Russisches Update – 10.02.2011 Thema: Diabetes und Arteriosklerose Inhalt A1 A1.1 A1.2 A1.3 A1.4 A1.4.1 A1.4.2 Diabetes und Schilddrüse – Diabetes und Arteriosklerose Schiddrüse – allgemein: Unter-/ Überfunktion der Schilddrüse Therapie von Schilddrüsenfunktionsstörungen Arteriosklerose Diagnostik einer Arteriosklerose Therapie der Arteriosklerose 1 1 1 3 3 4 4 A1 Diabetes und Schilddrüse – Diabetes und Arteriosklerose A1.1 Schiddrüse – allgemein: Dieses 8-15g leichte, symmetrisch ausgebildete Organ, erfüllt für Stoffwechsel und Hormonbildung wichtige Funktionen. 33% der Bundesbürger leiden unter Veränderungen der Schilddrüse. Zudem gilt die BRD als Jodmangelgebiet, was die Vergrößerung der Schilddrüse (Struma, Kropf) zur Folge haben kann. Weitere Erkrankungen der Schilddrüse können – Über- und Unterfunktion sein (Hypo- und Hyperthyreose), – Karzinome (Krebs), Autoimmunerkrankungen (z.B. M. Basedow) sowie – Entzündungen (Hashimoto, Riedel). Die Hormone, die bei der Steuerung der Schilddrüse eine Rolle spielen, sind – das TRH (gebildet im Hypothalamus), – das TSH (gebildet in der Hypophyse) und – die Hormone T3 undT4 (gebildet in der Schilddrüse). U Um festzustellen, ob die Schulddrüse in ihrer Funktion verändert ist, stehen verschiedene Diagnostikinstrumente zur Verfügung: Neben der Erhebung einer ausführlichen Anamnese wird durch eine Laboruntersuchung ein Status über die Schilddrüsenhormone sowie bestimmte Parameter, die auf eine Autoimmunthyreoiditis schließen lassen (TRAK, MAK), erstellt. Die körperliche Untersuchung ergänzt diese ersten Untersuchungen um das Abtasten und Abhören. Zur weiteren Diagnostik kann eine Sonografie, Szintigrafie oder evt. Auch CT oder MRT durchgeführt werden. A1.2 Unter-/ Überfunktion der Schilddrüse Die Unterfunktion (Hypothyreose) ist gekennzeichnet durch eine „Verlangsamung“ vieler Vorgänge im Körper, was sich z. B. durch Müdigkeit, Kältegfühl, Verstopfung, Gewichtszunahme, Hypotonie, Blutzuckerentgleisungen (ständiges Hoch und Runter), Haarausfall oder gestörtem Hautbild bemerkbar machen kann. Hier ist die Empfindlichkeit des Körpers auf Insulin eher hoch. Der Magen-Darm-Trakt wird eher 1 “träge“, dadurch wird bei der Verdauung auch weniger Zucker im Darm aufgenommen. Somit braucht der Körper auch weniger Insulin. Bei einer Überfunktion hingegen sind die Betroffenen eher aktiv bis überaktiv, fühlen sich im Gegenzug dann jedoch unter Umständen auch wieder müde und abgeschlagen. Auch ein – Tremor kann auftreten, sowie – Hitzegefühl, – Durchfall, – Gewichtsabnahme, – beschleunigter Herzschlag und – wie bei der Unterfunktion auch Blutzuckerentgleisungen. Die Empfindlichkeit auf Insulin ist hier jedoch eher niedrig, die Insulinsekretion ist vermindert. Durch eine überaktive Verdauungstätigkeit wird vermehrt Zucker aus der Nahrung im Darm aufgenommen. Die Gucagonausschüttung ist gestört und in der Leber wird vermehrt Zucker freigegeben. Ca. 57% der Patienen mit Schilddrüsenstoffwechselstörungen haben auch einen gestörten Zuckerstoffwechsel. Ca. 2-3% haben auch einen manifesten Diabetes mellitus. Schilddrüsenunter- oder Überfunktionen verursachen Zuckerinstabilitäten. Unklar ist hierbei noch die Bedeutung von TSH-Rezeptoren an den insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse. Das Low-T3-Sydrom wird durch eine schlechte Zuckereinstellunhervorgerufen. Die Schilddrüse schützt sich, indem sie die Produktion von T3 stark zurückfährt. T4 und TSH sind hingegen im Normbereich. Als Therapie wird hier die Blutzuckeroptimierung vorgenommen, Schilddrüsenhormone werden nicht gegeben. Jodmangel-Struma sind bei Diabetikern 2-3x häufiger vorzufinden als bei Nicht-Diabetikern. Besondere Risikofaktoren sind – das weibliche Geschlecht, – zunehmendes Alter und ein – autoimmuner Diabetes mellitus. Die Gründe liegen in der unzureichenden Stoffwechselkontrolle und vermutet wird auch, dass durch die vermehrte bzw. häufigere Urinausscheidung, wie es bei Diabetes mellitus auftreten kann, zu einer vermehrten Jodausscheidung kommen kann. Bei Typ-1- DiabetikerInnen tritt häufiger eine Autoimmunthyreoiditis auf, wobei es auch vorkommen kann, dass die Nebenschilddrüse oder Nebennieren mit angegriffen werden können. In der Schwangerschaft kommt es bei Typ1Diabetikerinnen häufiger vor, dass eine Überfunktion (M. Basedow = autoimmun) und gleichzeitig eine Unterfunktion vorliegt. Daher sollten TSH und SchilddrüsenAntikörper vor der Familienplanung, bei der Schwangerschaft und in der Stilperiode kontrolliert werden, auch bei einer nur milden Unterfunktion. Zu beachten ist, dass eine Thyreoiditis auch postpartal noch auftreten kann. Übergewicht kann durch eine 2 Unterfunktion hervorgerufen werden (s.o.). Eine Einnahme von Schilddrüsenhormonen ist hier jedoch nicht ratsam, da dies eher zu einer erhöhten Sterblichkeit führen kann. A1.3 Therapie von Schilddrüsenfunktionsstörungen In der Therapie von Schilddrüsenfunktionsstörungen stehen folgende Optionen zur Verfügung: – Bei einer Unterfunktion, Autoimmunthyreoiditis oder zur Vorbeugung gegen Struma werden die Hormone T3 und/oder T4 gegeben. Diese müssen täglich 30 Minuten vor dem Frühstück (nüchtern) eingenommen werden. – Bei der Überfunktion können Thyreostatika gegeben werden, es kann eine Radiojodtherapie oder Operation durchgeführt werden. Außerdem können die Begleitsymptome wie Zittern oder Herzrhythmusstörungen behandelt werden. Bei Schilddrüsenkarzinomen ist eine Operation oder, in höherem Alter, eine Radiojodtherapie angezeigt. A1.4 Arteriosklerose Die Arteriosklerose (Gefäßverkalkung) stellt in ihrer Häufigkeit die häufigste Todesursache in Deutschland dar. Genauer gesagt handelt es sich um kardiovaskuläre Ereignisse (akuter Herzinfarkt oder Schlaganfall), die durch die Arteriosklerose hervorgerufen werden und die dann zum Tode führen. Hierbei löst sich ein sog. Thrombus von den sich an der Gefäßinnenwand haftenden Ablagerungen ab und verstopft bei seiner Wanderung durch das Gefäßsystem früher oder später ein mehr oder weniger großes Blutgefäß. Das durch dieses Gefäß zu versorgende Gewebe an Herz oder Gehirn kann nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden, wodurch dort ein Mangel an Sauerstoff und Nähstoffen vorliegt. Das Gewebe stirbt mehr oder weniger ab und ist nicht mehr funktionstüchtig. Wenn ein solcher Thrombus bzw. Gefäßverengung in den Arterien des Beines vorliegt, kann es zum „Absterben“ von Teilen des Fußes oder Beins kommen (Gangrän, Nekrose), was eine Amputation zur Folge haben kann. Die Risikofaktoren für ein solches kardiovaskuläres Ereignis sind u.a. – erhöhter Blutdruck, – erhöhte Blutfettwerte, – Insulinresistenz (und in der Folge Diabetes mellitus), – Rauchen und Übergewicht. Als Vorbeugung bzw. um das Fortschreiten einer bereits bestehenden Arteriosklerose zu verhindern, ist Ausdauerbewegung ein wichtiger Punkt. Nicht nur die Gefäße werden dadurch „trainiert“, indem sie in ihrer Elastizität erhalten oder verbessert werden, auch werden die Risikofaktoren (s.o.) günstig beeinflusst. Ein Auslöser für die Arteriosklerose ist der oxidative Stress. Dieser wird u.a. verursacht durch Nikotin, eine gewisse genetische Komponente, Bluthochdruck, erhöhte Blutzucker- und Insulinspiegel, erhöhtes Homocystein und erhöhte Blutfettwerte. Fraglich ist, ob die erhöhte Aufnahme von Antioxidantien oder die Steigerung von Bradykinin oder Stickstoffmonoxid, welches eine positive Wirkung auf die Gefäßwände hat, zur Reduzierung des oxidativen Stresses beiträgt. 3 A1.4.1 Diagnostik einer Arteriosklerose Zur Diagnostik einer Arteriosklerose stehen folgende Methoden zur Verfügung: Zunächst wird eine genetische Diagnostik erhoben, d.h. In der Familienanamnese wird erhoben, ob ein Schlaganfall oder Herzinfarkt „in der Familie liegt“. Desweiteren kann durch Blutuntersuchung der Homocysteinspiegel und das Lipoprotein a bestimmt werden. Auch mittels einer Doppler-Sonographie, eines Belastungs-EKGs oder der Gehstreckenbestimmung auf dem Laufband kann ein drohender Gefäßverschluss festgestellt werden. Die Zielwerte für die Blutfettwerte sehen für Diabetiker folgendermaßen aus: – Gesamtcholesterin unter 200 mg/dl, – LDL-Cholesterin unter 100 mg/dl, – HDL über 45 mg/dl, Quotient LDL/HDL unter 3, – Triglyceride unter 150 mg/dl. A1.4.2 Therapie der Arteriosklerose Die Therapie der Arteriosklerose liegt hauptsächlich in der Fettstoffwechseltherapie: Ausdauerbewegung und Gewichtsreduktion stellen wichtige Eckpfeiler dar. Desweiteren sollte eine cholesterinarme Kost mit einem hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren zu sich genommen werden. Der Umfang der Ausdauerbewegung ist an die Sterblichkeit gekoppelt. Studien belegen, dass je mehr Ausdauerbewegung betrieben wird, desto geringer die Sterblichkeit. Als Standard in der Therapie sollte jeder Diabetiker 1x täglich 100mg ASS einnehmen, auch schon zur Vorbeugung. Dies verflüssigt das Blut minimal, so dass das Risiko von Thrombenbildung reduziert ist. Diskutiert wird zur Zeit eine Verdoppelung der Dosis auf 2x 100mg pro Tag. 4