Optik und Photonik Vorlesung im Wintersemester 2006-2007 Jan Arlt Ernst Rasel Institut für Quantenoptik Fakultät für Mathematik und Physik Leibniz Universität Hannover PHOTONIK - Wiederholung 1.2 Matrix Formalismus der geometrischen Optik PHOTONIK - Wiederholung 1.6 Streu- und Transfermatrizen PHOTONIK - Wiederholung Beispiel: Fabry-Pérot Interferometer PHOTONIK - Wiederholung Beispiel: Dielektrische Spiegel PHOTONIK - Nichtlineare Optik Kapitel 2: Nichtlineare Optik Typischerweise, d.h. bei geringen Intensitäten, wird Optik durch eine lineare Theorie beschrieben. Das hat weitreichende Konsequenzen: • Optische Eigenschaften von Medien (z..B. Brechungsindex oder Absorptionskoeffizient) sind von der Lichtintensität unabhängig • Das Superpositionsprinzip ist gültig • Die Frequenz von Licht ändert sich nicht beim Durchgang durch ein Medium • Licht wechselwirkt nicht mit Licht. Zwei Lichtstrahlen, die das gleiche Medium durchstrahlen beeinflussen sich nicht gegenseitig. Licht kann Licht nicht kontrollieren. PHOTONIK - Nichtlineare Optik Jedoch: Licht in Medien bei hoher Intensität zeigt nichtlineares Verhalten: Einige Beispiele: • Brechungsindex und damit die Lichtgeschwindigkeit in optischen Medien ändert sich mit der Lichtintensität • Das Superpositionsprinzip wird verletzt • Die Frequenz von Licht kann sich beim Durchgang durch ein Medium ändern. So kann aus rotem Licht blaues Licht werden. • Licht kann mit Licht wechselwirken. Licht kann Licht kontrollieren. PHOTONIK - Nichtlineare Optik „Geschichte“ der nichtlinearen Optik 1931 Discovery of two photon absorption and emission M. Goeppert-Mayer, Ann. d. Phys. 9, 273 (1931) 1960 The Ruby laser at 694.3 nm T.H. Maiman, Nature 187, 493 (1960) 1961 First nonlinear experiment: Second harmonic generation in quartz P.A. Franken, A.E. Hill et al. Phys. Rev. Lett 7, 118 (1961) 1962 First theoretical treatment of NLO J.A. Armstrong, N. Blombergen et al. Phys. Rev. 127 (6), 1918 (1962 1962 - 1965 Discovery of further nonlinear processes such as stimulated Raman scattering, parametric oscillator 1965 First textbook ”Nonlinear Optics” by N. Blombergen PHOTONIK - Nichtlineare Optik Nichtlineare optische Medien Medien sind gekennzeichnet durch Beziehung der Polarisationsdichte P und der elektrischen Feldstärke E: • Lineares Medium: P = ε 0 χE mit der Dielektrizitätskonstante ε0 und der elektrischen Suszeptibilität χ PHOTONIK - • Nichtlineare Optik Nichtlineares Medium: Nichtlineare Effekte sind meist klein, so dass Reihenentwicklung möglich P = ε 0 χE + 2d ⋅ E2 + 4χ (3)E3 + ... mit dem nichtlinearen Koeffizienten mit der Aufteilung P = ε 0 χE + PNL ergibt sich die nichtlineare Wellengleichung mit dem Quellterm 1 ∂ 2E ΔE − 2 2 = −S c ∂t ∂ 2 PNL S = −μ 0 ∂t 2 2. Ordnung d (oder χ(2)) 3. Ordnung χ(3) PHOTONIK - Nichtlineare Optik PHOTONIK - Nichtlineare Optik Polarisation 2.Ordnung [( ) ] r r r P = ε0 χ' E E Pi ( 2) = ε 0 ∑ χ ijk E j Ek jk χ ijk = χ ikj , da Reihenfolge Ei ohne Bedeutung → 18 Komponenten Vereinfachte Notation: ⎛ Px( 2 ) ⎞ ⎛ d11 ⎜ ( 2) ⎟ ⎜ ⎜ Py ⎟ = ε 0 ⎜ d 21 ⎜ ( 2) ⎟ ⎜d P z ⎝ 31 ⎝ ⎠ d12 d13 d14 d15 d 22 d 32 d 23 d 33 d 24 d 34 d 25 d 35 ⎛ E x2 ⎞ ⎜ ⎟ 2 ⎜ Ey ⎟ d16 ⎞⎜ ⎟ E z2 ⎟ ⎟ d 26 ⎟⎜ ⎜ 2E y Ez ⎟ ⎟ d 36 ⎠⎜ ⎟ ⎜ 2Ex Ez ⎟ ⎜ 2E E ⎟ ⎝ x y⎠ PHOTONIK - Nichtlineare Optik PHOTONIK - Nichtlineare Optik Lösung der nichtlinearen Wellengleichung: Born-Näherung (gültig für kleine Nichtlinearitäten) 1) Das einlaufende Feld E0 bestimmt die nichtlineare Polarisationsdichte PNL von welcher der Quellterm S(E0) bestimmt wird. 2) Das abgestrahlte Feld E1 entsteht aus dem Quellterm S(E0) durch Summation über die abgestrahlten Kugelwellen von allen Quellorten PHOTONIK - Nichtlineare Optik PHOTONIK - Nichtlineare Optik PHOTONIK - Nichtlineare Optik 1) χ(2) bzw. d - second order processes z.B. second harmonic generation sum and difference frequency generation parametric processes (s. linear electro-optic effect = Pockels effekt) 2) χ(3) - third order processes z.B. third harmonic generation phase conjugation and four wave mixing Raman processes (example CARS) Kerr effect and self focussing (s. quadratic electro-optic effect = Kerr effekt) PHOTONIK - Nichtlineare Optik 1) Nichtlineare Optik 2. Ordnung PNL = 2d ⋅ E2 (Nichtlinearitäten höherer Ordnung werden vernachlässigt) Frequenzverdopplung und Gleichrichtung Mit der einlaufenden optischen Welle: E(t ) = Re{E (ω ) exp[iωt ]} ergibt sich die nichtlineare Polarisationsdichte: PNL (t ) = PNL (0) + Re{PNL (2ω ) exp[i2ωt ]} mit PNL (0) = dE (ω ) E*(ω ) PNL (2ω )=dE (ω )E (ω ) PHOTONIK - Nichtlineare Optik PHOTONIK - Frequenzverdopplung und Gleichrichtung Nichtlineare Optik PHOTONIK - Nichtlineare Optik Frequenzverdopplung ∂ 2 PNL Der Quellterm S = −μ0 enthält Komponenten der doppelten Frequenz 2w 2 ∂t Das abgestrahlte Lichtfeld enthält ebenfalls Komponenten der Frequenz 2w Intensität dieser Komponente ist proportional zum Quadrat der Intensität der einlaufenden Welle PHOTONIK - Sichtbarmachung der Frequenzverdopplung Second harmonic generation in quartz P.A. Franken, A.E. Hill et al. Phys. Rev. Lett 7, 118 (1961) Nichtlineare Optik PHOTONIK - Beispiel für Frequenzverdopplung Frequenzverdopplter Nd:YAG-Laser: Fundamentale Wellenlänge: 1.06 mm Frequenzverdoppelte Wellenlänge: 532 nm ‚Intracavity‘-Verdopplung in nichtlinearem Kristall Nichtlineare Optik PHOTONIK - Nichtlineare Optik Optische Gleichrichtung Die Komponente PNL(0) entspricht einer zeitlich konstanten Polarisation. Sie erzeugt eine konstante Spannung, die am nichtlinearen Kristall abgegriffen werden kann. PHOTONIK - Nichtlineare Optik Drei-Wellen-Mischung Das einlaufende Lichtfeld bestehe aus zwei Anteilen mit Frequenzen ω1 und ω2 E(t ) = Re{E (ω1) exp[iω1t ]+ E (ω 2 ) exp[iω 2t ]} Damit enthält der nichtlineare Anteil der Polarisation die Komponenten 2 2 PNL (0) = d⎡ E (ω1) + E (ω 2 ) ⎤ ⎢⎣ ⎥⎦ PNL (2ω1) =dE (ω1) E (ω1) PNL (2ω 2 ) =dE (ω 2 ) E (ω 2 ) PNL (ω + ) = 2dE (ω1) E (ω 2 ) PNL (ω − )= 2dE (ω1) E * (ω 2 ) bei den den Frequenzen 0, 2ω1, 2ω2, ω+ = ω1 + ω2, ω- = ω1 - ω2 PHOTONIK - Nichtlineare Optik ‚Frequency-Matching‘ und ‚Phase-Matching‘-Bedingungen Für eine effiziente nichtlineare Kopplung müssen Energie- und Impulserhaltung erfüllt sein: Energieerhaltung: Impulserhaltung: ω3 = ω1 + ω2 k3 = k1 + k2 ‚ Aufgrund der Wellenlängenabhängigkeit der Brechungsindizes (k = k(ω)) ist die Impulserhaltung nicht automatisch erfüllt. PHOTONIK - Nichtlineare Optik PHOTONIK - Nichtlineare Optik PHOTONIK - Phasenanpassungs-Bedingung Ohne ‚Phase-Matching‘ geraten die fundamentalen und frequenzkonvertierten Lichtfelder außer Phase Þ Geringe Effizienz oder Umkehr der Frequenzkonversion Lösung: Phasenanpassung durch Ausnutzung der Anisotropie von Kristallen oder durch Anwendung des ‚Quasi-Phase-Matching‘ Nichtlineare Optik PHOTONIK - Nichtlineare Optik Summen- und Differenzfrequenz-Bildung Unter anderem entstehen somit die beiden Komponten: ω+ = ω1 + ω2: Summenfrequenz-Bildung (‚up-conversion‘) ω- = ω1 - ω2 : Differenzfrequenz-Bildung (‚down-conversion‘) Beispiel: Summenfrequenzbildung von ω1= 1,06 μm und ω2= 10,6 μm PHOTONIK - Nichtlineare Optik Drei-Wellen-Mischung als Parametrische Wechselwirkung von Lichtwellen Parametrischer Prozess Parametrischer Verstärker Parametrischer Oszillator