Was ist Psychologie? Einführung in die Allgemeine Psychologie Was ist allgemeine Psychologie? ? Definitionen Besonderheiten • Psychologie: • Bereichsübergreifend • Psyche: Seele; logos: Wort; • Geisteswissenschaften • Sozialwissenschaften • Naturwissenschaften • „Seelenkunde“ • Beschreibung, Erklärung und Vorhersage des Erlebens und Verhaltens von Menschen Was ist Allgemeine Psychologie? • Zuständigkeitsbereich der Allgemeinen Psychologie lässt sich durch Ausschlussverfahren definieren • Betrachtet Fragender Psychologie, ohne bestimmten Blickwinkel einzunehmen • Grundlagenforschung Was ist Allgemeine Psychologie? • • • • • • • • • • • • Typische Problemfelder der Allgemeinen Psychologie: Wahrnehmung Aufmerksamkeit Gedächtnis Lernen Denken Problemlösen Sprache Emotion Motivation Psychomotorik Bewusstsein Was ist allgemeine Psychologie? • Abgrenzung: • Im Vordergrund stehen nicht die Unterschiede zwischen Menschen (Differenzielle Psychologie) • Nicht die psychische Veränderung von Menschen im Laufe des Lebens (Entwicklungspsychologie) • Nicht Interaktion zwischen Individuen (Sozialpsychologie) • Untersucht psychologische Phänomene, ohne Fragestellung aus Blickwinkel einer bestimmten Richtung zu formulieren • Inwieweit geht es um praktisches Wissen? Ist Hintergrundwissen „praktisch“? Einführung in die Allgemeine Psychologie Kurze Geschichte der Psychologie Zur Geschichte der Psychologie Identitätskrise der Philosophie • Lange Vergangenheit- kurze Geschichte • Wissenschaftskultur ändert sich • Seit Anbeginn kultureller Entwicklung befassen sich Menschen mit psychologischen Fragestellungen • Begriff Forschung ändert sich: statt individueller Suche nach Wirklichkeit Anwendung von Methoden zur Lösung konkreter Problemstellungen • Erforschung mit naturwissenschaftlichen Methoden beginnt Mitte des 19. Jhdts • Empirisierung bringt Status der Philosophie ins Wanken • Identitätskrise • Versuche diese Krise zu bewältigen liefern Kontext zur Entstehung der Psychologie als eigenständige Wissenschaft Bewältigung • Rettungsversuch: Beantwortung philosophischer Fragestellungen mit Hilfe naturwissenschaftlicher Methoden Psychologie als Schnittpunkt PHYSIK BIOLOGIE • Gegenbewegung: Renaissance der Philosophie und Wiederentdeckung Kants PSYCHOLOGIE • Philosophie als Erkenntniswissenschaft • Kant liefert Anstoß: • Psychologie als naturwissenschaftliche Einzeldisziplin MEDIZIN PHILOSOPHIE Die psychologischen Schulen • Verschiedene Schulen oder Systeme Der Strukturalismus in der Psychologie • Wilhelm Wundt (1832- 1920) • Jede Strömung wichtige Beiträge zur Allgemeinen Psychologie • Trotz deutlicher Gegensätze entsteht stimmiges Bild des aktuellen Wissensstandes Der Strukturalismus in der Psychologie Der Strukturalismus in der Psychologie • Wilhelm Wundt (1832- 1920) • Zentraler Ausgangspunkt: menschliches Bewusstsein • „Gegenstand der psychologischen Forschung ist die gesamte Erfahrung in ihrer unmittelbaren subjektiven Wirklichkeit- also die Empfindungen, die Gefühle, die Gedanken und der Wille. Im Gegensatz zu den Objekten der äußeren Welt, die Gegenstand der Naturwissenschaften sind.“ Der Strukturalismus in der Psychologie • Vorbild Chemie: Vielfalt der stofflichen Erscheinungen wird aus Zusammensetzung begrenzter Zahl von Elementen erklärt • Auch Bewusstseinserscheinungen sollen durch begrenzte Anzahl von Bewusstseinselementen erklärbar sein • Gesetze der äußeren Welt auch für Gesetze der inneren Welt gültig? • Suche nach Strukturen Der Funktionalismus in der Psychologie • William James (1842- 1910) • Statt Hintergründe und Strukturen stehen Fragen nach Ursachen, Wirkung und Nutzen im Vordergrund • Anomale psychische Leistungen werden untersucht und auf Funktion überprüft • Grundgedanken des Darwinismus werden aufgegriffen: Jedes Verhalten ist übergeordnetem Ziel wie bspw Überleben dienlich Die Psychoanalyse in der Psychologie ? Die Psychoanalyse in der Psychologie • Sigmund Freud (1856- 1939) • Weniger Interesse an Bewusstsein als an unbewussten Vorgängen, die diesem voran gestellt sind Die Psychoanalyse in der Psychologie • Körperliche Symptome wie Erblindung, Lähmung, Schmerzüberempfindlichkeit, Ängsten etc. können unter Hypnose abgeschwächt werden • Neurologe • Keine dauerhafte Heilung sondern Symptomverschiebung • Untersucht Erkrankungen OHNE nachweisbare neurologische Ursachen • Redekuren hilfreich, wird später durch freies Assoziieren ersetzt • Bezeichnet sie als Neurosen und Hysterien • Später Deutung von Träumen um unbewusste Inhalte aufzudecken Der Behaviorismus in der Psychologie Der Behaviorismus in der Psychologie • Um 1920 Tendenz Psychologie rein naturwissenschaftlich zu erforschen • Credo des Behaviorismus: • John Watson (1878- 1958) • Einzig Daten, die durch außen stehende Beobachter messbar sind, zulässig • Kritisiert Introspektion als wissenschaftliches Instrument • Reiz- Reaktion • Forderung nach Objektivität • Vorteil: Verhalten wird schnell hinsichtlich Richtung, Intensität und Auswirkung erfasst • Durch engen Fokus viele überraschende und wichtige Erkenntnisse Die Gestaltpsychologie • Max Wertheimer (1880- 1943) Die Kognitive Psychologie • Messungen zur Dauer kognitiver Prozesse in den 50er Jahren lösen neue Ära psychologischer Forschung aus • Credo: Das Ganze ist etwas Anderes als die Summe seiner Teile • Grundgedanke: Verarbeitung von Reizen benötigt Zeit • Noch vor Wahrnehmung von einzelnen Teilen wird ganze Gestalt wahrgenommen, die Wahrnehmung beeinflusst • Je nach Schwierigkeit kürzer oder länger • Kritik an Laborforschung • Bei unterschiedlichen Aufgaben werden Lösungszeiten gemessen und verglichen • Identifikation von für Aufgabenbewältigung notwenigen kognitiven Prozessen Psychologische Schule Untersuchungs- Wie und Wo? gegenstand Ziel/Schwerpun kt Strukturalismus ab 1880 Erleben, (Verhalten) In Experimenten Bewusstsein/ Aufmerksamkeit/ Volition Funktionalismus ab 1890 Erleben, Verhalten In alltäglichen Situationen Funktionen der Psyche/Emotion, Volition Psychoanalyse ab 1900 Erleben- Phantasie, VerhaltenSymptome In der Therapie BewusstesUnbewusstes /Motivation, Emotion Behaviorismus ab 1920 Verhalten von Tieren In Laborexperimenten Ursachen des Verhaltens/ Lernen, Motivation Gestaltpsychologie ab 1920 Erleben, (Verhalten) In Experimenten und im Alltag Wahrnehmung, Motivation Kognitive Psychologie ab 1950 Erleben und Verhalten (Reaktionszeiten) In Experimenten Informationsverarbei tung/ kognitive Prozesse (Wahrnehmung, Gedächtnis) • Schwerpunkt: Aufmerksamkeit und Gedächtnis Aus: Sokolowski, 2013. Allgemeine Psychologie Überblick Die Kognitive Psychologie Natur- oder Geisteswissenschaft? ? Wahrnehmen = wahr nehmen ? Einführung in die Allgemeine Psychologie Wahrnehmung Visual Cliff Eleanor Gibson und R.D. Walk Die Umkehrbrille Theodor Erisman Umkehrbrillenversuche mit Ivo Kohler Müller-Lyer Täuschung Poggendorf-Täuschung Escher Soziale Effekte • Wahrnehmung wird durch sozialen Kontext mit beeinflusst Priming Priming: Hinweisreiz aktiviert bestimmten Inhalt • Bsp Experiment: Kinder sollen Münzen wahrheitsgetreu abbilden; Kinder aus armen Verhältnissen zeichnen Münzen deutlich größer – Erklärung: Bedeutung • Kinderzeichnungen können Aufschluss über besonders bedeutsame Objekte geben Soziale Erleichterung • Einfache Aktivitäten werden durch die Anwesenheit anderer noch leichter • Beispiel aus dem Alltag: Geschirrspüler ausräumen • Experimente Zajonc et al: Küchenschaben finden im Beisein anderer Küchenschaben schneller ins Versteck, ein Labyrinth, also eine komplexe Aufgabe, bewältigen sie aber besser alleine • Was steckt dahinter? Aktivierung Konformität in der Gruppe • Experiment Asch: • http://www.youtube.com/watch?v=qA-gbpt7Ts8 • Meinung der Gruppe wird als richtig angenommen, Wahrnehmung wird angepasst Soziale Normen Soziale Orientierung • Vorschriften, Regeln, Grundannahmen die das Verhalten im sozialen Rahmen betreffen • Aufzug Experiment: • http://www.youtube.com/watch?v=7SjN1N59RJk • Gesellschaftlich und kulturell bedingt, verankert in vorherrschendem Paradigma „ informativer sozialer Einfluss“: Verhalten anderer Menschen wird als Ausgangspunkt und Orientierungshilfe herangezogen • Soll Komplexität sozialer Beziehungen vereinfachen, ist unter anderem Folge des immer enger werdenden Netzes von Interdependenzen „Idiosynkrasiekredit“: wenn man lange konform ist, wird eher toleriert, dass man es einmal nicht ist • Geht auf Durkheim zurück Risky shift • Entscheidungsverhalten in Gruppen unterscheidet sich vom Entscheidungsverhalten Einzelner: Gruppen sind risikofreudiger • Risiko wird als geringer wahrgenommen Soziale Rollen • gemeinsame Erwartungen innerhalb einer Gruppe, wie Mitglieder sich jeweils zu verhalten haben • Soziale Rollen strukturieren, regeln Abläufe und geben Identität • Können aber auch Zwang ausüben • Grund: möglicherweise Teilung der Verantwortung, Gruppendruck • Differenzierung: Extrempositionen entstehen in Gruppen, Übervorsichtigkeit könnte also auch Folge sein • negative Einstellungen gegenüber Menschen, die den Rollen nicht entsprechen (können oder wollen) werden provoziert • Nur rollenkonforme Aspekte der Persönlichkeit werden wahrgenommen Wie nehmen wir andere Menschen wahr? • Kategorisierung von Menschen angesichts der Informationsvielfalt notwendig Wie nehmen wir andere Menschen wahr? • Fokus der Wahrnehmung kann sehr unterschiedlich sein und von Erwartungen, subjektiven Theorien oder auch Aufgabenstellungen abhängig sein • Bestimmter Hinweisreiz aktiviert kognitive Inhalte • Erwartungen werden geweckt • Hintergrund Evolution: schnelles Ordnen von Eindrücken überlebenswichtig • • Kann an aufgezeichneten Blickbewegungen nachvollzogen werden weitere Wahrnehmung beeinflusst • bestimmtes Verhalten wird ausgelöst • Je nach Intention unterschiedliche Bewegungsverläufe • Implizite Persönlichkeitstheorie, Grundlage sozialer Vorurteile Die implizite Persönlichkeitstheorie Das Asch-Paradigma der Eindrucksbildung • Gesamtheit persönlicher Überzeugungen • Liste von Adjektiven wird Vp vorgelegt • Aktiviert durch bestimmten Hinweisreiz • Person A ist geschickt, fleißig, freundlich, entschlossen, praktisch, vorsichtig. • Beobachtung eines Merkmals bspw. Übergewicht • Aktiviertes Skript zur Beurteilung seicht: vereinfacht und allgemein • Person B ist geschickt, fleißig, kalt, entschlossen, praktisch, vorsichtig. • Vp wird gebeten, Aufsatz über beschriebene Person zu schreiben • http://www.andersdenken.at/video-vorurteile-falscheentscheidungen/ Das Asch-Paradigma der Eindrucksbildung • Ein einziges verändertes Wort kann zu völlig anderer Einschätzung führen • Selbes Wort kann in einem anderen Kontext, also hier in anderer Wörterkette andere Bedeutung tragen • Gesamteindruck von Kontext zu Kontext unterschiedlich • Bspw beeinflussen Erwartungen an Geschlecht Bewertung bestimmter Eigenschaften • „Kategoriendenken“ • Z.B: freundlich,gehorsam, schwach, oberflächlich, warm, wenig ehrgeizig, eitel • Gesamteindruck ist also mehr als Summe beschriebener Eigenschaften! • Welche Kategorie herangezogen wird, ist abhängig davon, welche Kategorien besonders häufig genützt werden oder welche Kategorie zuletzt zur Erklärung genutzt wurde Wie nehmen wir andere Menschen wahr? Gemälde von Ilja Jefimowitsch Repin 1884: „Unerwartet“ Experiment Yarbus