Wie Menschen Emotionen erinnern

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13. Oktober 2009, 13:20, NZZ Online
Wie Menschen Emotionen erinnern
Basler Forscher liefern Erklärungsansatz für individuelle Unterschiede
Sehr positive und sehr negative Erlebnisse bleiben besonders gut im Gedächtnis haften
- allerdings nicht bei allen Menschen gleich gut. Forscher der Universität Basel haben
nun den molekularen Mechanismus entdeckt, der diesem Phänomen zugrunde liegt. Sie
präsentieren ihre Resultate in der neusten Ausgabe der Fachzeitschrift «PNAS».
Intensive Emotionen
schreiben sich tief ins
Gedächtnis ein. Im Bild
Fans des Popstars Justin
Bieber. (Bild: Reuters)
(sda) Die Forscher unter der Leitung von Dominique de Quervain und Andreas Papassotiropoulos
hatten bereits früher entdeckt, dass sich Träger einer bestimmten genetischen Variante besonders
stark an emotionale Erfahrungen erinnern. Welche Vorgänge im Gehirn dem zugrunde liegen,
blieb aber unklar. Nun untersuchten die Forscher die Hirnaktivität von 57 gesunden
Versuchsteilnehmern, während diese sich emotionale Bilder anschauten. 30 Personen trugen die
Genvariante, die mit einem gesteigerten emotionalen Gedächtnis einhergeht. 27 hatten die
Genvariante nicht.
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Erhöhte Aktivität im Mandelkern
Wie die Forscher schreiben, führte die Genvariante zu einer grösseren Aktivität des Mandelkerns.
Diese auch als Amygdala bekannte Hirnstruktur ist wichtig für die Verarbeitung und
Abspeicherung emotionaler Informationen. Die Genvariante betrifft einen Rezeptor, der als
Andockstelle für den Botenstoff Noradrenalin dient. Von Noradrenalin sei bekannt, dass es für das
emotionale Gedächtnis wichtig sei, sagte de Quervain auf Anfrage. Menschen mit der Genvariante
haben mehr Noradrenalin im Gehirn.
Die genetische Variante führt also über eine erhöhte Aktivität im Mandelkern dazu, dass sich
Menschen beispielsweise besonders gut an eine erlebte Gefahrensituation erinnert. Dies ist laut
den Forschern biologisch sinnvoll: Denn so können gefährliche Situationen in Zukunft besser
vermieden werden.
Quälende Erinnerungen
Allerdings birgt die Genvariante auch Gefahren: Schlimme traumatische Ereignisse könnten sich
tiefer ins Gedächtnis eingraben und so in Form quälender Erinnerungen weiter existieren.
Tatsächlich fanden die Forscher Hinweise darauf in einer früheren Studie bei Überlebenden des
Genozids in Ruanda.
Dabei zeigte sich, dass die Genvariante die quälenden Erinnerungen an die furchtbaren Ereignisse
während des Bürgerkrieges mit verstärkte. Rund zwei Drittel der damals Untersuchten litten an
einer sogenannten posttraumatischen Belastungsstörung.
Angst und Depression: Neuronale Spuren
Link: http://www.nzz.ch/nachrichten/wissenschaft/articlef20ky_1.141373.html
Diesen Artikel finden Sie auf NZZ Online unter:
http://www.nzz.ch/nachrichten/wissenschaft/emotionen_erinnerung_1.3859252.html
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