Bestimmung und Beeinflussung der Phaseneigenschaften von Spinwellen in Yttrium-Eisen-GranatWellenleiterstrukturen DIPLOMARBEIT in Experimentalphysik von Thomas Schneider durchgeführt am Fachbereich Physik der Technischen Universität Kaiserslautern unter Anleitung von Prof. Dr. B. Hillebrands Oktober 2005 . . . Geschwächt von Zeit und Schicksal, doch stark im Willen ” Zu streben, zu suchen, zu finden und nicht aufzugeben.“ Alfred Lord Tennyson Ulysses“ ” i Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 1 2 Theoretische Grundlagen 2.1 Magnetische Wechselwirkungen . . . . . . . . . . 2.1.1 Dipol-Dipol-Wechselwirkung und Streufeld 2.1.2 Austauschwechselwirkung . . . . . . . . . 2.2 Landau-Lifschitz-Gleichung . . . . . . . . . . . . 2.3 Polder-Suszeptibilitäts-Tensor . . . . . . . . . . . 2.4 Spinwellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5 Dispersionsrelation für austauschdominierte Moden 2.6 Dispersionsrelationen dipolarer Moden . . . . . . . 2.6.1 Walker-Gleichung . . . . . . . . . . . . . 2.6.2 Backward“-Volumenmoden . . . . . . . . ” 2.6.3 Oberflächenmoden . . . . . . . . . . . . . 2.6.4 Eigenschaften der Dispersionsrelationen . . 2.6.5 Modifikation der Dispersionsrelationen . . 2.7 Elektro-optischer Effekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Experimentelle Methoden 3.1 Aufbau der Probe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2 Mikrowellenmesstechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.1 Eingangsnetzwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.2 Ausgangsnetzwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3 Brillouin-Lichtstreuspektroskopie . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3.1 Brillouin-Lichtstreuprozess . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3.2 Experimenteller Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3.3 Tandem-Fabry-Pérot-Interferometer . . . . . . . . . . . . 3.4 Orts- und zeitaufgelöste Brillouin-Lichtstreuspektroskopie . . . . 3.5 Erweiterung zur phasenaufgelöste Brillouin-Lichtstreuspektroskopie ii 3 3 3 4 5 7 8 9 10 11 12 14 16 18 18 21 21 23 23 24 25 25 26 28 29 30 INHALTSVERZEICHNIS 3.6 Elektro-optischer Modulator . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . iii 32 4 Experimentelle Ergebnisse 35 4.1 Propagation von dipolaren Spinwellen durch ein inhomogenes Feld 35 4.1.1 Ursache der Phasenverschiebung . . . . . . . . . . . . . . 35 4.1.2 Versuchsaufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 4.1.3 Propagation von Backward“-Volumenmoden durch eine ” starke Inhomogenität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 4.1.4 Propagation einer Backward“-Volumenmode durch eine ” schwache Inhomogenität . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 4.1.5 Strom-induzierte Phasenverschiebung einer Damon-EshbachMode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 4.1.6 Spinwellen-Logik-Gatter . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 4.2 Tunneln von Spinwellen durch eine mechanische Lücke . . . . . . 56 4.2.1 Tunneln durch eine Lücke . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 4.2.2 Tunneln durch zwei Lücken . . . . . . . . . . . . . . . . 56 4.3 Erste Tests der phasenaufgelösten Brillouin-Lichtstreuspektroskopie 59 4.3.1 Phasenaufgelöste Brillouin-Lichtstreuspektroskopie an cwSpinwellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 4.3.2 Phasenaufgelöste Brillouin-Lichtstreuspektroskopie an Spinwellen-Pulsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 4.3.3 Phasenaufgelöste Brillouin-Lichtstreuspektroskopie mit verbessertem Kontrast . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 4.3.4 Phasenaufgelöste Brillouin-Lichtstreuspektroskopie an der Probe mit mechanischer Lücke . . . . . . . . . . . . . . . 61 5 Zusammenfassung und Ausblick 64 Literaturverzeichnis 66 Kapitel 1 Einleitung Zur Untersuchung von Spinwellen wurden seit den sechziger Jahren verschiedene Techniken eingesetzt. Erste Untersuchungen durchgeführt von Eshbach nutzten die Abstrahlung von Mikrowellen bei der Reflektion der Spinwellen an den Grenzen der verwendeten Probe [1, 2]. Weitere Möglichkeiten zur Beobachtung von Spinwellen sind die Verwendung von Mikrowellenantennen und die Brillouin-Lichtstreuspektroskopie (BLS). Während die Mikrowellentechnik nur den integralen Nachweis von Spinwellen an der Position der Antenne ermöglicht, erlaubt die Brillouin-Lichtstreuspektroskopie Untersuchungen an beliebig wählbaren Punkten der Probe. Mithilfe dieser Methoden konnte die Propagation von Spinwellen in verschiedenen Materialien untersucht werden. Dabei galt das Interesse insbesondere nichtlinearen Phänomenen, da diese bei Spinwellen deutlich einfacher als zum Beispiel bei Licht zu erzeugen sind. So konnte zum Beispiel die Ausbildung und Ausbreitung von Solitonen beobachtet werden (z.B. [3]). Sowohl die detektierte Mikrowelle, als auch das gestreute Licht enthalten die Phaseninformation der Spinwelle. Durch den Nachweis der Photonen beziehungsweise die Gleichrichtung der gemessenen Mikrowellenamplitude geht diese allerdings verloren. Um trotzdem Information über die Phase zu erhalten, kann das gemessene Signal mit einem kohärenten Referenzsignal gleicher Frequenz überlagert werden. Man erhält ein Interferenzbild, das Information über Amplitude und Phase enthält. Bei der Verwendung von Mikrowellenantennen zum Nachweis der Spinwellen konnten mit dieser Methode bereits gute Resultate erzielt werden [4]. Trotzdem wurden bisher nur wenige Untersuchungen der Phaseneigenschaften von Spinwellen veröffentlicht. In dieser Arbeit sollen daher neue Methoden zur Bestimmung und Beeinflussung der Phaseneigenschaften von Spinwellen in Yttrium-Eisen-Granat-Wellen1 KAPITEL 1. EINLEITUNG 2 leiterstrukturen vorgestellt und untersucht werden. Dabei werden nur lineare Spinwellen untersucht, um die neuen Techniken zunächst ohne den Einfluss von nichtlinearen Effekten testen zu können. Nachdem in Kapitel 2 ein kurzer Überblick über die theoretischen Grundlagen gegeben wird, werden in Kapitel 3 die verwendeten Messtechniken vorgestellt. Dabei wird auch der Aufbau der phasenaufgelösten Brillouin-Lichtstreuspektroskopie beschrieben. In Kapitel 4 werden die gewonnenen Resultate vorgestellt. Zunächst wird gezeigt, dass ein lokal geändertes magnetisches Feld zu einer kontrollierten Phasenverschiebung der Spinwelle führt. Basierend auf diesen Effekt wird ein neues Konzept zum Aufbau von magnetischer Logik vorgestellt und getestet. Aufbauend auf die Resultate zum Tunneln einer Spinwelle durch ein lokal abgesenktes Feld [5], werden anschließend orts- und zeitaufgelöste BLS-Messungen des Tunnelns durch eine mechanische Lücke präsentiert. Außerdem werden die ersten Messung, die mit der phasenaufgelösten Brillouin-Lichtstreuspektroskopie durchgeführt wurden, gezeigt. Die Arbeit schließt mit einer Zusammenfassung, in der auch einige weiterführende, geplante Projekte kurz vorgestellt werden. Kapitel 2 Theoretische Grundlagen Im Folgenden sollen die notwendigen theoretischen Grundlagen, die zum Verständnis dieser Arbeit notwendig sind, kurz dargestellt werden. Alle Rechnungen werden im Gauß-System durchgeführt. Eine Umrechnungstabelle in das SISystem findet man zum Beispiel in [6], weiterführende Darstellungen zur Spindynamik in [7, 8]. 2.1 Magnetische Wechselwirkungen 2.1.1 Dipol-Dipol-Wechselwirkung und Streufeld Die Wechselwirkungsenergie zwischen zwei Dipolen µ1 und µ2 im Abstand r beträgt [9] µ1 · µ2 (µ1 · r)(µ2 · r) . (2.1) E(µ1 , µ2 , r) = −3 r3 r5 Die Dipol-Dipol-Wechselwirkung ist langreichweitig, daher muss in einem Festkörper über alle Atome summiert werden. Betrachtet man zwei Momente µ = µB im Abstand von zwei Bohr’schen Radien a0 erhält man für die Wechselwirkungsenergie E ≈ 0,6 meV. Diese Energie entspricht einer thermischen Energie von etwa 7 K. Vergleicht man diese Temperatur mit der Curie-Temperatur typischer Ferromagnete (Fe: 1043 K, Ni: 627 K), ist offensichtlich, dass die Dipol-DipolWechselwirkung nicht die Ursache für die ferromagnetische Ordnung sein kann. Die magnetische Momente im Inneren eines Festkörpers werden in vielen Fällen (z.B. bei kubischen Kristallstruktur) kompensiert und liefern keinen Beitrag zur Dipolenergie. An der Oberfläche existieren allerdings unkompensierte Momente, die das sogenannte Streufeld oder Entmagnetisierungsfeld erzeugen. 3 KAPITEL 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN 4 Zur Berechnung dieses Streufeldes verwendet man die magnetostatischen Maxwellgleichungen [9] ∇ × HS = 0 ∇ · B = ∇ · (HS + 4πM ) = 0. (2.2) (2.3) Gleichung (2.2) erlaubt die Definition eines Potentials φ mit HS = −∇φ. Einsetzen in die Maxwellgleichung (2.3) liefert φ = 4π∇ · M = −ρM . (2.4) Dieser Ausdruck entspricht der Poisson-Gleichung mit einer magnetischen Ladungsdichte ρM = −4π∇ · M , daher können die aus der Elektrostatik bekannten Lösungen [9] übernommen werden. Für einen homogen magnetisierten Ellipsoid erhält man eine lineare Beziehung zwischen Magnetisierung M und Streufeld HS . Diese kann in der Form ↔ HS = −4πN M (2.5) ↔ geschrieben werden. N ist ein symmetrischer Tensor und heißt Entmagnetisierungstensor. Im Hauptachsensystem des Ellipsoiden kann er diagonalisiert werden. Die Diagonalelemente für einige Körper sind in Tab. 2.1 angegeben. Nxx Nyy Nzz 1 3 1 2 1 3 Zylinder ez 1 3 1 2 0 Film in (x, y)-Ebene 0 0 1 Kugel Tabelle 2.1: Diagonalelemente des Entmagnetisierungstensors für verschiedene Körper. 2.1.2 Austauschwechselwirkung Wie in Kapitel 2.1.1 gezeigt wurde, ist die Dipol-Dipol-Wechselwirkung nicht die Ursache für die ferromagnetische Ordnung. Die Ordnung lässt sich erklären, wenn man die quantenmechanischen Austauschwechselwirkung berücksichtigt. Diese wurde erstmals von Heisenberg [10] behandelt, die wesentlichen Überlegungen dazu sind im Folgenden wiedergegeben. Elektronen sind Fermionen, das heißt die Wellenfunktion eines Mehrelektronensystems muss antisymmetrisch unter Vertauschung zweier Teilchen sein KAPITEL 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN 5 (Pauli-Prinzip) [11]. Betrachtet man ein Zwei-Elektronen-System, so sind deshalb nur Kombinationen aus einer symmetrischen Spinwellenfunktion (parallele Spins) mit einer antisymmetrischen Ortswellenfunktion oder umgekehrt möglich. Diese beiden Möglichkeiten führen zu verschiedenen Aufenthaltswahrscheinlichkeiten für die Elektronen und damit zu verschiedenen Energieeigenwerten. Die Differenz zwischen diesen Energien nennt man Austauschenergie Eex . Der Hamilton-Operator für die Austauschwechselwirkung zwischen zwei Spins kann daher in der Form Ĥ = −Eex 1 1 Ŝ · Ŝ2 = −2J 2 Ŝ1 · Ŝ2 2 1 h̄ h̄ (2.6) geschrieben werden. Ŝ1 und Ŝ2 sind die Spinoperatoren. Die Kopplungskonstante J kann beide Vorzeichen annehmen. Ist sie positiv sind parallele Spins energetisch günstiger, man spricht von Ferromagnetischer Kopplung“. Im umgekehrten Fall ” stellen sich die Spins bevorzugt antiparallel, es ergibt sich Antiferromagnetische ” Kopplung“ [12]. Eine quantenmechanische Rechnung zeigt, dass J durch das Überlappintegral der Ein-Elektronen-Wellenfunktionen der beteiligten Elektronen dargestellt werden kann [13]. Da nur die Wellenfunktionen von benachbarten Atomen nennenswert überlappen ist die Austauschwechselwirkung kurzreichweitig. Für einen Festkörper mit n Spins kann der Hamilton-Operator der Austauschwechselwirkung als Näherung durch die Summation über die Zwei-Spin-Wechselwirkung zwischen allen Paaren von Spins beschrieben werden. Ist die Kopplung für alle Paare gleich, erhält man (2.7) Ŝn · Ŝn+m . Ĥ = −J m n Die Summation über m kann aufgrund der kurzen Reichweite der Austauschwechselwirkung auf die z nächsten Nachbarn beschränkt werden, so dass sich der Hamilton-Operator in der Form Ĥ = −J z δ Ŝn · Ŝn+δ . (2.8) n darstellen lässt. 2.2 Landau-Lifschitz-Gleichung Die Landau-Lifschitz-Gleichung ist die Bewegungsgleichung der Magnetisierung in einem magnetischen Feld. Sie soll im Folgenden phänomenologisch hergeleitet werden. KAPITEL 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN 6 Auf ein magnetisches Moment µ in einem Magnetfeld H wirkt ein Drehmoment T = µ × H. (2.9) Ein magnetisches Moment, das nicht parallel zum Feld ausgerichtet ist, präzediert um die Feldrichtung, bis es sich durch Dämpfungsprozesse parallel zum Feld einstellt. Das magnetische Moment µ ist mit dem Drehimpuls L durch L=− µ |γ| (2.10) verknüpft (z.B. [14, Kapitel 12]). γ ist das gyromagnetische Verhältnis. Mit Gl. (2.9) erhält man daraus T= dL 1 dµ =− = µ × H. |γ| dt dt (2.11) Der Übergang zur Magnetisierung M liefert die Landau-Lifschitz-Gleichung [15] dM = − |γ| M × Heff . dt (2.12) Heff ist dabei das effektive Feld, das auf die Magnetisierung wirkt Heff = H0 + H(t) + Hani + Hex + HS . (2.13) H0 ist das konstante äußere Feld. H(t) enthält sowohl das zeitabhängige Feld, das durch die Präzession des magnetischen Moments verursacht wird, als auch einen eventuellen zeitabhängigen Anteil des äußeren Feldes. Hani und Hex beschreiben das Anisotropie- und das Austauschfeld, HS das Streufeld (vgl. Kapitel 2.1.1). Dämpfungsprozesse können durch das Einfügen eines empirischen Zusatzterms berücksichtigt werden. Landau und Lifschitz schlugen dazu eine Erweiterung von Gl. (2.12) der Form λ |γ| dM = − |γ| M × Heff − M × (M × Heff ) |M | dt (2.14) vor [15]. λ ist ein dimensionsloser Dämpfungsparameter. Dieser Ansatz kann nur für kleine λ verwendet werden, da die Stärke der Dämpfung mit λ ohne Beschränkung steigt. Dieses Verhalten widerspricht allen Beobachtungen. Ein von Gilbert [16] vorgeschlagener alternativer Ansatz hat die Form dM dM α M× = − |γ| M × Heff − |M | dt dt (2.15) KAPITEL 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN 7 und behebt dieses Problem. Im Fall kleiner Dämpfung (α 1, λ 1) ist er äquivalent zu Gl. (2.14) [16]. Die Dämpfung steht in beiden Fällen senkrecht zur Magnetisierung und ändert daher die Länge von M nicht, wie durch Multiplikation von Gl. (2.14) und (2.15) mit M und Berücksichtigung von M 1d dM = M2 dt 2 dt gezeigt werden kann. 2.3 Polder-Suszeptibilitäts-Tensor Die Landau-Lifschitz-Gleichung (2.12) lässt sich im Fall kleiner Auslenkungen aus der Ruhelage zu einer linearen Beziehung zwischen den dynamischen Anteilen des magnetischen Feldes Heff und der Magnetisierung M umformen. Dazu wird angenommen, dass sich die dynamischen Anteile als kleine harmonische Störungen M = M0 + m(t) Heff = H0 + h(t), (2.16) 2 mit m(t) = me−iωt |m| |M0 | h(t) = he−iωt |h| |H0 | (2.17) schreiben lassen. Weiter soll gelten H0 = H0 ez M0 = MS ez . (2.18) Das entspricht einem magnetisch gesättigten Ein-Domänen-Zustand ohne Anisotropie, also zum Beispiel einem magnetisierten dünnen Film. MS ist die Sättigungsmagnetisierung. Feld und Magnetisierung sind in z-Richtung orientiert. Für kleine Auslenkungen aus dem Gleichgewicht bleiben die z-Komponenten von H0 und M0 unverändert, das heißt m und h haben nur Komponenten in x- und y-Richtung. Einsetzen von Gl. (2.16) in die Landau-Lifschitz-Gleichung ohne Dämpfung (2.12) ergibt dm(t) = −|γ| [M0 × H0 + M0 × h(t) + m(t) × H0 + m(t) × h(t)] . dt (2.19) KAPITEL 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN 8 Der erste Term in der Klammer ergibt null (da H0 M0 ); der letzte Term kann als Produkt zweier kleiner Größen vernachlässigt werden. Einsetzen von Gl. (2.17) und (2.18) liefert (2.20) iωm = |γ|ez × [MS h − H0 m] . ↔ Bringt man Gl. (2.20) in die Form m = χh, so erhält man χ −iκ 0 1 ↔ iκ χ 0 χ= 4π 0 0 0 mit χ= ωH ωM ω2H − ω2 (2.21) ω ωM ω2H − ω2 (2.22) ωH = |γ|H0 . (2.23) κ= und ωM = |γ|4πMS ↔ χ heißt Polder-Suszeptibilitäts-Tensor [8, Kapitel 2.7]. 2.4 Spinwellen Betrachtet man ein magnetisches Moment, das durch eine Störung aus der Ruhelage ausgelenkt wurde, beschreibt die Landau-Lifschitz-Gleichung (2.12) die Präzession dieses Momentes um die Richtung der Magnetisierung. Das Moment koppelt dabei durch die Dipol-Dipol- (vgl. Kapitel 2.1.1) und die Austauschwechselwirkung (vgl. Kapitel 2.1.2) an die benachbarten Momente. Die Störung breitet sich daher als Welle im Festkörper oder genauer im Spinsystem des Festkörpers aus. Man spricht von Spinwellen oder, in der Sprache der zweiten Quantisierung [17], von Magnonen. Da das magnetische Moment konstant bleiben muss, haben Spinwellen nur zwei Freiheitsgrade [18]. Bei der theoretischen Beschreibung von Spinwellen ist zu beachten, dass sich die beiden Wechselwirkungen sowohl in Stärke als auch in Reichweite deutlich unterscheiden. Daher muss abhängig von der Wellenlänge λ der betrachteten Spinwelle nur eine der Wechselwirkungen berücksichtigt werden. Ist die Wellenlänge klein, so ist die Austauschwechselwirkung zwischen benachbarten Spins groß, da diese stark gegeneinander verkippt sind. Die schwache dipolare Wechselwirkung kann daher vernachlässigt werden, man spricht von austauschdominierten Moden (vgl. Kapitel 2.5). KAPITEL 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN 9 Für große Wellenlängen ist die Verkippung zwischen benachbarten Spins sehr gering, die Austauschwechselwirkung ist schwach und kann gegenüber der dipolaren Wechselwirkung vernachlässigt werden. Man spricht daher auch von dipolaren Moden. Diese werden in Kapitel 2.6 behandelt. 2.5 Dispersionsrelation für austauschdominierte Moden Die Spinoperatoren in Gl. (2.8) können durch die Pauli-Spinmatrizen h̄ 0 1 h̄ 0 −i h̄ 1 0 x y z Ŝ = Ŝ = Ŝ = 2 1 0 2 i 0 2 0 −1 (2.24) dargestellt werden [11]. Anstelle der Operatoren Ŝx und Ŝy ist es günstiger, die Spinumklappoperatoren (2.25) Ŝ± = Ŝx ± iŜy zu verwenden. Die Spineigenzustände werden durch 1 0 |↑ = |↓ = 0 1 (2.26) dargestellt. Die Wirkung der Operatoren auf diese Zustände ist Ŝ+ |↑ = 0 Ŝ+ |↓ = |↑ Ŝ− |↑ = |↓ Ŝ− |↓ = 0 (2.27) und 1 Ŝz |↑ = |↑ 2 1 Ŝz |↓ = − |↓. 2 (2.28) Mit diesen Operatoren lässt sich der Austausch-Hamilton-Operator (2.8) als z 1 + − z z − + (2.29) Ĥ = −J Ŝn Ŝn+m + Ŝn Ŝn+m + Ŝn Ŝn+m 2 n δ darstellen. Die Summation über n berücksichtigt alle Spins, δ berücksichtigt nur die z nächsten Nachbarn. Der Grundzustand dieses Operators kann zum Beispiel durch |↑ j (2.30) |0 = j KAPITEL 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN 10 beschrieben werden. Ein Zustand, in dem nur einer der Spins umgeklappt ist, wie zum Beispiel |↓m = Ŝ− m |0, ist kein Eigenzustand von Gl. (2.29), da der Operator − + Ŝm Ŝm+δ diesen Spin an den Ort m + δ verschieben und damit einen neuen Zustand erzeugen würde. Bildet man eine Linearkombination aus allen |↓m , wie zum Beispiel 1 ik·rm e |↓m , (2.31) |k = √ N m erhält man einen Eigenzustand von Gl. (2.29) [19]. Der Zustand |k beschreibt eine Spinwelle mit Wellenvektor k. Die Energie dieses Zustandes erhält man aus Ĥ|k = E|k. Sie lässt sich schreiben als z z 1 ik·rδ + e−ik·rδ cos (k · rδ ) . e = E0 + J z − E = E0 + J z − 2 δ δ (2.32) Für nicht zu große Wellenvektoren k kann der Ausdruck entwickelt werden. Man erhält z 1 E ≈ E0 + J (k · rδ )2 . (2.33) 2 δ Mit E = h̄ω ergibt sich für die Dispersion von austauschdominierten Spinwellen ω ∼ k2 . 2.6 (2.34) Dispersionsrelationen dipolarer Moden Zur Berechnung der Dispersionsrelationen dipolarer Moden wird im wesentlichen der Ansatz von Damon und Eshbach [20,21] verwendet. Es wird allerdings darauf verzichtet, die Dispersion für beliebige Winkel zwischen der Magnetisierung M0 und dem Wellenvektor k zu berechnen. Stattdessen werden nur die experimentell realisierten Fälle M0 parallel zu k (Kapitel 2.6.2) und M0 senkrecht zu k (Kapitel 2.6.3) betrachtet (vgl. z.B. [8]). Außerdem wird hier nur die räumliche Verteilung des Feldes und die Magnetisierung betrachtet. Die Zeitabhängigkeit wurde bereits bei der Herleitung des Polder-Suszeptibilitäts-Tensor berücksichtigt (vgl. Gl. (2.16)). Ausgangspunkt für die Berechnung der Dispersionsrelationen der dipolaren Moden sind die magnetostatischen Maxwellgleichungen ohne Ströme [9] ∇×H = 0 ∇ · B = 0. (2.35) KAPITEL 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN 11 Diese sind gültig, wenn alle Änderungen quasistatisch, das heißt langsam gegenüber der Lichtgeschwindigkeit ablaufen. Dieser Fall ist bei allen hier betrachteten Systemen gegeben. Für die Beziehung zwischen B und H gilt B = H+4πM . (2.36) 2.6.1 Walker-Gleichung Setzt man Gl. (2.17) in die magnetostatischen Maxwell-Gleichungen (2.35) ein, erhält man unter Verwendung von Gl. (2.36) ∇×h = 0 ∇ · (h + 4πm) = 0. (2.37) (2.38) Gleichung (2.37) erlaubt wegen ∇ × (∇Ψ) = 0 die Definition eines skalaren Potentials Ψ, für das gilt h = −∇Ψ. (2.39) Weiter gilt ↔ m = χh, (2.40) ↔ mit dem Polder-Suszeptibilitäts-Tensor χ (2.21). Einsetzen von Gl. (2.39) und (2.40) in die Maxwellgleichung (2.38) ergibt ↔ ∇ · 1 + 4πχ · ∇Ψ = 0. (2.41) Auflösen dieses Ausdrucks liefert die sogenannte Walker-Gleichung [22] 2 ∂ Ψ ∂2 Ψ ∂2 Ψ (1 + χ) + + = 0, (2.42) ∂x2 ∂y2 ∂z2 mit χ= ωH ωM , ω2H − ω2 die der Ortsanteil des Potentials Ψ erfüllen muss. Für χ = −1 liefert die Walker-Gleichung (2.42) Lösungen, die propagierende Spinwellen beschreiben. Diese Lösungen werden in den folgenden Kapiteln behandelt. Ist χ = −1 wird die Walker-Gleichung (2.42) durch ein beliebiges, von z unabhängiges Potential Ψ(x, y) gelöst. Man erhält ω2 = ωH (ωH + ωM ). (2.43) KAPITEL 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN 12 Dieser Ausdruck entspricht der sogenannten Herring-Kittel Formel für dünne Filme [23, 24] und beschreibt die ferromagnetische Resonanzabsorption, das heißt eine homogene Anregung des gesamten Spinsystems. Eine quantenmechanische Herleitung von Gl. (2.43) findet man in [25]. 2.6.2 Backward“-Volumenmoden ” Mit Hilfe der Walker-Gleichung (2.42) soll nun die Dispersionsrelation einer dipolaren Spinwelle in einem unendlich ausgedehnten, tangential magnetisierten Film der Dicke d in der y-z-Ebene berechnet werden. In diesem Fall existiert kein statisches Streufeld HS , und das statische Feld im Inneren des Films entspricht dem äußeren Feld H0 = H0 ez . Zunächst soll dabei die Propagation parallel zur Magnetisierung betrachtet werden (vgl. Abb. 2.1). H0 mx ex + my ey MS ez y z x − d2 0 d 2 2 k 1 3 Abbildung 2.1: Koordinatensystem für die Berechnung der Dispersionsrelation für Backward“-Volumenmoden. Die Magnetisierung M0 und das Feld H0 sind in der Film” ebene in z-Richtung orientiert. Die Welle propagiert ebenfalls in z-Richtung. Innerhalb des Films (−d/2 ≤ x ≤ d/2, Gebiet 1 in Abb. 2.1) gilt die WalkerGleichung (2.42), außerhalb (x < −d/2, x > d/2, Gebiete 2 und 3 in Abb. 2.1) gilt die Laplace-Gleichung Ψ2,3 = 0, da dort keine Magnetisierung vorhanden ist. Als Ansatz für das Potential Ψ wird eine ebene Welle in z-Richtung ohne yAbhängigkeit (2.44) Ψ(x, z) = X(x)eikz KAPITEL 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN 13 gewählt. Einsetzen in die Walker- bzw. Laplace-Gleichung liefert X1 (x) = A1 cos (qx) + B1 sin (qx) |x| < d 2 X2 (x) = A2 ekx + B2 e−kx x<− X3 (x) = B3 e−kx + A3 ekx x> d 2 (2.45) d 2 (2.46) mit k q= . −(1 + χ) (2.47) Die jeweils zweiten Terme in Gl. (2.46) sind physikalisch nicht sinnvoll, da sie nach außen exponentiell ansteigen und werden daher nicht weiter verwendet. Anhand von Gl. (2.47) sieht man, dass propagierende Spinwellen in dieser Geometrie für 1 + χ < 0, das heißt im Frequenzbereich (2.48) ωH < ω < ωH (ωH + ωM ) existieren. An den Rändern des Films müssen die Tangentialkomponente von h und die ↔ Normalkomponente von b = h + 4πm = h(1 + 4πχ) stetig sein, das heißt es gelten die Randbedingungen d d hy,z,1 x = − = hy,z,2 x = − 2 2 d d = hy,z,3 x = (2.49) hy,z,1 x = 2 2 d d = bx,2 x = − bx,1 x = − 2 2 d d bx,1 x = = bx,3 x = . (2.50) 2 2 Aus Gl. (2.49) folgt d d X1 x = − = X2 x = − 2 2 d d = X3 x = . X1 x = 2 2 (2.51) KAPITEL 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN 14 Gleichung (2.50) liefert ∂X1 ∂X2 −(1 + χ) =− ∂x x=− d ∂x x=− d 2 2 ∂X1 ∂X3 −(1 + χ) =− . ∂x x= d ∂x x= d 2 (2.52) 2 Einsetzen von Gl. (2.46) und (2.45) in Gl. (2.51) und (2.52) liefert das Gleichungssystem dk dq dq A1 cos − B1 sin = A 2 e− 2 2 2 dk dq dq + B1 sin = B 3 e− 2 A1 cos 2 2 dk dq dq + B1 q cos = A2 ke− 2 A1 q sin 2 2 dk dq dq A1 q sin (2.53) − B1 q cos = B3 ke− 2 . 2 2 Die Lösung dieses Systems liefert die Dispersionsrelation 2 −(1 + χ) arctan −(1 + χ) (2.54) k= d mit ωH ωM χ= 2 ωH − ω2 für Spinwellen, die parallel zum anliegenden Feld propagieren [21]. Abbildung 2.3 zeigt, dass ω(k) streng monoton fallend ist. Daraus ergibt sich, dass die Gruppengeschwindigkeit vg = ∂ω/∂k negativ ist. Gruppengeschwindigkeit vg und Wellenvektor k sind also antiparallel. Daher spricht man auch von Backward“” Volumenmoden (Backward Volume Magnetostatic Spin Waves, BVMSW). Eine Erklärung dieses Verhaltens wird in Kapitel 2.6.4 gegeben. Eine von Kalinikos und Slavin hergeleiteten Näherung kann im Gegensatz zu Gl. (2.54) nach ω aufgelöst werden und liefert gute Resultate für kd 1 [26]. Man erhält 1 − e−kd 2 . (2.55) ω = ωH ωH + ωM kd 2.6.3 Oberflächenmoden Die Berechnung der Dispersionsrelation bei Propagation senkrecht zur Magnetisierung (d. h. in y-Richtung, vgl. Abb. 2.2), erfolgt analog zu Kapitel 2.6.2. KAPITEL 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN 15 H0 y z x − d2 0 d 2 2 k 1 3 Abbildung 2.2: Koordinatensystem für die Berechnung der Dispersionsrelation für Oberflächenmoden. Die Magnetisierung M0 und das Feld H0 liegen in der Filmebene in z-Richtung. Die Welle propagiert senkrecht zur Magnetisierung in y-Richtung. Als Ansatz für das Potential Ψ wird eine ebene Welle in y-Richtung Ψ(x, y) = X(x)eiky (2.56) gewählt. Innerhalb des Films muss das Potential die Walker-Gleichung (2.42) erfüllen. Für X1 ergibt sich die Gleichung ∂X1 2 (1 + χ) (2.57) − k X = 0. ∂x Für χ = −1 wird diese durch X1 = A1 ekx + B1 e−kx (2.58) gelöst. Die Spinwelle ist im Gegensatz zur BVMSW an der Filmoberfläche lokalisiert, daher spricht man auch von Oberflächenmoden (Magnetostatic Surface Spin Waves, MSSW) oder Damon-Eshbach-Moden [21]. Außerhalb des Films muss die Laplace-Gleichung erfüllt werden. Da diese unabhängig von der Richtung von k und H0 ist, erhält man wie bei den Back” ward“-Volumenmoden die Lösungen (2.46). Die Randbedingungen (2.49) und (2.50) müssen auch in dieser Geometrie erfüllt werden. Die Randbedingungen für h (2.49) nehmen dabei dieselbe Form an wie im Fall von BVMSW, so dass Gl. (2.51) erfüllt werden muss. Bei den Randbedingungen für b ist allerdings zu beachten, dass hier Ψ auch eine Funktion ↔ von y ist, h also auch eine y-Komponente hat, die über χ einen Einfluss auf bx KAPITEL 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN 16 hat. Gleichung (2.50) liefert daher ∂X1 d (1 + χ) + κkX1 x = − = ∂x x=− d 2 2 d ∂X1 = (1 + χ) + κkX1 x = ∂x d 2 x= 2 ∂X2 ∂x x=− d 2 ∂X3 . ∂x d (2.59) x= 2 Einsetzen von Gl. (2.46) und (2.58) in die Randbedingungen (2.51) und (2.59) liefert das Gleichungssystem A1 e−k 2 + B1 ek 2 d = A2 e−k 2 d d A1 ek 2 + B1 e−k 2 d = B3 e−k 2 d d −(1 + χ + κ)A1 e−k 2 + (1 + χ + κ)B1 ek 2 = A2 e−k 2 d d d −(1 + χ + κ)A1 ek 2 + (1 + χ + κ)B1 e−k 2 = B3 e−k 2 . d d Die Lösung dieses Systems liefert die Dispersionsrelation ω2M 2 −2kd 1−e . ω = ωH (ωH + ωM ) + 4 d (2.60) (2.61) MSSW existieren also im Frequenzbereich 1 ωH (ωH + ωM ) < ω < ωH + ωM . 2 (2.62) Abbildung 2.3 zeigt die Dispersionsrelation für MSSW zusammen mit der für BVMSW. Die Dispersionsrelation (2.61) ist monoton steigend, dass heißt die Gruppengeschwindigkeit ist positiv. Werden aus dem Gleichungssystem (2.60) die Koeffizienten A1 und B1 bestimmt, erkennt man, dass Gl. (2.58) und damit das Potential im Inneren des Filmes, abhängig vom Vorzeichnen von k nur an einer der Filmoberflächen nennenswert von null verschieden ist. Oberflächenmoden haben also einen definierten Umlaufsinn. 2.6.4 Eigenschaften der Dispersionsrelationen Wie schon erwähnt wurde, ist die Dispersionsrelation für BVMSW monoton fallend, die für MSSW monoton steigend. Die Ursache dieses Unterschieds wird in Abb. 2.4 verdeutlicht. Betrachtet man die dynamische Komponenten der Magnetisierung, so existiert in beiden Fällen eine Komponente, die in der Ebenen liegt (my ) und eine Komponente, die senkrecht zur Ebene steht (mx ). Letztere bildet ein Streufeld aus. Die KAPITEL 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN 17 7,4 ωH (ωH + ωM ) 7,2 Frequenz [GHz] 7,0 MSSW 6,8 6,6 6,4 6,2 6,0 5,8 5,6 BVMSW 5,4 5,2 0 5000 10000 15000 20000 Wellenvektor [cm−1 ] 25000 Abbildung 2.3: Dispersionsrelation für dipolare Spinwellen in dünnen YIG-Filmen mit H0 = 1800 Oe, d = 5 µm, 4πMS = 1750 G, γ = 2π · 2,82 · 106 rad/s Oe . x z y x z y HS HS (a) BVMSW (b) MSSW Abbildung 2.4: Ursache des unterschiedlichen Verhaltens der Dispersionsrelationen. In den Kreisen ist die dynamische Komponente der Magnetisierung dargestellt [27]. (a) BVMSW, (b) MSSW. KAPITEL 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN 18 dazu nötige Energie wird reduziert, wenn die Wellenlänge abnimmt, da dann die antiparallelen mx -Komponenten enger zusammen liegen. Für BVMSW ist die Komponente in der Ebene senkrecht zu k, das heißt die my -Komponenten von direkt benachbarten Spins zeigen in dieselbe Richtung, daher wird kein weiteres Feld ausgebildet. Die Energie und damit die Frequenz nimmt mit kleineren Wellenlängen ab. Die Dispersionsrelation ω(k) ist monoton fallend. Bei MSSW führt eine Abnahme der Wellenlänge zu einer Verringerung des Abstandes zwischen entgegengesetzten my Komponenten der dynamischen Magnetisierung. Die daraus resultierende Erhöhung der Dipolenergie ist größer als die Energieabsenkung durch die Reduzierung des Streufeldes. Die Dispersionsrelation ist daher monoton steigend. 2.6.5 Modifikation der Dispersionsrelationen Betrachtet man die Grenzfrequenzen für BVMSW (2.48) und MSSW (2.62), so fällt auf, dass eine Änderung des magnetischen Feldes H0 zu einer Verschiebung dieser Grenzen führt. Der Verlauf der Dispersionsrelationen bleibt dabei im wesentlichen unverändert (vgl. Abb. 2.5). Eine Änderung von H0 führt also zu einer Verschiebung der Kurve entlang der Frequenzachse. Für eine Spinwelle der Frequenz ω führt eine Änderung des Feldes daher zu einer Änderung des Wellenvektors k und damit der Wellenlänge λ = 2π/k. Eine lokale Änderung des Feldes wird in Kapitel 4.1 ausgenutzt, um die Phase der Spinwelle zu beeinflussen. 2.7 Elektro-optischer Effekt Zum Aufbau der phasenaufgelösten Brillouin-Lichtstreuspektroskopie (vgl. Kapitel 3.5) muss ein Teil des eingestrahlten Lichts frequenzverschoben werden. Dazu wird der sogenannte elektro-optische Effekt verwendet. Darunter versteht man die Änderung des Brechungsindexes einiger Kristalle durch ein angelegtes elektrisches Feld [28, Kapitel 9]. Diese Änderung wird für Licht, das parallel zu einer der optischen Achsen des Kristalls polarisiert ist, durch ∆n = n30 rE 2 (2.63) beschrieben. E ist das angelegte elektrische Feld, n0 ist der Brechungsindex des Kristalls ohne elektrisches Feld und r ist das wirksame Element des elektrooptischen Tensors (siehe z.B. [28, Kapitel 9]). Propagiert Licht der Frequenz ω KAPITEL 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN 19 7,8 7,6 7,4 Frequenz [GHz] 7,2 7,0 1750 Oe 1800 Oe 1850 Oe 6,8 6,6 6,4 6,2 6,0 5,8 5,6 5,4 5,2 5,0 0 5000 10000 15000 Wellenvektor [cm−1 ] 20000 25000 Abbildung 2.5: Verschiebung der Dispersionsrelationen von dipolaren Spinwellen durch Änderung des magnetischen Feldes H0 . entlang der y-Achse durch einen Kristall der Länge l erhält es durch das elektrische Feld eine zusätzliche Phasenverschiebung ωn3 r ωl ∆n = − 0 lE. (2.64) c 2c c ist die Vakuumlichtgeschwindigkeit. Im Folgenden wird die elektrische Feldkomponente e des einfallenden Lichts betrachtet. An der Vorderseite des Kristalls (y = 0) kann diese als ∆ϕ = − ein = A exp (iωt) (2.65) dargestellt werden. Außerdem soll ein elektrisches Wechselfeld E = Em sin (ωmt) (2.66) am Kristall anliegen. Nach der Propagation durch den Kristall hat die elektrische Feldkomponente e bei y = l die Form n30 ω eout = A exp i ωt − (2.67) n0 + rEm sin (ωmt) l . c 2 KAPITEL 2. THEORETISCHE GRUNDLAGEN 20 Der konstante Phasenterm n0 lω/c ist ohne Bedeutung und kann daher weggelassen werden. Man erhält eout = A exp [i (ωt + δ sin (ωmt))] (2.68) mit ωn30 rEm l δ=− . 2c Unter Verwendung der Bessel-Funktionen Jn [29] und der Relation ∞ exp (iδ sin (ωmt)) = Jn (δ) exp (inωmt) (2.69) (2.70) n=−∞ (aus [30]) kann man Gl. (2.68) zu eout = A ∞ Jn (δ)ei(ω+nωm )t (2.71) n=−∞ umformen. Man erkennt, dass das eingestrahlte, monochromatische Licht nach der Propagation durch den Kristall Seitenbänder bei den Frequenzen ω ± nωm enthält. Kapitel 3 Experimentelle Methoden Im Folgenden werden die experimentellen Techniken für die im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten Untersuchungen vorgestellt. Dazu gehören die BrillouinLichtstreuspektroskopie (BLS, Kapitel 3.3), sowie die Erweiterungen zur ortsund zeitaufgelösten BLS (Kapitel 3.4). Erstmalig verwendet wurde die phasenaufgelöste Brillouin-Lichtstreuspektroskopie (Kapitel 3.5). 3.1 Aufbau der Probe Die untersuchten Spinwellen wurden in dünnen Filmen aus Yttrium-Eisen-Granat Y3 Fe5 O12 (Yttrium-Iron-Garnet, YIG) angeregt. Dieser wurde durch Flüssigphasenepitaxie auf ein Substrat aus Gallium-Gadolinium-Granat (GGG) gewachsen1 . Beide Materialien sind transparent. Die Proben wurden auf einem Substrat aus Duroid oder Aluminiumoxid befestigt (vgl. Abb. 3.1). Auf diesem befinden sich durch Ätzen erzeugte Leiterbahnen aus Kupfer, die als Ein- und Ausgangsantennen dienen. Ihr Abstand beträgt 8 mm Die Rückseite des Substrats ist vollständig metallisiert und dient als Masse. Beide Antennen sind auf einer Seite mit der Masse verbunden. Zwischen ihnen ist ein Fenster in das Substrat geschnitten, damit der Laserstrahl des BLS-Aufbaus (vgl. Kapitel 3.3) die Probe erreichen kann. Ein Schema des Probenaufbaus ist in Abb. 3.1 gezeigt. In Tabelle 3.1 sind die wichtigsten Eigenschaften der hier verwendeten YIGFilme zusammengefasst. Die geringe Dämpfung erlaubt die Beobachtung von propagierenden Spinwellen über mehrere Millimeter. 1 Die hier verwendeten Proben wurden von Scientific Research Company ”Carat”, R&D Insti- tute of Materials, Division of Crystal Growth and Technology, Lviv, Ukraine hergestellt. 21 KAPITEL 3. EXPERIMENTELLE METHODEN 22 Eingangs- und Ausgangsantenne Substrat YIG GGG 0,5 mm 6 − 7 µm Masse Fenster Abbildung 3.1: Aufbau der Probe. Die Spinwellen propagieren im YIG-Film. Die Einund Ausgangsantenne dienen zur Umwandlung von Mikrowellen in Spinwellen und umgekehrt. Sättigungsmagnetisierung MS 1750 G gyromagnetisches Verhältnis γ 2π · 2,82 · 106 rad/s Oe FMR-Linienbreite 0,5 Oe Gilbert-Dämpfungsparameter α 0.00056 Tabelle 3.1: Eigenschaften der verwendeten YIG-Filme. Zur Anregung von Spinwellen werden Mikrowellen verwendet. Diese bilden um die Eingangsantenne ein magnetisches Wechselfeld aus, das das Spinsystem des YIG-Films anregt und so zur Ausbildung von Spinwellen führt [31]. An der Ausgangsantenne findet der umgekehrte Prozess statt. Die resultierenden Mikrowellen könne detektiert werden (vgl. Kapitel 3.2.2). Abbildung 3.2 zeigt die Transmissionscharakteristik eines YIG-Films. Dargestellt ist die Transmission in dB für verschiedene Frequenzen. Die Spinwellen propagierten parallel zum angelegten Feld H0 = 1833 Oe. Die obere Grenzfre quenz ωH (ωH + ωM ) für BVMSW ist deutlich bei etwa 7,2 GHz zu erkennen. Für kleinere Frequenzen, das heißt im Fall von BVMSW kleinere Wellenlängen der angeregten Spinwellen (vgl. Abb. 2.3), nimmt die Transmission ab. Ursache hierfür ist zum einen, dass die Effektivität der Spinwellenanregung durch Mikrowellen für kurzwellige Spinwellen abnimmt. Außerdem nimmt die Gruppengeschwindigkeit mit kleiner werdender Frequenz ab, das heißt die räumliche Dämpfung nimmt zu. KAPITEL 3. EXPERIMENTELLE METHODEN 23 -20 Transmission [dB] -25 -30 -35 -40 -45 -50 -55 -60 6,9 7,0 7,1 7,2 7,3 Frequenz [GHz] Abbildung 3.2: Transmissionscharakteristik eines YIG-Filmes für BVMSW mit H0 = 1833 Oe. 3.2 Mikrowellenmesstechnik Die hier untersuchten Spinwellen werden wie in Kapitel 3.1 beschrieben durch Mikrowellensignale erzeugt und vor ihrem Nachweis wieder in Mikrowellen umgewandelt. Da für die Messungen fast immer gepulste Spinwellen verwendet werden, ist es nötig, aus dem cw-Signal der Mikrowellenquelle kurze, scharf begrenzte Pulse zu erzeugen. Außerdem müssen die Signale vor ihrem Nachweis verstärkt werden. Daher werden im Folgenden die dazu nötigen Schaltungen beschrieben. Ein Überblick über die verwendete Mikrowellentechnik wird zum Beispiel in [32, 33] gegeben. 3.2.1 Eingangsnetzwerk Abbildung 3.3 zeigt den Schaltplan des Eingangsnetzwerks. Die verwendete Mikrowellenquelle liefert ein kontinuierliches Ausgangssignal einstellbarer Leistung und Frequenz. Ein Leistungsteiler stellt ein Referenzsignal zur Verfügung, das zum Betrieb der phasenaufgelösten Brillouin-Lichtstreuspektroskopie (vgl. Kapitel 3.5) und zur Messung der Phase in Kapitel 4.1 benötigt wird. Zur Erzeugung KAPITEL 3. EXPERIMENTELLE METHODEN Referenzsignal Mikrowellenquelle Leistungs- Ferritisolator teiler 24 Abschlusswiderstand schneller Verstärker Y-Zirkulator Schalter zur Probe Abschwächer Pulsgenerator Abbildung 3.3: Schaltplan des Eingangsnetzwerks des Mikrowellenaufbaus. von Pulsen wird ein schneller Schalter verwendet. Dabei ist besonders wichtig, dass dieser kurze Anstiegs- und Abfallzeiten hat, damit möglichst Pulse mit Rechteckprofil erzeugt werden. Der Schalter wird von einem Pulsgenerator angesteuert, der auch zur Synchronisation mit dem Oszilloskop (Kapitel 3.2.2) oder der orts- und zeitaufgelösten Brillouin-Lichtstreuspektroskopie (Kapitel 3.4) verwendet wird. Da die Mikrowellen am geöffneten Schalter reflektiert werden, wird die Quelle durch einen Ferritisolator geschützt. Die resultierenden Mikrowellenpulse werden anschließend verstärkt. Ein Y-Zirkulator leitet die von der Probe reflektierten Mikrowellen zu einem Abschlusswiderstand, um den Verstärker zu schützen. Vor der Probe erlaubt ein einstellbarer Abschwächer die Kontrolle der Spinwellenintensität. Damit kann sichergestellt werden, dass nur lineare Spinwellen angeregt werden. 3.2.2 Ausgangsnetzwerk Das Ausgangsnetzwerk ist in Abb. 3.4 dargestellt. von der Probe Detektor Oszilloskop Abschwächer Verstärker Abbildung 3.4: Schaltplan des Ausgangsnetzwerks des Mikrowellenaufbaus. Die von der Probe kommenden Mikrowellen sind zu schwach, um direkt erfasst zu werden, und werden daher verstärkt. Ein einstellbarer Abschwächer erlaubt eine Anpassung der Intensität. Der Mikrowellendetektor wandelt das Signal in eine Spannung um, die am Oszilloskop dargestellt wird. Dabei muss beachtet werden, dass die Beziehung zwischen nachgewiesener Mikrowellenleistung und KAPITEL 3. EXPERIMENTELLE METHODEN 25 Ausgangsspannung nicht linear ist und das gemessene Signal daher umgerechnet werden muss. 3.3 Brillouin-Lichtstreuspektroskopie Der Nachweis von Spinwellen durch eine Mikrowellenantenne hat den Nachteil, dass die Wellen nur an einer Position und dort auch nur integral über die gesamte Länge der Antenne registriert werden können. Die hier vorgestellte BrillouinLichtstreuspektroskopie (BLS) erlaubt den Nachweis von Spinwellen [34] (und Phononen [35]) in einem beliebigen Punkt, dessen Fläche nur durch die Fokusgröße des Lasers begrenzt wird. 3.3.1 Brillouin-Lichtstreuprozess Im Bild der zweiten Quantisierung (vgl. z.B. [17]) lässt sich die Brillouin-Lichtstreuung als Wechselwirkung eines einfallenden Photons mit einem Magnon verstehen (vgl. Abb. 3.5) Gestreutes Photon ωL ± ω, k⊥ ± k ωL ωL − ω ωL + ω Spinwelle ω, k Einfallendes Photon ωL , k⊥ Abbildung 3.5: Prinzip der Brillouin-Lichtstreuung. Ein Photon wird unter Erzeugung oder Vernichtung eines Magnons gestreut. Dadurch verschiebt sich die Frequenz des eingestrahlten Photons um die Magnonenfrequenz. Wird bei der Streuung ein Magnon der Frequenz ω vernichtet, muss sich aufgrund der Energieerhaltung die Frequenz des Photons ωL erhöhen. Wird ein Magnon erzeugt, wird die Frequenz des Photons vermindert. Man erhält für die Frequenz des gestreuten Photons ωL = ωL ± ω. (3.1) KAPITEL 3. EXPERIMENTELLE METHODEN 26 Dieser Zusammenhang folgt direkt aus der Energieerhaltung, wie man durch Multiplikation von Gl. (3.1) mit h̄ sieht. Wird die Frequenz abgesenkt, spricht man von einem Stokes-Prozess, wird sie erhöht von einem Anti-Stokes-Prozess. Bei Zimmertemperatur sind beide im Allgemeinen gleich wahrscheinlich. Eine wichtige Ausnahme ist die Streuung an Oberflächenmoden (vgl. Kapitel 2.6.3). Aufgrund des definierten Umlaufsinnes dieser Moden haben Stokes- und Anti-StokesProzesse unterschiedliche Wahrscheinlichkeiten [36]. Klassisch kann die Brillouin-Lichtstreuung durch eine Veränderung der Dielektrizitätskonstante ε beschrieben werden. Eine propagierende Spinwelle tritt durch die Spin-Bahn-Kopplung mit dem Elektronensystem des Festkörpers in Wechselwirkung und führt so zu einer periodischen Fluktuation von ε [37, 38]. Diese beeinflusst das einfallende Licht, so dass nach der Streuung Komponenten mit den Frequenzen ωL ± ω entstanden sind. Bei der Streuung wird die Polarisationsebene des inelastisch gestreuten Lichts um π/2 gedreht. 3.3.2 Experimenteller Aufbau Der Aufbau der hier verwendeten BLS-Anlage ist in Abb. 3.6 gezeigt. Als Lichtquelle wird ein diodengepumpter, frequenzverdoppelter Nd:YVO4 Laser mit der Wellenlänge λ = 532 nm verwendet. Ein kleiner Teil des Laserstrahls (etwa 2%) werden mit einem Strahlteiler abgeteilt und dient als Referenzstrahl zur Stabilisierung des Interferometers. Die verbleibenden 98% werden auf die Probe fokussiert. Der Strahl durchdringt die Probe und wird inelastisch an den Spinwellen gestreut (vgl. Kapitel 3.3.1), man spricht von Forward-Scattering“ 2 . Eine zweite Linse ” sammelt das gestreute Licht. Ein Polarisationsfilter, der senkrecht zur ursprünglichen Polarisationsrichtung steht, filtert das elastisch gestreute Licht und den Phononenuntergrund aus, da die inelastische Streuung an Phononen die Polarisationsrichtung nicht beeinflusst. Ein räumlicher Filter, der aus zwei Linsen und einer Lochblende besteht, unterdrückt das Hintergrundrauschen, das zum Beispiel durch die Raumbeleuchtung verursacht wird. Ein Shutter-System führt Referenzstrahl und Messstrahl wieder zusammen. Zur Frequenzselektion wird ein Tandem-Fabry-Pérot-Interferometer (vgl. Kapitel 3.3.3) verwendet. Die Ansteuerung der Shutter stellt sicher, dass im Wellenlängenbereich des Lasers der Referenzstrahl und im Bereich des inelastisch gestreuten Lichts der Messstrahl verwendet wird. Dadurch ist der Photodetektor vor der hohen Intensität des elastisch gestreuten Lichts geschützt. 2 Bei nicht transparenten Proben kann auch das rückwärts gestreute Licht verwendet werden ( Backward-Scattering“). ” Abbildung 3.6: Aufbau der Brillouin-Lichtstreuspektroskopie. Die einzelnen Komponenten werden im Text näher erklärt (siehe Kapitel 3.2, 3.3.2, 3.3.3 und 3.4). KAPITEL 3. EXPERIMENTELLE METHODEN 27 KAPITEL 3. EXPERIMENTELLE METHODEN 28 Das Licht, das vom Interferometer durchgelassen wird, passiert einen weiteren räumlichen Filter und wird von einem Photodetektor (in dem hier verwendeten Aufbau eine Avalanche-Photodiode [39]) registriert. Die Datenaufnahme erfolgt mit einem Computer. 3.3.3 Tandem-Fabry-Pérot-Interferometer Verwendet man ein Fabry-Pérot-Interferometer (Etalon) [40] zur Frequenzselektion, ist keine eindeutige Zuordnung zwischen Plattenabstand und durchgelassener Wellenlänge möglich. Haben die beiden Etalon-Spiegel den Abstand d, wird Licht transmittiert, wenn die Wellenlänge die Bedingung λ n =d (3.2) 2 erfüllt. Da n eine beliebige natürliche Zahl sein kann, wird diese Bedingung von vielen Wellenlängen erfüllt. Das von J. R. Sandercock entwickelte Tandem-FabryPérot-Interferometer löst dieses Problem durch die Verwendung eines zweiten Etalons [41–43]. Das Prinzip ist in Abb. 3.7 dargestellt. Die beiden Etalons sind in einem Winkel θ zueinander angebracht und bestehen aus zwei parallelen, hochreflektierenden Spiegeln. Ein System aus Umlenkspiegeln und Prismen sorgt dafür, dass beide zur Kontrastverbesserung mehrfach durchlaufen werden (vgl. Abb. 3.6). Jeweils einer der Spiegel jedes Etalons ist auf einer gemeinsamen, beweglichen Bühne befestigt, so dass die Spiegelabstände simultan geändert werden können. Eine Änderung des Spiegelabstandes von FP1 um δL führt zu einer Abstandsänderung um δL · cos (θ) in FP2. Sind beide Etalons in Resonanz, das heißt transmittieren sie Licht der Wellenlänge λ, so führt eine Abstandsänderung von δL = λ/2 in FP1 zum Erreichen der nächsten Transmissionsordnung. FP2 ist dann allerdings nicht mehr in Resonanz, so dass das Licht das Etalon nicht passieren kann. Die Tandem-Anordnung erlaubt also eine eindeutige Zuordnung zwischen der Abstandsänderung δL und der durchgelassenen Wellenlänge. Die Verschiebung der Scan-Bühne erfolgt durch einen Piezokristall. Wird die anliegende Spannung geändert, ändert sich der Spiegelabstand und damit die durchgelassene Wellenlänge. Während der gesamten Dauer der Messung (einige Stunden) müssen die Spiegel der Etalons exakt parallel bleiben. Diese Stabilisierung wird durch ein Computerprogramm gesteuert, das auch die Datenerfassung übernimmt [44]. Zur weiteren Erhöhung der Stabilität dient eine aktive Vibrationsdämpfung, außerdem ist das Interferometer durch den Einbau in eine geschlossene Box weitestgehend von Temperaturänderungen und Luftbewegungen isoliert. KAPITEL 3. EXPERIMENTELLE METHODEN 29 δL · cos (θ) FP2 ω ω ω ω FP2 Scan-Richtung θ Transmission Umlenkspiegel FP1 TFP FP1 δL Scan-Bühne Tandem-Fabry-PérotInterferometer Spiegelabstand (a) Aufbau (b) Funktion Abbildung 3.7: (a) Aufbau des Tandem-Fabry-Pérot-Interferometers. (b) Funktion des Tandem-Fabry-Pérot-Interferometers [27]. 3.4 Orts- und zeitaufgelöste Brillouin-Lichtstreuspektroskopie Zur Bestimmung der räumlichen Verteilung der Spinwellenintensität kann die Probe mit Schrittmotoren in y- und z-Richtung bewegt werden. Die erreichbare Auflösung ist dabei durch den Durchmesser des Laserspots beschränkt, der in unserem Fall etwa 50 µm beträgt. Die Anzahl der inelastisch gestreuten Photonen ist proportional zur Intensität der Spinwelle am Ort des Lasers. Die zur Realisierung einer Zeitauflösung notwendigen Komponenten sind bereits in Abb. 3.6 angedeutet. Derselbe Pulsgenerator, der auch den Mikrowellenschalter (vgl. Kapitel 3.2.1) ansteuert, startet einen schnellen Zähler mit einer Zeitbasis von 1,2 GHz. Dieser wird gestoppt, sobald ein inelastisch gestreutes Photon registriert wird. Der aktuelle Zählerstand dient zur Adressierung einer Speicherzelle eines Arrays, deren Inhalt um eins erhöht wird. Nach mehrmaliger Wiederholung dieses Prozesses, gibt der Inhalt des Speicherarrays die zeitliche Intensitätsverteilung am Ort des Laserspots wieder [45,46]. Die zeitliche Auflösung wird durch den Mehrfachdurchgang der Etalons bestimmt und beträgt hier etwa 2 ns. Abbildung 3.8 illustriert das beschriebene Verfahren. Eine Kombination von orts- und zeitaufgelösten Messungen liefert eine dreidimensionale Matrix (zwei Ortskoordinaten, eine Zeitkoordinate). Diese Matrix KAPITEL 3. EXPERIMENTELLE METHODEN YIG 1. Triggersignal startet Spinwelle und Zähler Laser 2. Inelastisch gestreutes Photon stopt Zähler Start Stop Zähler Intensität Antenne 30 4. Speicherinhalt um eins erhöhen Zeitprofil der Spinwelle Speicherstellen (Zeit) 3. Zählerstand adressiert Speicher Abbildung 3.8: Schematische Darstellung der zeitaufgelösten BLS-Messung. enthält die Anzahl der am jeweiligen Ort zur jeweiligen Zeit inelastisch gestreuten Photonen. Mit Hilfe eines Computerprogrammes3 können daraus die (zweidimensionalen) Intensitätsverteilungen der Spinwelle zu jedem Zeitpunkt bestimmt und entweder als einzelne Bilder (wie zum Beispiel in Kapitel 4.2) oder als Filme dargestellt werden. 3.5 Erweiterung zur phasenaufgelöste BrillouinLichtstreuspektroskopie Der bisher vorgestellte BLS-Aufbau erlaubt nur die Bestimmung der Intensität und nicht der Phase der Spinwelle, da beim Nachweis der inelastisch gestreuten Photonen jegliche Phaseninformation verloren geht. Um trotzdem Informationen über die Phase des gestreuten Lichts und damit über die Phase der Spinwelle zu erhalten, wurde im Rahmen dieser Arbeit eine Erweiterung der Brillouin3 Entwickelt versity of Kiev. von Andrey Chumak und Oleksandr Dzyapko, National Taras Schevchenko Uni- KAPITEL 3. EXPERIMENTELLE METHODEN 31 Lichtstreuspektroskopie aufgebaut, die phasenaufgelöste Messungen ermöglicht. Dazu wird das inelastisch gestreute Licht mit einem kohärenten Referenzsignal gleicher Frequenz überlagert. Das daraus resultierende Interferenzbild enthält Informationen über Amplitude und Phase der betrachteten Spinwelle. Dieses Prinzip wurde bereits bei Experimenten mit Mikrowellen eingesetzt und lieferte dort gute Ergebnisse [4]. Der prinzipielle Aufbau der phasenaufgelösten Brillouin-Lichtstreuspektroskopie ist in Abb. 3.9 dargestellt. Zur Erzeugung des Referenzsignals wird ein Teil des eingestrahlten Lichts frequenzverschoben. Dazu wird ein elektro-optischer Modulator (vgl. Kapitel 3.6) verwendet, der mit derselben Mikrowellenquelle betrieben wird, die auch die Spinwellen erzeugt. Mit einem Abschwächer kann die Intensität des Referenzsignals eingestellt werden. Ein Phasenschieber erlaubt die Festlegung der Anfangsphase. Abbildung 3.9: Aufbau der Phasenaufgelösten Brillouin-Lichtstreuspektroskopie. Während bei Mikrowellenexperimenten das Referenzsignal und das Messsignal im Allgemeinen räumlich getrennt sind und erst nach dem Experiment zusammengeführt werden, zeigt Abb. 3.9, dass bei dem hier verwendeten Aufbau der Strahlengang von Referenz- und Messsignal übereinander liegen. Dies ist notwendig, da die Wellenlänge des verwendeten Lasers deutlich kürzer ist als die Wellenlänge von Mikrowellen (532 nm gegenüber einigen Zentimetern). Daher KAPITEL 3. EXPERIMENTELLE METHODEN 32 können bereits kleine Änderungen im Strahlengang, zum Beispiel durch thermische Ausdehnung oder Vibrationen beim Verschieben der Probe, das Interferenzbild stören. Eine Kombination der Phasenauflösung mit der orts- und zeitaufgelösten Brillouin-Lichtstreuspektroskopie (Kapitel 3.4) ist möglich und erlaubt die Darstellung der Phasenfronten einer propagierenden Spinwelle (vgl. Kapitel 4.3) oder die Aufnahme von Phasenprofilen in einem festgelegten Punkt. 3.6 Elektro-optischer Modulator Zur Erzeugung des frequenzverschobenen Referenzlichts wird der in Kapitel 2.7 beschriebene elektro-optische Effekt benutzt. Als Modulator wird ein LithiumNiobat-Kristall (LiNbO3 ) verwendet. Das Licht wird entlang der y-Achse eingestrahlt und ist entlang der z-Achse polarisiert. Das elektrische Wechselfeld liegt in z-Richtung an (vgl. Abb. 3.10). 40 mm LiNbO3 z y x E = E0 sin (ωmt) 4 mm 4 mm Abbildung 3.10: Aufbau des Elektro-optischen Modulators. Der LiNbO3-Kristall befindet sich in einem Hohlraumresonator (hier aus Gründen der Übersichtlichkeit nicht dargestellt). Nach der Modulation hat das Licht zwei Seitenbänder mit ω ± ωm . Aufgrund der notwendigen hohen Frequenz (einige GHz) der Modulation, ist KAPITEL 3. EXPERIMENTELLE METHODEN 33 der Kristall in einen Hohlraumresonator [47] eingebaut. Dieser wird mit demselben Mikrowellensignal betrieben, das auch zur Anregung der Spinwellen verwendet wird (Referenzsignal in Abb. 3.3). So ist sichergestellt, dass das inelastisch gestreute und das Referenzlicht kohärent sind. Der Resonator wird auf die gewünschte Frequenz abgestimmt. Dabei ist zu beachten, dass der Kristall eine hohe Dielektrizitätskonstante (ε ≈ 43 [28]) hat und daher die Resonanzfrequenz beeinflusst. Die Abstimmung sollte deshalb für den Resonator mit eingebauten Kristall erfolgen. Im Rahmen dieser Arbeit wurden zwei Resonatoren aufgebaut, die auf verschiedene Frequenzen abgestimmt wurden. Abbildung 3.11 zeigt die gemessene Resonanz eines der verwendeten Resonatoren. Dazu wurde das vom Resonator reflektierte Signal gemessen. Die Resonanzfrequenz ist ν = 7,1275 GHz, der Gütefaktor [47, 48] beträgt Q ≈ 440. Für den zweiten Resonator ergab sich ν = 4,3536 GHz und Q ≈ 350. Da die Modulation sehr effektiv ist, ist es nicht unbedingt erforderlich, die exakte Resonanzfrequenz zu verwenden, gute Resultate wurden im Experiment auch für Abweichungen von einigen 10 MHz erzielt. 5 0 Reflektiertes Signal [dB] -5 -10 -15 -20 -25 -30 -35 -40 -45 -50 7,10 7,11 7,12 7,13 7,14 7,15 Frequenz [GHz] Abbildung 3.11: Resonanz eines der verwendeten Resonatoren. Gemessen wurde die vom Resonator reflektierte Mikrowellenleistung. Die Resonanzfrequenz beträgt ν = 7,1275 GHz, für den Gütefaktor ergibt sich Q ≈ 440. Wenn die Polarisation des einfallenden Lichts nicht exakt in die z-Richtung KAPITEL 3. EXPERIMENTELLE METHODEN 34 des Kristalls zeigt (z.B. durch einen etwas verkippten Kristall), führt der elektrooptische Effekt des LiNbO3 zusätzlich zu einer geringen Polarisationsdrehung [28]. Diese Drehung ist in diesem Fall allerdings hilfreich, da so sichergestellt ist, dass das Referenzlicht eine Polarisationskomponente parallel zu der Polarisation des inelastisch gestreuten Lichts hat und dadurch Interferenz möglich wird. Die Interferenz findet dabei nur zwischen dem frequenzverschobenen und dem inelastisch gestreuten Licht statt, da der elastisch gestreute Anteil durch das Interferometer ausgefiltert wird. Eine alternative Möglichkeit den notwendigen Anteil an parallel polarisiertem Licht zu erzeugen wird in Kapitel 4.3.3 vorgestellt. Kapitel 4 Experimentelle Ergebnisse 4.1 Propagation von dipolaren Spinwellen durch ein inhomogenes Feld Die Propagation von Spinwellen in einem inhomogenen Feld wurde bereits in den sechziger Jahren untersucht [1, 2, 49]. Neuere Untersuchungen zeigten, dass das Oersted-Feld eines stromdurchflossenen Leiters bei geeigneter Polarität eine Potentialbarriere erzeugt, die einen Teil der Spinwelle reflektiert [5, 50]. Alle bisherigen Untersuchungen beschränkten sich auf die Beobachtung der Propagationseigenschaften der Welle, wie beispielsweise die Änderung der Gruppengeschwindigkeit, sowie Reflexion und Tunneleffekt. Im Rahmen dieser Arbeit wird nun auch die Phasenänderung der Spinwelle bei Propagation durch ein lokal inhomogenes Feld behandelt. Die Inhomogenität wird durch einen Strompuls erzeugt, der zu einem zusätzlichen Magnetfeld δH(z) führt, welches das Feld H0 lokal variiert. Als Leiter wird dabei ein Golddraht (Kapitel 4.1.3) oder ein Streifen aus Kupfer verwendet (Kapitel 4.1.4 und Kapitel 4.1.5). Der Strom zur Erzeugung des zusätzlichen Feldes und die Spinwelle werden gepulst (Wiederholfrequenz 1 kHz), um eine Erwärmung des YIG-Films zu vermeiden. 4.1.1 Ursache der Phasenverschiebung Wie bereits in Kapitel 2.6.5 gezeigt wurde, verschiebt eine Änderung des magnetischen Feldes die Dispersionsrelation von dipolaren Spinwellen entlang der Frequenzachse (vgl. Abb. 2.5). Für eine feste Frequenz ω bedeutet das eine Veränderung des Wellenvektors k. Für BVMSW ist dieser Effekt in Abb. 4.1 dargestellt. 35 Frequenz [GHz] KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 36 H0 H1 H1 > H0 ω Wellenvektor [cm−1 ] k0 k1 Abbildung 4.1: Änderung des Wellenvektors einer BVMSW bei Änderung des Magnetfeldes. Diese Änderung von k bewirkt eine Phasenverschiebung l ∆ϕ = ∆k(z)dz, (4.1) 0 wobei l die Länge der Inhomogenität und ∆k(z) = k(z) − k0 die lokale Änderung des Wellenvektors durch die Inhomogenität ist1 . Abbildung 4.2 veranschaulicht diesen Effekt. Dargestellt ist eine Spinwelle (durchgezogene Linie) die durch ein Gebiet mit erhöhtem magnetischen Feld, das zur Vereinfachung als stufenförmig angenommen wird, propagiert (grau hinterlegt). In diesem Gebiet wird der Betrag des Wellenvektors k vergrößert, das heißt die Wellenlänge λ = 2π/k verkleinert. Nach Verlassen des Gebiets propagiert die Welle mit ihrer ursprünglichen Wellenlänge weiter. Im Vergleich zu einer Welle, die nicht durch das erhöhte Feld beeinflusst wurde (gepunktete Linie), haben sich die Positionen der Extrema verschoben. Diese räumliche Verschiebung ∆x entspricht einer Phasenverschiebung ∆ϕ. 1 Die Reflexion der Welle an den Grenzen der Inhomogenität wird hierbei nicht berücksichtigt. KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 37 ∧ ∆x = ∆ϕ l . Amplitude [willkürliche Einheiten] 1 0.5 0 0.5 1 0 5 10 15 20 25 30 Abstand x [willkürliche Einheiten] Abbildung 4.2: Verhalten einer BVMSW (durchgezogene Linie) bei Propagation durch ein Gebiet mit erhöhtem Magnetfeld (grau hinterlegt). Die räumliche Verschiebung ∆x der Extrema bezüglich der Welle ohne Beeinflussung durch das erhöhte Feld (gepunktete Linie) entspricht einer Phasenverschiebung ∆ϕ. Die Reflexion der Welle an den Grenzen der Inhomogenität ist aus Gründen der Übersichtlichkeit nicht dargestellt [27]. 4.1.2 Versuchsaufbau Zur Messung der Phasenverschiebung wurde der in Abb. 4.3 skizzierte Aufbau verwendet. Die erzeugten Mikrowellenpulse (vgl. Kapitel 3.2.1) werden mit Hilfe eines Leistungsteilers in zwei gleiche Signale geteilt. Eines der Signale wird zur Eingangsantenne der Probe geleitet und dient zur Anregung der Spinwellen. Das zweite Signal dient als Referenz und kann durch einen kalibrierten Phasenschieber beeinflusst werden. Ein zweiter Leistungsteiler dient als Mixer und führt das Referenzsignal mit dem Signal der Ausgangsantenne zusammen, so dass beide Signale interferieren. Das Interferenzbild wird, wie in Kapitel 3.2.2 beschrieben, auf einem Oszilloskop dargestellt. Zur Messung der Phasenverschiebung bei verschiedenen Stromstärken I wird mit Hilfe des kalibrierten Phasenschiebers das Interferenzbild von I = 0 A wie- KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 38 YIG GGG Oszilloskop ϕ Leistungsteiler Leistungsteiler Abbildung 4.3: Aufbau zur Messung der Phasenverschiebung. Durch die Interferenz mit einem Referenzsignal wird die Phasenänderung durch die Inhomogenität bestimmt. derhergestellt. Die dazu benötigte Phasenverschiebung des Referenzsignals entspricht der Phasenverschiebung der Spinwelle, die durch die Feldinhomogenität erzeugt wird. Wird das Referenzsignal abgeschaltet (d.h. die Leistungsteiler entfernt) erlaubt der beschriebene Aufbau auch eine direkte Messung der Amplitude der transmittieren Spinwelle, und durch den Vergleich mit der Amplitude bei I = 0 A die Bestimmung der relativen Transmission durch die Inhomogenität. 4.1.3 Propagation von Backward“-Volumenmoden durch ” eine starke Inhomogenität Zur Erzeugung des zusätzlichen Magnetfeldes δH dient ein vom Strom I durchflossener Draht (Gold, Radius r = 12,5 µm, Strompulse der Länge 100 ns), der direkt auf dem YIG-Film aufliegt (vgl. Abb. 4.4). Für das in der Filmebene erzeugte Feld gilt nach dem Ampèreschen Gesetz [9] δH(z) = 2Ir c(z2 + r2 ) . (4.2) Der Koordinatenursprung ist in der Mitte des Drahtes gewählt, z beschreibt die Position in Propagationsrichtung, c ist die Vakuumlichtgeschwindigkeit. Die daraus resultierende Inhomogenität ist für einen Strom von I = ±0,6 A in Abb. 4.5 dargestellt. Da der Draht direkt auf der Filmoberfläche aufliegt, wirkt er auch als Antenne. Ein Teil der Spinwelle wird daher bei der Propagation in Mikrowellen umgewandelt und anschließend in die Umgebung abgestrahlt. Dies führt zu einer zusätzlichen Dämpfung. KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE H0 39 I δH Abbildung 4.4: Aufbau der Probe zur Erzeugung einer starken Inhomogenität durch einen stromdurchflossenen Draht. Der Draht erzeugt ein lokales Feld δH(z), das das Feld H0 absenkt oder erhöht. 0 δH[Oe] -20 (a) I = −0,6 A -40 -60 -80 -100 -0,20 -0,15 -0,10 -0,05 0,00 0,05 0,10 0,15 0,20 -0,05 0,00 0,05 0,10 0,15 0,20 δH[Oe] 100 80 (b) I = +0,6 A 60 40 20 0 -0,20 -0,15 -0,10 Position z [mm] Abbildung 4.5: Zusätzliches magnetisches Feld δH(z) durch einen stromdurchflossenen Draht. (a) I = −0,6 A, (b) I = +0,6 A. KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 40 Messung der Transmission Für beide Polaritäten des Stroms (d.h. für Erhöhung und Absenkung des magnetischen Feldes) wurde die relative Transmission und die Phasenverschiebung durch die Inhomogenität bei einer Spinwellenfrequenz von ω = 2π · 7,125 GHz für verschiedene Feldstärken H0 (und damit verschiedene Wellenvektoren k0 ) gemessen. Die Länge der Spinwellenpulse beträgt 310 ns. Die gemessene relative Transmission bei lokaler Absenkung des Feldes (vgl. Abb. 4.6) zeigt das bereits aus [5, 50] bekannte Verhalten: der Abfall der Transmission ist im wesentlichen exponentiell, nur bei geringen Strömen und großen Feldern (d.h. großen Wellenvektoren) tritt keine Änderung oder sogar eine Vergrößerung der Transmission auf. 1,1 1,0 1813 Oe 1818 Oe 1823 Oe 1833 Oe 1843 Oe 0,9 0,8 Transmission 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 Strom [A] Abbildung 4.6: Relative Transmission bei lokaler Absenkung des magnetischen Feldes durch einen stromdurchflossenen Draht. Die Frequenz der Spinwellen beträgt ω = 2π · 7,125 GHz. Ursache für den exponentiellen Abfall ist das Ausbilden einer Tunnelbarriere, da die Dispersionsrelation durch das zusätzliche Feld δH(z) so stark verschoben wird, dass die Frequenz der propagierende Spinwelle außerhalb des für BVMSW erlaubten Bereiches liegt (vgl. Gl. (2.48)). Je größer δH(z) wird, desto breiter wird die Tunnelbarriere. Bei großen Wellenvektoren muss die Dispersionsrelation KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 41 stärker verschoben werden, um diesen verbotenen Bereich zu erreichen. Daher erfolgt in diesem Fall bei kleinen Strömen keine Absenkung der Transmission. Die beobachtete Erhöhung tritt auf, da ein kleiner Strom den negativen Effekt, den der Draht auch ohne Strom auf die Ausbreitung der Spinwelle hat, ausgleichen kann. Außerdem führt eine Absenkung des Feldes zu einer Erhöhung der Gruppengeschwindigkeit und damit zu einer Abnahme der räumliche Dämpfung. Für eine genauere Betrachtung dieses Effekts sei auf die oben zitierte Literatur verwiesen. Die relative Transmission bei lokaler Erhöhung des Feldes (vgl. Abb. 4.7) zeigt ein unerwartetes Verhalten. Obwohl bei einer Verschiebung der Dispersionsrelation nach oben für δH(z) H0 kein verbotener Bereich auftritt, und man daher nur eine sehr geringe Reflexion (d.h. relative Transmission nahe eins) erwarten würde, zeigt sich insbesondere für kleine Wellenvektoren eine deutliche Verringerung der Transmission im Bereich von 0,6 A. Für größere Ströme steigt die Transmission wieder an. Eine Erklärung dieses Verhaltens wird im übernächsten Abschnitt gegeben. 1,1 1,0 0,9 0,8 Transmission 0,7 0,6 0,5 1813 Oe 1818 Oe 1823 Oe 1829 Oe 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 Strom [A] Abbildung 4.7: Relative Transmission bei lokaler Erhöhung des magnetischen Feldes durch einen stromdurchflossenen Draht. Die Frequenz der betrachteten Spinwellen beträgt ω = 2π · 7,125 GHz. KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 42 Messung der Phasenverschiebung Die gemessenen Phasenverschiebungen für verschiedene Felder und Ströme sind in Abb. 4.8 dargestellt. Die Frequenz der betrachteten Spinwellenpulse beträgt weiterhin ω = 2π · 7,125 GHz, die Pulslänge liegt zwischen 310 ns und 1,36 µs. 2,5 2,0 Phasenverschiebung [π] 1,5 δH < 0 1,0 0,5 1813 Oe 1818 Oe 1823 Oe 1829 Oe 1833 Oe 1843 Oe 0,0 δH > 0 -0,5 -1,0 -1,5 -2,0 -2,5 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 Strom [A] Abbildung 4.8: Phasenverschiebung einer BVMSW durch das Feld eines stromdurchflossenen Drahtes. Abhängig vom Vorzeichen des Stroms wird die Dispersion nach oben oder unten verschoben und damit eine positive oder negative Phasenverschiebung erzeugt. Die Frequenz der betrachteten Spinwellen beträgt ω = 2π · 7,125 GHz. Wie zu erwarten war, ist das Vorzeichen der Phasenverschiebung vom Vorzeichen des Stroms abhängig. Wird die Dispersionsrelation nach oben verschoben, das heißt ist δH(z) > 0, wird der Betrag des Wellenvektors k(z) vergrößert. Da hier BVMSW betrachtet werden sind die Wellenvektoren k0 (Wellenvektor außerhalb der Inhomogenität) und k(z) allerdings negativ, das heißt ∆k = k(z) − k0 ist ebenfalls negativ. Nach Gl. (4.1) ergibt sich eine negativen Phasenverschiebung. Analog erhält man bei nach unten verschobener Dispersion eine positive Phasenverschiebung. Außerdem ist zu erwähnen, dass der Betrag der Phasenverschiebung mit der Stromstärke streng monoton steigt. Auch dieses Verhalten entspricht den Erwartungen, da ein höherer Strom zu einer Erhöhung von δH(z) und damit zu einer stärkeren Änderung von k führt. Außerdem wird die Ausdehnung der KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 43 Inhomogenität l vergrößert. Beides führt nach Gl. (4.1) zu einer Erhöhung der Phasenverschiebung. Theoretisches Modell zur Beschreibung der Propagation durch eine starke Inhomogenität M.P. Kostylev2 entwickelte ein Modell, dass die beobachteten Effekte bei der Propagation einer Spinwelle durch eine starke Inhomogenität beschreibt. Die Transmission wird darin durch die Interferenz mehrfachreflektierter Wellen beschrieben. Da hier allerdings keine stufenförmige Inhomogenität vorliegt, sind Propagation und Reflexion der Spinwelle nicht voneinander getrennt. Daher kann keine einfache physikalische Erklärung, wie zum Beispiel beim Kastenpotential in der Quantenmechanik gegeben werden. Die wesentlichen Schritte der Berechnungen von Kostylev seien hier kurz wiedergegeben. Ausgangspunkt ist die Beschreibung der Propagation mittels eines Green-Funktionsansatz wie in [5] durch +∞ χ(z, ω)−1 mx (z) − Gxx (z, z )mx (z )dz = Aδ(z − z0 ). (4.3) −∞ χ ist das Diagonalelement des Polder-Suszeptibilitäts-Tensors (2.3), die z-Abhängigkeit ergibt sich da das Feld H von z abhängt. Um diesen Ansatz zu erhalten, betrachtete Kostylev das dipolare Streufeld hS , das von m erzeugt wird. Wie in Kapitel 2.6.4 beschrieben, bildet nur die mx -Komponente eine Feld aus. Verwendet man wie in der Elektrostatik eine Greensche Funktion [51] zur Berechnung von hS erhält man +∞ hSx = Gxx (z, z )mx (z )dz . (4.4) −∞ Weiter gilt ↔ ↔ m = χheff = χ(hS + hQ ), (4.5) mit dem Polder-Suszeptibilitäts-Tensors (2.3). Das effektive Feld heff setzt sich aus dem Streufeld hS und dem Feld der anregenden Quelle (z.B. der Antenne) hQ zusammen. Beide haben nur eine x-Komponente, daher vereinfacht sich Gl. (4.5) zu (4.6) mx = χ(z, ω)(hSx + hQx ). 2 Elektrotechnische lautern Universität St. Petersburg, Russland und Technische Universität Kaisers- KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 44 Mit Gl. (4.4) ergibt sich +∞ χ(z, ω)−1 mx (z) − Gxx (z, z )mx (z )dz = hQx . (4.7) −∞ Nimmt man eine am Ort z0 lokalisierte Quelle der Amplitude A an, ergibt sich Gl. (4.3). Kostylev gelang eine analytische Lösung von Gl. (4.3). Diese stimmt gut mit der gemessenen Transmission und Phasenverschiebung überein (vgl. Abb. 4.9). 4.1.4 Propagation einer Backward“-Volumenmode durch ” eine schwache Inhomogenität Für die technische Anwendung als stromgesteuerter Phasenschieber eignet sich die in Kapitel 4.1.3 beschriebene Anordnung aufgrund der starken Änderung der relativen Transmission nur sehr eingeschränkt. Folgende Überlegung zeigt, wie eine Verbesserung der Transmission erreicht werden kann. Wie durch Gl. (4.1) beschrieben, wird die Größe der Phasenverschiebung sowohl durch die Änderung des Wellenvektors ∆k und damit der Stärke des zusätzlichen Feldes δH(z) als auch durch die Länge der Inhomogenität l bestimmt. Die schwache Transmission wird hauptsächlich durch die Reflexion der Welle an den Grenzen der Inhomogenität und den daraus resultierenden Interferenzeffekten verursacht. Wenn daher diese Reflexion minimiert wird, sollte die Transmission in der Nähe von eins liegen. Dies kann erreicht werden, indem der Draht durch einen breiten Streifen ersetzt wird, da dann die Stromdichte und damit δH(z) abnimmt. Gleichzeitig erhöht sich l, so dass trotzdem eine starke Phasenverschiebung erreicht werden kann. Zur Erzeugung von δH(z) wird daher im Folgenden ein Streifen (Kupfer, Breite w = 1 mm, Strompulse der Länge 100 ns) als Leiter verwendet (vgl. Abb. 4.10). Zu beachten ist, dass der Leiter jetzt auf der Unterseite des Substrates fixiert ist und daher einen Abstand von d = 0,5 mm zum YIG-Film hat. Um die Ergebnisse direkt vergleichen zu können, werden weiterhin Spinwellenpulse der Frequenz ω = 2π · 7,125 GHz verwendet. Die Pulslänge beträgt 310 ns. Zur Berechnung des zusätzlichen Feldes in der Filmebene verwendet man das Biot-Savart-Gesetz [9] (r − r ) 3 1 j(r ) d r. (4.8) H(r) = c |r − r | Dabei ist c die Vakuumlichtgeschwindigkeit und j die Stromdichte. Für das Feld eines unendlich langen und dünnen Streifens in der Ebene des YIG-Films erhält KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 45 1,1 1,0 Experiment Theorie 0,9 0,8 Transmission 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 -2,0 -1,5 -1,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 Strom [A] (a) Amplitude 1,0 Experiment Theorie 0,5 Phasenverschiebung [π] 0,0 -0,5 -1,0 -1,5 -2,0 -2,5 -3,0 -2,0 -1,5 -1,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 Strom [A] (b) Phase Abbildung 4.9: Berechnete und gemessene Transmission und Phasenverschiebung von BVMSW bei Propagation durch eine starke Inhomogenität für H = 1813 Oe. Die berechneten Werte stimmen gut mit den gemessenen überein [52]. (a) Amplitude, (b) Phase. KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE H0 46 I w = 1 mm δH Abbildung 4.10: Aufbau der Probe zur Erzeugung einer schwachen Inhomogenität durch einen stromdurchflossenen Streifen. Der Streifen erzeugt ein lokales Feld δH(z), das das Feld H0 absenkt oder erhöht. man daraus z − w2 z + w2 2I − arctan + arctan . δH(z) = cw d d (4.9) Der Koordinatenursprung ist in der Mitte des Streifens definiert, z beschreibt die Position in Propagationsrichtung. Abb. 4.11 zeigt die resultierende Inhomogenität für einen Strom von ±0,6 A. Im Vergleich zu Abb. 4.5 erkennt man die geringere Stärke und die größere Ausdehnung der Inhomogenität. Messung der Transmission Abb. 4.12 zeigt die gemessene Transmission für beide Polaritäten. Im Vergleich zur Propagation durch eine starke Inhomogenität (Abb. 4.6 und 4.7) erkennt man eine deutliche Erhöhung der relativen Transmission von unter 20 % auf über 85 % für alle betrachteten Ströme (I = 0 . . . 2 A). Dies entspricht zusätzlichen Verlusten von unter 1 dB. Messung der Phasenverschiebung Die gemessenen Phasenverschiebungen sind in Abb. 4.13 dargestellt. Es fällt auf, dass für alle betrachteten Felder, d.h. Wellenvektoren k0 , ∆ϕ(I) linear ist. Außerdem ist die Steigung ∆ϕ/I nahezu unabhängig vom Feld. Eine Phasenverschiebung von π, wie sie zum Aufbau von Spinwellen-LogikGattern notwendig ist (vgl. Kapitel 4.1.6), wird in dieser Konstruktion im Bereich von Iπ ≈ 0,9 A erreicht. Dieser Strom ist relativ hoch und kann, wie folgende Überlegung zeigt, nicht wesentlich verringert werden: KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 47 0,0 (a) I = −0,6 A δH[Oe] -0,5 -1,0 -1,5 -2,0 -20 -15 -10 -5 0 5 10 15 20 -5 0 5 10 15 20 δH[Oe] 2,0 (b) I = +0,6 A 1,5 1,0 0,5 0,0 -20 -15 -10 Position z [mm] Abbildung 4.11: Zusätzliches magnetisches Feld δH(z) durch einen stromdurchflossenen Streifen (Breite w = 1 mm). Im Vergleich mit Abb. 4.5 fällt auf, dass das Feld des Streifens schwächer als das des Drahtes, dafür aber stärker ausgedehnt ist (Die z-Achse ist hier um einen Faktor 100 größer.) (a) I = −0,6 A, (b) I = +0,6 A. 1,0 0,9 0,9 Transmission 1,1 1,0 Transmission 1,1 0,8 0,8 0,7 0,7 0,6 0,6 0,5 0,5 1813 Oe 1818 Oe 1823 Oe 1833 Oe 1843 Oe 0,4 0,3 0,2 1813 Oe 1818 Oe 1823 Oe 1833 Oe 1843 Oe 0,4 0,3 0,2 0,1 0,1 0,0 0,0 0,0 0,5 1,0 1,5 Strom [A] (a) Absenkung des Feldes 2,0 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 Strom [A] (b) Erhöhung des Feldes Abbildung 4.12: Relative Transmission bei (a) Absenkung, (b) Erhöhung des magnetischen Feldes durch einen stromdurchflossenen Streifen (ω = 2π · 7,125 GHz). KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 48 2,0 Phasenverschiebung [π] 1,5 1,0 1813 Oe 1818 Oe 1823 Oe 1833 Oe 1843 Oe 0,5 0,0 -0,5 -1,0 -1,5 Iπ -2,0 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 Strom [A] Abbildung 4.13: Phasenverschiebung einer BVMSW durch das Feld eines stromdurchflossenen Streifens (ω = 2π · 7,125 GHz). Für die Änderung des Wellenvektors durch das zusätzliche Feld gilt [53] ∆k(z) ∼ δH(z). (4.10) Mit Gl. (4.1) erhält man daraus l ∆k(z)dz ≈ l∆k ∼ lδH. ∆ϕ = (4.11) 0 Verwendet man Gl. (4.9), so ergibt sich ∆ϕ ∼ I l. w (4.12) Da die Länge der Inhomogenität l proportional zur Breite des Streifens w ist, erkennt man, dass die Phasenverschiebung nicht von der Breite des Streifens abhängig ist. Eine Erhöhung der Stromdichte I/w wird durch eine Verringerung der Ausdehnung des zusätzlichen Feldes kompensiert. Daher ist in der BVMSWGeometrie eine Verringerung von Iπ nicht möglich. KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 49 4.1.5 Strom-induzierte Phasenverschiebung einer DamonEshbach-Mode Geht man zur MSSW Geometrie über, so ist die Ausdehnung l von δH(z) nicht mehr von der Streifenbreite w abhängig (vgl. Abb. 4.14). Daher kann das Magnetfeld über die gesamte Propagationslänge der Spinwelle erhöht oder abgesenkt werden, ohne die Stromdichte und damit δH zu vermindern. Zur Erzeugung von δH wird ein Kupferstreifen der Breite w = 2 mm parallel zum YIG-Film auf der Unterseite des Substrats angebracht. Das zusätzliche Feld ist dann von z unabhängig. Um diese Messung mit den vorherigen vergleichbar zu machen, werden Spinwellenpulse derselben Frequenz (ω = 2π · 7,125 GHz) verwendet. Die Pulslänge beträgt 400-700 ns. H0 δH l I w = 2 mm Abbildung 4.14: Aufbau der Probe zur Erzeugung einer Phasenverschiebung in MSSW Geometrie. Abbildung 4.15 zeigt die gemessene Phasenverschiebung für I = 0,32 A und H0 = 1810 Oe in Abhängigkeit von der Strompulslänge und damit der Zeitdauer des zusätzlichen Feldes δH. Es fällt auf, dass die Phasenverschiebung für Strompulslängen ab etwa 300 ns gesättigt ist. Diese Zeit entspricht der Propagationsdauer des Spinwellenpulses zwischen den beiden Antennen. Eine weitere Verlängerung hat daher keinen Einfluss mehr, da die zu beeinflussende Spinwelle bereits die Ausgangsantenne erreicht hat. Für die Messung der Phasenverschiebung in Abhängigkeit von der Stromstärke I und dem magnetischen Feld H0 wurde daher eine Strompulslänge von 310 ns gewählt. Wie zu erwarten war, ist die Phasenänderung (vgl. Abb. 4.16) deutlich größer als in Kapitel 4.1.4 . Iπ beträgt hier etwa 0,32 A und damit nur etwa ein Drittel des für die BVMSW-Geometrie nötigen Stroms. Dieser Strom kann weiter reduziert werden, indem man die Breite des Kupferstreifens bis auf die Breite des YIGFilms reduziert und damit die Stromdichte erhöht. KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 50 0,1 0,0 -0,1 Phasenverschiebung [π] -0,2 -0,3 -0,4 -0,5 -0,6 -0,7 -0,8 -0,9 -1,0 -1,1 0 50 100 150 200 250 300 350 Strompulslänge [ns] Abbildung 4.15: Phasenverschiebung einer MSSW bei Veränderung der Zeitdauer innerhalb der das zusätzliche Feld δH anliegt (ω = 2π · 7,125 GHz, I = 0,32 A, H0 = 1810 Oe). Neben dem deutlich reduzierten Strom Iπ ist ein weiterer Vorteil dieses Aufbaus, dass es keine Inhomogenität mehr gibt, da das Feld über die gesamte Propagationslänge geändert wird, so dass auch keine Stufen im Feld existieren, an denen die Spinwelle reflektiert werden könnte. Eine geringe Änderung der Transmission ergibt sich trotzdem, da die Anregung durch Mikrowellen für kleinere Wellenlängen weniger effektiv ist. Außerdem ändert sich die Gruppengeschwindigkeit der Spinwelle und damit auch die Aufenthaltsdauer im Medium. Daher ändert sich auch die räumliche Dämpfung. Beide Effekte können zu zusätzlichen Verlusten führen, die allerdings, wie schon im Fall von BVMSW, unter 1 dB liegen. KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 51 2,5 2,0 Phasenverschiebung [π] 1,5 1,0 1790 Oe 1800 Oe 1805 Oe 1810 Oe 1815 Oe 1820 Oe 0,5 0,0 -0,5 -1,0 -1,5 -2,0 Iπ 0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 Strom [A] Abbildung 4.16: Phasenverschiebung einer MSSW bei Veränderung des zusätzlichen Feldes δH(z) (ω = 2π · 7,125 GHz). 4.1.6 Spinwellen-Logik-Gatter Schon in früheren Veröffentlichungen [54,55] wurden Konzepte zum Aufbau magnetischer Logik entwickelt. Hier soll nun gezeigt werden, wie ein Logik-Gatter auf der Basis von Spinwellen aufgebaut werden kann [53]. XNOR-Gatter Der prinzipielle Aufbau eines XNOR-Gatters (Exclusive Not OR auch Äquivalenz genannt) ist in Abb. 4.17 dargestellt. Die Ströme I1 und I2 entsprechen dabei den ∧ ∧ binären Eingängen (0 A = 0, Iπ = 1). Als Ausgang dient das Signal hinter dem Mixer. Dabei wird destruktive Interferenz als 0, konstruktive Interferenz als 1 interpretiert. Ohne Strom sollen beide Teilsignale am Mixer mit gleicher Amplitude und Phase eintreffen, das heißt beide Arme werden als identisch angenommen. Unter diesen Bedingungen erhält man bei gleichen Eingangsströmen I1 = I2 konstruktive Interferenz am Mixer und somit eine logische 1 am Ausgang. Ist I1 = 0 A und I2 = Iπ oder umgekehrt, beträgt die Phasendifferenz am Mixer π, daher kommt es zu destruktiver Interferenz und einer logischen 0 am Ausgang. KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 52 I2 I1 Abbildung 4.17: Aufbau eines Spinwellen XNOR-Gatters. I1 und I2 entsprechen den logi∧ ∧ schen Eingängen (0 A = 0, Iπ = 1). Als Ausgang dient das Signal hinter dem Mixer. Eingänge I1 Ausgang I2 0 (0) 0 (0) 1 0 (0) Iπ (1) 0 Iπ (1) 0 (0) 0 Iπ (1) Iπ (1) 1 Tabelle 4.1: Wahrheitstabelle des XNOR-Gatters. Dieses Verhalten (vgl. Tab. 4.1) entspricht einem XNOR-Gatter. Wird nur einer der beiden Eingänge verwendet, kann das Gatter auch als NOT-Gatter verwendet werden. Abbildung 4.18 zeigt die ersten Messungen an einem XNOR-Gatter. Die Abbildung zeigt die Mikrowellenpulse am Ausgang des Mixers, die Belegung der Eingänge ist in den Bildern angegeben. Die Ausgangssignale können deutlich als logische 0 und 1 identifiziert werden. Die starken Störungen am Ende der Pulse (in der Abbildung grau hinterlegt) wurden durch den verwendeten Schalter verursacht, da dieser einen leicht abfallenden Strompuls liefert. Die Störung werden daher nur bei den Messungen beobachtet, bei denen mindestens eine logische 1 am Eingang anliegt. NAND-Gatter Erweitert man das XNOR-Gatter um jeweils einen schmalen Leiter in beiden Armen, erhält man ein NAND-Gatter (Not AND, vgl. Abb. 4.19). Es wird weiterhin 60 55 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 750 0 1 = 800 1 1 850 = 800 850 950 1000 1050 1100 1150 1200 60 55 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 750 950 1000 1050 1100 1150 1200 60 55 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 750 0 900 Intensität [mV] 60 55 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 750 1 900 Intensität [mV] Intensität [mV] Intensität [mV] KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE Zeit [ns] 1 0 53 = 800 0 0 850 = 800 850 0 900 950 1000 1050 1100 1150 1200 1 900 950 1000 1050 1100 1150 1200 Zeit [ns] Abbildung 4.18: Erste Messungen an einem XNOR-Gatters. Die starken Änderungen des Ausgangssignals in dem grau hinterlegten Bereich wurden durch den verwendeten Schalter verursacht. Dieser liefert einen leicht abfallenden Strompuls. angenommen, dass beide Arme absolut identisch sind. Das heißt beide Signale haben am Mixer gleiche Amplitude und Phase, wenn keine Ströme fließen. Als Eingänge dienen jetzt die Ströme an den schmalen Leitern. Wie Abb. 4.7 zeigt, existiert für ein geeignetes Feld ein Strom I1 , der dazu führt, dass die relative Transmission bis fast auf Null zurückgeht. Dieser Effekt wird hier ausgenutzt. Es ∧ soll weiterhin 0 A = 0 gelten. Die logische 1 wird durch den Strom I1 repräsentiert. Die beiden breiten Leiter werden mit einem konstanten Strom IS betrieben, der eine Phasendifferenz von π/3 zwischen den beiden Signalen erzeugt. Dies führt dazu, dass die Amplitude des Signals hinter dem Mixer gleich der Amplitude der beiden Einzelsignale ist. Liegt eine logische 1 an einem Eingang an, wird die Spinwelle in dem entsprechenden Arm fast vollständig abgeschwächt. Strom an einem der beiden Eingänge ändert dabei aufgrund der eingestellten Phasendifferenz nichts an der Amplitude des Ausgangssignals, während Strom an beiden Eingängen dieses stark reduziert. Interpretiert man die starke Amplitude als logische 1 und die reduzierte Amplitude als logische 0, erhält man ein NAND-Gatter (vgl. Tab. 4.2). Für die Funktion KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 54 IS I2 I1 IS Abbildung 4.19: Aufbau eines Spinwellen NAND-Gatters. I1 und I2 entsprechen den logi∧ ∧ schen Eingängen (0 A = 0, Iπ = 1). Als Ausgang dient das Signal hinter dem Mixer. dieses Gatters ist es dabei unerheblich, wie die Phasendifferenz zwischen den beiden Armen erzeugt wird. Da sie nicht verändert werden muss, wäre also auch ein konstruktionsbedingter Phasenunterschied (z.B. verschiedene Längen der beiden Arme oder fest installierte mechanische Phasenschieber) möglich. Ausgang Eingänge I1 I2 0 (0) 0 (0) 1 0 (0) Iπ (1) 1 Iπ (1) 0 (0) 1 Iπ (1) Iπ (1) 0 Tabelle 4.2: Wahrheitstabelle des NAND-Gatters. Abbildung 4.20 zeigt Messungen, die an einem NAND-Prototype durchgeführt wurden. Dargestellt ist der Mikrowellenpuls am Ausgang des Gatters. Die Belegung der logischen Eingänge ist in den Bildern angegeben. Es ist gelungen, das Signal für eine logische 1 an beiden Eingängen vollständig zu unterdrücken. In allen anderen Fällen kann ein Puls am Ausgang beobachtet werden. Die Unterschiede in den Pulsformen werden durch die nicht absolut identischen Interferometerarme verursacht. Trotzdem können die Ausgangssignale deutlich als logische 1 identifiziert werden. KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 0 1 Intensität [mV] 45 40 50 & 1 35 30 25 20 15 10 5 40 & 1 35 30 25 20 15 10 5 0 0 50 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 1 1 45 40 0 50 & 0 35 30 25 20 15 10 5 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 0 0 45 Intensität [mV] 0 Intensität [mV] 1 0 45 Intensität [mV] 50 55 40 & 1 35 30 25 20 15 10 5 0 0 0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 Zeit [ns] 0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 Zeit [ns] Abbildung 4.20: Prototyp eines NAND-Gatters. Liegt eine logische 1 an beiden Eingängen an, wird das Ausgangssignal vollständig unterdrückt. In allen anderen Fällen kann ein deutlicher Puls am Ausgang beobachtet werden. KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 4.2 56 Tunneln von Spinwellen durch eine mechanische Lücke Nachdem bisher in der Literatur nur das Tunneln einer Spinwelle durch ein Gebiet mit einem abgesenkten magnetischen Feld untersucht wurde (vgl. [5,50]), soll hier nun das Tunneln durch eine mechanische Lücke im YIG-Film untersucht werden. 4.2.1 Tunneln durch eine Lücke Zur Untersuchung dieses Effekts wurde eine Probe mit einer 20 µm breiten Lücke im YIG-Film verwendet (vgl. Abb. 4.21). Wie in Kapitel 3.2.1 beschrieben werden Spinwellenpulse der Länge 200 ns in diesem Film angeregt. Abbildung 4.22 zeigt BLS-Messungen für zwei verschiedene Felder. Die Daten wurden auf den Maximalwert zum jeweiligen Zeitpunkt normiert. Dargestellt sind lineare Falschfarbendarstellungen der Spinwellenintensität. H0 20 µm YIG GGG Abbildung 4.21: Probe zur Untersuchung des Tunnelns durch eine mechanische Lücke. Wie deutlich zu erkennen ist, wird der größte Teil der Spinwelle an der Lücke reflektiert, was zur Ausbildung einer stehenden Welle vor der Lücke führt. Ein kleiner Teil tunnelt allerdings durch die Lücke und propagiert danach weiter. Dieser Anteil ist für die Spinwelle mit der kleineren Wellenlänge deutlich kleiner, da diese Welle stärker von der Lücke beeinflusst wird. 4.2.2 Tunneln durch zwei Lücken Im Folgenden wird ein YIG-Film mit zwei Lücken der Breite 20 µm im Abstand von 1 mm untersucht. Es wurden Spinwellenpulse der Länge 250 µs bei einem Feld von 1839 Oe angeregt. Die Frequenz betrug ν = 7,125 GHz. Abbildung 4.23 KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE Lücke 57 Lücke max min (a) H = 1835 Oe (b) H = 1846 Oe Abbildung 4.22: Propagation einer Spinwelle durch eine mechanische Lücke der Breite 20 µm. Die Bilder zeigen eine ortsaufgelöste Falschfarbendarstellung der Spinwellenintensität zu verschiedenen Zeiten. ν = 7,125 GHz, Pulslänge 200 ns, (a) H0 = 1835 Oe, (b) H0 = 1846 Oe. KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 58 zeigt eine BLS-Messung an dieser Probe. Die dargestellten Daten wurden auf den Maximalwert zum jeweiligen Zeitpunkt normiert. Lücke Lücke Lücke Lücke max min Abbildung 4.23: Propagation einer Spinwelle durch zwei mechanische Lücken der Breite 20 µm. Es ist deutlich zu erkennen, dass die Welle für über 500 ns zwischen den beiden Lücken eingeschlossen bleibt. H0 = 1839 Oe, ν = 7,125 GHz, Pulslänge 250 ns. Es ist deutlich zu erkennen, dass eine Teil des Spinwellenpulses zwischen den beiden Lücken eingeschlossen wird und über 500 ns erhalten bleibt. Dabei bildet sich zwischen den beiden Lücken ein Interferenzmuster aus, da die Länge des Pulses größer ist als der Abstand zwischen den beiden Lücken. Das Verhalten in diesem Bereich entspricht dem eines Resonators, der nicht mit der Resonanzfrequenz betrieben wird. KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 4.3 59 Erste Tests der phasenaufgelösten BrillouinLichtstreuspektroskopie Im Folgenden sollen nun einige erste Messungen mit der in Kapitel 3.5 vorgestellten phasenaufgelösten Brillouin-Lichtstreuspektroskopie präsentiert werden. Beobachtet wurden zunächst Spinwellen, die ohne äußere Beeinflussung (z.B. lokal geänderte Felder oder Lücken im Film) propagierten. 4.3.1 Phasenaufgelöste Brillouin-Lichtstreuspektroskopie an cw-Spinwellen Die ersten Messungen wurden mit kontinuierlichen Spinwellen durchgeführt. Die erhaltenen Ergebnisse sind in Abb. 4.24 dargestellt. max min (a) H0 = 907 Oe (b) H0 = 930 Oe Abbildung 4.24: Phasenaufgelöste Brillouin-Lichtstreuspektroskopie an cw-Spinwellen der Frequenz ω = 2π · 4,3362 GHz. Obere Reihe: Ohne Referenzsignal. Untere Reihe: Mit Referenzsignal (a) H0 = 907 Oe, (b) H0 = 930 Oe. Die oberen Bilder zeigen die Intensität der Spinwelle in einer linearen Falschfarbendarstellung. Die Abnahme der Intensität kommt durch Dämpfung zustande. Die unteren Bilder zeigen Messungen mit zugeschaltetem Referenzsignal. Die Phasenfronten der Welle sind deutlich zu erkennen. In Übereinstimmung mit der Dispersionsrelation für BVMSW reduziert sich der Abstand zwischen den Phasenfronten (d.h. die Wellenlänge λ) für das größere Feld. Der Effekt der Dämpfung ist hier nicht so ausgeprägt, da für die Messung die Amplitude und nicht die Intensität der Spinwelle maßgeblich ist. Es fällt allerdings auf, dass die Interferenz direkt an der Eingangsantenne sehr schwach ist. Kontrollmessungen haben gezeigt, dass bei der verwendeten Probe KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 60 das transmittierte Laserlicht in diesem Bereich deutlich abgeschwächt wird und dadurch auch die Intensität des Referenzsignals und damit der Kontrast der Messung reduziert wird. Weiterhin fällt auf, dass die gemessenen Intensität in keinem der Minima bis auf null zurückgeht. Ursache hierfür ist, dass (wie in Kapitel 3.6 beschrieben) nur ein geringer Teil des frequenzverschobenen Lichts dieselbe Polarisation wie das inelastisch gestreute Licht hat3 . Um trotzdem eine deutliche Interferenz zu erhalten, ist es daher erforderlich, für das Referenzsignal eine hohe Intensität zu wählen, so dass ein Teil des senkrecht zum Polarisator polarisierten Lichts registriert wird und somit ein konstanter Signaluntergrund erzeugt. Eine Lösung dieses Problems wird in Kapitel 4.3.3 vorgestellt. 4.3.2 Phasenaufgelöste Brillouin-Lichtstreuspektroskopie an Spinwellen-Pulsen In den meisten Spinwellen Experimenten werden gepulste Signale verwendet. Daher ist es wichtig zu zeigen, dass die phasenaufgelöste Brillouin-Lichtstreuspektroskopie auch unter diesen Bedingungen funktioniert. max min (a) ohne Referenzsignal (b) mit Referenzsignal Abbildung 4.25: Phasenaufgelöste Brillouin-Lichtstreuspektroskopie an 30 ns Spinwellenpulsen der Frequenz ω = 2π · 4,3362 GHz. (H0 = 930 Oe) (a) ohne Referenzsignal, (b) mit Referenzsignal. 3 Das an den Spinwellen inelastisch gestreute Licht erfährt eine Polarisationsdrehung von π/2, das im elektro-optischen Modulator frequenzverschobene Licht hingegen nicht. KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 61 Abbildung 4.25a zeigt den Puls ohne Referenzsignal. Die Messung wurde zu jedem Zeitpunkt auf den jeweiligen Maximalwert normiert, daher ist die Dämpfung nicht erkennbar. Abbildung 4.25b zeigt die Messung mit Referenzsignal. Der Kontrast ist geringer als in Abb. 4.24, da ein gepulstes Signal eine geringere BLS-Zählrate erzeugt. Dies kann allerdings (falls gewünscht) durch eine längere Messdauer ausgeglichen werden. Die Intensität in den Minima geht aus dem in Kapitel 4.3.1 genannten Grund nicht bis auf null zurück. Da das Referenzsignal kontinuierlich anliegt, erhält man bei der Messung einen konstanten Signaluntergrund außerhalb des Pulses (vgl. Abb. 4.25). 4.3.3 Phasenaufgelöste Brillouin-Lichtstreuspektroskopie mit verbessertem Kontrast Zur Verbesserung des Kontrastes ist es nötig, den Anteil des senkrecht zum gestreuten Lichts polarisierten Referenzsignals zu reduzieren. Dazu wird vor dem Mikrowellen-Resonator ein λ/4-Plättchen angebracht. Dieses erzeugt aus linear polarisiertem Licht zirkular oder elliptisch polarisiertes Licht [40], das heißt Licht mit zwei orthogonalen Polarisationskomponenten. Diese werden gleich stark durch den Resonator beeinflusst, so dass die notwendige Intensität des Referenzstrahls reduziert werden kann. Dadurch wird der Untergrund reduziert, so dass die Signalintensität in den Minima bis auf nahezu null zurückgeht (vgl. Abb. 4.26). 4.3.4 Phasenaufgelöste Brillouin-Lichtstreuspektroskopie an der Probe mit mechanischer Lücke Um die praktische Anwendung dieser neuen Technik zu zeigen, wurden phasenaufgelöste Messungen an der in Kapitel 4.2.1 verwendeten Probe mit mechanischer Lücke durchgeführt (vgl. Abb. 4.27). Die entsprechende BLS-Messung ohne Referenzsignal wurde bereits in Abb. 4.22(b) dargestellt. Die Intensität des Referenzsignals war an die Spinwellenintensität vor der Lücke angepasst. Abbildung 4.27(a) und (b) unterscheiden sich nur durch die Normierung, die zugrundeliegenden Daten sind identisch. Es fällt auf, dass trotz der geringen Spinwellenintensität hinter der Lücke, dort ein deutliches Interferenzmuster zu erkennen ist. Dies zeigt, dass es nicht unbedingt nötig ist, die Intensität des Referenzsignals an die Intensität der Spinwelle anzugleichen, um die Phasenfronten sichtbar zu machen. Für quantitative Messungen kann das Resultat allerdings verbessert werden, wenn diese Anpassung vorgenommen wird. KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 62 max (a) H0 = 1838 Oe min (b) H0 = 1858 Oe Abbildung 4.26: Phasenaufgelöste Brillouin-Lichtstreuspektroskopie an 200 µsSpinwellenpulsen der Frequenz ω = 2π · 7,125 GHz. Durch die Verwendung eines λ/4 Plättchen wird der Kontrast verbessert (d. h. die Intensität in den Minima verringert). (a) H0 = 1838 Oe, (b) H0 = 1858 Oe. max min (a) Normiert auf maximale Intensität (b) Normiert auf Intensität hinter der Lücke Abbildung 4.27: Phasenaufgelöste Brillouin-Lichtstreuspektroskopie an der Probe mit mechanischer Lücke. H0 = 1846 Oe, ω = 2π · 7,125 GHz. (a) Signal normiert auf die maximale Intensität zum betrachteten Zeitpunkt. (b) Signal normiert auf Intensität hinter der Lücke. KAPITEL 4. EXPERIMENTELLE ERGEBNISSE 63 Vor der Lücke wird sowohl die einfallende als auch die reflektierte Spinwelle beobachtet. Insbesondere im mittleren Bild (156,3 ns) wird diese Überlagerung sehr deutlich, da die Phasenfronten der stehenden Welle zu erkennen sind. Für die Spinwelle hinter der Lücke zeigt die Messung einen nicht konstanten Abstand zwischen den Phasenfronten. Ursache hierfür ist, dass die Spinwelle durch das Tunneln sehr stark abgeschwächt wird und dadurch eine dem Rauschen (z.B. thermische Spinwellen) vergleichbare Intensität hat. Dadurch wird das Interferenzbild ebenfalls durch das Rauschen beeinflusst und gibt daher nicht mehr die genauen Phasenfronten des Signals wieder. Daher ist es nicht möglich, aus der dargestellten Messung die Phasenverschiebung durch das Tunneln zu bestimmen. Eine Erhöhung der Anfangsintensität ist hier nicht möglich, da dadurch vor der Lücke nichtlineare Prozesse angeregt würden. Bei größeren Spinwellenintensitäten tritt dieses Problem nicht auf, da die Amplitude des Rauschens in diesem Fall zu gering ist, um die Messung zu beeinflussen. Die phasenaufgelöste Brillouin-Lichtstreuspektroskopie liefert dann gute Resultate, wie im letzten Kapitel gezeigt wurde. Kapitel 5 Zusammenfassung und Ausblick In dieser Arbeit wurde gezeigt, dass eine lokale Änderung des magnetischen Feldes durch einen stromdurchflossenen Leiter Phase und Amplitude der propagierenden Welle ändert. Ist die Änderung des Feldes hinreichend klein, wird die Amplitude der Welle nur wenig geändert. Trotzdem wird (für eine ausgedehnte Inhomogenität) die Phase deutlich beeinflusst. Phasenänderungen um π konnten bei Backward“-Volumenmoden für Ströme im Bereich von 0,9 A und bei Ober” flächenmoden im Bereich von 0,3 A erreicht werden. Ist die Inhomogenität stark lokalisiert, treten hingegen deutliche Änderungen der Amplitude auf. Das bereits aus [5,50] bekannte Tunneln von Spinwellen durch ein lokal abgesenktes Feld konnte beobachtet werden. Bei lokaler Erhöhung des Feldes wurde für kleine Wellenvektoren ein nicht monotones Verhalten der relativen Transmission mit einem ausgeprägten Minimum beobachtet. M.P. Kostylev konnte zeigen, dass dieses Verhalten durch die Interferenz zwischen mehrfachreflektierten Spinwellen verursacht wird. Theoretische Berechnungen zeigen eine gute Übereinstimmung mit den Messungen. Basierend auf den aufgebauten stromgesteuerten Phasenschiebern konnte ein neues Konzept zum Aufbau magnetischer Logik vorgestellt werden. Dieses basiert auf einem Spinwellen-Interferometer. Die logischen Eingangssignale beeinflussen die Phase oder die Amplitude von zwei Spinwellen, das Ausgangssignal wird aus der Interferenz der beiden Wellen gewonnen. Es ist gelungen, einen auf YIG basierenden Prototypen für ein XNOR- und ein NAND-Gatter aufzubauen und zu testen. Zur Weiterentwicklung dieses Konzepts ist der Aufbau von Interferometern auf Permalloy Basis geplant. Da die Wellenlänge von Spinwellen in Permalloy deutlich kürzer als in YIG ist (etwa 20 µm gegenüber etwa 300 µm), sollte dies zu einer deutlichen Reduktion der notwendigen Größe führen. 64 KAPITEL 5. ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK 65 Mit Hilfe der orts- und zeitaufgelösten Brillouin-Lichtstreuspektroskopie wurde das Tunneln einer Spinwelle durch eine mechanische Lücke im YIG-Film untersucht. Dabei konnte beobachtet werden, dass ein geringer Teil der Spinwelle die Lücke durchtunneln kann. Dieser Anteil steigt mit größer werdender Wellenlänge. Wie schon bei der Untersuchung des Tunnelns durch eine lokale Inhomogenität [50], ist es gelungen, eine Spinwelle zwischen zwei mechanischen Lücken einzuschließen. Die eingeschlossene Welle konnte noch nach einer halben Mikrosekunde nachgewiesen werden. Werden die Tunnelbarrieren durch eine lokale Feldabsenkung erzeugt, sollte die Konstruktion von dynamischen magnonischen Kristallen [56] möglich sein. Diese sind das magnetische Analogon zu Photonischen Kristallen und sollte die Ausbreitung von Spinwellen in einem weiten Bereich beeinflussen. Zur Untersuchung der Phase von Spinwellen wurde eine Erweiterung der ortsund zeitaufgelösten Brillouin-Lichtstreuspektroskopie in Betrieb genommen. Diese erlaubt durch die Interferenz zwischen dem inelastisch gestreuten Licht und einem Referenzsignal die Darstellung der Phasenfronten und -profile. Für lineare Spinwellen ist es gelungen, die Phasenfronten abzubilden. Weitere geplante Projekte mit der phasenaufgelösten Brillouin-Lichtstreuspektroskopie beinhalten die Untersuchung von nichtlinearen Spinwellen. Da die Aufnahme von Phasenprofilen in jedem beliebigen Punkt möglich ist, sollen insbesondere die Phaseneigenschaften von Solitonen (vgl. z.B. [57]) während der Entwicklung und Propagation beobachtet werden. Besonderes Interesse gilt dabei den Moebius“-Solitonen [4, 58]. ” Literaturverzeichnis [1] J. R. 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[57] N. G. Kovshikov, B. A. Kalinikos, C. E. Patton, E. S. Wright, J. M. Nash, Formation, propagation, reflection, and collision of microwave envelope solitons in yttrium iron garnet films, Physical Review B 54(21), 15210 (1996). [58] A. A. Serga, M. P. Kostylev, B. A. Kalinikos, S. O. Demokritov, B. Hillebrands, H. Benner, Parametric Generation of Solitonlike Spin-Wave Pulses in Ring Resonators Based on Ferromagnetic Films, JETP Letters 77(6), 300 (2003). Danksagung Am Ende sei all denen gedankt, die durch ihre Mitarbeit und Hilfe zum Gelingen dieser Diplomarbeit beigetragen haben: Prof. Dr. B. Hillebrands für die interessante Aufgabenstellung und die wissenschaftliche Betreuung. Prof. Dr. M. Fleischhauer für die Übernahme des zweiten Gutachtens. Dr. Oleksandre Serha für die Einführung in die Thematik, die hervorragende Zusammenarbeit und exzellente Betreuung. Dr. Mikhail Kostylev für die Unterstützung bei allen theoretischen Problemen und die hilfreichen und interessanten Diskussionen. Christian Bayer für die Hilfe bei allen Problemen mit der BLS. Dr. Britta Leven für die gute Unterstützung und Betreuung. Bernd Pfaff und Dieter Weller für die Unterstützung bei technischen Fragen. Eva-Maria Graefe, Sebastian Hermsdörfer und Thorsten Wagner für das unermüdliche Korrekturlesen. Allen nicht namentlich erwähnten Mitgliedern der Arbeitsgruppe für die angenehme Zusammenarbeit und Hilfsbereitschaft. Meinen Eltern für die Unterstützung vor und während meines Studiums. 71