Montag, 19. Oktober 2009, 14:29:33 Uhr, NZZ Online Nachrichten › Wissenschaft 13. Oktober 2009, 13:20, NZZ Online Wie Menschen Emotionen erinnern Basler Forscher liefern Erklärungsansatz für individuelle Unterschiede Sehr positive und sehr negative Erlebnisse bleiben besonders gut im Gedächtnis haften - allerdings nicht bei allen Menschen gleich gut. Forscher der Universität Basel haben nun den molekularen Mechanismus entdeckt, der diesem Phänomen zugrunde liegt. Sie präsentieren ihre Resultate in der neusten Ausgabe der Fachzeitschrift «PNAS». Intensive Emotionen schreiben sich tief ins Gedächtnis ein. Im Bild Fans des Popstars Justin Bieber. (Bild: Reuters) (sda) Die Forscher unter der Leitung von Dominique de Quervain und Andreas Papassotiropoulos hatten bereits früher entdeckt, dass sich Träger einer bestimmten genetischen Variante besonders stark an emotionale Erfahrungen erinnern. Welche Vorgänge im Gehirn dem zugrunde liegen, blieb aber unklar. Nun untersuchten die Forscher die Hirnaktivität von 57 gesunden Versuchsteilnehmern, während diese sich emotionale Bilder anschauten. 30 Personen trugen die Genvariante, die mit einem gesteigerten emotionalen Gedächtnis einhergeht. 27 hatten die Genvariante nicht. Anzeige Erhöhte Aktivität im Mandelkern Wie die Forscher schreiben, führte die Genvariante zu einer grösseren Aktivität des Mandelkerns. Diese auch als Amygdala bekannte Hirnstruktur ist wichtig für die Verarbeitung und Abspeicherung emotionaler Informationen. Die Genvariante betrifft einen Rezeptor, der als Andockstelle für den Botenstoff Noradrenalin dient. Von Noradrenalin sei bekannt, dass es für das emotionale Gedächtnis wichtig sei, sagte de Quervain auf Anfrage. Menschen mit der Genvariante haben mehr Noradrenalin im Gehirn. Die genetische Variante führt also über eine erhöhte Aktivität im Mandelkern dazu, dass sich Menschen beispielsweise besonders gut an eine erlebte Gefahrensituation erinnert. Dies ist laut den Forschern biologisch sinnvoll: Denn so können gefährliche Situationen in Zukunft besser vermieden werden. Quälende Erinnerungen Allerdings birgt die Genvariante auch Gefahren: Schlimme traumatische Ereignisse könnten sich tiefer ins Gedächtnis eingraben und so in Form quälender Erinnerungen weiter existieren. Tatsächlich fanden die Forscher Hinweise darauf in einer früheren Studie bei Überlebenden des Genozids in Ruanda. Dabei zeigte sich, dass die Genvariante die quälenden Erinnerungen an die furchtbaren Ereignisse während des Bürgerkrieges mit verstärkte. Rund zwei Drittel der damals Untersuchten litten an einer sogenannten posttraumatischen Belastungsstörung. Angst und Depression: Neuronale Spuren Link: http://www.nzz.ch/nachrichten/wissenschaft/articlef20ky_1.141373.html Diesen Artikel finden Sie auf NZZ Online unter: http://www.nzz.ch/nachrichten/wissenschaft/emotionen_erinnerung_1.3859252.html Copyright © Neue Zürcher Zeitung AG Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung oder Wiederveröffentlichung zu gewerblichen oder anderen Zwecken ohne vorherige ausdrückliche Erlaubnis von NZZ Online ist nicht gestattet. http://www.nzz.ch/nachrichten/wissenschaft/emotionen_erinnerung_1.3859252.html?... 19.10.2009