Hörgeräte: Zurück ins Leben

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Hörgeräte / 2016
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unserem Online-Beitrag
Hörgeräte: Zurück ins Leben
Ein Leben ohne Töne kann sehr einsam sein. Hörgeräte lassen
Schwerhörige wieder am Leben teilhaben – das zeigt auch unsere
Video-Reportage.
Draußen tobt das Gewitter, doch der Mann im Zimmer bekommt davon nichts mit.
Der Postbote klingelt vergeblich, das Telefon wird überhört und bei der Unterhaltung
wird aus Tisch ein Fisch. Jeder dritte Deutsche über 50 Jahren leidet mittlerweile
unter einer Hörminderung; insgesamt sind hierzulande 15 Millionen betroffen.
Schuld an dem schleichenden Prozess ist unter anderem Lärm. Er schädigt die
Haarsinneszellen im Innenohr, die normalerweise den Schall als Nervenimpulse
an das Gehirn weitergeben.
Am Geschehen teilhaben
Viele Schwerhörige ziehen sich zurück aus Angst vor peinlichen Situationen. Sie
meiden Bürofeiern, verzichten auf Familienfeste, Kino oder Theater und hören
auf, ihre Karriere weiterzuverfolgen. Ein Hörgerät kann Abhilfe schaffen und ihnen
die Töne wiederbringen. Rund 2,5 Millionen Menschen in Deutschland tragen
einen Knopf im Ohr – und können so in ihr altes Leben zurückkehren: Sie können
wieder mit den Kollegen beim Mittagessen plaudern, hören die warnende Klingel
der Radfahrer, und der Fernseher läuft mit normaler Lautstärke. Wie sehr die
Schwerhörigkeit ihr Leben eingeschränkt hat, merken viele erst, wenn sie dank
der Technik wieder richtig hören: den Redner auf der Sitzung, das Zwitschern der
Vögel im Garten oder das Geplapper kleiner Kinder.
Anstieg von Hörgeschädigten
Experten gehen davon aus, dass weitere vier Millionen Deutsche ein Hörgerät
bräuchten. Doch trotz der rasanten technischen Entwicklung haben die
Ohrverstärker weiterhin mit ihrem Image zu kämpfen. Sie gelten als Zeichen für
Gebrechlichkeit, Alter und Demenz. So dauert es sieben bis zwölf Jahre, bis
Hörgeschädigte sich helfen lassen. Doch nach so langer Zeit hat das Gehirn
verlernt, die Schallinformationen zu verarbeiten. Wer dann ein Hörgerät einschaltet,
ist von der Geräuscheflut oft überfordert – und legt das Gerät schnell wieder ab.
Betroffene müssen nach so langer Entwöhnung erst wieder lernen, richtig zu hören.
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Hörgeräte / 2016
Zum Hören braucht man nicht nur zwei gesunde Ohren
Was viele Betroffene nicht wissen: Hören entsteht nicht nur in, sondern auch
zwischen den Ohren. Das Hörzentrum im Gehirn sorgt für den eigentlichen
Wahrnehmungsprozess, d. h. unser Gehirn erschafft nach Verarbeitung der
Höreindrücke unsere ganze reichhaltige akustische Welt. Es ist ein natürlicher
Vorgang, dass sich im Laufe unseres Lebens die Sprachverarbeitung und die
Fähigkeit zu differenziertem Hören in unserem Gehirn verschlechtern. Infolge einer
Schwerhörigkeit kommen durch die reduzierte Schallweiterleitung im Ohr immer
weniger Reize im Hörzentrum des Gehirns an. So kann gutes Hören regelrecht
verlernt werden. Es kann also sein, dass, wer nun einfach ein Hörgerät an das Ohr
setzt, die Verarbeitungsmöglichkeiten seines Hörzentrums zunächst überfordert.
Wieder hören lernen
Wer glaubt, einen Hörschaden zu haben, sollte sich einen Termin beim HNOArzt besorgen. Er unternimmt verschiedene Messungen und überweist bei einer
Hörminderung zum Hörgeräte-Akustiker. Nach der Entscheidung für ein Hörgerät
muss man in den folgenden Monaten nicht nur das Hören neu lernen, sondern
auch, die Ohrsysteme zu bedienen. Je mehr Technik ins Spiel kommt, umso länger
dauert es, bis das Gerät wirklich „sitzt“ und die entscheidenden Töne verstärkt.
Das mag aufwendig klingen, die Investition lohnt sich jedoch. Hier entscheidet sich,
ob jemand zukünftig besser hört oder das System ungenutzt in der Schublade
verschwinden lässt.
Coole Technik
Die Leistung diverser Hörgeräte-Systeme hat sich in den letzten Jahren rasend
verbessert. Vor über zehn Jahren ist die Branche auf digitale Technik umgestiegen.
Seitdem verstärken Hörsysteme den Schall nicht nur, sondern verarbeiten ihn
auch: Stimmen klingen klarer und Störgeräusche verschwinden.
Der Hörgeräte-Akustiker empfiehlt dem Kunden ein Hörgerät und passt es
so genau wie möglich an den individuellen Hörverlust der neuen Nutzerin
oder des neuen Nutzers an. Die Hörgeräte müssen exakt auf die individuellen
Hörbedürfnisse eingestellt werden, um ihre volle Wirkung zu entfalten. Das ist ein
komplexer Vorgang, der je nach Grad der Schwerhörigkeit in mehreren Schritten
durchgeführt wird. Anschließend werden Feineinstellungen vorgenommen, um so
gut wie möglich den individuellen Hörverlust auszugleichen und möglichst sinnvoll
in den häufigsten Alltagssituationen zu helfen. Die Feineinstellungen können auch
nach dem ersten Termin noch in weiteren Terminen optimiert werden.
Um eine optimale Auswahl treffen zu können, wird empfohlen, verschiedene Modelle
von Hörsystemen (mindestens drei) im Vergleich zu tragen. Die Erfahrungen der
Kunden werden besprochen und ausgewertet. Auf dieser Grundlage optimiert der
Akustiker die Einstellungen, bis der bestmögliche Hörerfolg erreicht ist.
Diese Promis tragen ein Hörgerät
Christoph Waltz, 60, Schauspieler:
Es war der Aufreger bei der Berlin-Premiere des Tarantino-Films „Django
Unchained“ Anfang 2013: Der Österreicher erschien mit einem Im-Ohr-Hörgerät.
Sein Gehör sei beschädigt, gab der Ausnahmeschauspieler damals offen zu.
Jodie Foster, 53, Schauspielerin:
Die Oscar-Gewinnerin ist eine der wenigen Promis, die offen mit ihrem Hörgerät
umgeht. Sie trägt es sogar auf dem roten Teppich. Foster wurde erstmals im Jahr
2007 damit gesehen; die Ursache ihrer Schwerhörigkeit ist unbekannt.
Hörgeräte / 2016
Bill Clinton, 69, 42. Präsident der USA:
Clinton spielt Saxophon und war jahrelang in einer Band. Der Politiker hat einen
Hochtonverlust, die häufigste bekannte Hörschwäche. Der Ex-Präsident trug
bereits während seiner Amtszeit (1993–2001) Hörsysteme.
Rüdiger Nehberg, 81, Überlebenskünstler, Autor und Bäcker:
Ohne Hörgeräte könne er kein Gespräch mehr führen, sagt der Survival-Experte
von sich. Nehberg wurde durch zahlreiche Abenteuerreisen bekannt, bei denen er
auf Missstände aufmerksam machte.
Phil Collins, 65, Sänger:
Vor fünf Jahren kündigte der Sänger seinen Rückzug aus dem Musikgeschäft an.
Ein Grund: sein nachlassendes Gehör. 40 Jahre im Musikgeschäft mit teilweise
ohrenbetäubendem Lärm forderten ihren Tribut.
Wolfgang Joop, 70, Modedesigner und Autor:
Joop leidet seit vielen Jahren unter Schwerhörigkeit, wohl, weil er mal einen Schlag
aufs Ohr bekam. Vor zwei Jahren klauten ihm dreiste Diebe auf einer Israelreise
sein Hörgerät.
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