Schilddrüsenkonsens: Schilddrüse und - biomed

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wissenschaft & praxis
Schilddrüsenkonsens:
Schilddrüse und Schwangerschaft
Schilddrüsenerkrankungen sind in Österreich bei jüngeren
Frauen häufig zu finden. Sowohl Hypo- als auch Hyperthyreose
reduzieren die Konzeptionsfähigkeit – unbehandelt führen sie bei
Empfängnis zur Schädigung des Feten.
Das im Mutter-Kind-Pass in der 16. Woche
vorgesehene Labor beinhaltet kein TSH-Screening. Um fetalen Schädigungen vorzubeugen,
wissenschaft
& praxis
ist die TSH-Bestimmung bei jeder Frau in der
12. Schwangerschaftswoche (SSW) dringend
anzuraten – bei Frauen mit entsprechender Anamnese bereits
in der 8.-10. SSW. Thyroxinsubstitution bei Werten >2,5.
Jodsubstitution 100μg/die ist bei allen euthyroten
Schwangeren (auch während der Stillzeit) indiziert, da 10 %
aller Schwangeren unter Jodmangel leiden (erhöhte Strumarate der Mutter, kindliche Entwicklungsverzögerung mit
reduziertem IQ). Achtung: kontraindiziert bei bestehender
Hyperthyreose.
Hypothyreosen bei Schwangeren verlaufen oft beschwerdefrei oder werden als Schwangerschaftsbeschwerden
fehl gedeutet und bleiben unentdeckt (erhöhte Abortrate,
Präeklampsie, geringes Geburtsgewicht und Beeinträchtigung
der mentalen und motorischen Entwicklung des Feten).
Die Therapie einer Hypothyreose bei Neugeborenen
muss binnen der ersten zwei Lebenswochen etabliert sein!
(Häufigkeit 1:4000 /5% maternale Ursachen; Symptome:
Trinkschwäche, Motorik, Nabelhernie und Ikterus prolongatus)
Aus einer subklinischen Hypothyreose während der
Gravität kann sich in den Folgejahren eine manifeste Hypothyreose entwickeln.
Eine unbehandelte Autoimmunthyreoiditis bedeutet ein
erhöhtes Risiko einer Früh- oder Fehlgeburt. Möglichst frühe
und engmaschige Kontrollen der TSH- und fT4-Werte ermöglichen eine an die individuellen Werte angepasste Gabe
von Levothyroxin. Eine scheinbare subklinische Hyperthyreose in der Frühschwangerschaft ist oft HCG-induziert
(häufig begleitet von Hyperemesis gravidarum) und physiologisch. Initial keine Medikation. Kontrolle nach vier
Wochen und post partum.
Bei einer manifesten Hyperthyreose, M. Basedow und
Hashimoto-Thyreoiditis besteht eine erhöhte Abortrate, die
Gefahr einer Präeklampsie, einer retardierten Entwicklung sowie Fehlbildungen bis hin zu einem intrauterinen Fruchttod.
Die Hyperthyreose-Therapie gehört in die Hände eines/
einer SpezialistIn, da ab der 20. SSW eine fetale Hyperthyreose entstehen kann. Bei 2% der Neugeborenen kommt es zu
einer neonatalen Hyperthyreose, daher sind ein postpartales
Monitoring und das Zuziehen eines/einer NeonatologIn
erforderlich.
Hinter einer Hyperthyreose bei Neugeborenen steht fast
immer einer maternale Erkrankung (Häufigkeit 1:50.000;
Symptome: SGA [small for
gestional age], Tachykardie,
Motorik, Gewichtszunahme,
Struma, Ikterus, Hepathosplenomegalie, Thrombopenie),
führt unbehandelt zu einer
Beeinträchtigung in der ZNSEntwicklung und geht mit einer
erhöhten Mortalität einher.
Postpartum-Thyreoiditis:
Hinter einer postpartalen Depression kann sich eine Postpartum-Thyreoiditis verbergen, zu der es bei 5-8 % aller
Schwangeren kommt. Nach ca. einem Jahr wird meist wieder
ein euthyroter Zustand erreicht.
Stillen unter Thyreostatikatherapie: Eine gut eingestellte
Dosierung erlaubt ein normales Stillen.
Die wichtigsten Take Home Messages des zehn Seiten umfassenden Schilddrüsenkonsens, der nachzulesen ist unter:
http://bv-nuklearmedizin.at/downloads/konsensschwangerschaftfinalv14012009.pdf
I Präkonzeptionelle Abklärung
Die Abklärung einer SD-Erkrankung während der Gravidität schwierig
II Die SD-Medikation während der Schwangerschaft nicht
absetzen
III Einem unerfüllten Kinderwunsch kann eine Hypothyreose
zugrunde liegen – Werte noch im Normalbereich können
bereits zu niedrig sein!
■ Einer Hyperemesis gravidarum kann eine SD-Erkrankung
zugrunde liegen.
■ Szintigrafie während der Gravidität kontraindiziert!
■ Patientinnen mit entsprechender Anamnese gehören
im Idealfall bereits vor Beginn der Gravidität zum/zur
SpezialistIn.
■ Der Ausschluss einer SD-Erkrankung durch Sonographie und Bestimmung von TSH, fT4 (fT3) durch den/die
HausärztIn erspart Wartezeiten auf einen Termin in den
überfüllten Schilddrüsenambulanzen.
■ Schwangere haben einen erhöhten Jodbedarf (Ernährung
und medikamentöse Substitution).
■ Ein Absetzen der SD-Medikation kann zu einer schweren
Schädigung des Feten führen.
■ Hohe TRAK-Werte (Thyreotropin-Rezeptor-Autoantikörper) im 3. Trimenon erfordern eine neonatologische
Betreuung des Feten.
■ Bei 10 % aller Schwangeren kommt es – bis zu zehn
Jahre nach einer Postpartalen Thyreoiditis – zu einer
n
Späthypothyreose.
Prof. Helene Breitschopf
[email protected]
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