Methodisch didaktische Fachbegriffe der Berufspädagogik H. Strobl Denken, Versuch einer Begriffsklärung 1. Begriffsklärung aus dem Lexikon „Denken, die den Menschen auszeichnende psychische Fähigkeit, sich mit der Menge der aus der Wahrnehmung gewonnenen oder mittels Sprache vermittelten Informationen über die Wirklichkeit auseinander zusetzen, sie unter bestimmten Gesichtspunkten und zu bestimmten Zwecken zu unterscheiden, sie miteinander und mit Informationen zu vergleichen, zu werten und zu ordnen, um durch weitere analytische und synthetische Denkoperationen das Wesentliche, Allgemeingültige, Zusammenhängende und Gesetzmäßige auszusondern. Auf dieser Grundlage können auch Theorien, Aussagesystem, Modelle und Entwürfe von der Wirklichkeit erstellt werden. Dabei ist zu unterscheiden zwischen dem auf Erkenntnis ausgerichteten spekulativen bzw. reflexiven Denken und dem konstruktiven Denken, das ein entsprechendes Instrumentarium entwirft und bereitstellt, um Handlungen zu planen, Handlungsnormen zu entwickeln und gesetzte Handlungsziele zu erreichen.“ 2.Verständliche Kurzdefinition Denken ist der Gebrauch des Gehirns! 3. Was geht beim Denken im Gehirn vor? Das Gehirn des Menschen besteht aus ca. 100 Milliarden Nervenzellen sog. Neuronen, diese Neuronen bilden sog. neuronale Netze, das sind Nervenzellen die über Synapsen miteinander verbunden sind. Die Signale werden als elektrischer Impuls an die unterschiedlichen am jeweiligen Netz beteiligten Neuronen weitergeleitet und dort mit schon vorhandenen Daten verglichen. Je mehr passende Daten schon vorhanden sind, desto leichter prägt sich Neues ein.(Lernen ein sich selbst fördernder Prozess) Welche Neuronen mit welchen verbunden sind entscheidet sich zum größten Teil bis zum 15. Lebensjahr, d.h. danach werden kaum noch neue Verknüpfungen erstellt und das Erlernen von total Neuem wird viel schwerer. 4. Konsequenzen für Lehrer Für Lehrer und Eltern bedeutet dies dafür zu sorgen, dass Kinder möglichst viele Reize für ihr Gehirn erhalten, um ein sehr dichtes Netz im Gehirn aufzubauen. Im Berufsschulbereich folgt für Lehrende die Forderung möglichst viele Sinne des Schülers anzusprechen, um irgendeinen Assoziationspunkt im Gehirn des Lernenden zu erreichen und so sein neuronales Netz zu aktivieren. Der Unterricht muss deshalb methodenreich gestaltet sein um möglichst viele Schüler zu erreichen, da jedes Gehirn verschieden strukturiert ist. Methodisch didaktische Fachbegriffe der Berufspädagogik H. Strobl 5. Begriffe im Zusammenhang mit Denken Denken – intuitives Ist sprunghaftes und durch plötzliche Einfälle gekennzeichnetes Denken, unter geringer Kontrolle, teilweise unbewusst. Denken - abstraktes Hier geht es primär um den Denkvorgang, bei dem neben den direkten Sinneswahrnehmungen und konkreten Vorstellungen Symbole (Begriffe, Formelzeichen u.a.) benutzt werden. Dadurch wird das Denken beschleunigt (ökonomisch und effektiv) und von der konkreten Situation gelöst. Denken - kreatives Der wichtigste Aspekt des produktiven Denkens ist der, dass ein Individuum bei Problemlösevorgängen relativ flüssig und flexibel zu neuartigen Einfällen und originellen Lösungen gelangt. Die Kreativität ist weitgehend unabhängig von Leistungen, wie sie in herkömmlichen Leistungstests gefordert werden, da jene im Wesentlichen konvergentes Denken zu erfassen suchen, kreative Prozesse hingegen durch divergentes Denken charakterisiert sind. Kreative Ergebnisse sind v.a. dann zu erwarten, wenn das Individuum über eine starke intrinsische Motivation verfügt! Denken - analytisches Hierbei geht es um die Zerlegung, Zergliederung eines Ganzen in seine Teile. Ziel ist es dabei, durch die Erarbeitung von Teilaspekten eine systematische Untersuchung eines Sachverhalts zu sichern. Die klassische Organisation des Lernens in Fächern findet dort ihre Wurzeln. Denken - synthetisches Hierbei geht es um die Zusammenfügung bzw. gedankliche Verknüpfung einzelner (auch gegensätzlicher) Aussagen, Vorstellungen und Ähnlichem zu einem Ganzen. Die Disziplinen verlieren hier ihre Grenzen zugunsten fächerübergreifenden Lernens. Denken – induktives [lateinisch »Hinführung«] Hierbei geht es um den Schluss vom Besonderen auf das Allgemeine. Vom kritisch-rationalistischen Standpunkt aus kommt den mit Induktion als Verfahrensweise aller Erfahrungswissenschaften begründeten Aussagen (auch Wahrscheinlichkeitsaussagen) immer nur ein bestimmter Grad an Bewährung, nie aber Gewissheit zu. Denken - deduktives [lateinisch »Herabführung«] Hierbei geht es um die Ableitung von Aussagen mit Hilfe logischer Schlussregeln aus anderen, allgemeineren Aussagen. L i t e r a t u r : MEYERS GROSSES TASCHENLEXIKON BAND 5 Bibliographisches Institut Mannheim /Wien/Zürich 1989 Gehirn & Geist Spektrum der Wissenschaft Nr. 4/2002