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Donnerstag, 13. Mai 2004
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12. Mai 2004, 02:11, Neue Zürcher Zeitung
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Auch wenn es von aussen nicht sichtbar ist: Der
Mensch ist asymmetrisch gebaut. So liegt etwa das
Herz links, die Leber rechts. Das trifft jedoch nicht in
allen Fällen zu, denn einer von 10 000 Menschen hat
den sogenannten Situs inversus. Seine inneren
Organe sind spiegelverkehrt angelegt, ohne dass
dabei die Lebensfunktionen beeinträchtigt wären. Vor
einigen Jahren durchgeführte Experimente mit
Mäusen deuteten darauf hin, dass die Ausrichtung der
Links- Rechts-Asymmetrie bei Wirbeltieren während
einer frühen Phase der Embryonalentwicklung in einer
als Primitivknoten bezeichneten Struktur festgelegt
wird. Dieser Knoten bildet sich auf der Bauchseite des
Embryos und ist mit Flüssigkeit gefüllt, die - vom
Embryo aus gesehen - von rechts nach links strömt.
Diese Flüssigkeitsbewegung scheint der eigentliche
Schlüssel für die asymmetrische Ausrichtung der
inneren Strukturen zu sein. Das zeigen Experimente,
bei denen der Fluss künstlich in die entgegengesetzte
Richtung gelenkt wurde, wodurch sich ein Situs
inversus entwickelte. Findet aufgrund einer Störung
gar kein Fluss im Primitivknoten statt, so geschieht
die Ausrichtung zufällig: Die eine Hälfte der
Embryonen entwickelt sich normal, die andere
spiegelverkehrt.
Offen war bisher allerdings die Frage, wie dieser
Flüssigkeitsstrom überhaupt zustande kommt. Zwar
weiss man, dass der Fluss durch die Bewegung von
haarartigen Zellfortsätzen an der Wand des
Primitivknotens, sogenannten Zilien, angetrieben
wird, die von oben gesehen im Uhrzeigersinn kreisen.
Doch die Flüssigkeit bildet dadurch nicht - wie zu
erwarten - Wirbel, sondern bewegt sich über die Zilien
hinweg. Laut einer neuen Publikation hat der Physiker
Julyan Cartwright von der Universität Granada dieses
Problem der Flüssigkeitsbewegung nun mit Hilfe eines
mathematischen Modells gelöst. Gemeinsam mit
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Kollegen konnte er nachweisen, dass die Zilien leicht
nach hinten zum «Fussteil» des Embryos geneigt sein
müssen, damit ihre Kreisbewegung die Flüssigkeit in
die beobachtete Richtung anzutreiben vermag. Mit
ihrem Modell simulierten die Forscher zudem, wie die
Flüssigkeitsbewegung zu asymmetrischer Entwicklung
führen könnte: Werden kurzzeitig aktive
Signalmoleküle in die Flüssigkeit abgegeben, so bildet
sich durch den Fluss eine maximale
Substanzkonzentration auf der linken Seite des
Primitivknotens. Dort könnten dann spezifische
Rezeptoren asymmetrische Prozesse auslösen.
Wetter:
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Ob der Ursprung der Links-Rechts-Asymmetrie
allerdings tatsächlich im Primitivknoten liegt, ist noch
Gegenstand von Diskussionen. Untersuchungen an
Frosch- und Hühnerembryos legen nahe, dass die
Asymmetrie möglicherweise schon vor der Bildung
des Primitivknotens festgelegt wird. Unabhängig
davon, wann Asymmetrie einsetzt, ist für die Autoren
der neuen Studie jedoch klar, dass die eigentlich
spannendste Frage noch offen ist: Wieso bricht die
Natur die Symmetrie immer in die gleiche Richtung,
anstatt dies dem Zufall zu überlassen?
Felix Straumann
Quelle: PNAS Early Edition, Online-Publikation vom
26. April 2004 (doi:10.1073/pnas.0402001101).
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