Univ. Prof. Dr. rer. nat. Wolfgang H. Müller Technische Universität Berlin Fakultät V Lehrstuhl für Kontinuumsmechanik und Materialtheorie - LKM, Sekr. MS 2 Einsteinufer 5, 10587 Berlin 10.Übungsblatt Starrkörperkinetik II - S. 1 SS 2012 Aufgabe 1 (a) S α Lage in A R α = 60◦ cos α = 21 1 2R α Das Nullniveau wird auf die tiefste Stelle der Bahn gelegt. Die Bewegung beginnt in A aus der Ruhe. Im Folgenden meint v stets die Geschwindigkeit des Schwerpunktes S. Energiesatz von A nach C: Mit Hilfe der Skizze kann die Höhe zum Mittelpunkt der Rolle in der Lage A bestimmt werden: hA = 15 R + R cos α = 8R 2 (1) Nun wird der Energiesatz aufgestellt: pot pot kin kin EA + EA = EC + EC 1 1 2 2 + ΘωC + 3mgR 8mgR = mvC 2 2 (2) (3) Energiesatz von A nach B: Auf dem Abschnitt A-B rollt der Körper auf dem Seil ab und rutscht auf der Bahn entgegengerichtet seiner Rotation hinunter, d.h. schlüpft nach unten. Solange es ein reines Rollen ist, gilt auch die Beziehung v = rω, wie das Abrollen auf dem Seil. Solange es aber kein reines Rollen, wie auf der Bahn v 6= Rω gilt die Beziehung nicht ! √ Wenn n Windungen abgewickelt sind, hat sich der Schwerpunkt S um 2πrn = 8r 3 entlang der geraden Bahn bewegt. Aufstellen des Energiesatzes: pot pot kin kin EA + EA = EB + EB 1 1 2 2 + ΘωB + mghB mg 2πrn · sin α + hB = mvB 2 2 (4) (5) Die Rolle rollt auf dem Seil ab, damit folgt: 0 = vB ex + ωB ez × rey Hiermit kann man nun ωB berechnen. ωB = r ⇒ vB = ωB r 2 · 2πrnmg sin α =4 mr2 + Θ r g R (6) (7) Univ. Prof. Dr. rer. nat. Wolfgang H. Müller Technische Universität Berlin Fakultät V Lehrstuhl für Kontinuumsmechanik und Materialtheorie - LKM, Sekr. MS 2 Einsteinufer 5, 10587 Berlin 10.Übungsblatt Starrkörperkinetik II - S. 2 SS 2012 Da die Bahn B-C reibungsfrei ist, d.h. nur die Zwangskraft als externe Last auf den Körper wirkt, welche keine Momente (bezüglich des Schwerpunktes) hervorruft, folgt nach dem Drallsatz X ΘS ω̇ = M ext. = 0 (8) ω̇ = 0 , (9) und das Seil bei B vollständig abgewickelt ist, gilt ωC = ωB = 4 Eingesetzt in (3) erhält man: vC = (b) Freischnitt r g R p 2Rg (10) (11) ω v mg FW FN Der Angriffspunkt der Reibkraft FW bewegt sich mit der Geschwindigkeit: v W = vex + ωez × (−Rey ) = v + ωR ex (12) Impulssatz / Schwerpunktsatz mv̇ = Drehimpulssatz / Drallsatz X ΘS ω̇ = F ext. = −FW = −µmg X M ext. = −FW R (13) (14) Wir schlussfolgern für die Winkelgeschwindigkeit ω(t): µmgR ΘS 1 2µg ΘS = mR2 ⇒ ω̇ = − 2 R Z t 2µg 2µg dt̃ = − t ω(t) − ωC = − R R 0 ΘS ω̇ = −FW · R ⇒ ω̇ = − (15) (16) (17) Integration des Schwerpunktsatzes Gl. (13) ergibt: Z v(t) v(0) dṽ = − Z t µg dt̃ (18) 0 v(t) − vC = −µgt (19) Univ. Prof. Dr. rer. nat. Wolfgang H. Müller Technische Universität Berlin Fakultät V Lehrstuhl für Kontinuumsmechanik und Materialtheorie - LKM, Sekr. MS 2 Einsteinufer 5, 10587 Berlin 10.Übungsblatt Starrkörperkinetik II - S. 3 SS 2012 Zur Zeit t̂ gilt das erste Mal die Rollbedingung v W = 0 und damit v t̂ = −Rω t̂ . (20) Gl. (17) und (18) eingesetzt in Gl. (20) ergibt: 2µg −µg t̂ + vC = −R · − t̂ + ωC R √ p ⇒ 3µg t̂ = vC + RωC = (4 + 2) gR √ s 4+ 2 R ⇒ t̂ = 3µ g (21) (22) (23) (c) Nun sind mehrere Fälle möglich. Wir nehmen an, dass die Rolle ihre translatorische Bewegungsrichtung umkehrt bevor das reine Rollen eintritt. Es kann aber auch sein, dass das reine Rolle eintritt noch bevor die Masse den Punkt D erreicht. Das würde bedeuten, dass die Geschwindigkeit vW schon vorher Null wäre. Was zur Folge hätte, dass wir keine Relativbewegung zwischen Rolle und Untergrund hätten und damit auch keine Reibkraft. Wodurch sich die Rolle einfach nur mit konstanter Geschwindigkeit in positive ex -Richtung bewegen würde. Um diesen Fall auszuschließen, berechnen wir zunächst die Zeit zu der die translatorische Geschwindigkeit verschwindet. Die entsprechende Zeit tD bekommen wir aus Gleichung (19) mit der Bedingung v(tD ) = 0: tD 1 vc = = µg µ s 2R g (24) Damit die Annahme erfüllt ist, muss die Zeit tD kleiner sein als die Zeit t̂: tD 1 µ < s 2R < g √ 2 2 < t̂ (25) √ s 4+ 2 R 3µ g (26) 4. (27) Also war unsere Annahme richtig und das reine Rolle tritt erst nach dem Punkt D ein. Für die Strecke s schauen wir uns den Impulssatz nochmal an. Trennung der Variablen und Integration (Bahnparameter s in diesem Gebiet ist gleich zur horizontalen Achse x dv ds dv dv =m = mv = −µmg dt ds dt ds Z s̃=s Z ṽ=vD ṽ dṽ = − µgds̃ ⇒ m (28) (29) s̃=0 ṽ=vC Im Punkt D soll es zu einer Bewegungsumkehr kommen, die translatorische Bewegung hört auf, und es beginnt die Bewegung der Rolle wegen der vorhandenen kinetischen Energie mit 12 Θω 2 in die andere Richtung, d. h. für die obere Integrationsgrenze wird auf der linken Seite von Gl. (29): vD = 0 eingesetzt. Damit ergibt sich: 1 2 v = µgs 2 C ⇒ s= 2 vC R = 2µg µ (30) Univ. Prof. Dr. rer. nat. Wolfgang H. Müller Technische Universität Berlin Fakultät V Lehrstuhl für Kontinuumsmechanik und Materialtheorie - LKM, Sekr. MS 2 Einsteinufer 5, 10587 Berlin 10.Übungsblatt Starrkörperkinetik II - S. 4 SS 2012 Zur Bestätigung dieser Bewegungsumkehr wollen wir die entstandene Winkelgeschwindigkeit zur Zeit t̂ berechnen Z t̂ Z t̂ ΘS ω̇ dt = −FW R dt (31) 0 S 0 S Θ ω(t̂) − Θ ωC = −FW Rt̂ (32) r S g Θ ωC − FW Rt̂ µmgRt̂ =4 − 1 2 ΘS R 2 mR √ ! r g 4−2 2 ω(t̂) = , R 3 | {z } ω(t̂) = (33) (34) >0 welche immernoch die gleiche Drehrichtung (nach (15) positives Vorzeichen) hat. Damit bewegt sich die Rolle nach D tatsächlich in negative ex -Richtung. Aufgabe 2 (a) Reines Rollen auf dem Seil: ẋ = rϕ̇ ⇒ ẍ = rϕ̈ (35) (b) Freischnitt der Rolle: (Beachte: Die Gewichtskraft ist in Komponenten zerlegt.) S mg cos α reines Rollen ϕ mg sin α x FR FN Schwerpunktsatz: mẍ = mg sin α − S − FW mÿ = 0 = −mg cos α + FN ⇒ FN = mg cos α (36) (37) (38) Coulomb: FW = µFN (39) Einsetzen von Gleichungen (38) und (39) in Gleichung (36) liefert: mẍ = mg sin α − S − µmg cos α S ẍ = g(sin α − µ cos α) − m (40) (41) Univ. Prof. Dr. rer. nat. Wolfgang H. Müller Technische Universität Berlin Fakultät V Lehrstuhl für Kontinuumsmechanik und Materialtheorie - LKM, Sekr. MS 2 Einsteinufer 5, 10587 Berlin 10.Übungsblatt Starrkörperkinetik II - S. 5 SS 2012 Drehimpulssatz um den Schwerpunkt der Rolle: ΘS ϕ̈ = Sr − FW r (42) Nun die kinematische Beziehung aus (a) (Gl. (35)) sowie Gleichungen (38) und (39) in Gleichung (42) einsetzen, so folgt: ΘS ẍ = rS − rµmg cos α r (43) Damit ergibt sich für die Seilkraft: S= ΘS ẍ + µmg cos α r2 Durch Einsetzen der Gleichung (44) in (41) erhält man: ẍ = g(sin α − µ cos α) − ΘS ẍ − µg cos α mr2 (44) und somit für die Beschleunigung in x-Richtung: ẍ = g(sin α − 2µ cos α) ΘS 1 + mr 2 (45) Mit dem Massenträgheitsmoment ΘS = 12 mr2 in Gleichung (45): g(sin α − 2µ cos α) 1 + 21 2 = g(sin α − 2µ cos α) 3 2 ⇒ ẋ = g(sin α − 2µ cos α)t + v0 3 ẍ = (46) (47) (48) (c) Die Steigung“ der Geschwindigkeit muss positiv sein: ” sin α − 2µ cos α > 0 ⇒ µ < 1 tan α 2 Aufgabe 3 (a) In Zylinderkoordinaten gilt für ein Volumenelement: dV = r dr dϕ dz , (49) R (50) Der Ortsvektor zum Massenmittelpunkt ist xS := xdm (m) R (m) dm . Univ. Prof. Dr. rer. nat. Wolfgang H. Müller Technische Universität Berlin Fakultät V Lehrstuhl für Kontinuumsmechanik und Materialtheorie - LKM, Sekr. MS 2 Einsteinufer 5, 10587 Berlin 10.Übungsblatt Starrkörperkinetik II - S. 6 SS 2012 Unter Ausnutzung der Symmetrie folgt, dass der Schwerpunkt bei x = 0 und y = 0 liegt. Für die z Koordinate des Ortsvektors zum Massenmittelpunkt zS gilt: R ρ zdV zS = (V ) ρ R dV (V ) = n Rh √Rza 2π R z=0 ϕ=0 2π R ϕ=0 = zS = r=0 o rz dr dz dϕ n Rh √Rza z=0 1 3 3 πah 1 2 2 πah r=0 o r dr dz dϕ 2 h 3 (51) Für den Ortsvektor zum Massenmittelpunkt ergibt sich demnach xS = 2 he 3 z (52) (b) Das Massenträgheitsmoment bzgl. der z-Achse Θzz := Z (m) √ Z2π n Zh Z za o 2 r dm = ρ r3 dr dz dϕ ϕ=0 z=0 r=0 1 = ρπa2 h3 6 1 1 mit m = πρah2 = mah 3 2 Da z im Integranden NICHT auftaucht, ist es offenbar egal, bezüglich welchen Punktes auf der z-Achse man das Massenträgheitsmoment Θzz für die Drehung um die z-Achse hinschreibt.