Krankenhaus Martha-Maria Nürnberg Vortragsreihe „Ihrer Gesundheit zuliebe!“ Professor Dr. med. Stephan Coerper, Chefarzt der Chirurgischen Klinik, Leiter Kompetenzzentrum für Schilddrüsen- und Nebenschilddrüsenchirurgie, Telefon (0911) 959-1201/-1202: Keine Angst vor der Schilddrüsen-OP! Die Schilddrüse ist ein lebenswichtiges Organ. Es reguliert wesentliche Stoffwechselvorgänge des Körpers und bildet Hormone, die unverzichtbar für ein normales Leben sind. Wir möchten Ihnen die Aufgaben einer gesunden Schilddrüse, aber auch die krankhaften Veränderungen der Schilddrüse und mögliche Behandlungsoptionen aufzeigen. Zunächst bildet die Schilddrüse das wichtige Schilddrüsenhormon. Eine zu starke Hormonbildung (Überfunktion der Schilddrüse) führt zu Schwitzen, Zittern, Herzklopfen und Angstzuständen. Eine zu geringe Hormonbildung hat Gewichtszunahme, Frieren und Depressionen zur Folge. Der Hormonspiegel muss also optimal eingestellt sein. Die Bildung dieses Hormons benötigt allerdings eine gewisse Menge an Jod. Dieses Spurenelement nehmen wir ausschließlich über die Nahrung auf. Das Jod gelangt aus dem Blut in die Schilddrüse und wird nach Stimulation des Hormons TSH aus der Hirnanhangsdrüse zu Schilddrüsenhormon umgewandelt. Eine zu geringe Jodzufuhr führt in der Regel zu einer mehr oder weniger ausgeprägten Vergrößerung der Schilddrüse, weil die Schilddrüse zum einen versucht, den Jodmangel zu kompensieren, und zum anderen durch einen zu hohen TSH Spiegel zum Wachsen angehalten wird. Als Fazit halten wir fest, dass wir eine geregelte Menge an Jod aufnehmen müssen. Deutschland ist ein Jodmangelgebiet, so dass wir am besten Jodsalz im täglichen Essen nutzen sollten, um einen möglichen Jodmangel zu verhindern. Ein ständiger Jodmangel führt zum Knoten und später zu einem Kropf. Es gibt aber auch Patientinnen und Patienten, die erblich bedingt zu einer Kropfbildung neigen. Der erste Behandlungsschritt eines harmlosen Kropfes ist die Optimierung der Jodzufuhr, am besten in Kombination mit Schilddrüsenhormon. Das Schilddrüsenhormon kann heute gentechnologisch hergestellt werden und unterscheidet sich daher nicht vom eigenen Hormon, das in der Schilddrüse gebildet wird. Wenn sich nun vermehrt Knoten bilden, kommt es vor, dass die alleinige medikamentöse Behandlung ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr hilft und die Patientinnen und Patienten sich einer Schilddrüsenoperation unterziehen müssen. Vor jeder Operation müssen aber einige Untersuchungen bei einem Nuklearmediziner durchgeführt werden. In Nürnberg gibt es mehrere Praxen, die solche Untersuchungen (in der Regel Szintigraphie und Ultraschall) durchführen können. Wir arbeiten mit all diesen Praxen eng zusammen. Bei der Operation wird nur das erkrankte Gewebe entfernt, Knoten dürfen bei dieser Operation allerdings nicht belassen werden, so dass nicht selten die gesamte Schilddrüse entfernt werden muss. Wenn Knoten verbleiben würden, könnten diese der Ursprung eines neuen Kropfes werden, der dann mit deutlich höherem Operationsrisiko Jahre später wieder operiert werden muss. An unserer Klinik werden im Jahr fast 1000 Patientinnen und Patienten an der Schilddrüse operiert, so dass wir auf diesem Gebiet über eine außergewöhnlich große Erfahrung verfügen. Wir nutzen zudem modernste Kontrollgeräte zur Schonung der hinter der Schilddrüse verlaufenden Stimmbandnerven, um so die gefürchtete Heiserkeit zu vermeiden. Des Weiteren können wir durch eine spezielle Schlüssellochoperation über einen kleinen Schnitt Schilddrüsen operieren. Unsere Klinik ist eine der wenigen Zentren in Deutschland, wo solche Operationen durchgeführt werden. Ob diese völlig neue Operationsmethode bei Ihnen in Frage kommt, kann aber nur nach Sichtung Ihrer Unterlagen entschieden werden. Allerdings wird bei uns zwischenzeitlich fast jede 10. Schilddrüse auf diese Art und Weise schonend und mit einem kleinen Schnitt operiert. Nach der Operation müssen Sie lebenslang Schilddrüsenhormon in Tablettenform einnehmen. Allerdings steht dieses Medikament unbegrenzt zur Verfügung und hat, wenn die Dosis stimmt, keine Nebenwirkungen. In wenigen Fällen zeigt sich in der feingeweblichen Untersuchung ein bösartiger Tumor. In diesem Fall müssen je nach Tumorstadium fast immer die komplette Schilddrüse und die angrenzenden Lymphknoten entfernt werden. Die Prognose eines Schilddrüsentumors ist aber gut und kann mit Hilfe einer anschließenden Radiojodbehandlung ausreichend behandelt werden. Vortrag am 6.3.2013