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Diplomarbeit
Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
unter Berücksichtigung von Wahrnehmungspsychologischen Aspekten
am Beispiel der Vertonung eines Kurzfilms
Björn Otto _ 40082211
Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel
Fachbereich Medien, Sport- und Touristikmanagement
Diplom-Studiengang Mediendesign
Diplomarbeit
Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
unter Berücksichtigung von Wahrnehmungspsychologischen Aspekten
am Beispiel der Vertonung eines Kurzfilms
Vorgelegt von Björn
Otto
Matrikel-Nr.: 40082211
Proskauer Straße 17a
10247 Berlin
Tel.: 030 - 960 887 33
Erst- und Zweitprüfer:
Prof. Dr. rer. pol.Karl Bruns
Dipl.-Ing. Kai Kalbrenner
Berlin, Oktober 2005
Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
Björn Otto _ 40082211
Björn Otto _ 40082211
Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
Inhaltsverzeichnis
1
Vorwort
01
01.01
01.02
01.02.01
01.02.02
01.02.03
01.02.04
01.02.05
01.02.06
Einleitung: Sound-Design und Vertonung
Geschichte der Filmvertonung und des Sound-Designs
Aktuelle Anwendungsbereiche von Vertonung und
Sound-Design
Aufgabengebiete für Sound-Designer
Komponisten
Klang-Design
Akustik-Design
Klangsynthese
Soundscapes (Klanglandschaften)
02
02.01
02.02
02.03
02.04
02.05
Schall, Hörsystem und auditive Wahrnehmung
Schall
Hörsystem
Wahrnehmung und Interpretation des Tons
Informationsgehalt der akustischen Ereignissen
Informationsverarbeitung
03
Vertonungstechniken und Wahrnehmungspsychologische Aspekte am Beispiel der Filmvertonung
Verhältnis zwischen Bild und Ton
Form, Dramaturgie und Konzeption
Konzepte und Techniken der Verbindung von Musik und
Film
Underscoring
Mood-Technique
Motivtechnik
Strukturelle und Wahrnehmungspsychologische
Funktionen der Musik im Film
Funktion von Genres und Pop-Codes
Einsatz von Klängen und Geräuschen
03.01
03.02
03.03
03.03.01
03.03.02
03.03.03
03.04
03.05
03.06
04
04.01
04.02
04.03
04.03.01
04.03.02
04.03.03
04.03.04
Seite
Seite
Vertonungstechniken und Sound-Design visueller
Medien
Audio-Branding
Werbung
Fernsehmusik: Logo, Vorspann, Nachspann
und Trailer
Logo
Vorspann
Nachspann
Trailer
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05
05.01
05.01.01
05.01.02
05.01.03
05.01.03.01
05.01.03.02
Projektdokumentationen
Arbeitsprozess und Technik der Vertonung
Vorgehensweise
Konzepte und struktureller Aufbau
Umsetzung
Steinberg Cubase
Steinberg Wavelab
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05.02
05.02.01
05.02.02
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05.02.04.01
05.02.04.02
05.02.04.03
05.02.04.04
05.02.05.
Animationsfilm Saburou
Ausgangssituation
Von der Ideenfindung bis zur Idee
Konzept
Umsetzung
Musikkomposition
Geräusche und Effekte
Saburous Stimme
Endmischung
Rückschlüsse – Abschließende Bewertung
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42
05.03
05.03.01
05.03.02
05.03.03
05.03.04
05.03.05
Berliner Fernsehturm Audiologo
Ausgangssituation
Von der Ideenfindung bis zur Idee
Konzept
Umsetzung
Rückschlüsse – Abschließende Bewertung
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05.04
05.04.01
05.04.02
05.04.03
05.04.04
05.04.05
Slices: Sound-Design einer Grafikanimtion
Ausgangssituation
Von der Ideenfindung bis zur Idee
Konzept
Umsetzung
Rückschlüsse – Abschließende Bewertung
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48
48
50
06 Fazit
50
Fußnoten
Darstellungsverzeichnis
Literaturverzeichnis
Eidesstattliche Erklärung
Projekt-DVD
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Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
Björn Otto _ 40082211
Vorwort
Die vorliegende Arbeit entstand unter Betreuung von DiplomIngenieur für Medientechnik und audiovisuelle Medien Kai
Kalbrenner und Prof. Dr. rer. pol. Karl Bruns. Gedankt sei
zudem Frank Schätzlein von der Universität Hamburg, der bei
der Literaturauswahl half und seinen Einführungstext zu „Sound
und Sounddesign in Medien und Forschung“, einem noch nicht
erscheinenden Buch, zur Verfügung gestellt hat. Ebenfalls
Caroline Schaeffer für ihre mentale Unterstützung.
Sound-Design ist in den letzten Jahren ein wichtiges Instrument
in der Mediengestaltung geworden. Im multimedialen Zeitalter ist
es in fast allen digitalen Medien vertreten. Ausgehend von der
traditionellen Vertonung im Film und der Filmmusikkomposition,
wird diese Diplomarbeit herausstellen, wie sich Strategien und
Technik für neue Medien weiterentwickeln lassen. Anhand neuer
Technologien wird aufgezeigt, dass Animationen, Kurzfilme,
Videowerbung und Trailer auch ohne einen traditionellen
Komponisten vertont werden können. Mit kreativen Ideen und
ohne teures Studio Equipment können mittels Archivmusik und
neuen Techniken professionelle Sound-Designs entstehen.
Es gilt aufzuzeigen, dass Vertonung und Sound-Design der
Handlungsgestaltung und -unterstützung dienen und den
Rezipienten durch Schlüsselreize, Wiedererkennung und
Auslösen von Emotionen beeinflussen.
Die folgende Arbeit gliedert sich in zwei Teile. Der theoretische Teil,
der die grundlegenden Strategien bzw. Techniken der Vertonung
und des Sound-Designs aufzeigt, beleuchtet die Eigenschaften
von akustischen Ereignissen und deren Verarbeitung, sowie
wahrnehmungspsychologische Aspekte in der Filmvertonung. Im
zweiten Teil wird anhand von drei kommerziellen Projekten das
theoretische Wissen angewandt, für neue Medien konkretisiert,
optimiert und nach neusten technischen und kreativen
Möglichkeiten umgesetzt. Eine abschließende Bewertung der
alten sowie aktuellen Strategien und Techniken des SoundDesigns, zukünftiger Anwendungsgebiete und künstlerischen
Umsetzungsmöglichkeiten zeigt einen perspektivischen Ausblick
und Visionen.
Die Motivation dieses Thema in einer Diplomarbeit zu bearbeiten
resultiert aus einem jahrelangen Interesse an Musikkomposition
und Vertonung. Das daraus gewonnene theoretische Wissen soll
eine weitere wichtige Basis für den zukünftigen Designprozess
sein. Zusammen mit den heutigen Möglichkeiten des SoundDesigns und der Musikproduktion sollen die entstandenen
Projekte dem Vergleich mit teuren Studioproduktionen stand
halten.
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Björn Otto _ 40082211
Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
hob dramaturgische Akzente hervor und half zur Überleitung in
andere Szenen.
01 Sound-Design und Vertonung
01.01 Geschichte der Filmvertonung und des Sound-Designs
Nahezu seit der Erfindung des Films wurde dieser von Musik
begleitet. Diskussionen über Gründe für die musikalische
Begleitung, ihrer Beschaffenheit für den Film und nicht zuletzt
über Konzepte für Verbindung von Film und Musik, sowie seine
Aufgabe begleiten den Film bis in die 60er Jahre.
„Von der ersten Präsentationen stummer Filme 1895 mit
improvisierten Klavierbegleitungen bis zur neusten Version
von Krieg der Sterne - Die dunkle Bedrohung (1999) mit ihrem
bekannten symphonischen Background von John Williams in
einem Stil, der durch Gustav Holst und Richard Strauss inspiriert
zu sein scheint, oder Soundtracks mir exzessivem Sound-Design
wie beispielsweise Terminator II (1991) oder Schlafes Bruder
(1995), hat die Musik zum Film stilistisch eine größtmögliche
Vielfalt erreicht.“1 Hinzu kommt die Verwendung und Adaption
aller populärer Genres wie Rock, Pop, Jazz, Surf-music (Pulp
Fiction, 1995) oder Rap, Hip Hop und Techno (Lola rennt,
1998).
Die Schauspielmusik ist ein wichtiger Vorläufer der Filmmusik
und des Sound-Designs. Sie begleitete Akteure auf
Jahrmärkten, Messen oder in Varietétheatern. In Kombination
mit volkstümlichem Gesang untermalte sie das Geschehen,
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Sound-Design und Vertonung
Geschichte der Filmvertonung und des Designs
Mit den ersten Vorführungen von Stummfilmen im Jahre 1895 in
Berlin und Paris begann die Geschichte der Filmmusik. Durch das
Kinetoskop von Thomas Alva Edison und des Cinématographen
der Gebrüder Lumière waren die ersten Filmprojektoren
erfunden. Bei diesen Aufführungen
kurzer Filme untermalte oft ein
improvisierender
Pianist
live
die ersten bewegten Bilder. Bei
manchen Vorführungen zog man
einen Stehgeiger, Cellisten oder
Flötisten hinzu, der vorwiegend für
gefühlsbetonte Szenen eingesetzt
wurde.
Ein
Schlagzeuger
fungierte oft mit Hilfsmitteln
wie Vogelflöte, Windmaschine
und Schreckschusspistole als
Darstellung 01: Edison Kinetoscope
Geräuschemacher.
In den ersten Kinos ab 1910 leiteten Dirigenten ganze
Symphonieorchester durch die einzelnen Szenen. Situativ
wurden Partituren je nach Szene (z.B. Action, Romantik oder
Trauer) unterschiedlich komponiert oder ausgewählt. Die meisten
Kapellenleiter legten Karteien mit vorhandenem
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Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
Notenmaterial für immer wiederkehrende dramatische Situationen
an.
Ab 1920 gelang es Ton und Bild mit dem Nadeltonverfahren
zu synchronisieren. Hierbei wurde der Filmprojektor mit einem
Grammophon oder Phonograph gekoppelt. Die Aufnahmen waren
schwierig, Tonaufnahme- und Wiedergabequalität waren schlecht
und wurden damals als störend
empfunden. Die Synchronisation
lief auseinander, Schnitt und
Montagetechniken waren nur
umständlich zu realisieren und
unrentabel. Bei der Komposition
zum Film musste die Zeit für die
Musik abgeschätzt oder mit einer
Stoppuhr genommen werden, was
Darstellung 02: Phonograph
zahlreiche Versuche benötigte.
Ein großer Fortschritt war das Lichttonverfahren, bei dem ein
zusätzlicher Tonstreifen am Rande des Filmmaterials mitgeführt
wird. 1922 in Berlin von Hans Vogt, Joseph Massolle und Jo Engl
erfunden, konnte es Synchronität gewährleisten. Diese Technik
etablierte sich erst Ende der 20er Jahre und wird noch heute in
Kinos benutzt.
In den 30er und 40er Jahren entwickelte sich der typische
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Sound-Design und Vertonung
Geschichte der Filmvertonung und des Designs
H o l l y w o o d - S o u n d
(Umfangreiche Partituren mit
großen
Sinfonieorchestern),
den viele Filmkomponisten als
hochwertige klassische Musik
Darstellung 03: Das Lichttonverfahren
verstanden, welcher aber von
anderen
Komponisten
scharf
kritisiert wurde. Da Filmmusik funktionale Musik ist und nach
Kriterien, wie in einer festgelegten Zeit zu komponieren ist
und „nur“ unterschwellig, begleitend zu sein hat, sahen einige
Komponisten den Ruf der klassischen Musik bedroht.
1950 wurde neben dem Lichttonverfahren das Magnettonverfahren eingeführt. Die Qualität der Tonwiedergabe verbesserte
sich deutlich, wodurch erstmalig die Vorführung hochwertiger
Stereo-Tonfilme möglich wurde. Weiterentwickelte hochwertigere
Aufnahmetechniken sowie Misch- und Montagemöglichkeiten
gestatteten den gezielten Einsatz von Musik, Sprache und
Geräuscheffekten.
Da Musik unauffälliger und gezielter zur Definition von Zeit und
Persönlichkeitserklärung eingesetzt werden konnte, gewannen
Rock, Pop, Jazz und Unterhaltungsmusik in der Filmvertonung
an Einfluss. Musikstile wurden als Synonym für Szenen
benutzt: so wurde Jazz beispielsweise für soziale Probleme
der Schwarzen in Amerika genutzt. Die Rock´n´roll Bewegung
brachte sogar Filmidole wie James Dean, Bill Haley
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Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
und Elvis hervor.
Die Berufsbezeichnung Sound-Designer entstand Ende der
70er Jahre im Hollywoodkino. Der Beruf mit Tätigkeiten wie
Tonaufnahme, Montage und Mischung besteht allerdings schon
länger. Im Gegensatz zum Komponisten, der Partituren zu
Papier brachte, liegt seine Aufgabe in der Klanggestaltung und
-bearbeitung.
Einen wichtigen technischen Fortschritt für den Hörgenuss
und
die
realistische
Soundatmosphäre im Kino
brachte in den 80er Jahren
der Surround Klang (Dolby
Surround und Dolby Digital
Sound). Mehrspuraufnahmen,
leistungsfähigere Computer
Darstellung 04: Dolbysystem im modernen
und die Verfügbarkeit von
Kino
Synthezisern und Samplern
gaben den Film- , Fernseh- und Radioproduktionen immer
bessere Möglichleiten zur Tongestaltung. Somit erweiterten sich
auch die Aufgabengebiete von Sound-Designern.
In der zweiten Hälfte der 80er Jahre begann in Deutschland
der gezielte Einsatz von Sound-Design bei verschiedenen
Sendeformen und Programmelementen wie Trailern, Jingles,
Spots und akustischen Wiedererkennungs-Sounds (Logos,
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Sound-Design und Vertonung
Geschichte der Filmvertonung und des Designs
Sendererkennung, Programmhinweise) und gewinnt seither
immer stärker an Bedeutung. Durch die rasante Entwicklung der
Computertechnologie und die somit steigenden Möglichkeiten,
wird bei Jingles, Trailern, Low-Budget-Filmen oder multimedialen
Anwendungen meistens kein Komponist beauftragt, da man
häufig mit fertiger Musik und Soundeffekten aus Archiven
arbeitet, die ein Sound-Designer am Computer arrangiert,
bearbeitet oder moduliert.
Zusammenfassend sei gesagt, dass sich verschiedene
Vertonungstechniken seit denAnfängen des Tonfilms durchgesetzt
haben und bis heute angewandt werden. Zu nennen sind hier:
das Underscoring, die Mood-Technique und die Motivtechnik
der Filmmusik vor 1950, sowie Techniken für Gestaltung und
Einsatz von Geräuscheffekten, Atmosphären, Klang-Design und
Soundscapes ab den 60er Jahren. Von Filmmusikwissenschaft
lern abgeleitete dramaturgische, formale Kriterien und wahrneh
mungspsychologische Aspekte zum Produzieren einer Tonspur
für Videos werden ausführlich im Abschnitt Vertonungstechniken
vorgestellt und in der Projektdokumentation hervorgehoben.
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Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
01.02 Aktuelle Anwendungsbereiche von Vertonung und
Sound-Design
Soundediting nennt man das Anlegen von Atmosphären,
Effekten und Geräuschen zum geschnittenen Film in der
Postproduktion.
01.02.01 Aufgabengebiete für Sound-Designer
„Tongestaltung (englisch: sounddesign) ist eine kreative Tätigkeit
zur Gestaltung von Klängen und Geräuschen.“2
Diese Aussage der freien Enzyklopädie Wikipedia ist sehr weit
gefasst. Tatsächlich ist heutzutage die Berufsbezeichnung
Sound-Designer eine übergreifende Bezeichnung für Menschen,
die sich mit dem Thema Sound in verschiedenen Medien
auseinandersetzen. Viele Spezialgebiete fallen unter sein
Aufgabengebiet. Als Beispiele seihen hier Film, Fernsehen,
Animation, Videospiele, interaktive CD/ DVD´s, das Internet und
Audiobrands genannt.
„SOUND - DESIGN steht in der Regel beim Film für die Gestaltung
der gesamten Tonspur. Dazu gehören die drei klassischen
Schichten Sprache, Musik, Geräusche. Diese differenzieren
sich aber im modernen Sound-Design weitestgehend aus, so
dass es mittlerweile für jede einzelne Schicht spezialisierte
Sound-Designer gibt.“3 In der Filmproduktion lassen sich die
Arbeitsprozesse in O-Ton, O-Ton/Nur-Ton-Editing, Soundediting,
Foleytaking und Foleyedeting, Musicediting und Endmischung
gliedern.
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Sound-Design und Vertonung
Aktuelle Anwendungsbereiche von Vertonung und Sound-Design
Foleytaking und Foleyediting ist
Geräuschemachers
und
das
synchrone Anlegen dieser an den
Film.
die
Aufnahme
des
Darstellung 05: Foleytaking
ADR-Taking und ADR-Editing
(Automatic Dialog Replacement oder Automated Dialog
Recording) bedeutet Nachsynchronisation von Sprache und
lippensynchrones Anlegen an den Film.
Musicediting: „anlegen von Filmmusik an Timecode [Zeitpunkt]
spezifizierten Positionen. Meistens wird diese Aufgabe vom
Komponisten übernommen.“4
Endmischung bezeichnet man das Zusammenmischen aller
Sounds und Musiken, die durch die vorherigen Arbeitsprozesse
am Sound entstanden sind. Hier passiert sozusagen die
Endkontrolle: es werden eventuell Sounds nachgefordert oder
weggelassen, die Spuren durch Lautstärke/Surround
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Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
Einstellung, Equalizing (Höhen-, Mitten-, Tiefenanpassung) und
Effekte (z.B Hall) angeglichen, so dass ein ausgeglichener und
dramaturgisch passender Sound entsteht. Für Kinofilme entsteht
hierbei eine MehrkanalSurround-Mischung für
die Dolby-Wiedergabe
in Filmtheatern oder
bei Wiedergabe einer
DVD.
Da der Begriff SoundDarstellung 06: Die Endmischung
Designer nicht auf ein
bestimmtes Aufgabengebiet
eingegrenzt werden kann, wählen amerikanische SoundDesigner gern den Begriff Sound-Supervisor. Sie werden
als Sound-Editoren, im Foley- und ADR-Prozeß oder gar als
Mischtonmeister integriert.
01.02.02 Komponisten
Der Beruf des Komponisten gehört eigentlich nicht zum SoundDesign, wird aber häufig mit ihm in Verbindung gebracht. Bei
ambitionierteren Projekten wird vorab ausgesuchte Archivmusik
benutzt (bekannte oder GEMA-freie Musik aus Archiven).
Diese wird dann zusammen mit aufgenommenen Klängen
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Sound-Design und Vertonung
Aktuelle Anwendungsbereiche von Vertonung und Sound-Design
(Samples), wie Instrumente, Atmosphären oder Sequenzen,
von einem Sound-Designer montiert, was eine Erweiterung des
Kompositionsbegriffs erfordert. Dieses Arrangement wird zwar
als Musik empfunden, ist aber keine konkret komponierte Musik.
Prof. Lensing von der FH-Dortmund schreibt in seinem Artikel
„Sound-Design als Erweiterung des Kompositionsbegriffs“: „Ich
möchte mich hier auf den Terminus „Sound-Designer“ in einem
umfassenderen Sinn - vergleichbar dem eines Komponisten konzentrieren. Vielleicht wäre ja ein Begriff wie Sound-Monteur
oder Soundtrack-Composer dafür angebrachter. Aber da diese
Wortkreationen im Filmgeschäft unüblich sind, wende ich
meine Definition dieser Tätigkeit auf die Berufsbezeichnung
des Sounddesigners an.“5 Komposition ist im Wesentlichen die
Anordnung und Entwicklung musikalischer Strukturen in einer
bestimmten dafür vorgesehenen Zeit. Diese Zeit wird auch Spot
genannt.
01.02.03 Klang-Design
Die Industrie verwendet Berufsbezeichnungen wie AudioDesigner oder Klang-Designer und beschreibt damit Tätigkeiten,
wie „...das Kreieren künstlicher Klangumgebungen in Hotellobbys,
oder den satten ‚Türenschließblob’ für Nobelautomarken.6“
„Klang-Design wird auch Klangsynthese genannt und bezeichnet
den Mikrobereich Klangkomposition“.7 Die Synthese entsteht
durch Setzen und Komponieren einzelner Parameter.
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Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
Das Modulieren von neuen Einzelsounds durch Transformation
und Mischung mehrerer bestehender Klangquellen ist hierbei
die Hauptaufgabe. Im Anwendungsbereich von Special-Effects
werden Klang-Designer häufig unter dem Synonym SpecialEffects-Designer beauftragt. Ihre Aufgabe beinhaltet ein hohes
Maß an „Design“ von neuen bisher ungehörten Sounds, wie
Creature Sounds und futuristischen Special-Effects.
01.02.04 Akustik-Design
Akustik-Design bezeichnet die Arbeit an der akustischen
Maskierung von Umweltgeräuschen oder Anreicherung nicht
klingender öffentlicher Orte. Beispiele sind „Muzak“ (Musik
zum animierenden Konsum) in Kaufhäusern, „Meeres-AkustikDesign“ in Schwimmbädern oder einer interaktiven Maskierung
einer Straße an einem Biergarten, wo sich die Lautstärke des
gestalteten Sounds abhängig vom Straßenlärm einstellt.
01.02.05 Klangsynthese
Der Prozess der elektronischen Klangkomposition wird als
Klangsynthese bezeichnet. Aus der elektronischen Musik
hervorgegangen verwendet man verschiedene Tongeneratoren
(Oscillatoren, VCO´s, DCO´s) und Synthesearten (FM, PM,
Granular-Synthese, additive Synthese, Subtraktive Synthese,
Fouriersynthese) um Klänge zu erzeugen. Diese sind
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Sound-Design und Vertonung
Aktuelle Anwendungsbereiche von Vertonung und Sound-Design
heutzutage in verschiedenen Synthesizern wiederzufinden. Zur
Klangsynthese gehört ebenso die Mischung mehrerer Klänge
oder Verfremdung konkreter Klänge, die auch natürlicher Art
sein können.
01.02.06 Soundscapes (Klanglandschaften)
Soundscapes haben in öffentlichen Bereichen an Bedeutung
gewonnen (z.B. Fahrstuhlmusik als harmonisierende
Umgebungsakustik). Die natürliche Geräuschumgebung ist ein
wichtiges Element bei Hörspielen, Radiosendungen und Filmen
geworden, um den Zuhörer mit bekannten Geräuschkulissen
intensiver an die Handlung zu binden. Eine typische Beispielszene
wäre ein bei Nacht allein durch den Regen gehendes Mädchen,
kombiniert mit hinter ihr hörbaren Schritten und plötzlich ein
extrem laut einschlagender Blitz, für die Erzeugung eines
Schreckensmomentes. Hierbei spricht man von der Erschaffung
von Atmosphären. „Bestehende Soundscapes werden
zunehmend als Rohmaterial für Soundscape-Kompositionen im
Bereich akustische Kunst/Hörspiel, als auch als Sounddesign
für Tanz- und Theateraufführungen eingesetzt, da auch diesen
Künstlern mittlerweile bewusst geworden ist, dass wir es heute
mit sehr spezifischen, stark differierenden und unsere Zeit
charakterisierenden Klanglandschaften in den verschiedensten
Teilen der Welt zu tun haben.“8
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Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
02 Schall, Hörsystem und auditive Wahrnehmung
02.01 Schall
Das Hören dient vor allem dem Wahrnehmen und Erkennen von
Schallereignissen in der Umwelt, der Wahrnehmung von Sprache
und Lauten bei der Kommunikation, ebenso dem Wahrnehmen
von Musik. Diese verschiedenen Tongemische breiten sich als
Schallwellen (Luftdruckschwankungen) aus. Der Schall kann
durch Amplitude (Schalldruckpegel, Intensität) und Frequenz
(Schwingungen pro Sekunde) beschrieben werden. Die Qualität
der Töne, Klänge und Geräusche hängt mit den Eigenschaften
der Schallwellen und ihrer
Ausbreitung zusammen.
Tongemische bestehen
aus mehreren Teiltönen,
Klang ist Schall, der aus einem Grundton und mehreren Obertönen
besteht. Ein Geräusch hat Anteile von Ton-, Klanggemisch und
Rauschen. Das Rauschen ist ein regelloses Schallsignal.
Die Hörfläche definiert den Bereich zwischen Hörschwellenkurve
und Schmerzschwelle. Nur zwischen diesen beiden Grenzen
kann man Schallsignale hören. Über diese Hörfläche lässt sich
die Frequenz und Amplitudenwerte ungefähr einordnen. Es gibt
unterschiedliche Bereiche in denen man Sprache und Musik
aufnimmt.
Darstellung 07: Sinusschwingung einer
Schallwelle
Darstellung 09: Die Hörfläche
die durch Addition mehrerer
Sinustöne erzeugt werden.
Darstellung 08: Komplexe Schwingungen
1
Die Lautstärke des Schalls hängt vom physikalisch gemessenen
Schalldruckpegel (dB) ab.
Weitere Wahrnehmungsmerkmale sind Tonhöhe und
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Schall, Hörsystem und auditive Wahrnehmung
Schall
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Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
Klangfarbe. Hohe Frequenzen eines Schallsignals führen zu einer
größeren Tonhöhe (höherem Ton). „Die Klangfarbe bezeichnet
die Unterschiede in der Wahrnehmung von Tongemischen
und Klängen, welche die gleiche Lautheit, Tonhöhe und Dauer
haben, aber verschieden klingen. Darüber hinaus werden bei
der Klangfarbeneinordnung weitere Wahrnehmungsmerkmale
von Schallsignalen unterschieden, wie zum Beispiel Helligkeit,
Tondichte, Tonvolumen, Rauhigkeit und Rhythmik.“9
02.02 Hörsystem
Das Hörsystem besteht aus Äußerem Ohr, Mittelohr, Innenohr
und Stufen der neuronalen Verarbeitung. Das Gehör hat die
Aufgabe eintreffende Schallwellen in elektrische Nervenimpulse
umzuwandeln.
Äußeres Ohr und Mittelohr haben primär Schutz- und
Verstärkerfunktionen, ebenso besteht ihre Aufgabe darin,
Schallsignale aufzunehmen und sie zum Innenohr weiterzuleiten.
Das Innenohr ist aufgebaut aus dem Cortischen Organ mit
der Basilarmembran und den Haarzellen. Die Haarzellen
sitzen im Inneren der Basilarmembran. Bewegungen der
Lympfflüssigkeit und
der Membran werden
auf sie übertragen.
Dies
erzeugt
ein
bioelektrisches Signal
(Nervenimpuls) an die
mit ihnen verbundenen
Darstellung 11: Das Cortische Organ
Nervenzellen
im
Hörnerv. Verschiedene Frequenzen lassen Druckdifferenzen
entstehen.
Darstellung 12:
Verbindung von
Haarzellen und
Nervenfasern
(schematische
Darstellung)
Darstellung 10: Aufbau des Ohrs
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Schall, Hörsystem und auditive Wahrnehmung
Hörsystem
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Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
Sie sprechen unterschiedliche Haarzellen bzw. Nervenzellen
an und werden somit als unterschiedliche Nervenimpulse
weiterverarbeitet. Ein harmonischer Ton bringt benachbarte
Systeme zu schwingen. Zwei harmonische Töne, die sich
geringfügig unterscheiden, regen gleiche Regionen an und können
nicht vom Gehörsinn getrennt werden. Man nimmt ein einziges
Schallereignis wahr, das bei zu unterschiedlichen Frequenzen
oder Phasenverschiebungen als Rauhigkeit des Schallsignals
wahrgenommen wird. Der Nervenimpuls geht nicht direkt über
die Nervenbahnen ins Gehirn. Die Signale werden mehrfach
vermischt und an verschiedenen Stellen vorverarbeitet. So gibt es
Verbindungen vom Gehör in das limbische System des Gehirns,
wo Hormonhaushalt, primäre Körperfunktionen und vermutlich
auch Emotionen gesteuert werden. Mit dieser Vermutung
können
spontane
Körperund
Emotionsreaktionen
auf
akustische
Ereignisse erklärt
werden.
Nach
dieser unbewussten
Verarbeitung
in
den
niederen
Hirnschichten
wird das Signal im
Darstellung 13: Nervenbahnen des auditiven Systems
Hörbereich der
1
Großhirnrinde bewusst interpretiert.
„Die Hörwahrnehmung hängt sowohl von der Physiologie des
Ohres als auch von den Prozessen der Informationsverarbeitung
im Gehirn ab. Vor allem Letztere konnte bis heute nicht in allen
Details erforscht werden.“10
02.03 Wahrnehmung und Interpretation des Tons
Bei der Wahrnehmung wird, abhängig von individuell und
kulturell geprägten Hörgewohnheiten, den unterschiedlichen
Attributen akustischer Ereignisse mehr oder weniger große
Bedeutung beigemessen. In nahezu allen Kulturen herrscht
eine weitgehende Übereinstimmung über die Wahrnehmung der
wesentlichen drei primären Empfindungen: Tonhöhe, Lautstärke
und Klangfarbe. Ob ein Klang harmonisch oder unharmonisch,
zu laut oder leise ist, hängt von der Physiologie des Gehörs
und dessen Klangverarbeitung ab. Dies wird aber von fast allen
Menschen und Kulturen gleich wahrgenommen.
Die Höhe eines Tons wird über die Aufnahme in unterschiedlichen
Bereichen des Cortischen Organs bestimmt. Hierbei ist die
Grundfrequenz der Schallwelle ausschlaggebend. Schnelle
Schwingungen werden als hohe Töne wahrgenommen,
langsame als tiefe. Ob ein Klang harmonisch ist oder als
unangenehm empfunden wird, lässt sich durch Konsonanz
und Dissonanz erklären. „Der Übergang ist fließend
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Schall, Hörsystem und auditive Wahrnehmung
Wahrnehmung und Interpretation des Tons
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Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
und mehr oder weniger stark von der jeweiligen Kultur und
individuellen Hörerfahrungen geprägt.“11 Laut Pythagoras’
Proportionstheorie wird ein Intervall (Tonhöhenabstand) umso
konsonanter empfunden, je einfacher sein Frequenzverhältnis
ist. Helmholtz Klangverwandtschaftstheorie besagt, dass wenn
ein oder mehrere Obertöne der beiden Klänge zusammenfallen,
das Intervall konsonant ist. In der Tonverschmelzungstheorie
nach Stumpf ist ein Intervall konsonanter, je mehr Personen statt
der tatsächlichen erklingenden zwei Töne nur einen einzigen
hören. Neue Erkenntnisse zeigen, dass zwei reine Sinussignale
als dissonant wahrgenommen werden, „[...]wenn sie innerhalb
eines kritischen Frequenzbandes der Basilarmembran liegen
und ihr Frequenzunterschied zwischen 5 und 50 Prozent
dieses Frequenzbandes beträgt.“12 Die Einteilung in konsonant
und dissonant ist daher von der absoluten Tonhöhe abhängig.
Das Gehör nimmt keine absoluten Tonhöhen wahr. Die exakte
Frequenz eines Signals spielt in der Tonhöhenwahrnehmung
eine untergeordnete Rolle. Die verschiedenen Grundfrequenzen
werden miteinander verglichen und in Beziehung gesetzt. Aus
diesem Grund gibt es in nahezu allen Musikkulturen Tonskalen,
die sich nur eines kleinen nutzbaren Frequenzbereichs bedienen
und ihn nur in eine kleine Anzahl von Tonstufen aufteilen.
Die Lautstärke wird über die Druckamplitude und Intensität der
Schallwelle wahrgenommen. Ein akustisches Ereignis muss
größer als die Hörschwelle von 10-12 W/m² sein um wahrgenommen
1
zu werden. Eine Schallintensität über 1 W/m² löst Schmerzen
im Gehör aus. „Die wahrnehmbaren Intensitäten akustischer
Ereignisse erstrecken sich über einen sehr großen Bereich von
etwa 13 bis 14 Zehnerpotenzen.“13 Der merkbare Unterschied
JND (just noticeable diffrence) bestimmt die Abstandsempfindung
der Lautstärke. Da das Ohr als komplexes Schwingungssystem
aufgefasst wird und eintreffende Schallsignale beeinflusst,
werden aufgrund der Resonanzeigenschaften des Gehörgangs
manche Frequenzbereiche verstärkt und andere abgeschwächt.
So hängt die Wahrnehmung der Lautstärke nicht nur von der
Intensität des Schalls ab, sondern auch von der Frequenz. Hohe
Töne werden bei gleicher Lautstärke lauter empfunden als tiefe.
Mittels des Frequenzspektrums eines akustischen Ereignisses
kann die Klangfarbe bestimmt werden, wobei viel von der
Hörgewohnheit und Wiedererkennung des Rezipienten
abhängt. Sie wird als die Eigenschaft verstanden, „[...] die es
der menschlichen Wahrnehmung ermöglicht, zwei akustische
Ereignisse zu unterscheiden, die die gleiche Lautstärke- und
Tonhöhenempfindung auslösen.“14 Man geht bei der Einordnung
der Klangfarbe von der Form des Schallsignals, d.h. dem
unterschiedlichen Aufbau und der Zusammensetzung des
Signals, und dessen Interpretation aus. Dadurch wird es möglich,
zwischen Geräusch und Klang zu unterscheiden. So weist ein
Klang eine wahrzunehmende Grundfrequenz auf, während ein
Geräusch durch einen kontinuierlichen Verlauf im
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Schall, Hörsystem und auditive Wahrnehmung
Wahrnehmung und Interpretation des Tons
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Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
Spektrum gekennzeichnet ist.
Ein wesentlicher Parameter der Klangfarbe sind Formanten.
Dabei handelt es sich um Frequenzbereiche, die aufgrund
der Schwingungseigenschaften eines Resonanzkörpers im
Spektrum verstärkt werden. Ihr Einfluss hängt vor allem von
Form, aber auch vom Material des Körpers ab. Sie sind ein
wesentliches Merkmal der Klangfarbe, da sie völlig unabhängig
von wahrnehmbaren Tonhöhen sind. „Wichtige psychoakustische
Attribute, die zum Parameter Klangfarbe zusammenwirken,
sind Schwankungsstärke, Rauhigkeit, Volumen und Dichte,
Schärfe und Helligkeit sowie [...] Klanghaftigkeit.“15 Als
Schwankungsstärke bezeichnet man Parameterveränderungen
in einem Zeitbereich größer als 50 ms. Zur Empfindung von
Rauhigkeit führen rasche Parameteränderungen, die nicht mehr
direkt als solche wahrgenommen werden können. Volumen und
Dichte des Klanges hängen von der Bandbreite des Spektrums
ab. Der Anteil von hohen Frequenzen wirkt sich auf die Schärfe
eines Schallsignals aus. Sehr scharfe Signale wirken meistens
unangenehm. So liefert die Klangfarbe einen wichtigen Beitrag
zur kognitiven und emotionalen Bedeutung eines akustischen
Ereignisses.
Ob ein Klang als angenehm, glatt und wohlklingend
empfunden wird oder als spannungsvoll, rau, unangenehm und
„auseinanderklingend“ hängt von allen drei Parametern ab.
1
02.04 Informationsgehalt von akustischen Ereignissen
Akustische Ereignisse beinhalten häufig sehr komplexe und
dynamische Informationen. Sie lassen Rückschlüsse auf
Material, Form, Größe, Ort und Größe eines Raumes, sowie
seine akustische Beschaffenheit zu. Sie beinhalten Hinweise auf
Art, Rhythmus und die Geschwindigkeit ihrerAnregungsmechan
ismen.
„Mitunter ist es auch
möglich,
mit
Hilfe
des
Schallsignals
die
physische
und
psychische Verfassung
der Menschen bzw. den
technischen
Zustand
der Maschinen, die
Darstellung 14:
die
Anregung
der
Informationsgehalt eines Schallsignals
Schallquelle
auslösen,
16
einzuschätzen“
Das Ohr ist bei der räumlichen Wahrnehmung wesentlich beteiligt.
Es nimmt akustische Reize aus der ganzen Umgebung auf. Schall
breitet sich kugelförmig, also gleichmäßig in alle Richtungen aus.
Durch verschiedene Brechungen und Reflektionen an Wänden,
Boden und Decke hört sich ein Ton in unterschiedlichen Räumen
auch unterschiedlich an (z.B. mehr oder weniger
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Schall, Hörsystem und auditive Wahrnehmung
Informationsgehalt von akustischen Ereignissen
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Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
Hall). Die Position einer Schallquelle kann von einer Person von
zwei bis drei Grad genau angegeben werden. Wie SchallquellenOrte neuronal codiert sind und im Cortex ausgewertet werden ist
allerdings noch nicht erschlossen. Nach der Duplextheorie wird
angenommen, dass durch Auswertung von Unterschieden in den
Schallsignalen der beiden Ohren, die Zeit- und Pegeldifferenz
entscheidende Merkmale für die Richtungswahrnehmung sind.
Dabei spielt die Form von Kopf und Schulter eine wichtige
Rolle.
„Für Wahrnehmung der Entfernung einer Schallquelle sind
Lautheit, Tonhöhe, Bewegungsparallaxe und Schallreflexionen
bedeutsam.“17
02.05 Informationsverarbeitung
In einer realen Situation nennt man die Wahrnehmung akustischer
Ereignisse eine „akustische Szene“. Der Gehörsinn schafft es in
solchen Situationen gezielt zu selektieren, seine Aufmerksamkeit
auf ein bestimmtes Schallsignal zu lenken und dessen
Informationen auszuwerten. Der akustische Hintergrund wird
nicht ausgeblendet, sondern kann, sobald etwas Interessantes,
Wichtiges, Ungewöhnliches oder Gefährliches passiert, sofort
zum neuen Mittelpunkt werden. Diese Fähigkeit nennt man
selektives Hören und wird in der Fachliteratur als Cocktail-Effekt
bezeichnet. Die selektive und auch simultane Aufnahme von
vielschichtigen Informationen ermöglicht und ist im Gegensatz
1
zu Schrift, Sprache oder optischen Zeichen, in bestimmten
Fällen eine effizientere Informationsübertragung. Die effiziente
Nutzung der Übermittlung und Darstellung von Informationen als
Ergänzung des visuellen Kanals ist eine wichtige Aufgabe des
Sounddesigns.
Wie akustische Sinnesreize ausgewertet werden hängt nicht
nur von physikalischen Eigenschaften oder der Beschaffenheit
des Schallsignals ab, sondern wird vom kulturellen Umfeld,
der physiologischen und psychologischen Verfassung sowie
der allgemeinen und musikalischen Bildung und Erwartung
des Rezipienten ab. Neben dem Informationsgehalt eines
akustischen Ereignisses ist auch ein Symbolgehalt mit ihm
verknüpft, der von Erinnerungen und Assoziationen, wie von
subjektiven Erfahrungen, Vorwissen und der Befindlichkeit
des Hörers abhängt. Wahrnehmung, Bedeutung und Wirkung
können dadurch stark beeinflusst werden.
Darstellung 15: Assoziative Verküpfung unterschiedlicher Sinnesreize
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Schall, Hörsystem und auditive Wahrnehmung
Informationsverarbeitung
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Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
„Aufgabe des Audiodesigns ist es, wie auch immer geartete
Informationen von einem Sender zu einem Empfänger so
gut wie möglich zu übertragen. Abhängig von der konkreten
Anwendung kann dabei eine Vielzahl unterschiedlicher „Sender“
und „Empfänger“ auftreten. Die Komposition einer Musik, die
im
Betrachter
eines Films die
vom
Regisseur
beabsichtigte
S t i m m u n g
hervorruft, kann
Darstellung 16: Kommunikationsmodell nach Shannon
damit
genauso
gemeint sein wie die Gestaltung eines Alarmsignals, das einen
Anruf am Mobiltelefon anzeigt.“18
1
03 Vertonungstechniken und Wahrnehmungspsychologische Aspekte am Beispiel der
Filmvertonung
03.01 Verhältnis zwischen Bild und Ton
Man geht davon aus, dass die Sinnesorgane des Menschen
unterschiedliche, in sich geschlossene Qualitäten der
Wahrnehmung liefern. Ebenso wird angenommen, dass
kontinuierliche Übergänge zwischen den Reizqualitäten
fehlen, da die Umwelt nur in Teilen wahrgenommen wird. Die
gleichzeitige Wahrnehmung mehrerer Empfindungen wird
instinktiv in Zusammenhang gebracht und assoziativ verknüpft.
Wahrgenommene Fragmente eines Sinnes werden mit bereits
früher erworbenen Erfahrungen in Verbindung gebracht und
sollen so einen Mehrwert erzeugen. Dies ermöglicht durch
Ergänzung fehlender Teile eine genauere Beschreibung der
Umwelt, was oft zu Fehlinterpretationen führt. Nicht nur die
assoziative Verknüpfung auf der rationaler Ebene von simultanen
Sinnesreizen scheint so funktionieren, im Gehirn scheint auch
eine ähnliche assoziative Verbindung von emotional und rational
erlebten bzw. wahrgenommenen Ereignissen stattzufinden. „Das
heißt, es wird im Gehirn nicht nur quantifizierbare Information,
die über die einzelnen Reize transportiert wird, ausgewertet,
verglichen und verknüpft. Vielmehr wird diese auch mit einem
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Vertonungstechniken und Wahrnehmungspsychologische Aspekte am Beispiel der Filmvertonung
Verhältnis zwischen Bild und Ton
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Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
Gefühls- und Erlebniswert, einer emotionalen Einfärbung versehen
und im Gedächtnis behalten.“19 Die menschliche Wahrnehmung
tendiert dazu kausale Verbindungen zwischen unterschiedlichen
Sinnesqualitäten der simultanen Wahrnehmung herzustellen.
Wenn man zum Beispiel eine Pistole im Film sieht und einen
Knall aus einer ähnlichen Richtung hört, assoziiert man einen
Schuss aus ihr. Der Drang Reize zu koppeln ist so groß, dass
nicht zusammenhängende oder unrealistische Eindrücke
trotzdem zu einer Einheit verschmolzen werden. Ein anderes
Beispiel wäre ein Raumschiff dessen Antrieb im Film gehört wird,
im luftleeren Raum aber eigentlich nicht gehört werden kann. Es
können keine assoziativen Verknüpfungen hergestellt werden,
wenn sich die Reize wiedersprechen oder nicht mit früher
gewonnenen Erfahrungen übereinstimmen. Um sich ein Ereignis
oder Objekt wieder ins Gedächtnis zu rufen, genügt nur ein Reiz
von mehreren vorherig wahrgenommenen. Man denkt an das
Raumschiff, auch wenn man nur den Klang hört und nicht das
Bild sieht. Die Verbindungen bleiben so lange bestehen, bis sie
aufgrund neuer Wahrnehmungen als widersprüchlich empfunden
werden.
Die assoziative Verknüpfung ist für die Gestaltung von
Medienproduktion sehr wichtig, da sie vielfältige Möglichkeiten
bei der Verbindung von Ton und Bild eröffnet. „Eine Eins-zueins-Umsetzung des Bildes in Töne nach dem Motto „See a dog,
hear a dog!“, die vollständig mit der Erfahrung der Betrachter
übereinstimmt, beinhaltet keine neuen Informationen über das
1
Dargebotene. Sowohl Bild als auch Ton würden für sich allein
eine ausreichende Beschreibung des Sachverhaltes darstellen.“20
Wird hingegen eine von der üblichen Alltagserfahrung
abweichende Differenz wahrgenommen, kann mit dem Mittel
der gedanklichen Interpretation mehr über das Objekt oder die
Handlung herausgefunden werden. „Der Unterschied zwischen
Bildinhalt und akustischer Entsprechung zählt zu den wichtigsten
Ausdrucksmitteln und muss daher genau überlegt und bei der
Gestaltung des gesamten Produkts immer beachtet werden“21
Manche Sinneseindrücke werden fast ausschließlich auf
emotionaler Ebene erlebt. Sie bleiben über einen langen Zeitraum,
auch bei Nichtauffrischung, bestehen. Ein musikalisches Motiv
oder ein bestimmtes Geräusch rufen Erlebnisse ins Gedächtnis,
die mit einem bestimmten Sinnesreiz verknüpft wurden. Dies
wird auch affektives Gedächtnis genannt. Ein Zusammenhang
zwischen Emotion und sachlicher Information ermöglicht es
in der Medienproduktion eine Schlüsselszene zu markieren,
um im weiteren Verlauf auf diese Szene zu verweisen. Ein
charakterisierender Klang, ein Rhythmus oder eine kurze Melodie
kann diesen Zusammenhang herstellen. Mit diesen Mitteln der
Tongestaltung kann ein unbewusst wahrgenommenes Netz von
Querverweisen und Beziehungen aufgebaut werden, was die
Handlung zusammenhält und leichter begreifbar macht. Durch
den direkten Zugang zu Emotionen eignen sich besonders
Filmmusik und körperlich wahrnehmbare Geräusche für diese
Art der Gestaltung. Ein Beispiel ist Ennio Mooricones
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Vertonungstechniken und Wahrnehmungspsychologische Aspekte am Beispiel der Filmvertonung
Verhältnis zwischen Bild und Ton
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Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
Musik zum Film „Spiel mir das Lied vom Tod“. Nur ein kurzer
Moment des Klanges der Mundharmonika reicht, um eindeutig
erkannt, zugeordnet und geistig mit entsprechenden Bildern
versehen zu werden.
Die wohl häufigste Bild-Ton-Beziehung ist die Paraphrase.
Diese direkte realistische Umsetzung der Tonspur zum Inhalt
des Bilds führt zu einer Verdopplung der Informationen und
stärkt die Wahrnehmung des Rezipienten. Es entsteht aber kein
Mehrwert.
Die Polarisation hingegen setzt auf die Gestaltung einer Tonspur
mit einer bestimmten Bedeutung zu einem neutralen Bildinhalt.
Mit Hilfe der akustischen Ereignisse wird dabei der Bildinhalt
ausgedeutet oder emotional gefärbt; „[...] selektiv ausgewählte
Geräusche oder Filmmusik können Bedeutung und Stimmung
herstellen und auf Skalen zwischen gut und böse, gestresst und
entspannt usw. polarisieren.“22
Die Dissonanz etabliert zwischen Bild und Ton bestimmte
Gegensätze. Große Abweichungen nennt man auch Kontrapunkt.
Damit wird eine zusätzliche Information übermittelt. Das
Bestreben ist es dem Rezipienten das Geschehene hinterfragen
zu lassen und die Gegensätze mit seinen Erfahrungen, seinem
Wissen und seiner Phantasie aufzulösen. Er wird gefordert,
selbst kreativ zu werden, um den Ereignissen zu folgen, und
auf diese Weise in das Geschehen eingebunden. In der Regel
wirkt das Produkt nachhaltiger und bleibt länger in Erinnerung.
Wenn die Unterschiede zu groß werden, kann keine assoziative
1
Verknüpfung mehr stattfinden. Wie groß die Differenz sein
darf, hängt von Erfahrung, Vorwissen und der Bereitschaft ab,
sich mit dem Dargebotenen auseinander zu setzten. Bei dem
Gestaltungsmittel der Dissonanz wird damit die Fokussierung
auf eine bestimmte Zielgruppe verstärkt.
03.02 Form, Dramaturgie und Konzeption
„Die formale und dramaturgische Konzeption bestimmt
Aufbau, Entwicklung und Funktion der gesamten Tonspur
eines multimedialen Produkts.“23 Sie bestimmt, wie der Inhalt
transportiert werden soll. Beziehungen und Entwicklungen
einzelner Elemente zueinander, sowie das Verhältnis von Ton
und Bild müssen selbstverständlich auch beachtet werden.
Durch eine gute formale Gestaltung können belanglose oder
langweilige Geschichten aufgewertet werden. Somit ist die
Darstellung des Inhalts entscheidend für die Wirkung und
Bedeutung des Produkts. Die formale Gestaltung soll klar
strukturiert und nachvollziehbar sein, aber neue Blickwinkel
ermöglichen, Überraschungsmomente vorbereiten und Freiräume
für Phantasie, sowie der damit verbundenen Ausgestaltung lassen.
Ein optimales Zusammenspiel des Visuellen und Akustischen
sollte von Anfang an angedacht werden und sich gegenseitig
beeinflussen. Wichtig ist dabei die Abwechselung. „Die richtige
Balance zwischen Spannung und Entspannung,
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Form, Dramaturgie und Kozeption
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Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
Weiterentwicklung und Wiederholung, Unbekanntem und
Bekanntem, Erfüllung und Brechen von Erwartungshaltungen
ist dafür entscheidend.“24 Ein Netzwerk von Bezugspunkten
sollte sich zwischen den unterschiedlichen Gestaltungsebenen
etablieren, das teils bewusst und teils unbewusst wirken kann.
Zentrale Elemente sollten unbedingt individuell und erinnerbar
ausgestaltet werden.
Wichtige Gestaltungsmittel sind Dichte, Material, Perspektive
und Tempo, da sie sich kontinuierlich weiterentwickeln und nicht
statisch sind. Die Anzahl der akustischen Elemente innerhalb
einer Szene, definieren die Dichte. Das Tempo gibt an, wie
rasch unterschiedliche Elemente aufeinander folgen. Das
Material bestimmt die Beschaffenheit der Elemente. Die Tonspur
muss dabei für sich allein und im Zusammenspiel mit visuellen
Elementen nach formalen und dramaturgischen Kriterien
betrachtet werden können.
Grundtypen der formalen Gestaltung lassen sich auf
Ausdifferenzierung, Kombination oder Überlagerung zurückführen.
Die Reihungsform bezeichnet eine ausdifferenzierte Abfolge von
in sich geschlossenen Teilen - der Musik ähnlich, in der sich
Strophe und Refrain abwechseln oder ein charakteristischer Teil
stets wiederkehrt, wobei die Zwischenteile immer anders gestaltet
sind. Bei einer Steigerung werden strukturbildende Parameter,
wie Tempo, Lautstärke oder Anzahl der Elemente nach und
nach erhöht, um einen Höhepunkt zu erreichen, wobei danach
1
die Spannung plötzlich abreißt oder kontinuierlich abgebaut
wird. Ebenso wäre auch der umgekehrte Fall denkbar. Für das
Prinzip der Verdichtung ist der Kanon ein simples Beispiel. Bei
der Bogenform entwickeln sich Gestaltungselemente sukzessiv
von einem Ausgangspunkt zu einem Endpunkt, hierfür ist die
Sonatenhauptsatzform ein Beispiel, die als Bauprinzip in der
klassischen Sinfonie vorliegt. Dabei wird zuerst ein Thema
vorgestellt, im Hauptteil weiter entwickelt und nach einer
Wiederholung mit der Schlusskadenz abgeschlossen. Ähnlich wie
bei einem Vortrag, wo Thesen aufgestellt werden, Hauptgedanken
entwickelt und erklärt werden und eine Zusammenfassung mit
Schlusswort folgen.
Darstellung 17: Grundtypen der formalen Gestaltung
Zusammenfassend sollte die formale und dramaturgische
Konzeption spannungsvoll gestaltet und einfach begreifbar
sein. Eine gute Vorbereitung und Absprache zwischen den
verschiedenen Mediengestaltern ist dabei Voraussetzung.
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Form, Dramaturgie und Kozeption
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Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
03.03 Konzepte und Techniken der Verbindung von Musik
und Film
Die heutige Vermischung von musikalischen Stilen, Genres und
Gattungen in der Filmmusik erklärt sich durch die Bedingung der
Filmproduktion und Wahrnehmung vom Film des Rezipienten.
„Musik wird Filmen als Rezeptionhilfe beigegeben, beispielsweise
um die durch die Handlung erzeugte Spannung zu verstärken
[...]“25 Oberstes Gebot in der Produktion von Filmmusik ist, schnell
und eindeutig verständlich zu sein. Sie ist funktionale Musik, die
in einer festgelegten Zeit durch filmische Vorgaben und Absichten
erklingt. Ihr Einsatz und Dauer wird durch den Film vorgegeben.
Aus dem Rohschnitt und den Absprachen zwischen Regisseur,
Produzent und Komponist (Sound-Designer) ergibt sich die
Anzahl der Music-Takes oder Spots und deren Länge, sowie
Beschaffenheit. „[...] das Einteilen des Films in Abschnitte, zu
denen Musik erklingen soll, wird >spotting< genannt [...]“26 Nicht
nur die Komposition, sondern auch Kompilation und Improvisation
bilden die Grundlage der Musik im Film. Musikalische Stile und
Formen werden ausgewählt, um Bewegungen und Handlungen
musikalisch zu begleiten und möglichst realistisch abzubilden.
Man unterscheidet drei Strategien des Musikeinsatzes zur
Vertonung, wobei die Beziehung der Musik zum Filminhalt und
zu den begleitenden Szenen grundlegend ist. Genaugenommen
sind es zwei Strategien, das Underscoring und die Mood1
Technique, und eine Kompositionstechnik. Die Motivtechnik ist
eine Kompositionstechnik, die ein Filmkomponist beherrschen
und in einer Komposition mit den beiden Strategien vereinen
sollte.
03.03.01 Underscoring
Das Underscoring ist eine Kompositionsweise, wobei die Musik
möglichst
alle Vorkommnisse, Bewegungen und dargestellte Gefühle
synchron begleitet.
Diese musikalische Untermalung unterstreicht, verstärkt
und unterstützt nicht nur sichtbare Bewegungen, die mit
Bewegungen im Tonraum gekoppelt werden, sondern bezieht
sich auch auf dargestellte oder zu erzeugende Gefühle. Dieses
Verfahren hat sich als Kunst entfaltet. Die praktizierte akustischmusikalische Verdoppelung des Sichtbaren geschieht in
sorgfältig gearbeiteten Scores (Notensatz). Affekte, Zustände
starker emotionaler Erregung, werden so hervorgehoben und
verstärkt. Der Trommelwirbel im Zirkus dient dem Filmmusiker
zur Erzeugung von Spannung und möglicherweise Angst. Das
Underscoring bedient sich der Grundlagen von Programmmusik
und Tonmalerei.
Wobei Nachahmung bzw. Synästhesie, beruhend auf
musikalischen Schilderungen akustischer und optischer
Vorgänge oder Erscheinungen, als Tonmalerei
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Konzepte und Technicken der Verbingung von Musik und Film
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Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
bezeichnet werden. Sie kann äußere und innere Vorgänge, wie
Affekte, Empfindungen und Gefühle darstellen. Ein Beispiel
ist das musikalische Nachahmen eines Vogels durch eine
Flötenmelodie.
In der Programmmusik stellt sich die Fähigkeit der Musik,
außermusikalische Vorgänge zu bezeichnen heraus. Sie teilt sich
in drei Hauptbereiche: imitative, deskriptive (beschreibende) und
repräsentative Musik.
Imitative Musik ahmt nach: Naturgeräusche, Hörbares der
Umwelt, wie Glocken oder Maschinengeräusche.
„Deskriptive (beschreibende) Musik arbeitet mit der Umsetzung
sichtbarer oder typischer Bewegungsmerkmale des Vorbildes
in analoge musikalische Bewegungen oder Klangfarben: helle
Flötenklänge beispielsweise für Sonnenschein oder Auf- und AbBewegungen für Wasserwellen. [...]
Repräsentative Musik überträgt psychische und gefühlsmäßige
Zustände oder Vorgänge in musikalische Gestalten, die
wegen rhythmischer oder klanglicher Analogie und aufgrund
gewachsener Hörgewohnheiten als expressive Wendungen
verstanden werden.“27
Die Fähigkeit dieser Musik, Empfindungen und Leidenschaft
auszudrücken, wird durch bestimmte Klangfarben, Rhythmen
und Tonarten erreicht. Intervalle und Metren werden auch
eine bestimmte Wirkung zugesprochen. Ein Beispiel hierzu
ist die aufsteigende große Sexte für Euphorie. Sie ist an den
Tonfall der Sprache angelehnt und ahmt über die musikalische
1
Rhetorik einen freudigen Aufschrei nach. Einzelne Instrumente,
Gattungen und Formen stellen Bedeutungen und Assoziationen
her. Beispielsweise Waldhorn und Jagd, Walzer und Liebe,
Barockmusik und Adel. Solche Klischees werden mit in die
Komposition einbezogen.
03.03.02 Mood-Technique
Um die emotionale Wirkung einer Szene zu verstärken, wird mit
der Mood-Technique für die komplette Szene eine Musik benutzt,
die einen expressiven Stimmungsgehalt zum Ausdruck bringt.
Diese Technik kann als Gegenteil vom Underscoring gesehen
werden, da sie nicht auf das einzelne Bildgeschehen eingeht,
sondern eine übergreifende Atmosphäre (stimmungsmäßige
Einfärbung mittels Musik) für eine ganze Szene schafft. Die Musik
entspricht schlicht und einfach einem Ort der Handlung oder
einer Stimmung, ohne auf Details einzugehen. Zurückzuführen
ist diese Technik auf komponierte Affektstationen in der Oper.
Begründer dieser Technik sind Erich Wolfgang Korngold,
Alfred Newman und Franz Waxman. Ein Beispiel für die MoodTechnique ist die Titelmusik von Miami Vice „[...], weil hier in
der Unterlegung der Bilder mit der Musik von Jan Hammer viele
spezifische Momente und Details der Handlung ignoriert werden
und die Bildfolge durch eine
dynamisch akzentuierte Musik von energetischem Gestus eine
überzeugende musikalische Klammer erhält.“28.
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Konzepte und Technicken der Verbingung von Musik und Film
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03.03.03 Motivtechnik
Diese Technik wird auch Leitmotivtechnik genannt. Personen
oder Begebenheiten werden vom Komponisten mit markanten
musikalischen Figuren versehen. „[...]; diese Motive festigen ihre
Beziehung zum musikalisch Bezeichneten im Verlauf des Films
und können in dieser vom Zuschauer gelernten Verbindung
innerhalb der filmischen Narrration dramaturgische Aufgaben
wie Rückverweise oder Antizipationen übernehmen.“29 Eine
weitere wichtige Aufgabe der Motivtechnik ist das Aufzeigen von
Befindlichkeits- und Situationsveränderungen, ohne dass es im
Film sichtbar ist. Wichtige stilbildende Komponisten sind Max
Steiner und John Barry.
Diese Kompositionsweise wird regelmäßig im Underscoring
angewandt. Fred Karlin verweist in der amerikanischen
musikwissenschaftlichen Literatur darauf hin, die psychologischen
Aspekte der Handlungen durch die Musik auszudrücken und so
musikalisch vordringlich die Sichtweise einer handelnden Person
einzunehmen, wobei ein Mittelweg zwischen Underscoring und
Mood-Technique zu beschreiten sei.
Die Strategie der Motivtechnik kann in vielen Musikarten
umgesetzt werden. Dazu zählen auch Musikdarbietungen, zu
denen sich die handelnden Personen verhalten - beispielsweise
tanzen, ein Instrument spielen oder Radio hören. Diese
angewandte Musik, wird „Source-music“ genannt und wird als
Teil der Filmhandlung verstanden. Die Verwendung unabhängig
1
vom Film komponierter Musik schließt dieses Konzept mit ein.
Jede Art von Musik kann dafür herangezogen werden, ob
von Tonträgern oder anderer Archivmusik, wie Samplings von
Geräuschen, Geräuscheffekten, Musik und Klängen jeder Art.
03.04 Strukturelle und Wahrnehmungspsychologische
Funktionen der Musik im Film
Musik im Film erklingt in den seltensten Fällen, um auf sich selbst
aufmerksam zu machen. Sie wird eingesetzt, um den Film zu
vermitteln und die Wahrnehmung des Zuschauers zu steuern. Sie
nimmt Einfluss auf Empfindungen und kognitive Verarbeitung des
Sicht- und Hörbaren. Dabei handelt es sich um funktionale Musik,
die sich laut Fred Karlin, einem renommierten Filmkomponisten und
Autor des amerikanischen Grundlagenwerks für Filmkomposition
und Filmmusikanalyse, dem Film unterordnet. Sie dient dem
Film, ergänzt und malt ihn emotional aus. Ihr Wesensmerkmal
ist, dass sie auf eine bestimmte Funktion bezogen ist. Musik im
Film ist eine Dienstleistung.
Die psychologischen Aspekte der Musik zum Film sollten immer
im Zusammenhang von Film und Musik gesehen werden. Elmer
Bernstein sieht als wichtigste Entscheidung beim Komponieren
an, welche Aufgabe die Musik zu erfüllen habe. Laut John Barry
ist die wichtigste Wirkung die emotionale Beeinflussung des
Zuschauers. „Wir Komponisten sind es, die die Gefühle der
Zuschauer dirigieren.“30 Mittels des musikalischen
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Struktuelle und Wahrnehmungspsychologische Funktionen der Musik im Film
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Motivs schafft er es in „Der mit dem Wolf tanzt“, den Erzählfluss zu
beschleunigen und nimmt mit Themen oder Motiven kommende
Szenen vorweg, um unbewusste Erwartungen beim Publikum zu
schüren.
Es werden verschiedene Herangehensweisen und Auffassung
zu Funktionen der Musik im Film vertreten. So nennt Zofia Lissa:
„1. Musikalische Illustration, 2. Musik als Unterstreichung von
Bewegung, 3. Musikalische Stilisierung realer Geräusche, 4.
Musik als Repräsentation des dargestellten Raumes, 5. Musik
als Repräsentation der dargestellten Zeit, 6. Deformation des
Klangmaterials, 7. Musik als Kommentar im Film, 8. Musik
in seiner natürlichen Rolle, 9. Musik als Ausdrucksmittel
psychischer Erlebnisse, a) Zeichen von Wahrnehmung, b)
Repräsentation von Erinnerungen, c) Wiederspiegelungen von
Phantasievorstellungen, d) Aufdeckung von Trauminhalten, e)
Aufdeckung von Halluzinationen, f) Aufdeckung von Gefühlen,
g) Zeichen von Willensstärke, 10 ) Musik als Grundlage der
Einführung 11)Musik als Symbol, 12) Musik als Mittel zur
Antizipierung des Handlungsinhalts 13) Musik als formal einender
Faktor.“31
Laut Wolfgang Thiel sind die wichtigsten drei Herangehensweisen
die funktional eingesetzten Musikanteile (struktureller Aspekt),
zum anderen die von außen hinzutretende und die im Film
selbstvorkommende Musik (modaler Aspekt). Er unterteilt in
„Das Sichtbare“, das musikalische Mittel lediglich unterstreicht,
illustriert sowie verdoppelt und damit seine Wirkung verstärkt
1
und sich auch kommentierend und kritisch zum Bildgeschehen
distanziert. Wichtige Benennungen sind hierbei der Parallelismus
(Unterstreichen, Begleiten, ähnlich dem Underscoring) und der
Kontrapunkt, den Zusammenprall zweier Ausdruckscharaktere
von Bild und Ton, die in der Interpretation des Zuschauers eine
neue Bedeutung entstehen lassen. Diese Kontrapunktdiskussion
veranlasst N. J. Schneider den Einfluss der Musik im Film wie folgt
zu kategorisieren: „1. Atmosphären herstellen, 2. Ausrufezeichen
setzten, 3. Bewegungen illustrieren, 4. Bilder integrieren, 5.
Emotionen abbilden, 6. Epische Bezüge herstellen, 7. Formbildend
Wirken, 8. Geräusche stilisieren, 9. Gesellschaftliche Kontexte
vermitteln, 10. Gruppengefühl erzeugen, 11. Historische Zeit
evozieren, 12. Irreal machen, 13. Karikieren und parodieren,
14. Kommentieren, 15. Nebensächlichkeiten hervorheben, 16.
Personen dimensionieren, 17. Physiologisch konditionieren,
18. Rezeption kollektivieren, 19. Raumgefühl herstellen, 20.
Zeitempfinden relativieren“32
Gebündelt kann man aus der Tabelle von Copland ableiten, dass
Musik überzeugend Atmosphären über Zeit und Raum hinaus
schafft, und sowohl zur Betonung als auch zum Kreieren von
psychologischen Verfeinerungen, wie ungesprochene Gedanken
von Charakteren und deren Verwicklungen in Situationen, genutzt
wird. Sie dient als eine Art neutraler Hintergrundfüller, und kann
helfen Kontinuität aufzubauen. Musik kann den dramaturgischen
Aufbau einer Szene untermauern und den Sinn entscheidend
prägen. Diese Analysen und die somit gewonnene
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Struktuelle und Wahrnehmungspsychologische Funktionen der Musik im Film
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Einteilung in dramaturgische Konstruktion, emotionale Aussage
des Films und Wahrnehmung des Zuschauers, bilden die
Grundlage für filmanalytisches Denken und Untersuchungen
der dramaturgischen Funktion der Musik im Film. H. de la
Motte-Haber ordnete 1980 den dramaturgischen Funktionen die
syntaktischen Funktionen der Filmmusik zu. Dabei wurden die
wichtigen psychologischen Funktionen zwischen Filmtechnik und
Musik herausgearbeitet. Die Aufgaben der Musik, zugeordnet an
Stellen (spots) des Erklingens, werden in zwei Gruppen dargelegt.
Die erste Gruppe bezeichnet die Funktionen der Musik bezüglich
der Filmgliederung und Abgrenzung von Sinneinheiten, die zweite
bezüglich der Zusammenfassung von Passagen. Grundlegend
für diese Auflistung ist es, den ganzen Film als Montage
von Sinnzusammenhängen zu sehen: „1. Musikeinsatz als
Verdeutlichung eines Sequenzabschlusses, 2. Musikeinsatz als
Verdeutlichung eines Schnitts, 3. Musikeinsatz als Verdeutlichung
von Überblendungen, 4. Musikeinsatz als Verdeutlichung von
Rückblenden. Die zweite Gruppe der syntaktischen Funktionen
zielt ab auf die zusammenfassenden, verklammerten Aufgaben
der Musik bezüglich der montierten Filmerzählung. Sie sind zu
benennen als: 5. Musik als Entschärfung von Montagen und
Schaffung von Zusammenhängen, 6. Musik als Zusammenhalt
zweier Sequenzen, 7. Anpassung an den Wechsel von Zeit,
Ort und Handlung und Schaffung von Kontinuität, 8. Integration
von Übergängen durch Anpassung Geräusche, 9. Integration
von Ort, Zeit und Handlung durch wechselnde Melodik über
1
gleichbleibende Harmonik als Mittel der Kontrastminderung.“33
Obwohl Musik mehrere Funktionen gleichzeitig erfüllen kann, ist
die Trennung von syntaktischen Funktionen, dramaturgischen
Funktionen und jenen Aufgaben der Musik, die emotionale
Erlebnisse des Zuschauers übernimmt, sinnvoll.
1999 fasste J. Kloppenburg die verschiedenen Systeme in „Didaktik
der Filmmusik“ zusammen. Er nennt sie expressive Funktionen
und trennt sie in unspezifische affektive Erregungen, Expression
von Gefühlen und Intensivierung des Situationserlebens, bezogen
auf Bildebene, Filmhandlung, Filmsyntax und beabsichtigte
Wirkung. Ausgehend davon, dass beim Erklingen von Musik
immer eine Funktion vorherrscht, dass sie mehrere Funktionen
gleichzeitig erfüllen kann, und dass die Grenzen fließend sind,
verfasst er folgende Systematik:
„a) Syntaktische Funktionen: Erleichterung des strukturellen
Verstehens
1. Akustische Verklammerung von Sequenzen
2. Abgrenzung von Handlungssträngen
3. Verdeutlichung von Einstellungswechseln
b) Expressive Funktionen: Intensivierung der Wahrnehmung
1. Unspezifische affektive Erregung
2. Expression von Gefühlen
3. Intensivierung des Situationserlebnis
c) Dramaturgische Funktionen
1. Personencharakterisierung
2. Spannungserzeugung
2
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Vertonungstechniken und Wahrnehmungspsychologische Aspekte am Beispiel der Filmvertonung
Struktuelle und Wahrnehmungspsychologische Funktionen der Musik im Film
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Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
3.
4.
5.
6.
Stellvertreterfunktion
Musik als Teil der Handlung
Wahrnehmung einer handelnden Person
Kommentar
-
03.05 Funktion von Genres und Pop-Codes
Eingriff in die gegenwärtige Handlung
Vorrausdeuten zukünftigen Handlungsgeschehens
Ankündigung von Geschehnissen
Verweis auf Zurückliegendes etc.“34
Man kann also keine generelle Anleitung zur Produktion geben,
dies wird durch genannten verschiedenen Auffassungen und
Konzepte zur Filmmusik deutlich. Jeder Komponist beschreitet
seinen eigenen Weg. Jedoch kann man den verschiedenen
Konzepten einige festgesetzte Auffassungen als Leitfaden
entnehmen.
Als ein weiteres wichtiges Mittel sollte auch die Bedeutung der
Stille im Film erwähnt werden. Sie besitzt eine wichtige Funktion
bei der dramaturgischen Gestaltung. Die Wirkung der Begleitmusik
ist für die Einführung des Zuschauers und seiner Identifikation
mit dem Protagonisten wichtig. Die Rezeptionshaltung muss
laut J. Kloppenburg der Komponist ermöglichen, indem er den
Filmzuschauer unbewusst Botschaften verstehenden lässt.
1
Der Begriff Genre kommt aus dem Französischen und bedeutet
Gattung, Geschlecht, Art (und Weise). Der aristotelischen Poetik
nach ist das Genre ein Begriff der Klassifizierung. Es lassen sich
unmittelbare Vergleiche zu vorangegangenen Werken ziehen
und zahlreiche Mischformate und Varianten entstehen. Knut
Hickethier definiert es wie folgt: „Das Genre bestimmt also einen
historischen-pragmatischen Zusammenhang, in dem sich sowohl
Produzenten als auch Rezipienten befinden. Es signalisiert
eine bestimmte Erzählung und Erzählweise, stimuliert damit
Erwartungen. Genres lassen sich als narrative Grundmuster
beschreiben, auf die sich die einzelnen [...] konkretisierten
Geschichten beziehen lassen.“35
In der Verbindung zwischen einzelnen Filmgenres und
musikalischer Gattung lassen sich jedoch Parallelen aufweisen.
Zum Beispiel werden Sinfonie-, Kammer- und Klaviermusik für
Filme mit aufwendigen Massenszenen und einer fesselnden
Dramaturgie in den Genres Abenteuer, Historien und ScienceFiction genutzt. Quentin Tarantino nutzt für einen symbolträchtigen
Einsatz von Popmusik visuelle und akustische Codes der
modernen Unterhaltungsindustrie. Er platziert Plattenspieler,
Radio- und Fernsehgeräte als authentische Musikquellen im
Film. Durch Detailaufnahmen und Musik spricht er verschiedene
Stadien der technischen Entwicklung an, anhand derer man den
Personen ein entsprechendes Alter zugeordnen kann.
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Vertonungstechniken und Wahrnehmungspsychologische Aspekte am Beispiel der Filmvertonung
Funktion von Pop-Codes
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Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
Eine weitere Funktion von Genres und dem musikalischem
Kontext ist die schnelle Kommunikationsmöglichkeit zwischen
Produzenten und Publikum. Klare und einfache Handlungsstränge
sind durch filmische und musikalische Mittel in der Lage, eine
starke Suggestion auf den Zuschauer auszuüben.
Nach Josef Kloppenburgs These in „Musik multimedial – Filmmusik“
wird der Film stark durch die unbewusste Rezeption von kulturellen
Codes aufgenommen, wobei diese in einem erheblichen
Anteil durch die Musik assoziiert werden. „Die Herstellung
und Rezeption von Filmen resultiert aus dem Zusammenspiel
einer Fülle kultureller Codes, die in ihrer Wirkungsweise so
selbstständig sind, dass sie meist nicht einmal bemerkt werden.
Eine Verbindung der Codes, die sich in der Ausstattung, der
Besetzung, den Drehorten, der Musik und der Sprache finden
lassen, machen den Film zu einem unverwechselbaren Produkt.“36
Jeder Film hat somit eine ästhetische Identität, die sich aus dem
Zusammenspiel begründet. Welche Wahrnehmungsbereiche
vom Rezipienten selektiert werden, hängt von der filmischen
Setzung ab. Vieles ist von der Bild- und Tonfolge vorgegeben,
an die man sich besonders gut erinnern kann. Bei Filmen des
gleichen Genres lassen sich Parallelen der Tonspur nachweisen.
Fast jede filmische Erzählung entspricht einer natürlichen
Verteilung des akustischen und visuellen Wahrnehmungsfeldes,
eine künstliche Verlagerung von Ausschnitten führt auch zu
einer Verlagerung der Aufmerksamkeit. Simulierte Welten, wie
1
Zeichentrick- oder Animationsfilme, können durch Sound-Design
sogar neue Wahrnehmungsperspektiven erlangen. Zum Beispiel
Insekten, die sprechen oder fiktive Animationsgeräusche, die
es nicht gibt. Diese Wahrnehmungsebenen bestimmen sowohl
Stufen der Reduktion von Wirklichkeit als auch Verweise
auf kulturell etablierte Codes. Der dynamische Verlauf der
Tonspur lenkt ebenso die Aufmerksamkeit wie die Montage
von Bildern. „Zwar werden Musik und Geräusche meist als
dramaturgische Mittel verwendet um den Spannungsbogen
einer Szene in einer bestimmten Atmosphäre zu gestalten, sie
transportieren dabei jedoch auch gleichzeitig kulturelle Codes,
die auf ihre Herkunft aus anderen Bereichen verweisen, wo
sich ihre Bedeutung konstruiert hat.“37 Im Zusammenspiel
bestimmen sie die akustische Identität des Films und beziehen
sich auf zeitgeschichtliche und soziale Zuordnungen. Codes
werden vom Betrachter als Teil der alltäglichen und natürlichen
visuellen und auditiven Dechiffrierung empfunden. Das zeigt
die Selbstverständlichkeit wie Codes wahrgenommen werden.
Sie haben einen geheimen Mitteilungscharakter, der nur von
bestimmten Gruppen entschlüsselt werden kann (Konzentration
auf eine Zielgruppe). Mit musikalischen Chiffren kann man
soziale und historische Herkunft erklären oder von Kontexten
und emotionalen Profilen der Figuren erzählen. Sie machen
die Atmosphäre im Film aus. Musikalische Codes funktionieren
auch im Kontext des Films. Zum Beispiel werden Ton- und
Geräuscherzeuger auch identifiziert, wenn sie nicht
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Vertonungstechniken und Wahrnehmungspsychologische Aspekte am Beispiel der Filmvertonung
Funktion von Pop-Codes
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Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
im Bild sind. Ein aufmerksames Ohr fügt sie als wesentlichen
Bestandteil des Bildes zu. Kulturelle Codes werden automatisch
dechiffriert, da sie verinnerlicht sind. Man kann einen ganzen
Film über die Dramaturgie der Musik verstehen.
03.06 Einsatz von Klängen und Geräuschen
Mit Klängen und Geräuschen sind im engeren BegriffAtmosphären,
Soundscapes, Geräusche und Effektsounds gemeint. Sie sind
neben Musik und Sprache im Film für eine realistische Darstellung
nötig und übernehmen zusätzlich dramaturgische Aufgaben.
Sie werden beim Film im Sound-Editing angelegt und Foleytaking
bzw. Foleyediting bereitgestellt. Zusätzlich wird hier auf KlangDesign, Klangsynthese und Soundscapes (Klanglandschaften)
zurückgegriffen.
Dabei können Archive benutzt werden, in denen man einen Pool
von Geräuschen und Atmosphären vorfindet. Diese werden
auch zum Vertonen im Radio, Fernsehen (Trailer, Appetizer,
Vorankündigungen), Werbung, Web und im Multimediabereich
benutzt.
Klänge und Geräusche „Können einem akustischen Ereignis
alle drei Primärempfindungen zu jedem Zeitpunkt einwandfrei
zugeordnet werden, so wird im Allgemeinen vom Klang
gesprochen. Kann einem akustischen Ereignis hingegen nur die
Lautstärke zu jedem Zeitpunkt einwandfrei zugeordnet werden
und sind Tonhöhe und Klangfarbe nur schwer zu bestimmen, so
1
handelt es sich im Allgemeinen um ein Geräusch.“38
Der Realismus dieser Klänge ist abhängig von der individuell
und kulturell geprägten Hörgewohnheit und Wiedererkennung
des Rezipienten. Es sind die aufgenommene Geräusche
und Atmosphären aus seinem Alltag. In
unrealistischen
zukunftsvisionären Filmen, wie Animations- oder Science-FictionFilmen, werden noch nicht bekannte oder dem Genre verwandte
Sounds vom Archiv oder durch Klangsynthese hergestellte Sounds
genutzt. Sie werden vom Hörer mit bekannten realistischen
Sounds nach Länge und Struktur verglichen und aufgrund der
Ähnlichkeit für bestimmte Handlungen „abgespeichert“. Somit
haben sie sich in Film und Kopf etabliert.
Die Dramatik, die vom Klang und dessen Manipulation ausgeht,
wird durch den spezifischen Einsatz, bzw. Zeitpunkt, im Film
erreicht. Bild und Ton müssen dabei stark zusammenarbeiten.
Die drei Primärempfindungen Tonhöhe, Lautstärke und
Klangfarbe, sind dabei die akustischen Ereignisse, die emotional
Einfluss auf den Hörer nehmen. Durch das Wechselspiel dieser
Eigenschaften wird eine dramaturgische Gestaltung möglich. So
wirkt der Parameter Klangfarbe mit wichtigen psychoakustischen
Attributen, wie Schwankungsstärke, Rauhigkeit, Volumen und
Dichte, Schärfe, und Helligkeit zusammen. In Verbindung mit der
Tonhöhe (tiefe bis hohe Töne) können so zum Beispiel tiefe und
bedrohliche, aber auch hohe und harmonische Töne entstehen.
Andersherum können auch hohe, raue und nervige
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Vertonungstechniken und Wahrnehmungspsychologische Aspekte am Beispiel der Filmvertonung
Einsatz von Klängen und Geräuschen
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Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
bzw. störende Töne oder Tiefe harmonische Töne erzeugt und
eingesetzt werden. Als Beispiel kann man einen Wecker laut und
hoch kreischend oder freundlich und hoch gedämpft einsetzten.
Es ist davon abhängig, welche Stimmung erzeugt werden soll.
04 Vertonungstechniken und Sound-Design
visueller Medien
Die Lautstärke bestimmt die Intensität der Töne. Eine Dynamik
zwischen lauten und leisen Tönen wird erzeugt. Sie ist zum
Beispiel sehr bedeutend für Schreckmomente im Film. Bei einem
gezielten Einsatz in einer Mischung aus mehreren Tönen können
bestimmte Töne akzentuiert werden.
Diese Parameter sind dramaturgisch wichtig, da versucht wird,
eine realistische Klangwelt zu erschaffen und sie gleichzeitig so
zu modifizieren, dass der Zuschauer emotional in die gewollte
Richtung geleitet wird. Durch Modifikation der Klangfarbe,
Tonhöhe und Lautstärke kann man Klänge so umgestalten, dass
eine ganz andere, neue emotionale Atmosphäre entsteht.
Audio-Branding ist einTeil der Corporate-Identity. Zu dieser CI zählen
alle Felder des Erscheinungsbildes mit denen ein Unternehmen
auftritt. Visuelle, auditive und alle anderen multisensorischen
Identifikationselemente erzeugen das Unternehmensbild beim
Konsumenten. Zu einer multisensorischen Markenführung
zählen auch Corporate-Design, Sound, Scent, Taste, Behavior
und Communication.
Der Corporate-Sound ist der akustische Teil des CorporateDesigns. „Corporate-Sound-Elemente wie das Audio-Logo
sowie der gesamte Klangraum einer Marke bezeichnet man
im operativen Umgang als Akustische Markenführung.“39 Alle
akustischen Parameter, die der Corporate-Sound definiert,
werden im Corporate-Sound-Stlyeguide festgehalten. Er gibt
Spielraum, Bereiche und Anwendungen der eingesetzten
Klangelemente an.
Das bekannteste Element ist das Audiologo, auch akustische
Signatur genannt. Es ist die auditive Variante eines visuellen
Identifikationselementes. Meistens wird das Audiologo mit einer
audiovisuellen Logoanimation verbunden, sollte aber auch,
wenn es nur hörbar ist, wie zum Beispiel im Radio, sofort erkannt
Klänge sind dem Storytelling untergeordnet, was bedeutet, dass
sie, wie die Filmmusik, funktional sind und die Dramaturgie der
Geschichte unterstützen müssen. Sie sollten nicht auf sich alleine
aufmerksam machen, sondern immer dem Film unterstehen.
1
04.01 Audio-Branding
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Vertonungstechniken und Sound-Design visueller Medien
Audio-Branding
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Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
werden. Es kann wie beim Telekom-Audiologo dominant oder
wie bei Audi zurückhaltend und unterschwellig wirken. Wichtig
ist, dass es wiedererkannt wird oder sich wie ein Ohrwurm
verankert.
Wichtige Parameter des Audiologos sind Eigenheit und
Identitätskraft, Memorierbarkeit, akustische Anwendbarkeit in
diversen Medien, ebenso wie internationale Anwendbarkeit,
Klangqualität und Dauer.
Eigenheit und Identitätskraft: Das Audiologo sollte sich durch
Eigenidentität markenadäquat gegen andere behaupten und
absetzten.
Memorierbarkeit: Es gilt eine optimale Wiedererkennung zu
erreichen.
Akustische Anwendbarkeit in diversen Medien: Es gilt zu
überprüfen, ob alle relevanten Medien, wie Radio, TV, Web,
Telefon, Messen, Shop, Firmenintern und Außenwerbung bedacht
worden sind. Es müssen raumakustische Eigenschaften der
Medienumgebung bedacht werden.
Internationale Anwendbarkeit: Es ist wichtig kulturelle
Klanginterpretationen zu berücksichtigen, damit das Audiologo
international verwendbar ist.
Klangqualität: Die Klangqualität bestimmt, ob das Audiologo in
allen relevanten Medien realistisch einsetzbar ist.
Dauer: Wichtig ist, zu untersuchen, ob die relevanten
Unternehmenswerte bei der Länge des Audiologos auf den Punkt
gebracht werden.
1
Die Gestaltung eines Audiologos ist sehr frei. Am Beispiel
des Telekom-Audiologos oder des Windows-Startup-Sounds
merkt man, dass sich kurze hohe melodieartige Klänge aus
zwei bis vier Tönen und aufbauende voluminöse Flächen, mit
einer herausstechenden, unverwechselbaren
Klangfarbe,
gut einprägen lassen. Schon bei der Klangsynthese oder
Manipulation sollte ein außergewöhnlicher Sound entstehen,
bei dem die akustischen Parameter zur Corporate-Identity des
Unternehmens oder des Produktes passen müssen.
Soundscapes (Klanglandschaften) werden im Corporate-Sound
eingesetzt, um eine Marke zu unterstützen. Sie beschreiben
diskret ein auditives Abbild des zu beschreibenden Raumes,
indem beispielsweise eine Marke nach außen getragen wird.
Brand Song nennt man einen auf den Corporate-Sound
komponierten Song, welcher in TV, Radio oder Web genutzt
wird. Wichtige Parameter sind dabei Tonalität, Tempo, Rhythmik,
Dynamik und Klangfarbe.
Die Stimme einer Marke (Brand Voice) ist ein bedeutender
Bestandteil des Corporate-Sounds. „ein konsequent eingesetzte
Stimme wirkt auf der humanen Ebene und kann eine sehr
emotionale Verbindung zwischen Sender und Empfänger
herstellen.“40 Sie ist durch Stimmklang, Betonung, Aussprache
und Akzent ein variabel einsetzbares CS-Instrument.
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Vertonungstechniken und Sound-Design visueller Medien
Audio-Branding
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Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
Bekannte Synchronsprecher werden vom Konsumenten
verinnerlicht und wirken vertraut und bekannt. Männerstimmen
wirken in der Bass-Stimmlage mit einem tiefen, warmen Klang
beruhigend und vertrauensvoll. In der jungen Bariton-Stimmlage
jung und dynamisch und in der hohen Tenor-Stimmlage
humoristisch, skurril und amüsant. Frauenstimmen in der AltStimmlage wirken sanft und ruhig, sie klingen vertrauensvoll
mit einer mütterlichen Anmutung. In der jungen MezzosopranStimmlage innovativ und dynamisch.
Das Audio-Branding wird durch den konsequenten Einsatz
gleichbleibender Klangparameter zu einem konstanten
akustischen Markenbild. Wie beim Corporate-Design dürfen die
Grundgestaltungsmittel nur in einem festgelegten Spielraum
verändert werden (zum Beispiel für Subbrands), damit das
Erscheinungsbild der Hauptmarke nicht beeinträchtigt wird.
04.02 Werbung
Ungefähr 90 % aller Werbespots sind mit Musik unterlegt. Der
Jingle ist das wohl bekannteste Musikereignis in einem Spot. Mit
seinem Text und der einprägsamen Melodie präsentiert er, wie
ein akustisches Logo eines Senders, einer Sendung oder eines
Produktes, die Werbebotschaft und ist Teil eines Audio-Brandings.
Einige Jingles sind nahezu unauflöslich mit einem Produkt
verbunden. Werden solche Jingles einer Veränderung zu Gunsten
1
der Anpassung unterzogen, wird nie an der Grundstruktur,
sondern meistens am Backgroundsound etwas verändert.
Durch die Verbindung des Konsumenten mit dem bereits lang
bekannten Jingle in einer „neuen Klangverpackung“, wird das
Qualitäts- und Traditionsbewusste mit dem aktuellen Produkt
oder dem Unternehmen verbunden und hervorgehoben.
Ein fast gleicher Anteil der gestalteten Spots sind die „assoziativen
musikalischen Untermalungen“. Sie unterstreichen die jeweilige
Werbebotschaft. Ihre musikalischen Vorbilder stammen von
diversen Spielfilmgenres oder sind bekannte Zitate aus dem
Fundus der E-Musik. Sie wurden meist in den 90er Jahren
verwendet, wenn ein Produkt als edel oder exklusiv suggeriert
werden sollte. Für eine jüngere Zielgruppe wird heute gern edelpop-stilisierte Musik , wie zum Beispiel Flamenco-Pop der Gispy
Kings, verwendet. Diese Musik besitzt eine hohe Akzeptanz bei
der jüngeren Zielgruppe ohne negativ auf ältere Käuferschichten
zu wirken.
Der dritte große Anteil der Musik in der Werbung ist der
Werbesong. Im Idealfall wird der extra produzierte Song eines
Produkts zum Chartselbstläufer. Aus einem 30-45 Sekunden
Song wird ein Popsong von 2½ - 3 Minuten Länge. Dieser Einstieg
in die Hitparaden ist allerdings nur wenigen englischsprachigen
Produkten, wie Baccardi und Mc Donalds gelungen.
In einem anderen Fall wird ein Hit vergangener Jahrzehnte zur
Unterlegung eines Spots genutzt. Dieser Song wird wieder ins
Bewusstsein des Konsumenten geholt und untrennbar
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Vertonungstechniken und Sound-Design visueller Medien
Werbung
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Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
mit dem Produkt verbunden. „Diese alten Titel aus der Pophistorie
erreichen durch die „archäologische Funktion zum Selbstzweck“
in der jungen Generation von heute oft Kaufstatus.“41
Bei der Produktion von Werbemusik wird, wie bei der Filmmusik, mit
formalen und dramaturgischen Konzepten und den aufgeführten
Vertonungstechniken gearbeitet, wobei die Komplexität nicht
der des Films entspricht. Da in der Werbung für nur eine kurze
Zeit (30-45 Sekunden) eine Tonspur gestaltet wird, muss sie
sehr schnell, eindeutig und funktional sein. Strategien, wie
Kontrapunkt, Polarisation, Dissonanz und ein extrem gestalteter
Spannungsbogen werden weniger oder gar nicht verfolgt, da die
Gefahr besteht, bei einer so kurzen Laufzeit in einem Werbeblock
nicht verstanden zu werden. Meistens schließt eine Werbung mit
einem Audiologo zur Wiedererkennung ab.
Jingels sind oft Soundmontagen, die aus einer kurzen musikalischen
Phrase, Atmosphären, Geräuscheffekten und einem Sprechertext
bestehen. Die Musik wird als (wiedererkennbares) Motiv oder
assoziative Musik, die emotional prägt, eingesetzt. Atmosphären
können stimulieren und rufen bestimmte Gefühle hervor. Musik und
Atmosphären (Soundscapes) werden selten kombiniert, sondern
meist einzeln verwendet. Effektsounds akzentuieren bestimmte
Handlungen oder Animationen, zum Beispiel wenn das Produkt
erscheint. Die Wahrnehmung des Sprechertextes hat oberste
Priorität, da er die Hauptwerbebotschaft vermittelt und meist
den Slogan hervorbringt, wenn er nicht allein über Typografie
1
dargestellt wird. Hierbei wird gern zur festen Verankerung und
Einprägung gedoppelt. Das heißt die Corporate-Typographie
des Slogans und die Brand Voice erscheinen gleichzeitig.
Die Tonspurgestaltung eines Werbespots mit assoziativen
musikalischen Untermalungen setzt auf die Wiedererkennung
bekannter Songphrasen. Die Aufgabe des Sound-Designers
ist hierbei die wichtige Phrase, das Zitat oder den Refrain so
zusammenzuschneiden, dass es unter die Bilder des Spotablaufs
passt und dramaturgisch funktioniert. Hierbei werden meistens
verschiedene, normalerweise nicht zusammenhängende, Parts
des Songs kombiniert, damit ein nachvollziehbarer Ablauf
zustande kommt. Emotionalität und Wiedererkennung, sowie
Aussage des Sprechers sind hierbei am wichtigsten. Geräusche
und Animationssounds werden vernachlässigt, da sie von der
wesentlichen Funktion ablenken.
Die Werbestrategie eines Werbesongs versucht das Produkt
über emotionale Musik zu bewerben. Schöne Bilder mit einem
passenden Song, der meistens Freude oder Stärke ausdrückt.
Dabei ist die Songgestaltung das wichtigste und schwerste.
Sprecher und Geräuscheffekte sind eher selten.
Im Bereich der Werbe- und Bewerbungsmusik arbeiten
Spitzenregisseure
und
Schauspieler,
die
besten
Computertrickstudios, Cutter, Designer und Komponisten, da ein
sehr großes Budget zu Verfügung steht.
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Vertonungstechniken und Sound-Design visueller Medien
Werbung
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Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
04.03 Fernsehmusik: Logo, Vorspann, Nachspann und Trailer
04.03.02 Vorspann
04.03.01 Logo
„In der gesamten TV-Landschaft segmentieren die Vorspanne
den Tagesablauf jedes einzelnen Senders. Sie sind auf den Inhalt
des Kommenden abgestimmt und stellen immer ein weiteres
Markenzeichen dar. Unverwechselbar und prägnant sollen sie
die Botschaft vermitteln: “Komm und schau Dir Deine Sendung
an, denn sie beginnt ... jetzt!“44
Die Strategie signifikante Tonfolgen oder Melodieteile mit dem
Sender zu verbinden, besteht seit beginn der Rundfunk- und
Tonfilmgeschichte. Doch der vermehrte Einsatz, grade bei
privaten TV-Sendern, sticht heraus. Durch die Verpflichtung zur
Kennzeichnung eines Werbeblockbeginns und dessen Endes
verwenden viele Sender zu diesem Zweck ihr Signet. Häufig
wechselnde, fantasievoll und spielerisch umgesetzte Animationen
werden perfekt mit Musik und Soundeffekten abgestimmt. Die
Tonspur ist häufig eine Montage aus Animationsvertonung
(Effektsounds und Geräuschen), reißerischer Musik und AudioLogo. Kurze Signets sind maximal 10 Sekunden lang. „Die
Tonsignets aus drei bis maximal fünf Tönen werden, zumindest
im sogenannten Free-TV, wo aufgrund der Häufigkeit der
Werbeblöcke das animierte Logo mehrfach innerhalb jeder
Sendestunde auftaucht, auf unterschiedlichste Art arrangiert, also
musikalisch verpackt.“42 Die Kürze der Tonfolgen ist ein besonders
signifikantes Merkmal. „Immer schneller, reizüberflutender und
gleichzeitig prägnanter sollen Ereignisse aufeinander folgen.“43
Ein schneller Soundschnitt, Effektsounds und das Audio-Logo
sind die Grundlagen der Produktion von Tonspuren für solche
Signets. Die verwendeten musikalischen Elemente entsprechen
dem Corporate-Sound des Senders.
1
Das Design ist ein wichtiges Mittel, sowohl um den Sendeinhalt
adäquat zu vermitteln, als auch um speziell typologisierte
Schriftzüge, einprägsame geometrische Figuren, 3DAnimationen und Sounds zu gestalten. Die Musik hat immer
einen reißerischen Aufmacher-Charakter. Oft wird bei Sendungen
von privaten Sendern mit bekannter Musik gearbeitet. In der
Regel wird sie jedoch extra komponiert und soll meistens
Tempo und Action vermitteln. Es ist üblich Kompositionsaufträge
auszuschreiben. Dabei werden in einem Briefing Angaben zur
Optik des Vorspanns, dem geplantem Inhalt und den gewünschten
akustischen Komponenten gegeben. Die Vorspannmusik hat
ihre musikalischen Grundinhalte in der traditionellen Musik,
nur die Soundverpackung hat sich geändert. So haben zum
Beispiel Nachrichtensendungen fanfarenähnliche Motive mit
einer entsprechenden Instrumentation. Zur Grundierung wird
ein rhythmisch-flächiger Klangteppich kreiert, „[...] der auf
aktuellen pop- oder rockmusikalischen Sounds beruht und diese
mit den filmmusikalischen Elementen Dramatik und
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Vertonungstechniken und Sound-Design visueller Medien
Fernsehmusik: Logo, Vorspann, Nachspann und Trailer
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Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
Spannung verknüpft.“45 Die Vorspannmusik wird im Sound-Design
immer wieder verändert. Die Tagesschau hat in einem halben
Jahrhundert nur etwa neun Mal das Design und die musikalische
Verpackung geändert, die kompositorische Substanz, also das
Grundmotiv ist jedoch bis heute gleich geblieben.
In der Produktion der Tonspur für Vorspanne wird selten Sprache
verwendet, Geräuscheffekte sind selten. Am häufigsten sind
die Musikproduktion oder ein Zusammenschnitt von bekannten
Songs, oft auch gemischt mit Atmosphären.
04.03.03 Nachspann
Nachspanne sind im schnelllebigen Alltag meist weggeschnitten.
Oft werden die Rolltitel von einem Titelchart ersetzt, auf dem die
wichtigsten Schauspieler und beteiligten Personen, wie Regisseur
und Produzent aufgeführt werden. Eine der auffälligsten ist ein
Splitscreen, wo in einem Fenster schon die nächste Sendung oder
Folge als Trailer gezeigt wird und die Personen nur am Rande
daneben aufgeführt werden. Bei Shows spricht der Moderator
die letzten Worte während, musikunterlegt, das Ende eingeleitet
wird und eine Textlaufzeile in schneller Geschwindigkeit die
Namen der Beteiligten durchlaufen lässt.
Nachspanne werden nur musikalisch unterlegt, da nichts
vom Lesen der Schrift ablenken soll. Es ist ruhige Musik, die
trotzdem eine emotionale Stimmung des Endes weiter trägt
oder sie auflockert, um den Film langsam ausklingen zu lassen.
1
Oft wird die Grundaussage des Films dabei unterstützt oder
eine seinem Genre gerechte Musik verwendet (zum Beispiel
beim Romantikfilm eine Lovesong). Beim Film werden oft zwei
Musiken verwendet, wobei die Erste an das Ende anschließt und
die Zweite auflockert. Jeder Hörer erkennt das Ende eines Films
sofort beim Erklingen der Abspannmusik, auch wenn sie noch
während des Films erklingt und zum Abspann überleitet.
04.03.04 Trailer
Trailer sind inzwischen zu einer der wichtigsten Formen der
Selbstdarstellung von Sendern geworden. Vorbild für die
vielfältigen Erscheinungsformen sind die Ankündigungsfilme
im Kinogenre. Je näher der Sendetermin rückt, desto häufiger
werden sie ausgestrahlt.
Bei einer Trailerform werden möglichst spektakuläre
Bildausschnitte, schnell geschnitten und mit einem dominantem
Off-Kommentar und entsprechender Musik, die meist dem
Vorspann entnommen wurde, kombiniert. Eine andere Möglichkeit
wäre, unabhängig erklingende Musik, die mit kurzen Aussagen
und Bildern von Protagonisten kombiniert wird, so dass oft ein
Frage-Antwortspiel entsteht. „Spartentrailer (z.B. Actionfilme,
Romantikfilme, Sport, etc.) werden aus dem gesamten
vorhandenen Filmmaterial der angekündigten Produktionen
möglichst aufsehenserregend zusammengestellt und so auf
die entsprechende Zielgruppe konfektioniert.“46
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Vertonungstechniken und Sound-Design visueller Medien
Fernsehmusik: Logo, Vorspann, Nachspann und Trailer
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Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
Starttrailer weisen auf Spitzenschauspieler hin, die in nächster
Zeit auf einem Sender zu sehen seien werden.
Oft werden Trailer mit dem optisch-akustischen Senderlogos
kombiniert und stehen am Ende oder Anfang des Werbeblocks.
Fast schon zur Pflicht einer Trailerkonzeption gehört eine
schnelle, actionbetonte Abfolge von Szenenausschnitten und
eine aktionsbetonte Musik, die auf den Trailer aufmerksam macht,
sowie ein Sprecher oder die original Filmstimmen. Nicht selten
wird auch mit Geräuscheffekten eröffnet oder abgeschlossen.
Atmosphärenklänge sind oft als kleines Intro des Trailers zur
Stimmungs- und Dramaturgiegestaltung zu erkennen.
1
05 Projektdokumentationen
05.01 Arbeitsprozess und Technik der Vertonung
05.01.01 Vorgehensweise
Wie bei jeder Gestaltung eines multimedialen Produkts nimmt
man in einem Briefing die Ausgangssituation und die Gedanken
des Auftraggebers auf. Im Zweiten Schritt werden die Gedanken
zusammengefasst und mit eigenen Ideen dem Auftraggeber
vorgestellt. Daraus ergibt sich ein Grobkonzept, das nach
diesem Treffen zum Konzept konkretisiert wird. Da in einem
Grobkonzept für Sound-Design nur schriftlich festgehaltene
Tonalitäten und Klangbeschreibungen als Anhaltspunkt zur
Vorstellung enthalten sein können, ist die Kommunikation und
das gegenseitige Verständnis schwerer als bei einer visuellen
Gestaltung, wo Skizzen diese Vorstellung auf den Punkt bringen.
Vor der Umsetzung legt man einen Arbeitsablauf fest, der auch
die Art der technischen Umsetzung beinhaltet. Bei mehreren
Zwischenabnahmen findet man heraus, ob der Auftraggeber mit
den Entwürfen zufrieden ist und arbeitet sich in Zusammenarbeit
langsam zum Endprodukt vor.
Bei allen drei Projekten, die vorgestellt werden, sind
unterschiedliche
Herangehensweisen
notwendig.
Sie
unterscheiden sich durch die Art des Videos, Ausgangsituation
und Zielsetzung. Ein Animationsfilm muss andere
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Projektdokumentationen
Arbeitsprozess und Technik der Vertonung
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Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
Kriterien erfüllen, als beispielsweise eine Animationsvertonung
ohne Musik. Wie im theoretischen Teil beschrieben, ist eine
komplette Filmvertonung sehr umfassend. Ihre Tonspur besteht
aus den drei Schichten: Musik, Geräusch und Stimme, die
einzeln entworfen werden und die gewollte Stimmung erzeugen
sollen. Dabei müssen sie zusammen wirken und dürfen sich
nicht gegenseitig stören. Das Angleichung der Spuren und deren
Endmischung stellt dabei eine umfassendere und schwierigere
Aufgabe dar, als zum Beispiel bei einer reinen Geräuschvertonung
einer Animation, wo nur eine Ebene gestaltet wird.
05.01.02 Konzepte und struktureller Aufbau
Bei größeren Projekten ist ein Übersichtsplan hilfreich, in dem
alle Klänge mit einer Kurzbeschreibung und einem Einsatzort
benannt sind. Dieser wird nach der tatsächlichen Auswahl, die
sich erst beim Probieren und Anlegen im Musikprogramm ergibt,
aktualisiert, um eine bessere Orientierung für spätere Änderungen
oder Übergaben an ein weiteres Team zu gewährleisten. Nach
dem konzeptionellen Aufbau des zu vertonenden Videos wird bei
größeren Projekten ein Ablaufplan für die Vertonung gemacht.
Dieser wird auf das Musikprogramm übertragen, indem man
sich einen sinnvollen Aufbau von Audio- und Midispuren
überlegt, sowie Anordnung und Verschaltung der zugehörigen
Mixerkanäle. Erst dann können Samples (Audiodateien), wie
Geräusche oder Atmosphären importiert und in die Audiospuren
1
angelegt werden. Eine weitere Möglichkeit ist, ein anliegendes
Audiosignal, über die Soundkarte beziehungsweise über einem
Mikrofon oder Instrument direkt zum Bild aufzunehmen. Man
sollte sich jedoch vor dem eigentlichen Arbeitsprozess überlegen,
wie und in welcher Reihenfolge vorgegangen werden soll, um
effektiv und übersichtlich arbeiten zu können.
05.01.03 Umsetzung
Der technische Arbeitsprozess weist viele Ähnlichkeiten
zwischen den unterschiedlichen Projekten auf. So wird als
Vorbereitung zur Umsetzung eine Recherche von Klängen,
Instrumenten, Geräuschen und Harmonien sowie Tonarten, die
die zu erzeugende Stimmung untermalen sollen, gemacht. Dies
geschieht oft zum laufendem Videobild und eventuell schon
im Musikprogramm. Es gilt hierbei auszuprobieren und zu
improvisieren, um ein Gefühl für das Produkt zu bekommen und
auszuloten, ob das verfasste Konzept funktioniert. Dabei wird
ein Arbeitsordner für das Projekt erstellt und ein Unterordner für
die Soundsammlung angelegt.
In diesen Ordner werden
wiederum Ordner für Geräusche,
Atmosphären
und
Musik
angelegt, worin die aus dem
Soundarchiv gesuchten Dateien
Darstellung 18: Soundsammlungsordner
in benannte Ordner
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Projektdokumentationen
Arbeitsprozess und Technik der Vertonung
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Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
(Name nach Einsatzzweck, wie z.B.Tischbruch) abgelegt
werden.
Soundarchive helfen bei der Vertonung und Komposition von
Musik. Sie enthalten Geräusche, Atmosphären, Instrumente,
Drums und Loops und bieten einen schnellen Zugriff auf Klänge,
die schon vorgestaltet sind. Sie können einfach importiert und
schnell zum Bild angelegt werden. Man kann sie kaufen oder
aus vorrangegangenen Aufnahmen bearbeiten und anpassen.
Auch vorproduzierte Loops, Klangdesigns oder Klangsynthesen
werden hier abgespeichert und können benutzt werden. So ist
es möglich diese Loops für eine Musikkomposition nach einem
Baukastenprinzip zu nutzten. Diese zwei- oder mehrtaktigen
Technik wird gern bei Trailervertonungen oder Jingleerstellungen
benutzt.
Beliebt ist die Verwendung von Midinoten, -sequenzen oder
fertigen Audiospuren eines bekannten Songs oder Evergreens.
Diese sind ebenso käuflich zu erwerben oder im Internet erhältlich.
Sie werden zum Remixen, der Umgestaltung eines Songs,
genutzt. Vorteil ist hierbei ein hoher Wiederkennungswert.
Darstellung 19: Steinberg Cubase-Übersicht
Darstellung 20: Das Cubase Midi-Fenster
„Soundschnippsel“ werden in einer bestimmten Geschwindigkeit
vorproduziert oder passend gekauft. Man kann Bassläufe,
Melodien und Rhythmen arrangieren, optimieren und zu einer
Komposition ausbauen. Oft werden hierbei einzelne Instrumente
selber hinzugespielt, mit Atmosphären unterlegt, mit Geräuschen
ergänzt, mit Effekten bearbeitet und Übergänge geschaffen. Diese
1
05.01.03.01 Steinberg Cubase
Hier eine kurze vereinfachte Einführung in die Funktionsweise von
Programmen, die für eine Vertonung genutzt werden können, am
Beispiel von Steinbergs „Cubase“, mit dem die Projekte realisiert
wurden. Cubase ist ein Musikprogramm, dass zur
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Projektdokumentationen
Arbeitsprozess und Technik der Vertonung
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Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
Komposition
von
Musik, zur Erstellung
von Soundcollagen,
Vertonungen
und
Endmischungen
benutzt wird. Die
Funktion „Videodatei
importieren“
macht
Darstellung 21: Der Cubase Mixer
eine
synchrone
Vertonung zum Bild möglich. Über eine Soundkarte
eingehendendes Audiosignal kann direkt als Datei aufgenommen
werden und mit anderen angelegten oder aufgenommen Dateien
abgespielt werden (Komposition, Soundcollage). Die Möglichkeit
Midinoten einzuspielen, die ein Synthesizer bzw. Sampler bei
Wiedergabe abspielt, stammt noch aus der Zeit, wo Computer
nicht so leitungsstark waren. Die Klangerzeugung in Instrumenten
wurde und wird auch heute noch benötigt. Diese Midinoten
sind allerdings nur Steuerbefehle, die an Softwareinstrumente
übergeben werden, z.B. „Note on/off“. Bei externen Instrumenten
muss das Audiosignal zur Endmischung erst in eine Audiospur
aufgenommen werden. Midi macht es möglich ein Keyboard
anzuschließen und je nachdem welcher Kanal gewählt ist,
verschiedene Instrumente anzusteuern.
In einem Mixer, der einen Kanal für jede Spur hat, kann man für
jeden Audio- oder Gruppenkanal (Reglerzug der Spur) InsertEffekte (VST-Plugins wie Hall, Echo) anlegen, Send-Effekte
1
aus einem Effektkanal, indem VST-Plugins liegen, ansprechen,
ein Equalizer für Höhen, Mitten und Tiefen Regulierung, die
Lautstärke und Pan (Links-Rechtsklang) regeln, sowie den
Ausschlag eines VU-Meter begutachten. Mehrere Spuren
können in Gruppenspuren zusammengeführt werden, was
den Vorteil hat, dass man schnell Lautstärke, Effekte oder
Equilizereinstellungen von mehreren Spuren, wie beispielsweise
alle Geräusche in einer Vertonung, anpassen kann. Hierbei steht
ein Kanal für gleich mehrere Spuren, wobei die einzelnen Kanäle
immer noch individuell bearbeitbar bleiben. Der Vorteil ist die
Übersicht, die schnelle Zugriffsmöglichkeit, sowie die Ersparnis
von Computerleistung, indem man nur ein Effekt für die Gruppe
braucht, anstatt einen für jede Audiospur bzw. Kanal. Alle Kanäle
werden wiederum im Master zusammengeführt, damit nach der
Endmischung eine Audiospur (Endprodukt) exportiert werden
kann.
05.01.03.02 Steinberg Wavelab
Ein weiteres wichtiges Werkzeug ist das Programm „Wavelab“
von Steinberg. Wavelab ist ein reines Soundbearbeitungsprogra
mm und eignet sich hervorragend zur Soundmanipulation. Hierbei
geht es auch um grundlegende Soundgestaltung, wie Attack,
also schnellen oder langsamen Einsatz der Hauptlautstärke
eines Geräuschs, sowie Länge und Ausklingzeit. Es kann auch
schon ein Grundklang mit Hilfe von Effekten, wie
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Projektdokumentationen
Arbeitsprozess und Technik der Vertonung
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Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
Hall oder Echo und Operatoren, wie Timestretching (den Ton
lang ziehen) und Pitching
(höher
oder
tiefer
abspielen) vormoduliert
werden. Cubase beinhaltet
auch Möglichkeiten zur
Klangmanipulation, jedoch
wurde Wavelab extra für
Darstellung 22: Steinberg Wavelab
diese Zwecke geschaffen
und umfangreicher ausgestattet.
Diese vereinfachte Einführung erläutert nur die wesentlichen
Möglichkeiten der Programme und soll für das Verständnis bei
der Arbeitsweise im Vertonungsprozess der folgenden Projekte
helfen.
05.02 Animationsfilm Saburou
Saburou ist ein Kampfsportkünstler. In einem japanischen
Kampfkunstraum macht er Trockenübungen. Als er von seiner Stärke
überzeugt ist, kommt er auf die Idee
einen massiven Tisch zu zerschlagen.
Er schlägt zu, schreit vor Schmerz,
aber der Tisch bleibt unbeschädigt. Er
taumelt benommen und Schmetter- Darstellung 23: Saburou Screenshot
1
linge umkreisen seinen Kopf, als würde er Sterne sehen. Er wird
bewusstlos und kippt um. Ein Schmetterling löst sich aus der
Gruppe, fliegt zum Tisch und lässt sich kurz nieder, der Tisch
zerbricht und der Schmetterling fliegt aus dem Raum.
05.02.01 Ausgangssituation
Ein German Filmschool Student kam auf mich zu und fragte, ob ich
seinen Animationsfilm vertonen würde. Zu diesem Zeitpunkt gab
es nur grobanimierte Sequenzen aus dem 3D-Programm „Maya“,
die zu einem groben Ablauf aneinandergeschnitten waren. Da ich
für mein Diplom gerne einen „virtuell-optischen Film“ musikalisch
begleiten und vertonen wollte, nahm ich sein Angebot an. Der
Reiz dieses Film war es, für eine Kurzgeschichte, die ohne
Ton angeliefert wird, eine komplette Klangwelt zu erschaffen.
Bei diesem Film war mir die Möglichkeit gegeben, durch den
Ton Emotionen beim Zuschauer auszulösen und diese zu
steuern, motivisch die Region herauszustellen, ein spezifisches
Erkennungsmerkmal durch die Soundelemente zu erzeugen, für
die animierten Person eine Charakterisierung zu erarbeiten und
durch Effekte Aktionen und Reaktionen zu betonen.
05.02.02 Von der Ideenfindung bis zur Idee
Bei der Recherche alter und neuer Kampfkunst- und Actionfilmen,
sowie einzelner Animationsfilmen stellten sich
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Projektdokumentationen
Animationsfilm Saburou
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Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
verschiedene Merkmale heraus, wie Musik und Soundeffekte in
diesen Genres eingesetzt werden und klingen. Dabei wurde klar,
dass reale Soundeffekte und Schreigeräusche nicht zu diesem
Animationsfilm passen würden. Doch aus Einsatz, Art und Klang
konnte man einige Merkmale entnehmen. Die Ideenfindung
wurde durch synchrones probieren und improvisieren zum
laufendem Film verfeinert. Einige Schreiarten wurden ausprobiert
und Geräusche, wie z.B. der Klang eines Kampfkunstanzuges
beim Schlag wurden nachgeahmt. Samples aus dem Archiv,
sowie Archivmusik wurden getestet und Instrumente live dazu
gespielt.
Nach einigen musikalischen Tests wurde klar, dass original und
nachgespielte japanische Musik nicht die gewollte Stimmung
erzeugen und für die grafische Vorlage nicht verspielt genug
waren. Der Film wäre zu erst genommen worden und hätte
bei der Auflösung nur Skepsis und Verwunderung beim
Zuschauer ausgelöst. Darum wurden japanische Sounds aus
Synthesizern und dem Samplearchiv (Instrumenten-, Klangund Geräuscharchiv) verwendet, um verschiedene Rhythmenund Melodiemotive zu entwerfen. Sounds aus Asien (z.B.
Blechtrommeln, asiatischen Gongs, östlichen Flöten) waren die
musikalische Arbeitsgrundlage.
1
05.02.03 Konzept
Als Vorgabe sollte eine comichafte Vertonung entstehen.
Diese sollte sowohl spielerisch als auch ernsthaft wirken. Der
Zuschauer muss zwischen den Stimmungen hin- und hergerissen
werden. Er soll sich nicht sicher sein, ob es eine spaßige oder
ernstgemeinte Geschichte ist. Mit dem Schmerzschrei wird sie
von den schweren, ernsten Gongtönen zur Lustigkeit aufgelöst.
Die Schwierigkeit bestand darin, dass die Geschichte nicht lustig
wirkt, wenn man sie ohne Ton sieht. Das erklärte Ziel war somit,
die Tonspur so zu gestalten, dass durch die Charakterisierung und
die Soundeffekte, sowie die Musik die entsprechende Stimmung
entsteht. Diese soll den Zuschauer an den Film binden und ihm
unterschwellig die Region, in der der Film spielt, näher bringen
und den Protagonisten als Sympathieträger herausstellen.
Ein Übersichtsplan, in dem alle benötigten Aktionen und zu
vertonenden Bewegungen des Films aufgeschrieben wurden,
diente zur Übersicht und Bestandsaufnahme der Klänge.
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Projektdokumentationen
Animationsfilm Saburou
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Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
Darstellung 25: Ablaufplan Saburou
Darstellung 24: Geräuschübersichtsplan Saburou
Im selben Plan wurde ein Ablauf der Musik mit
Spannungsbogen und Steigerungsangaben, sowie den
musikalischen Pause umrissen. Einzelne Motive wurde
darin festgehalten, wie zum Beispiel die viertaktige
japanische Melodie zu Beginn des Film, oder das Gong-Intro.
1
Dazu wurde eine Sammlung für die verschiedenen Geräusche,
Atmosphären, Musikmotive und – Grundschemen angelegt. Eine
Recherche nach Effektsounds im Internet und im Privatarchiv
füllte die Sammlung mit in Frage kommenden Klängen. Diese
wurden in die jeweiligen Ordner (zum Beispiel Schlag, Anzug,
Schmetterling, Tisch zerbrechen) kopiert, um schnell auf diese
Auswahl zurückgreifen zu können. Zum Film improvisiert
aufgenommene Motive, Melodien und Rhythmen wurden auf
dieselbe Weise sortiert.
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Projektdokumentationen
Animationsfilm Saburou
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05.02.04 Umsetzung
Als Grundlage der Vertonung wurde der Feinschnitt in das
Musikprogramm „Cubase“ von Steinberg geladen. Nachdem das
Video importiert ist, kann man es sich in einem Fenster anzeigen
lassen und so bild- beziehungsweise zeitgenau arbeiten. Als
Grobentwurf wurden die verschiedenen Sounds und musikalischen
Motive als Grundbausteine angelegt. Es entstand eine Übersicht
des Repertoirs und es kristallisierte sich heraus, welche Sounds
und Motive zum laufenden Film passten. Beim strukturellen
Aufbau in Cubase, wurden Audiospuren nach der Reihenfolge
der einsetzenden Samples angelegt und benannt. Für die Musik
wurden Midispuren angelegt, die einen Softwaresampler und
zwei Synthesizer ansteuerten, sowie jeweils eine Audiospur,
die zur späteren Aufnahme der angesteuerten Instrumente
notwendig ist. Audiospuren für die Aufnahme der Stimme wurden
erst während Arbeitsprozesses angelegt. Die Einstellungen des
Mixers beliefen sich darauf, dass acht Gruppenspuren angelegt
wurden. Auf die erste Gruppe wurden nur die Trommeln geleitet,
auf die Zweite die Klanghölzer, auf die Dritte die Gongs, die
Vierte bekam die Japanmelodie1, die Fünfte die Japanmelodie2,
die Sechste die Flöte, die Siebte für die Stimme und die Achte
für Geräuscheffekte. Darüber hinaus wurde ein Effektkanal mit
einem Raumhall angelegt, auf den jeder Kanal nach eingestellter
Intensität zugreift. Auf die Summe wurde ein Kompressor, der als
Limiter fungierte, und ein vorerst ausgeschalteter Finalizer für die
1
Endmischung angewandt. Dieses Konzept für den strukturellen
Aufbau musste vor dem eigentlichen Arbeitsprozess festgelegt
werden, da sonst bei diesem Umfang von Spuren die Übersicht
verloren geht und zuviel Zeit benötigt wird.
05.02.04.01 Musikkomposition
Ausgewählte musikalische Motive wurden verfeinert und
synchron nach einem 4/4 Takt bei einer Geschwindigkeit
von 92 BPM angelegt. Dieser Pop-Rhythmus wurde
gewählt, da er in Europa am weitesten verbreitet ist. Das
Tempo ergab sich durch probieren und wurde auf die
Schnittgeschwindigkeit und Stimmung des Films anpasst.
Darstellung 26: Cubase Navigation
Die Spuren zur Grobansicht lagen als Audioaufnahmen von
eingespielten Midi-Noten vor. Nachdem die ausgewählten Motive
und Melodien aus dem Repertoire angelegt waren, wurden deren
Midisequenzen eingesetzt. Diese haben den Vorteil in Tonhöhe,
-länge und Timing veränderbar zu sein, was bei den Audiodateien
(Wavedatein) nicht mehr oder nur schwer möglich gewesen
wäre. Ein weitere Vorteil ist hierbei, dass der Sound aus den
angesprochenen Instrumenten kommt und noch modulierbar ist.
Audiospuren sind hingegen schon als Datei aufgenommen, in der
Klang und Zeit vorgegeben sind. Sie können nicht frei bearbeitet
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Projektdokumentationen
Animationsfilm Saburou
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Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
und geschnitten werden, das Timing und der Klang einzelner
Töne nur geringfügig verändert werden. Alle Instrumente für die
Musikkomposition wurden dem Synthesizer JV1080 von Roland
entnommen, der über Midi angesteuert wurde. Er bietet einen
großen Pool von verschiedenen Instrumenten und Sounds,
darunter auch asiatisch Klänge.
Darstellung 27:
Roland JV1080
Synthesizer
Schwere, tiefe, immer schneller werdende Gongschläge eröffnen
als Intro den Film. Ein offener, hoher Gong erklingt zur Aufblende
des Films, in seinem Aufklang setzt das Eingangsmelodiemotiv
„Japanmelo1“ ein. Es musste auf vier Takte gekürzt werden,
da sonst zu wenig Zeit für den Spannungsaufbau bis zum
Höhepunkt gewesen wäre. Die Aufgabe des Eingangsmotivs
bestand darin kurz einzuleiten und den Zuschauer auf einen
Animationsfilm, der in Japan spielt einzustellen. Sie steht auch
als auditive Erkennungsmelodie für den Film, die beim erklingen
sofort Assoziationen zu ihm herstellt. Die schwere und tiefe der
wiederkehrenden Gongs bildet eine seriöse, bedrohliche und
düstere Atmosphäre. Sie sind der Hauptspannungserzeuger und
gleichzeitig ein Bezugspunkt für den Rezipienten zu japanischen
Kampfkunstfilmen. Die Rhythmik der japanischen Trommeln
und Klanghölzer, die die „Japanmelo1“ ablösen, wurde sehr
1
europäisch aufgebaut. Sie sollte zwar mit Japanischen Sound
gestaltet werden, aber angenehm auf die europäische Zielgruppe
wirken. Die Grundstruktur des Beats entstand aus einer Hip
Hop Rhythmik, die in der Art des asiatischen Trommelns variiert
wurde. Die Einführung des Grundgrooves der Percussions
geschieht mit der Überleitung, der in Takt 3 der „Japanmelo1“
einsetzenden Rhythmik der Klanghölzer. Dieser bestehende
Percussionrhythmus wird von den Trommeln aufgegriffen und
fortgesetzt, um den Hörer in einen begleitenden Grundgroove
einzustimmen. Er setzt nach 5 Takten wieder aus, wobei die
Klanghölzer einen Takt später ausblenden, um in die schneller
aufeinanderfolgenden Gongschläge zur Spannungssteigerung
überzuleiten. Wichtig war es eine kurze Pause vor dem
einsetzenden Endschlag zu setzten, um das Ohr des Hörers
zu beruhigen und mit dem lauten Effektsoundgemisch von
Schlag, Anzug und Tischaufprall einen Schreckensmoment zu
erzeugen. Diese bewusst eingesetzte Stille der Musik bezweckt,
die volle Konzentration des Hörers auf den Höhepunkt, die
Auflösung zum lustigen Aufschrei und Ohnmacht des Saburous.
Der einsetzende Groove der Trommeln überbrückt die Zeit bis
der Schmetterling sich löst und zum Tisch fliegt, welcher dann
zerbricht. Ab diesem Moment setzt ein neues Melodiethema ein,
das gestaltet wurde, um dem Hörer auf das Ende vorzubereiten.
Es bringt unauffällig das Gefühl der Erleichterung ein und leitet
zum Abspann über, wo es bis zum Ende des Films bestehen
bleibt. Hierbei hilft ein Flötensounds, der in der selben
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Projektdokumentationen
Animationsfilm Saburou
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Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
Harmonie der „Japanmelo2“ spielt und sie somit harmonisch die
Leichtigkeit unterstützt. Abgeschlossen wurde der Film mit dem
offenen Gong, der zum German Filmschool-Logo überleitet und
auch für die Aufblende, dem Anfang des Filmes, gesetzt wurde.
Somit entstand ein geschlossenes musikalisches Konzept mit
Zwei Hauptthemen, einem Intro und einer Spannungspause.
Alle anderen Sounds wurden dem Archiv entnommen und
moduliert. Bei einigen Geräuschen konnte die gewollte Wirkung
nur durch die Kombination von mehreren Geräuschen und
Klängen erzielt werden.
05.02.04.02 Geräusche und Effekte
Den selben Weg, die Aufnahme in eine Audiospur über ein
Kondensatormikrofon, wurde für Saburous Stimme genutzt.
Dieses Mirofon hat eine hervorragende Qualität und hat einen
kaum hörbaren Unterschied zu teureren Mikrofonen in den
Studios. Als Ergebnis sollte eine nicht hallende rauscharme
Aufnahme erlangt werden, damit sie zum Beispiel durch einen
Halleffekt in die gewollte Richtung bearbeitet werden kann. Dazu
wurde eine Miniaufnahmekabine gebaut, die den Schall durch
Molltonstoffe bricht, was sehr gut funktionierte.
Es war wichtig die richtige Tonalität zu treffen und wie in den
recherchierten Kampffilmen dem Schlag vertraut wirken
zu lassen. Bei jedem Schlag wurde darauf geachtet, dass
er unterschiedlich, bewegungsecht und lippensynchron ist.
Zwischengeräusche, die Saburou mit seiner Stimme macht,
wurden auch berücksichtigt. Am schwersten zu gestalten war der
Aufschrei. Er entlockt Saburous wahre Stimme, die für seinen
Charakter steht. Alle anderen Schreie waren nur Laute, die eine
kaum erkennbare Klangfarbe besitzen. Ein Effekt, der „VoiceDesigner“ half dabei die richtige Tonhöhe zu finden
Die Auswahl der Geräusche wurden durch Einsetzten in
Steinberg Cubase getroffen. Nach einigem Probieren mit der
Bearbeitung von Modulations- und Manipulationseffekten,
wie Hall, für Raumklang, Flanger und Phaser (Für den
Comiceffekt), sowie Filtern und Equalizern, die Höhen, Mitten
und Tiefen im Frequenzbereich betonen, unterdrücken oder
wegschneiden, wurden sie ausgewählt oder verworfen. Einige
der Archivgeräusche wurden nach dem selben Schema in dem
Programm „Wavelab“ von Steinberg vorbearbeitet. Allerdings
ergaben nicht alle im Archiv gefundenen Geräusche eine
zufriedenstellende Wirkung. So wurde in Cubase synchron zum
Bild, über ein Kondensatormikrofon, Geräusche mit der Stimme,
Atmung und anderen Hilfsmitteln nachgestellt. Die besten
Aufnahmen wurden in Wavelab überarbeitet und angepasst. Die
alten Geräusche wurden durch die Fertigen in Cubase ersetzt.
Nachsynchronisierte Geräusche sind das Anzugsflattern beim
Schlag, die Schmetterlingsflügelgeräusche und der Tischschlag.
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05.02.04.03 Saburous Stimme
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Projektdokumentationen
Animationsfilm Saburou
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Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
und die Aufnahmen eher tief oder hoch wie im Comic wirken zu
lassen.
05.02.04.04 Endmischung
In der Endmischung zahlte sich das am Anfang überlegte Konzept
aus. Die Übersicht im Kanalmixer von Cubase mit den angelegten
Gruppen machte einen schnelleren Misch- und Masterringvorgang
möglich. Durch den Arbeitsprozess war schon eine Grobmischung
und Effektbearbeitung entstanden. Diese wurde verfeinert, indem
die einzelnen VST-Plugins (Effekte), Equalizer und Lautstärken
überarbeitet wurden. Wichtig war hierbei für einen „knackigen
Sound“ zu sorgen. Die Trommeln sollten prägnant aber nicht zu
aufdringlich sein. Japanmelos und Flöten sollten sehr dezent, aber
gut wahrnehmbar und stimmungsführend sein. Für die Gongs
wurde sehr viel Zeit investiert, da er als Spannungserzeuger
nicht aufdringlich und nervend klingen sollte, aber trotzdem
sehr prägnant als Hauptmerkmal die Stimmung gestaltet und
akzentuiert. Die Hauptaufgabe wurde drauf festgelegt ihn auf
Standardlautsprechern sehr basslastig klingen zu lassen, aber
grade bei einem Subwoofer, der fühlbare Schwingungen erzeugt,
diese auch gut klingend dem Zuhörer fühlen lässt. Dies wurde mit
einem extra Masterringequalizer umgesetzt, der es ermöglicht
nur bestimmte Frequenzen extrem herauszustellen. Die Stimme
sollte am Lautesten sein, da auf ihr das Hauptaugenmerk liegt.
Der Endschlag musste sehr laut sein, so dass der Schreckmoment
1
auch wirklich einsetzt. Bei den Geräuscheffekten musste noch
in den einzelnen Audiospuren nachgeregelt werden, da sie sehr
individuell von der Lautstärke eingesetzt wurden. Der als Limiter
fungierende Kompressor begrenzte eventuelle Ausschläge über
0 db, die sonst zur Verzerrung führen würden. Der Finalizer, ein
Masterringeffekt in der Summe, brachte den Klang voluminöser
und lauter gefühlt zur Geltung.
Darstellung 28: Saburou Endmischung
05.02.05 Rückschlüsse – Abschließende Bewertung
Der Film ist ein rundum stimmiges Gesamtkonzept, bei dem Musik,
Geräusche und Stimme eine ganz neue Tonwelt entstehen lassen
und somit den Film in extrem seiner Wahrnehmung beeinflussen.
Durch die Gestaltung der Tonspur konnte der Spannungsbogen
und Ablauf der Szene sehr gut verdeutlicht und mitgestaltet
werden. Durch die Stimmencharakterisierung wurde der
Protagonist zum Sympathieträger. Die kreierte Klangatmosphäre
bildet eine Stimmung, in die sich der Rezipient „hineinfühlt“.
Auswahl und Modulation der Geräuscheffekte
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Projektdokumentationen
Animationsfilm Saburou
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Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
unterstützen die Handlung und sind ein wichtiger Faktor der zur
Auflösung beiträgt.
An dieser praktischen Arbeit kann man sehen, was ein
Sounddesigner mit guten Ideen, Improvisationstalent und
kostengünstigem Equipment erreichen kann. Da im Film immer
weniger Budget zur Verfügung steht, sind kreative Ideen und ein
Gefühl für Filmwahrnehmung, sowie Steuerung des Zuschauers
gefragt. Durch die Mittel der Soundcollage, des Soundeditings
und der Auseinandersetzung mit Themengestaltung kann man
sogar einen teuren Komponisten ersetzten. Das Selbständige
Anlegen und Bearbeiten von Effekten, sowie die abschließende
Endmischung und das Masterring am selben Arbeitsplatz erspart
hühsame Wege und ein kostenintensives Tonstudio.
In Gesprächen mit Regisseur und Produzent wurde die Zielgruppe
der DVD auf Touristen in einem Alter zwischen 16 und 70 Jahren
festgelegt. Durch diese große Altersspanne war schnell klar das
die Vertonung sowohl traditionell, wie auch modern sein sollte.
Moderne Pop-Musik und flächige elektronische Klänge wurden
als Tonalität festgelegt. Beim Audio-Logo war die Vorgabe auf die
Traditionalität, Größe und seine Erscheinung als oft genutztes
Symbol Berlins einzugehen. Das Branding sollte mit einem
voluminösen und verträumten, klassisch angehauchten Sound
einprägsam erklingen, wobei die Vertonung der Animation sehr
wichtig war. Das darauf folgende DVD-Menü sollte bei seiner
Animation mit Geräuschen untermalt werden und der Tonalität
des Titels „Fernsehturm-Geschichten“ entsprechen.
05.03 Berliner Fernsehturm Audio-Logo
05.03.02 Von der Ideenfindung bis zur Idee
05.03.01 Ausgangssituation
Zur Ideenfindung wurden schon fertig gefilmte Szenen und
3D-Animationen betrachtet und ausgewertet. Dies zog eine
Recherche von ähnlichen DVDs nach sich. Dabei stellte
sich die alte Version der Fernsehturm DVD als ein schlechter
Vergleich heraus. Tourismusfilme aus dem Internet lieferten
ein grundlegendes Gefühl für die Produktion. Werbung vom
Fernsehturm oder Werbemittel in denen er als Symbol verwendet
wird, sowie das von mir für die DVD neu gestaltete Logo gaben
den Ausgangspunkt und das Gefühl für die grundlegende
Gestaltungsweise des Audio-Logos. Die gestaltete
Anfang Juli wurde ich angesprochen ein Teil der Vertonung zur
Jubiläums DVD des Berliner Fernsehturms zu übernehmen.
Meine Aufgabe war die Kreation eines Audio-Logos und die
Vertonung der Menüanimation. Zudem gestaltete ich die beiden
Grafikanimationen und stellte mein Songarchiv zur Verwendung
als Hintergrundmusik für einzelne Kapiteln zur Verfügung.
Nebenbei half ich in beratender Funktion bei der Musikauswahl
und dem Soundediting im Schnitt.
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Projektdokumentationen
Berliner Fernsehturm Audio-Logo
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Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
Animation des DVD-Menüs wurde von mir bewusst so angelegt,
da die träumerische Atmosphäre des Audio-Logos aufrecht
erhalten werden sollte. Beim Gestalten des Menüs kam
gleichzeitig die Inspiration für die Vertonung. Es sollten, wie bei
einer Traumsequenz, leichte, tonal aufsteigende Glockentöne die
ovalen Kreise und den Titel erscheinen lassen. Die Kapitelauswahl
sollte mit einem „Swoschsound“ abschließend aufblenden.
(Atmosphärenklang) wurden vorher festgelegt. Für das Menü
wurden zur Vertonung nur das Timing für die Glockentöne und
den Swoschsound festgelegt.
Dieses Konzept wurde erst bei der Umsetzung durch
Soundauswahl –und bearbeitung und Harmonieauswahl
konkretisiert, da man nur eine Vorstellung von den Klängen
hat und sich dementsprechend Grundklänge sucht, die zum
gewünschten Ergebnis moduliert oder abgewandelt werden.
05.03.04 Umsetzung
05.03.03 Konzept
Darstellung 29:
Berliner Fernsehturm Audio Logo und
DVD-Menü (Screenshots)
Das Konzept wurde auf die Tonalität des Titels „FernsehturmGeschichten“ festgelegt. Eine träumerische Atmosphäre
durch einen Streichergrundklang, der durch atmosphärische
Klänge akzentuiert wird. Abschließend rundet ein gezupfter
harfenähnlicher Klang das Audio-Logo ab und gestaltet es
einprägsam als Wiedererkennungsmerkmal. Die Vertonung der
optischen Animationen, wie Turmfahrt (Streicherklänge), Wandel
von 3D in 2D-Logo (Atmosphärenklang), sowie Schriftanimation
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Das Audio-Logo und die Menüanimation wurden getrennt von
der Musik und Soundeffekte für die Kapitel betrachtet. Hierbei
war es wichtig das Erscheinungsbild (Corporate Design)
der DVD zu unterstützten und nicht wie bei den Kapiteln,
die jeweilige Stimmung zu steuern. Der Titel „FernsehturmGeschichten“ führte so zu einer träumerischen Untermalung im
Klang. Experimente mit einigen Flächen und Soundcollagen
führten zu hervorragenden Ergebnissen, die sich mit dem Bild
sehr gut vereinen ließen und die Erwartung der Testzuschauer
unterstützen.
Die Vorgehensweise bei der Gestaltung eines Audio-Logos
ist primär eine Stimmung zu finden, die das Produkt oder die
Firma kennzeichnet. Dabei wurde die animierte grafische
Logoanimation als Videodatei in „Cubase“ importiert und einige
Instrumente und Tonarten zum laufenden sich
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Projektdokumentationen
Berliner Fernsehturm Audio-Logo
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wiederholenden Film ausprobiert. Die meisten Klänge wurden
einem Synthesizer, dem Roland JV1080 entnommen. Ein
Streicherklang wurde für die voluminöse Untermalung gewählt,
der den kraftvollen, traditionellen Klang ausmacht. Dieser wurde
via Midi-Noten eingespielt, so dass diese weiter bearbeitbar
waren. Eine Dreitonfolge, die als langgezogene Grundharmonie
dient und die Animationsaktionen unterschwellig betont wurde
als Midisequenz aufgenommen. Sie besteht aus den Akkorden
Am, D, Am. Nach der Endbearbeitung der Tonfolge wurde sie als
Audiospur aufgenommen.
Eine Suche im Samplearchiv nach Instrumenten und Atmosphären, die in einen Softwaresampler den „Halion2“ von Steinberg
importiert wurden, folgte. Ein Sampler hat die Funktion Samples,
also Wave-Datien (Geräusche, Instrumente, Klänge), über die
Klaviatur mit verschiedenen Tonhöhen als Noten abzuspielen.
Darstellung 31:
Cubase Halion
Er kann sie, wie es bei Instrumenten möglich ist, modulieren und
bearbeiten. Man könnte die Samples auch in eine Audiospur
von Cubase legen, hätte aber nicht so viel und schnelle
Eingriffsmöglichkeiten in Klang- und Tonfolgenerstellung. Zwei
Instrumente aus dem Sampler, „Dream Voice“ und „Fred Pad“,
wurden genutzt. Beide wurden sie in ihm soweit angepasst, dass
sie die gewollte Wirkung erzielten. Dazu gehörte ihre Lautstärke
langsam einzublenden und sie durch „Cutoffanpassung“ (höhen
werden hierbei gedämpft) weicher erklingen zu
Darstellung 30: JV 1080 Streicher-Midisequenz (Cubase)
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Projektdokumentationen
Berliner Fernsehturm Audio-Logo
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Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
lassen. „Fred Pad“ dient also Obertonatmosphäre nur bis Takt
3 der Streicher. Er wurde zwei Oktaven höher als die Streicher,
leise und dezent, eingesetzt, um im Zusammenklang eine
Traumatmosphäre entstehen zu lassen. „Dream Voice“ bestimmte
ab Takt drei (Schlag zwei und) den zweiten offen klingenden Teil
des Audio-Logos. Durch seinen Einsatz wird die Animation hörbar
akzentuiert. Er spielt zwei Töne auf dem Harmonieschema D und
A. D betont die Wandlung des 3D Turms in das 2D Logo und A
die Animation der Logoschrift.
Für den wichtigsten Bestandteil desAudio-Logos wurde ein weiterer
Synthesizer, der Access Virus, herangezogen. In ihm wurde
der Klang für die kurze Erkennungsmelodie, der harfenähnlich
verspielt und träumerisch klingen
sollte, gestaltet. Dieser wurde
timinggenau auf das Erscheinen
der Radiowellen im grafischen
Logo gesetzt und spielt die
Darstellung 32: Access Virus b
Klänge, die sich besonders gut
einprägen lassen. Sie wurden als Midi-Noten gesetzt und als
Audiospur eingespielt. Sie erklingen aus einer D A Quarte und
einem, eine Oktave höher folgenden D.
Durch Absprache mit dem Produzenten wurde noch eine
Frauen Adlib-Stimme (gesungene Melodie) in einer Audiospur
hinzugefügt, die zum Audio-Logo einleitet und die träumerische
1
Atmosphäre unterstützt. Sie trägt zum Wiedererkennungswert
bei und wurde auch im Kurzfilm verwendet.
Bei der Abmischung wurden die Lautstärken verfeinert,
ausgesteuert und nochmals der Klang über die Equilizer
angepasst. Ein Finalizer im Masterkanal verbreiterte den
Gesamtklang und hob die gefühlte Lautstärke an. Das in Cubase
vorliegende Ergebnis wurde als Wave-Datei in 16 Bit und 48 Khz
ausgespielt, so dass es zusammen mit dem Video zusammen
in den Schnitt importiert werden konnte. Im Schnittprogramm
angelegt konnte man eine DVD-Datei erzeugen, die mit den
anderen zum DVD-Authoring gegeben wurde.
Die DVD-Menüanimation wurde im selben Verfahren vertont.
Glockentöne aus dem Roland JV1080 wurden moduliert, das
Instrument via Midi angesteuert und dann, als das Timing
stimmte, als Audiospur aufgenommen. Dieser wurde weiter durch
einen Equalizer und Hall an die gewollte Atmosphäre angepasst.
Der Swoschsound wurde dem Samplearchive entnommen und
direkt als Wave-Datei in eine Audiospur importiert. Da es keine
Tonabfolge sondern ein Geräusch für eine grafische Aktion war,
konnte man sein Timming anpassen und ihn durch Modulation in
die gewollte Richtung bearbeiten.
Die Abmischung war wesentlich einfacher als das beim AudioLogo, da nur Klänge ohne Musik aneinander angeglichen werden
mussten. Die Glocken wurden aufsteigend ein wenig
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Projektdokumentationen
Berliner Fernsehturm Audio-Logo
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Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
lauter und der Swoschsound ruhig gehalten. Der Finalizer in der
Summe wertete die Gesamtklangfülle auf. Das Exportverfahren
für die DVD, war das gleiche wie beim Audio-Logo.
05.04 Slices: Sound-Design einer Grafikanimtion
05.03.05 Rückschlüsse – Abschließende Bewertung
Ein Cutter bekam den Auftrag für „Slices“, eine DVD Reihe von
Electronic Beats sponsored by T-Mobile, einige Beiträge zu
schneiden. Bestandteil dessen waren Grafikanimationen, die im
London Special Einleitungen zu den Artists bzw. Labels und deren
Arbeitsplatz sein sollten. So ergab es sich, dass ich beauftragt
wurde kostengünstig vier Animationen inklusive Vertonungen
mit Effektsounds (Geräuschen) zu gestalten. Da alle vier
Animationen im selben Timing ablaufen, sollte der die Tonspuren
nur geringfügig in Längen einiger Sounds variiert werden.
Ein großer Vorteil bei der Gestaltung von Audio-Logo und DVDMenü war die Konzeption und Umsetzung von Grafischem und
Auditivem aus einer Hand. Durch die Ausbildung in beiden
Bereichen konnte ich sie komplett in Absprache mit Regisseur und
Produzent realisieren. Da in den selben Räumlichleiten gearbeitet
wurde blieben Kommunikationsschwierigkeiten weitestgehend
aus. Einige Abänderungen, wie zum Beispiel Änderung des
Claims „...immer das höchste Erlebnis“ bei der Logoanimation,
mussten gemacht werden.
Der Kunde die „TV Turm Alexanderplatz Gastronomiegesellschaft
mbH“ war höchst zufrieden und verwendet das Audio-Logo zur
Bewerbung der DVD im Trailer innerhalb Fernsehturm.
Insgesamt konnte von der Idee, über das Konzept, der Umsetzung
bis zur Fertigstellung alles so gestaltet werden wie es geplant war.
Ein einheitliches Erscheinungsbild der DVD mit gezielter auditiv
gelenkter Stimmung wurde erfolgreich umgesetzt.
1
05.04.01 Ausgangssituation
Darstellung 33: Slices: London Special (Screenshots)
05.04.02 Von der Ideenfindung bis zur Idee
Bei einer Recherche der bisherigen DVDs aus der Slices Reihe
wurden einige Soundbeispiele mit denen gearbeitet wurde
entnommen. Der Corporate Sound und seine Eigenschaften
konnte man aus den Animationsvertonungen entnehmen. Ein
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Projektdokumentationen
Slices: Sound-Design einer Grafikanimation
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Style-Guide lag leider nicht vor, aber eine konkrete Ansage
des Cutters über den bisherigen Stil. Vorwiegend werden
rein elektronisch erzeugte Klänge, die in der elektronischen
Musik zum Beispiel im Elektro und Techno vorkommen
genutzt. Diese Klangcharakteristik sollte aufgegriffen und
auf bewegungsdarstellende sowie Aktionsklänge übertragen
werden.
05.04.03 Konzept
Um kostengünstig, schnell und effektiv arbeiten zu können
wurde der Plan gefasst ein einheitliches Erscheinungsbild mit
gleichem Sound für alle vier Artists bzw. Labels zu erstellen. Ein
Grundkonzept für die Abfolge, Anzahl und Tonalität der einzelnen
Geräusche wurde entworfen, was bei der Auswahl und dem
Anlegen einer Sammlung notwendig ist. Der Stil wurde dem
Intro der DVD und dem Corporate Sound/Design von electronic
beats angeglichen. Ein Ablaufplan wurde verworfen, da es ein
sehr übersichtliches Projekt war. So wurden im Cubase auf die
vorliegende Videospur Platzhalter (Marker) gesetzt, die namentlich
den Klang beschrieben. Eine Sammlung von infragekommenden
Ausgangssounds wurde angelegt.
1
05.04.04 Umsetzung
In Cubase wurde alles für die Audio-Montage vorbereitet, indem
die Audiospuren, zwei Gruppenspuren und ein Effektkanal
angelegt wurden. Alle Geräusche werden bei der Audio-Montage
in Audiospuren an die vorgesehenen Positionen angelegt,
timinggenau gesetzt und bearbeitet. Nachdem das Timing stimmte
wurde die erste Grobanpassung, in diesem Fall eine Anpassung
der Lautstärke in den verschiedenen Audiospurkanälen erstellt.
Auch die Art des Einsatzes, ob ein Geräusch langsam aufblendet,
sofort einsetzt oder stereo zum Beispiel von Links nach Rechts
faden soll, wurde bei diesem Arbeitsschritt angespaßt. Im zweiten
Schritt konnte mit Effekten, wie den in Cubase mitgelieferten
„Phaser“ und „Flanger“ VST-Plugins, die elektronisch klingende
Tonalität der Geräusche nachmoduliert werden. Ein wenig Hall
für die räumliche Wirkung wurde in der Summe, dem Masterkanal
hinzugefügt. Da die Tonspur dezent und nicht aufdringlich
gestaltet werden sollte, wurde auf einen Finalizer verzichtet und
dafür in den einzelnen Kanälen das Frequenzspektrum mit dem
Kanalequilizer angepasst. Die Summe wurde als Audiospur in 16
Bit mit 48 KHz als Wavedatei für den Schnitt exportiert und zum
Anlegen bereitgestellt.
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Projektdokumentationen
Slices: Sound-Design einer Grafikanimation
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Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
Bei der Audio-Montage wurden, insgesamt neun Geräusche
benötigt, die meisten davon sind Bewegungsklänge. Für die
animierte Londontypographie wurde ein langer Klang gekürzt und
am Ende ausgeblendet. Sein Timing und Länge sind genau auf die
Zeit der Bewegung ausgerichtet. Eine links-rechts Blende bewirkt,
dass die Bewegung der Buchstaben von links nach rechts auditiv
unterstützt wird. Da eine Stereodatei immer die Kanäle links und
rechts hat, setzt man eine links-rechts Blende, indem man den
linken Kanal ausblendet (von voller Lautstärke zum Ende leiser
werden lässt) und den rechten einblendet (von leise zu voller
Lautstärke). Dieses Geräusch wurde für jeden Buchstaben, also
sechs mal in sechs Audiospuren, angelegt und die Kanäle auf
den benannten Gruppenkanal „Flanger“, die das VST-Plugin
„Flanger“ als Effekt beinhaltet, geleitet. Darauf folgen zwei weitere
Bewegungsgeräusche, der Erste tief der Zweite etwas höher.
Beide werden leicht eingeblendet, da die Bewegungen im Bild auch
nicht ruckartig sind. Sie wurden ebenfalls auf die Flanger-Gruppe
geleitet. Folgend wurde zum Ausblenden des Logos ein längeres
Geräusch gewählt. Dieses hat in seinem Kanal ein spezielle
Anpassung durch einen eigenen Flanger-Effekt bekommen, da
bei ihm die Einstellung in dem Gruppenkanal „Flanger“ nicht
gut klang. Er wird somit in die Gruppe „roh“ geleitet, die keinen
Effekt beinhaltet. Für die Kamerafahrt über den Londoner UBahnplan wurden zwei Geräusche benutzt. Ein kurzes lautes
für die schnelle und ein etwas ruhigeres für die langsamere
abbremsende Bewegung. Beide Mixerkanäle werden auf den
1
Gruppenkanal „Flanger“ geleitet. Bei dem zweiten längerem,
war wichtig ihn so anzupassen, dass er ungefähr so ausblendet,
wie die Bremsbewegung der Kamera. Mit einem kurzen leisen
Windgeräusch verschwindet die Landkarte. Das elektrisierende
Geräusch, dass den Schrifteffekt des Artists untermalt, ist ebenso
in die „Flanger-Gruppe“ geleitet worden. In das elektrisierende
Geräusch wurde eine rückwärtsabgespielte Echoglocke
langsam eingeblendet. Es hat keine bestimmte Aufgabe in
der Aktionsvertonung, sondern ist eine kleine Verzierung,
die den Artist als Höhepunkt leicht akzentuiert und das Ende
implizieren soll. Für den Wegflug der Kamera vom Bild wurde
ein kurzes Zischgeräusch gesetzt, das die Animation abschließt.
Darstellung 34: London Special: Cubase Arrangement
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Projektdokumentationen
Slices: Sound-Design einer Grafikanimation
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Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
05.04.05 Rückschlüsse – Abschließende Bewertung
Dieses Projekt konnte an zwei Tagen realisiert werden und
wurde in einer Auflage von 50.000 Stück Mitte September
deutschlandweit in renommierte Plattenläden versandt. Die
Vorbereitungen in Cubase, das Anlegen einer Sammlung von
Geräuschen und den Arbeitsweg der Audiomontage zu wählen,
stellte sich als erfolgreich zum schnellen und effektiven arbeiten
heraus. Den Corporate Sound zu erreichen wurde durch die
Soundbearbeitung gewährleistet und vom Auftraggeber hoch
gelobt.
06 Fazit
Die Techniken der Filmvertonung mittels Underscoring, MoodTechnique und Motivtechnik über Aufnahme von Themen,
Motiven und Melodien mit klassischen Instrumenten, geben eine
Grundlage vor, müssen aber in der heutigen Zeit, aufgrund von
modernen Filmen und neumoderner Ästhetik, sowie Zeitdruck,
vom Projekt abhängig gemacht werden. Das bedeutet nicht, dass
diese Techniken zu verwerfen sind, es muss nur überprüft werden,
ob oder wie man sie einsetzt. Bedingt wird diese Überlegung
durch die Entwicklung der Musik und Trends im Laufe der Jahre.
Wichtig ist zu beachten, dass sich Genres bei ihrer Bildung immer
mit zeitgenössischer Technik und Musik auseinandersetzen und
1
bei neuen Filmen, die dies Genre aufgreifen, wiederum der
aktuellen bedienen. Natürlich wird bei einem neuen Star Wars
Film weiterhin mit einem renommierten Komponisten nach
alten Strategien gearbeitet, da man in einem solchen Film die
bestimmte Untermalung und Vertonung erwartet, aber auch
hier gibt es Abwandlungen. Die Technik des Underscoring
beispielsweise wird in denn heutigen Medien oft umgestaltet. Man
versucht nur bedingt mit klassischen Instrumenten ein Geräusch
nachzuahmen und es direkt auf eine Aktion im Film anzupassen.
Ähnlich ist es bei der Motivtechnik. Sie wird in heutigen Filmen
eher selten angewandt. So wird in einem heutigen Film für die
wichtigen Rollen selten eine Melodie entworfen, sondern eher
einer Grundatmosphäre, eine bestimmte Klangcharakteristik
zur Erstellung einer Atmosphäre, genutzt oder Pop-Codes
in Richtung der Mood-Technique verwendet. Die Funktion
der Mood-technique ist somit noch immer sehr verbreitet, da
mit Archivmusik, Pop-Codes und Atmosphären in fast jedem
Medium versucht wird, eine bestimmte Stimmung zu erreichen.
Vom Film abgesehen ist bei Animationen, Videowerbung und
Trailern oft nicht die Zeit, um solche Mittel anzuwenden. Die durch
den Einsatz von Archivmusik und Atmosphären abgewandelte
Mood-Techinque vermittelt am schnellsten eine Stimmung und
Emotionen. Einschlägige Effekte akzentuieren und verstärken
die Wahrnehmung von Handlung und Schnitt. Dies könnte man
als die Weiterentwicklung des Underscorings sehen.
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Strukturelle und wahrnehmungspsychologische Funktionen der
Filmmusik und Vertonung sind gleich geblieben. So ist Musik im
Film und in neuen Medien, in denen eine Stimme vorliegt, nach
wie vor immer funktional und ordnet sich den filmischen Vorgaben
und Absichten in einer festgelegten Zeit unter. Sie erleichtert
durch syntaktische Funktionen das strukturelle Verstehen,
stellt Beziehungen zwischen filmischen Sequenzen her, grenzt
Handlungsstränge ab und verdeutlicht Einstellungswechsel
und Schnitte. In ihrer expressiven Funktion verstärkt sie die
Wahrnehmung durch affektive Erregung, Expression von
Gefühlen und Intensivierung des Situationserlebnisses. Sie
wird auch zur Unterstützung der Dramaturgie durch Personen
Charakterisierung, Spannungserzeugung, Stellvertreterfunktion,
Wahrnehmung einer handelnden Person und Kommentierung
(Eingriff in die gegenwärtige Handlung, Vorrausdeuten zukünftigen
Handlungsgeschehens, Ankündigung von Geschehnissen,
Verweis auf Zurückliegendes) angewandt.
Die Arbeitsweise und der damit verbundene Arbeitsprozess
wurde über die Zeit vereinfacht, optimiert und lässt einen
vielfältigen, kreativen Umgang mit Ton und Technik zu. Dies bietet
neue Wege für die Gestaltung in den einzelnen Arbeitsbereichen,
jedoch ist der grundlegende Vorgang, synchron zum Bild in der
vorgegebenen Zeit zu vertonen, geblieben. Vereinfacht dargestellt
werden Stimmen nachsynchronisiert oder neu aufgenommen,
Geräusche hinzugefügt, Musik angelegt oder komponiert und eine
1
Endmischung der verschiedenen Schichten erstellt. Was früher
Fachmänner und umständliche Technik benötigte, kann heute
bei kleinen Produktionen ein einzelner Sound-Designer leisten
und das ohne auf ein teures Tonstudio oder einen Komponisten
angewiesen zu sein. Der Fortschritt von Computern, Hardware
und Software lässt einen schnellen und unkomplizierten Umgang
zu. Vielfältige Möglichkeiten durch Midinoten, Softwaresampler,
-instrumente und -effekte wurden geschaffen. Selbstangelegte
Soundarchive und die Baukastenkomposition sind Beispiele
des einfachen Arbeitens, sowie die Möglichkeit mittels Software
eigene Synthesizer oder Effekte zu programmieren und so einen
einzigartigen Klang zu erreichen.
Durch eine Vielzahl von Entwicklungen im Softwarebereich
braucht man heute kaum noch Equipment und erspart sich einige
Arbeitsschritte. Schnittstellen zwischen Programmen lassen eine
Vielzahl von Kombinationen und Verknüpfungen zu. Durch eine
Überschwemmung des Marktes mit Musikprogrammen wurden
professionelle aber günstige Alternativen zu teueren Lösungen
geschaffen. Und benötigte Hardware wie Soundkarten und
Controller wie Keyboards sind erschwinglich geworden.
Die entstandenen Möglichkeiten von Aufnahmetechnik und
Klangdesigns sind nicht mit den althergebrachten zu vergleichen.
Was früher sehr teuer und umständlich zu bedienen war, wurde
vereinfacht und mit vielfältigeren Möglichkeiten ausgebaut. Zum
Film synchron zu arbeiten und qualitativen Klang zu
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Fazit
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Björn Otto _ 40082211
Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
erreichen, ist heute selbstverständlich. Mit dem nötigen Wissen
lässt sich so leicht gute und zur Stimmung passende Musik
produzieren.
Neue Wege in der Vertonung und im Sound-Design zu beschreiten
ist für kommerzielle Projekte schwierig. Die Hörgewohnheiten
des Zuschauers sind zu sehr an erlernte und verinnerlichte
Muster gewöhnt. Ein Ausbrechen aus diesen würde ihn verwirren
und wahrscheinlich die Vertonung als schlecht bewerten lassen.
In Kunstfilmen oder neuen Genres hat man die Möglichkeit den
Rezipienten an etwas Neues zu gewöhnen und somit eine neue
Art des Sound-Designs zu etablieren. Was eine Möglichkeit
bietet eigene Visionen zu verwirklichen.
In Bezug auf die Umsetzung könnte es sich ergeben, dass zum
Vertonen genrespezifische Bibliotheken und Soundarchive
angeboten werden. Heute kann man schon Sample-CD erstehen,
die zum Produzieren von bestimmten Musikrichtungen erstellt
wurden. Auf Ihnen sind Drumloops, Instrumente, Geräusche und
Atmosphären, die in der speziellen Musikrichtung verwendet
werden. Geräuscharchive zur Vertonung von Film existieren
bereits. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass eine spezielle
Zusammenstellung von Instrumenten, Geräuschen und Loops,
also alles was man von einem Genre bereits kennt und für die
Vertonung benötigt, angeboten wird.
Darüber hinaus werden wahrscheinlich Bücher mit Anleitungen
und Beispielen von Harmonien, evtl. sogar Midisequenzen und
1
Archivmusik, für die genrespezifische Vertonung geschrieben
werden.
Musikprogramme beinhalten immer mehr Softwareinstrumente
und spielbare Sounds. Diese könnten erweitert und auch auf
die Vertonung von Genres optimiert werden. So könnten
Bibliotheken von Sounds für die einzelnen Genres entstehen.
Vorstellbar sind auch Presets, die beim Öffnen des Programms
schon einen Songstruktur mit Noten, Harmonien und Beats
vorgeben. Bei ihnen würden nur die Klänge ausgewechselt
oder bearbeitet und Geräusche aus einem mitgelieferten Archiv
eingesetzt werden.
Durch Softwareoptimierung für Filmvertonung könnten
Hilfestellungen und Automatismen eingebaut werden, die den
Film analysieren. So würden Schnitte, Schnittgeschwindigkeit
und Farbstimmung analysiert werden und die Ergebnisse durch
das Programm mit auszufüllenden Angaben, über Genre des
Films und gewollte Stimmung bzw. Musikrichtung, verknüpft
werden. Mit dem Resultat könnte ein Computer sowohl textliche
Vorschläge als auch fertige Soundarrangements als Vorlage für
die Vertonung hervorbringen. Allein das Anzeigen von Schnitten
und Szenenwechseln mit Markern in einem Schnittprogramm
wäre eine Hilfe zur Übersicht bei der Vertonung. Ein Programm zur
Gestaltung eines Ablaufplans, das sich in den Musikprogrammen
öffnen ließe und gleich beschriftete Platzhalter anlegt, würde den
Arbeitsprozess beschleunigen und die Übersicht unterstützen.
Neue Controller zum Arbeiten an Vertonungen
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Björn Otto _ 40082211
Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
wären denkbar, was die Sensorentechnik aufgreift. Ein Helm
mit Sensoren könnte die Gehirnströme oder Augenreaktionen
eines Sound-Designers aufgreifen und in Klänge umsetzten. Ein
Controller mit zwei Handschuhen könnte Maus und Tastatur für
das Arbeiten am Computer ersetzten.
Eine andere Überlegung ist Programme so auszubauen, dass
ein „Allround-Programm“ entsteht. Dieses würde den Schnitt
des Videos, die Animationserstellung, das Compositing, die
Aufnahme und professionelle Bearbeitungsmöglichkeiten sowie
Musikkomposition, Geräuschanlegung, Atmosphärenerzeugung
und Endmischung beinhalten. So würde die komplette
Postproduktion eines Videos oder Films von nur einem Programm
und einer Person nach dem Dreh fertiggestellt werden können.
Zeit, Kosten und Wege würden gespart werden.
Auf Grund neuer Medien und deren Speicherplatz könnten
in der Zukunft angepasste Tonspuren für verschiedene
Zuschauercharaktere entworfen werden. Diese würden, wie
momentan bei der Sprachauswahl einer DVD umgeschaltet
werden, zum Beispiel für einen Familienfilm wie „findet Nemo“,
wo es eine Tonspur für die Familie, aber auch eine nur für Kinder
und nur für Erwachsene geben könnte. Ähnlich könnte ein ganzer
Film nach FSK-Richtlinien unterschiedliche Szenen zeigen (mit
oder ohne Gewaltszenen, je nach Kameraeinstellungen und mit
mehr oder weniger aufreibende Tonspurgestaltung).
Eine andere abstrakte Möglichkeit wäre zum Beispiel
1
eine grundsätzliche Umgestaltung der Vertonung mittels
Sensorentechnik, die Gefühle der Darsteller aufzeichnet und so
eine bestimmte Klangcharakteristik aufzeigt. Eventuell könnte
dadurch sofort eine klanglich passende Atmosphäre erzeugt
werden und schon beim Dreh eines Film mitaufgenommen
werden. Andere Sensoren könnten Bewegungen aufzeichnen
und so Töne für sie erzeugen. Dies könnte auch mit den
selben Sensoren von einem Sound-Designer nachgespielt bzw.
nachvertont werden.
Interessant wäre auch eine Bildanalyse, die nach Farbigkeit,
Schnittgeschwindigkeit und Vorgaben von Genre eine
Soundcollage aus Atmosphärentönen und Klängen gestaltet.
Sie würde zum Beispiel Farben nach vorgegebenen Strukturen
in Beziehung zu Tonalitäten setzten und so eine spezifische
Klangfarbe erzeugen.
Eine ganz andere Filmgestaltung wäre ein grafischer Film,
der nach vorgegebener oder live produzierter Musik einen
grafischen Film entstehen lässt. Nach einer Ästhetik von in
Clubs zur Musik eingespielten „Visuals“, könnten vom Computer,
nach programmierten Algorithmen, passende Grafiken aus einer
Bibliothek entnommen werden und basierend auf der Musik
animiert werden.
Ein Wiederaufgriff der Stummfilmästhetik könnte nach den
neuen Möglichkeiten ohne Sprache die komplette Handlung
untermalen, gestalten und erklären.
Allerdings müssten diese Ansätze erst als Kunstfilm
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Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
etabliert werden und könnten nach einer Gewöhnungszeit
eventuell zu einem Genre werden, da ein Durchschnittshörer
einen Vertonung nach den ihm bekannten Mustern erwartet und
sie sonst als komisch oder sogar falsch bewertet.
gestaltete Tonspur für jeden Film mit einem wohlüberlegten
Konzept ist unabdingbar.
Nach der Bewertung alter und aktueller Techniken und Strategien
des Sound-Designs sowie Ausblicken und künstlerischen
Ansätzen zur Film- und Tongestaltung fasse ich kurz zusammen,
um dann die Diplomarbeit mit meiner persönlichen Meinung
abschließen.
Im Laufe der Zeit hat sich die Technik stark verbessert und das
Arbeiten an der Vertonung vereinfacht, sowie neue kreative
Möglichkeiten geschaffen. Strukturelle und wahrnehmungspsychologische Funktionen haben sich bei jedem Menschen
etabliert und sind für kommerzielle, genrespezifische Filme nur
leicht veränderbar anzuwenden. Techniken des Underscorings,
der Mood-Technique und Motivtechnik sind für jedes Projekt zu
überprüfen. Vorgestellte Visionen und Ansätze müssen dem
Rezipienten überlegt nahegebracht werden. Einige technische
Funktionen der Softwareverbesserungen wären wünschenswert.
Das Verlassen auf computergenerierten Klang betrachte ich mit
Vorsicht. Man kann sich den Hilfsmitteln bedienen, sollte allerdings
überprüfen, ob diese zu einem gewünschten Ergebnis führen.
Ein Produzieren von Musik nur nach dem Baukastenprinzip und
Arbeiten nach denselben Vorlagen würde immer zu ähnlichen
Produktionen führen und wäre uninteressant. Eine individuell
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Björn Otto _ 40082211
Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
Fußnoten
2000, S.23
Josef Kloppenburg, Mu sik multimedial – Filmmusik, Videoclip, Fernsehen,
2000, S.23
27
W. Abegg, Programmusik im Unterricht, Regensburg 1989, S.61.
28
Josef Kloppenburg, Musik multimedial – Filmmusik, Videoclip, Fernsehen,
2000, S.43
29
Josef Kloppenburg, Musik multimedial – Filmmusik, Videoclip, Fernsehen,
2000, S.44
30
Josef Kloppenburg, Musik multimedial – Filmmusik, Videoclip, Fernsehen,
2000, S.49
31
Josef Kloppenburg, Musik multimedial – Filmmusik, Videoclip, Fernsehen,
2000, S.51; vgl. Z. Lissa, Ästehtik der Filmmusik, Berlin 1965, S. 115ff.
32
Josef Kloppenburg, Musik multimedial – Filmmusik, Videoclip, Fernsehen,
2000, S.52; vgl. N.J. Schneider, Handbuch Filmmusik, 1986, S.90f
33
Josef Kloppenburg, Musik multimedial – Filmmusik, Videoclip, Fernsehen,
2000, S.52; vgl. H. de la Motte-Haber/H. Emons, Filmmusik, S.191-201
34
Josef Kloppenburg, Musik multimedial – Filmmusik, Videoclip, Fernsehen,
S.55
35
Josef Kloppenburg, Musik multimedial – Filmmusik, Videoclip, Fernsehen,
2000, S.55 vgl. K. Hickethier, Film- und Fernsehanalyse, Stuttgart und
Weimar 1996, S. 199
36
Josef Kloppenburg, Musik multimedial – Filmmusik, Videoclip, Fernsehen,
2000, S.228
37
Josef Kloppenburg, Musik multimedial – Filmmusik, Videoclip, Fernsehen,
2000, S.228
38
Hannes Raffaseder, Audiodesign, 2002, S. 21
39
audio-branding.de, Rainer Hirt, (Erstellungsdatum: k.a.), Titel: corporate
sound, http://audio-branding.de/d-html/cs.html (16.09.2005)
40
audio-branding.de, Rainer Hirt, (Erstellungsdatum: k.a.), Titel: brand voice,
http://audio-branding.de/d-html/bv.html (17.09.2005)
41
Josef Kloppenburg, Musik multimedial – Filmmusik, Videoclip,
2000, Fernsehen, S.317
42
Josef Kloppenburg, Musik multimedial – Filmmusik, Videoclip, Fernsehen,
2000, S.302
43
Josef Kloppenburg, Musik multimedial – Filmmusik, Videoclip, Fernsehen,
2000, S.302
44
Josef Kloppenburg, Musik multimedial – Filmmusik, Videoclip, Fernsehen,
2000, S.302
26
1
Josef Kloppenburg, Musik multimedial – Filmmusik, Videoclip, Fernsehen,
2000, S.269-270
2
Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, Autor: k.a., (29.08.2005). Tongestaltung.
<http://de.wikipedia.org/wiki/Sounddesign> (10.09.2005)
3
Film-Sound-Design, Prof. Lensing / FH-Dortmund, (2000). SOUND DESIGN. <http://www.film-sound-design.de/sound.htm> (12.09.2005)
4
Film-Sound-Design, Prof. Lensing / FH-Dortmund, (2000). SOUND DESIGN. <http://www.film-sound-design.de/sound.htm> (12.09.2005)
5
Film-Sound-Design, Prof. Lensing / FH-Dortmund, (2000). SOUND DESIGN. <http://www.film-sound-design.de/sound.htm> (12.09.2005)
6
Film-Sound-Design, Prof. Lensing / FH-Dortmund, (2000). SOUND DESIGN. <http://www.film-sound-design.de/sound.htm> (12.09.2005)
7
Film-Sound-Design, Prof. Lensing / FH-Dortmund, (2000). KLANGDESIGN.
<http://www.film-sound-design.de/KlangDes.htm> (12.09.2005)
8
Film-Sound-Design, Prof. Lensing / FH-Dortmund, (2000).
SOUNDSCAPES.
<http://www.film-sound-design.de/Soundscapes.htm> (12.09.2005)
9
Wahrnehmungspsychologie, E Bruce Goldstein, 2002, S. 388
10
Hannes Raffaseder, Audiodesign, 2002, S. 89
11
Hannes Raffaseder, Audiodesign, 2002, S. 99
12
Hannes Raffaseder, Audiodesign, 2002, S. 100
13
Hannes Raffaseder, Audiodesign, 2002, S. 89
14
Hannes Raffaseder, Audiodesign, 2002, S. 104
15
Hannes Raffaseder, Audiodesign, 2002, S. 105
16
Hannes Raffaseder, Audiodesign, 2002, S. 25
17
Wahrnehmungspsychologie, E Bruce Goldstein, 2002, S. 441
18
Hannes Raffaseder, Audiodesign, 2002, S. 29
19
Hannes Raffaseder, Audiodesign, 2002, S. 265
20
Hannes Raffaseder, Audiodesign, 2002, S. 266
21
Hannes Raffaseder, Audiodesign, 2002, S. 266
22
Hannes Raffaseder, Audiodesign, 2002, S. 267
23
Hannes Raffaseder, Audiodesign, 2002, S. 268
24
Josef Kloppenburg, Musik multimedial – Filmmusik, Videoclip, Fernsehen,
2000, S.269-270
25
Josef Kloppenburg, Musik multimedial – Filmmusik, Videoclip, Fernsehen,
55
Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
Björn Otto _ 40082211
45
Josef Kloppenburg, Musik multimedial – Filmmusik,
Videoclip, Fernsehen, 2000, S.304
46
Josef Kloppenburg, Musik multimedial – Filmmusik, Videoclip, Fernsehen,
2000, S.305
56
Björn Otto _ 40082211
Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
Darstellungsverzeichnis
Darstellung 01:
Darstellung 02:
Darstellung 03:
Darstellung 04:
Darstellung 05:
Darstellung 06:
Darstellung 07:
Darstellung 08:
Darstellung 09:
Darstellung 10:
Darstellung 11:
Darstellung 12:
Darstellung 13:
Darstellung 14:
Darstellung 15:
Darstellung 16:
Darstellung 17:
Darstellung 18:
Darstellung 19:
Darstellung 20:
Darstellung 21:
Darstellung 22:
Edison Kinetoscope
Phonograph
Das Lichttonverfahren
Dolbysystem im modernen Kino
Foleytaking
Die Endmischung
Sinusschwingung einer Schallwelle
Komplexe Schwingungen
Die Hörfläche
Aufbau des Ohrs
Das Cortische Organ
Verbindung von Haarzellen und
Nervenfasern (schematische Darstellung)
Nervenbahnen des auditiven Systems
Informationsgehalt eines Schallsignals
Assoziative Verküpfung unterschiedlicher
Sinnesreize
Kommunikationsmodell nach Shannon
Grundtypen der formalen Gestaltung
Soundsammlungsordner
Steinberg Cubase-Übersicht
Das Cubase Midi-Fenster
Der Cubase Mixer
Steinberg Wavelab
Darstellung 23:
Darstellung 24:
Darstellung 25:
Darstellung 26:
Darstellung 27:
Darstellung 28:
Darstellung 29:
Darstellung 30:
Darstellung 31:
Darstellung 32:
Darstellung 33:
Darstellung 34:
Saburou Screenshot
Geräuschübersichtsplan Saburou
Ablaufplan Saburou
Cubase Navigation
Roland JV1080 Synthesizer
Saburou Endmischung
Berliner Fernsehturm Audio Logo und
DVD-Menü (Screenshots)
JV 1080 Streicher-Midisequenz (Cubase)
Cubase Halion
Access Virus b
Slices: London Special (Screenshots)
London Special: Cubase Arrangement
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Björn Otto _ 40082211
Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
Literaturverzeichnis
Musik multimedial: Filmmusik, Videoclip, Fernsehen (Handbuch
der Musik im 20. Jahrhundert ; 11): Josef Kloppenburg (Hg.):
Laaber : Laaber-Verl., 2000.
Wahrnehmungspsychologie: E. Bruce Goldstein. Aus dem
Amerikan. übers. von Gabriele Herbst und Manfred Ritter. - 2.
dt. Aufl. / hrsg. von Manfred Ritter. - Heidelberg [u.a.]: Spektrum,
Akad. Verl., 2002.
Internet:
Film-Sound-Design, Prof. Lensing/FH-Dortmund, <http://www.
film-sound-design.de>
audio-branding.de, Rainer Hirt, <http://audio-branding.de>
Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, Autor: k.a., <http://
de.wikipedia.org>
Audiodesign: mit 32 Tabellen und einer CD-ROM: Hannes
Raffaseder. - 1.Aufl. - München [u.a.]: Fachbuchverl. Leipzig im
Carl-Hanser-Verl., 2002.
Programmusik im Unterricht: Werner Abegg. - Regensburg :
Bosse, 1989.
Film- und Fernsehanalyse: Knut Hickethier. - 3., überarb. Aufl.
- Stuttgart [u.a.] : Metzler, 2001.
Grundlagen der Wirkung von Filmmusik: Claudia Bullerjahn. Augsburg : Wißner, 2001.
Sound design: die virtuelle Klangwelt des Films: Barbara
Flückiger. - 2. Aufl. - Marburg : Schüren, 2002.
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Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
Björn Otto _ 40082211
Eidesstattliche Erklärung
Hiermit erkläre ich an Eides statt, dass ich die vorliegende Arbeit
selbständig und ohne unerlaubte Hilfe angefertigt habe, andere
als die angegebenen Quellen nicht benutzt und die den benutzten
Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommene Stellen als solche
kenntlich gemacht habe.
Berlin, den 16.Oktober 2005
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Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
Björn Otto _ 40082211
Projekt-DVD
Auf der Projekt DVD befinden sich alle drei Projekte. Sie sind
wahlweise ohne und mit Ton anwählbar. Hintergrund dafür ist,
die Beeinflussung der Wahrnehmung und Stimmungsgestaltung
aufzuzeigen und somit die Bedeutung von Sound-design zu
veranschaulichen.
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Diplomarbeit | Der Einsatz von Sound-Design in visuellen Medien
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