1 Schwerhörigkeit Der Begriff Schwerhörigkeit umfasst eine große Bandbreite von leichten bis mittleren, hochgradigen oder bis an Taubheit grenzenden Hörverlusten. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen zwei Arten: der Schallleitungs- und der Schallempfindungsschwerhörigkeit. Bei der Schallleitungsschwerhörigkeit sind der Gehörgang, das Trommelfell oder das Mittelohr geschädigt. Mögliche Ursachen sind Verschlüsse der Gehörgänge durch Fremdkörper oder Entzündungen, Missbildungen des äußeren Ohres oder eine Otosklerose (Verkalkung des knöchernen Innenohrs). Bei dieser Art der Schwerhörigkeit werden die Schallsignale, die an das Gehör herangetragen werden, leiser gehört. Schallleitungsschwächen werden in der Regel medikamentös oder operativ behandelt. In Einzelfällen können Hörgeräte in Betracht kommen, insbesondere, wenn zusätzlich eine Schallempfindungsstörung vorliegt. Die Schallempfindungsschwerhörigkeit beruht auf Störungen im Bereich des Innenohrs, des Hörnervs oder des zentralen Nervensystems. Sie können genetische oder degenerative Ursachen haben sowie durch Infektions- und Stoffwechselerkrankungen bedingt sein. Auch Einflüsse von außen, wie zum Beispiel ototoxische Medikamente und laute Beschallung wirken sich nachteilig aus. In den meisten Fällen sind die Haarzellen geschädigt, so dass die Schallenergie nicht mehr optimal weitergeleitet wird. Die Lautstärke kann noch relativ gut gehört werden, aber die Sprache ändert sich in ihrem Klang und ihrer Qualität. Etwa 80 Prozent der Schwerhörigen sind von Innenohrschwerhörigkeit betroffen. Innenohrschwerhörigkeit nimmt zu. Zum einen werden immer mehr Menschen immer älter und im Laufe des Lebens summieren sich schädigende Einflüsse. Gleichzeitig wirken sich degenerative Prozesse oder genetische Prädispositionen mit den Jahren stärker aus. Rund jeder Dritte ab sechzig Jahren ist schwerhörig, über 75 bereits jeder Zweite. Neueren Untersuchungen zufolge nimmt auch der Anteil schwerhöriger Menschen in der jüngeren Generation zu. Hierfür werden bestimmte Lebens- und Freizeitgewohnheiten verantwortlich gemacht. So belasten lauter Musikgenuss und Heimwerkerlärm sowie Lärm im Straßenverkehr und am Arbeitsplatz das sensible Gehör. Durch die Zunahme bestimmter 2 Krankheiten wie zum Beispiel Diabetes II sind mittelfristig ebenfalls mehr Hörschäden zu befürchten. Der Hörverlust im Innenohr ist vor allem in den oberen Frequenzbereichen nachzuweisen: Der Akustiker spricht vom sogenannten „Hochtonverlust“. Konsonanten wie K, T oder S kommen nicht mehr hundertprozentig im Gehörzentrum des Gehirns an. Die Situationen, in denen die Hörbeeinträchtigung zum Problem wird, sind vielfältig. Vor allem beim Gespräch in Gruppen, beim Fernsehen und Telefonieren behindert sie den Betroffenen in der Kommunikation. Aber auch im Einzelgespräch oder beim Autofahren kann der Hörverlust unangenehm sein. Die Zerstörung der Haarzellen erfolgt in der Regel langsam und schrittweise, ein für die Betroffenen zunächst unmerklicher Prozess. Erst nach sieben bis zehn Jahren nehmen die meisten Menschen von ihrem Hörproblem Notiz und ergreifen Initiative, nicht selten auf Druck der Angehörigen. In den meisten Fällen ist es nicht möglich, eine Innenohrschwerhörigkeit zu heilen. Dann sind in der Regel Hörgeräte angezeigt. In Deutschland wären bei mehr als zehn Millionen Erwachsenen Hörgeräte indiziert. Dabei gilt fast immer: Je früher sich ein Schwerhöriger für Hörgeräte entscheidet, desto erfolgreicher lassen sich Hörschäden ausgleichen. Besonders bei Kindern ist es wichtig, dass eine Hörminderung so früh wie möglich erkannt wird, denn der Hörsinn ist entscheidend für das sprechen lernen. Kontakt: Erika Weigmann E-mail: [email protected]