherapie sei ein kalkulierbarer, verzögerter, lang anhaltender Effekt im neovaskulären Gewebe für bisher unbehandelbare Patienten, fasste Prof. Bin- Concept Ophthalmologie 06 / 2010 ophthalmo-chirurgie DOC/Dr. Scharrer/AMO DOC/Dr. Scharrer/NeoVista doc-kongress Epimakuläre Strahlentherapie: Eine dünne Strahlensonde wird seitlich ins Auge eingeführt und gibt radioaktive Betastrahlung frei Mit der Zoom-Linse (links) kann der Patient vom scharfen Sehen in die Ferne (oben) auf Nähe (unten) umschalten. Oben ist der Ziliarmuskel entspannt, beide Linsenteile liegen eng beieinander. Bei angespanntem Ziliarmuskel (Nähe) wied der Abstand größer der zusammen. Zudem habe sich gezeigt, dass die Zahl der Injektionen bei diesen Patienten drastisch verringert werden konnte. Wer vor der Brachytherapie zwölf Injektionen benötigte, habe danach nurmehr circa vier gebraucht. Etwa ein Viertel der Patienten benötigte keine nochmaligen Injektionen. Wird die Strahlentherapie irgendwann die Standard-Behandlung für alle AMD-Formen sein? Eher nicht, meinte Prof. Binder. In leichteren Fälle sei dies eher die Anti-VEGF-Gabe, Patienten wollten lieber eine Spritze als einen chirurgischen Eingriff. Wenn die Injektion nicht helfe, seien sie jedoch offen für andere Methoden, dann könne man die Brachytherapie anbieten. „Damit kommen wir einem Traum einen entscheidenden Schritt näher, und zwar dem Traum, den wir als Katarakt-Operateure schon seit vielen Jahren haben: Dass wir bei der Katarakt-OP nicht mehr nur die trübe Linse entfernen, sondern auch die Akkommodation für den Patienten wiederherstellen können. Dazu nutzt die Linse mit ihrem funktionellen Design die natürlichen Strukturen des Auges aus. Die bis jetzt vorliegenden klinischen Daten bestätigen die Akkommodation sowohl subjektiv als auch objektiv und auch weitere Studien bestätigen die Sicherheit und die Leistungsfähigkeit in Bezug auf die optische Abbildungsqualität dieser neuen Linse“, fasste Will seine Eindrücke zusammen. Der Intermediärbereich sei die Stärke dieser Linse. Auch in der Ferne wirke sie gut, für das Sehen in der Nähe sei eventuell noch eine Lesebrille erforderlich. Implantierte Zoom-Linse Dr. Thomas Will, Leitender Oberarzt des MVZ Fürth und der Augenklinik Fürth, stellte die neue Intraokularlinse Synchrony vor (siehe Beitrag auf Seite 24). Im Gegensatz zu allen bisherigen Modellen ist diese IOL aus zwei hintereinander platzierten Teillinsen konstruiert. Damit kann sie sich wie das Zoom-Objektiv einer Autofocus-Kamera sowohl auf das Sehen in der Ferne als auch in der Nähe einstellen. Über den Kapselsack und die Zonulafasern ist sie mit dem Ziliarmuskel verbunden. Spannt der Patient diesen an, vergrößert sich der Abstand der beiden Teillinsen um etwa einen Millimeter. Damit erreicht die Zoom-Linse die gleiche Wirkung, als ob sich die natürliche Linse zum Sehen in der Nähe krümmen würde: Sie wird dicker. Entspannt sich der Ziliarmuskel, rücken die beiden hintereinander liegenden Teillinsen wieder zusammen und der Patient sieht in der Ferne scharf. Zusätzlich hat die neue IOL den Vorteil, dass der Patient auch im problematischen mittleren Bereich scharf sehen kann. Außerdem erscheinen Kontraste schärfer und es treten bei Dunkelheit weniger unerwünschte Phänomene wie z.B. Halos auf. Concept Ophthalmologie 06 / 2010 Da die Linse mechanische Elemente hat, die über die Jahre zigtausende Male funktionieren müssen, wurde gefragt, wie lange die Federhaptiken belastbar seien, ob der Zoom ermüden oder die optischen Achsen sich verschieben könnten? Ob es einen Belastungstest ähnlich wie bei Ikea-Stühlen gegeben habe? Die Frage wurde an die anwesenden Vertreter des Herstellers weitergegeben. Dr. Fuchs (Abbott Medical Optics) beruhigte: Das verwendete Silikon-Material sei elastisch und extrem lange haltbar. Und nach Ende der Veranstaltung die Ergänzung: Ja, die Linsen seien solchen Belastungstests unterzogen worden. Großer Aufwand für eine kleine Linse. Das lässt die Dimensionen erahnen, die Forschung und Entwicklung nicht nur auf diesem Gebiet haben. Bis eine Innovation sich als solche durchsetzt, bis ophthalmochirurgische Träume sich erfüllen, fließt viel Wasser die Elbe bzw. die Pegnitz hinunter. Der nächste DOC-Kongress findet vom 19.-22.05.2011 in Nürnberg statt. Von Susanne Wolters 23 ophthalmo-chirurgie akkommodierende iol Duale Optik Pseudoakkommodation ist das gegenwärtige Konzept zur Wiederherstellung eines guten unkorrigierten Nahvisus. Dazu gehören Multifokallinsen, Monovision und als weitere Möglichkeit die Implantation einer auf dem Prinzip der axialen Verschiebung (Shift) basierenden „akkommodierenden“ und damit pseudoakkommodierenden Linse. Von Dr. Ullrich Weißmantel. Z ur Zeit gibt es drei verschiedene Modelle einer pseudoakkommodierenden Linse: die 1 CU, die Crystalens und seit Neuestem die Synchrony. Die Gemeinsamkeit aller Linsentypen besteht darin, dass während des Akkommodationsvorgangs eine Zunahme der Linsenbrechkraft erzeugt werden soll. Bei der 1 CU sollen biegsame Plattenhaptiken bewirken, dass eine Vorverlagerung der Linse stattfindet, wenn sich der Ziliarkörper kontrahiert und eine Rücklagerung der Optik bei Entspannung des Ziliarkörpers resultiert. Bei der Crystalens ist die Plattenhaptik so gebogen, dass bei einer Kontraktion des Ziliarkörpers infolge des Glaskörperdrucks eine axiale Verschiebung erfolgen soll. Zusätzlich kommt es dabei zu einer Änderung der sphärischen Aberration, die den Effekt der Pseudoakkommodation verstärken soll. Eine ganz neue Entwicklung stellt die duale Optik der Synchrony dar, die eine sprungartige Vorwärtsbewegung der starken vorderen Pluslinse gegenüber der hinteren Minuslinse ermöglicht. Infolge des kontraktilen Impulses des Ziliarkörpers entspannt sich die Zonula und der Kapselsack dehnt sich aus. Die im Kapselsack zusammengepresste elastische Linse kann sich nun ausdehnen und die vordere Linse macht dabei eine kontrollierte und geführte Bewegung in Richtung Vorderkammer und Hornhaut. All diese akkommodativen Konzepte unterliegen jedoch gewissen Limitationen hinsichtlich des Ausmaßes dieser ShiftBewegung, die eine gewisse Pseudoakkommodation ermöglichen soll. Findl hat verschiedene Platten- und Ringhaptiken sowie dreiteilige Linsen hinsichtlich ihres Verhaltens bei Dr. med. Ullrich Weißmantel, OSG Fürth 24 Pilocarpin-induzierter Akkommodation mittels Kohärenztomographie untersucht und dabei gefunden, dass Plattenhaptiken und Ringhaptiken einen signifikanten Shift aufwiesen (-162 µm), wohingegen dreiteilige Linsen keinen oder sogar einen rückwärts gerichteten Shift (+37 µm) hatten. Die biometrischen Untersuchungen ergeben somit, dass all diese Linsen entweder keinen oder keinen ausreichenden Shift zulassen. Denn rein rechnerisch müsste für eine 20 D-Linse bei einer Akkommodation von 1 D ein Shift von etwa 720 µm erfolgen. Abgesehen davon, dass keine der untersuchten Linsen sich so weit vorverlagern konnte, wäre für eine entsprechende Exkursion die Vorderkammer des Auges nicht ausreichend tief. Das Anterior-Shift-Phänomen kann also nicht die Lösung bieten. Minimale Exkursion, große Brechkraftänderung Die propagierte Lösung müsste also lauten, dass man mit bereits minimalen Exkursionen eine wesentliche Brechkraftänderung erzeugen möchte. Dieses Konzept hat man mit der Synchrony verfolgt. Es handelt sich um eine Single-Piece Silikon-Intraokularlinse mit einer dualen Optik. Die vordere Linse hat 5,5 mm Durchmesser und eine hohe Brechkraft von +32 D, die hintere Optik hat 6,0 mm Durchmesser und eine negative Brechkraft. Beide Optiken sind durch Federhaptiken verbunden, die im Falle einer Kontraktion des Ziliarkörpers dazu führen, dass sich beide Optiken voneinander entfernen und den Kapselsack damit komplett ausspannen. Die Vorspannung dieser Federhaptiken sorgt dafür, das sich beide Linsenteile gleichförmig voneinander weg bewegen können. Weitere Merkmale sind Kanäle für das Kammerwasser, die den Flüssigkeitsaustausch in allen Zwischenräumen und zur Linsenkapsel unterstützen und damit ein Verkleben sowohl der beiden Optiken als auch der IOL mit der Kapsel verhindern sollen. Um sicherzustellen, dass die Linse nicht dezentriert und in der richtigen Position sitzt, hat die hintere Optik seitliche Flügel, die den Kapselsack noch besser ausspannen. Zur Ver- Concept Ophthalmologie 06 / 2010 ophthalmo-chirurgie alle Abb.: AMO akkommodierende iol Sitz der neuen IOL im Auge: Ihr Kapselsack ist über die Zonulafasern mit dem Ziliarmuskel verbunden, wodurch der Patient die Linse krümmen kann Die Synchrony-IOL besteht aus einer vorderen und einer hinteren Teillinse und funktioniert wie das Zoom-Objektiv einer Autofocus-Kamera hinderung von Adhäsionen zwischen beiden Optiken und um einen konstanten Optikabstand im Zustand der Emmetropie zu sichern, befinden sich an der Rückseite der Vorderlinse zapfenförmige Abstandhalter. Auf diese Weise soll erreicht werden dass beim Akkommodationsvorgang eine Brechkraftänderung der Linse stattfinden kann. leicht manipulieren. Dabei befindet sie sich in ihrem komprimierten Zustand, der der Einstellung für die Ferne entspricht. Der Implantationsvorgang ist somit etwas anspruchsvoll, wird aber durch das schrittweise Implantieren mit dem ausgeklügelten Injektorsystem erleichtert. Besonderheiten bei der Implantation Operationstechnisch gibt es bei der Synchrony einige Besonderheiten. Da die Hauptinzision mit 3,6 mm bis 3,8 mm selbstdichtend sein soll, muss die Inzision relativ lang sein. Die Kapsulorhexis muss unbedingt rund, symmetrisch, intakt, frei von Kerben und möglichst exakt 4,5 mm bis 5,5 mm groß sein. Dabei leistet ein Corneal Marker gute Dienste. Als Phakomethode kann die Standardmethode des Operateurs angewendet werden. Die bimanuelle Absaugung der Rinde eignet sich auch gut zur Politur der vorderen und hinteren Kapsel und hilft Fibrosierungen und Kontraktionen der Kapsel zu vermeiden. Der Kapselsack sollte intakt und kristallklar sein, denn für den Langzeiterfolg der Linse ist die elastische Kontraktilität des Zonula/Kapselsackkomplexes eine wesentliche Voraussetzung. Wichtig ist die besonders sorgfältige Absaugung des Viskoelastikums auch in den Zwischenräumen der beiden Linsen. Im Kapselsack lässt sich die Linse dann relativ Scharfes Sehen in der Ferne wird bei Entspannung des Ziliarmuskels möglich. Dadurch liegen die beiden Linsenteile eng beieinander Concept Ophthalmologie 06 / 2010 Ray-tracing-Analysen haben gezeigt dass dieses Prinzip der dualen Optik mit einer vorderen starken Pluslinse und einer kompensatorischen schwachen Minuslinse eine stärkere Refraktionsänderung als eine rein sphärische Linse erzeugen kann, wenn sie nur 0,5 mm voneinander getrennt werden. Die bisherigen klinischen Studien bestätigen, dass die Synchrony im Vergleich zu Multifokallinsen der neuesten Generation ein vergleichbar gutes unkorrigiertes Fern- und Nahsehen ermöglicht, wobei jedoch Vorteile im Intermediärbereich zu erwarten sind. 77 Prozent der Patienten waren komplett brillenfrei, 14 Prozent der Befragten benötigten eine Brille hauptsächlich für Nahaktivitäten und weniger als zwei Stunden täglich. Die Linse hat das CE-Zertifikat und wurde bisher über 1.300-mal implantiert. In den USA wird derzeit ein „Premarket Approval“ von der FDA geprüft. Auch wenn aufgrund der Studienlage ein abschließendes Urteil noch nicht möglich ist, wird mit diesem Konzept ein völlig neuer Weg begangen, der von den entsprechenden Anwendern mit großer Aufmerksamkeit verfolgt werden wird. Beim Sehen in der Nähe wird der Ziliarmuskel angespannt, so dass der Abstand der beiden Linsenteile größer wird und sich die Linse stärker krümmt 25 ophthalmo-chirurgie multifokale iol Die neue rotationsasymmetrische intraokulare Multifokallinse garantiert zwei scharfe Brennpunkte für Nah- und Fernsicht Innovative Multifokaltechnologie Die multifokalen IOL beginnen sich allmählich als Premiumlinsen zu etablieren. Doch das Risiko der postoperativen Konfrontation mit einem unzufriedenen Patienten ist viel höher als nach der Implantation einer monofokalen IOL. Daher wird nach neuen Konzepten der MIOL gesucht, die vor allem die Nebenwirkungen reduzieren. Von Dr. Magda Rau. D ie seit den 1990er Jahren entwickelten multifokalen Intraokularlinsen (MIOL) sind alle rotationssymmetrisch und basieren auf diffraktiven (Lichtbeugungs-) oder refraktiven (Lichtbrechungs-) Prinzipien oder auf einer Kombination beider Prinzipien. Sie verteilen das einfallende Licht auf zwei Hauptbrennpunkte, einen Nah- und einen Fernbrennpunkt oder auf mehrere Brennpunkte. Da der Übergang zwischen den verschiedenen optischen Ebenen aber in allen Fällen nicht gleitend ist, werden einfallende Lichtstrahlen auf den Stufenkanten bei diffraktiven MIOL stark reflektiert. Das führt bei den meisten herkömmlichen MIOL zu schwerwiegenden Sehstöreffekten wie erhöhter Blendempfindlichkeit, schlechtem Kontrastsehen und verminderter Nachtsicht. Die LENTIS Mplus IOL mit dem innovativen Konzept der rotatorischen Asymmetrie bietet einen völlig neuen Ansatz in der Technologie multifokaler Linsen. Es handelt sich um eine refraktive Linse neuester Generation. Ihr weicher Übergang zwischen Nah- und Fernbrennpunkt reduziert die Lichtstreuung im Vergleich zu herkömmlichen diffraktiven Multifokallinsen. Der Wirkmechanismus Die Linse zeichnet sich durch ein neues Design aus (Abb. 1, Seite 27). Ein asphärischer, asymmetrischer Fernteil wird mit 26 einem sektorförmigen Nahteil von +3,0 dpt kombiniert, so dass kein sichtbarer oder spürbarer Übergang von Ferne zur Nähe besteht. Dadurch werden insbesondere bei Dämmerlicht oder Gegenlicht auftretende Reflektionen, die zu Blendungen führen, sowie Bildsprünge vermieden. Durch das Konstruktionsprinzip des eingelagerten Sektorsegments auf der Oberfläche ist die MIOL pupillenunabhänig. Nah- und Fernsicht werden durch das eingelagerte Sektorsegment optimal angepasst. Eine weitere Besonderheit der Linse besteht darin, dass das im Übergangsbereich zum eingelagerten Sektorsegment auftreffende Licht von der optischen Achse weg gebrochen wird (Abb. 2). Die Überlagerungen von Störungen, die in der Regel durch Krümmungsänderungen an optischen Oberflächen entstehen, werden damit unterbunden. Daraus resultiert einerseits zwar ein leichter Intensitätsverlust, andererseits jedoch ein wesentlich höherer Kontrastgewinn. Bei enger Pupille erfolgt der Lichteinfall fast ausschließlich durch den Fernteil, bei 4 mm weiter Pupille zu 50 % durch den Fern- und zu 45 % durch den Nahteil. Von November 2009 bis Dezember 2009 implantierten wir die MIOL in 20 Augen von zehn Patienten. Das Durchschnittsalter betrug 68 Jahre. Unsere Einschlusskriterien waren: beidseitige Katarakt; Starker Wunsch nach Brillenunabhängigkeit; Bereitschaft zur Akzeptanz von eventuellen optischen Nebenwirkungen in Concept Ophthalmologie 06 / 2010 multifokale iol ophthalmo-chirurgie Abb.1. (links): LENTIS Mplus (a) Seitenansicht der nicht rotationssymmetrischen multifokalen Sektorlinse: Konstruktion der Linse aus der Kombination zweier Kugeloberflächen unterschiedlicher Radien: einer Hauptoberfläche mit Radius R1 und einer eingelagerten Oberfläche des Radius R2. (b) Sicht auf die Linse in Richtung optischer Achse, topografische Darstellung: Die eingelagerte Oberfläche erzeugt ein Sektorsegment im Winkelbereich α‘ und Radialbereich r‘. (a) und (b) Die Kugelmittelpunkte beider Oberflächen liegen auf der z-Achse, sprich optischen Achse der Sektorlinse. Die Scheitelpunkte beider Oberflächen gehen durch den Ursprung O. Beide Hauptbrennpunkte der Linse liegen damit auf der optischen Achse. Eine Bildverschiebung wird somit unterbunden Abb 2 (oben): Lichteinstrahlung erfolgt entlang der Z-Achse in Richtung der Referenzpunkte P1, P2, P3. Dabei entstehen zwei Brennpunkte für eine klare Nah- und Fernsicht mit weichem Übergang Form von Halos und Glare und längere optische Rehabilitation; kein pathologischer Befund der Retina, des Sehnervs oder Insuffizienz der Zonulafasern/des Zonulakörpers. Ausschlusskriterien lagen vor: bei Patienten mit Astigmatismus höher als 1.25 dpt; bei Patienten, die nie zufriedenstellend mit einer Gleitsichtbrille versorgt werden konnten; bei äußerst anspruchsvollen, fordernden oder ängstlichen Patienten; bei Patienten, deren Beruf eine gute Sehschärfe für den Nahbereich fordert oder die nachts arbeiten. der Kartusche muss für die temporale Implantation so gewählt werden, dass die hügelförmige Markierung für das rechte Auge nach hinten und für das linke Auge nach vorne zeigt. Dies verhindert einen langen Rotationsweg und die damit verbundene Belastung des Kapselsacks. Die IOL wird mit Sinsky-Häkchen in die richtige Position gedreht, die Rotation wird mit dem Spatel unterstützt, der gleichzeitig die IOL im Kapselsack stabilisiert und das Herausrutschen aus diesem vermeidet. Die Implantation Ergebnisse nach drei und sechs Monaten Vor der Operation wird die horizontale Achse markiert. Dies erfolgt im Sitzen, da sich im Liegen das Auge verdreht. Die Markierungen werden auf 0 und auf 180 Grad in der Hornhautperipherie mit dem Argon-Laser bzw. Markeuren von Geuder oder ASICO durchgeführt. Die Phakoemulsifikation erfolgt durch einen Clear-cornea-Schnitt von 2,8 mm oder MCP von 2,0 mm. Um exakte Zentrierung der LENTIS Mplus zu erzielen, wird eine Kapsulorhexis im Durchmesser von ca. 4,5-5,0 mm Durchmesser durchgeführt. Wir implantieren die IOL mit Viscoject Injector mit entsprechender Viscoglide Cartridge von 2,2 mm Durchmesser. Für die Implantation nach der MCP ist eine kleine Erweiterung erforderlich. Die IOL ist sehr weich und flexibel, die Implantation ist dadurch in einem Schritt möglich. Drei Monate nach der Implantation betrug der durchschnittliche nicht korrigierte Fernvisus 0,69, nach sechs Monaten 0,75. Der bestkorrigierte Fernvisus war 0,78 mit durchschnittlicher Korrektur von -0,43. Nach sechs Monaten betrug der bestkorrigierte Fernvisus 0,82 mit der durchschnittlichen Korrektur von -0,32. Wir implantierten die MIOL in einem kurzen Zeitraum, so dass wir eine Individualisierung der A-Konstante nicht rechtzeitig durchführen konnten. Die ursprüngliche Empfehlung für SRKT der A-Konstante 118,2 war zu hoch. Die Anwendung der angegebenen Konstante auf der Packung 118,0 für SRKT und 117,8 für Haigis führte zu Emmetropie. Voraussetzung für die optimale Wirkung der Linse ist die Positionierung ihrer optischen Achse auf der Sehachse, d.h. die strichförmige Markierungen auf der Linse bei 0 und 180 Grad müssen mit den zuvor gemachten Markierungen am Auge übereinstimmen, wobei die hügelfömige Markierung am Optikrand nach unten zeigen muss. Damit ist die interferiore Positionierung des sektorförmigen Leseteils gewährleistet. Die Position der Linse in Concept Ophthalmologie 06 / 2010 Eine sorgfältige Kalkulation der Linse ist besonders wichtig, da sich diese postoperativ schlecht subjektiv korrigieren lässt, zudem verbessert dann die ermittelte Korrektur den Fernvisus nicht entscheidend. Da die objektiven Werte vom automatischen Refraktometer nur eine grobe Orientierung vermitteln, bestimmten wir diese mit Zywave. Das durchschnittliche Sehvermögen im mittleren Bereich nach drei Monaten lag bei 0,88, nach sechs Monaten ebenfalls bei 0,88. Der nichtkorrigierte Nahvisus betrug 0,76, nach sechs Monaten 0,84. 27 ophthalmo-chirurgie multifokale iol Abb: Rau, alle anderen Abb.: Oculentis Grafik links: Die Kontrastsensitivität wurde geprüft mit der functional acuity contrast method von B.P. Ginsburg Foto: Die einteilige, multifokale Acrylatlinse aus HydroSmart hat eine asphärische Rückfläche und ein großes sektorförmiges Nahteil, außerdem 360° scharfe Optik- und Haptikkanten zur Reduzierung der Nachstarrate Wie zufrieden sind die Patienten? Patientenzufriedenheit, optische Ergebnisse und Brillenfreiheit wurden drei Monate post-operativ ermittelt. Wir verschickten Fragebögen an die Patienten, die diese anschließend beantwortet an uns zurückschickten. 80 % der Studienpatienten waren mit den optischen Ergebnissen der Operationen sehr zufrieden, 10 % zufrieden, 10 % nicht zufrieden. Ebenfalls nur einer der Patienten (10 %) klagte über vermehrte Blendung, und zwar bei einer Bühnenvorstellung, in der er als Akteur mitwirkte. Nach sechs Monaten klagte der Patient nur über vermehrte Blendung bei einem Auge, mit einer postoperativen Refraktion von minus 1,0 dpt. Keiner der Studienpatienten bemerkte Ringe um Lichtquellen. 60% benötigten keine zusätzliche Sehhilfe. Die verbliebenen 40 % brauchten nur gelegentlich eine Brille, 20 % davon für die Ferne und 20 % eine Lesebrille nur dann, wenn sie besonders klein gedruckten Text oder bei gedämpftem Licht lesen wollten. 20 % benötigten die Brille zum Lesen von kleiner Schrift, keiner für die Arbeit am Computer. Die Kontrastsensitivität wurde geprüft mit der functional acuity contrast method von B.P. Ginsburg (Grafik oben). Die einzelnen Kurven zeigten große Schwankungen, die sehr altersabhängig waren. Die mittlere Kurve befindet sich unterhalb des normalen Bereichs. Die Lesegeschwindigkeit wurde getestet mit Radner Charts unter photopischen Bedingungen in 40 cm Entfernung. Die Patienten waren fähig, schnell die Worte zu lesen. Der Logarithmus-Wert zeigt, dass für die Studienpatienten auch kleine Schrift lesbar war. Schlussfolgerungen Mit der MF LENTIS Mplus IOL erreichen die Patienten eine gute Fernsicht. Nach sechs Monaten konnte noch ein weiterer 28 Anstieg des Fernvisus verzeichnet werden. Das Sehvermögen im intermediären Bereich ist hervorragend. Keiner unserer Patienten brauchte eine Brille bei Arbeiten am Computer. Der Nahvisus ist sehr gut, 80 % der Patienten sind im Stande, kleine Schrift ohne Brille zu lesen. Die Unabhängigkeit von der Brille ist sehr hoch. Nur 10 % der Patienten klagten nach drei Monaten über verstärkte Blendempfindlichkeit, 5 % der Patienten nach sechs Monaten. Keiner der Studienpatienten bemerkte Halos. Innerhalb der Studie ist in keinem Fall eine Dezentrierung, Verkippung oder Verlagerung der MIOL von mehr als 5° zu beobachten gewesen. Die optischen Nebenwirkungen nach der Implantation von MIOL wie Halos und Glares verursachen manchmal eine Unzufriedenheit, die sogar zur Explantation führen kann. Durch die weitgehende Reduzierung der verstärkten Blendungsempfindlichkeit und Behebung der Halos konnten die Risiken der Implantation der MIOL wesentlich reduziert werden. Literatur: - Jorge L. Alio, MD, PhD, New asymmetric IOL design provides vision at all distances, no disturbing photic phenomena, Ocular Surgery News, 07/2010 - Joaquim N. Murta, MD, PhD, Multifocal IOL preserves contrast sensitivity, full range of vision, Ocular Surgery News, 10/2010 - Gerd U. Auffarth, MD, PhD, Neuer Ansatz in der multifokalen Linsentechnologie, Augenspiegel, 10/2010 - Gerd U. Auffarth, MD, PhD, Jorge L. Alio, MD, PhD, Erik L. Mertens, MD, FEBOphth, Ruth Lapid-Gortzak, MD, Manfred R. Tetz, MD, PhD, Sunil Shah, FRCOphth, MD, PhD, LENTIS Mplus – The only presbyopia lens with HD-Vision, European expert roundtable, Cataract & refractive Surgery Today, Supplement 05/2010 - Sunil Shah, FRCOphth, MD, Visual function in patient’s implanted with the segmental multifocal Lentis Mplus IOL, ESCRS 02/2010 - Jorge L. Alio, MD, PhD, Matteo Piovella, MD, PhD, New multifocal IOL’s increase patient options; Eurotimes, 05/2010 - Gerd U. Auffarth, MD, PhD, Lentis Mplus an innovative multifocal IOL technology, Cataract & refractive Surgery Today, 02/2010 - Jan Novak, MD, PhD, Design of asymmetric bifocal refractive IOL-theoretic view St.Petersburg, 06/2010 - Ruth Lapid-Gortzak, MD, Multifocale Lentis Mplus intraoculaire lens in cataract-en refractieve lenswissel chirurgie,NOG 2010 - Gerd U. Auffarth, MD, PhD, A new approach in multifocal lens technology, Ophthalmology Times, 09/2009 Concept Ophthalmologie 06 / 2010 TearLab Anzeige DIN A4 - 11-2010Page 1 C M Y CM MY CY CMY K 29.11.2010 09:18:49 medizin trockenes auge Der neue Goldstandard in der Diagnostik? Der Einfluss der Tränenfilmosmolarität ist als einer der zentralen Mechanismen des trockenen Auges stärker in den Vordergrund gerückt. Kann die Osmolaritäts-Messung mit einem neuen Osmometer zum Goldstandard in der Siccadiagnostik werden? Von Prof. Dr. Gerd Geerling und Dr. Marc Schargus. I n der ophthalmologischen Praxis sieht man täglich Patienten mit den typischen Beschwerden eines trockenen Auges. Es handelt sich hierbei um eine multifaktorielle Erkrankung der Tränenflüssigkeit und der Augenoberfläche, die zu Fremdkörpersymptomatik, Tränenfilminstabilität mit Schädigung der Augenoberfläche und Sehstörungen führen kann. Es gibt zwei Hauptursachen die zum Bild des trockenen Auges führen, ein hyposekretorischer Tränenflüssigkeitsmangel oder eine erhöhte Verdunstung (Evaporation) des Tränenfilms. Daneben gibt es weitere Einflussfaktoren, die das trockene Auge begünstigen können wie eine niedrige Blinzelrate, verschiedene Arzneimittel (z.B. Betablocker, Antihistaminika) und Umweltfaktoren wie beispielsweise eine geringe Umgebungsluftfeuchtigkeit. Die Behandlung kann schwierig sein, unter anderem, weil die bislang etablierte Diagnostik oft nicht die gewünschte Sensitivität bei der Erkennung des trockenen Auges besitzt oder Reproduzierbarkeit und Spezifität der Methode mangelhaft sind. Vielfach sind die Testergebnisse widersprüchlich, der Schirmer Test ist nach fünf Minuten vollgelaufen, die Tränenfilmaufrisszeit liegt bei über 20 Sekunden oder es fehlen Bindehaut- oder Prof. Dr. med. Gerd Geerling, Würzburg 30 Dr. med. Marc Schargus, Würzburg Hornhautveränderungen wie Fluoreszein-positive und Lissamin-positive Anfärbbarkeiten der Epithelien. Trotzdem klagen die Patienten über die typischen Symptome wie Augenbrennen, Photophobie und Sehstörungen, die am Abend, bei konzentrierter Arbeit am Computer oder beim Autofahren mit eingeschalteter Klimaanlage deutlich zunehmen. Objektiver Untersuchungsparameter Der Einfluss der Tränenfilmosmolarität ist in den letzten Jahren neben der Instabilität des Tränenfilms als einer der zentralen Mechanismen des trockenen Auges stärker in den Vordergrund gerückt. Osmolarität gibt die Konzentration von Salzen im Tränenfilm an. Im Report des Dry Eye Workshop aus dem Jahre 2007 wird die Tränenfilmosmolaritätsmessung als eine der wichtigen objektiven Untersuchungsparameter beim trockenen Auge aufgeführt und auch Experten auf dem Gebiet des trockenen Auges, wie Tomlinson und Khanal, sehen in der Tränenfilmosmolarität den signifikantesten Einzelmesswert zur Differenzierung des trockenen Auges. Bislang war die Bestimmung der Tränenfilmosmolarität eine sehr aufwendige laborbegrenzte Untersuchung, die nur durch spezialisierte Apparaturen mittels der Gefrierpunktbestimmung der Tränen möglich war. Mit dem TearLab Osmometer (Fa. OcuSense) steht nun ein handliches Gerät zur Verfügung, das die Bestimmung der Tränenfilmosmolarität sehr stark vereinfacht. Hierbei wird durch eine sogenannte Lab-on-a-Chip-Technik elektronisch die Tränenfilmosmolarität nach einer Probenentnahme von nur 50 nl innerhalb weniger Sekunden bestimmt. In aktuellen Studien zur Evaluierung des Gerätes konnte gezeigt werden, dass die Ergebnisse der neuen elektrochemischen Messme- Concept Ophthalmologie 06 / 2010 trockenes auge medizin Die Tränenflüssigkeitsentnahme aus dem lateralen Tränenfilmmeniskus ist in der Regel in wenigen Sekunden durchführbar Grenzwerte der Tränenfilmosmolarität, berechnet aus den Daten der TearLab Evaluation Studie. Werte unterhalb 308 mosmol/l gelten als normal thode sehr gut mit den etablierten Messmethoden korreliert. Die Entnahme der Probe ist in der Regel einfach. Durch Reflextränen kann es aber im Einzelfall zur „Verwässerung“ des Tränenfilms kommen, so dass eine Messung an beiden Augen empfohlen wird und der insgesamt höhere Wert als Messwert angenommen werden sollte. wurden. Nach Auswertung der Evaluierungsstudie konnten Grenzwerte für drei Gruppen festgelegt werden (siehe Grafik). Werte unterhalb von 308 mosmol/l werden hiermit als Normal angesehen, 308 bis 328 mosmol/l geben den Bereich für ein mildes bis moderates trockenes Auge an und Werte über 328 osmol/l sind für eine schwere Erkrankung zu erwarten. Evaluierungsstudie mit über 300 Patienten Die Universitäts-Augenklinik Würzburg nahm als einziges deutsches Zentrum an der grundlegenden Evaluierungsstudie des Gerätes teil. Bei über 300 Studienpatienten wurden die erhobenen Einzelbefunde aus Tränenfilmosmolarität, Schirmer-Test, Tränenfilmaufrisszeit, Fluoreszein- und LissaminGrün-Färbung der Horn- und Bindehaut, MeibomdrüsenBeurteilung und eines standardisierten Fragebogens (OSDI= Ocular Surface Disease Index) erstmalig zur Berechnung eines Gesamtindexes für die Schwere der Erkrankung benutzt. Der Wert 0 bedeutet hierbei „keine subjektiven und objektiven Befunde für ein trockenes Auge“, bei einem Wert von 1 hingegen zeigt sich der Maximalbefund eines trockenen Auges im untersuchten Kollektiv. Bei der Auswertung konnte gezeigt werden, dass die Tränenfilmosmolarität gerade bei Patienten mit milden bis mittleren Symptomen eines trockenen Auges sehr gut mit dem Schweregrad korreliert. Die klassischen diagnostischen Tests zeigten eine deutlich schwächere Korrelation. Da gerade die milden bis mittelgradigen Formen der Keratokonjunktivitis Sicca durch klassische Tests teilweise nur unzureichend abgebildet werden können, hat man nun mittels der Tränenfilmosmolarität einen neuen (wenn auch bereits lange bekannten), einfach zu bestimmenden Testparameter. Die Testwerte schwanken zwischen 275 und 350 mosmol/l wobei je nach Studie bislang unterschiedliche Grenzwerte definiert Concept Ophthalmologie 06 / 2010 Trotz dieser Ergebnisse zeigt sich in der klinischen Praxis, dass die Tränenfilmosmolarität als Einzelparameter für die Diagnostik wahrscheinlich nicht ausreichend ist. Die Sensitivität als Einzeltest liegt bei 72 Prozent. Durch Kombination mit weiteren diagnostischen Tests wie z.B. der Tränenfilmaufrisszeit oder der Anfärbbarkeit der Epithelien lässt sich die Sensitivität und Spezifität jedoch weiter erhöhen. Aus der klinischer Erfahrung zeigt sich, dass die Tränenfilmosmolaritätsmessung mittels des neuen Gerätes bei einem Großteil der Patienten aufgrund der einfachen Handhabung und des nur sehr geringen Probenvolumens einfach durchzuführen ist. Die Untersuchung kann daher auch problemlos von medizinischem Hilfspersonal durchgeführt werden. Es besteht sogar die Möglichkeit, das Gerät als Screeningmethode in anderen Fachdisziplinen einzusetzen. Zurzeit führt die Universitäts-Augenklinik Würzburg in Kooperation mit der medizinischen Klinik und Poliklinik verschiedene Studien durch, bei der die Tränenfilmosmolarität neben anderen klassischen Tests zum trockenen Auge evaluiert wird. Denkbar wäre zum Beispiel, dass Patienten mit rheumatoiden Grunderkrankungen oder nach Stammzelltransplantation vorab beim zuständigen Facharzt gescreent werden und bei Beschwerden und/oder pathologischen Werten bei der Tränenfilmosmolaritätsmessung zum Ophthalmologen zur weiteren Diagnostik und Therapieeinleitung überwiesen werden. 31 medizin kindliches glaukom Glaukom bei Kindern 32 Concept Ophthalmologie 06 / 2010 kindliches glaukom medizin Um das Glaukom im Kindesalter in allen seinen Erscheinungsformen drehte sich am 6. Oktober 2010 die Fortbildung der Universitätsaugenklinik Münster. Die Augenerkrankung ist selten, aber schwerwiegend. Sie erfordert eine aufwendige Behandlung, die rechtzeitig begonnen werden muss, um erfolgreich zu sein. Ü ber „Das kindliche Glaukom. Grundlagen der Anatomie und Epidemiologie“ sprach Professor Dr. Norbert Pfeiffer, Universitätsaugenklinik Mainz. Ein Prozent der Bevölkerung leidet an Glaukom, ein bis drei Prozent davon entfallen auf das kindliche Glaukom. Erwachsene erkranken typischerweise erst spät. Ein Kind, bei dem im ersten Lebensjahr ein Glaukom entdeckt wird, hat heutzutage eine hohe Lebenserwartung und kann alt genug werden, um zu erblinden. Die Behandlung ist aufwendig, viele Kinder werden mehrfach operiert. Eine rechtzeitig gestellte Diagnose steigert die Lebenserwartung um den Faktor sechs. Grundlagen der Anatomie und Epidemiologie Das kindliche Glaukom wird in das primäre und sekundäre Glaukom eingeteilt. Zu ersterem zählt das primäre kongenitale Glaukom (PKG), das sich durch eine isolierte Trabekeldysgenesie auszeichnet. Residuen des embryonalen Gewebes, die durchsichtige und meist nicht im Kammerwinkel sichtbare Barkan-Membran, verlegen das Trabekelwerk und hemmen den Einstrom des Kammerwassers in den Schlemmschen Kanal. Auch das juvenile primäre Offenwinkelglaukom (POWG) fällt darunter. Sekundäre kindliche Glaukome entwickeln sich aus der anterioren Dysgenesie sowie anderen okulären Erkrankungen wie kongenitaler Katarakt, Phacomatosen (Sturge-Weber mit fazialem Naevus flammeus und Klippel-Trenaunay-Weber-Syndrom, Neurofibromatose von Recklinghausen, okulodermale Melanozystose, Von-Hippel-Landau-Syndrom), Entzündungen, metabolischen Erkrankungen, Tumoren, chromosomalen Störungen, Bindegewebs- und anderen Erkrankungen. Das PKG kommt in einer Häufigkeit von 1:2000 bis 1:20.000 Geburten vor, die meisten Fälle treten sporadisch auf. In Ländern, in denen oft innerhalb der engeren Verwandtschaft geheiratet wird, vererbt sich das kongenitale Glaukom häufiger. Symptome sind Epiphora, Photophobie, Blepharospasmus und Gedeihstörungen. Den Eltern fällt das große Auge, der Buphthalmus, auf. Der untersuchende Augenarzt stellt eine Trübung der Hornhaut (HH), vergrößerten HH-Durchmesser, Haabsche Linien, Iris-Stroma-Atrophie, glaukomatöse Papille und einen erhöhten Augeninnendruck (IOD) fest. Differentialdiagnostisch sollte die HH-Trübung auch als mögliche Folge einer Zangengeburt oder im Zusammenhang mit Masern, Syphilis, Mucopolysaccharidosen sowie einer Trisomie abge- Concept Ophthalmologie 06 / 2010 klärt werden. Dem vergrößerten HH-Durchmesser kann auch eine Megalocornea zugrunde liegen. Der Durchmesser beträgt beim Frühgeborenen oft weniger als 9 mm, bei reif geborenen Kindern ca. 10,5 mm. Ein größerer HH-Durchmesser im ersten Jahr ist glaukomverdächtig. Messungen sind ohne Narkose möglich, indem man dem Säugling ein Zentimeterband auf die Stirn klebt und mit dem Teleobjektiv aus größerer Entfernung fotografiert. Im Ausdruck oder bei Projektion des Bildes kann man die Hornhaut-Durchmesserlänge auf das Zentimetermaß übertragen, erläuterte Pfeiffer. Das primäre infantile Glaukom ist auch Synonym für das späte oder milde kongenitale Glaukom bzw. juvenile POWG. Es tritt nach den ersten zwei bis drei Lebensjahren auf. Es fehlen die Haabschen Linien, der HH-Durchmesser ist normal. Kindliche sekundäre Glaukome entstehen infolge kongenitaler Katarakt bei Aphakie oder Pseudophakie und infolge anderer Erkrankungen. Das kindliche Aphakieglaukom tritt nach Hattenbach in knapp fünf bis gut zehn Prozent, nach Lampert in gut 30 und nach Kahn in knapp 50 Prozent auf, sofern eine Operation vor dem sechsten Lebensmonat stattfindet. Relativ kurze Nachbeobachtungszeiten sind notwendig. Die zugrunde liegende Erkrankung muss behandelt, der IOD gesenkt, eine Amblyopie verhindert werden. Oft werde ein Auge amblyop, vielleicht, weil der Verband zu lange auf dem operierten Auge belassen worden sei, so Pfeiffer. Zusammenfassend stellte er fest, dass es sich beim kindlichen Glaukom selten um eine einzelne Erkrankung handelt. Die Vielfalt sei bedeutend. Es gebe ein hohes diagnostisches und therapeutisches Potential und ein hohes kumulatives Erblindungsrisiko. Wichtig sei, rechtzeitig die Weichen zu stellen, damit die ergriffenen Maßnahmen wirksam werden könnten. Die Nachbetreuung sei besonders wegen der erwähnten Amblyopiegefahr bedeutsam. Narkoseuntersuchung – wie? Dr. Jochen Wahl, Universitätsklinik Mainz, sprach über „Narkoseuntersuchung – wie?“. Die Untersuchung eines Kleinkindes erfordert viel Gespür. In der Regel sind in der Zukunft viele weitere Arzt-Kind-Kontakte unvermeidlich, so dass Traumata durch Untersuchungen vermieden werden müssen. Die Zusammenarbeit von Augen- und Kinderklinik sowie Anästhesie muss gegeben sein. Allgemeine Erkrankungen sind zu berücksichtigen. Kleinkinder müssen in Narkose untersucht werden, 33 medizin kindliches glaukom wobei sie bis zum Alter von drei Jahren danach stationär in der Kinderklinik bleiben. Für den Fall, dass eine Operation nötig wird, sollte diese möglichst in gleicher Narkose erfolgen. Dementsprechend ist vorher die Einwilligung der Eltern zu erfragen. Die Narkose sollte als TIVA (totale intravenöse Anästhesie), die als modernste Methode gilt, erfolgen. Unter der Gabe von Remifentanil wird entweder intubiert oder per Larynxmaske beatmet. Der IOD wird mittels handgehaltener Applanations- oder Schiötz-Tonometrie vor und in Mydriasis gemessen. Für die vorderen Augenabschnitte wählt man ein Operationsmikroskop und dokumentiert per Videoaufnahme. Die HH-Durchmesser werden horizontal und vertikal bestimmt, die HH in Bezug auf Trübung, Haabsche Leisten etc. untersucht. Gonioskopiert wird mit einem 10-mm-Gonioskop. Neben der Papillenbeurteilung wird der Kammerwinkel auf Synechien, Barkanmembran, Irisfüßchen und Pigmentierung untersucht. Ultraschall wird für die Netzhautuntersuchung (mit A- und B-Bild bei fehlendem Einblick auf die Netzhaut, als Ultraschall-Biomikroskopie bei unklaren anatomischen Verhältnissen) und zur Pachymetrie und Bulbuslängenmessung eingesetzt. Die Refraktion wird mittels handgehaltenem Refraktometer oder Skiaskop bestimmt. Funduskopiert wird indirekt mit dem Kopfophthalmoskop. Bei Kindern ist die Druckmessung wegen der kleinen Lidspalte technisch schwierig. Auch beeinflussen Narkotika den IOD in unterschiedlicher Weise. So wird er durch Gase und Remifentanil/Propofolen gesenkt, während er unter Succinylcholingabe ansteigt. Aber was sind Normwerte bei einem Kleinkind, speziell in Narkose?, fragte Wahl. Es gebe nur wenige Statistiken. Die Spannbreite sei groß. Unter TIVA gelte ein IOD von 5-8 mmHg als normal. Die Interpretation bleibe aber schwierig. Zusammenfassend meinte er, dass eine Narkoseuntersuchung bei fehlender Compliance sowie zur Verlaufskontrolle von Parametern wie IOD, Pachymetrie, Bulbuslänge und Refraktion indiziert sei. Trabekulotomie – wann? Anschließend gab Wahl Antworten auf die Frage „Trabekulotomie – wann?“ Die Trabekulotomie ergebe im Vergleich mit der Goniotomie bei getrübter Hornhaut bezüglich der Sicht Prof. Dr. med. Norbert Pfeiffer 34 Dr. med. Jochen Wahl bessere Ergebnisse als auch insgesamt, während sie gegenüber der Trabekulektomie den IOD geringer senke. Indikationen seien das kongenitale Glaukom und Kammerwinkeldysgenesien. Als Komplikationen werden ein Hyphäma bei kontinuierlicher Reflux-Blutung, ein frühpostoperativer Druckanstieg und selten Hypotonie genannt. Bereits 1936 habe sich Barkan zur Goniotomie geäußert. Luntz habe 1979 befunden, dass die Trabekulotomie der Goniotomie überlegen sei. Damals wurden 86 Augen mit kongenitalem, infantilem oder juvenilem Glaukom im Alter von zwei Wochen bis zwölf Jahren erfolgreich operiert, davon 65 Augen einmalig und elf mehrfach. Alle Kinder hatten diffuse Kammerwinkelveränderungen (Barkan-Membran; 1979, Ophthalmology 86, 793). Eine Trabekulotomie sei indiziert bei Erstuntersuchungen, wenn hoher IOD, Glaukomschaden, Haabsche Leisten und eine vergrößerte Bulbuslänge vorlägen. Außerdem, wenn bei Wiederholungsuntersuchungen Progressionszeichen, Bulbuswachstum über die Norm und zunehmende Papillenexkavation festgestellt würden sowie beim kongenitalen, infantilen, juvenilen Glaukom. Zuletzt befasste sich Wahl mit der kontrollierten Zyklophotokoagulation. Indem Laserlicht durch die Sklera geleitet und im Ziliarkörper absorbiert wird, kommt es zur Zerstörung des pigmentierten und unpigmentierten Ziliarkörperepithels, dem Bildungsort des Kammerwassers. Dadurch wird dessen Bildung reduziert, während der uveosklerale Abfluss zunimmt. Das therapeutische Fenster sei klein. Es könne zu einer Hypotonie kommen, wenn die Behandlung zu aggressiv vorgenommen worden und zu wenig Kammerwasser bildendes Gewebe verblieben sei. Auf der anderen Seite könne der IOD erhöht bleiben, wenn zu wenig Gewebe koaguliert worden sei. Daher müsse die Energie individuell anpasst werden. Wünschenswert sei ein Gerät, das eine kontrollierte Zyklophotokoagulation ermögliche, indem es über den Koagulationserfolg informiere und der Vorgang bei hinreichender Koagulation unterbrochen werde. Dies könne mit dem sogenannten Pop-Effekt, dem Zeitpunkt einer eventuell auftretenden, akustisch wahrnehmbaren Gewebszerreißung in Relation zum Koagulationsbeginn erreicht werden. PD Dr. med. Hagen Thieme Bei Glaukomen im Kindesalter sei eine zurückhaltende Behandlung indiziert, denn die Zyklodestruktion sei möglicherweise irreversibel bei langer Lebenserwartung. Dennoch sei sie häufig der einzige Ausweg, da andere Behandlungsoptionen fehlten. Concept Ophthalmologie 06 / 2010 kindliches glaukom Was tun bei refraktären kindlichen Glaukomen? Diese Frage beantwortete PD Dr. Hagen Thieme, Universitätsaugenklinik Mainz. Das kindliche Glaukom sei eine lebenslange Herausforderung. Die Hälfte der Augen werde blind. Ursachen sind HH-Probleme (ein vergrößerter HH-Durchmesser über 14 mm bedeutet ein 50-prozentiges Erblindungsrisiko), Amblyopie und Myopie (Amotio), Anisometropie, Papillenschaden und Gesichtsfeldverlust. Beim Aphakieglaukom besteht das Risiko nach fünf Jahren bei 35 Prozent. Pro Jahr werden nur ungefähr 200 Kinder operiert. Deshalb müssten diese Kinder in Spezialzentren geschickt werden, die Routine haben, forderte Thieme. Die Diagnostik ist schwierig. IOD-Messung und Kammerwinkelbetrachtung sind nur in Vollnarkose möglich. Gesichtsfelduntersuchung, Papillenbefundung per Papillenfoto und Laserscannningverfahren (HRT, GDX, OCT u.a.) können frühestens ab dem fünften bis sechsten Lebensjahr durchgeführt werden. Operationen sind ungefähr in 60 Prozent erfolgreich, viele Kinder müssen aber mehrfach operiert werden. In der klassischen Glaukomoperation werden Implantate eingesetzt. Der Implantation gehen oft mehrfache andere operative Versuche voraus. Dennoch, ein Ahmed-glaucoma-Valve bei einem Zweijährigen einzusetzen werde zwiespältig gesehen. Wie groß sollte das Implantat sein? Wie wird die Situation bei einem 14-Jährigen sein? Was ist überhaupt eine erfolgreiche Operation? Oft gehe es dabei nicht vorrangig darum, einen maximal guten Visus bzw. optimale Druckverhältnisse zu erreichen. Manchmal entwickelten sich die Kinder nicht gut, sie hörten auf zu essen und zu trinken. So rücke mehr die Gedeihstörung als OP-Indikation in den Vordergrund. Denn nach der Operation entwickelten sich diese Kinder wieder normal. So gesehen seien Erfolge relativ zu betrachten. Problematisch sei die Compliance. Häufige Kontrollen und Nachbetreuung seien notwendig. Die Therapie sei schwierig. Nach der Operation müssten Augentropfen oft weiter regelmäßig appliziert werden, Nebenwirkungen seien möglich. Die Zusammenarbeit müsse bei diesen Kindern eng zwischen Klinik und Eltern abgestimmt werden. Abschließend stellte Thieme fest, dass das Glaukom im Kindesalter eine große Herausforderung bleibe. Die Behandlung erfolge oft durch Augenärzte aus zwei bis drei Generationen. Die Prognose sei schlecht. Man müsse die Familien auf die Möglichkeit der Erblindung vorbereiten. Diagnostik und Therapie sekundärer Glaukome Dr. Ulrike H. Grenzebach, Universitätsaugenklinik Münster, befasste sich abschließend mit der „Diagnostik und Therapie sekundärer kindlicher Glaukome“. Diese werden durch die Fehlbildung des Kammerwasserabflusses aufgrund einer Concept Ophthalmologie 06 / 2010 medizin Fehldifferenzierung anderer Augenstrukturen definiert. Sie manifestieren sich bei Axenfeld-Anomalie bzw. -Syndrom, Rieger-Anomalie bzw. -Syndrom, der Peterschen Defektbildung bzw. -Syndrom, juvenilem Xanthogranulom, Aniridie, Retinoblastom, Phakomatosen-Sturge-Weber-Syndrom, Neurofibromatose, Hemmungsmissbildungen, persistierendem hyperplastischem primärem Glaskörper (PHPV), Stoffwechselerkrankungen, chromosomalen Aberrationen, Embryopathien und Aphakieglaukom. Das Achsenfeld-Rieger-Syndrom wird autosomal-dominant vererbt und tritt in der Häufigkeit 1:200.000 auf. Die AxenfeldAnomalie fällt durch prominente Schwalbesche Linie und gelegentliche Synechierung des Embryotoxon posterius mit der Iris auf. Die Rieger-Anomalie (Dysgenesis mesodermalis iridis et corneae) wird autosomal vererbt mit meist 95-prozentiger Penetranz. Die Entwicklungsstörung beginnt in der siebten Embryonalwoche. Man findet hier zur Axenfeld-Anomalie Irishypoplasie, Iridoschisis und Korektopie. Genetisch besteht gelegentlich eine Assoziation mit der Myotonie CurschmannSteinert. Es gibt auch andere autosomale Aberrationen. Die beiden Anomalien sind wie das Achsenfeld-Rieger-Syndrom in 50 Prozent mit einem Glaukom assoziiert. Das Rieger-Syndrom wird autosomal dominant vererbt in einer Häufigkeit von 1:200.000. Es zeigt sich ophthalmologisch in einer Manifestation der Rieger-Anomalie. Zusätzlich kommen in 23 Prozent Zahn- und Gaumenmissbildungen in Form einer Mikrodontie oder Taurodontie vor. Auffällig sind das kleine Kinn, die zurückgesetzte Oberlippe und breite Nase sowie der Telekanthus. Weiter gehören Augenmuskelhypoplasie, Skelettmissbildungen, Schwerhörigkeit bis zur Taubheit, Hydrozephalus, Herzfehler und Debilität dazu. Die Petersche Anomalie oder Dysgenesis mesodermalis et ectodermalis iridis et corneae zeichnet sich durch ein kongenitales Hornhaut-Leukom mit Fehlen der Descemet-Membran aus. Es tritt in 80 Prozent der Fälle beidseitig auf. Das Glaukomrisiko beträgt 50 bis 70 Prozent. Neben einer Keratomlentikulären Adhärenz mit vorderen Synechien der Iris kommen weitere okuläre Anomalien, Kolobome, Sklerocornea, Mikrocornea und Mikrophthalmus hinzu. Die Krankheit tritt mit weiteren systemischen Fehlbildungen an Herz, Gesicht und Gaumen auf. Die Genetik ist unbekannt und tritt selten autosomal-rezessiv oder autosomal-dominant mit unregelmäßiger Penetranz auf. Die Kammerwinkeldysgenesien sind unterschiedlich stark ausgeprägt. Sie werden in erster Linie chirurgisch mittels Gonio- oder Trabekulotomie, Visco-Trabekulotomie oder Trabekulo-Trabekulektomie therapiert. 70 Prozent aller Patienten mit Glaukom werden mindestens einmal operiert. Bei unbefriedigender Druckregulierung werden zyklo-destruktive Eingriffe notwendig. Ziel der Behandlung sind ein optimales 35 medizin kindliches glaukom Visusergebnis, dauerhafte Druckregulierung, Vermeidung der Myopieprogression und Erhalt des Gesichtsfeldes sowie der Binokularfunktionen. Kinder mit Glaukom haben ophthalmologische Begleitbefunde wie Refraktionsanomalien in Form von Myopien von ca. -6,5 D in 57 und Hyperopien von ca. +4,6 D in 17 Prozent. Eine Emmetropie liegt in 27 Prozent vor. Die Amblyopie in 65 bis 100 Prozent ist durch Ametropie oder Anisometropie bedingt. Ein sekundärer Strabismus in 27 Prozent äußert sich in Exotropie und Esotropie. Die Binokularfunktion ergibt in 57 Prozent einen positiven Lang I. Ein optimales Behandlungsergebnis wird durch optimalen Refraktionsausgleich mittels Skiaskopie erreicht. Amblyopietherapie und Augenmuskeloperationen sind oft notwendig. Weitere operative Maßnahmen bei HH-Leukom bestehen in der optischen Sektoriridektomie, Rotationskeratoplastik und perforierenden Keratoplastik. Der IOD muss dauerhaft reguliert sein, was ggf. eine Untersuchung in Narkose impliziert. Das Juvenile Xanthogranulom ist eine benigne seltene Hauterkrankung mit okulärer Beteiligung in zehn Prozent. In 85 bis 90 Prozent tritt ein Hyphäma auf. Es findet sich eine umschriebene oder diffuse hypervaskularisierte Verdickung der Iris. Zum Krankheitsbild gehört die Heterochromie. Das Glaukomrisiko ist hoch bei intraokularer Manifestation. 80 Prozent der Fälle treten monolateral im ersten Lebensjahr auf. Therapeutisch werden Steroide oder perkutan niedrigdosierte Radiatio oder Strontium appliziert. Eine chirurgische Intervention ist selten. Das Sturge-Webe-Krabbe-Syndrom ist ein kutaneo-zerebrales Syndrom mit Naevus flammeus des Gesichts und zerebralen Angiomen. Krampfanfälle, ggf. Hemiparese, Hämangiome der Chorioidea in 40 Prozent, ein kongenitales Glaukom in 30 bis 50 Prozent und ein Psychosyndrom gehören dazu. Fehlbildungen anderer Organe sind möglich. Der Erbgang wird als autosomal-dominant mit inkompletter Penetranz vermutet. Die Therapie könne konservativ sein, zyklon-destruktive Verfahren würden aber bevorzugt. Bei Aniridie ist die Iris meist beidseits hypoplastisch. Sie kommt in einer Häufigkeit von 1:64.000 bis 1:96.000 vor und wird autosomal-dominant vererbt. Das Glaukomrisiko ist hoch, es kann ggf. auch zu einem späterem Zeitpunkt durch Winkelblock auftreten. Zu den Befunden gehören Linsenektopie, Polstar, Linsenkolobome, Sklerocornea, Makulaaplasie, Optikushypoplasie, PHPV, Skelett-Missbildungen und in sporadischen Fällen ein Wilms-Tumor (Miller-Syndrom). Die Aniridie ist häufig Teil des WAGR-Syndroms (Wilms-TU, Aniridie, urogenitale Fehlbildungen, mentale Retardierung). Zusammenfassend stellte Grenzebach fest, dass niedergelassenen Augenärzten die Bedeutung der Früherkennung 36 der Risiken bekannt sein müsse. Es sollte eine bestmögliche Druckeinstellung angestrebt werden. Der Visus müsse durch optimales Refraktionieren erhalten bleiben. Eine Amblyopietherapie gehöre auf jeden Fall zur Behandlung. Ziel sei die enge Zusammenarbeit von betreuendem Augenarzt und Spezialisten der Klinik. Von Dr. Christiane Schumacher INFO Studienteilnehmer gesucht Die neue Münsteraner Klinikdirektorin Prof. Dr. Nicole Eter wies auf drei Studien – nicht zu Glaukomen im Kindesalter, sondern zu anderen Augenerkrankungen – hin, für die derzeit noch weitere Patienten gesucht werden: 1. Die Relation-Studie (Ranibizumab in combination with laser application) betrifft Patienten mit diabetischem Makulaödem. Es handelt sich um eine multizentrische, doppelblinde, PhaseIIIb-Studie, die über zwei Jahre läuft. Inhaltlich geht es um den Vergleich von Lasermonotherapie versus Kombination Laser mit Lucentis. Einschlusskriterien sind Visusverschlechterung durch das diabetische Makulaödem auf mindestens 0,125 bis maximal 0,6 sowie ein HbA1c-Wert kleiner als zehn Prozent bei antidiabetischer Therapie. Ausschlusskriterien sind Schlaganfall in der Anamnese, intravitreale Injektion innerhalb der letzten drei Monate und Laserbehandlung panretinal innerhalb der letzten sechs Monate und fokal innerhalb der letzten drei Monate. 2.Bei der Fancy-Studie (Functional antigen matching in corneal transplantation and the role of HLA antibody production in graft rejections) werden Abstoßungsraten HLA-typisierter und nicht typisierter Keratoplastiken in einer multizentrischen, prospektiven Studie doppelblind miteinander verglichen. Hier soll geklärt werden, ob HLA-Typisierung sinnvoll ist, welche Minor Antigene wichtig sind und welche Rolle HLA-Antikörper spielen. Für die Studie ist jede Indikation zur Keratoplastik geeignet. 720 Patienten werden deutschlandweit avisiert. Es erfolgen vier Untersuchungen in zwei Jahren. 3.Die Bridge-Studie, beschäftigt sich mit der „Bedeutung regionaler Netzwerke bei der individuellen Betreuung von Patienten mit neovaskulärer AMD“. In die multizentrische, nicht-interventionelle Studie werden Patienten mit neu diagnostizierter neovaskulärer AMD aufgenommen. Ziel ist, Daten über die Therapie der neovaskulären AMD unter Alltagsbedingungen zu erhalten. Dabei sollen die aktuelle Versorgungssituation, Prozesse zwischen kooperierenden Zuweisern und Anwenderzentren sowie Behandlungsergebnisse vor dem Hintergrund der erhobenen Versorgungssituation erfasst werden. Wer über geeignete Patienten verfügt, kann diese zur Teilnahme in die Universitätsaugenklinik überweisen. Dort erfolgt eine Therapie mit Lucentis nach den Leitlinien. Die monatlichen Kontrollen finden beim überweisenden Augenarzt statt. Bei erforderlicher Re-Injektion sollte der Patient wieder in der Klinik vorgestellt werden. Augenärzte, die an den Studien teilnehmen möchten, wenden sich an: Universitäts-Augenklinik Münster, Studienzentrum, Domagkstr. 15, D-48149 Münster, Tel. 0251/8356004, Fax 0251/8356003 Concept Ophthalmologie 06 / 2010 glaukom medizin Compliance – oft unterschätzt Was ist Compliance? Wie gut sollte sie sein, wie gut ist sie wirklich? Können wir sie verbessern? PD Dr. Hagen Thieme referierte Anfang Oktober 2010 im Rahmen einer Fortbildung der Bochumer Universitätsaugenklinik über das Thema Therapietreue, das vor allem bei chronischen Erkrankungen eine wichtige Rolle spielt. A ls Therapietreue oder konsequentes Befolgen der ärztlichen Vorschriften wird Compliance definiert. Dem gegenüber steht die Non-Compliance, das Nichteinhalten oder -erfüllen ärztlicher Ratschläge und Therapieempfehlungen. Von intelligenter Non-Compliance spricht man, wenn der Patient aufgrund eigener Überlegungen und Beobachtungen eine Behandlung ablehnt. Compliance ist ein wichtiger Faktor bei allen chronischen Erkrankungen. Extreme Beispiele zeigten, wie wenig Patienten manchmal über ihre Befunde und die ihnen ausgehändigten Daten wüssten, so Thieme. Die Frage nach dem letzten Augendruckwert werde dann schon mal mit: „Ich glaube, 170/90“ beantwortet. Oder auf die Bitte, den Glaukompass sehen zu dürfen, erwidere der Patient: „Der ist abgelaufen“. Es gibt aber auch das andere Extrem, die Über-Compliance. Thieme zeigte die Aufzeichnungen eines Patienten, der penibel alle Befunde, Medikamente, stationären Aufenthalte und Arztbesuche in einer Kurve vermerkt hatte. Anhand des Amslertests hatte er bei sich Gesichtsfeldausfälle festgestellt, mit denen er in die Sprechstunde kam. Die dort angefertigte Perimetrie bestätigte seine Befunde. Leidensdruck erhöht die Compliance Anhand der AGIS (Advanced Glaucoma Intervention Study), die zeigte, dass eine Gesichtsfeldprogression bei manifestem Glaukom nur aufgehalten werden kann, wenn der Augeninnendruck bei allen Messungen niedrig gehalten wird, erläuterte Thieme die Wichtigkeit der Compliance. An dieser über acht Jahre dauernden Studie nahmen fast 600 Patienten teil, die unterschiedlichen chirurgischen Maßnahmen unterzogen wurden. Zusätzlich erfolgte eine medikamentöse Drucksenkung. Das Follow-up war vorgegeben, Medikamente gab es umsonst. Das Ergebnis: Die Compliance steigt, wenn der Augeninnendruck hoch und die Perimetrie schlecht, der Leidensdruck also hoch ist. Thieme stellte dem Auditorium die Frage, was jeder einzelne tun würde, wenn bei ihm ein Glaukom festgestellt würde. Von der Krankheit merke man ja nichts; eine Erblindung könne in 20 Jahren auftreten. Viele Arztbesuche wären notwendig, es müssten regelmäßig Tropfen appliziert werden. Oft sei dies ein Betablocker, auf dessen Beipackzettel schwerwiegende Kon- Concept Ophthalmologie 06 / 2010 traindikationen und Nebenwirkungen zu lesen seien. Wie gut oder schlecht wäre dann die Compliance? In der Realität erschienen 50 % der neu diagnostizierten POWGPatienten nicht im Follow-up. Genauso häufig würden die verordneten Tropfen nicht genommen. 25 % tropften nur zum Quartalsende, wenn sie sich erinnerten, dass sie Glaukom hätten, so Thieme. Es zeigte sich, dass im Laufe der Zeit immer weniger getropft werde (Nordstrom et al., Am J Ophthalmology 2005, British J Ophthalmol 2006). Es gibt viele Gründe, warum nicht getropft wird: Schwierigkeiten mit der Applikation (44 %), zu kleine Schrift auf der Flasche (18 %), die zu Verwechslungen führe, das Handling der Tropfflasche (14 %), Kosten (41 %), Nebenwirkungen (16 %), Tropfen vergessen (12 %). 20 % glaubten nicht, dass sie helfen (intelligente Non-Compliance; Sleath B et al. Ophthalmology, 2006, Taylor SA et al. J Ocul Pharmacol Ther, 2002). In die typische Glaukomsprechstunde kommen auch Kinder, deren Behandlung sich über ihr ganzes Leben erstrecken wird. Traumata durch Untersuchungen müssten bei ihnen von Anfang an vermieden werden. Compliance könne allgemein durch Aufklärung und Schulung verbessert werden. In Praxen bzw. in den Kliniken sollten die Patienten beim Tropfen angeleitet werden. Oft sei der Augendruck nicht gut eingestellt, weil nicht oder unregelmäßig getropft werde. Wichtig sei eine Verbesserung der Medikamentenanwendung. Dazu gehöre ein gutes Tropfflaschendesign, wofür die Industrie sorgen solle. Die Flaschen müssten problemlos zu öffnen sein. Tropfhilfen wie Spiegel und Tropfenzähler könnten hilfreich sein. Zusammenfassend stellte Thieme fest, dass Compliance Ärzte vor massive Probleme stelle, die oft unterschätzt würden. Durch die erwähnten Maßnahmen und die Integration von Familienangehörigen könne sie verbessert werden. Operationsindikationen sollten großzügiger gestellt werden, wenn Compliance fehle. Von Dr. Christiane Schumacher PD Dr. med. Hagen Thieme 37 kontaktologie formstabile kl: materialien + ablagerungen Für jeden Fall das Beste Das optimale Material formstabiler Kontaktlinsen für alle Anpassfälle existiert nicht. Als Kontaktlinsen-Spezialist muss man jedoch in der Lage sein, das jeweils beste Material abhängig von den Tränenfilmbedingungen, dem Tragemodus und der benötigten Korrektur zu wählen. So lassen sich Komplikationen von vornherein vermeiden. W ährend im vorigen Beitrag (CONCEPT 5-2010, Seite 30ff) das Augenmerk auf Ablagerungen bei weichen Kontaktlinsen lag, beschäftigt sich dieser mit den Materialeigenschaften und der Ablagerungsneigung formstabiler Linsen. Er gibt einen Überblick über die Eigenschaften einer Auswahl gängiger Materialien formstabiler Kontaktlinsen und deren Affinität gegenüber endogenen und exogenen Faktoren, die zu Ablagerungen führen können. Bei Nachkontrollen werden Anpasser häufig mit Komplikationen wie einem verringerten Tragekomfort, geröteten Augen oder einem veränderten Sitzverhalten formstabiler Kontaktlinsen konfrontiert. Subjektiv klagt der Patient über ein schlechtes Sehvermögen, Fremdkörper- und Trockenheitsgefühl, Schleim im Auge oder über gerötete Augen während des Kontaktlinsentragens. Die Ursachen dafür liegen häufig nicht in der Anpassung der Geometrie, wenn diese vorab gut gewählt und angepasst wurde. Vielmehr gilt es in solchen Fällen, das Augenmerk auf die Oberflächenbeschaffenheit der Kontaktlinsen zu richten und näher zu beleuchten, wie sie gepflegt werden. Komplikationen vorab verhindern Durch eine gewissenhafte und ausführliche Anamnese und Voruntersuchung kann Komplikationen schon vorab entgegengewirkt werden. Es gilt im Vorhinein zu klären: • Wie ist der Tränenfilm aufgebaut? (Schlagwörter: Interferenz, BUT-Test, NIBUT-Test) • Benutzt der Kontaktlinsenträger Kosmetika? Wenn ja, welche? Sind diese kontaktlinsengeeignet? 38 • Welche Medikamente werden eingenommen? (verschreibungspflichtig und OTC) • Neigt der Patient zu einem Sicca-Syndrom? • Treibt der er Sport? Wenn ja, welchen? In der Entwicklung im Bereich formstabiler Kontaktlinsenmaterialien ist in den 1980er Jahren ein entscheidender Durchbruch gelungen. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es zwei Materialgruppen: Diejenige ohne Fluor- und Silikonanteil (Methylmetacrylat = MMA oder noch bekannt als PMMALinsen und Celluloseacrylat = CAB) sowie diejenige mit einer Silikon- aber ohne Fluorkomponente (Silikonacrylate MMA+Si). Die erste Gruppe zeichnete sich durch eine geringe Ablagerungsneigung und gute Benetzbarkeit aus, hatte jedoch den entscheidenden Nachteil, dass sie nicht bzw. eine nur sehr gering sauerstoffdurchlässig war, wodurch die Cornea durch längeres Tragen geschädigt wurde. Die zweite Gruppe bot durch die Silikonkomponente eine bessere Sauerstoffdurchlässigkeit, jedoch führte die Zugabe von Silikon wieder zu einer schlechteren Benetzung und einer geringeren mechanischen Stabilität. Aus diesen Gründen werden beide Materialien bei der heutigen Kontaktlinsenanpassung nicht mehr verwendet. Aktuelle Materialien formstabiler Linsen Die dritte aktuelle Gruppe ist die der Fluor-Silikon-Acrylate (MMA+Si+F). Sie findet in der modernen Kontaktlinsenanpassung Verwendung und weist eine bessere Sauerstoffdurchlässigkeit bei gleichzeitig besserer Benetzung auf. Die für die Concept Ophthalmologie 06 / 2010 formstabile kl: materialien + ablagerungen Anpassung gewünschten unterschiedlichen Eigenschaften des jeweils gewählten Materials werden durch die verschiedenen Anteile der Monomere von Silikon und Fluor beeinflusst. Silikon weist eine hohe Sauerstoffdurchlässigkeit auf, jedoch wird die Benetzbarkeit und Formstabiblität geringer. Aus diesem Grund wird Methalcrylsäure (MAS) beigemischt, um die Benetzbarkeit zu erhöhen. Dies wiederum führt durch die Ionizität zu verstärkten Proteinablagerungen. Durch die Zugabe von Fluor wird die Sauerstoffdurchlässigkeit weiter erhöht, die Benetzung verbessert und die Affinität gegenüber Proteinablagerungen verringert. Gleichzeitig erhöht sich jedoch die Neigung zu Lipidablagerungen. Viele Linsenhersteller bieten aufgrund dieser Gegebenheiten ihre formstabilen Kontaktlinsen in unterschiedlichen Materialzusammensetzungen an, bei denen ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Fluor und Silikon besteht, um den verschiedenen Voraussetzungen der jeweiligen Patienten entsprechen zu können. Diese Chance gilt es zu nutzen und das Material als weiteren wichtigen „Parameter“ bei der Wahl der geeigneten Kontaktlinse mit zu berücksichtigen, um eine langfristig erfolgreiche Anpassung formstabiler Kontaktlinsen zu gewährleisten. Zunächst bedarf es also einer eingehenden Analyse des Tränenfilms, der anatomischen Gegebenheiten (z.B. kompletter Lidschluss?) sowie der verwendeten Kosmetika und Medikamente. Wichtig sind auch Informationen über die Tragewünsche und die Umfeldbedingungen des Patienten. Wird dies verknüpft mit dem Wissen um die Eigenschaften der verschiedenen Materialien und deren notwendiger Pflege, ist eine kompetente Versorgung des Patienten auf Dauer realisierbar. Den Tränenfilm beurteilen Die qualitative Zusammensetzung des Tränenfilms lässt sich durch die Betrachtung des Interferenzmusters im Spiegelbezirk der Spaltlampe bei breitem Spalt und hoher Vergrößerung beurteilen (siehe Foto links nächste Seite). Je dicker die Lipidschicht, desto ausgeprägter ist das zu betrachtende Interferenzmuster. Der BUT-Test („break up time“ des Tränenfilms unter Zugabe von Fluoreszein und der Betrachtung im Blaulicht mit Gelbfilter) gibt einen Anhaltspunkt über die Stabilität der Lipidschicht des Tränenfilms. Das Fluoreszein im Tränenfilm wird durch das Blaulicht zur Fluoreszenz angeregt. Durch das Vorschalten des Gelbfilters wird diese Eigenschaft besser sichtbar. Je stabiler die Lipidschicht, desto länger erfolgt die Benetzung der Hornhautoberfläche und der Kontaktlinse mit Tränenfilm bei geöffnetem Auge. Schlecht benetzte Stellen oder das Aufreißen des Tränenfilms werden durch schwarze Stellen sichtbar, da diese nicht mit dem fluoreszeinhaltigen Tränenfilm benetzt werden. Die Quantität ist durch die Größe des Tränenmeniskus und die Anzahl der Lipcoffalten zu beurteilen. Concept Ophthalmologie 06 / 2010 Material Dk/t PMMA (zum Vergleich) Boston ES Boston Equalens Boston XO Optimum classic Optimum comfort Optimum Extra Optimum Extreme Paragon HDS 0-0,51 182 472 1002 262 652 1002 1252 582 1 Benetzungswinkel 273 524 304 494 121 61 31 61 14,71 kontaktologie Härte Gewicht 90 84 82 83 83,45 78,53 75,32 77,5 84 1,180 1,220 1,190 1,270 1,189 1,178 1,166 1,155 1,160 Herstellerangaben, 2 ISO 9913-1,Einheit 10-11 ((mlO2*cm2)(sec*ml*mmHg)), 3 Wilhemly Platte, 4 Blasenmethode Tabelle 1: Auswahl und Eigenschaften häufig verwendeter Materialien formstabiler Kontaktlinsen Die geeignete Materialkomponente wählen Anhand dieser Informationen und der Eigenschaften der Materialien lässt sich im Zusammenhang mit den Tragemodi und dem Refraktionsdefizit des Patienten die geeignete Materialkomponente auswählen. In Tabelle 1 (s. oben) sind einige Eigenschaften häufig verwendeter Materialien für formstabile Kontaktlinsen dargestellt. Dazu eine kurze Erläuterung: • Die Sauerstoffdurchlässigkeit in Abhängigkeit von der Linsendicke wird mit dem DK/t Wert (Transmissibilität (T) = Dk/t) angegeben. • Die Benetzbarkeit einer Linse wird mit dem Benetzungswinkel angegeben. Dies ist der Winkel zwischen der Tangente am Endpunkt der Flüssigkeit und dem Linsenmaterial. Es gilt: je kleiner der Benetzungswinkel, desto besser die Verteilung der Flüssigkeit auf der Oberfläche der Kontaktlinse. Wenn das Material vollständig vom Tränenfilm überzogen wird, entspricht dies einem idealen Benetzungswinkel von 0°. Für diesen gibt es verschiedene Messmethoden, auf die hier jedoch nicht näher eingegangen wird. • Die Härte eines Linsenmaterials lässt Rückschlüsse auf das Verschleißverhalten des Materials zu. So haben beispielsweise Linsen mit einem hohen Anteil an Silikon und Fluor eine geringere Oberflächenhärte und verkratzen demnach schneller als Materialien ohne diese Komponenten. Dafür haben sie jedoch, wie schon beschrieben, eine bessere Sauerstoffdurchlässigkeit. Dies gilt es bei der Anpassung abzuwägen. Auch in diesem Fall wird hier auf die Messmethoden nicht weiter eingegangen. • Das Gewicht des Materials nimmt Einfluss auf das Sitzverhalten der Kontaktlinse und kann bewusst bei der Kontaktlinsenanpassung eingesetzt werden. So ist es sinnvoll, bei hohen Pluswerten ein Material mit relativ geringem spezifischem Gewicht zu wählen, um einem Tiefsitz entgegenzuwirken. Im Umkehrschluss lässt sich ein Hochsitz einer Minuslinse durch die Wahl eines schwereren Materials häufig beheben. 39 formstabile kl: materialien + ablagerungen Fotos: Augenkraft J. Zagolla kontaktologie Interferenz, öliger Tränenfilm mit Ablagerungen auf einer formstabilen Kontaktlinsen bei 40-facher Vergrößerung Schlecht benetzte Stelle Wie schon in CONCEPT 5-2010 bei weichen Kontaktlinsen beschrieben, kann es zu unterschiedlichen Ablagerungen kommen. Sie werden durch endogene und exogene Faktoren begünstigt. Häufig handelt es sich um Mischablagerungen. Eine erhöhte Neigung dazu entsteht an schlechter benetzten Stellen oder einer nicht mehr vollständig intakten Oberfläche z.B. durch Kratzer (siehe Fotos oben Mitte und rechts). Dort kommt es dann häufig zu Mischablagerungen, welche wiederum zu einer noch schlechteren Benetzung der Kontaktlinsenoberfläche führen. Eine manuelle Reinigung der Oberfläche mit dem geeigneten Pflegesystem muss dem Patienten nach jedem Tragen unbedingt angeraten werden. Dies führt nicht nur zu einer besseren Oberflächenreinigung, sondern auch zu einer Verminderung der Keimzahl. Eine zusätzliche wöchentliche enzymatische Reinigung durch die Zugabe einer „Enzymtablette“ zur Entfernung von Proteinen ist außerdem zu empfehlen. Je nach Materialwahl und Ablagerungsneigung ist entweder ein abrasiver Oberflächenreiniger (Mischablagerungen/Proteine) oder Stark zerkratzte Oberfläche ein alkoholhaltiger Reiniger auf Tensidbasis (Neigung zu Lipidablagerungen) zu empfehlen. In einigen Fällen ist es auch sinnvoll, die Reinigungsprodukte zu mischen, indem man sowohl einen alkoholhaltigen als auch einen abrasiven Reiniger im täglichen Wechsel empfiehlt. Die richtige Auswahl des Kontaktlinsenmaterials abhängig von den physiologischen Voraussetzungen des Patienten und die Wahl des richtigen Pflegeproduktes sind demnach im Zusammenspiel entscheidend für die erfolgreiche Anpassung formstabiler Linsen und dürfen als solche nicht unterschätzt werden. Von Judith Zagolla Quellen: - E. Muckenhirn, „Wichtige Kriterien zur Materialauswahl bei RGP-Linsen – die Qual der Wahl“, Sonderdruck aus NOJ 5/6 2001 - Galifa News Juli 2008, „Die Auswahl des geeigneten Materials – ein Ratgeber für die Anpassung formstabiler Contactlinsen“, 07/08 - A. Müller-Treiber, „Kontaktlinsen Know-how“, DOZ Verlag 2009 - Heinz Baron, Joachim Ebel, „Kontaktlinsen“, DOZ Verlag 2008 Ablagerungen Symptome Weitere Komplikationen Reinigungsmöglichkeit Proteine - Erhöhtes Fremdkörpergefühl/Juckreiz - Allergisch/toxische Reaktionen - Conjunctivale Hyperämie - Vermehrte Stippung der Cornea - Papilläre Conjunctivitis - Visusabfall (Schleiersehen) - Vermehrte Bindung der Konservierungsstoffe aus den Pflegemitteln an Proteinen - Tränenfilmstörung - Erhöhtes Infektionsrisiko, da Proteine als Nährboden für Mikroorganismen dienen können - Verminderte Sauerstoffversorgung der Cornea - Regelmässige enzymatische Reinigung VOR Denaturierung notwendig - Zusätzliche abrasive Reinigung Lipide - Visusabfall (Schlierensehen) - Trockenheitsgefühl beim Tragen der KL durch schlecht oder nicht benetzte Stellen auf der Linse Muzin - Visusabfall Kosmetika - Visusabfall - Fremdkörpergefühl - Trockenheitsgefühl - Conjunctivale Hyperämie - Siehe „Lipide“ - Manuelle Reinigung mit tensidhaltigen, alkoholhaltigen Reinigern - Zusätzliche manuelle Reinigung - Erhöhte Infektionsgefahr - Herabgesetzte Sauerstoffdurchlässigkeit der Kontaktlinse - Manuelle Reinigung mit tensidhaltigen, alkoholhaltigen zusätzlichen Reinigern Tabelle 2: Ablagerungen, Nebenwirkungen und Reinigungsmöglichkeiten bei formstabilen Kontaktlinsen 40 Concept Ophthalmologie 06 / 2010 marktplatz kleinanzeigen Kleinanzeigen STELLENMARKT CONCEPT Ophthalmologie lanciert ein neues Format für Stellenangebote und Kleinanzeigen im 4-Farb-Druck. Wenn Sie zur Verstärkung Augenärzte, Ingenieure oder Vertriebsmitarbeiter suchen – Mitarbeiter, die Leistungswillen, Erfolgsorientierung und Motivation mitbringen, finden Sie in CONCEPT Ophthalmologie das aufmerksamkeitsstarke und wertige Umfeld zu günstigen Preisen. Wenn Sie mit einer Kleinanzeige ein gutes Angebot platzieren möchten, ebenso. Wir bieten: gute Preise individuelle Beratung Unterstützung bei der Anzeigengestaltung Formulierung Ihrer Anzeige praxisübernahme Gutgehende, alteingesessene, zertifizierte, konservative Gutgehende Augenarztpraxis, Augenarztpraxis (großer Patientenstamm, IGeL und Privat) alteingesessen, konservativ (großer Patientenstamm, Privat und in einer Kreisstadt im Großraum Bremen zu günstigen Konditionen IGeL) in zentraler Toplage in Saarbrücken sucht aus abzugeben. Preis VB, vorgesehener Termin: Ende 2010 / Anfang 2011. Altersgründen Nachfolger zum 01.01.2011. Chiffre-Nr. ME 0817 Interessentenzuschriften unter Chiffre-Nr. 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Durch die Einführung der U7a und die in einigen Bundesländern verpflichtende Teilnahme müssten erheblich mehr Kleinkinder in den Augenarztpraxen untersucht werden. Eine derartige Ziffer sei ähnlich wie die neu eingeführten EBM-Ziffern 10343 und 10344 zu sehen, die die weitere Abklärung nach Hautscreening abdecken. Die neue Ziffer 06xxx solle bezüglich des obligaten Leistungsinhalts die altersbezogene Visusbestimmung, Prüfung auf Stereopsis, Fusion und/oder Simultanperzeption, Untersuchung des binokularen Sehaktes, ggf. quantitativ, Prüfung der Kopfhaltung bei binokularer Sehanforderung, Prüfung der Motilität in die Hauptblickrichtungen, objektive Refraktionsbestimmung, Untersuchung der vorderen Augenabschnitte, ggf. mittels Spaltlampe, und den Bericht an den Kinder- oder Hausarzt enthalten. An fakultativen Leistungen wurden die subjektive Refraktionsbestimmung, Fundusuntersuchung, ggf. in Mydriasis, ggf. Fixationsprüfung, pleoptisch-orthoptische Behandlung und die Anpassung einer Prismenbrille genannt. Um den Vergleich mit den erwähnten Hautziffern zu verstehen, las die Autorin auf der Homepage der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein nach. Dort heißt es: „Seit dem 1. Juli 2010 werden ... nach den Nummern 10343 und 10344 EBM außerhalb des Regelleistungsvolumens (RLV) oder der qualifikationsgebundenen Zusatzvolumen vergütet. Die Ver- 42 gütung erfolgt mit dem Orientierungspunktwert in Höhe von 3,5048 Cent.“ Die KV Niedersachsen teilte auf Anfrage mit, dass in ihrem Zuständigkeitsbereich die Leistungen dieser EBM-Nummern weiterhin dem Regelleistungsvolumen (RLV) unterliegen. Die KV Bayern bestätigt unterschiedliche Regelungen von KV zu KV. Und die KBV schreibt am 09.11.2010: „Bei der von der KV Nordrhein angekündigten Herausnahme oben genannter EBM-Ziffern aus dem RLV handelt es sich um eine regionale Änderung. Hier hat die KV Nordrhein von dem regionalen Verhandlungsspielraum Gebrauch gemacht, der im Beschluss des Bewertungsausschusses eingeräumt wird. Da es sich um Vereinbarungen der Partner der Gesamtverträge handelt, sprich dies regional ausgehandelt wird, liegen uns hierzu keine Gesamtinformationen über die verschiedenen Bereiche der KVen vor.“ Auf Anfrage bei Prof. Bertram, wie die KBV reagiert habe und welche Vergütung der BVA innerhalb oder außerhalb des RLV zu welchem Euro-Wert anstrebe, antwortete er: „Da passiert zur Zeit nichts. Wir fordern weiter a) eine Augenarztscreeningziffer und b) eine Abrechnungsziffer bei augenärztlicher Untersuchung nach auffälligem oder nicht erhebbarem Befund durch den Kinderarzt. Diese Ziffern würden dann in das Kapitel Prävention kommen und damit außerhalb des RLV und auch außerhalb der Morbi-GV platziert werden müssen und würden damit als Vorsorgeuntersuchungen wie bisher und auch 2011 und 2012 nach dem Gesetz extrabudgetär, unbudgetiert und mit festem Preis finanziert.“ Concept Ophthalmologie 06 / 2010 buchtipp aus der praxis Keine Amblyopievorsorge mehr als IGeL? Klassiker für den täglichen Einsatz Die Forderung einer Augenarztscreeningziffer würde laut Bertram bedeuten, dass die Amblyopievorsorge als individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) entfiele, was seiner Ansicht nach für einen Großteil der Kollegen bei einer akzeptablen Honorierung kein Problem sei und von den meisten sehr begrüßt werde. Er sieht allerdings auch die Gefahr, dass die KV einer neuen Ziffer zustimmt, die Honorierung dann aber möglicherweise nicht den Vorstellungen des BVA entspricht. Es wäre aber in jedem Fall zusätzliches Geld und die Augenärzte könnten nur gewinnen. Viele Erkrankungen in der Augenheilkunde müssen medikamentös behandelt werden. Die Wirkungsweise und die möglichen Interaktionen der Medikamente sind vielfältig und nur noch schwer überschaubar. Der Arzt benötigt klare Angaben für eine sinnvolle Behandlung. Einige Ophthalmologen sind überzeugt, die Überweisung durch Kinderärzte privat abrechnen zu können, wenn diese zuvor beispielsweise das Screening mit dem Retinomax privat in Rechnung stellten, obwohl die Regelung besteht, dass ein im Rahmen einer IGe-Leistung erhobener pathologischer Befund danach über die Chipkarte kurativ abzurechnen ist. Ärzte, die jahrelang Amblyopievorsorge als IGe-Leistung abgerechnet haben, werden kaum über eine Rückkehr zum EBM erfreut sein. Bertram schätzt derzeit die Chancen auf eine neue Ziffer gering ein. Die Forderung nach dieser würde es KBV-Chef Andreas Köhler jedoch erleichtern, zusätzliches Geld von den Kassen zu fordern. Auf der anderen Seite könne der BVA argumentieren, Köhler Möglichkeiten angetragen zu haben, um ihn nun unter Zugzwang zu setzen. Die Zukunft der Augenheilkunde sollte nicht länger von KBVBeschlüssen abhängig sein. Wenn man erlebt, wie Ärzte insgesamt aufgrund der Honorarmisere oft willkürlich igeln, dann sollte der BVA seine Aufgabe darin sehen, für eine allgemein verbindliche Abrechnungsgrundlage aller augenärztlichen Leistungen zu sorgen. Dies würde die Glaubwürdigkeit der Augenärzte in Bezug auf ihre Honorierung festigen und Grauzonen innerhalb der Ophthalmologie unmöglich machen. Die Augenheilkunde ist besser als jedes andere Fach geeignet, ihre Leistungen überwiegend als IGeL abzurechnen. Warum setzt der BVA nicht alle Energie daran, seinen Mitgliedern hierbei maximale Unterstützung zukommen zu lassen? Vor wenigen Wochen ist das Buch „Medikamentöse Augentherapie“ von Carl Erb und Torsten Schlote in neuer, vollständig überarbeiteter Auflage erschienen. Es bietet für den täglichen Einsatz einen aktuellen Überblick über die leitliniengerechte medikamentöse Therapie. Die Basis für das Buch haben P.U. Fechner und K.D. Teichmann über vier Auflagen hinweg geschaffen. Schon die Erstauflage von 1976 wurde zum Standardwerk. „Da es mit zunehmender Wissensfülle immer schwieriger wird, ein so grundlegendes wie weitreichendes Thema wie die medikamentöse Therapie in der Augenheilkunde durch ein oder zwei Autoren zu bearbeiten, haben wir uns entschlossen, mit dieser Neuauflage eine wesentliche Änderung vorzunehmen“, schreiben die Autoren in ihrem Vorwort. So wurden zahlreiche Spezialisten als Autoren gewonnen, die in ihren Beiträgen jeweils den aktuellsten Wissensstand darstellen. Im Buch sind alle für die tägliche Arbeit wichtigen Informationen umfassend zusammengestellt. Praxisorientierte Darstellung der Therapiemaßnahmen • präzises und rasch verfügbares Nachschlagewissen zu allen Aspekten der ophthalmologischen Pharmakotherapie • aktuelle therapeutische Anwendung aller wichtigen Medikamente Inhalt • Grundlagen der okulären Pharmakokinetik • verständliche, exakte Angaben zu medikamentösen Therapiestrategien • auch seltene Erkrankungen Neu in der 5. Auflage • komplette Neubearbeitung aller Kapitel durch ausgewiesene Experten • neues didaktisches Konzept mit Hervorhebung wesentlicher Inhalte (Tipps/Cave/Merke) • durchgehend farbige Gestaltung mit zahlreichen Abbildungen • neues Herausgeberteam, neue Autoren Von Dr. Christiane Schumacher INFO Machen Sie mit! Unsere neue Rubrik „Aus der Praxis“ richtet sich insbesondere an Praxisinhaber. Wenn Sie zu den angesprochenen Aspekten eigene Erfahrungen beisteuern oder selbst Themen vorschlagen möchten, würden wir uns sehr freuen. Kontakt: Dr. Christiane Schumacher, E-Mail: [email protected] Concept Ophthalmologie 06 / 2010 Carl Erb / Torsten Schlote: Medikamentöse Augentherapie Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2010. 5., vollständig überarbeitete Auflage. 510 Seiten, 230 Abb., 97 Tabellen, gebunden. EUR [D] 149,95 | EUR [A] 154,20 | CHF 249,00, ISBN 978-3-13-117925-8 Vorbestell-Preis gültig bis 3 Monate nach Erscheinen EUR [D] 129,95 | EUR [A] 133,60 | CHF 216,00 43 perspektiven gutachtertätigkeit Verordnung ersetzt Anhaltspunkte Die Versorgungsmedizin-Verordnung ersetzt die jahrelang bewährten Anhaltspunkte für die ärztliche Gutachtertätigkeit. Die für das Schwerbehinderten- und Sozialrecht gutachtlich tätigen Augenärzte erhalten im Folgenden eine Übersicht über die Änderungen in der Schwerbehinderten-Begutachtung. M it der Verordnung zur Durchführung des Bundesversorgungsgesetzes gemäß § 1 Abs. 1 und 3, des § 30 Abs. 1 und des § 35 Abs. 1 trat mit dem 01.01.2009 die Versorgungsmedizin-Verordnung (VersMedV) in Kraft und löste die bisherigen „Anhaltspunkte für die ärztliche Gutachtertätigkeit im sozialen Entschädigungsrecht und nach dem Schwerbehindertenrecht (SGB IX)“ ab. GdS und GdB Danach gibt es jetzt zwei Begriffe, die im Wesentlichen funktionell ausgerichtet sind: 1.Festgestellte pathologische Körperverhältnisse – unabhängig von ihrer Entstehungsursache – sind als „Grad der Behinderung“ (GdB) auszuweisen (also final). 2.Beeinträchtigungen, die in einem Zusammenhang mit einer Schädigung stehen, sind als „Grad der Schädigungs­folgen“ (GdS) zu erfassen. GdB und GdS werden nach gleichen Grundsätzen bemessen. Beide Begriffe unterscheiden sich lediglich dadurch, dass der GdS nur auf die Schädigungsfolgen (also kausal) und der GdB auf alle Gesundheitsstörungen unabhängig von ihrer Ursache (also final) bezogen ist. Beide setzen stets eine Regelwidrigkeit gegenüber dem für das Lebensalter typischen Zustand voraus (nicht dazu gehören Alterskrankheiten wie z.B. Altersstar, altersbezogene Makuladegeneration) und sind wie bisher in zehner Werten einzuschätzen. 44 Wenn mit dem Grad der Behinderung und dem Grad der Schädigungsfolgen das Maß für „die Beeinträchtigung der Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft“ gefordert ist, ist einheitlich die Abkürzung GdS zu benutzen. Bei der Beurteilung des Gesamt-GdS ist in der Regel von der Funktionsbeeinträchtigung auszugehen, die den höchsten Einzel-GdS bedingt, und dann im Hinblick auf alle weiteren Funktionsbeeinträchtigungen zu prüfen, ob und inwieweit hierdurch das Ausmaß der Behinderung größer wird, ob also wegen der weiteren Funktionsbeeinträchtigungen dem ersten GdS 10 oder 20 oder mehr Punkte hinzuzufügen sind, um der Behinderung insgesamt gerecht zu werden. Auf ophthalmologischem Gebiet sind keine Bewertungs-Änderungen eingetreten, die Definitionen sind unverändert übernommen worden. Merkzeichen, die derzeit vergeben werden • RF: Befreiung von der Rundfunkgebührenpflicht – für Sehbehinderte ab einem GdS/GdB von 60. Diese behördliche Feststellung obliegt jetzt der Gebühreneinzugszentrale. • G: Erhebliche Beeinträchtigung der Sehfähigkeit im Straßenverkehr – GdS/GdB von 70 • B: Berechtigung für eine ständige Begleitung – GdS/GdB von 70 • aG: Außergewöhnliche Gehbehinderung. Das MZ aG er- Concept Ophthalmologie 06 / 2010 gutachtertätigkeit / allensbach hält, wer nach Straßenverkehrsrecht (nicht: nach Schwerbehindertenrecht) außergewöhnlich gehbehindert ist. Ein Blinder erhält dieses MZ nur, wenn auch eine außergewöhnliche Gehbehinderung vorliegt – ein Anspruch auf einen Parkausweis besteht bereits bei Blindheit. • H: Hilflosigkeit – ist festzustellen bei hochgradig Sehbehinderten und Blinden: GdS/GdB von 100. Bei sehbehinderten Kindern, deren Visusminderung mit einen GdS/GdB von wenigstens 80 einzuschätzen ist, ist bis zur Beendigung der speziellen Schulausbildung für Sehbehinderte Hilflosigkeit anzunehmen. • Blind: Die Feststellung erfolgt unverändert nach den bekannten DOG-Richtlinien. Der Blinde erhält behördlich also die Merkzeichen G, B, Blind, H, RF. • § 23 b EStG „Dauernde Einbuße der körperlichen Beweglichkeit“: ist bei dem Sehverlust eines Auges mit einem GdS/GdB von 30 gegeben. Pflegezulage Eine Pflegezulage (im sozialen Entschädigungsrecht) wird bewilligt, wenn der Beschädigte hilflos ist. Die Hilflosigkeit muss durch die Folgen der Schädigung verursacht sein. Pflegezulagestufen: Stufe I: Hochgradig Sehbehinderte Stufe III: Blinde Stufe IV: Erhalten Blinde, wenn weitere Gesundheitsstörungen (besonders der Ausgleichsfunktion) das Pflegebedürfnis erhöhen. Stufe V: Blinde Doppeloberschenkelamputierte, Blinde mit völligem Verlust einer oberen und einer unteren Gliedmaße. Stufe VI: Blinde mit völligem Gehörverlust, Blinde Ohnhänder. MZ: 1. Klasse Gesundheitliche Voraussetzungen für die Benutzung der 1. Wagenklasse mit Fahrausweis für die 2. Klasse: Dieser Nachteilausgleich kommt für schwer Kriegsbeschädigte oder Verfolgte im Sinne des Bundesentschädigungsgesetzes mit einem GdS von mindestens 70 in Betracht. Bei schwerbeschädigten Empfängern der höchsten Pflegezulagestufen sowie bei Kriegsblinden, kriegsbeschädigten Ohnhändern und kriegsbeschädigten Querschnittgelähmten wird das Vorliegen der Voraussetzungen unterstellt. Von Dr. Heinrich Burmeister, Oberstarzt a.D., Soderstorf. Er hat an den Anhaltspunkten für die ärztliche Gutachtertätigkeit jeweils entscheidend mitgearbeitet. Aktuelle Literatur zu Gutachten in einem anderen Bereich: Burggraf, H: Hinweise zur Begutachtung in der Privaten und der Gesetzlichen Unfallversicherung, Klin Monatsbl Augenheilkd 226: 605-615 (2009) Concept Ophthalmologie 06 / 2010 perspektiven Ärzte befürchten Engpässe bei der Patientenversorgung Die Ärzte in Deutschland sind außerordentlich besorgt, dass es in Zukunft verstärkt zu Lücken in der medizinischen Versorgung der Bevölkerung kommen wird. Bereits die derzeitige Situation wird von vielen Ärzten kritisch beurteilt. Das zeigen die Ergebnisse einer Repräsentativbefragung für den MLP Gesundheitsreport 2010, der am 25.11.2010 in Berlin vorgestellt wurde. 46 % der Ärzte sind davon überzeugt, dass es heute schon bundesweit einen Ärztemangel gibt, weitere 42 % rechnen damit, dass sich die Lage in den nächsten Jahren weiter verschlechtern wird. Erwartungsgemäß fallen die Einschätzungen regional deutlich unterschiedlich aus. Besonders kritisch urteilen die Ärzte aus den östlichen Bundesländern und aus bevölkerungs- und strukturschwächeren Gebieten. In Ostdeutschland sehen bereits jetzt 63 % eine regionale Unterversorgung, in Westdeutschland nur 32 %. Rund 51 % der Ärzte aus Städten bzw. Regionen mit weniger als 100.000 Einwohnern beurteilen die derzeitige Situation kritisch, dagegen nur 19 % der Ärzte aus Großstädten oder Ballungsräumen. Die Befürchtungen über einen zunehmenden Ärztemangel kommen auch darin zum Ausdruck, dass die große Mehrheit der niedergelassenen Ärzte die Aussichten, im Fall einer Aufgabe der eigenen Praxis einen Nachfolger für die Übernahme zu finden, problematisch einschätzt, unabhängig davon, ob aktuell entsprechende Überlegungen bestehen. 72 % der niedergelassenen Ärzte rechnen mit Problemen, einen Nachfolger zu finden, 42 % sogar mit außerordentlichen Schwierigkeiten. Hausärzte äußern sich dabei tendenziell noch pessimistischer als die niedergelassenen Fachärzte. Auch dies macht deutlich, dass es in den kommenden Jahren vor allem in bevölkerungsschwächeren Gebieten zu erheblichen Lücken in der ärztlichen Versorgung kommen dürfte. Niedergelassene Ärzte aus eher ländlichen Regionen bewerten die Aussichten deutlich skeptischer als die Ärzte in Ballungsgebieten. Verantwortlich für den Ärztemangel sind aus Sicht der Mediziner vor allem eine zu starke Reglementierung der ärztlichen Tätigkeit, für große Teile vor allem der Krankenhausärzte aber auch die hohen beruflichen Belastungen. 64 % derjenigen, die bundesweit bereits jetzt einen Ärztemangel sehen bzw. diesen erwarten, sind überzeugt davon, dass der Ärztemangel in besonders hohem Maße auf die Fülle der Anweisungen und Vorgaben für die Ärzte zurückzuführen ist. Von den negativen Auswirkungen einer zu starken Reglementierung sind mit 78 % besonders die niedergelassenen Ärzte überzeugt, aber immerhin auch jeder zweite stationär tätige Arzt sieht darin eine wesentliche Ursache. 44 % aller Ärzte, 50 % der Krankenhausärzte, weisen besonders auf die hohe Arbeitsbelastung hin. Erwartungsgemäß liegen aus Sicht der Ärzte die Ursachen auch in einer ungünstigen Einschätzung der generellen Zukunftsperspektiven des Arztberufs und der Einkommenssituation. Allerdings ist der Kreis, der diesen Aspekten eine besonders hohe Bedeutung zumisst, mit 35 % bzw. 27 % vergleichsweise geringer. Quelle: Institut für Demoskopie Allensbach 45 marktüberblick m topographiegeräte Anzeigen bon EyeTop Das erfolgreiche Topografiesystem EyeTop von bon besticht durch höchste Präzision und seine leichte Bedienung. Sie erhalten verlässliche Messwerte mit einer reproduzierbaren Genauigkeit von 0,01 Dioptrien. Wie alle Systeme der EyeTop-Famile bietet auch dieses 24 Placidoringe auf einem 10 mm großen Messbereich. Ein komplettes Softwarepaket zur KL-Anpassung und Verwaltung gehört zum Lieferumfang. Zusätzlich bietet das „große“ EyeTop Standgerät ein praktisches Pupillografiemodul sowie zahlreiche Analysemöglichkeiten wie z.B. Zernicke-Analyse, Keratokonus-Screening und ein Tränenfilmanalysesystem. bon Optic Vertriebsgesellschaft Tel. 0451 / 80 9000 www.bon.de bon EyeTop-H Das mobile Handgerät „EyeTop-H“ ist ideal für wechselnde Einsatzorte. Es ermöglicht das Messen in praktisch jeder Position und ist dadurch besonders vorteilhaft bei liegenden Patienten. Ein in den Messkopf integrierter Monitor erleichtert die Aufnahme spürbar. Die dazugehörige Software ist schnell zu erlernen und Dank ihrer Übersichtlichkeit einzigartig leicht zu bedienen. Alle EyeTop-Systeme können mit Video- und Foto-Spaltlampen, wie z.B. der bon DigiPro3HD verbunden werden; so verwalten Sie alle Patientendaten in einer gemeinsamen Datenbank. Gleichzeitig optimieren Sie dadurch die Dokumentation und Verlaufskontrolle. bon Optic Vertriebsgesellschaft Tel. 0451 / 80 9000 www.bon.de bon EyeTop-S EyeTop-S von bon ist mittlerweile ein anerkannter Standard für ambitionierte Kontaktlinsen-Anpasser. Außergewöhnlich präzise erfasst es alle für die Anpassung relevanten Geometrie- und Topografiedaten des Auges. Die aktuelle Software umfasst eine Datenbank mit weit über 500.000 Kontaktlinsen aller bekannten Hersteller. Das integrierte Autofit-Modul kalkuliert aus den Messergebnissen automatisch die optimale Linse daraus. Selbstverständlich können Sie die Auswahl auch selbst entscheiden. Eyetop-S überzeugt weiterhin mit eindrucksvollen 3DHöhendarstellungen, Keratokonusscreening, realistischen Fluo-Simulationen und einer Tränenfilmanalyse. bon Optic Vertriebsgesellschaft Tel. 0451 / 80 9000 www.bon.de bon SIRIUS SIRIUS von bon Optic kombiniert auf einzigartige Weise das Scheimpflug-Prinzip und dank Placidoscheibe mit einem vollwertigen Topografiesystem. Dadurch erhalten Sie zugleich wertvolle Daten zur Dicke der Cornea, ihrer Krümmung, Höhenverläufen und Brechkräften der Rückfläche sowie ausführliche Ergebnisse eines traditionellen Topografiesystems. Ein auf der Rückseite der Hornhaut beginnender Keratokonus wird sofort erkannt. 46 SIRIUS bietet zusätzlich ein praktisches Pupillografie-Modul sowie ein komplettes Kontaktlinsen- und Tränenfilmanalysemodul. Ein weiterer großer Vorteil liegt in der besonders leichten Handhabung. Übrigens ist SIRIUS kompatibel zum DICOM-Standard. bon Optic Vertriebsgesellschaft Tel. 0451 / 80 9000 www.bon.de Concept Ophthalmologie 06 / 2010 marktüberblick marktüberblick topographiegeräte marktüberblick Anzeigen OCULUS Keratograph 4 mit Tränenfilm-Scan Der OCULUS Keratograph 4 definiert den Goldstandard in der Hornhaut-Topographie neu. In der täglichen Praxis ist er ein unentbehrliches und professionelles Gerät zur Diagnose und OPVorbereitung. Veränderungen der Cornea werden bereits im Frühstadium erkannt, berührungslos und einfach, bei maximaler Genauigkeit. NEU: Objektive Tränenfilmanalyse mit der Software-Erweiterung TF-Scan. Der Tränenfilm sollte sorgfältig untersucht werden – quantitativ und qualitativ. Mit dem TF-Scan kann jetzt nichtinvasiv sowohl die Höhe des Tränenmeniskus als auch die Aufreißzeit benutzerunabhängig über die Veränderungen der projizierten Placidoringe bestimmt werden. OCULUS Optikgeräte GmbH Tel. 0641 / 200 50 www.oculus.de ATLAS® Modell 9000 von Carl Zeiss Meditec Das Hornhaut-Topographiegerät ATLAS® Modell 9000 verbindet bewährte Abbildungstechnik mit neuen Auswertungsmöglichkeiten. Ein Arbeitsabstand von 70 mm minimiert Fehler beim Auffinden der richtigen Schärfentiefe. Neben Darstellungsmöglichkeiten axialer und tangentialer Krümmungsradien bietet das Modell 9000 die Darstellung lokaler Krümmungen, Wellenfrontanalysen, Bildsimulation, PSF und MTF. Neue Anwendungen zur Kataraktbehandlung ergeben sich aus der Analyse der Cornealen Wellenfront. Das neue Pathfinder™ II-Modul erleichtert die Identifikation der verschiedenen Hornhautkrümmungen. Das MasterFit™ II KontaktlinsenModul unterstützt mit einer kompletten Linsendatenbank und Fluoreszein-Simulation bei der Anpassung komplexer Fälle. Carl Zeiss Meditec Vertriebsges. mbH Tel. 07364/20 6000, www.meditec.zeiss.de firmen stellen vor produkte Neu: LipoNit® Lidpflege Kontakt: Heinz Jürgen Höninger, [email protected], autentic.info GmbH, Felder Str. 15/3, 88239 Wangen im Allgäu Bach Optic führt neben dem liposomalen Tears Again Augenspray seit November auch die neue LipoNit Lidpflege von Optima. Die liposomale Suspension ohne Tenside dient der täglichen Lidrandreinigung und -pflege. Sie fördert den natürlichen Heilungsprozess bei Entzündungen und Reizungen der Lidränder. Die Lidpflege trägt aktuellen Erkenntnissen Rechnung, wonach das trockene Auge zu 75 Prozent durch eine Lipid-Anomalie hervorgerufen wird. Ursächlich ist häufig eine chronische oder marginale Dysfunktion der im Lidrand befindlichen Meibomschen Drüsen. Ein erster Ansatz ist laut Experten eine optimierte und regelmäßige Lidpflege. Sie kann eine qualitative Verbesserung der Lipidschicht bewirken und die Tränenverdunstung normalisieren. LipoNit Lidpflege ist als Einzelflasche (70 ml) erhältlich. www.autentic.info www.bachoptic.de Ein Wochenende verdienen mit CONCEPT Ophthalmologie Sie sind beruflich engagiert und können sich vorstellen, für uns zu schreiben? Dann melden Sie sich bei uns. Unser Honorar für eine veröffentlichte Seite beträgt 100 Euro. Wir zahlen schnell, so dass dem Wochenende nichts im Wege steht. Concept Ophthalmologie 06 / 2010 47 marktüberblick m tränenersatzmittel Anzeigen Neu von Alcon: SYSTANE® ULTRA UD SYSTANE® ULTRA UD (Unit Dose) gibt es jetzt als unkonservierte Einzeldosen. SYSTANE® ULTRA UD sind jederzeit griffbereit und perfekt für alle mobilen Patienten im Büro und unterwegs. SYSTANE® ULTRA UD sind auch geeignet bei Patienten mit empfindlichen Augen, z.B. nach refraktiven chirurgischen Eingriffen (LASIK, LASEK). Durch seine patentierte Galenik bietet SYSTANE® ULTRA Patienten mit Trockenen Augen lang anhaltende Wirkung und maximalen Komfort. SYSTANE® ULTRA verwandelt sich auf der Augenoberfläche zu einem schützenden viskoelastischen Gel, das intensiv befeuchtet und so die Regeneration der Hornhaut unterstützt. Packungsgröße: 30 Einzeldosen à 0,7ml. ALCON Pharma GmbH Tel. 0761 / 13040, www.alcon-pharma.de Neu: Artelac® Rebalance – die Innovation mit dem PLUS Lang anhaltende Befeuchtung Trockener Augen mit dem PLUS an Linderung & Schutz • Natürliche und intensive Befeuchtung durch Hyaluronsäure PLUS PEG 8000 • Mit dem PLUS an Schutz durch essentielle Elektrolyte und Vitamin B12 • Einfache Handhabung, einfach einzutropfen Natürliches Vitamin B12 verleiht den Augentropfen eine leichte Rosafärbung, die sich beim Eintropfen und Blinzeln umgehend auflöst. Das innovative Konservierungsmittelsystem OxydTM zerfällt auf der Augenoberfläche schnell in die im natürlichen Tränenfilm vorkommenden Bestandteile Sauerstoff, Wasser und Salze. Für ältere Patienten mit mittleren bis schweren Symptomen und chronischen Tränenfilmstörungen. Bausch & Lomb GmbH Tel. 030 / 33093-0, www.artelac.de GenTeal™ HA GenTeal™ HA sind benetzende Augentropfen mit 0,1% hochmolekularer Hyaluronsäure. Sie lindern spürbar wirksam die Symptome des Trockenen Auges wie Fremdkörpergefühl, Juckreiz & Brennen und befeuchten das Auge. Durch die hochmolekulare Hyaluronsäure wird der Tränenfilm stabilisiert und die Heilung des Hornhautepithels unterstützt. GenTeal™ HA verfügt über das patentierte Konservierungssystem GenAqua™. Es zerfällt beim Eintropfen ins Auge sekundenschnell in Wasser und Sauerstoff, so dass GenTeal™ HA unkonserviert am Auge vorliegt. Es ist daher zur Nachbenetzung bei allen Arten von Kontaktlinsen geeignet. Die einfache Handhabung der großen, weichen Flasche erleichtert das Eintropfen ebenso wie eine im Rahmen des Bonussystems von Novartis zur Verfügung gestellte Tropfhilfe. Novartis Pharma GmbH www.genteal.de Hylo-Vision® – Maßgeschneiderte Benetzung Die beliebte Hylo-Vision®-Palette wurde um ein innovatives Produkt ergänzt: Hylo-Vision® HD® plus mit 0,2 % Hyaluronsäure und Allantoin. Hylo-Vision® HD® plus weist so neben einer längeren Verweildauer auf der Kornea auch reizmildernde, feuchtigkeitsspendende und vor allem zellprotektive und epithelregenerierende Eigenschaften auf. Es ist mittelviskos, gut tropffähig und sehr gut verträglich. Die Benetzungsmittel der Hylo-Vision®-Palette ermöglichen 48 aufgrund unterschiedlicher Viskositäten eine maßgeschneiderte Anwendung beim Patienten und sind für harte und weiche Kontaktlinsen gut geeignet. Für den Direktverkauf können diese Benetzungsmittel als OmniMed® Hya bezogen werden. Omnivision GmbH, Tel. 089 / 840792-30 www.omnivision-pharma.com Concept Ophthalmologie 06 / 2010 marktüberblick marktüberblick tränenersatzmittel marktüberblick Anzeigen OPTIVE™: Doppelte Wirkung Optive™, zur Behandlung des Trockenen Auges, bewirkt länger anhaltendes Wohlbefinden und die signifikante Verbesserung der okulären Oberfläche. Spezielle Inhaltsstoffe dringen tief in die Epithelzellen ein und schützen langfristig, indem sie das osmotische Gleichgewicht wiederherstellen. Die Konzentration von 0,5 % Natriumcarboxymethylcellulose und 0,9 % Glycerol sorgt für anhaltende Linderung der Beschwerden. OptiveTM ist konserviert in der Flasche und unkonserviert am Auge. Somit ist die Flasche nach dem Öffnen 6 Monate haltbar. Optive™ ist auch in unkonservierten Einmalampullen als Optive™ UD erhältlich. Vor allem für Kontaktlinsenträger und Personen mit einer Laser-OP zur einfachen Anwendung auch unterwegs. Pharm Allergan GmbH Tel. 07243 / 501-0 www.allergan.com BLUpan® UD Für starke Beschwerden: Augentropfen mit 0,15 % Natriumhyaluronat und 2 % Dexpanthenol. BLUpan® UD ist eine Kombination aus feuchtigkeitsspendendem Natriumhyaluronat und pflegendem Dexpanthenol. Dexpanthenol beruhigt und unterstützt den Heilungsprozess. BLUpan® UD bildet einen stabilen und lang anhaltenden Schutzfilm auf der Hornhaut, ohne die Sehleistung zu beeinträchtigen. Die Regeneration der Horn- und Bindehaut und die Stabilisierung des Tränenfilmes werden beschleunigt, was zu einer schnellen Linderung von starken bis sehr starken Beschwerden bei trockenen Augen führt. BLUpan UD® ist frei von Konservierungsmitteln und wird auch für Kontaktlinsenträger empfohlen. 20 x 0,5 ml sowie 60 x 0,5 ml Ein-Dosis-Behältnisse. Pharma Stulln GmbH Tel. 09435 / 3008-0, www.pharmastulln Vismed®-Palette von TRB Chemedica Die Benetzungslösungen der Vismed®-Palette enthalten eine nicht-allergene, hochreine Hyaluronsäure aus fermentativer Herstellung. Darüber hinaus sind in einer einmaligen patentierten Formulierung Osmolarität und Elektrolytgehalt sorgfältig abgestimmt: für eine an der Physiologie der Tränenflüssigkeit orientierte und deshalb nachhaltige und sichere Behandlung des Trockenen Auges. Die Vismed®-Produkte sind in unterschied- lichen Konzentrationen und Applikationssystemen erhältlich und bieten somit jedem Patienten eine seinen persönlichen Bedürfnissen angemessene Darreichungsform. Vismed® = 10 Jahre hypoosmolare Behandlung des Trockenen Auges! TRB Chemedica AG Tel. 089 / 461 483-0 www.trbchemedica.de HYLO-COMOD® von Ursapharm URSAPHARM setzt mit seinem Augenbefeuchtungsprodukt HYLO-COMOD® nach wie vor Maßstäbe in der Behandlung des Sicca-Syndroms. Dies hat sich in einer aktuellen Umfrage der Fachzeitschrift Der Neue Apotheker erneut bestätigt. Mittlerweile zum fünften Mal in Folge wurde das konservierungsmittel- und phosphatfreie HYLO-COMOD® zum „Medikament des Jahres“ in der Sparte Ophthalmika gewählt. Die beeindruckende Zuverlässigkeit des COMOD®- Concept Ophthalmologie 06 / 2010 Systems erlaubt es sogar, die Aufbrauchfrist der bekannten Augenbefeuchtungspräparate HYLOCOMOD®, HYLO-CARE®, HYLO-PARIN® und HYLO®-GEL von 12 Wochen auf künftig 6 Monate zu verlängern. Damit bietet URSAPHARM neben intensiver Befeuchtung und hervorragender Verträglichkeit noch mehr Anwenderfreundlichkeit. Ursapharm Arzneimittel GmbH Tel. 06805 / 9292-0, www.ursapharm.de 49 www.concept-ophthalmologie.de Ausgabe 6-2010 74434 Bitte freimachen, falls Marke zur Hand Fachmagazin für Augenärztinnen und Augenärzte Innovationsmonitor DOC Aktuelles vom Kongress in Hamburg Glaukom Wenn Kinder betroffen sind Tränenfilmosmolarität Neue Sicca-Standarddiagnose? Diskretion bewahren Elektronische Gesundheitskarte – nein danke! Wir wünschen unseren Leserinnen und Lesern ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Neue Jahr! Sie können Concept Ophthalmologie auch in Ruhe zu Hause lesen. Mit Ihrem persönlichen Abonnement. Sechsmal im Jahr erhalten Sie das Magazin für erfolgreiche Augenheilkunde frei Haus. Sollte diese Bestellkarte nicht mehr aufgeklebt sein, so faxen/mailen oder rufen Sie uns einfach an: E-Mail: [email protected] Telefax: 07522/77 11 14 Telefon: 07522/97 29 36 ... das Magazin für den erfolgreichen Augenarzt lebendig | informativ | zukunftsoffen www.concept-ophthalmologie.de Ausgabe 6-2010 74434 Fachmagazin für Augenärztinnen und Augenärzte Innovationsmonitor DOC Aktuelles vom Kongress in Hamburg Glaukom Wenn Kinder betroffen sind Tränenfilmosmolarität Neue Sicca-Standarddiagnose? Diskretion bewahren Elektronische Gesundheitskarte – nein danke! Wir wünschen unseren Leserinnen und Lesern ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Neue Jahr! vorschau / impressum die letzte seite Vorschau Ausgabe 1 – Februar 2011 Medizin: Schwerpunkt Hornhaut Zum Thema Hornhaut gehört nicht nur die Keratitis. Als „Fenster nach draußen“ ist sie anfällig für vielfältige, oft negative Einflüsse der Umwelt und für Verletzungen. Wir blicken daher auch auf die Problembereiche Sicca, Allergien, Kontaktlinsen. Zudem befassen wir uns mit dem State of the Art bei Hornhaut-Transplantationen und mit der Anpassung von Kontaktlinsen bei Keratokonus. Nicht zuletzt interessieren uns aktuelle Möglichkeiten und Methoden der Diagnostik bei Hornhautreizungen und -erkrankungen. Im Fokus: Ophthalmo-chirurgie Laser und neue Technologien an der Hornhaut Im Fokus: Augenarzt-praxis Trockene Augen. Leid und Patientenbindung Marktüberblicke Antiphlogistica und Antibiotika Spaltlampen AuSSerdem: Perspektiven: Interviews über Innovationen in der Medizintechnik Makulablutung: Diagnose und Therapieoptionen Visusverlust nach nicht-ophthalmologischen Eingriffen Multifokale Kontaktlinsen News Termine Neue Produkte Die nächste Ausgabe CONCEPT Ophthalmologie erscheint am 2. Februar 2011. IMPRESSUM Herausgeber Prof. Dr. med. Fritz Dannheim, E-Mail: [email protected] Heinz Jürgen Höninger (verantwortlich), Tel. (07522) 931-073, E-Mail: [email protected] PD Dr. med. Anja Liekfeld (Ophthalmochirurgie), E-Mail: [email protected] Verlagsanschrift autentic.info GmbH, Lange Gasse19, D-88239 Wangen im Allgäu Redaktionsleitung Susanne Wolters, E-Mail: [email protected] Autoren und Gesprächspartner dieser Ausgabe Dr. Heinrich Burmeister, Prof. Dr. Fritz Dannheim, Prof. Dr. Gerd Geerling, Heinz Jürgen Höninger, PD Dr. Anja Liekfeld, Angela Mrositzki, Dr. Kester Nahen, David Pyott, Dr. Magda Rau, Dr. Marc Schargus, Dr. Christiane Schumacher, Dr. Ullrich Weißmantel, Susanne Wolters, Judith Zagolla Anzeigenverkauf Deutschland Karin Burghardt, E-Mail: [email protected] Tel. (02054) 155-29, Fax (02054) 155-28 Anzeigenpreise Gültige Preisliste Nr. 4 (1. Januar 2010) Bankverbindung Postbank Dortmund, BLZ 440 100 46, Kto. 3502 36-467 Gerichtsstand und Erfüllungsort Ulm Internet: www.concept-ophthalmologie.de, www.autentic.info Gestaltung Art-Direction: Torsten Höninger, autentic.info, Wangen / Nicole Kappe Gesamtherstellung F&W Mediencenter GmbH, Holzhauser Feld 2, 83361 Kienberg Redaktionsadresse autentic.info GmbH, Redaktion CONCEPT Ophthalmologie Postfach 1410, 88230 Wangen im Allgäu Anzeigendisposition Michaela Einhauser, E-Mail: [email protected], Tel. (07522) 931-073, Fax (07522) 707 98 32 Abonnement 56 Euro / 6 Ausgaben Deutschland, Ausland 65 Euro Concept Ophthalmologie 06 / 2010 51 ZUKUNFTSWEISEND Neue Therapien erfordern fortschrittliche Diagnostik 93324-001.D10 © Heidelberg Engineering GmbH Präzision. Detailtreue. Vielseitigkeit. Neue vielversprechende Behandlungsmöglichkeiten setzen höchste Anforderungen an bildgebende Verfahren bei Früherkennung, Diagnose und Verlaufskontrolle. Die SPECTRALIS Produktfamilie vereint die Vielseitigkeit multi-modaler Bildgebung, die Präzision und Detailtreue von TruTrackTM Active Eye Tracking und die Innovation von BluePeakTM – Blue Laser Autofluoreszenz. Zielgerichtet vorausschauen – Mit der Technologie von Heute für die Therapien von Morgen. www.HeidelbergEngineering.de 93324-001 Concept Ophthalmologie 2010_12_Advanced Therapeutics_deutsch_210 x 297 + 3mm.indd 1 24.11.2010 15:10:08