Knapp tausendmal weiter als 2,5 Millionen

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Panorama
Sternenhimmel
Himmelserscheinungen im Juni
Knapp tausendmal weiter als 2,5 Millionen
Lichtjahre sehen
von Felicitas Mokler
Mit einem guten Amateurteleskop kann man erstaunlich weit ins All hinaussehen. Im Sternbild Jungfrau verbirgt
sich eines der entferntesten Objekte, die man gerade noch erkennen kann.
Der Quasar 3C 273, hier aufgenommen mit dem Hubble-Teleskop, ist 2,5 Milliarden
Lichtjahre von uns entfernt. (Bild: Nasa)
Im Juni beginnt astronomisch der Sommer. In der frühen Nacht treten
die Frühlingssternbilder langsam ab: Der Krebs mit Praesepe begibt
sich in Richtung Nordwesthorizont. Im Westen prangt noch der Löwe.
Auf der Ekliptik folgt ihm südlich die Jungfrau mit der hellen Spica.
Daran schliessen sich die unscheinbareren Konstellationen Waage und
Skorpion an. Hauptstern im Skorpion ist der Antares, dessen Farbe an
den Mars erinnert und ihm die Bezeichnung «Gegen-Mars»
eingehandelt hat. Fast im Zenit steht der Bärenhüter Bootes mit dem
Hauptstern Arktur, der den grossen Bären nach Nordwesten treibt.
Hoch im Südosten findet sich Herkules ein, darunter erstreckt sich
grossflächig der Schlangenträger. Im Osten können wir uns an dem
Sommerdreieck mit der hellen Wega in der Leier, Deneb im Schwan und
Altair im Adler orientieren.
So weit das Teleskop reicht
Der Anblick des nächtlichen Sternenhimmels lässt die unermessliche
Weite des Kosmos nur erahnen. Es ist schon erstaunlich genug, wie
weit wir allein mit blossem Auge ins All hinaussehen können. Bei guten
Sichtbedingungen ist die Andromedagalaxie in einer Entfernung von
2,5 Millionen Lichtjahren zu erkennen. Knapp tausendmal weiter kann
unser Blick mit einem guten Amateurteleskop reichen. Damit lässt sich
der Quasar namens 3C 273 im Sternbild Jungfrau auffinden.
Ende der Serie Himmelserscheinungen
zz. Mit diesem Beitrag beenden wir den monatlichen Ausblick auf
den Sternenhimmel. Die NZZ wird auch weiterhin auf
Himmelserscheinungen hinweisen, die unsere Leserschaft
interessieren könnten, jedoch nicht mehr im monatlichen
Rhythmus. Wir bedanken uns an dieser Stelle ganz herzlich bei der
Autorin Felicitas Mokler. Sie wird in der NZZ weiterhin über
Astronomie schreiben.
Der Name dieser extrem leuchtstarken Objekte stammt aus dem
Englischen und steht für «quasistellar radio source». Ende der 1950er
Jahre entdeckten Astronomen mehrere punktförmige, sternähnliche
Quellen am Himmel, die auffällig im Radiobereich strahlen. Da damals
die Positionsbestimmung bei Radiobeobachtungen noch recht ungenau
war, liessen sich anfangs nur wenige dieser Objekte auch optischen
Quellen zuordnen.
Für 3C 273 gelang dies erst im Jahr 1962, als der Mond die Radioquelle
und damit gleichzeitig auch die zugehörige optische Quelle bedeckte.
Dennoch blieb die Natur der Quasare zunächst rätselhaft. Als der
niederländische Astronom Maarten Schmidt am Mount Palomar
Observatory ein Spektrum von 3C 273 aufnahm, liessen sich die
Spektrallinien zunächst nur schwer identifizieren, denn sie schienen
völlig fehl am Platz zu sein. Wie Schmidt schliesslich herausfand,
waren sie von ihrem ursprünglichen Platz im elektromagnetischen
Spektrum aussergewöhnlich weit zu grösseren Wellenlängen hin
verschoben. Grund dafür ist die grosse Entfernung dieses Objekts, so
dass die kosmische Expansion und damit die kosmologische
Rotverschiebung zum Tragen kommen.
3C 273 befindet sich in einer Entfernung von 2,4 Milliarden Lichtjahren
und strahlt 300-mal heller als die Milchstrasse beziehungsweise mehr
als 4 Billionen Mal stärker als die Sonne. Dadurch ist dieser Quasar das
fernste Objekt im Universum, das Amateurastronomen beobachten
können.
Befeuert von einem Schwarzen Loch
Diese leuchtstärksten Objekte im All gehören zur Klasse der
sogenannten aktiven Galaxien, von denen inzwischen eine ganze
Menge bekannt ist. Was aber verhilft Quasaren zu ihrer enormen
Leuchtkraft? Mitte der 1970er Jahre schlugen die britischen
Astrophysiker Roger Blandford und Martin Rees vor, dass ein extrem
massereiches Schwarzes Loch eingebettet in eine Galaxie grosse
Materiemengen verschlingt. Die dabei freigesetzte Gravitationsenergie
wird in Form von elektromagnetischer Strahlung über einen breiten
Spektralbereich abgegeben und erzeugt so das kosmische Leuchtfeuer.
Interessanterweise scheinen sich Quasare bei einer bestimmten
Rotverschiebung und damit in einer bestimmten Entfernung
beziehungsweise Epoche besonders zu häufen. Vermutlich stellen sie
eine Entwicklungsphase dar, die die meisten Galaxien einmal
durchlaufen haben. Nach etwa 100 Millionen Jahren scheint der
Materiezustrom in das Schwarze Loch zu versiegen, und die Galaxie
nimmt eine gewöhnliche Leuchtkraft an. Ob die Milchstrasse ebenfalls
einst ein Quasar war, ist jedoch ungewiss. Sie könnte sich aber in ferner
Zukunft in einen solchen verwandeln, wenn sie einmal mit der
Andromedagalaxie zusammenstösst und das Schwarze Loch in ihrem
Zentrum ausreichend Nachschub erhält.
Lauf des Mondes: Am 1. Juni steht der zunehmende Halbmond im
Sternbild Löwe. Der Vollmond hält sich am 9. des Monats im
Schlangenträger auf. Der wieder abnehmende Halbmond verlässt am
17. Juni die Fische und tritt in den Walfisch über. Zu Neumond befindet
sich der Erdtrabant am 24. des Monats in den Zwillingen.
Lauf der Planeten: Unser Nachbarplanet Venus taucht in den frühen
Morgenstunden über dem Osthorizont auf. Mars verschwindet im Juni
am Abendhimmel am Westhorizont. Jupiter erstrahlt hell in der ersten
Nachthälfte und wandert von Süden gen Westen. Der Ringplanet
Saturn lässt sich die gesamte Nacht über beobachten. Er steht in
günstiger Neigung, so dass seine Ringe im Fernglas gut sichtbar sind.
Uranus in den Fischen und Neptun im Wassermann sind Objekte für
den Feldstecher.
Supernova: Am 14. Mai bemerkte der einstige Astronomielehrer
Patrick Wiggins in der Galaxie NGC 6946 im Sternbild Kepheus einen
«neuen Stern». Die Supernova SN 2017eaw ist derzeit mit einem guten
Teleskop oder auf fotografischen Aufnahmen zu sehen.
Kometen: Der Komet C/2015 V2 zieht im Juni vom Bärenhüter in die
Jungfrau und ist ein Objekt für den Feldstecher.
Sommersonnwende: Am 21. Juni ist astronomischer Sommeranfang
und Sommersonnenwende. Es ist der längste Tag des Jahres, danach
werden die Tage wieder kürzer.
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