Entwicklungen im Jugendmarkt Bernhard Keller Mark Lammers erschienen in: Sparkassenmarkt Deutscher Sparkassen Verlag GmbH Juli/August 2008 Auflage: 2.610 htL i. r;rF i-:}t-'11t S4'fi/lr LI --#- -',ä \} ,.t r tt Finanzkonzepte Marketing Märkte Ganzheitlich e Beratu ng- B e d ü r f n i sjsuen g e r Bonuszertifikate d e rS c h l ü s s zum e l Erfolq Erwachsener zum mit geeigneter Alternative im Vertrieb A n s p r a c hbee d i e n e n Direktinvestment 20 Marketing Sparkasse als deutlich besser oder besser an. Jeder neunte beurteilt die Preise und Konditionen als äußerst oder sehr fair, vergleichbar positiv urteilen nur noch die sogenannten Best-Ager ab 60 Jahre. Auch der Umkehrschluss gilt: In keiner Altersgruppe ist der Anteil negativer Bewertungen so gering wie bei den jungen Erwachsenen. „Nur“ jeder fünfte sieht die Preise und Konditionen als weniger fair oder unfair an. Gleichzeitig sind die jungen Erwachsenen in der Preisbewertung im Vergleich zur Konkurrenz gespalten: Ein Drittel sieht die Preise als deutlich besser und besser an, ein gutes Viertel dagegen als schlechter. Derart polarisiert zeigt sich nur noch die Gruppe der 45- bis 59-Jährigen, dort stehen sich jeweils ein knappes Viertel gegenüber. Dies ist mutmaßlich auf die Umstellung der jungen Kunden auf ein gebührenpflichtiges Girokonto nach dem Ende der Ausbildungs-/Studienzeit zurückzuführen. Aus der SVBW-Jugendmarktstudie 2006 ist bekannt, dass die Marktanteile der Sparkassen bei jungen Erwachsenen zwischen 18 bis 24 Jahren deutlich zurückgehen. Filiale wichtiges Argument In vielen Punkten finden junge Erwachsene Sparkassen Spitze. DSV Sparkassen-Bilderwelt JUNGE ERWACHSENE Entwicklungen im Jugendmarkt Junge Erwachsene beurteilen Sparkassen gut, sind vertraut mit dem Internet und insgesamt mobiler als andere ­Zielgruppen. Sparkassen müssen ihre Ansprache auf die sich ändernden Bedürfnisse dieser Zielgruppe anpassen. Unterscheiden sich junge Erwachsene zwischen 18 und 29 Jahren als Kunden einer Sparkasse in ihren Bewertungen der Sparkasse von anderen Altersgruppen? Sie tun es – und zwar deutlich positiv. Bemerkenswert ist zum einen, dass knapp jeder zweite dieser Altersgruppe als Sparkassenkunde den Ruf und das Image seiner Sparkasse besser bewertet als Ruf und Image der Konkurrenz. Und vier von zehn Kunden sehen die Sparkasse als vergleichbar mit den Wettbewerbern an. Zum anderen ist zu sehen, dass nur noch die Sparkassenkunden über 60 Jahre ähnlich gut urteilen. Positive Bewertung der Sparkasse Was nutzt den Sparkassen die positive Zuschreibung? 40 Prozent sehen auch die Produkt- und Serviceangebote ihrer S PA R K A S S E N M A R K T J U L I / A U G U S T 2 0 0 8 Sechs von zehn jungen Erwachsenen legen Wert darauf, ihre Hauptbankverbindung bei einem großen und bekannten Institut zu haben – darin unterscheiden sie sich nicht vom Rest aller Kunden – aber ähnlich wie die Altersgruppe der 30- bis 44-Jährigen nimmt nur die Hälfte wahr, dass ihr von ihrem Institut regelmäßig neue, interessante Produkte angeboten werden. Ungeachtet der Möglichkeiten des Internets steht die Filiale bei den jungen Erwachsenen hoch im Kurs. Wie bei allen Altersgruppen, kommt für acht von zehn Kunden in der Altersgruppe ein Geldinstitut nur in Frage, wenn sie auch die Möglichkeit haben, sich in einer Filiale in ihrer Nähe beraten zu lassen. Das bedeutet für die jungen Kunden aber nicht, dass Institute, die nicht wie die Sparkassen über ein dichtes Filialnetz verfügen, keine Chance bei ihnen hätten. Denn nur ein gutes Drittel bestätigt, dass ihm der Aufwand, Finanzprodukte bei einer Bank abzuschließen, bei der es noch kein Kunde ist, trotz guter Angebote zu hoch ist. Steigende Mehrfachbanknutzung Knapp zwei Drittel und damit deutlich mehr als bei den anderen Altersgruppen, können sich vorstellen, neue Bankverbindungen einzugehen. Das ist deshalb ein Warnsignal, weil bislang etwa drei Viertel aller ersten Bankverbindungen durch das Elternhaus gesteuert dort eingegangen werden, wo eben auch die Eltern schon Kunde sind. Mit ­abnehmenden Sparkassen-Bankverbindungen bei der Elterngeneration (als Badewanneneffekt in jeder Marktanalyse Marketing 21 sichtbar) werden auch deren (ohnehin immer weniger werdenden) Kinder nicht mehr im gleichen Maße automatisch Sparkassenkunden. Im Zusammenhang mit zunehmender Volatilität bei den Eltern, also umfassender Erfahrung aufgrund der Mehrfachbanknutzungen, muss die Rückmeldung, dass nur jedem zweiten Kunden regelmäßig neue, interessante Produkte angeboten werden, alarmieren. Die Steuerung des Kampagnenmanagements der Sparkassen und die Eigeninitiative ihrer Kundenbetreuer müssen deutlich gefördert werden – auch das zeigt jede Kundenoder Marktbefragung sehr deutlich. Denn die Konkurrenz zu den etablierten Kommunikationswegen tritt auch immer deutlicher zutage. Informationen im Internet außerhalb der etablierten Finanzseiten werden für Menschen unter 30 Jahren immer interessanter. Foren, Blogs oder Newsgroups, unter dem Stichwort Web 2.0 hoch gelobte Verbraucherinformationsbörsen, werden schon von jedem zehnten Kunden genutzt, um sich mit anderen Personen über Finanz­ institute auszutauschen oder einfach nur, um Meinungen zu Instituten und Produkten einzuholen. Kommunikationswege müssen ­angepasst werden Starke Nutzung von Internet und Mobilfunk Was also kann eine Sparkasse tun, um ihre jungen Kunden, die seltener in einer Filiale erscheinen, zu erreichen? Neben der direkten Ansprache am Kontoauszugsdrucker oder am Geldautomaten bleibt nur, konsequent E-Mail-Adressen und Mobilnummern aufzunehmen. Mobilnummern lassen sich nicht nutzen, um Kunden außerhalb individueller Absprachen telefonisch anzusprechen – aber um über kurze SMS-Botschaften Informationen zu Veranstaltungen oder anderen Inhalten zu versenden, das Einverständnis der Kunden vorausgesetzt. Was jeder Sparkasse bleibt, ist die sorgfältige Beobachtung der Bewegungen auf dem Konto. Wer bezahlt eigentlich den Führerschein, zu dessen Erlangung die Jugendlichen kein Geld bei der Sparkasse ansparen? Liegt dieses vielleicht beim Wettbewerb? Und wie viele Jugendliche erhalten zum 18. Geburtstag die Sparanlagen ausgehändigt, die Großeltern oder Paten jahrelang gepflegt haben? Diese Sparanlagen wollen weiter angelegt sein, doch in wie vielen Fällen schafft es die Sparkasse, einen Vorschlag dazu unterbreiten zu können, bevor die Gelder woanders angelegt sind? Es ist eindeutig zu spät, wenn die Sparkassen erst mit Schlag 18 auf die Jugendlichen zukommen oder die erste erlebte Kommunikation ein Anschreiben zur Umstellung auf ein gebührenpflichtiges Girokonto ist? Wenn sie es überhaupt tun, denn in den Augen der Kunden kommt nur jede zweite (siehe oben) auf ihre Kunden zu. Damit fehlt den jungen Erwachsenen auch die Kundenorientierung ihrer Sparkasse – ein Argument, das auch in der Jugendstudie des SVBW deutlich skizziert war. Was uns im Gegenzug fragen lässt, ob es von der betrieblichen Ausrichtung der einzelnen Sparkasse her für einen Kundenbetreuer überhaupt attraktiv ist, sich verstärkt um die jungen Erwachsenen zu kümmern – steht das in der Zielvereinbarung, bringt das einen Bonus? Anlässe für die Ansprache gibt es reichlich. Junge Erwachsene haben in den letzten Jahren z. B. sehr deutlich ihre Sensibilität für die „Altersvorsorge“ entwickelt. Wobei Vorsorge für das Alter oder besser für die Zeit des Alterns richtiger wäre. Damit wird Altersvorsorge zur Daseinsvorsorge – ein weithin weißer Fleck für die jungen Erwachsenen. Der Finanz-Check zeigt sehr strukturiert die Absicherungslücken auf und vermittelt gleichzeitig Wissen. Und gerade diese Strukturiertheit in Finanzangelegenheiten erfahren die jungen Menschen vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben – und noch dazu als Kompetenz der Sparkasse. Wenn diese denn auf sie zukommt. Junge Erwachsene – in der Lebenswelt des Internets aufgewachsen – kommunizieren und informieren sich auch immer mehr im Netz. Parallel dazu sind sie immer schwerer zu Hause zu erreichen. Das liegt nicht nur an der in dieser Lebensphase extrem gelebten Mobilität, das liegt auch daran, dass für junge Erwachsene der E-Mail-Briefkasten einen ähnlich hohen Stellenwert hat wie der klassische Briefkasten vor der Wohnungstür. Und sie verfügen bereits in hohem Maße nicht mehr über einen Festnetzanschluss. Sie entziehen sich dadurch stärker als jede andere Altersgruppe der Kommunikation per Telefon oder Brief. Die Menschen im Osten tendieren deutlich stärker als die Menschen im Westen zum reinen Mobilfunkanschluss. Und die jungen nutzen den reinen Mobilfunk intensiver als die älteren. TNS Infratest, bevölkerungsrepräsentative CATI-Umfrage, Januar 2008, 1000 Befragte, davon 155 Kunden von Sparkassen im Alter von 18 bis 29 Jahre, Angaben in Prozent. Wie beurteilen junge Erwachsene die Sparkasse im Vergleich zur Konkurrenz? TNS Infratest, bevölkerungsrepräsentative CATI-Umfrage, Januar 2008, 1000 Befragte, davon 155 Kunden von Sparkassen im Alter von 18 bis 29 Jahre, Angaben in Prozent. Wie fair und gerechtfertigt finden junge Erwachsene Preise und Konditionen der Sparkasse? S PA R K A S S E N M A R K T J U L I / A U G U S T 2 0 0 8 Bernhard Keller, Mark Lammers Bielefeld