Pilot-Vergasungsanlage in Betrieb - Biogas - Joule - 1 Seite 1 von 3 Biogas | 26.11.2012 Pilot-Vergasungsanlage in Betrieb In Oberdorf, nur wenige Kilometer von Luzern (Schweiz) entfernt, steht eine HolzschnitzelVergasungsanlage von GTS für die Herstellung von Synthesegas, das in einem BHKW für die Erzeugung von Strom und Wärme verwendet wird. Luzern - Es handelt sich um eine Festbett-Vergasungsanlage mit diskontinuierlicher Beschickung. Die acht Vergasungsreaktoren arbeiten nach dem Doppelfeuerprinzip mit zwei Oxidationszonen, dadurch wird der Brennstoff in den Reaktoren vollständig umgesetzt und es bleibt nur reine Asche ohne Kohle übrig. Es werden zwei BHKW mit einer Leistung von jeweils 500 kWh für insgesamt 1 MWh versorgt. Vergasungsanlage in Nidwalden (Foto: GTS). Die Fütterung der Anlage erfolgt mit Holzschnitzeln als Brennstoff. Die von den BHKW und Gaskühlern erzeugte Wärme wird in ein Fernwärmenetz eingespeist, während die Niedertemperatur-Restwärme der Anlage, wie zum Beispiel die Strahlungswärme aus dem Reaktorgebäude, für die Trocknung der Holzschnitzel eingesetzt wird. Insbesondere wird auf dieser Anlage Bauholz aus Abrissen verwendet. Dies ist mit einem bemerkenswerten ökonomischen Vorteil verbunden. In der Tat liegt der Preis der Holzschnitzel aus Abriss-Bauholz laut Bernhard Böcker-Riese, der für die Optimierung der Anlage verantwortlich war, bei etwa der Hälfte vom frischem Waldholz. Eigenschaften der Holzschnitzel Die Holzschnitzel müssen bestimmte Eigenschaften aufweisen, um die Anforderungen der Anlage zu erfüllen. Insbesondere darf der Fremdbesatz (Eisen, Steine usw.), sowie der Rindenanteil nicht zu groß werden, z.B. ist die Verwendung von Rindenmulch nicht möglich. Hinsichtlich der Maße müssen mindestens 80% der Holzschnitzel Abmessungen zwischen 20 und 150 mm Länge aufweisen. Der Anteil von Holzschnitzeln unter 10 mm darf nicht über 2% und der Anteil der über 200 mm langen Teile muss unter 1% liegen. BTS-Veranstaltung in Leipzig An diesem Donnerstag, den 29. November 2012, organisiert das Unternehmen BTS Biogas aus Italien im Messezentrum Leipzig eine kostenlose Informationsveranstaltung. Unter der Losung "Biogas: deutsch-italienische Hochleistungskuh" erörtern Experten aus Deutschland und Italien die technischen und biologischen Herausforderungen des Multitalents. joule-Moderator Rouven Zietz wird die Veranstaltung am Donnerstag moderieren. Hier geht es zum Programm Hier geht es zur Anmeldung Zu stark zerkleinerte Holzschnitzel können zu Störungen im Betrieb des Vergasungsreaktors führen, http://joule.agrarheute.com/bts-biogas 28.11.2012 Pilot-Vergasungsanlage in Betrieb - Biogas - Joule - 1 Seite 2 von 3 zu große Holzschnitzel können eine Blockierung des Fütterungssystems verursachen. Die Vergasung Bei der Holzvergasung handelt es sich um eine thermochemische Aufbereitung, bei der ein stark Kohlenstoffhaltiges Material, wie in diesem Falle die Holzschnitzel, in eine Gasmischung umgewandelt wird, deren Hauptbestandteile Kohlenmonoxid, Wasserstoff und Stickstoff sind. Der chemische Prozess erfolgt bei hoher Temperatur und Vorliegen eines Oxidans (in diesem Falle Luft), der so berechnet wird, dass die Sauerstoffmenge unter der für die vollständige Verbrennung erforderlichen Menge liegt. Das so gewonnene Produktgas ist, fachlich nicht ganz korrekt, auch als Synthesegas oder Syngas bekannt. Es handelt sich hierbei um einen Brennstoff, der für die Erzeugung von Strom in Gasturbinen oder, wie in diesem Fall, mit höherem Wirkungsgrad als Treibstoff für Verbrennungsmotoren verwendet werden kann. Betriebsschema der Anlage Die GTS Anlage verfügt über eine Lagerhalle, in der die Holzschnitzel abgeladen werden. Mit einer vollständig automatisierten Krananlage werden die Holzschnitzel ins Innere der Halle und auf den Schubboden transportiert. Hier wird mit der Restwärme aus der Reaktorhalle der Feuchtigkeitsgehalt der Holzschnitzel auf 10% gegenüber den 20-30% bei der Anlieferung abgesenkt. Mit einem Trogkettenförderer werden die Holzschnitzel vom Schubboden zu den zwei Vorlagebehältern und von dort aus mit Schnecken auf die Vergasungsreaktoren verteilt. In den Reaktoren erfolgt eine Reihe von Umsetzungsprozessen der Holzschnitzel: die vollständige Trockung, die Pyrolyse, eine erste Oxidationsphase, eine Reduktionsphase und eine zweite Oxidationsphase. Aus dem Reaktor, in dem die Luftmenge so stark begrenzt ist, dass die Holzschnitzel nicht vollständig verbrannt werden, wird das Synthesegas abgesaugt, das bei der Vergasung des Holzes entsteht. Das Synthesegas wird gekühlt, gefiltert, gewaschen und anschließend über das Gebläse den beiden BHKW zugeführt. Im Falle einer Blockierung des BHKW fördert das Sicherheitssystem der Anlage das Gas auf die Notfall-Gasfackel. Die Qualitätsmerkmale der Hauptbestandteile des Synthesegases werden kontinuierlich über ein automatische Analysesystem überprüft. Die Anlage verfügt auch über ein Brandschutz-Kontrollsystem, das bei Bedarf Stickstoff in das Zufuhrsystem einleitet, um einen Rückbrand der Holzschnitzel zu vermeiden. Anlagedaten Die Pilotanlage von GTS wurde 2008 erstellt und wurde nach einer ersten Erprobungsphase im Jahre 2010 vollständig in Betrieb genommen. Sie erreicht, je nach erforderlichem Wartungsaufwand, zwischen 7.500-8.000 Betriebsstunden im Jahr. Der Anteil des Stromeigenverbrauchs der Anlage liegt bei ca. 6% und ist hauptsächlich auf die Gasförderung, Trocknung und elektrischen Transportsysteme der Holzschnitzel zurückzuführen. Für den Betrieb der Anlage stehen drei Arbeiter während der Tagesstunden zu Verfügung. Tatsächlich dient der dritte Arbeiter als Urlaubs- und Krankenvertretung. Während der Nachtstunden befinden sich keine Arbeiter in der Zentrale, es ist jedoch ein Bereitschaftsservice vorgesehen, der bei Betriebsstörungen automatisch aktiviert wird. http://joule.agrarheute.com/bts-biogas 28.11.2012 Pilot-Vergasungsanlage in Betrieb - Biogas - Joule - 1 Seite 3 von 3 Die Anlage ist vollständig schallgedämmt und befindet sich in einem gemischten Wohn- und Industriegebiet, nur wenige Dutzend Meter von Wohngebäuden entfernt. pm http://joule.agrarheute.com/bts-biogas 28.11.2012