Niklas Luhmann „Kommunikation ist unwahrscheinlich. Sie ist unwahrscheinlich, obwohl wir sie jeden Tag erleben, praktizieren und ohne sie nicht leben würden.” Kurzbiografie: ❖ 1927 in Lüneburg geboren ❖ studierte Rechtswisschenschaft und Soziologie und arbeitete als Verwaltungsjurist ❖ von 1969 bis zu seinem Tod 1998 war er Professor an der Universität Bielefeld, wo er soziologische Theorie lehrte ❖ in seinen letzten 30 Jahren beschäftigte er sich mit der Systemtheorie, welche zurückgeht auf den amerikanischen Soziologen Talcott Parsons ❖ in seinen letzten Jahren veröffentlichte Luhmann eine Vielzahl von Werken, die sich nicht nur mit der Soziologie und der Politikwissenschaft, sondern auch der Kommunikationswissenschaft und Literaturwisschenschaft beschäftigen. ❖ nach seinem Tod gab es einen Streit unter seinen Kindern um die Urheberrechte seiner Werke ­> 2011 erwarb die Universität Bielefeld den Nachlass, aus welchem ein Archiv errichtet werden soll Luhmanns Systemtheorie: Luhmann war nicht der Erfinder der soziologischen Systemtheorie, allerdings hat er die Theorie innerhalb von 30 Jahren immer weiterentwickelt und die Soziologie mit verschiedenen Bereichen wie z.B. der Mathematik, der Biologie oder der Literatur verbunden. Im Mittelpunkt seiner Theorie steht die Gesellschaft. Sie selbst bildet ein umfassendes soziales System, welches andere Funktionssysteme (z.B. Politik, Wirtschaft und Religion) in sich einschließt. Diese Systeme sind „autopoietisch”, d.h. sie erschaffen und reproduzieren sich selbst. Dabei geht es jedoch nicht um die Eigenschaften und die Identität eines Systems, sondern einerseits um die Relationen der einzelnen Subsysteme zueinander und andererseits um die Differenz des Systems zu seiner Umwelt. Als Umwelt bezeichnet Luhmann alles, was nicht zu dem System gehört. Jedes System besitzt einen „Code” ( z.B. Geld in der Wirtschaft ), nach dem es funktioniert. Des Weiteren bestehen soziale Systeme hauptsächlich aufgrund von Kommunikation. Diese ist jedoch unwahrscheinlich, da nicht immer gewährleistet ist, dass sie verstanden wird und an den richtigen Adressaten gelangt. Luhmanns Theorie zur Demokratie: Luhmann lehnt den klassischen Begriff der Demokratie ab. Nach ihm ist die Demokratie weder die Herrschaft des Volkes, noch ein Prinzip, bei dem Entscheidungen partizipabel gemacht werden müssen, da dies eine Intransparenz der Machtverhältnisse zur Folge hätte. Viel mehr ist sie eine hochunwahrscheinliche, evolutionäre Errungenschaft, die eher rein zufällig entstanden ist. Um dies genauer zu erklären, nutzt Luhmann die Systemtheorie, welche die Politik als Teilsystem des Gesellschaft erkennt. Der Begriff ‘Demokratie’ beschreibt hierbei nur die Organisationsform, bei der man von einer Spaltung der Spitze sprechen kann. Durch die Differenz von Regierung (Macht) und Opposition (Ohnmacht) wird das politische System codiert. Im Gegensatz zu früheren Zeiten, in denen das System hierarchisch nach Schichten geordnet war, braucht sie heute keine Spitze mehr. Eine zweite Unterscheidung in öffentliche und private Macht geben dem System Sensibilität und Flexibilität. Hier sieht Luhmann allerdings auch die Schwächen der Demokratie : Das Medium der Macht hat keine Außenwirkung, da jedes System sein eigenes Medium hat und Geld (Wirtschaft) und Recht (Rechtssystem) zwei externe Codes sind, die von der Politik nicht gesteuert werden können. So bedeutet Demokratie zwar die Möglichkeit eines Machtwechsels zwischen Regierung und Opposition, bleibt dieser jedoch weitestgehend ohne Erfolg, da die Politik viele gesellschaftliche Probleme nicht lösen kann. Zitate von Luhmann: „Die Tür zum Paradies bleibt versiegelt. Durch das Wort Risiko.“ „Erziehung ist eine Zumutung, Bildung ein Angebot.“ „Menschenbilder, sowas Grausliches. Also der Mensch interessiert mich nicht, wenn ich das so hart sagen darf.“ „Jedes Reden wiederholt das Schweigen.“ „Zu den wichtigsten latenten Funktionen der Werbung gehört es, Leute ohne Geschmack mit Geschmack zu versorgen.“ „Lebewesen leben einzeln, leben als strukturdeterminierte Systeme. So gesehen ist es ein konstellationsbedingter Zufall, wenn das eine, obwohl es tut, was es tut, dem anderen nützen kann.“ „Probleme sind nur dann Probleme, wenn sie nicht isoliert, nicht Stück für Stück bearbeitet und gelöst werden können. Gerade das macht ihre Problematik aus.” Ist Luhmanns Theorie heute noch aktuell und anwendbar? Da Luhmanns Theorie sehr abstrakt ist, sind viele Sozialwissenschaftler der Ansicht, sie sei empirisch nicht überprüfbar. Zudem wurde Luhmanns These, die Politik könne nur schwer in andere Systeme eingreifen, oftmals kritisiert. So kann die Politik beispielsweise in das Bildungssystem eingreifen und dort Veränderungen vornehmen. Während Luhmann soziale Funktionssysteme noch streng voneinander getrennt fungierend beschrieben hatte, ist gegenwärtig eher die Entwicklung zu vermerken, dass die Funktionssysteme immer stärker miteinander verknüpft werden, wobei die Politik im Zentrum dieser Entwicklung steht. Dass die Politik Probleme habe, zugleich wirtschaftliche und ökonomische Schwierigkeiten zu lösen, damit könnte man Luhmann recht geben, allerdings muss dies nicht zwangsweise an der Verschiedenheit der Medien liegen, sondern kann auf die Ausbreitung der Politik auf verschiedene Bereiche zurückzuführen sein. Auch heute gilt die Systemtheorie von Luhmann als eine der erfolgreichsten Theorien im deutschen Sprachraum, besonders da sie auf sämliche Bereiche der Gesellschaft anwendbar ist. Quellen: http://www.welt.de/kultur/article2674164/Luhmann­lesen­ist­wie­Techno­zu­hoeren.html http://www.wirtschaftskommunikation­studium.de/wp­content/uploads/2010/02/Luhmann­Systemtheorie­Pr%C3%A4sen tation.pdf http://de.wikipedia.org/wiki/Systemtheorie_(Luhmann) http://www.litlog.de/systemtheorie­fur­einsteiger/ http://www.bertramkoehler.de/Sys0.htm Referentin: Lisa Carstensen Klasse: 13 a Thema: Demokratie ­ Theorien ­ Von der Antike bis zur Gegenwart