Übung 8 zur Experimentalphysik III Michael Goerz 15. Dezember 2005 Tutorium: B. Sandow (Do.) Aufgabe 20 Als prinzipielles Modell für das Atom wird hier angenommen, dass sich das Elektron in einer perfekten Kreisbahn um den Kern bewegt. Dabei muss sich die die Zentrifugalkraft mit der Coulombschen Anziehungskraft im Gewicht halten. Mit der reduzierten Masse me mK me + mK µ = (1) gilt Fz = µω 2 · r = µ v2 r = FC = 1 Ze2 4π²0 r2 (2) Dies lässt sich nach r auflösen: r = Ze2 4π²0 µv 2 (3) Nach einem klassischen Bild ist v hierbei beliebig, quantenphysikalisch hat das Elektron allerdings eine Wellenfunktion mit der Wellenlänge λ = h p (4) Für einen stationären Zustand, in dem das Elektron überhaupt nur existieren kann, solange es an den Kern gebunden ist, muss die Bedingung für eine stehende Welle erfüllt sein: Nach einem vollen Umlauf muss das Elektron wieder konstruktiv mit sich selbst interferieren. nλ = 2πr (5) Daraus ergibt sich sofort eine Bedingung für die Geschwindigkeit, die damit durch n gequantelt wird. v hn 2πrµ = 1 (6) Setzt man die in Gl. (3) ein, erhält man Ze2 πµr2 ²9 h2 n2 e 0 h2 n 2 ⇒ r = Ze2 πµ n2 a0 = Z Der Bohrsche Radius a0 ist dabei der kleinste Radius (n = 1). r = (7) (8) h2 ²0 (9) e2 πµ Die zugehörigen Energieniveaus lassen sich ebenfalls leicht berechnen. Mit a0 = Ekin = p = p2 2m nh 2πr (10) (11) und Gl. (7) ergibt sich Ekin Z 2 e4 µ 8²20 n2 h2 = (12) Dies ist jedoch genau die halbe potentielle Energie, welche ebenfalls noch zu berücksichtigen ist und zudem negativ definiert wird (Null im Unendlichen). Insgesamt ergibt sich also: E = − Z 2 e4 µ 8²20 n2 h2 (13) Schließlich lässt sich die Quantelung noch für den Drehimpuls bestimmen. Mit L = mvr (14) und unter Verwendung von Gl. (6) erhält man L µhn r = n~ 2πrµ = (15) Für die Wellenlänge der innersten Elektronenbahn gilt laut Gl. (5) mit n = 1 λ0 = 2πa0 = 3.33 · 10−10 m Aufgabe 21 a) Aus Gl. (6) und Gl. (8) folgt hZ (16) 2πnµa0 Setzt man Z = 1 sowie µ ≈ me ein, so erhält man für n = 1 und n = 2 ohne Berücksichtigung relativistische Korrekturen vn v1 v2 = = = 2.18 · 107 m/s 1.09 · 107 m/s 2 b) Es gelten Gl. (8) und Gl. (13). Durch Einsetzten von n = 100 erhält man r100 E100 = 5.3 · 10−7 m = −2.18 · 10−22 J c) Bei Raumtemperatur nimmt ein Mol eines Edelgases ein Volumen von ca. VM = 24.8 L/Mol = 0.0248 m3 /Mol ein. Mit der Avogadrozahl NA = 6.022 · 1023 Mol− 1 gilt für den mittleren Abstand r VM r= 3 = 3.46 · 10−9 m (17) NA Die thermische Energie für ein solches Gas beträgt bei T = 298 K E= 3 kT = 6.17 · 10−21 J = 0.0385 eV 2 (18) Vergleicht man die Zahlen mit b), lässt sich berechnen, wieviele Gasatome sich in einem Volumen befinden, welches genausogroß ist wie das Wasserstoffatom im hundertsten angeregten Zustand. Die Dichte der Teilchen im Gas ist ρ= NA = 2.428 · 1025 m−3 VM was auf die Zahl der Teilchen im Volumen 4 3 N = πr100 · ρ = 1.51 · 107 3 (19) (20) d) Prinzipiell ist der Bohrsche Radius durch Gl. (9) beschrieben. Wenn man den Bohrschen Radius für andere Atome als den Wasserstoff definieren will, wäre die geeignetste Definition der kleinste Radius der Bahn des Elektrons für n = 1, sodass für ein Atom mit der Kernladungszahl Z gilt a0,Z = 1 a0 Z (21) Die veränderte reduzierte Masse kann demgegenüber vernachlässigt werden. Für das angegebene Kohlenstoffion ist a0,C = a0 /6 = 8.83 · 10−12 m e) Nach Gl. (21) kann man sofort ausrechnen, dass Z = a0 · 1014 = 0.53 · 104 ist. Praktisch ist dies nicht möglich, da sich die Elektronen mit Überlichtgeschwindigkeit bewegen müssten, um die Coulomb-Anziehung durch eine entsprechende Zentrifugalkraft auszugleichen. 3 Aufgabe 22 Die Wellenlänge der Übergänge lässt sich mit der folgenden Formel berechnen: ·µ λn1 ,n2 = c Z2 e4 me mk 8²0 h3 (me + mk ) ¶µ 1 1 − 2 n21 n2 ¶¸−1 (22) Für Berylium ist Z = 4 und mk = 9mp . Fasst man die Berechnungen in einer Tabelle zusammen, erhält man die folgenden Ergebnisse. n1 1 2 3 n2 2 3 4 5 6 7 3 4 5 6 7 4 5 6 7 λH / m 1.21 · 10−7 1.02 · 10−7 9.70 · 10−8 9.48 · 10−8 9.36 · 10−8 9.29 · 10−8 6.55 · 10−7 4.85 · 10−7 4.33 · 10−7 4.09 · 10−7 3.96 · 10−7 1.87 · 10−6 1.28 · 10−6 1.09 · 10−6 1.00 · 10−6 λBr / Hz 7.38 · 10−9 6.39 · 10−9 6.06 · 10−9 5.92 · 10−9 5.85 · 10−9 5.80 · 10−9 4.09 · 10−8 3.03 · 10−8 2.71 · 10−8 2.56 · 10−8 2.48 · 10−8 1.17 · 10−7 7.99 · 10−8 6.82 · 10−8 7.27 · 10−8 Die Linien sind im Spektrum also stark verschoben. Allerdings liegt die “Paschen”-Serie des Beryliums in etwa in der Größenordnung der Lyman-Serie des Wasserstoffs. Zu sagen, dass zwei Linien zusammenfallen, ist höchstens für den je ersten Übergang dieser beiden Serien, gerechtfertigt, d.h. der Übergang 2 → 1 beim Wasserstoff ist ungefähr gleich dem Übergang 4 → 3 beim Berylium. Die Frequenz lässt sich einfach analog zur obigen Formel (22) berechnen. Als Unterschied zwischen dem Übergang 2 → 1 bei Wasserstoff und Berylium ergibt sich dann ein Wert von 3.71 · 1016 Hz Aufgabe 23 Innerhalb des Potentialtopfs ist das Potential Null, außerhalb unendlich. Damit lautet die Schrödingergleichung innen EΨ(x, y, z) = − ~2 2 ∇ Ψ(x, y, z) 2m (23) Dies lässt sich mit einem Separationsansatz lösen, wobei die drei Raumkoordinaten aussepariert werden. Prinzipiell muss auch die Zeit absepariert werden, alledings wird aufgrund des zeitunabhängigen Potentials ein stationärer Zustand zu erwarten ist, bei dem die Zeitabhängigkeit aus einer simplen Oszillation besteht. Im Folgendem sei daher das Problem an einem festen Zeitpunkt t = 0 betrachtet. Der Ansatz für die räumlich Lösung lautet damit: Ψ(x, y, z) = X(x)Y (y)Z(y) 4 (24) Durch Einsetzen erhält man E=− ~2 2m µ X 00 (x) Y 00 (y) Z 00 (z) + + X(x) Y (y) Z(z) ¶ (25) Wie im Allgemeinen beim Separationsansatz der Fall, müssen die einzelnen Summanden konstant sein, wenn die Gleichung für alle x,y,z gelten soll. Allgemein seien sie hier gleich k1 , k2 , k3 gesetzt X 00 (x) X(x) Y 00 (y) Y (y) Z 00 (z) Z(z) = k12 (26) = k22 (27) = k32 , (28) Aus der Schrödingergleichung für x = y = z = 0 folgt für diese Konstanten die Bedingung: 2mE k12 + k22 + k32 = − 2 (29) ~ Man sieht sofort, dass diese Bedingung nicht durch rein reelle Konstanten zu lösen ist. Aus Symmetriegründen werden daher alle drei konstanten komplex angenommen, was bei dem nun anzusetzenden Exponentialansatz zu einer oszillierenden Lösung führt. Die einzelnen Gleichungen in x, y und z sind also völlig äquivalent. Die Randbedingungen können ebenfalls in jeder Dimension getrennt erfüllt werden (denn sie müssen auch dann gelten, wenn je die beiden anderen Koordinaten Null gesetzt werden. Für X(x) ergibt sich dann, wie schon in der Vorlesung behandelt, ³n π ´ x X(x) = A sin x . (30) a Völlig analog gilt das entsprechende in den beiden anderen Koordinaten. ³n π ´ y Y (y) = B sin y (31) ³ n bπ ´ z Z(z) = C sin z (32) c Die Ganzzahligkeit der Quantenzahlen nx , ny , nz folgt dabei aus den Randbedingungen. Die Gesamtlösung ist damit gemäß unserem Ansatz das Produkt der drei Teillösungen: ³n π ´ ³n π ´ ³n π ´ x y z Ψ(x, y, z) = D sin x sin y sin z (33) a b c Die Gesamtamplitude D ist ebenso das Produkt der Einzelamplituden: D =A·B·C (34) Die Energieeigenwerte erhält man durch Einsetzen in die Schrödingergleichung, was zu dem folgenden Ergebnis führt: à ! n2y ~2 π 2 n2x n2z Enx ,ny ,nz = + 2 + 2 (35) 2m a2 b c 5 Ein Entartung der Energieeigenwerte, bedeutet, dass a = b = c. Ein und derselbe Energiezustand kann dann durch verschiedene Werte von nx , ny , nz zustande kommen. Die zugehörigen Wellenfunktionen für nx = 1, ny = nz = 0 und nx = ny = 0, nz = 1 sind dann nicht mehr linear unabhängig. Schreibt man die Eigenzustände einmal geordnet auf, und zählt die linear unabhängigen, stellt man bis n = 4 die folgenden Werte fest En 1 2 3 4 lin. unabh. 1 2 3 4 Offensichtlich gibt es also genau n linear unabhängige Zustände. 6