Zentralabitur 2008 Physik Aufgabe I gA Schülermaterial Bearbeitungszeit: 220 min Thema: Schaltvorgänge Im Mittelpunkt der ersten beiden Aufgaben stehen Ein- bzw. Ausschaltvorgänge bei Spule und Kondensator. In der Aufgabe 3 wird die Erzeugung von sichtbarem Licht unter Verwendung von Leuchtschirmen thematisiert und auf atomare Vorgänge im Zusammenhang mit einem Farbstoffmolekül ausgeweitet. Aufgabenstellung Aufgabe 1 Abb.1 zeigt den Schaltplan von Experiment 1. S ist ein periodischer Schalter, mit dem die an die Parallelschaltung angelegte Gleichspannung U0 periodisch ein- bzw. ausgeschaltet wird („Rechteckspannung“ in Abb. 2). Parallel zur Spule ist eine Gleichrichterdiode geschaltet. Sie ist für den Einschaltvorgang in Sperrrichtung und für den Ausschaltvorgang in Durchlassrichtung gepolt. Aufgrund ihrer Abmessungen kann die mit Luft gefüllte Spule als lange Spule betrachtet werden. 1.1 Mithilfe eines Oszilloskops werden der zeitliche Verlauf der an die Parallelschaltung angelegten Spannung U und der zeitliche Verlauf der Teilspannung UR am Widerstand R aufgezeichnet. Das Ergebnis der Messung ist im Oszillogramm von Abb. 2 dargestellt. Bestimmen Sie anhand von Abb. 2 die Größe U0 und die Zeit t, in der der Schalter jeweils geschlossen ist. Erläutern Sie, warum man bei diesem Experiment aus dem Verlauf von UR Aussagen über die Stromstärke I in der Spule beim Ein- und Ausschaltvorgang gewinnen kann. 1.2 Beschreiben Sie den Verlauf der Spannung UR im Vergleich zur „Rechteckspannung“ in Abb. 2. Deuten Sie den Verlauf von UR qualitativ. 1.3 Tabelle 1 enthält Werte für UR in Abhängigkeit von der Zeit t nach Öffnen des Schalters S. Stellen Sie die Messwerte aus Tabelle 1 graphisch dar. Bestimmen Sie aus dem Graphen einen Wert für die Halbwertszeit tH. 1.4 Berechnen Sie die Induktivität L der Spule aus den Spulendaten. RG ⋅ tH . ln 2 Dabei bezeichnet RG den gesamten ohmschen Widerstand im Stromkreis der Spule. Bestätigen Sie mit den vorliegenden Daten den Zusammenhang: L = Aufgabe 2 Bei der Verwendung von Kondensatoren in Gleichstromkreisen spielt das Zeitverhalten des Auf- und Entladestroms eine wichtige Rolle. 2.1 Der Schalter S in der Schaltung nach Abb. 3 wird zunächst in Position 1, anschließend in Position 2 bewegt. Der Innenwiderstand des Stromstärkemessgerätes kann vernachlässigt werden. Erläutern Sie die Vorgänge im Stromkreis für beide Schalterpositionen. 2.2 Zeichnen Sie das zu erwartende Zeit-Stromstärke-Diagramm für Schalterposition 2. Erläutern Sie Ihr Vorgehen. Niedersächsisches Kultusministerium 1 von 4 Zentralabitur 2008 Physik Aufgabe I gA 2.3 Schülermaterial Bearbeitungszeit: 220 min Berechnen Sie die im Feld gespeicherte Energie und die Ladungsmenge des vollständig geladenen Kondensators aus Aufgabe 2.1. Bestimmen Sie die Zeitdauer t, nach der die im elektrischen Feld des Kondensators aus Aufgabe 2.2 gespeicherte Energie auf die Hälfte abgenommen hat. Aufgabe 3 Bei einem Oszilloskop mit Braun´scher Röhre wird der Auftreffpunkt des Elektronenstrahls auf einem Leuchtschirm sichtbar gemacht. Dazu wird der Schirm z. B. mit Zinksulfid beschichtet, das mit Kupfer dotiert ist. 3.1 Auf einem mit Zinksulfid beschichteten Schirm wird ein Gitterspektrum einer Quecksilberdampflampe abgebildet. Im kurzwelligen Teil des Spektrums leuchten Spektrallinien auf, die ohne Beschichtung nicht zu erkennen sind. Deuten Sie dieses Phänomen. Stellen Sie die zu Grunde liegenden Vorgänge in einem Energieniveauschema qualitativ dar. 3.2 In einer Braun´schen Röhre treffen Elektronen auf den Leuchtschirm auf. Dabei wird gelb-grünliches Licht emittiert, das Photonen der Wellenlänge λ = 550 nm enthält. Durch eine Vielzahl von Stoßprozessen in der Leuchtschicht erzeugen die Elektronen zunächst zusätzliche freie Elektronen. Vergleichen Sie die Anregung von Atomen durch Stöße mit Elektronen mit der Anregung von Atomen durch Photonen. Bestimmen Sie die Energie, die zur Erzeugung von Photonen der oben angegebenen Wellenlänge mindestens erforderlich ist. Tatsächlich besitzen die Elektronen beim Auftreffen auf dem Leuchtschirm eine kinetische Energie von E = 200 eV, die Ionisierungsenergie von Zinksulfid beträgt etwa 6 eV. Erläutern Sie, wie es unter diesen Voraussetzungen zur Emission von Photonen im oben angegebenen Wellenlängenbereich kommen kann. 3.3 Ein organisches Farbstoffmolekül enthält eine Kette aus linear angeordneten C-Atomen. Sechs Elektronen können sich entlang der Kette annähernd frei bewegen. Ein solches Molekül kann vereinfacht mit dem Modell eines linearen Potenzialtopfes beschrieben werden. Da jedes Energieniveau nur von maximal zwei Elektronen besetzt werden kann, sind im Grundzustand die ersten drei Energieniveaus voll besetzt. Diese Situation ist in Abb. 4 in Form eines Energieniveauschemas dargestellt. Zeigen Sie, dass eine Lösung dieses Farbstoffes Photonen mit der Wellenlänge λ = 198,2 nm absorbieren kann. Untersuchen Sie, ob das Auftreten von Fluoreszenz grundsätzlich möglich ist. Hinweis: Sichtbarer Wellenlängenbereich: 400 nm – 750 nm Niedersächsisches Kultusministerium 2 von 4 Zentralabitur 2008 Physik Aufgabe I gA Schülermaterial Bearbeitungszeit: 220 min Material Abb. 1: Schaltplan von Experiment 1 Spulendaten: Widerstand: Spulenwiderstand RS = 1150 Ω; Windungszahl n = 8000; Länge l = 0,48 m; Querschnittsfläche A = 46,5 cm² R = 100 Ω Abb. 2: Kanal 2(Ch2): „Rechteckspannung“ Ch2: 5 V/div, 2,5 ms/div Kanal 1(Ch1): Spannung UR Ch1: 500 mV/div, 2,5 ms/div Die angegebenen Einstellungen beziehen sich jeweils auf das durch punktierte Linien markierte Gitternetz. Die Markierungen am linken Bildrand zeigen jeweils die 0 V - Linie an. Niedersächsisches Kultusministerium 3 von 4 Zentralabitur 2008 Physik Aufgabe I gA Schülermaterial Bearbeitungszeit: 220 min Tabelle 1: Messwerte zu Aufgabe 1 t in ms 0 0,3 0,5 0,7 1,0 1,2 1,5 UR in V 1,21 0,75 0,56 0,39 0,24 0,17 0,12 Abb. 3: Schaltplan zu Aufgabe 2 Abb. 4: Schematische Darstellung der Energieniveaus Hilfsmittel • • • Eine für das Abitur 2008 zugelassene physikalische Formelsammlung Taschenrechner Mathematische Formelsammlung Niedersächsisches Kultusministerium 4 von 4