Langener Wissenschaftspreis 2001 2 Seiten Zusammenfassung des Vortrags des Preisträgers Prof. Dr. Reinhold Förster Lehrstuhl für Immunologie, Medizinische Hochschule Hannover Chemokine: Lockstoffe des Immunsystems bei der Verleihung des Langener Wissenschaftspreises 2001 am 02. November 2001 im Paul-Ehrlich-Institut Es geschieht andauernd: Krankheitserreger gelangen in den Körper, das Immunsystem wird alarmiert, die Eindringlinge unschädlich entfernt. Doch damit nicht genug, manche Erreger werden, wenn sie uns später wieder angreifen, besser erkannt und effektiver eliminiert. Die Medizin bezeichnet dies als „erworbene Immunantwort“. Sie kann zu lebenslanger Immunität vor bestimmten Infektionskrankheiten führen, ein generelles Prinzip, auf dem auch die Schutzimpfung beruht. Seit geraumer Zeit weiß man, dass den Immunzellen diese Fähigkeit eigentlich angeboren ist. Um sie jedoch effektiv einsetzen zu können, muss sie - wie so viele Dinge des Lebens - kontinuierlich trainiert werden. Hierzu gehen Immnunzellen pausenlos auf Wanderschaft, um Wissen über die Eindringlinge zu erlernen. Ein Prozess, der in spezialisierten Bereichen unseres Körpers, den sogenannten sekundären lymphatischen Organen, das sind Milz und Lymphknoten, von statten geht. Die Wanderpfade in diese Organe waren seit über einhundert Jahren bekannt, die Wegweiser darauf konnten jedoch nicht gelesen werden. Einen grundlegenden Mechanismus, wie das Wanderverhalten von Immunzellen gesteuert wird, konnte in den letzten Jahren von meinen Mitarbeitern und mir aufgeklärt werden. Seit geraumer Zeit vermuteten Wissenschaftler, daß bestimmte Lockstoffe, Chemokine genannt, T- und B-Lymphozyten den Weg in Paul-Ehrlich-Institut - Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Paul-Ehrlich-Straße 51–59 · 63225 Langen · Telefon 06103 / 771030 · Telefax 06103 / 77 1262 Magistrat der Stadt Langen -PressestelleSüdliche Ringstraße 80 · 63225 Langen · Telefon 06103 / 203 106 · Telefax 06103 / 263 02 Verleihung des Langener Wissenschaftspreises 2001 Seite 2 die lymphatischen Organe weisen. Chemokine werden von körpereigenen Zellen gebildet und binden an sogenannte ChemokinRezeptoren, einer definierten Klasse von Antennenmolekülen in der Hülle der Empfängerzellen. Unter Zuhilfenahme von Mäusen, bei denen wir die Gene von Chemokinrezeptoren ausgeschaltet haben, gelang es uns, deren Funktion zu entschlüsseln. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, die verschiedenen Immunzellen in engen physikalischen Kontakt zueinander zu bringen, um Informationen über die Eindringlinge auszutauschen. Der Chemokinrezeptor CXCR5 hat hierbei eine zentrale Funktion bei der Organisation der B-Zellfollikel, während dem Chemokinrezeptor CCR7 die entscheidende Aufgabe in der funktionellen Organisation der lymphatischen Organe zukommt. Fehlen diese Rezeptoren, so ist auch die Immunantwort gegen Eindringlinge nachhaltig gestört. In weiterführenden Projekten untersuchen wir derzeit die Funktion des Chemokinsystems bei der Metastasierung von Tumoren. Weiterhin suchen wir therapeutische Angriffspunkte innerhalb der Chemokine, mit deren Hilfe wir Entgleisungen des Immunsystems, wie dies etwa bei Autoimmunerkrankungen der Fall ist, entgegengetreten wollen. Weitere Informationen: Prof. Dr. Reinhold Förster, Institut für Immunologie, Medizinische Hochschule Hannover, Tel.: 0174-4158219 Paul-Ehrlich-Institut - Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Paul-Ehrlich-Straße 51–59 · 63225 Langen · Telefon 06103 / 771030 · Telefax 06103 / 77 1262 Magistrat der Stadt Langen -PressestelleSüdliche Ringstraße 80 · 63225 Langen · Telefon 06103 / 203 126 · Telefax 06103 / 263 02