ArgumentierBAR Argumentationshilfen aus dem VDMA Dezember 2011 Soziale Verantwortung Verantwortung für die Gesellschaft wahrzunehmen, liegt im Interesse von Unternehmen und Gesellschaft. Die Europäische Kommission sieht Unternehmen in der Verantwortung, soziale Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise, wie den Verlust von Arbeitsplätzen, abzufedern. Die kürzlich erneuerte EU-Strategie zu Corporate Social Responsibility (CSR) soll es ermöglichen, die Ziele der Strategie Europa 2020, nämlich nachhaltiges, intelligentes und integratives Wachstum sowie eine Erbwerbsbeteiligung der 20- bis 64-Jährigen von 75 Prozent, zu erreichen. Mit dem aktuellen Programm verliert die Kommission jedoch ihr bisheriges Hauptaugenmerk: die Freiwilligkeit des unternehmerischen Engagements. Gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen Viele kleine und mittlere Unternehmen werden ihrer sozialen Verantwortung gerecht, ohne den Begriff CSR zu kennen. Das Spektrum des gesellschaftlichen Engagements von KMU, aber auch von großen Unternehmen, reicht von Kooperationen mit Schulen und Universitäten über Personalentwicklungs- und Gesundheitsförderprogramme, die Förderung von kulturellen oder sportlichen Events bis hin zur Einführung umweltfreundlicher Produktionsprozesse. Unternehmen beweisen soziale Verantwortung aus gutem Grund: Sie fördert die Mitarbeiterbindung und die Imagebildung, sie beugt Risiken vor. CSR rückt ein Unternehmen aber auch in die Öffentlichkeit und bindet wertvolle Ressourcen. Neuausrichtung der CSR-Definition Am 25. Oktober 2011 veröffentlichte die Europäische Kommission eine Mitteilung zu CSR. Diese umfasst eine neue Definition, nach der CSR „die Verantwortung von Unternehmen für ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft“ ist. Unternehmen sollen ihrer sozialen Verantwortung gerecht werden, indem sie auf ein Verfahren zurückgreifen, mit dem soziale, ökologische, ethische, Menschenrechts- und Verbraucherbelange in Kooperation mit den Stakeholdern in ihre Betriebsführung integriert werden können. Neue Verpflichtungen für Unternehmen Hauptaufgabe des Unternehmers ist es, im Wettbewerb zu bestehen und nachhaltig wirtschaftlich zu arbeiten. Auf freiwilliger Basis können zusätzlich CSR-Projekte gefördert werden. Wichtig dabei ist, dass nur Unternehmen beurteilen können, welche CSR-Aktivitäten zu ihnen und ihrem Umfeld passen. Ein wichtiger Aspekt der bisherigen europäischen CSR-Definition, der Hinweis auf die Freiwilligkeit des Engagements, fehlt. Statt auf die Freiwilligkeit von Unternehmen zu setzen, ruft die neue CSR-Strategie der Kommission nach weiterer Regulierung: So sollen ab 2012 zahlreiche Initiativen – zum Beispiel die Einrichtung von sektorspezifischen Multistakeholder-CSR-Plattformen, die Erstellung eines Verhaltenskodex für Selbst- und Koregulierungsprozesse sowie die Offenlegung nicht-finanzieller Informationen durch Unternehmen – angestoßen werden. Auch soll überprüft werden, inwiefern Unternehmen international anerkannte CSR-Grundsätze wie ISO 26000, UN Global Compact oder OECD-Leitsätze berücksichtigen. Nach Vorstellung der Kommission soll es sogar für alle großen Unternehmen bis 2014 verpflichtend sein, einen dieser Grundsätze anzuwenden. Bürokratisierung gefährdet Engagement Die Neuausrichtung der EU-Strategie zu CSR geht grundsätzlich in die falsche Richtung, denn zusätzliche Standardisierung würde verantwortliches Handeln nicht verstärken, sondern den bürokratischen Aufwand besonders für kleine und mittlere Unternehmen unnötig erhöhen. Wenn Unternehmen zu sozialer Verantwortung verpflichtet werden, entsteht gleichzeitig ein fester Kostenblock, der beispielsweise in Krisenzeiten nicht reduziert werden kann. Im Extremfall kann es zu Arbeitsplatzverlusten kommen, weil die finanziellen CSR-Verpflichtungen die Unternehmen über Gebühr belasten. Wenn Unternehmen für ihr freiwilliges Engagement durch Wettbewerbsvorteile vom Markt belohnt werden, werden die Anreize für CSR ohnehin verstärkt. Statt Regulierungen und Verpflichtungen sollte dem Markt mehr Raum gegeben werden. Bundesarbeitsministerin von der Leyen sieht das ähnlich: Sie betonte kürzlich, dass sie nichts von Regulierung im Bereich CSR hält. Fazit Die Neuausrichtung der EU-Strategie zu CSR stellt einen gefährlichen Schritt in Richtung Regulierung und Verpflichtung von Unternehmen dar. Dies greift in die unternehmerische Freiheit ein und erhöht zusätzlich die Belastung durch Bürokratie. Insbesondere die Vorschläge zur Selbstverpflichtung der Wirtschaft und zu Offenlegungs- und Rechenschaftspflichten widersprechen dem freiwilligen Charakter von CSR. Es sollte den Unternehmen in Europa auch in Zukunft freigestellt bleiben, in welcher Art und Weise sie sich für die Gesellschaft engagieren und ob beziehungsweise wie sie Transparenz darüber herstellen möchten. Kontakt VDMA-Hauptstadtbüro • Friedrichstraße 95 • 10117 Berlin Stefanie Seele, Tel. 030 - 30 69 46 - 24, Fax – 20 Dr. Christine Vondenhoff, Tel. 0032 – 27 06 82 – 15, Fax – 10