18 STROMVERSORGUNG POWERFAKTOR-KORREKTUR www.polyscope.ch PFC für elektronische Vorschaltgeräte und Schaltnetzteile Richtige Powerfaktor-Korrektur erhöht Wirkungsgrad und senkt Kosten Ein schonender Umgang mit den Ressourcen wie der elektrischen Energie wird immer wichtiger. So hat die uneffiziente Glühlampe bald ausgesorgt – die LED-Leuchten kommen. Die für deren Betrieb eingesetzten Schaltnetzteile erhöhen die störenden Netzrückwirkungen durch Oberwellen. Eine Powerfaktor-Korrektur schafft hier Abhilfe. » Tobias Hofer Klasse B [A] 2,3 1,14 0,77 0,4 3,45 1,71 1,155 0,6 30 u 10 u 7u 5u der verschiedenen Klassen, so bekommen wir z.B. für die siebte Oberwelle folgende Resultate: ■ Klasse A: 0,77 A ■ Klasse B: 1,15 A ■ Klasse C: ~9 mA ■ Klasse D: 30 mA Es wird ersichtlich, dass man bei einem elektronischen Vorschaltgerät der Klasse C für Beleuchtungseinrichtungen mehr Aufwand betreiben muss, um die Grenzwerte einzuhalten. Bei der Klasse C unterscheidet man noch zwischen Leistungen grösser als 25 W und kleiner als 25 W. Bei Geräten mit einer Leistung von weniger oder gleich 25 W sind höhere Grenzwerte für die Oberwellen festgelegt. Um diese Grenzwerte einzuhalten, ist bei richtiger Auslegung keine PowerfaktorKorrektur notwendig. Simulation 30-W-Netzteil [mA] 0,16 ■ simuliert 0,14 ■ Grenzwert 0,12 0,1 0,08 0,06 0,04 0,02 0 3 5 7 9 11 13 Harmonic order Bild 1: Simulierte Oberwellen ohne PFC Simulation eines 30-W-Schaltnetzteils der Klasse C Klasse D [mA/W] Klasse A [A] 3 5 7 9 Klasse C [% der Grundschwingung] Oberwelle Um die verlangte hohe Qualität unserer Stromnetze zu gewährleisten, sind für Schaltnetzteile Grenzwerte für Netzrückwirkungen durch Oberwellen festgelegt. In Europa ist dies hauptsächlich die Norm «IEC 61000-3-2 Grenzwerte für Oberschwingungsströme». Eine Powerfaktor-Korrektur in Schaltnetzteilen dient der Verbesserung des Powerfaktors sowie der Reduzierung der Oberwellen. Insbesondere der zweite Punkt ist für die Zertifizierung relevant. Der Powerfaktor ist definiert als das Verhältnis der gemessenen Eingangswirkleistung zu dem Produkt aus dem Effektivwert der Netzspannung und dem Netzstrom. Die Netzrückwirkungen muss man bis zur 40. Oberwelle erfassen. Tabelle 1 zeigt die Grenzwerte der ersten neun Oberwellen der verschiedenen Klassen auf. 3,4 1,9 1,0 0,5 Grenzwerte der ersten neun Oberwellen in verschiedenen Klassen Betrachten wir ein Schaltnetzteil mit 30 W und einem Powerfaktor (u) von 0,9 Bild 1 zeigt die simulierten Oberwellen bei einem Netzteil mit einer Leistung von 30 W und einer Eingangsspannung von 230 Vrms ohne aktive oder passive Powerfaktor-Korrektur. Der Zwischenkreiskondensator vom Netzteil hat einen Wert von 33 µF. Der Powerfaktor beträgt u = 0,6. Die Simulation zeigt deutlich, dass ohne eine PFC das Einhalten der Grenzwerte in dieser Klasse nicht machbar ist. Um die Oberwellen zu reduzieren, gibt es nun verschiedene Varianten. Grundsätzlich kann man unterscheiden in passive und aktive Powerfaktor-Korrektur. Vorteile der passiven PFC sind der bessere Wirkungsgrad und vor allem die geringeren Bild 2: Flyback-Konverter mit PFC leitungsgebundenen Emissionen (150 kHz bis 30 MHz). Nachteilig sind die grösseren Abmessungen gegenüber einer aktiven PFC und die Abhängigkeit von der Eingangsspannung bei Weitbereichsnetzteilen. Der einfachste Ansatz ist eine Lineardrossel im AC-Kreis. Damit die Drossel bei tiefer Eingangsspannung nicht unnötig gross wird, ist der Einsatz in der Regel bei 115 V EinPolyscope 16/10 3 5 30 16,7 150 98 Drossel mit L = 1 H gangsspannung nicht sinnvoll. Möchte man das simulierte Netzteil für die Klasse C zertifzieren, gibt es keine sinnvolle Lösung mit einer Lineardrossel, da sich die dritte Oberwelle ohne zusätzliche Massnahmen nicht genügend dämpfen lässt. Die Werte in der Tabelle 2 ergeben sich aus der Simulation mit einer 1-H-PFC-Drossel. Weitere Varianten sind: ■ Saugkreise, die auf die dritte und fünfte Oberwelle abgestimmt werden ■ LC-Filter am Eingang ■ serielles oder paralleles Bandstoppfilter ■ «Valley Fill Circuit»: Diese Schaltung benutzt man häufig bei Vorschaltgeräten. Der Nachteil ist die pulsierende Zwischenkreisspannung. Bei den Saugkreisen sowie den seriellen oder parallelen Bandstoppfiltern muss man auf die Stabilität achten. Die «Valley Fill Circuit»-Powerfaktor-Korrektur eignet sich am ehesten für Geräte der Klasse C mit Leis- Ohne PFC POWERFAKTOR-KORREKTUR Grenzwert [mA] STROMVERSORGUNG Oberwelle 20 73 16 Tabelle 2: Die Grenzwerte der dritten Oberwelle werden nicht eingehalten tungen >25 W. Ein weiterer Lösungsansatz, der noch günstiger zu realisieren ist, wird im folgenden Abschnitt erklärt. Elektronische Vorschaltgeräte der Klasse C mit einer Leistung >25 W Die Grösse des Eingangskondensators bestimmt massgeblich die Oberwellen. Je kleiner der Kondensator, desto geringer die Oberwellen. Wenn wir bei einem Schaltnetzteil den Eingangskondensator kleiner wählen, verringern sich die Oberwellen, jedoch vergrössert sich die Welligkeit der Zwischenkreisspannung. Bei Schaltnetzteilen mit einer Leistung <100 W für elektronische Vorschaltgeräte oder Ähnliches setzt man meistens einen Flyback-Konverter ein. Weist nun die primäre Spannung eine hohe Welligkeit auf, ist diese Welligkeit auch auf der Sekundärseite zu sehen. Bei Netzteilen mit der Anforderung einer sehr kleinen Ausgangswelligkeit lässt sich der Eingangskondensator nicht beliebig verkleinern. Bei elektronischen Vorschaltgeräten für Beleuchtungseinrichtungen wie LED kann man vielfach mit einer höheren Welligkeit leben. Das menschliche Auge nimmt diese 100-HzWelligkeit nicht wahr. Der mittlere Strom oder die Spannung entsprechen immer der Vorgabe. Polyscope 16/10 POWERFAKTOR-KORREKTUR Analoge und digitale Schaltnetzteile für Beleuchtungstechnik Basierend auf dieser Technologie hat Negal Engineering eine neue Generation von analogen und digitalen Schaltnetzteilen für die Beleuchtungstechnik und weitere Anwendungen entwickelt. Bild 2 zeigt ein 25-W-Schaltnetzteil von diesem Typ. Bei diesen Schaltnetzteilen verzichtet man gänzlich auf den Eingangskondensator. Der Flyback-Konverter arbeitet im Transition-Mode. Der primäre Schaltregler schaltet ein, wenn der primäre Strom null ist. Dies reduziert die Schaltverluste. Durch eine Optimierung von Transformator und primärem Schaltregler erreicht man mit dieser Lösung Wirkungsgrade von über 91 Prozent. Das Fehlen des primären Kondensators hat einen weiteren Vorteil – der sonst problematische Einschaltstrom ist nicht vorhanden. Somit lassen sich viele Netzgeräte parallel an der gleichen Netzphase einschalten, ohne dass eine Sicherung im Gebäude auslöst. Ein weiterer Vorteil bei dieser Netzteiltopologie ist die Tatsache, dass für die PFKorrektur und die galvanische Trennung vom Netzteil nur ein Transformator nötig ist. Dies reduziert die Kosten und es sind sehr kompakte Netzteile realisierbar. Mit dieser Lösung lassen sich alle Grenzwerte der Klasse C einhalten. Die grosse Schwierigkeit bei der Powerfaktor-Korrektur ohne Netzkondensator liegt in den erhöhten, leitungsgebundenen Störungen im Bereich von 150 kHz bis 30 MHz. Da nun theoretisch kein Eingangskondensator vorhanden ist, sind sehr hohe Ströme, erzeugt vom primären Schaltregler im EMV-Eingangsfilter, zu dämpfen. Mit den geeigneten Messmitteln ist es möglich, die Störungen zu analysieren und basierend darauf ein optimales Filter auszulegen (Bild 3). Aktive Powerfaktor-Korrektur Bei Leistungen von über 100 W setzt man aktive PFC-Schaltungen ein. Auch hier gibt es wiederum eine Vielzahl von Möglichkeiten. Die am meisten verwendete ist der Boost- Autor Tobias Hofer, El.Ing., Stv. Geschäftsführer und Entwickler im Bereich Schaltnetzteile bei Negal Engineering AG [email protected] Polyscope 16/10 ST ROMVERSORGUNG 21 Klassifizierung von Geräten ■ ■ ■ ■ Klasse A: Haushaltsgeräte, symmetrische dreiphasige Geräte, Elektrowerkzeuge Klasse B: tragbare Elektrowerkzeuge, Lichtbogenschweisseinrichtungen Klasse C: Beleuchtungseinrichtungen mit einer Leistung kleiner oder gleich 600 W Klasse D: PC und Bildschirme, Fernseh-Rundfunk-Empfänger Hilft bei der Filterauslegung [mA] 0,03 0,025 0,02 0,015 0,01 0,005 0 ■ gemessen ■ Grenzwert 5 3 7 9 11 13 Harmonic order Bild 3: Oberwellen bei einem 25-W-Netzteil Konverter. Die Eingangsspannung wird auf eine konstante Zwischenkreisspannung hochgesetzt. Die nachfolgende galvanische Trennung übernimmt dann ein zweiter Wandler – man spricht von einem zweistufigen Konzept. Nachteile sind die höheren Kosten durch die zwei Stufen und die Begrenzung des Einschaltstroms. Der Wirkungsgrad solcher Netzteile kann sehr hoch sein, im Bereich von bis zu 94 Prozent. *23.6/2; "+2 .;34 KAOO( 6+D 15A=* )+%D @QBC-+B--B+@-@D H(3( I(77( IG=,"(= (!3 852+02 $:6/2);7 &65#,34<5865,>26> )-. %6-86>3:0#4. ,>8 !56-.6) %":06+> #>>60)6>7 $< 0#!6> =-5 63 ;,) 4@056>86> *>!-6.65 95<4633-<>6++65 $.5<)/ ?653<52,>26> 26!5#:0.7 (-> '6395":0 )-. ,>3 +<0>. 3-:0777 Fazit Durch die geeignete Wahl der PowerfaktorKorrektur lassen sich Kosten einsparen. Mit einfachen Konzepten kann man für die Beleuchtungstechnik Netzteile entwickeln, die keinen Einschaltstrom haben und über einen hohen Wirkungsgrad bei kleinen Abmessungen verfügen. Bei Schaltnetzteilen ohne Eingangskondensatoren ist viel Know-how für die Auslegung von EMV-Filtern nötig, damit sich mit möglichst kleinem Materialaufwand ein effizientes und günstiges Netzteil entwickeln lässt. "# 1==4 E 1,"=(OO( 8379($(OJ(!5 A3& %#3.=6:036+ E K<"( I06M >!5 %@@B@@@ 153=*(= E 1("9 $(9!=$( 2(75N(OO!$P(!5 E .(!5?(9(!,"7(!=$A=$ Q@ C +#% /84D 'RC #+ KJ « Infoservice Negal Engineering AG Hauptstrasse 6, 9030 Abtwil Tel. 071 245 87 03 [email protected], www.negal.ch "6/.),-')26059;+6 &<8% H!(*(9OA773=$ 2(!=A," 4"9!75<;" I(9!A=C2!=$ -4KC'-%) 2(!=A," M<= F'-B#-B1 -+ +#B@@ MAL F'-B#-B1 -+ +#B@P395B"A$>A==:7,"3OJC(O(,59<=!,B," ===73:0,+;/6+6:.5<>-:7:0