Finde?DAS!® www.findedas.eu MEHR als FOTO Spiele und Übungen für die kognitive Fitness Wissenswertes zur Erhaltung und Verbesserung der kognitiven Fitness Auf den folgenden Seiten gebe ich eine kurze Zusammenfassung der von mir gefundenen Erkenntnisse der modernen Gehirnforschung: Worauf es sicher und worauf es vermutlich ankommt, wenn wir auch in hohen Lebensjahren noch eine gute kognitive Fitness haben wollen, also zum Beispiel selbständig entscheiden, beurteilen, am sozialen Leben teilhaben, reisen und unterwegs sein wollen. Was wir also selbst tun können und tun sollten – es liegt in unserer eigenen Verantwortung. Es ruft der Chor der Jung-Neuronen: „Gib uns zu tun, es wird sich lohnen!“ Die adulte Neurogenese Anders als lange Zeit gedacht entstehen im Gehirn jeden Tag und bis ins hohe Alter neue Nervenzellen. Werden diese nicht benutzt und also nicht gebraucht, so baut unser Körper sie wieder ab, sie verschwinden wieder. Bietet man den Neuankömmlingen aber etwas zu tun – lernt man Neues, macht man wiederholt und immer wieder etwas Neues – werden sie in bestehende neuronale Netze eingebaut. Je früher man vielfältig geistig aktiv ist, desto besser. Wenn man auch regelmäßig körperlich aktiv ist – noch besser! Und am besten ist es, wenn man bis in die höheren Lebensjahre geistig und körperlich aktiv bleibt! Neuronenreserven Entstehung, Funktion – Trägt man durch seine Lebensweise dazu bei, dass viele der neu entstehenden Neuronen gebraucht und deshalb fest eingebaut werden, so bildet man eine Reserve an Neuronen. Fallen später durch Krankheit oder andere Einflüsse Neuronen aus (Gehirn-Schädeltrauma, Schlaganfall, beginnende Demenz) können die Neuronenreserven die Aufgaben der ausgefallenen Neuronen übernehmen. Als Beispiel hierfür soll die folgende Geschichte dienen, die ich bei Martin Korte gefunden habe: Ein 73jähriger Londoner Professor, der Schachspieler genannt, stellte fest, dass er statt 7 nur noch 4 Schachzüge im Voraus denken konnte. Er war sehr beunruhigt und ließ sich untersuchen, aber die Ärzte entdeckten bei Dutzenden kognitiven Tests keine Auffälligkeiten. Mit 73 lernte er sogar noch, mit dem Computer umzugehen. Nach seinem Tod wurden dann in seinem Gehirn die typischen Alzheimeranzeichen gefunden, Plaqueablagerungen und neurofibrilläre Bündel. Für seinen Alltag hatte dies aber keine Auswirkungen gehabt, nur er selbst hatte an seinem Schachspiel Verschlechterungen bemerkt. Durch seinen Lebenswandel hatte er genug kognitive Reserven (gebildet). vgl. Martin Korte, Literaturliste. Dopamin, Hippocampus, BDNF, Neuronen, Synapsen, Ketonen Dopamin, ein wichtiger Neurotransmitter, ist essentiell fürs Lernen und für die Erinnerung. Dopamin wird in Neuronen des Hippocampus gebildet. BDNF, ein neuronaler Wachstumsfaktor, ist ein Protein, das das Gehirn selbst produziert (Brain Derived Neurotrophic Factor). Es trägt bei zur Bildung neuer Dopamin produzierender Neuronen, scheint das Überleben dieser Neuronen zu sichern. BDNF erleichtert Lernvorgänge, erhöht die Wahrscheinlichkeit für die langfristige Erinnerung. Es fördert das Wachstum der Synapsen. Es fördert den Einbau von neuen Neuronen in neuronale Netze. Besonders starke Freisetzung von BDNF erfolgt durch Bewegung und Lernen. Es wird vermutet, dass auch Ketone eine wichtige Rolle für die Freisetzung von BDNF spielen können. →2 Finde?DAS!® www.findedas.eu MEHR als FOTO Spiele und Übungen für die kognitive Fitness →2 Ketone werden in der Leber aus mittelkettigen Fettsäuren hergestellt. Ketone können von den Gehirnzellen als Alternative zu Glukose zur Energieerzeugung genutzt werden. Während die Zellen Insulin benötigen, um Glukose aufnehmen zu können, können Ketone direkt die Blut-Hirn-Schranke überwinden und stehen auch ohne Insulin den Neuronen als Energiequelle zur Verfügung. (vgl. Mary Newport, Literaturliste) Das Wachsen der Synapsen Wenn wir etwas Neues lernen (z.B. eine Sprache, deren Grammatik und Vokabeln; die Fleckkanten geometrischer Körper = Speicherung im semantischen Gedächtnis) oder wenn wir Prozeduren lernen (z.B. Autofahren; lateinamerikanische Tänze, den sumudia® 12-Spielverlauf = Speicherung im prozeduralen Gedächtnis) oder wenn wir ein sehr gefühlsintensives Ereignis im episodischen Gedächtnis abspeichern, wie zum Beispiel den ersten Kuss, wachsen die Synapsen zwischen den beteiligten Neuronen. Die Bindungen zwischen den Neuronen werden stärker. „Synapsen ändern sich ständig, und zwar einfach dadurch, dass sie gebraucht werden.“ (vgl. M.Spitzer, Literaturliste). Was ist schlecht für Neuronen und Synapsen? (ohne Anspruch auf Vollständigkeit!) Stoffliches: Alkohol, Drogen, Nikotin, Kortisol (aus Dauerstress), freie Radikale (Oxidantien); Nicht-Stoffliches: die kognitive Unterbeschäftigung. Zwar arbeitet das Gehirn unermüdlich von allein „im Hintergrund“ (zur Lebenserhaltung, zur Erhaltung der inneren Kontrolle und Gleichgewichts, vgl. Gerald Hüther, Die Macht der inneren Bilder, Literaturliste) und verbraucht etwa 20 % der vom Körper benötigten Energie, aber es arbeitet wenig bis gar nicht in den kognitiven Disziplinen, wenn wir diese nicht bewusst ausüben. Wenn wir Fernsehen schauen oder nur Routineaufgaben erledigen, gibt es für Jung-Neuronen nichts zu tun, und auch bestehende Neuronen und Synapsen werden nicht sehr gefordert. Was ist gut für Neuronen und Synapsen? (ohne Anspruch auf Vollständigkeit!) Stoffliches: offensichtlich die Vermeidung oder Minimierung der Synapsengifte; sodann mit großer Wahrscheinlichkeit, nach allen Erkenntnissen der sich damit befassenden Forschung, Kokosöl (nativ, kalt gepresst); Nicht-Stoffliches: Die kognitive Vollbeschäftigung; sportliche Betätigungen, körperliche Aktivität; soziales Engagement; Umgang mit anderen Menschen; Neues lernen; ungewohnte geistige Anforderungen. Für die beiden letzten Punkte gibt es die Spiele und Übungen meiner Finde?DAS!® -Familie, Denkathlon® - das Zirkeltraining für die grauen Zellen, die AduNeuro-Spas, die sumudia®-Reihe und Einzelne Übungen für Gruppen, um die wichtigsten zu nennen. Zwei Zahlen: Anzahl Neuronen im erwachsenen menschlichen Gehirn – etwa 100 Milliarden (100.000.000.000) Anzahl Synapsen im erwachsenen menschlichen Gehirn – etwa 100 Billionen (100.000.000.000.000) →3 Finde?DAS!® www.findedas.eu MEHR als FOTO Spiele und Übungen für die kognitive Fitness →3 Die Plastizität des Gehirns - unser formbares Gehirn Beim Erlernen von etwas Neuem entstehen neue Verbindungen zwischen vorhandenen Neuronen, und neue Neuronen, die ich gerne Jung-Neuronen nenne, können in bestehende neuronale Netze eingebaut werden. Vorhandene Synapsen werden beim Lernen größer, ganze Hirnbereiche wachsen. Diese Vorgänge nennt man Plastizität. Plastizität besitzt das Gehirn auch im hohen Alter. Wir werden geboren mit einem Gehirn, das die Fähigkeit besitzt, sich enorm zu verändern, lebenslang (vgl. Gerald Hüther, Literaturliste). Vieles zum Überleben Wichtige ist in Form von Verhaltensmustern, inneren Bildern bereits vor unserer Geburt vorhanden weil genetisch verankert. Dies sind zum Beispiel Reflexe und Instinkte wie erschrecken, fliehen, erstarren. Alles andere, das weitaus meiste, lernt unser Gehirn, beginnend schon im Mutterleib, durch äußere Einflüsse – Fertigkeiten wie Krabbeln, Laufen, Benutzen der Hände, Sprechen, Kommunikation und Interaktion mit anderen Menschen und Eigenschaften wie Selbstbewusstsein und Vertrauen. Unsere soziale und emotionale Intelligenz und Kompetenz sind das Ergebnis der ständigen Weiterentwicklung und Neuverschaltung unseres Gehirns. Auch im Erwachsenenalter bleibt die Fähigkeit des Gehirns bestehen, dass sich neue Verdrahtungen unserer neuronalen Netzwerke bilden. Nach einem Umzug zum Beispiel gelingt es uns, in einer völlig neuen Umgebung zurecht zu kommen, mit vielen neuen Menschen Beziehungen aufzubauen und zu unterhalten. Selbst wenn wir nach England gehen und dort mit dem Auto auf der „falschen“ Seite fahren müssen, schafft es unser Gehirn relativ schnell, den Linksverkehr zu verstehen und uns unfallfrei von A nach B zu bringen. (Kleine Pannen können immer mal passieren, wenn das ältere Gelernte die Oberhand behält: „Wo ist das Lenkrad??“ ) Aber man verlernt auch schnell etwas, wenn man gewohnte Dinge nicht mehr tut. Das Gehirn legt Teile der Netzwerke still – warum viel Aufwand für die Unterhaltung und Wartung leisten, wenn es doch nicht benutzt wird? Als Beispiel mag meine eigene Erfahrung hinsichtlich der englischen und auch der portugiesischen Sprache dienen: Sehr schnell nach unserer Rückkehr nach Deutschland und meinem Ausscheiden bei meinem früheren Arbeitgeber wurde mein Englisch holperig, und mein Portugiesisch schmolz wie Schnee in der Frühlingssonne. Die Lernfähigkeit unseres Gehirns bietet die Möglichkeit, dass wir uns aus unangenehmen Gewohnheiten selbst befreien können. Unser Gehirn reagiert nämlich darauf, was wir selbst wollen und tun und verändert sich entsprechend! Wenn man immer schon zum Beispiel missgelaunt über Vergangenes grübelte und verpassten Gelegenheiten nachtrauerte, was einem die Stimmung jedes Mal noch mehr trübte, könnte man beschließen, nur noch im Hier und Jetzt zu denken, zu versuchen, das Schöne zu sehen und sich auf kommende angenehme Ereignisse zu freuen – auf den Nachmittagsspaziergang mit einer guten Freundin, auf das Kartenspiel mit den Nachbarn. Nach und nach und über die Zeit –nicht von heute auf morgen!- verlässt unser Gehirn die alte, negative Gedankenbahn, baut die betreffenden Verschaltungen um, und man zieht sich selbst aus dem Schlamassel heraus. Wie gut und dass solche Selbstbeeinflussung (oder Autosuggestion) funktioniert, ist schon relativ lange bekannt: Setzt man ganz bewusst ein Lächeln auf, so nimmt unser Gehirn dieses wahr (so wie es alles wahrnimmt, was mit und in unserem Körper passiert). Das dem Gehirn bekannte Muster von Muskelanspannung und Neuronenaktivität, das beim Lächeln aufleuchtet und das gute Laune oder das Sehen von Erfreulichem bedeutet, veranlasst das Gehirn, entsprechende Wohlfühl-Botenstoffe auszusenden, die sodann tatsächlich unsere Laune verbessern! →4 Finde?DAS!® www.findedas.eu MEHR als FOTO Spiele und Übungen für die kognitive Fitness →4 Dauerhafter Schlafentzug schädigt das Gehirn - Müllabfuhr fehlt Hamburger Abendblatt, Artikel vom 18.10.2013 und 16.09.2014 Fehlender Schlaf spielt offensichtlich bei der Entstehung vieler Krankheiten eine größere Rolle als bisher angenommen. Im Schlaf arbeitet eine spezielle Müllabfuhr des Gehirns, die giftige Stoffwechselprodukte aus den Zellen räumt und beiseite schafft. Lange wusste man nicht, wie dies im Gehirn funktioniert; denn das bekannte Lymphsystem sorgt zwar für die Entsorgung des Mülls aus den Zellen des Körpers, hat aber wegen der Blut-Hirn-Schranke keinen Zugang zu den Zellen des Gehirns. In der US-Fachzeitschrift Science wird von den Ergebnissen einer Studie der University Rochester berichtet, wonach es dieses einzigartige, nur im Schlaf arbeitende System des Gehirns gibt. Außerdem fanden die Wissenschaftler heraus, dass die Gehirnzellen im Schlaf um 60 Prozent schrumpfen, wodurch der Zellabfall noch effizienter beseitigt werden könne. Schläft der Mensch dauerhaft nicht genug, bleibt immer mehr Müll liegen, was vermutlich über die Jahre auch die Entstehung von Krankheiten wie Alzheimer und von anderen neurologischen Störungen begünstigt. Kurzfristiger Schlafmangel - Man wird zwar von kurzfristigem Schlafmangel nicht gleich krank, aber Schlafentzug führt zu Störungen bei Konzentration und Merkfähigkeit, was wiederum das Lernen erschwert bis unmöglich macht. Lernerfolge durch Konzentration, kleine Mengen und Wiederholungen Eine am 05.08.2014 herausgegebene Pressemitteilung der TU Braunschweig präsentierte die Ergebnisse einer Studie um den Braunschweiger Professor Martin Korte. Danach werden beim Lernen viele Informationen ins Kurzzeitgedächtnis überführt, aber nur wenige Informationen gelangen ins Langzeitgedächtnis. Erinnerungen stehen beim Übergang vom Kurzzeit- ins Langzeitgedächtnis im Wettbewerb um Gedächtnis-assoziierte Proteinmoleküle, die benötigt werden, um Synapsen langfristig zu stärken. Wird ein Lerninhalt binnen einer Stunde wiederholt, so wird dem ersten Reiz ein zweiter hinzugefügt, der sich auf dieselbe Erinnerung bezieht, und damit wird diese Erinnerung gestärkt, die Synapse wächst, der Lerninhalt gelangt ins Langzeitgedächtnis. Erfolgt diese Wiederholung jedoch nicht und wird stattdessen ein anderer Reiz gesetzt –zum Beispiel eine Ablenkung in Form eines Videospiels oder einer TV-Sendung oder ein anderer Lerninhalt, wenn man zu viel auf einmal lernen will- so gewinnt dieser andere später gesetzte Reiz die Konkurrenz um die die Synapse verstärkenden Proteinmoleküle. Der erste Reiz wird überschrieben. Der Lerneffekt ist dahin. Was bedeutet das für uns als Lernende? Man muss sich aufs Lernen konzentrieren und nicht nebenbei oder zwischendurch andere Aufgaben erledigen oder sich ablenken (lassen). Man soll Lernstoff in kleine Mengen zerteilen (Päckchen statt Pakete) und über mehrere Tage lernen. Man soll die Päckchen häufig wiederholen. Christian Bosenick