Energie Energie ist eine physikalische Größe, deren Wert sich nicht ändert, auch wenn komplizierte Vorgänge ablaufen. Energie ist z.B. vorhanden, wenn sich etwas bewegt, wenn etwas warm ist, wenn sich etwas auf großer Höhe befindet, wenn eine Feder gespannt ist. Die Energie, die sich daraus ergibt, dass ein Gegenstand sich in großer Höhe befindet, nennt man Lageenergie oder potentielle Energie. Woran erkennt man, dass ein Gegenstand in der Höhe mehr Energie besitzt als wenn er auf dem Boden liegt? Ganz einfach: Wenn man ihn fallen lässt, wird er schneller. Geschwindigkeit ist ein Zeichen für Energie. Wenn er auf dem Boden auftrifft, gibt es einen Knall, ebenfalls ein Zeichen für Energie (Man denke an die Explosion eines Feuerwerkskörpers). Wie groß ist nun also die Energie, die ein Körper in der Höhe hat? Zunächst wird sie von der Höhe und vom Gewicht des Körpers abhängen. Dass wir dem Körper beim Hochheben Energie zuführen, merken wir ja daran, dass wir gegen die Schwerkraft arbeiten müssen, was uns Mühe bereitet. Folgende Formel erscheint sinnvoll: Epot = m ⋅ g ⋅ h . Dabei ist m die Masse des Körpers, g=9,81 N/kg und h die Höhe des Körpers. Wenn wir ehrlich sind, haben wir diese Formel nur geraten. Ob wir gut geraten haben, wird sich zeigen müssen. Betrachten wir einen Körper im freien Fall. Wir wissen bereits, dass y (t ) = h − 1 g ⋅ t 2 , 2 v(t ) = − g ⋅ t . Dabei ist h die Anfangshöhe, aus der der Körper fallen gelassen wird. Da sich der Körper zum Zeitpunkt t in der Höhe y(t) befindet, ist seine Lageenergie Epot (t ) = m ⋅ g ⋅ y (t ) = m ⋅ g ⋅ h − 1 m ⋅ g 2 ⋅ t 2 2 (1) Zum Zeitpunkt t=0, also im Moment des Loslassens, befindet sich der Körper in der Höhe h, und wir finden wieder Epot = m ⋅ g ⋅ h . Für t>0 aber wird Epot immer kleiner! Das scheint im Widerspruch zu unserer Annahme zu stehen, dass die Energie auch bei komplizierten Vorgängen wie dem Herunterfallen eines Gegenstandes immer gleich bleibt. Dabei haben wir etwas entscheidendes übersehen: Beim Herunterfallen wird der Körper ja schneller. Er hat deshalb nicht nur Lageenergie, die mit seiner Höhe zu tun hat, sondern zusätzlich Energie, die mit seiner Bewegung zu tun hat. Solche Energie nennt man Bewegungsenergie oder kinetische Energie. Offenbar hängt die kinetische Energie von der Geschwindigkeit des Körpers ab. Aber wie lautet die genaue Formel? In Formel (1) taucht der Ausdruck g 2 ⋅ t 2 auf. Hoppla, das ist doch genau das Quadrat der Geschwindigkeit v(t)! Wir können Formel (1) also auch so schreiben: m ⋅ g ⋅ y (t ) = m ⋅ g ⋅ h − 1 m ⋅ v(t )2 2 Wir stellen um: m ⋅ g ⋅ h = m ⋅ g ⋅ y (t ) + 1 m ⋅ v(t )2 2 Diese Formel ist äußerst interessant: Auf der linken Seite finden wir die Lageenergie, die der Gegenstand im Moment des Loslassens besitzt. Auf der rechten Seite finden wir zwei Summanden. Der erste ist gerade die Lageenergie des Körpers zur Zeit t. Der zweite hängt von der Geschwindigkeit ab. Wir interpretieren diesen zweiten Summanden als kinetische Energie: Ekin = 1 m ⋅ v 2 . Somit: 2 EStart = Epot (t ) + Ekin (t ) . EStart ist dabei die Energie, die der Körper unmittelbar vor dem Loslassen hatte. Wir erkennen, dass die Summe der potentiellen und kinetischen Energie zu jedem Zeitpunkt denselben Wert hat, nämlich EStart. Die Gesamtenergie ändert sich also nicht. Weil der Körper beim Herunterfallen schneller wird, nimmt die Bewegungsenergie zu, während die Lageenergie abnimmt. Alles wirkt gerade so zusammen, dass die Summe der beiden Energiebeiträge sich nicht ändert. Dieser präzise Ausgleich zwischen Abnahme und Zunahme zeigt uns, dass unsere mehr oder weniger geratenen Formeln für die Energie tatsächlich von Wert sind. Was können wir nun mit unseren Formeln für die Energie anfangen? Wir können beispielsweise ausrechnen, mit welcher Geschwindigkeit ein aus der Höhe h herabfallender Stein auf dem Boden aufschlägt. Im Moment des Loslassens ist die Geschwindigkeit des Steins null. Er hat also keine kinetische Energie, sondern nur Lageenergie: m ⋅ g ⋅ h . Wenn der Stein gerade den Boden erreicht, hat er die Höhe null. Er hat also keine Lageenergie mehr. Dafür hat er nun kinetische Energie: 1 mv 2 . Da sich die Gesamtenergie aber nicht geändert 2 hat, muss gelten: m ⋅ g ⋅ h = 1 mv 2 2 Nach der Geschwindigkeit aufgelöst ergibt sich die Geschwindigkeit beim Auftreffen auf dem Boden: v = 2 gh . Beispiel: Ein 100g schwerer Stein wird in 2m Höhe losgelassen. Er schlägt mit v = 2 ⋅ 9,81 ⋅ 0,1 m = 1, 4 m auf dem Boden auf. s s