P(N) ist gleich mächtig wie R 1. Vorbemerkung: Die Relation “ist gleich mächtig wie” ist eine Äquivalenzrelation auf der Menge aller Mengen. Insbesondere ist diese Relation transitiv: A gleich mächtig B ∧ B gleich mächtig C ⇒ A gleich mächtig C 2. Sei M1 die Menge aller 0-1-Folgen: M1 := (an )n∈N ∀n ∈ N : an = 0 ∨ an = 1 Wir zeigen: M1 und P(N) sind gleich mächtig: Die Abbildung f : P(N) → M1 : M 7→ (an ) mit an := 1 falls n ∈ M , an := 0 falls n 6∈ M ist offensichtlich bijektiv. 3. Nun soll gezeigt werden, dass M1 gleichmächtig wie M2 := [0, 1[ ist. Wir verschieben das auf später und zeigen jetzt, dass M2 gleichmächtig wie M3 :=]0, 1[ ist. Hier verwenden wir eine einfache Version des Arguments, das später beim Beweis von “M1 gleichmächtig wie M2 ” verwendet wird. Definiere f : [0, 1[→]0, 1[: x 7→ Das bedeutet: 0 7→ 12 , 1 2 7→ 14 , 1 4 1 2 falls x = 0 1 falls x = 2j+1 x sonst 1 2j für ein j ∈ N 7→ 18 , . . . und alle x, die nicht als 0 oder 1 2j dargestellt werden können, werden auf sich selbst abgebildet. Die Abbildung ist offensichtlich bijektiv. 4. Dass M3 :=]0, 1[ gleichmächtig wie R ist, sieht man an der Abbildung 1 f :]0, 1[→ R : x 7→ tan π(x − ) 2 oder an der Abbildung f˜ :]0, 1[→ R : x 7→ 1 . x(x − 1) Datei: /hm/mathe-inf/Zusatzmaterial/maechtigkeit P(N) ist gleich mächtig wie R, Seite 2 5. Nun soll gezeigt werden, dass M1 (=Menge aller 0-1-Folgen) gleichmächtig wie M2 := [0, 1[ ist. Man könnte nun die 0-1-Folgen als Dualdarstellungen von reellen Zahlen aus M2 interpretieren. Aber leider ist die Abbildung f : M1 → M2 : (an ) 7→ (0, a1 a2 a3 . . .)2 nicht bijektiv, da z.B. (0, 01111111 . . .)2 = (0, 1000000 . . .)2 . Daher müssen zunächst die Folgen aus M1 herausgenommen werden, die ab einer Stelle nur Einsen enthalten: ˙ 5 M1 = M4 ∪M mit M4 := (an ) ∈ M1 ∃n1 ∈ N ∀n > n1 : an = 1 , M5 := M1 \ M4 . ˙ : (a) Sei P := {p ∈ N : p ist Primzahl}. Wir zeigen: M1 ist gleich mächtig wie [0, 1[∪P Die Menge M5 ist gleich mächtig wie [0, 1[, da die Abbildung f : M5 → [0, 1[: (an ) 7→ (0, a1 a2 a3 . . .)2 bijektiv ist. Die Menge M4 ist Teilmenge der rationalen Zahlen in ]0, 1[ und daher abzählbar. Die Menge der Primzahlen ist als unendliche Teilmenge von N auch abzählbar, also ist M4 gleich mächtig wie P . ˙ 5 (disjunkte! Vereinigung) ist M1 gleich mächtig wie [0, 1[∪P ˙ . Wegen M1 = M4 ∪M ˙ ist gleich mächtig wie [0, 1[. Dies folgt aus der Bijektivität der Abbildung (b) [0, 1[∪P 1 falls x = p ∈ P p 1 ˙ → [0, 1[: x 7→ f : [0, 1[∪P falls x = p1j für ein j ∈ N pj+1 x sonst (Dies ist derselbe Trick wie in Punkt 3, nur abzählbar oft angewandt.) Damit ist die letzte Lücke geschlossen: Punkt 2: P(N) und M1 sind gleich mächtig. Punkt 5: M1 und [0, 1[ sind gleich mächtig. Punkt 3: [0, 1[ und ]0, 1[ sind gleich mächtig. Punkt 4: ]0, 1[ und R sind gleich mächtig.