BG/BRG Linz, Ramsauerstraße Reifeprüfung Mai, Juni 2010 Fachbereichsarbeit in Physik: Alte Technik in modernen Verstärkern Elektronenröhren in Gitarrenverstärkern Verfasst von Alexander Ordosch, 8N, 2009/2010 Vorgelegt bei OStR Mag. Dietmar Hanz Erklärung Ich erkläre, dass ich die Fachbereichsarbeit ohne fremde Hilfe verfasst und dazu die angegebene Literatur verwendet habe. Außerdem habe ich die Arbeit einer Korrektur unterzogen und Tippfehler ausgebessert. Datum (Abgabetermin) 25.01.2010 Unterschrift Vorwort: Das Thema, das ich gewählt habe, mag wohl nicht mehr gebräuchlich sein. Es gab aber Zeiten, in denen diese Technik unerlässlich war. In der Radio-, Fernseh-, Raumfahrt- und Militärtechnik fanden Elektronenröhren Verwendung. Heute erfreut sich die Röhre nur mehr großer Beliebtheit bei Gitarristen, die diesen Bauteil wegen des „Röhrensound“ schätzen. Viele Generationen von Gitarristen sind mit solchen Röhrenverstärkern von Fender, Marshall, Vox und Weiteren aufgewachsen und berühmt geworden. Ich konnte das Phänomen „Röhrensound“ zum ersten Mal erleben, als ein Freund, ein begnadeter Bassist und Gitarrist, seinen Gitarrenverstärker wegen eines Defektes austauschen musste. Aus diesem Grund lieh ihm ein Bekannter einen Peavey Classic 30, einen „reinrassigen“ Röhrenamp (Amp1 = Verstärker). Als wir wieder einmal zu zweit in die Seiten schlugen, wunderte ich mich über den neuen Amp. Ich hatte keine großen Erwartungen, wurde dann aber vom Sound äußerst positiv überrascht. Nach ein paar Riffs kam der Wow-Effekt, weil der Klang alles in den Schatten stellte, was ich jemals zuvor gehört hatte. Aber nicht nur ich war begeistert, auch mein Freund und dessen Brüder waren davon äußerst angetan. Da drängte sich mir natürlich die Frage auf, warum dieser Amp so gut klingt. Als wir uns darüber unterhielten und über die Ursachen für den tollen Klang diskutierten, meinte mein Freund: „Ist ja klar, ist ja ein Röhrenverstärker!“. Von da an waren die Begeisterung und das Interesse an Röhrenverstärkern und natürlich an deren Bauteil „Elektronenröhre“ bei mir geweckt. Nach einigen Nachforschungen zum Thema „Phänomen Röhre“, kam mir die Idee, dass es doch möglich sein müsste, einen kleinen Röhren-Amp selbst zu bauen. Natürlich entsteht so ein Projekt nicht über Nacht und so begann ich, mich systematisch in die ganze Thematik mit ausgewählter Fachliteratur einzulesen. Nach einigen Recherchen entschied ich mich, einen Bausatz eines kleinen Gitarrenverstärkers zu bestellen. Zusätzlich orderte ich die Bauteile für einen sogenannten ABY-Schalter, der ein Eingangssignal zu mehreren Ausgängen senden kann. Durch dieses erste Projekt sammelte ich meine ersten Löterfahrungen und war stolz auf mich, dass dieser Schalter auf Anhieb tadellos funktionierte. Top motiviert machte ich mich also an den Bau des Gitarrenverstärkers. Nach einigen Stunden Arbeit musste ich feststellen, dass der Amp 1 Amp von engl. to amplify = verstärken nicht funktionierte. Der Aufbau war lebensbedrohlich und die Lötstellen waren nach meinen heutigen Maßstäben eine Katastrophe, denn ich hatte es verabsäumt die Löt-, Sicherheits- und Aufbautechnik genau zu studieren. Frustriert ging ich meinen theoretischen Studien nach, aber nicht langsamer oder nachlässiger, sondern konsequenter und genauer, denn ich musste mir selbst eingestehen, dass ich mit der Einstellung „Das werde ich schon irgendwie hinkriegen“ mit dem Bau begonnen hatte und damit fatal falsch lag. Daraus schloss ich, dass es beim Verstärkerbauen drei Regeln gibt: Sicherheit, Planung und Voraussicht. Während dessen wurde ich mit dem ersten größeren Abschnitt meines Theoriestudiums fertig (ungefähr 170 Seiten). Dann kam mir der Gedanke, dass ich mein Wissen, mein Interesse und meine praktischen, zu diesem Zeitpunkt noch unausgereiften, Kenntnisse in einer FBA in Physik vertiefen könnte. Als mein Lehrer einverstanden war, dass ich diese FBA schreibe, suchte ich nach einem anspruchsvollen praktischen Projekt, das einer FBA gerecht erschien. Deswegen durchsuchte ich bekannte Webseiten nach Testberichten, Plänen, Anleitungen und Fotos von Nachbauten berühmter Amps. Dabei war mir schnell klar, dass ein Vox AC-30 mit ein paar Modifikationen genau der richtige Verstärker für mich wäre, denn nur wenige erfüllten meine Kriterien. Diese sind: mindestens ein Kanal mindestens 15Watt Ausgangsleistung Gleichrichterröhre Gegentakt-Endstufe kein High-Gain-Amp (speziell verzerrter Sound, der in Musikrichtungen eingesetzt wird, die dem Heavy Metal nahe stehen) Dabei standen besonders zwei Aspekte im Mittelpunkt, nämlich der Klang selbst und die Bedeutung des Amps. Der AC-30 gehört nämlich zu den berühmtesten Bühnenverstärkern überhaupt. Er wurde von den Beatles und von Brian May von Queen benutzt und gilt deswegen als Urgestein der Rockkultur. Darüber hinaus gibt es schon viel Literatur über den Verstärker, der nicht zuletzt wegen seiner unkonventionellen Schaltungen kontrovers diskutiert wird, und auch gerne nachgebaut wird. 25.01.2010 Jedenfalls hat es sehr lange gedauert, bis der perfekte Amp vor mir stand. Baubeginn war die letzte Schulwoche der siebten Klasse, komplette Inbetriebnahme mit allen Nachrüstungen und Verbesserungen erfolgte am 17. Januar. Da das wahrscheinlich nicht ohne die Hilfe der Tube-Town Community gegangen wäre, will ich mich hier für die kompetente Hilfe bedanken. Nicht zu vergessen ist darüber hinaus mein Nachbar Gerald Stadlbauer, der mir großartig beim Bauen des Amps, aber besonders bei der Fehlersuche und beim Verbessern dessen geholfen und mir, durch seine Elektrotechniker- Ausbildung, auch sehr viele nützliche Dinge gezeigt hat, die mir in Zukunft sicherlich von Vorteil sein werden. 25.01.2010 Inhaltsverzeichnis 1 Einführung in die Röhrentechnik: ......................................................................................................... 1 1.1 Geschichtliches: .................................................................................................................................... 1 1.2 Physikalische Grundbegriffe: .......................................................................................................... 3 2 Nomenklatur von Röhren: ........................................................................................................................ 5 2.1 Anmerkungen zur Nomenklatur: ............................................................................................. 7 3 Röhrenaufbau: .............................................................................................................................................. 7 4 Röhrenheizung: ............................................................................................................................................ 9 5 Die Röhrendiode: ...................................................................................................................................... 11 5.1 Eigenschaften einer Röhrendiode: ............................................................................................ 11 6 Die Triode: ................................................................................................................................................... 13 7 Die Pentode: ................................................................................................................................................ 14 8 Kenndaten: .................................................................................................................................................. 21 9 Kennlinien von Elektronenröhren: .................................................................................................... 25 9.1 Ug – Ia Kennlinien:............................................................................................................................. 25 9.2 Ua – Ia Kennlinien - Ausgangskennlinien: ................................................................................ 25 10 Grundsätzlicher Aufbau eines Gitarrenverstärkers mit Röhren: ........................................ 27 11 Kathoden-Basis-Schaltung: ................................................................................................................ 32 11.1 Verstärkung eines Audiosignals durch eine Kathoden-Basis-Schaltung: ................ 37 11.2 Dimensionierung einer Kathoden-Basis-Schaltung: ........................................................ 40 12 Die Anoden-Basis-Schaltung: ............................................................................................................ 43 13 Der Phasendreher: ................................................................................................................................. 46 14 Betriebseinstellungen von Röhrenendstufen: ............................................................................ 49 14.1 ClassA Single Ended Endstufen: ............................................................................................... 49 14.2 ClassA Gegentakt Endstufen: ..................................................................................................... 51 14.3 ClassB Gegentakt Endstufen: ..................................................................................................... 53 14.4 ClassAB Gegentakt Endstufen: .................................................................................................. 55 14.5 Ultralinear Endstufen:.................................................................................................................. 56 16 Der Ausgangsüberträger: .................................................................................................................... 58 17 Gleichrichterschaltungen für Gitarrenverstärker: .................................................................... 60 18 Zusammenfassung: ................................................................................................................................ 63 19 Anhang: ...................................................................................................................................................... 65 19.1 Mein Vox AC-30 Nachbau: ............................................................................................................... 65 19.1.1 Zur Schaltung: .............................................................................................................................. 65 19.1.2 Baugeschichte:............................................................................................................................. 68 19.2 Versuchsprotokoll: Gittervorspannungserzeugung durch den Anlaufstrom bei Trioden: ............................................................................................................................................................ 69 19.2.1 Anmerkungen zu den verwendeten Widerständen: .................................................... 70 19.2.2 Vorgehen: ...................................................................................................................................... 71 19.2.3 Fazit: ................................................................................................................................................ 71 19.3 Baubericht Röhren pre-amp: ......................................................................................................... 72 19.3.1 Baugeschichte:............................................................................................................................. 73 20 Literaturverzeichnis: ............................................................................................................................ 75 21 Bilderverzeichnis: .................................................................................................................................. 75 22 Variablensammlung: ............................................................................................................................. 78 25.01.2010 1|Seite 1 Einführung in die Röhrentechnik: 1.1 Geschichtliches: Die Elektronenröhre, kurz Röhre oder engl. tube genannt, war eine der ersten Bauteile, mit der eine Wechselspannung verstärkt werden konnte. Damit eröffnete sie das Elektronikzeitalter, in der das Radio eine entscheidende Rolle spielte.2 Durch diese Technik war es möglich, dutzende Geräte auch für die breite Masse herzustellen. Die Röhrendiode, die am einfachsten aufgebauten Röhren, wurde 1904 von John Ambrose Fleming entwickelt.3 Nach weiteren zwei Jahren wurde die erste Gitterröhre als Patent angemeldet. Dabei handelt es sich um eine sogenannte Triode, die ein Steuergitter hat, um den Anodenstrom zu regeln, dazu aber später mehr.4 Sie wurden zum ersten Mal im Ersten Weltkrieg zahlreich produziert, denn es bestand ein großer Bedarf an Telefonverstärkern und ähnlichen Geräten mit diesen Bauelementen. Der ENIAC war der erste Computer, der Röhrendioden verwendete. Insgesamt waren in dieser Rechenmaschine 18000 Röhrendioden verbaut.5 Durch den hohen Stromverbrauch der Röhrendioden war der Energieaufwand gewaltig. Nebenbei war auch der Wartungsaufwand für solche Computer enorm. Es mussten 2000 Röhren monatlich ausgewechselt werden und alle Röhren wöchentlich auf ihre Funktionstüchtigkeit geprüft Abbildung 1 - Röhrencomputer werden.6 Wegen des großen Schaltungsaufwandes nahm dieser gewaltige räumliche Dimensionen an und prägte somit „das Bild vom Elektronengehirn“.7 Der erste „Hochleistungscomputer“ hörte auf den Namen EDSAC, was abgekürzt Electronic Delay Storage Automatic Computer bedeutet. Dieser wurde 1949 an der Universität von 2 3 4 5 6 7 vgl. http://www.elektronikinfo.de/strom/roehren.htm vgl. http://www.at-mix.de/elektronenroehre.htm vgl. http://www.hessenpark.de/deutsch/ausstellungen/funktechnik/erw/Aktuelles/Roehren.pdf vgl. http://de.kioskea.net/contents/histoire/ordinateur.php3 vgl. http://www.frauen-informatik-geschichte.de/index.php?id=102 vgl. http://www.weller.to/ 25.01.2010 2|Seite Cambridge zusammengebaut.8 Er war einer der ersten Computer, der die Von-Neumann Architektur9 nutzte. Diese grundlegende Architektur findet man, von einigen Ausnahmen abgesehen, in allen modernen Computern wieder.10 Wie man auf der Abbildung1 gut erkennen kann, sind in diesem Computer unzählige Röhrendioden eingebaut. In den folgenden Jahren wurden Elektronenröhren immer wieder durch zusätzliche Gitter erweitert und in Details verbessert. Als aber 1948 der Transistor von den Ingenieuren John Bardeen, Walter Brattain und William Shockley der Firma Bell Labs entwickelt wurde, revolutionierte dieser Bauteil allmählich die Computer und Verstärkertechnik.11 Trotzdem ist die Elektronenröhre noch nicht ganz verdrängt worden. Sie wird immer noch dort eingesetzt, wo hohe Leistung und/oder hohe Frequenzen benötigt werden, wie zum Beispiel in Endstufen von Rundfunk- und Fernsehsendern, in industriellen HF (Hochfrequenz) Generatoren mit hoher Leistung, in Mikrowellengeräten oder auch in Beschleunigern von Elementarteilchen und Ionen in der Hochenergiephysik. Wichtig sind Röhren auch in der Medizintechnik und in militärischen Geräten, weil sie EMP12resistent und weitgehend unempfindlich gegen radioaktive Strahlung sind.13 In den Achtzigerjahren des 20. Jahrhunderts erlebte die Röhre im Audiobereich in einigen Gebieten eine wahre Renaissance. Ihre Vorteile wurden für Gitarrenverstärker und für High-End Geräte wieder entdeckt. Dadurch entwickelt sich, mit der Unterstützung des Internets eine DIY (do it yourself) Szene, die sich dem Bau und der Restauration von Verstärkern und Radios mit Röhren widmet. Bekannte und einschlägige Seiten hierfür sind: http://www.jogis-roehrenbude.de/ http://www.tube-town.net/index.html http://diy.musikding.de/ vgl. http://www.thocp.net/hardware/edsac.htm Referenzmodell für Computer, wonach ein gemeinsamer Speicher sowohl Computerprogrammbefehle als auch Daten hält 10 vgl. http://tams-www.informatik.uni-hamburg.de/applets/baukasten/DA/VNR_Einleitung.html 11 vgl. http://de.kioskea.net/contents/histoire/ordinateur.php3 12 Elektromagnetischer Puls 13 vgl. http://www.hessenpark.de/deutsch/ausstellungen/funktechnik/erw/Aktuelles/Roehren.pdf 8 9 25.01.2010 3|Seite 1.2 Physikalische Grundbegriffe: Bevor man die Funktion einer Elektronenröhre abhandeln kann, muss man einige physikalische Grundlagen klären, die ausschlaggebend für das Funktionieren dieses Bauteils sind. 1. „Die Arbeitsweise von Elektronenröhren beruht auf dem Vorhandensein von Elektronen und auf ihrem Verhalten unter Einfluss von elektrischen oder magnetischen Feldern.“14 Ein Elektron, kurz e-, ist ein Elementarteilchen, welches Träger negativer Ladung von und einer Masse von ist.15 Die Anzahl von Protonen und Elektronen ist in jedem ungeladenen Atom immer gleich. „Das Aussehen des Elektrons ist unbekannt; man darf es sich nicht als kleines Stückchen Materie vorstellen, sondern nur als bloße elektrische Ladung. Sein Vorhandensein ist einzig an der Wirkung zu erkennen.“16 Genauso verhält es sich bei fließendem Strom auch. Man sieht ihn nicht, man hört ihn nicht, aber trotzdem ist er da. Er kann nur durch seine Wirkung detektiert werden. „Der elektrische Strom ist eine gezielte und gerichtete Bewegung freier Ladungsträger.“17 Deswegen kann Strom entweder aus fließenden Kationen oder fließenden Anionen bestehen. In Metallen können nur Elektronen als Strom fließen. Deswegen ist es etwas verwirrend, dass die Stromrichtung willkürlich von Plus- zum Minuspol festgelegt wurde, obwohl er in Metallen genau umgekehrt fließt. Abbildung 3 - technische Stromrechnung Abbildung 2 - physikalische Stromrichtung 2. Stark erhitze Metalle können Elektronen abstrahlen. Dieses Verhalten wird als Elektronen-Emission oder auch, weil dies durch Erwärmung verursacht wird, als Thermo-Emission bezeichnet.18 14 15 16 17 18 Basislektüre S.1 vgl. http://www.guidobauersachs.de/allgemeine/ATOME.html Basislektüre S.1 http://www.elektronik-kompendium.de/sites/grd/0110203.htm (Erstzugriff 12. Juli) vgl. Basislektüre S.1 25.01.2010 4|Seite 3. Elektrische oder magnetische Felder beeinflussen Elektronen. Gleiche Ladungen stoßen sich ab und ungleiche ziehen sich an. Genauso verhält sich ein Elektron, das in ein elektrisches Feld gelangt. Ein solches Feld hat auch einen Plus- und einen Minuspol. Somit wird das Elektron vom Pluspol angezogen und verändert so seine Bahn. Elektrische Abbildung 5 elektrisches Feld Felder entstehen, wenn zwei ungleiche Ladungen getrennt werden. Sie üben eine Kraft aufeinander aus, die man mit Pfeilen darstellt.19 Wenn man einen Elektronenstrahl durch ein magnetisches Feld schickt, wird dieser auch abgelenkt, aber nicht in die gleiche Richtung wie beim elektrischen Feld. Es ist nämlich zu beachten, dass die ausgeübte Kraft in eine andere Richtung zeigt. Mit der Drei-Finger-Regel der linken Hand lässt sich die Richtung des Kraftpfeils bestimmen. Dabei zeigt der Daumen in Richtung des Elektronenflusses, der Zeigefinger in Richtung der Magnetfeldlinien und der Mittelfinger in Richtung der Lorentzkraft. Der Zeigefinger muss dabei senkrecht zum Daumen gehalten werden der Mittelfinger senkrecht zum Zeigefinger.20 4. Man unterscheidet mehrere Frequenzbereiche, in denen Abbildung 4 - DreiFinger-Regel Röhren-Schaltungen eingesetzt werden können. Der Niederfrequenz-Bereich (kurz NF) schließt alle Wellenlängen mit ein, die von einem Menschen hörbar sind, also von ca. 16 bis 20.000Hz, wobei ältere Menschen die hohen Frequenzen nicht mehr wahrnehmen können.21 Hi-Fi (High Fidelity = hohe Klangtreue = sehr geringe Verzerrungen) Geräte decken den kompletten Frequenzbereich von 30 bis 18.000 Hz ab. Röhren, die in NF-Verstärkern eingesetzt werden, sind meist speziell für diese Frequenzen optimiert. Solche Röhren werden in jedem Gitarren- oder Musikverstärker eingesetzt. Der Hochfrequenz-Bereich (kurz HF) beinhaltet alle Frequenzen zwischen drei und 30 MHz. Röhren für diese Frequenzen müssen speziell aufgebaut und optimiert sein, um zufriedenstellend zu funktionieren. 19 20 21 vgl. http://www.elektronik-kompendium.de/sites/grd/0205141.htm (Erstzugriff 12. Juli) vgl. http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/3-Finger-Regel.html (Erstzugriff 12.Juli) vgl. Basislektüre S.26 25.01.2010 5|Seite Der UKW-Bereich (Ultra-Kurz-Welle) erstreckt sich von drei bis 3000 MHz. Besonders Hochleistungs-Senderöhren in Radiostationen arbeiten in diesem Frequenzbereich.22 2 Nomenklatur von Röhren: Da es sehr viele unterschiedliche Röhrentypen gibt, ist es unerlässlich, eine einheitliche Nomenklatur festzulegen. Sinn und Zweck einer solchen Regelung ist, dass der Name einer Röhre möglichst viele Informationen über diese verrät, und es so Technikern erleichtert, deren Verhalten und Eigenschaften zu bestimmen. Es gibt unterschiedliche Ansätze, eine solch einheitliche Nomenklatur umzusetzen. Am einfachsten ist die Benennung nach der Elektrodenanzahl, denn sie gibt am meisten Aufschluss über den Aufbau einer Röhre. Bei der Benennung wird ganz einfach durchgezählt: 2 Elektroden: Diode 3 Elektroden: Triode 4 Elektroden: Tetrode 5 Elektroden: Pentode Die Röhre mit den meisten Gittern, die jemals vertrieben wurde, war eine Ennode, also eine Röhre mit neun Elektroden (Anode, Kathode und sieben Gitter). 1933 wurde in Europa eine einheitliche Nomenklatur eingeführt. Die Amerikaner und Russen entwickelten eine eigene Nomenklatur, die ebenfalls noch gebräuchlich ist. Heute wird eine Art Mischung verwendet. Die ECC83 wird zum Beispiel oft 12AX7 genannt (12AX7 ist die amerikanische Bezeichnung). „Bei amerikanischen Röhren wird die Größe der Heizspannung durch die Zahl vor dem Buchstaben angegeben. Für die nachfolgenden Buchstaben lässt sich kein System aufstellen“.23 Deswegen wird bei der Benennung oft auf das europäische System zurückgegriffen. Berühmte russische Röhren werden noch immer mit dem Originalnamen benannt, wie die 6N2P. Dabei handelt es sich um eine russische Vorstufenröhre, die oft, wegen der praktischeren Pinbelegung, der ECC83 vorgezogen wird. 22 23 http://www.oevsv.at/opencms/oevsv/referate/ukw/ (Erstzugriff 12.Juli) Basislektüre S.13 25.01.2010 6|Seite Im europäischen System werden der Elektrodenanzahl, der Heizspannung und dem Heizstrom Buchstaben oder Werte zugeordnet. „Darin bezieht sich der erste Buchstabe stets auf die Heizung, der zweite und bei Verbundröhren noch die weiteren auf das Elektrodensystem bzw. die Verwendung der Röhre“.24 Also sieht der komplette Aufbau folgendermaßen aus: Heizungsart – Röhrensystem (1) – Röhrensystem (2) - Typennummer25 Bedeutung der Kennbuchstaben beim europäischen System26 Der erste Buchstabe Zweiter und dritter Buchstabe kennzeichnen das kennzeichnet die Heizung Elektrodensystem A 4V (direkt und A Diode: Hochfrequenz Gleichrichtung indirekt) AC B 180mA (indirekt) B Doppeldiode: Hochfrequenz Gleichrichtung C 200mA (direkt) C Triode: Vorverstärkung D Batterieheizung D Triode: Endstufe (Leistungstriode) (0,625V, 1,25V oder 1,4V) E 6,3V AC / 12,6V DC E Tetrode: HF-, ZF- und NF(indirekt) Spannungsverstärkung F 13V (indirekt) F Pentode: HF-, ZF- und NFSpannungsverstärkung G 5,0V AC H Hexode, Heptode: Regelröhren, Mischröhren H 150mA (indirekt) L Pentode, Tetrode: Endstufe oder 4V (direkt) K 2,0V (direkt) M Abstimmanzeigeröhre (magisches Auge) P 300mA (indirekt) Q Nonode, Ennode (Röhre mit 9 Elektroden) U 100mA (indirekt) W Gasgefüllte Gleichrichterröhre X 600mA (indirekt) X Gasgefüllte Zweiwege-Gleichrichterröhre Y 450mA (indirekt) Y Einweg-Gleichrichterröhre Z,O Kaltkathode Z Zweiwege-Gleichrichterröhre Um die Bezeichnung noch aussagekräftiger zu machen werden zusätzlich Zahlen an die Buchstaben angereiht. Sie bezeichnen den Röhrensockel näher und beschreiben die Ausführungsweise. Werte 30-39 80-89 Sockel und Ausführung Quetschfußröhre mit Oktal-Sockel (z.B. EL34) Miniaturröhre Noval-Sockel (z.B. ECC83) Basislektüre S.12 Stückweise übernommen von: http://www.elektronikinfo.de/strom/roehrentypen.htm 26 Mehrgitterröhren S.9, http://www.elektronikinfo.de/strom/roehrentypen.htm 24 25 25.01.2010 7|Seite 2.1 Anmerkungen zur Nomenklatur: 1. Röhren mit einer dreistelligen Typenbezeichnung und 1 oder 2 als erster Ziffer sind Varianten mit speziellen Eigenschaften von Röhren ohne diese erste Ziffer. Beispiel: Die EF183 ist eine spezielle Variante der EF83. Bei manchen Röhren sind die Typenbezeichnung und die Kodierung für den Röhrentyp vertauscht angegeben. Auch hier handelt es sich um spezielle Varianten der Standardtypen wie zum Beispiel die ECC83. Diese sind Typen mit zum Beispiel langer Lebensdauer oder für den Einsatz unter hoher Schwingungsbelastung. 2. In einigen Fällen wird die Typenbezeichnung durch eine Null in der Mitte erweitert (z.B. ECC803). Diese hat aber keinen Einfluss auf die Eigenschaften. 3. Oft wird von Herstellern ein gewisses Merkmal hinzugefügt, welches die Röhre von anderen Herstellern unterscheidet. JJ-Electronics fügt bei fast allen Röhren ein „S“ hinzu. So wird aus einer ECC83 eine ECC83S. 3 Röhrenaufbau: Grundlegend besteht jede Röhre aus drei Teilen: Die Röhre ist von einer Glashaube umschlossen, in der ein Hochvakuum herrscht, damit der Elektronenstrom nicht beeinträchtigt wird. Diese besitzt außerdem die charakteristische Form, die der Röhren auch den Namen gegeben hat. Früher wurden auch Stahlgehäuse verwendet, welches die Röhre von elektromagnetischer Strahlung abschirmen sollte. Diese Konstruktion wurde aber für Niederfrequenzröhren wieder verworfen. Jede Röhre besitzt mindestens zwei Elektroden, nämlich die Kathode und die Anode. Die Kathode ist immer in der Mitte des Glaskolbens und wird von den Gittern und der Anode umschlossen. Die Anzahl der Elektroden ist abhängig vom Typ der Röhre. o Die Kathode hat die Aufgabe Elektronen zu emittieren. Um dies effektiv tun zu können muss der Elektronen emittierende Teil sehr heiß sein. Ursprünglich verwendete man dazu Abbildung 6 - Röhrenaufbau 25.01.2010 8|Seite einen Wolframdraht, der durch einen relativ hohen Heizstrom auf bis zu 2200°C erhitzt werden musste. Deswegen führte man 1933 die weit effektiveren Oxydkathoden ein, die aus einem metallischen Kern bestehen und die mit einer sehr dünnen Erdalkali-Oxydschicht überzogen sind. o Die Gitter bestehen aus einem sehr dünnen Drahtgeflecht, das je nach Typ des Gitters unterschiedlich dicht ist. Die Gitter sind straff über die Spanngitter in der Röhre gespannt und sind dazu da, den Elektronenfluss zu beeinflussen, aber dazu später mehr. o Die Anode umschließt die übrigen Elektroden. Sie besteht üblicherweise aus einem Nickel- oder Stahlblech. Da jede Röhre nur ein Teil einer Schaltung ist, braucht diese Kontakte zu anderen Bauteilen um zu funktionieren. Dies wird über den Sockel sichergestellt. Es gibt vier verschiedene Sockeltypen. Auf dieser Seite sind Skizzen der am häufigsten verwendeten Sockeln dargestellt. Sie unterscheiden sich in der Größe, der Anzahl der Pins und in der Art, wie beim Einbau die richtige Position der Röhre sichergestellt wird. Beim Oktal-Sockel wird ein kleiner Metallstift verwendet, beim Noval-Sockel eine unsymmetrische Anordnung der Pins. Der Noval-Sockel ist wahrscheinlich der am häufigsten eingesetzte Sockel in Gitarrenverstärkern, weil die ECC83 den Noval-Sockel benutzt. Diese Röhre hat sich wegen Abbildung 7 Noval Sockel ihren zwei unabhängigen Triodensystemen schon fast als Standard durchgesetzt. Beispiele für Röhren, die mit einem Oktal-Sockel gefertigt werden: 6L6 EL34 KT66 Abbildung 8 Oktal Sockel Dies sind alle Endpentoden, die für den NF-Bereich geeignet sind. Besonders die EL34 und die 6L6 erfreuen sich in Gitarrenamps großer Beliebtheit. 25.01.2010 9|Seite Es ist außerdem möglich mehrere Elektrodensysteme in einem Glaskolben unterzubringen. Diese Röhren nennt man Verbundröhren. Sie haben entweder mehrere komplett unabhängige Elektrodensysteme oder Elektrodensysteme mit einer gemeinsamen Kathode in einem Glaskolben. Verbundröhren sind besonders platzsparend und verringern den Kostenaufwand beim Verstärkerbau. Abbildung 9 zeigt den Aufbau des Innenraumes einer ECC83, also einer Röhre mit zwei unabhängigen Triodensystemen. Die Buchstaben und die römischen Ziffern geben die Pinbelegung an. Also steht kI für die Abbildung 9 - Röhrenaufbau Kathode des ersten Triodensystems und gII für das Gitter des zweiten. 4 Röhrenheizung: Die Röhrenheizung ist fester Bestandteil (fast) jeder Röhre. Sie hat die Aufgabe die Kathode auf die Temperatur aufzuheizen, ab der sie Elektronen emittieren kann. Man unterscheidet zwei grundlegende Arten von Röhrenheizungen: Die direkt geheizte Kathode: Bei dieser Art bilden Heizfaden und Kathode eine Einheit und somit sind die beiden elektrisch nicht getrennt. Es gibt weiters die Möglichkeit eine Röhre mit Wechselstrom oder mit Gleichstrom zu beheizen. Bei einer mit Gleichstrom direkt geheizten Röhre gilt das negative Ende des Heizdrahtes Abbildung 10 – direkte Heizung als Kathodenanschluss. Somit ist die Anodenspannung (Spannung zwischen Anode und Kathode) die zwischen Anode und dem negativen Ende gemessene Spannung. Bei der Heizung mit Wechselstrom können Temperaturschwankungen der Heizfadentemperatur entstehen. Dies hat zur Folge, dass der Elektronenaustritt aus der Kathode nicht überall gleichmäßig, sondern dort höher ist, wo auch die Temperatur höher ist. Dieser Umstand kann zu Netzbrummen führen. 25.01.2010 10 | S e i t e Die indirekt geheizte Kathode: Bei einer indirekt geheizten Kathode bilden der Heizdraht und die Kathode keine Einheit. Diese sind somit zwei getrennte und elektrisch voneinander isolierte Teile. Der erhitze Heizdraht gibt die Wärme an die Kathode ab und heizt sie dadurch indirekt. Diese Trennung hat große schaltungstechnische Vorteile, besonderes bei Wechselstromheizungen, da so das Netzbrummen vollkommen vermieden werden kann. Ein Nachteil dieser Heizungsart ist die längere Anheizzeit. Abbildung 11 – indirekte Heizung Die erforderliche Heizleistung richtet sich danach, wie stark die Elektronenemission sein muss. Deswegen ist die Heizleistung von Röhren recht unterschiedlich. Ferner sollen die vorgeschriebenen Heizdaten genau eingehalten werden. Auch geringe Abweichungen können große Auswirkungen auf die Lebensdauer der Röhren haben, denn die Heizleistung wächst mit dem Quadrat des Heizstroms. Durch eine zu hohe Heizspannung ist es möglich, dass der Heizdraht durchbrennt und die Röhre ausgewechselt werden muss. Eine Unterversorgung führt zu einer baldigen Erschöpfung der Emissionsfähigkeit von Oxydkathoden und wirkt sich somit auch drastisch auf den Klang einer Röhre aus. Die maximal zulässige Spannungsschwankung liegt bei 5%. Außerdem ist auf eine sorgfältig verdrillte Heizleitung im Verstärkergehäuse zu achten, falls mit Wechselstrom beheizt wird. Durch den hohen Stromfluss entsteht nämlich ein Magnetfeld, das ungefähr 50 µT in einem Abstand von zwei cm groß ist. Da aber zwei Kabel nötig sind, ist so das gesamte Magnetfeld 100 µT stark. Das stört Endstufen nicht weiter, aber die wesentlich empfindlicheren Vorstufenröhren schon. Dadurch wird eine Brummspannung von 10 µV mit einer Frequenz von 50Hz induziert, welche dann in den folgenden Verstärkerstufen mitverstärkt wird und so sehr störend wirken kann.27 Durch die Verdrillung der Heizleitungen wird sichergestellt, dass sich die Magnetfelder gegenseitig kompensieren und somit keine Brummspannung in die nahegelegenen Leitungen induziert werden kann. Der hohe Stromdurst der Röhrenheizungen ist mit ein Grund, warum Röhren durch Transistoren in vielen Bereichen ersetzt wurden. Vorstufenröhren haben eine 27 Manfred Zollner: Physik der Elektrogitarre, Regensburg 2009 (Vorveröffentlichung) 10-7-1 25.01.2010 11 | S e i t e Heizleistung von 1,2-2 Watt pro Röhre, Endstufenröhren bereits 5-20 Watt und Gleichrichterröhren 3-8 Watt. 5 Die Röhrendiode: Die Röhrendiode ist die einfachste aller Röhren, denn sie hat nur eine Kathode und eine Anode. Nur wenn die Anode positives Potential gegenüber der Kathode hat, fließt Strom. Sie wird auch heute noch zur Demodulation von Zwischen- oder Hochfrequenz Signalen verwendet und wurde früher auch in jedem Computer eingesetzt, weil damals Halbleiter Dioden noch nicht erfunden waren. Trotzdem gibt Abbildung 12 Röhrendiode es Anwendungen, in denen die Röhrendiode bis heute eingesetzt wird. Ein Beispiel ist die Nachrichtentechnik. In solchen Schaltungen sind enorme Sendeleistungen gefordert, die auch moderne Halbleiterdioden nicht ohne großen Kühlaufwand liefern können. Röhrendioden können ebenfalls für sehr hohe Sperrspannungen oberhalb von 220kV gebaut werden. In Gitarrenverstärker werden sie auch oft zur Gleichrichtung von Wechselspannungen verwendet (siehe Kapitel Gleichrichterschaltungen für Gitarrenverstärker).28 5.1 Eigenschaften einer Röhrendiode: Wie alle Elektronenröhren müssen auch Röhrendioden beheizt werden (ausgenommen solche mit einer Kaltkathode). Deshalb ist der Anodenstrom auch von der Temperatur der Kathode abhängig. Da der Platzaufwand für eine Röhrendiode sehr gering ist, empfiehlt es sich mehrere Diodensysteme in einem Glaskolben unterzubringen. Ein Beispiel für eine solche Verbundröhre ist die EAA91. Das Bild zeigt eine solche Röhre. Bei allen Röhren kommt es vor, dass trotz negativer Anode ein Strom fließt. Diesen Strom bezeichnet man als Anlaufstrom. In Abbildung 14 entspricht er dem blauen Bereich. Dieser Strom kann Abbildung 13 - EAA91 sich als Gitter- oder als Anodenstrom bemerkbar machen. Dieses vgl. http://www.guido-moser.de/pdf/Studium/Elektrotechnik/ET_06_Roehrendiode.pdf (Erstzugriff 29.8.) 28 25.01.2010 12 | S e i t e Phänomen erklärt sich hiermit: „Ein Teil der Elektronen weist beim Austritt aus der Kathode so viel Geschwindigkeit auf, dass sie an Gitter und Anoden gelangen, selbst wenn letztere einen kleine negative Spannung gegenüber der Kathode aufweisen. Diese Elektronen laufen somit gegen negative Elektroden an.“29 Daraus kann man schließen, dass eine Röhrendiode, genau wie eine Halbleiterdiode auch, einen gewissen Grenzwert besitzt, ab dem die Diode sperrt. Bei Halbleiterdioden wird dieser Wert als Sperrspannung bezeichnet. Wie man aus Abb. 14 ablesen kann, sperrt diese fiktive Röhrendiode erst ab Spannungen, die größer als –1 Volt sind. Es wurden allerdings sogenannte Messdioden entwickelt, die auch wesentlich kleinere Signale gleichrichten. Weiters ist zu beachten, dass diese „langsamen“ Elektronen eine sogenannte Raumladungswolke bilden. Durch ihr negatives Potential hindert diese Wolke aus Elektronen die aus der Kathode austretenden Elektronen daran, zur Anode zu gelangen. Wenn nun die Anodenspannung zunimmt, werden sowohl die Elektronen der Raumladungswolke als auch die Elektronen aus der Kathode von der Anode angezogen.30 Ist nun die Elektronenwolke völlig verschwunden, wird ein Anodenstrom gewisses Maximum gemessen, der an als Sättigungsstrom bezeichnet wird. Diesen Abbildung 14 - Kennlinie einer Röhrendiode Bereich der Kennlinie bezeichnet mal als Sättigungsbereich. Abbildung 14 zeigt die vier Bereiche genau. Diese schemenhafte Grafik stellt einen Zusammenhang zwischen Anodenspannung und Anodenstrom her. Diese sieht deutlich anders aus als eine vergleichbare Halbleiterdiode. 29 30 vgl. Basislektüre S.16 vgl. ET06 Röhrendiode S.4 25.01.2010 13 | S e i t e 6 Die Triode: Als Triode bezeichnet man eine Röhre mit drei Elektroden. So wie jede Röhre hat auch diese eine Anode und eine Kathode. Zusätzlich wird bei einer Triode das sogenannte Steuergitter (g1) zwischen Anode und Kathode eingebaut. Trioden finden Anwendung in der Verstärkung kleiner Wechselspannungen, die zwischen Kathode und Gitter angelegt werden und somit eine Anodenstromänderung hervorrufen.31 Diese Abbildung 15 Triode erklärt sich so: Der Elektronenfluss von der Kathode zur Anode wird durch die am Gitter anliegende Wechselspannung beeinflusst. Wenn das Gitter negativ wird, werden die Elektronen, die Träger negativer Ladung sind, zur Kathode zurückgedrängt. Damit wird der Anodenstrom kleiner. Wenn das Gitter positiv wird, werden die Elektronen zusätzlich beschleunigt. Ein Teil der Elektronen wandert zum Gitter, was den sogenannten parasitären Gitterstrom mit der Abkürzung Ig, fließen lässt. Dadurch wird der Anodenstrom ebenfalls kleiner.32 Falls Gitterstrom fließt, geht ein Teil des Signals am Gitter bei der Verstärkung verloren. Deswegen müssen Maßnahmen ergriffen werden, um zu erreichen, dass selbst bei einer positiven Halbwelle der Wechselspannung kein Gitterstrom fließt. Dies kann man einfach erreichen, indem man eine negative Gittervorspannung hinzu schaltet, damit selbst bei einer positiven Halbwelle das Gitter niemals positiv wird. Die Art und Weise, wie eine solche Schaltung realisiert wird, wird im Kapitel Kathoden-Basis-Schaltung noch ausführlich erklärt. Der Vorteil des Steuergitters liegt darin, dass selbst sehr kleine Veränderungen der Spannung am Gitter große Änderungen des Anodenstroms bewirken. Grundsätzlich werden Röhren mit hohen Spannungen betrieben, diese können aber nur geringe Ströme verarbeiten. Bei einer ECC83S beträgt der maximal zulässige Anodenstrom, bei der maximal erlaubten Betriebsspannung, 3mA. Genau hier liegt auch ein großer Unterschied zum Transistor, denn dieser kann große Ströme verarbeiten, verkraftet aber nur niedrige Spannungen. 31 32 vgl. Basislektüre S.16 vgl. Basislektüre S.5 25.01.2010 14 | S e i t e Trioden werden Wechselspannungen hauptsächlich eingesetzt. zur Verstärkung Deswegen sind von sie kleinen in allen Gitarrenverstärkern verbaut. Besonders beliebt sind Verbundröhren, die gleich mehrere unabhängige Triodensysteme unter einer Glashaube haben. Dabei sind besonders die Röhren der ECC80 Serie zu nennen und die russische Röhre 6N2P. Der Vorteil dieser kompakten und modernen Röhren liegt in der hohen Effizienz und der großen Verstärkung. Abbildung 16 EH ECC83 Gold Natürlich können Trioden auch als Endstufen eingesetzt werden. Dazu bedarf es einer speziellen Bauweise und Ausführung, aber das Prinzip ist ähnlich. Endstufenröhren sind dafür ausgelegt, größere Ströme verarbeiten zu können, weswegen sie unter anderem um einiges größer sind als Vorstufenröhren. Früher wurde für diese Zwecke oft die AD1 eingesetzt. Heute werden fast ausschließlich Endpentoden in Gitarrenverstärkern verwendet. 7 Die Pentode: g3 Eine Pentode ist eine Röhre mit fünf Elektroden. Neben der Anode, g2 der Kathode und dem Steuergitter hat jede Pentode ein g1 Schirmgitter (g2) und ein Bremsgitter (g3). Sie wird meist als g1 Endstufe eingesetzt. Es wurden aber auch Vorstufenpentoden entwickelt, die besonders für die erste Verstärkungsstufe konzipiert Abbildung 17 Pentode sind, wie zum Beispiel die EF86. Die Pentode stellt eine Weiterentwicklung der Tetrode dar, die wiederum eine Weiterentwicklung der Triode ist. Einer Tetrode fehlt im Vergleich zur Pentode das Bremsgitter. Das Schirmgitter wurde eingeführt, weil man den negativen Effekt der Rückkopplung des Anodenkreises durch die Gitter-AnodenKapazität auf den Gitterkreis unterbinden wollte. „Resultat ist, dass die Ausgangsspannung, die an der Anode zur Verfügung steht, bei hohen Frequenzen sehr stark auf das Gitter zurückgekoppelt 25.01.2010 Abbildung 18 - GitterAnoden-Kapazität 15 | S e i t e wird. Denn hohe Frequenzen können Kondensatoren leicht passieren. Für Sendeanlagen entwickelte man daher spezielle Trioden, bei denen der Abstand zwischen Gitter und Anode sehr groß und damit die Kapazität sehr klein war. Durch den großen Abstand steigt aber leider auch der Betriebsspannungsbedarf sehr stark. Sendetrioden müssen daher meistens mit mehreren tausend Volt betrieben werden.“33 Bei NF-Röhren hingegen wird das Schirmgitter zwischen Steuergitter und Anode platziert. Dieses schirmt das Steuergitter vor dem Anodeneinfluss ab und bewirkt eine Verringerung der Anoden-Gitter-Kapazität. „Um als Abschirmung zu wirken, muss es wechselstrommäßig geerdet sein; dagegen ist es für die Bewegung der Elektronen nach der Anode hin von Vorteil, wenn es gleichstrommäßig an eine positive Spannung angeschlossen ist.“34 Deswegen wird am Schirmgitter meist eine möglichst konstante Gleichspannung Ug2 angelegt, die das Verhalten der Röhre maßgeblich verändert. Die Schirmgitterspannung bewirkt, wie schon gesagt, dass die Elektronen zur Anode hin beschleunigt werden. Das bedeutet aber auch, dass ein Teil der Elektronen nicht durch die Maschen des Gitters „hindurchfliegen“ sondern durch das Gitter als Schirmgitterstrom Ig2 abfließen und, dass der Anodenstrom kaum mehr von der Anodenspannung Ua abhängig ist. Das Verhalten der Tetrode, auch Schirmgitterröhre genannt, oder das der Pentode kann man, wie auch bei einer Triode, durch die Ug Ia Kennlinien beschreiben, wobei nicht nur Ua sondern auch Ug2 konstant sind. Wie man den Kennlinien rechts entnehmen kann, liegen diese, trotz unterschiedlicher Anodenspannungen deutlich enger zusammen als bei Trioden. Oder anders ausgedrückt: „Der Durchgriff der Anode ist klein“.35 Dieses Verhalten erklärt sich so: Am Schirmgitter liegt im Normalfall eine hohe positive Spannung an. Also werden die Elektronen nach dem Austritt aus der Kathode hauptsächlich vom Steuergitter und vom Schirmgitter beeinflusst. Die Anodenspannung kann somit „nicht durch das Abbildung 19 Trioden - Tetroden Kennlinien http://www.elektronikinfo.de/strom/roehren.htm Basislektüre S.41 35 Basislektüre S.41 33 34 25.01.2010 16 | S e i t e Schirmgitterpotential durchgreifen“.36 Um nun die Barkenhaussche Röhrengleichung zu erfüllen zu können, muss Ri bei Tetroden und Pentoden deutlich größer sein als bei Trioden37 (siehe Kapitel Kenndaten). Wenn man nun die Ug - Ia Kennlinien nicht für verschiedene Anodenspannungen sondern für verschiedene Schirmgitterspannungen angegeben werden, wird man feststellen, dass „Ug2 ähnlichen Einfluss wie Ua bei einer Triode hat“.38 Das Schirmgitter wirkt also so wie eine zweite Anode. Dadurch, dass das Schirmgitter aber Maschen hat, durch das die Elektronen hindurchfließen können, ist der Schirmgitterstrom klein. Da das Schirmgitter einen eigenen Kontakt am Sockel erhalten muss, ist es möglich, eine Tetrode oder Pentode als Triode zu schalten, indem man das Schirmgitter auf Kathodenpotential legt, also beide Elektroden verbindet. Damit verhält sich die Röhre ganz anders, nämlich wie eine native Triode. In den Grafiken sieht man eine EL84 (Endstufenpentode), einmal als Pentode, einmal als Triode geschaltet.39 Es ist bei aufwendigeren Verstärkern durchaus möglich, dass ein spezieller Schalter eingebaut ist, Abbildung 21 - Pentoden-Kennlinien Abbildung 20 – Trioden-Kennlinien der die Pentodenendstufe zu einer Triodenendstufe macht, um die Leistung drastisch zu reduzieren. Damit wird natürlich auch der Klang verändert. Um nun den Verwendungsgrund des Bremsgitters zu verstehen, muss man den großen Nachteil von Tetroden erläutern. Manfred Zollner: Physik der Elektrogitarre, Regensburg 2009 (Vorveröffentlichung) 10-5-5 vgl. Basislektüre S.42 38 Basislektüre S.42 39 siehe Phillips EL84 Datenblatt aus dem Jahre 1969 36 37 25.01.2010 17 | S e i t e Da die Elektronen durch das Schirmgitter zusätzlich beschleunigt werden, prallen sie mit sehr großer Energie auf das Blech der Anode auf.40 „Die Primärelektronen übertragen in diesem Fall [...] eine so große kinetische Energie auf die Elektronen des Anodenblechs, Überwindung befähigt dass der sie Austrittsarbeit werden. Die Anzahl Sekundärelektronen Vielfaches [...] der zur kann der ein Primärelektronen sein“41. Damit entsteht innerhalb der Röhre ein entgegengesetzter Elektronenstrom, der den eigentlichen Anodenstrom maßgeblich Abbildung 22 - Tetroden-Kennlinien behindert oder ihn sogar komplett kompensieren kann. Wie man aus der Grafik entnehmen kann, zeigt sich ein deutlicher Knick in der Kennlinie. Dieser ist auf den Effekt der Sekundärelektronen zurückzuführen. Erst wenn die Anodenspannung (deutlich) höher ist als die Schirmgitterspannung, werden die Sekundärelektronen nicht mehr vom Schirmgitter sondern wieder von der Anode angezogen. Deswegen entspricht Ia nicht der gesamten emittierten Elektronen. Der Kathodenstrom oder auch Emissionsstrom gibt nun die Summe aus dem Anodenstrom und dem Schirmgitterstrom an: 42 Besonders auffallend ist, dass zwischen ungefähr 40V und 75V der Elektronenstrom nicht von der Kathode zur Anode sondern in die entgegengesetzte Richtung fließt. Somit steigt der Anodenstrom nicht zwangsläufig mit der Anodenspannung an. „Durch besondere Ausführung der Gitter, durch Einhaltung eines gewissen kritischen Abstandes zwischen Schirmgitter und Anode sowie durch Bündelung der Elektronen ist es gelungen, bei Tetroden die Auswirkungen des Sekundärelektronen-Effekts zu beseitigen“.43 Diese werden als vgl. Basislektüre S.42 Mehrgitterröhren S.2 42 vgl. Mehrgitterröhren S.2 43 Basislektüre S.42 40 41 25.01.2010 „Beam-tubes“ bezeichnet und werden heute häufig in 18 | S e i t e Gitarrenverstärkern eingesetzt. Die KT88 (Abbildung 23) ist ein bekannter Vertreter der „Beam-tubes“ Familie. Um nun diesen Effekt der Sekundärelektronen auf eine andere Art zu beseitigen und damit die ungeeigneten Eigenschaften der Tetroden zu korrigieren, führte man ein weiteres Gitter ein. Das Bremsgitter wird zwischen Anode und Schirmgitter angeordnet und ist direkt mit der Kathode verbunden. „Infolge der negativen Polarität des Abbildung 24 - KT88 Bremsgitters gegenüber der Abbildung 23 - Röhrenaufbau Anode werden die aus der Anode austretenden Sekundärelektronen abgebremst und zur Anode zurückgetrieben“.44 Das Gitter ist so grobmaschig, dass die Primärelektronen es fast ohne Beeinflussung durchlaufen können, aber die Sekundärelektronen, die fast keine Geschwindigkeit aufweisen, sofort zur Anode zurückgedrängt werden. 45 Durch diesen großen Vorteil konnte sich die Pentode seit ihrer Entwicklung 1926 durchsetzten und wird heute in vielen Gitarrenverstärkern als Endstufe eingesetzt.46 Die Beam-Tubes haben statt eines Bremsgitters ein speziell geformtes Blech, das fast dieselbe Wirkung erzielt wie das Bremsgitter. Basislektüre S.43 vgl. http://www.elektronikinfo.de/strom/roehren.htm 46 vgl. http://www.elektronikinfo.de/strom/roehren.htm 44 45 25.01.2010 19 | S e i t e Die Pentode hat aber auch als Vorstufenröhre besonders an erster Position, die sogenannte V1, ihre Berechtigung. „Gegenüber Triode bietet sie den Vorteil einer höheren Verstärkung [...]“.47 Aber eine hohe Verstärkung reicht bei weitem nicht aus. Solche Röhren, wie die EF86, müssen ebenfalls ein sehr geringes Eigenrauschen besitzen, da jedes Rauschen in den folgenden Stufen mitverstärkt wird und so sehr störend wirken kann. Theoretisch hat jedes elektronische Bauteil ein gewisses Eigenrauschen, das durch die ungleiche Elektronenbewegung innerhalb des Bauteils entsteht. Besonders Elektronenröhren sind für solche Rauschspannungen anfällig, weil besonders viele Faktoren Rauschen verursachen können. Mögliche Ursachen für Rauschen sind: ungleichmäßige Elektronenemission der Kathode (Funkeleffekt) ungleichmäßige Elektronenverteilung innerhalb der Röhre durch die Gitter Da Pentoden fünf Gitter haben, sind sie viel anfälliger für Röhrenrauschen als Trioden.48 Darüber hinaus müssen solche Röhren unempfindlich gegen Mikrofonie (Selbsterregung der Röhre) sein, was durch kleine Abmessungen und kompakten Aufbau erreicht wird. Aber genau deswegen wurde die früher sehr verbreitete EF86 abgelöst. „The EF 86, although excellent electronically, was susceptible to machanical damage through vibration and would soon begin adding its own ringing, rattling accompaniment“.49 Darüber hinaus kann eine solche Vorstufe erhebliche Verzerrungen produzieren, die nicht generell erwünscht sind. Aber besonders in Gitarrenverstärkern werden Verzerrungen angestrebt, weswegen eine Schaltung mit einer Pentode durchaus Sinn macht. Bei Gitarrenverstärkern sind Verzerrungen erwünscht, um den Klang facettenreicher zu machen. Bekannte Verstärker mit einer Pentode als V1 sind der AC-15 (siehe Schaltplan nächste Seite) oder der Fender Bassman 5A6. Beide wurden aber durch den Boom der Doppeltrioden früher von der 12AY7 heute von der 12AX7 abgelöst. Da man nicht ohne weiteres eine Vorstufenpentode an Stelle einer Vorstufentriode einbauen kann, müssen ein paar Änderungen vorgenommen werden. Da eine Pentode zwei Gitter mehr hat, wobei nur eines davon eine eigene Spannungsversorgung braucht, muss man zwei weitere Bauteile einsetzen um die Funktionstüchtigkeit der Vorstufe zu gewährleisten. Grundsätzlich handelt es sich auch bei diesen Schaltungen um KathodenBasis-Schaltungen. Zusätzlich werden ein Schirmgitterwiderstand Basislektüre S.45 vgl. Otto Diciol S.39 49 Manfred Zollner: Physik der Elektrogitarre, Regensburg 2009 (Vorveröffentlichung). 10.1.9 47 48 25.01.2010 und ein 20 | S e i t e Schirmgitterkondensator benötigt. Der Schirmgitterwiderstand, der beim AC-15 einen Widerstand von 1M aufweist, dient dazu, die Schirmgitterspannung zu begrenzen, denn diese soll nicht gleich groß wie die Anodenspannung sein. Deswegen wird ein hochohmiger Widerstand eingebaut, an dem eine Spannung durch den geringen Schirmgitterstrom abfällt. Dadurch liegt das Schirmgitter auf niedrigerem positiven Potential als die Anode. Abbildung 25 - V1 Vox AC-15 Der Schirmgitterkondensator wiederum hat die Aufgabe das Steuergitter vor Anodenrückwirkungen abzuschirmen, indem er diese Ströme gegen Masse ableitet.50 Diese können nämlich wie eine schwache Gegenkopplung wirken, die die Verstärkung reduziert.51 Wenn die Schirmgitterspannung nicht von der Anodenzuleitung sondern von einer eigenen Stelle des Netzteils kommt, kann dieser Kondensator entfallen. 50 51 vgl. http://www.jogis-roehrenbude.de/Verstaerker/Testamp/Testamp.htm (Erstzugriff 18.12.09) vgl. Grundsätzlicher Röhrenverstärker S.7 25.01.2010 21 | S e i t e 8 Kenndaten: Um Röhren effektiv vergleichen zu können, muss jeder Hersteller in den Datenblättern der Röhren verschiedene sogenannte Kenndaten angeben. Die wichtigsten Kenndaten sind: Röhrenheizung (empfohlene und maximale Werte für Uf und If) Grenzwerte für Ua, IK, Ug0 und Pv Betriebswerte (S, D, Ri und µ) Besonders die vier Betriebswerte sind essenzielle Daten von Röhren. Steilheit: Als Steilheit bezeichnet man die Beeinflussung der Spannung des Steuergitters auf den Anodenstrom. Um die Steilheit zu ermitteln, werden bei Röhren durch einen simplen Versuchsaufbau die Ug - Ia Kennlinien erstellt. Dabei wird bei fixer Anodenspannung Ua der Anodenstrom bei unterschiedlichen Gitterspannungen gemessen (Versuchsaufbau siehe Kapitel Kennlinien). Da die Steilheit Anodenstromes den Unterschied des in Abhängigkeit vom Abbildung 26 - Kennlinien Unterschied der Gitterspannung angibt, kann man S definieren als wobei Ua konstant ist. Wenn man nun die Steilheit in einem Punkt ermitteln will, muss man die Steigung der Tangente an die Kennlinie ermitteln. Die Einheit der Steilheit ist . Links sind die Ug - Ia Kennlinien dargestellt. Dabei handelt es sich um eine ECC83 von Lorenz aus dem Jahre 1962. Die Steilheit S darf aber für praxisbezogene Berechnungen nicht verwendet werden, weil Ua in Wirklichkeit nicht konstant ist. Beim Durchgang des Anodenstromes durch Ra wird die Spannung „verbraucht“. Die Anodenspannung ist somit nicht mehr gleich der Batteriespannung UB, sondern um den Spannungsverbrauch in Ra kleiner. 25.01.2010 22 | S e i t e Somit hängt die Anodenspannung auch vom Anodenstrom ab. Wenn man das in den Ug - Ia Kennlinien berücksichtigt, spricht man von den Arbeitskennlinien. Wenn man Ra gleich 0 setzt erhält man, weil Ua konstant bleibt, die sogenannte statische Kennlinie. Diese verläuft oberhalb der Arbeitskennlinien. Unten sieht man die von den Ug - Ia Kennlinien abgeleitete Arbeitskennlinie und die Widerstandsgerade, die die Formel von - - (ergibt sich durch die Umformung nach ) hat. UB ist in diesem Fall 300V und Ra beträgt 83,3kΩ. Abbildung 27 - Kennlinien Durchgriff: Der Durchgriff ist ein spezielles Maß, das nur bei Elektronenröhren vorkommt. Der Begriff beschreibt um wievielmal kleiner die Steuerwirkung der Anodenspannung auf den Anodenstrom ist als jene des Steuergitters auf den Anodenstrom. Dieser Wert ist dimensionslos und wird meist in Prozent angegeben. Der Wert ist deswegen so klein, weil die Anodenspannung gewissermaßen durch die Maschen des Gitters hindurchgreifen muss, während das Gitter unmittelbar auf die aus der Kathode austretenden 25.01.2010 Abbildung 28 - Durchgriff 23 | S e i t e Elektronen wirkt. Der Durchgriff kann ganz leicht geometrisch oder rechnerisch ermittelt werden, nämlich wobei der Anodenstrom konstant ist. In diesem Fall beträgt der Durchgriff . „Der Durchgriff einer Röhre ergibt sich aus der kontruktiven Gestaltung des Steuergitters. Sind die Maschen des auf negativem Potential liegenden Gitters groß, so kann das Spannungsfeld der Anode fast unbehindert „durchgreifen“ […]. Sind die Gittermaschen hingegen eng, so erschweren diese die durchgreifende Wirkung der Anode.“52 Man kann ganz einfach feststellen, welche Röhre den kleineren Durchgriff hat. Wenn man zwei Ug - Ia Kennlinien vor sich hat, hat die Röhre, bei der die zwei Linien enger beieinander liegen den kleineren Durchgriff, natürlich auf die gleichen Anodenspannungen bezogen. Eine gute Röhre hat immer einen möglichst großen Verstärkungsfaktor (Leerlaufverstärkung), der als µ [mü] bezeichnet wird. Die Formel einen einfachen Zusammenhang zwischen dem Durchgriff stellt und dem Verstärkungsfaktor her. Das heißt, dass eine gute Röhre einen geringen Durchgriff hat, weil so die Verstärkung möglichst groß ist. Die ECC83 von Lorenz hat wie alle Röhren dieses Typs einen Verstärkungsfaktor von 100, der für Trioden beachtlich hoch ist. Innerer Widerstand: Wie fast alle Bauteile hat jede Röhre einen elektrischen Widerstand, da die Elektronen in der Röhre von der Anode, an den Gittern vorbei zur Kathode durch das Vakuum fließen müssen. Deswegen sieht das Ersatzschaltbild einer Triode auch so aus (Abb. 29). Ri ist Abbildung 29 Ersatzschaltzeichen jener Widerstand, den eine Röhre bei einer Veränderung des Anodenstromes aufweist. Daher ist der Innenwiderstand , wobei die Gitterspannung konstant gehalten werden muss. Wie so oft bei Röhren kann man den Wert rechnerisch und grafisch ermitteln. Geometrisch betrachtet, benötigt man dazu 52 vgl. Otto Diciol, 2008, S. 13 25.01.2010 24 | S e i t e die Ua – Ia Kennlinien, bestimmt zwei beliebige Punkte und berechnet dann mit der oben genannten Formel den Innenwiderstand. Abbildung 30 zeigt die grafische Berechnung mit GeoGebra. Falls man einen ganz genauen Wert für Ri an einen Punkt erhalten möchte, muss man eine Tangente an den Punkt legen und dann die Steigung messen oder errechnen. Je steiler die Tangente, desto kleiner ist Ri. Man darf Ri aber nicht mit dem Gleichstromwiderstand R verwechseln, der im Punkt D in der Grafik zum beträgt, Beispiel wogegen der Abbildung 30 - Innerer Widerstand Innere Widerstand nur beträgt. Zusammenhang zwischen S, D und Ri: Es gibt einen einfachen Zusammenhang zwischen den drei Größen Steilheit, Durchgriff und Innenwiderstand, den Heinrich Georg Barkenhaus formuliert hat, nämlich . Die algebraische Richtigkeit dieser Formel erkennt man, wenn man die Variablen durch ihre Definitionen ersetzt und dann den Ausdruck kürzt: =1. Es müssen sich aber alle Werte auf denselben Betriebspunkt der Röhre beziehen, damit die Gleichung Gültigkeit besitzt. Als eigentliche Schlussfolgerung ergibt sich, dass man die Kennwerte einer Triode (gilt auch für Mehrgitterröhren) nicht beliebig wählen kann. Man kann keine höhere Steilheit fordern, ohne dass man bei D oder Ri Abstriche macht. 25.01.2010 25 | S e i t e 9 Kennlinien von Elektronenröhren: Kennlinien von Elektronenrohren sind neben den enndaten die wichtigsten Betriebsdaten von Rohren. Alle diese Daten mussen in den Datenblattern der Hersteller angegeben werden. Im Anhang finden Sie zwei komplette Datenblätter einer ECC83S von JJ-Electronics und einer EL84 ebenfalls von JJ-Electronics. Man unterscheidet grundsätzlich zwei Kennlinien, die in Datenblättern immer angegeben sind: 9.1 Ug – Ia Kennlinien: Solche Kennlinien stellen einen Zusammenhang zwischen der Gitterspannung und dem Anodenstrom, bei Anodenspannung, Kennlinien indem konstanter her. werden man eine Diese gemessen, konstante Anodenspannung anlegt und den Anodenstrom bei vielen Gitterspannungen misst, um so einen durchgehenden Graphen zu Abbildung 31 - Kennlinienmessung erhalten. Man kann sehen, dass im Datenblatt der ECC83S von JJ-Electronics der Graph für mehrere Werte dargestellt ist. Dies ist eine übliche Vorgehensweise, da die Anodenspannung zwischen den Grenzwerten frei wählbar ist. Im Englischen werden diese Kennlinien als transfer characteristics bezeichnet. 9.2 Ua – Ia Kennlinien - Ausgangskennlinien: Solche Kennlinien zeigen, wie sich der Anodenstrom bei unterschiedlichen Anodenspannungen verhält, wenn das Gitter eine feste negative Spannung aufweist. Um diese Kennlinien darzustellen, wird ein ganz ähnlicher Versuchsaufbau, wie der zur Messung der Ug – Ia Kennlinien verwendet. Man legt eine feste Spannung am Gitter an, verändert nun die Anodenspannung und misst 25.01.2010 26 | S e i t e den Anodenstrom. Dies wird mit vielen repräsentativen Gitterspannungen wiederholt, um somit Kennlinien für den gesamten erlaubten Gitterspannungsbereich abzubilden. In Datenblättern werden Kennlinien englischen als solche plate characteristics bezeichnet. Zusätzlich wird die Leistungshyperbel angegeben, die den nutzbaren Bereich nach oben hin Abbildung 32 - Kennlinienmessung abgrenzt. Sie entspricht der maximal erlaubten Anodenverlustleistung. Diese wird errechnet durch die Formel . Dieser Wert gibt also einen Grenzwert an, der vom Rohrent p und vom Rohrenhersteller abhängig ist. Durch das schnelle Aufprallen der Elektronen wird das Anodenblech erhitzt, was bei zu hohen Temperaturen zu Schäden führen kann. Bei der ECC83S von JJ-Electronics liegt die maximale Anodenverlustleistung bei einem Watt. Falls dieser Wert dauerhaft oder über einen längeren Zeitraum überschritten wird, kann die Röhre schwer beschädigt, zerstört oder im besten Fall die Lebensdauer der Röhre verkürzt werden. Baut man eine Schaltung, gibt es darüber hinaus noch andere Faktoren, die die Kennlinien begrenzen. Es muss beachtet werden, dass die Anodenspannung einen gewissen Wert nicht überschreiten darf, weil sonst ein Überschlag zwischen Anode und Kathode möglich ist.53 Für die ECC83S liegt die maximale Anodenspannung bei 300V. Außerdem soll die Verzerrung oft gering gehalten werden. Deswegen ist es nötig, nur die Bereiche der Kennlinien zu benutzen, die möglichst linear verlaufen. Damit fällt der untere Bereich der Kennlinien weg. 53 vgl. Basislektüre S.27 25.01.2010 27 | S e i t e In der Grafik rechts sieht man die Abgrenzungen der Kennlinien bei einer AD1. Bei dieser Röhre handelt es sich um eine Endstufentriode, die heute praktisch nicht mehr eingesetzt wird. Bei Abbildung 33 - AD1 Kennlinienbeschränkungen dieser Abgrenzung wurde sogar darauf geachtet, dass ein gewisser Puffer vorhanden ist, der verhindern soll, dass Gitterstrom fließt. 10 Grundsätzlicher Aufbau eines Gitarrenverstärkers mit Röhren: Man kann jeden vollwertigen Gitarrenverstärker in verschiedene Bereiche gliedern, zumindest in Vorstufe (pre-amp) und Endstufe (power-amp). Die Verstärkung eines Signals, also einer Spannung, mündet in die Umwandlung in einen Lautsprecherstrom, der stark genug ist, um ihn als Schall hörbar zu machen. Da normalerweise die Eingangsspannung nicht ausreicht, um eine genügend große Aussteuerung der Endstufen zu erreichen, müssen sogenannte Vorstufen in die Verstärkerschaltung integriert werden. Alle Vorstufen sollen die Eingangsspannung verstärken, oder mit anderen Worten, deren Amplitude vergrößern. Somit reicht die Amplitude zur genügend großen Aussteuerung einer Endstufe aus. Für diesen Zweck werden meist Trioden eingesetzt, oder auch spezielle Vorstufenpentoden.54 Vorstufenröhren können auch andere Aufgaben haben, als die simple Verstärkung eines Signals. Deswegen wird zwischen Vor- und Endstufe oft eine Zwischenstufe geschaltet. Diese hat mehrere mögliche Aufgaben. Beispielsweise müssen bei Gegentaktendstufen zwei Trioden so geschaltet werden, dass sie Steuersignale bereitstellen, die jeweils um 180° phasenverschoben sind. In diesem Fall ist eine Verstärkung irrelevant. Solche Schaltungen werden deswegen als Phasendreher oder kurz als PI, für phaseinverter, 54 vgl. NF-Verstärkung S.1, Basislektüre S.26 25.01.2010 28 | S e i t e bezeichnet. Diese werden in folgenden Kapiteln noch genauer betrachtet. In manchen Verstärkern werden sogenannte gepufferte Effektwege eingebaut. Ein Effektweg wird zwischen den ersten Vorstufen- und den Endstufenröhren bzw. dem Phaseninverter verbaut. An dieser Schnittstelle kann das Klangsignal dem Effektgerät zugeführt (send) und entsprechend verändert wieder aufgenommen werden (return). 55 Es sollen aber erfahrungsgemäß nicht alle Effektgeräte auf diese Weise angeschlossen werden, da es so zu Klangeinbußen kommen kann. Oft wird eine Zwischenstufe nach der Klangregelung eingebaut, um das dort abgeschwächte Signal wieder zu verstärken. Dies geschieht meist mit einer einfachen Kathoden-Basis-Schaltung, die noch genau behandelt werden wird. Unter Klangregelung versteht man meist eine Schaltung, mit der man verschiedene Frequenzbänder entweder bevorzugen oder benachteiligen kann. Dies ist eine einfache und sehr effektive Methode den Klang nachzubessern.56 In Gitarrenverstärker sind meist passive Klangsteller eingebaut. „Der Begriff, passive Klangregelung‘ besagt, dass die frequenzabhängige Filterung nur Abbildung 34 Tonestack durch passive Bauteile, also Widerstände und Kondensatoren erfolgt.“.57 Aktive Klangregelungen werden nur selten verbaut, denn in diesen ist eine Röhre eingebunden, was mit einem hohen Schaltungsaufwand einhergeht. Aktive sowie passive Klangregelungen sind von den Herstellern selbst entwickelte Schaltungen und werden somit nur in ihre Verstärker integriert. Abbildung 34 zeigt die Klangregelung eines Vox AC-30. Sie besteht aus zwei Widerständen, drei Wickelkondensatoren und zwei Potentiometern (Spannungsteilern), mit denen man die Höhen- und die Bassanteile regeln kann. In den Grafiken der nächsten Seite sieht man den Frequenzgang dieser Klangregelung bei verschiedenen Stellungen der Potentiometer: Die Grafiken wurden mit dem Tone Stack Calculator erstellt, den man kostenlos herunterladen kann.58 55 56 57 58 vgl. http://www.e-gitarren.info/e-gitarren-e/e-gitarren-e.html (Erstzugriff 20. Juli) vgl. Manfred Zollner: Physik der Elektrogitarre, Regensburg 2009 (Vorveröffentlichung) 10.2.1 vgl. Manfred Zollner: Physik der Elektrogitarre, Regensburg 2009 (Vorveröffentlichung) 10.3.1 siehe http://www.duncanamps.com/tsc/ 25.01.2010 29 | S e i t e Standard Einstellung: Beide Potentiometer stehen auf 12 Uhr Abbildung 35 - Frequenzgang Bassbetonte Einstellung: Dabei steht der Bass - Regler auf Anschlag und der Treble - Regler weiterhin auf 12 Uhr. Man kann deutlich den Knick bei 1000Hz erkennen (Mittenbereich). Abbildung 36 - Frequenzgang Stark höhenbetonte Einstellung: Nun steht der Treble Regler auf Anschlag und der Bassregler wieder auf 12 Uhr. Abbildung 37 - Frequenzgang 25.01.2010 30 | S e i t e Oft wird auch betont, dass die Röhre dem Frequenzgang noch die letzte Note gibt und so das Klangbild positiv verändert. Zahlreiche Werbungen für Vorstufenröhren, wie der 12AX7, preisen die tolle Ansprache im Bassbereich, die noch besseren Höhen und das sehr cremige Übersteuerungsverhalten an. Hier muss man aber festhalten, dass die Röhre an sich ein frequenzunabhängiges Bauteil ist.59 Natürlich ist es möglich, dass verschiedene Röhren im Zusammenspiel mit einer Schaltung etwas anders klingen, aber diese Klangeigenschaften, sowie das Übersteuerungsverhalten, können objektiv gesehen nicht in ein Datenblatt gepresst werden. Wenn also eine 12AX7 von einem Hersteller als besonders bassbetont bezeichnet wird, und dieser dafür den dreifachen Preis verlangt, sollte man sich überlegen, ob das Geld gut angelegt ist, denn die 12AX7 kann Signale schließlich „nur“ bis 0 Hz verstärken.60 Endstufen haben die Aufgabe eine möglichst hohe Leistung an den Widerstand, in diesem Fall einen Lautsprecher, abzugeben. Um sehr hohe Leistungsabgaben zu ermöglichen und um jeder Situation gerecht zu werden, wurden viele unterschiedliche Schaltungen entwickelt, die später noch näher erläutert werden. Trotz all dieser Entwicklungen arbeiten Röhrenendstufen extrem ineffizient, denn die meisten NFRöhren benötigen eine Heizung, dazu oft noch einen Kathodenwiderstand und schlussendlich wird auch noch viel Wärme an den Anodenblechen als Anodenverlustleistung abgegeben. Deswegen liegt der Wirkungsgrad bei wenigen Prozent. „In der Regel wird nicht einmal die Hälfte der in der Endstufe erzeugten Leistung an den Lautsprecher abgegeben, der Rest wird in der/den Endröhre(n) in Wärme umgewandelt.“61 Endstufen können neben der einfachen Anhebung der Ausgangsleistung auch noch als Klangbildner eingesetzt werden. Diese „Endstufenzerre“ ist stark von der Schaltung abhängig und gibt vielen Verstärkern die letzte Note. Sie wird in groben Zügen von der Betriebseinstellung (dazu später mehr), vom Röhrentyp, von den elektrischen Eigenschaften der verwendeten Röhre/Röhren und von dem Phasendreher sowie vom Lautsprecher bestimmt. 59 60 61 vgl. Manfred Zollner: Physik der Elektrogitarre, Regensburg 2009 (Vorveröffentlichung) 10.5.10 vgl. Manfred Zollner: Physik der Elektrogitarre, Regensburg 2009 (Vorveröffentlichung) 10.2.2 vgl. Manfred Zollner: Physik der Elektrogitarre, Regensburg 2009 (Vorveröffentlichung) 10.5.2 25.01.2010 31 | S e i t e Natürlich ist eine solche Übersteuerung nicht überall willkommen. Im Hi-Fi Bereich wird verlangt, so wie der Name schon sagt, ein möglichst unverfälschtes Klangbild zu erhalten. Um dies zu ermöglichen, ist ein Klirrfaktor k von unter 1% nötig.62 Die meisten speziellen Endstufenschaltungen, die zu diesem Zweck entwickelt wurden, erreichen sogar bei größerer Aussteuerung einen geringeren Wert. Auch Endstufen für Gitarrenverstärker können bei niedriger Aussteuerung einen überraschend kleinen Klirrfaktor haben. Beim VOX AC-30 kann er zum Beispiel nur 0,3% betragen.63 Der Aufbau im Detail ist bei jedem Verstärkertyp unterschiedlich. Alle haben zwar gewisse Gemeinsamkeiten, trotzdem haben aber ganz marginal erscheinende Aufbauunterschiede sehr großen Einfluss auf das Klangverhalten. Ein gutes Beispiel dafür ist die Position der Klangregelung. Es macht durchaus einen Unterschied, ob sie nach der ersten Vorstufe oder nach der zweiten oder gar nach der dritten geschaltet ist.64 Dies hat mit den zahllosen Rückwirkungseffekten zu tun, die hier nicht näher behandelt werden können. Abbildung 38 - Aufbau eines Gitarrenverstärkers 62 63 64 vgl. http://www.amplifier.cd/Tutorial/Klirrfaktor/Klirrfaktor.htm (Erstzugriff 28.August) vgl. Manfred Zollner: Physik der Elektrogitarre, Regensburg 2009 (Vorveröffentlichung) 10.5.52 vgl. Manfred Zollner: Physik der Elektrogitarre, Regensburg 2009 (Vorveröffentlichung) 10.3.1 25.01.2010 32 | S e i t e 11 Kathoden-Basis-Schaltung: Die Kathoden-Basis-Schaltung grundlegende Schaltung, die ist in eine jedem Verstärker mindestens einmal eingesetzt wird. Sie Eigenschaften, vereint nämlich die besonders einige in Gitarrenverstärkern erwünscht sind, wie zum Beispiel: Hoher Verstärkungsfaktor65 Hoher Eingangswiderstand Umfangreiche mögliche Anpassungen Abbildung 39 - Kathoden-Basis-Schaltung Bei dieser Schaltung wird die zu verstärkende hochohmige Wechselspannung, wie zum Beispiel ein Gitarrensignal, am Gitter angelegt. Das verstärkte Ausgangssignal wird dann an der Anode abgegriffen.66 In Abbildung 39 ist ein grundlegender Schaltplan einer Kathoden-Basis-Schaltung abgebildet. Wie man sieht, benötigt man mehrere Bauteile: C1: Dieser hat die Aufgabe, jegliche Gleichspannung vom Gitter fernzuhalten. Dieser wird als Koppelkondensator bezeichnet. R1 oder auch Rg: Diesen Ohm’schen Widerstand bezeichnet man als Gitterableitwiderstand, welcher die Aufgabe hat, am Gitter sitzende negative Ladungen gegen Masse abzuleiten. Diese Erscheinung erklärt sich hierdurch: Wenn das Gitter offen ist, sammeln sich negative Ladungen auf dem Gitter, das somit innerhalb kürzester Zeit den Stromfluss zur Anode völlig unterbindet. Dieser Widerstand hat also die Aufgabe die negativen Elektronen gegen Masse abzuleiten.67 Darüberhinaus sorgt R1 dafür, dass das Gitter bei fehlendem Eingangssignal auf einem definierten Wert, d.h. auf Masse ("0 V") liegt. 68 65 66 67 68 vgl. http://www.elektronikinfo.de/strom/roehrengrundschaltungen.htm (Erstzugriff 22.Juli) vgl. http://www.elektronikinfo.de/strom/roehrengrundschaltungen.htm (Erstzugriff 22.Juli) vgl. Basislektüre S.33 vgl. http://www.elektronikinfo.de/strom/katodenbasisschaltung.htm (Erstzugriff 22.Juli) 25.01.2010 33 | S e i t e R3 oder auch Rk: Diesen Bauteil nennt man Kathodenwiderstand. Dieser Widerstand wird benötigt, um eine negative Gittervorspannung zu erzeugen. Diese ist, wie bereits erwähnt, nötig um zu verhindern, dass Abbildung 40 - Gittervorspannung Gitterstrom fließt. In der Abbildung 40 sieht man deutlich, dass ohne die Gittervorspannung während einer vollen Periode Gitterstrom fließen würde. 69 Dadurch wäre dann eine komplette Hälfte des Eingangssignals nicht mehr zu hören, was natürlich zu einem sehr unangenehmen Klangeindruck führen würde. Außerdem führt Gitterstrom sowohl dazu, dass das empfindliche Steuergitter der Röhre stark belastet wird, was mit einem Totalausfall der Röhre enden kann, als auch dazu, dass der Eingangswiderstand stark sinkt und somit die vorangehende Schaltung überlastet wird. In Gitarrenverstärkern kann aber das sogenannte Clipping („Wegschneiden“ eines Teils des Signals) auch bewusst als Stilmittel eingesetzt werden, was mit einer Anpassung des Kathodenwiderstandes durchgeführt werden kann. 69 vgl. Basislektüre S.35 25.01.2010 34 | S e i t e Abbildung 42 – Röhren-Clipping Abbildung 41 – Transistor-Clipping Anhand der zwei Grafiken kann man den Unterschied zwischen Röhren-Clipping und Transistor-Clipping erkennen. Abbildung 42 zeigt soft-clipping einer ECC83 bei 1kH. Rechts sieht man typisches Transistor-Clipping. Die Unterschiede kann man mit freiem Auge leicht erkennen, achtet man auf die unterschiedlichen Kanten. Links sind sie abgerundet und selbst der abgeschnittene Teil hat noch eine Wölbung. Dagegen ist Clipping bei einem Transistor eine „Alles-Oder-Nichts Frage“. Man kann scharfe Ränder und Kanten erkennen. Das wirkt sich natürlich stark auf den Klang aus, und somit ist das Clipping-Verhalten von Röhren ein Grund, warum sie in Gitarrenverstärkern eingesetzt werden. Darüber hinaus ist es bis heute kaum möglich, mit Transistoren ein exakt gleiches Verhalten zu reproduzieren.70 Theoretisch wäre es auch möglich, diese Gittervorspannung mit einer extra Spannungsquelle zu erzeugen, aber dieser Schaltungsaufwand bringt bei Vorstufen keinerlei Vorteile. Die Spannung, die am Kathodenwiderstand abfällt, bezeichnet man als BiasSpannung, die der Spannungsdifferenz zwischen Masse (Nullpunkt) und dem Kathodenanschluss der Röhre entspricht.71 Sie wird berechnet, indem man den Ruhestrom im Arbeitspunkt mit dem Wert des Widerstandes multipliziert: . Uk entspricht also der Gittervorspannung. Somit hat der Kathodenwiderstand ebenfalls die Aufgabe, den Arbeitspunkt der Röhre vgl. http://www.freewebs.com/valvewizard1/gainstage.html (Erstzugriff 13.Okt) vgl. http://www.moehrenbude.de/Moehre/modules.php?name=Content&pa=showpage&pid=49 (Erstzugriff 22. Juli), http://www.elektronikinfo.de/strom/katodenbasisschaltung.htm (Erstzugriff 22.Juli) 70 71 25.01.2010 35 | S e i t e festzulegen.72 Darauf wird noch später genauer eingegangen. „Da Ug1 durch den Anodenstrom selbst erzeugt wird, spricht man von einer automatischen Gittervorspannung.“73 C3 oder Ck: Dieser Kondensator ermöglicht einen höheren Verstärkungsfaktor, denn er wirkt für den Wechselstromanteil des Anodenstroms wie ein Kurzschluss. Der Anodenwechselstrom muss nun nicht durch den Kathodenwiderstand, sondern kann über den Kondensator fließen.74 Wenn dieser Kondensator fehlt, dann schwankt der Spannungsabfall an Rk im Gegentakt zur Aussteuerung des Gitters. Wenn die Gitterspannung steigt, erhöht sich der Anodenstrom der einen höheren Spannungsabfall an Rk erzeugt. Dadurch wird das Gitter negativer vorspannt. Diese Erscheinung ist höchst problematisch, weil sie die Verstärkung der ganzen Schaltung wesentlich verringert (Gegenkopplung).75 Wählt man nun eine hohe Kapazität des Kondensators, wird die Verstärkung breitbandig angehoben. Der Wechselstromwiderstand eines Kondensators beträgt . Somit wirkt er auch als Klangfilter, also als Hochpass. „Dieser wird in der Regel so bemessen, dass sein kapazitiver Widerstand, geltend bei der tiefsten zu übertragenden Frequenz, ca. 10mal kleiner ist als der Widerstandswert von Rk.“76 Wenn man jetzt von einer Grenzfrequenz von 50Hz bei einem Gitarrenverstärker ausgeht und Rk einen Widerstand von 1,5k aufweist, muss der Kondensator eine Kapazität von ungefähr 0,2F aufweisen. R2 oder auch Ra: Durch diesen Widerstand entsteht ein veränderlicher Spannungsabfall, durch den erst eine Verstärkung möglich wird. Dieser wird als Arbeitswiderstand bezeichnet. An diesem Widerstand wird die Betriebsspannung angelegt, die je nach Röhre und Schaltung sehr unterschiedlich sein kann. In Gitarrenverstärkern liegt diese meist zwischen 150V und 600V. C2: Durch diesen sogenannten Koppelkondensator wird die verstärkte Wechselspannung zur nächsten Stufe geleitet (das Signal wird „ausgekoppelt“).77 72 73 74 75 76 77 vgl. Basislektüre S.35 Basislektüre S.35 vgl. Basislektüre S.35 vgl. Grundsätzlicher Röhrenverstärker S.7 Basislektüre S.35 vgl. Grundsätzlicher Röhrenverstärker S.6 25.01.2010 36 | S e i t e Für eine Kathoden-Basis-Schaltung als erste Verstärkerstufe (abgekürzt V1) ist ein weiteres Bauteil nötig. Der Kondensator C1 wird normalerweise weggelassen und stattdessen ein ohmscher Widerstand vor dem Gitter platziert. Dieser Widerstand wird als Grid-Stopper bezeichnet und verhindert, dass die Verstärkerstufe zu einem Audion wird.78 „Das Audion ist eine Empfängerschaltung aus der Anfangszeit der Röhrentechnik. Die Röhre erfüllt gleichzeitig drei Aufgaben: Entdämpfung des Schwingkreises, Demodulation des HF-Signals und Verstärkung des gewonnenen NF-Signals.“79 Einfach ausgedrückt ist ein Audion ein Radio. Darüber hinaus begrenzt der Grid-Stopper den Gitterstrom und beeinflusst auch das Klangverhalten der Vorstufenröhre. Wie schon erwähnt, wird bei jeder Kathoden-BasisSchaltung ein Widerstand zwischen Masse und der Röhrenkathode geschaltet. Dieser hat zwei Aufgaben: Erzeugung der Gittervorspannung Einstellung des Arbeitspunktes Der Arbeitspunkt spielt in Verstärkerschaltungen eine entscheidende Rolle. Als Arbeitspunkt bezeichnet man jenen Punkt auf den Ug - Ia Kennlinien, der beschreibt welcher Anodenstrom fließt, falls „kein Signal“ am Gitter anliegt. Man darf nicht vergessen, dass kein Signal nicht Ug1=0V bedeutet, sondern Ug1 = -Uk. In der Grafik rechts wird der Arbeitspunkt als A bezeichnet. Wenn nun keine Wechselspannung am Gitter anliegt, fließen in A ungefähr Abbildung 43 - Arbeitspunkt 1,8mA. Die roten Punkte beschreiben den Bereich, in dem die Röhre arbeiten soll. Also kann sie eine Wechselspannung mit einer Amplitude von 1,3V ohne grobe Verzerrungen verstärken. Trotzdem ist bei diesem Beispiel der Arbeitspunkt nicht ideal gewählt, weil die Kennlinie zwischen den Punkten bei weitem nicht linear ist. Deswegen treten Verzerrungen auf, die aber nicht unbedingt störend wirken, sondern auch erwünscht sein können. Man berechnet den Kathoden-Widerstand, indem man eine Gittervorspannung auswählt, die für den spezifischen Einsatz der Röhre passend ist, und dividiert diesen 78 79 vgl. http://www.aikenamps.com/InputRes.htm (Erstzugriff 1. August) http://www.elexs.de/ef955.htm (Erstzugriff 1.August) 25.01.2010 37 | S e i t e Wert durch den im Arbeitspunkt fließenden Anodenstrom. Somit ist . Dieser Zusammenhang gilt bei Trioden. Bei Mehrgitterröhren muss darauf geachtet werden, dass neben dem Anodenstrom auch andere Ströme fließen. Bei Pentoden muss man deswegen zu Ia0 auch noch den Schirmgitterstrom addieren. Also ist Rk bei Pentoden . 11.1 Verstärkung eines Audiosignals durch eine Kathoden-Basis-Schaltung: Falls eine Wechselspannung am Gitter anliegt, kommt es zu einer Anodenstromänderung. Wenn das Gitter positiver wird, steigt der Anodenstrom, wenn das Gitter negativer wird, sinkt der Anodenstrom. Diese Änderung hat nun im Arbeitswiderstand einen Spannungsabfall zur Folge. Das bedeutet, dass der Spannungsverbrauch umso höher ist, je höher der Anodenstrom ist. Damit ist die Anodenspannung gegenüber der Eingangsspannung um 180° phasenverschoben. Abbildung 44 - Phasenlage Deswegen werden solche Verstärker als invertierende Verstärker bezeichnet.80 Diese Phasenverschiebung hat aber keinerlei Einfluss auf den Klang. Diese Spannung kann jetzt durch einen Kondensator, den Koppelkondensator, zur nächsten Stufe geleitet werden. 80 vgl. http://www.elektronikinfo.de/strom/katodenbasisschaltung.htm 25.01.2010 38 | S e i t e Bei der Berechnung der Verstärkung ist zu beachten, dass die Anodenspannung bei Trioden auf zwei verschiedene Einflüsse zurückgeführt wird.81 Man kann aber ganz grundsätzlich festhalten, dass die Spannungsverstärkung mit beschrieben werden kann. 1. Die direkte Steuerwirkung des Gitters. Wie schon erwähnt, kann man durch die am Gitter anliegende Spannung den Anodenstrom steuern. Der Anodenstrom beträgt daher 2. Die Wirkung der Anodenspannung auf den Anodenstrom. Wie schon bei den Kenndaten von Röhren erklärt wurde, hat auch die Anodenspannung einen Einfluss auf den Anodenstrom, der als Durchgriff bezeichnet wird. Hierbei ist Multipliziert man nun die ganze Gleichung mit S, erhält man folgenden Ausdruck: (diese Formel ergibt sich auch durch die Definition des Durchgriffs D) Wie bei Punkt 1 erklärt, entspricht der Anodenstromänderung. Deswegen kann man schreiben Nun hat man zwei Ausdrücke, die beide Änderungen des Anodenstroms beschreiben. 82 In der Formel werden die einzelnen Anodenstromänderungen einmal addiert, denn wenn die Gitterspannung steigt, wird Falls die Gitterspannung sinkt wird größer, größer, hingegen kleiner. durch die höhere Anodenspannung aber kleiner. Bei Tetroden und Pentoden muss man darüber hinaus berücksichtigen, dass das Schirmgitter ebenfalls Einfluss auf den Anodenstrom hat, der viel größer ist als die Anodenspannung. Deswegen fügt man einen weiteren Parameter hinzu, nämlich einen Durchgriff des Schirmgitters: 81 82 83 vgl. Basislektüre S.23 vgl. Basislektüre S.23 vgl. Otto Diciol S.16f 25.01.2010 .83 Damit ist der 39 | S e i t e Anodenstrom von drei Parametern abhängig: Steuerspannung, Anodenspannung und Schirmgitterspannung Somit kann man den Anodenstrom so beschreiben: In modernen Datenblättern ist der „Schirmgitterdurchgriff“ nicht mehr definiert, er ist aber in manchen alten Datenblättern noch zu finden. Der Schirmgitterdurchgriff wird bei einer EL12 zum Beispiel mit 6% spezifiziert. Wenn man sich eine Kathoden-Basis-Schaltung (Englisch „gain-stage“) genauer ansieht, darf man nun nicht mehr mit den Ug - Ia Kennlinien arbeiten, sondern muss die Ua - Ia Kennlinien verwenden. Die Gründe dafür wurden schon genannt. In der nächsten Grafik sieht man die Arbeitsgerade der ersten Stufe eines Vox AC-30. Abbildung 45 - Arbeitsgerade Vox AC-30 V1 25.01.2010 40 | S e i t e 11.2 Dimensionierung einer Kathoden-Basis-Schaltung: Natürlich kann man die Werte für die zahlreichen Bauteile nicht beliebig wählen. Will man eine Stufe konstruieren, muss man zuerst verschiedene Daten sichten. Zuerst einmal das Datenblatt der verwendeten Röhre und weiter Daten, die oft nur Faustregeln darstellen. Die Wahl der Größe des Gitterableitwiderstandes kann beliebig zwischen den Maximalwerten der verwendeten Röhre gewählt werden. Er weist oft Werte von 50k bis 1M auf, wobei beachtet werden muss, dass „[…] das Ableitvermögen von Rg umso größer ist, je kleiner die Ohmzahl ist.“84 Wenn man nach dieser Faustregel eine Stufe aufbaut, drängt sich natürlich der Gedanke auf, dass man den Widerstand auch gleich durch einen Draht ersetzen kann, der praktisch keinen Widerstand besitzt. Trotzdem wird diese Abbildung 46 - Vorstufe Methode nicht angewandt, weil das Fehlen dieses Widerstands die Verstärkung der vorherigen Stufe reduziert, denn der Gitterableitwiderstand und der Arbeitswiderstand bilden durch die Parallelschaltung den effektiv wirkenden Arbeitswiderstand.85 Man darf den Gitterableitwiderstand aber auch nicht zu groß wählen, da immer ein wenig Gitterstrom fließt. Dadurch entsteht an Rg eine Spannung . Diese ist in Serie mit Ug1 geschaltet. Damit ist die Gittervorspannung nicht mehr konstant, sondern sie ist von Ig abhängig. Wie schon erwähnt, hat die Gittervorspannung Einfluss auf den Arbeitspunkt.86 Dieser soll möglichst konstant sein. Deswegen darf Rg nicht zu groß gewählt werden, da sich somit der Arbeitspunkt stark verschieben kann. 84 85 86 vgl. Basislektüre S.33 vgl. Basislektüre S.33 vgl. http://www.elektronikinfo.de/strom/katodenbasisschaltung.htm 25.01.2010 41 | S e i t e Will man die Gittervorspannung nicht durch einen Kathodenwiderstand erzeugen sondern mit dem Anlaufstrom, muss Rg mindesten einen Widerstand 5M haben.87 Diese Schaltung wird sehr selten eingesetzt und kann überhaupt nur im NF-Bereich verwendet werden, da dort eine niedrige Gittervorspannung ausreicht. Darüber hinaus kann man die resultierende Spannung nicht berechnen, das heißt, dass aus Versuchen Faustregeln entstanden sind. Durch Rg fließt immer ein (extrem geringer) Gitterstrom, da immer ein paar Elektronen auf das Gitter prallen Abbildung 47 Gitteranlaufstrom und dann über Rg gegen Masse abfließen. Deswegen kommt es in Rg zu einem Spannungsabfall, der genau der negativen Gittervorspannung entspricht. Somit ist der Spannungsabfall umso größer, je größer Rg ist. Üblicherweise beträgt dieser ungefähr 1V bis 3V.88 Im Anhang befindet sich ein Versuchsprotokoll, in dem meine Experimente festgehalten sind. Bei der Wahl der Kapazität von C1 muss man vorher eine Grenzfrequenz bestimmen. Für Gitarrenverstärken liegt diese bei ungefähr 20Hz, da man unterhalb dieses Schwellenwertes solche Schwingungen nicht mehr als Schall wahrnimmt. Dieser Kondensator bildet mit dem Eingangswiderstand einen Hochpass. Somit kann man die Kapazität durch eine Gleichung errechnen. . Dieser Wert ist ein grober Richtwert. Es macht praktisch keinen Unterschied ob man die Grenzfrequenz als 20Hz oder als 16Hz oder gar als 50Hz festlegt. Keine großen Anpassungsprobleme gibt es beim Grid-Stopper. Entweder vergleicht man die Größe des Widerstands mit ähnlichen Schaltungen oder befolgt die Empfehlungen in den Datenblättern. Eine häufig verwendete Ohmzahl bei der ersten Stufe ist 68k. Darüber hinaus kommt auch der Wahl einer geeigneten Röhre erhebliche Bedeutung zu. Die Wahl richtet sich nach vielen Kriterien, hier ein Auszug davon: o benötigte Verstärkung 87 88 vgl. Versuchsprotokoll Gittervorspannungserzeugung durch den Anlaufstrom bei Trioden vgl. Röhrenverstärker Überblick S.7 25.01.2010 42 | S e i t e o nach der Dimensionierung des Netzteils o Grad der gewünschten Verzerrung Bei der Wahl des Arbeitswiderstands müssen viele Faktoren berücksichtigt werden. Eine geschickte Wahl des Arbeitspunktes und des Arbeitswiderstandes ermöglichen eine effiziente Nutzung der Röhre. Außerdem beeinflussen diese maßgeblich das Klangverhalten der Stufe. Im Kapitel über die Röhrenkennlinien wurden bereits einige Faktoren genannt. Auch die Betriebseinstellungen von Endstufen sind maßgeblich von dem Arbeitspunkt abhängig. Diese werden im Kapitel Endstufen behandelt. Wenn man nun eine Vorverstärkerstufe konstruieren will, kommt der Wahl des Arbeitspunktes (AP) eine große Bedeutung zu. Durch ihn kann bestimmt werden, wie weit, wie stark und unter welchen Umständen die Röhre übersteuert wird. Es wurde bereits das Clipping erwähnt. Darüber hinaus kann man den Arbeitspunkt so festlegen, dass Teile des Signals bewusst „abgeschnitten“ werden. Diese Eigenschaft nennt man Cut-off. Abbildung 48 - Cut-off AC-30 25.01.2010 43 | S e i t e Abbildung 48 zeigt, wie der Arbeitspunkt einer Vorstufenröhre liegen müsste, damit ein Teil des Signals abgeschnitten wird. Mit einem (Spannungsteiler) Potentiometer kann man dann regeln, wie groß die Amplitude der Signalspannung ist, die zum Beispiel von der ersten Stufe kommt, und kann somit den Grad der Übersteuerung ganz genau Abbildung 49 - Cut-off einstellen. Am Oszillografen sieht es folgendermaßen aus. Abbildung 49 zeigt deutlich, dass ein Teil der Sinusschwingung nicht mehr normal verläuft, sondern geradlinig. Zusätzlich ist in dieser Grafik auch noch das Eingangssignal am Gitter dargestellt, das phasengedreht und vergrößert wurde. Natürlich kann man beide Techniken parallel verwenden. Einige Voraussetzung ist ein genügend großes Signal, das ausreicht, damit die Röhre auf der einen Seite sperrt, auf der anderen Seite aber Gitterstrom fließt. 12 Die Anoden-Basis-Schaltung: Die Anoden-Basis-Schaltung, auch Kathodenfolger (Kathode-Follower) genannt, wird in Gitarrenverstärkern selten in der Vorstufenschaltung eingesetzt, weil sie als Impedanz-Wandler (Stromverstärker) wirkt und keine Spannungsverstärkung verursacht. Wenn ein Kathodenfolger eingebaut ist, dann ist er üblicherweise die Ausgangsstufe des Vorverstärkers, um den Phasendreher oder die Endstufe mit der idealen Impedanz anzusteuern, denn oft ist die sehr hohe Ausgangsimpedanz einer Kathoden-Basis-Schaltung sehr störend. 89 89 Abbildung 50 - Kathodenfolger vgl. http://www.elektronikinfo.de/strom/katodenfolger.htm (Erstzugriff 23. August 09) 25.01.2010 44 | S e i t e Wie auch bei der Kathoden-Basis-Schaltung wird das Eingangssignal am Gitter angelegt. Nun wird das Ausgangssignal nicht an der Anode sondern an der Kathode abgenommen. Im Gegensatz zur Kathoden-Basis-Schaltung wird beim Kathodenfolger die Phase nicht gedreht.90 Darüber hinaus ist der Klirrfaktor, also die Verzerrung, einer solchen Stufe im Normalfall minimal.91 C1: Dieser Kondensator hat die Aufgabe, jegliche Gleichspannung vom Gitter fernzuhalten. R1 und R2: Diese zwei ohmschen Widerstände sorgen dafür, dass das Gitter der Triode bei fehlendem Eingangssignal auf einem definierten Wert liegt. In diesem Fall auf . R3 oder Rk: Durch diesen Widerstand wird die Gittervorspannung erzeugt. Dieser Widerstand muss deutlich größer sein als bei einer Kathoden-Basis-Schaltung, weil die Spannung, die abfallen muss, im Normalfall deutlich höher ist. C2: Durch diesen Kondensator kann keine Gleichspannung an die nachfolgenden Bauteile gelangen. Auch die Funktion dieser Schaltung ist in wenigen Sätzen erklärt. Wenn die Gitterspannung schwankt, führt das zu einer Schwankung des Kathodenstromes, der dann am Kathodenwiderstand eine Spannungsänderung hervorruft, die dann zur nächsten Stufe weitergeleitet werden kann. Diese Spannungsschwankung ist meist etwas kleiner als die Eingangsspannung. Als Schaltungsbeispiel wird Marshall JCM800 2204 dienen, der in der Vorstufenschaltung als letzte Stufe einen Kathoden-Folger eingebaut hat. Auch der AC30 besitzt eine solche Ausgangsstufe, diese ist aber nicht ganz trivial und arbeitet unter ganz besonderen Umständen. 90 91 vgl. http://www.frihu.com/content/diy/allgemein/roehrengrundschaltungen.html vgl. Grundsätzlicher Röhrenverstärker S.9 25.01.2010 45 | S e i t e V2a ist eine normale Kathoden-BasisSchaltung, die gleichstrommäßig mit dem Gitter des Kathoden-Folgers (V2b) gekoppelt ist. Da der Schaltplan mit Spannungsangaben versehen ist, kann man auch die Funktion leichter nachvollziehen. Wenn nun das Gitter von V2a schwankt, entsteht eine Anodenwechselspannung, die dann direkt am Gitter von V2b anliegt. Dadurch schwankt auch der Strom der zweiten Triode. Da diese Röhre (ECC83) nur einen sehr geringen Gitterstrom verkraftet, darf das Gitter nur schwach positiv werden. Deswegen muss die Gittervorspannung (100k Widerstand) so bemessen werden, dass diese größer ist als die Ruhe-Anodengleichspannung. In Abbildung 51 - Marshall JCM800 2204 diesem Fall ist die Gittervorspannung um 1V größer als die Anoden-Gleichspannung. Somit ist die Schaltung so konstruiert, dass sie absichtlich erhebliche Verzerrungen erzeugt, weil während eines Teils des positiven Signals Gitterstrom fließt. Somit steigt auch der Strom in der ersten Triode begrenzt an, da die hochohmige Ansteuerung größere Gitterströme verhindert. Bei der Dimensionierung einer solchen Schaltung ist ein Wert besonders zu beachten, und zwar der maximale Uk/f – Wert. Dieser Grenzwert, der vom Röhrentyp abhängt, gibt die maximal zulässige Spannung zwischen Kathode und Heizfaden an. Bei einer ECC83, wie sie auch im Marshall verwendet wird, liegt dieser Grenzwert bei 180V (kann nochmal im Datenblatt nachgeschlagen werden). Somit betreibt dieser Amp die Röhre außerhalb der zugelassenen Grenzwerte, was sich schnell durch einen Röhrenausfall oder durch einen veränderten Klang bemerkbar machen kann. Über den Kondensator von V2b wird dann das Signal zum Tone Stack und dann weiter über das Master Volume Potentiometer zum PI weitergeleitet. 25.01.2010 46 | S e i t e 13 Der Phasendreher: Wie schon im apitel „Grundsätzlicher Aufbau eines Gitarrenverstärkers mit Röhren“ erläutert, hat der Phasendreher (kurz auch PI für phase inverter, oder auch phasesplitter genannt) die Aufgabe, die Endstufenröhren von Gegentakt-Endstufen mit entgegengesetzten (um 180° verschobenen) Steuersignalen zu versorgen. Also werden aus einem Steuersignal zwei ungleiche erzeugt. Abbildung 52 soll die Phasenlage noch einmal verdeutlichen. Abbildung 52 – Phasenlage Bei einer Phasenumkehrstufe ist eine nennenswerte Verstärkung irrelevant, denn das Qualitätsmerkmal einer hochwertigen Phasenumkehrstufe besteht darin, zwei möglichst gleiche, symmetrische Signale zu erzeugen, um die nachfolgende Endstufe möglichst linear auszusteuern und auch (bei Bedarf) zu übersteuern.92 Deswegen werden meist Trioden verwendet. Es wurden mehrere Schaltungen entwickelt, die für solche Zwecke geeignet sind: 1. Kathoden-Basis-Schaltung: Diese Schaltung wurde bereits erklärt und mit einigen kleinen Modifikationen wird sie zum Phasendreher. Diese Schaltung nennt man dann ParaphaseSchaltung. Schaltplan Wie man entnehmen dem kann, wird die erste Triode mit dem Signal der Vorstufe gespeist. Über 92 Abbildung 53 - Kathoden-Basis-Schaltung als PI vgl. http://www.moehrenbude.de/Moehre/modules.php?name=Content&pa=showpage&pid=50 25.01.2010 47 | S e i t e den Koppelkondensator wird die Spannung zum Gitter der zweiten Triode geleitet, die dann eine gegenphasige Ausgangsspannung erzeugt. Trotz des einfachen Prinzips, des einfachen Aufbaus und der großen Spannungsverstärkung ist diese Schaltung nicht wirklich geeignet, da die gegenphasigen Ausgangssignale nie wirklich gegenphasig und gleich groß sind, weil sie stark von den individuellen Eigenschaften der Trioden beeinflusst werden. Dadurch wird die Endstufe sehr unsymmetrisch angesteuert, was zu einem erheblichen Klirrfaktor führt, der nur manchmal erwünscht ist. Trotzdem ersetzten die meisten Hersteller die Paraphase-Schaltung durch andere Phasendreher.93 2. Differenzverstärker: Der Differenzverstärker ist die Phasendreherschaltung, die am häufigsten in moderneren Gitarrenverstärkern eingesetzt wird. Sie steht am Ende einer längeren Entwicklungsreihe, die man bei Fender gut nachvollziehen kann. a. Paraphase (1946 – 1954) b. Kathodyn (1955 – 1957) c. Differenzverstärker (ab 1956) Der Differenzverstärker besteht im Großen und Ganzen aus zwei Triodensystemen, die in der KathodenBasis-Schaltung und in der Gitter-Basis- Abbildung 54 - Differenzverstärker Schaltung geschaltet sind. Auf der Abbildung 54 sieht man eine schemenhafte Darstellung, die auch die Phasenlage der einzelnen Spannungen noch einmal verdeutlicht. Die Funktionsweise, dass die Ausgangsspannungen der beiden Systeme um 180° phasenverschoben sind, basiert grundlegend auf einer Steuerspannungsänderung in der zweiten Triode, die durch eine Änderung des Kathoden- und Anodenstroms beider Trioden entsteht, wobei die Stromänderung durch die Spannungsschwankung am Steuergitter der ersten Triode erzeugt 93 vgl. Manfred Zollner: Physik der Elektrogitarre, Regensburg 2009 (Vorveröffentlichung) 10.4.1 25.01.2010 48 | S e i t e wird. Man muss hierbei beachten, dass mit der Steuerspannung nicht die Eingangsspannung am Gitter gemeint ist. Vielmehr ist die Steuerspannung die Summe aus allen Spannungsänderungen, die eine Anodenstromänderung tatsächlich verursachen.94 Dieses Thema wurde bereits im Kapitel Kathoden-Basis-Schaltung mathematisch erläutert und wird hier von erheblicher praktischer Bedeutung sein. Wenn sich nun die Gitterspannung am Gitter der ersten Triode ändert, verändern sich der Anodenstrom und somit auch die Anodenspannung. Da beide Trioden Abbildung 55 - Differenzverstärker über einen gemeinsamen Widerstand Rk mit Strom versorgt werden, ändert sich die Anodenspannung in der zweiten Triode. Diese führt zu einer Anodenstromänderung, die wiederum im Arbeitswiderstand einen Spannungsabfall erzeugt und somit eine neue gegenphasige Steuerspannung erzeugt. Das Gitter liegt dabei auf Massepotential. Wie man in der Abbildung 54 sieht, sind diese zwei gegenphasigen Spannungen bei weitem nicht gleich groß, weswegen weitere Bauteile benötigt werden, um die Amplituden dieser Wechselspannungen gleich groß zu machen. Abbildung 55 zeigt das grundlegende Schaltbild des Differenzverstärkers eines Vox AC-30 ohne die Werte der einzelnen Bauteile.95 Mit dieser Schaltung kann man fast zwei ideal phasenverschobene Steuersignale herstellen, ohne große Auswirkungen der individuellen Röhrenparameter fürchten zu müssen. 94 95 vgl. Basislektüre S.25 vgl. Manfred Zollner: Physik der Elektrogitarre, Regensburg 2009 (Vorveröffentlichung) 10.4.3 25.01.2010 49 | S e i t e 14 Betriebseinstellungen von Röhrenendstufen: Niederfrequenz - Endstufen teilt man grundsätzlich drei verschiedene Betriebseinstellungen zu. Jede von ihnen unterscheidet sich in der Wahl des Arbeitspunktes und der Gittervorspannung. 14.1 ClassA Single Ended Endstufen: Diese Einstellung zeichnet sich dadurch aus, dass der Arbeitspunkt so gewählt wird, dass er in der Mitte der Ug – Ia – Kennlinie liegt.96 So wird erreicht, dass „während der gesamten Wechselspannungsperiode Anodenstrom fließt.“97 Reine ClassA Endstufen werden immer dort eingesetzt, wo nur eine Endstufenröhre verbaut ist. Diese werden als Eintakt-A-Betrieb und als „Single Ended“ (kurz SE) Endstufen bezeichnet. SE Schaltungen bestehen immer aus einer Kathoden-Basis-Schaltung, die meistens mit einer Leistungspentode bestückt ist.98 Solche Schaltungen haben immer einen sehr schlechten Wirkungsgrad (Verhältnis der zugeführten Leistung zur abgegebenen Leistung), der im Normalfall 40% Abbildung 56 - AP ClassA SE nicht übersteigt. Die maximale Nutzleistung liegt bei . Wenn man dann noch die Übertragungsverluste des Ausgangüberträgers und des Lautsprechers mit einberechnet, kommt man auf Werte weit unter 35%.99 Darüber hinaus hat eine SE Endstufe bei Übersteuerung einen sehr hohen nichtlinearen Klirrfaktor, der für das menschliche unangenehm Ohr als empfunden eher wird. Wie man dem Schaltplan entnehmen Abbildung 57 - ClassA SE 96 97 98 99 vgl. Basislektüre S.31 Endstufen S.2 vgl. Manfred Zollner: Physik der Elektrogitarre, Regensburg 2009 (Vorveröffentlichung) 10.5.1 vgl. Manfred Zollner: Physik der Elektrogitarre, Regensburg 2009 (Vorveröffentlichung) 10.5.3 25.01.2010 50 | S e i t e kann, benötigt man einige Bauteile, um eine solche Schaltung aufzubauen. Im Anodenkreis liegt der Ausgangsüberträger (siehe Kapitel Ausgangsüberträger). Dieser dient dazu, „die hochohmige Röhrenschaltung an den niederohmigen Lautsprecher anzupassen.“100 Man muss aber beachten, dass das Ziel einer Endstufe nicht eine möglichst große Spannungsänderung, sondern eine möglichst große Stromänderung ist, die dann in der Sekundärwicklung des Ausgangüberträgers einen Wechselstrom induzieren kann. In diesen Ua – Ia – Kennlinien einer EL84, einer Endstufenpentode mit geringer Leistung (in ClassA SE Schaltung ungefähr 6W)101, sieht man die Arbeitsgerade und den Arbeitspunkt, wie sie für ClassA typisch sind. Der Arbeitspunkt liegt in der Mitte der möglichen Gitterspannungen, also bei -7.5V. Die Arbeitsgerade ist bereits optimal angepasst, um die Röhre effektiv zu nutzen. Dies erreicht man dadurch, dass die Arbeitsgerade im Arbeitspunkt auf der Leistungshyperbel liegt und durch eine geeignete Wahl des Lastwiderstandes. Abbildung 58 - AP ClassA SE Trotz aller Nachteile solcher Schaltungen kamen SE Endstufen bei den frühen leistungsschwachen Gitarrenverstärkern zum Einsatz. VOX verbaute eine EL84 im AC-4, 100 101 Manfred Zollner: Physik der Elektrogitarre, Regensburg 2009 (Vorveröffentlichung) 10.6 siehe JJ EL84 Datenblatt 25.01.2010 51 | S e i t e der eine Ausgangsleistung von 4W hat. Auch die alten leistungsschwachen Fender Verstärker setzen auf eine ClassA Schaltung, aber nicht mit einer EL84 sondern mit einer 12 Watt-6V6-GT Beampower-Tetrode. 102 Nun soll auch dem Netzteil etwas Beachtung geschenkt werden, denn dieses ist viel wichtiger als man auf den ersten Blick meinen mag. Bei jeder ClassA Endstufe ist, wie auch bei der Kathoden-Basis-Schaltung, die Belastung des Netzteils aussteuerungsunabhängig. Das muss jetzt noch etwas präzisiert werden: Die vom Netzteil zu liefernde Leistung beträgt bei einer SE Pentoden-Endstufe: (PNT = Leistung des Netzteils, Pv = Anodenverlustleistung, Pk = Leistung am Kathodenwiderstand, Pg2 = Schirmgitterleistung). Bei einer EL84 in SE Schaltung mit Ua = 250V, Ia = 48mA, Rk = 142 und Ug2=250V, beträgt der Schirmgitterstrom 5mA. Somit kommt man auf eine vom Netzteil gelieferte Leistung von: ( ) Wenn jetzt eine Spannungsschwankung des Steuergitters den Anodenstrom schwanken lässt, nimmt dieser Werte von z.B. 10mA bis 80mA an. Nimmt man an, dass die Kennlinien linear verlaufen, bleibt der Strommittelwert konstant und somit auch die Leistung.103 Aber nicht nur die Belastung des Netzteils ist konstant, sondern auch die dauerhaft hohe Belastung der Röhre ist nicht zu vernachlässigen. Wie man am Arbeitspunkt erkennen kann, liegt dieser genau am maximal erlaubten Wert. Diese Dauerbelastung kann natürlich zu einer verkürzten Lebensdauer der Röhre führen, was früher wegen der besseren Qualität der Röhren kein Problem war. Heute ist die Qualität der Röhren teilweise gesunken und somit können diese früher ausfallen. 14.2 ClassA Gegentakt Endstufen: Gegentakt ClassA Endstufen stellen eine Erweiterung der ClassA SE Endstufen da. Solche Gegentakt Endstufen arbeiten mit mindestens zwei Röhren, die mit zwei gegenphasigen Steuergitterspannungen versorgt werden (deswegen Gegentakt). Durch diese Schaltung erreicht man genau die doppelte Ausgangsleistung wie eine SE Endstufe mit derselben 102 103 vgl. Manfred Zollner: Physik der Elektrogitarre, Regensburg 2009 (Vorveröffentlichung) 10.5.3 vgl. Manfred Zollner: Physik der Elektrogitarre, Regensburg 2009 (Vorveröffentlichung) 10.5.3 25.01.2010 52 | S e i t e Röhre. Wie auch bei SE Endstufen liegt der Arbeitspunkt in der Mitte der Kennlinie, so dass während der ganzen Periode des Signals Strom fließt. Abbildung 59 - ClassA PP Ströme und Phasenlagen Abbildung 59 sieht sehr kompliziert aus, aber das Funktionsprinzip ist trotzdem schnell erklärt. Wenn eine Röhre in den weniger negativen Bereich ausgesteuert wird, steigt der Strom und somit sinkt die Spannung. Das bedeutet: . Das bedeutet, dass die andere Röhre genau gegenphasig ausgesteuert wird, also . Wenn wir Ub einmal als 300V annehmen und die Aussteuerung auf beiden Seiten konstant 100V beträgt, so kommen wir zu einer Spannungsdifferenz von genau 200V, also genau dem doppelten Wert der Aussteuerung. Somit erreichen solche Endstufen genau die doppelte Ausgangsleistung als eine SE Endstufen mit derselben Röhre.104 Wie auch bei ClassA SE ist die Belastung des Netzteils konstant hoch, denn die Arbeitspunkte liegen auf der Leistungshyperbel und im Mittel ändert sich der Strom nicht. Trotzdem kann man mit ClassA PP (PP = Push Pull = Gegentakt) Schaltungen einige Probleme lösen. Durch den Gleichstrom, der durch den Ausgangsüberträger fließt, wird der Kern durch ein magnetisches Gleichfeld vormagnetisiert. Da die beiden Anodenströme aber zueinander gegenphasig sind, kompensieren sich diese Gleichfelder. Deswegen ist kein Luftspalt erforderlich, was den Ausgangsüberträger billiger macht. 104 vgl. NF-Verstärker S.42 25.01.2010 53 | S e i t e Auch Brummspannungen können sich somit gegeneinander auslöschen, was sehr zur Brummfreiheit eines Verstärkers beitragen kann.105 14.3 ClassB Gegentakt Endstufen: ClassB Endstufen werden in Gitarrenverstärkern nicht so oft eingesetzt. Falls eine solche Schaltung überhaupt verwendet wird, dann eher in Hi-Fi Geräten, wie Kinoverstärkern, die ständig eine hohe Leistung abgeben müssen.106 Der Vorteil einer ClassB Schaltung liegt im Vergleich zu ClassA in dem viel höheren Wirkungsgrad, denn dieser theoretische Wirkungsgrad liegt bei 78,5%, und der geringen Verzerrung, bei genauer Einstellung der Endstufe.107 „Der relativ gute Wirkungsgrad der Gegentakt-B-Schaltung ergibt sich daraus, dass jede Röhre nur dann einen großen Anodenstrom leitet, wenn tatsächlich Leistung an den Verbraucher abgegeben wird.“108 Trotzdem kann es sein, dass trotz genauer Einstellung die Endstufe ungewünschte Verzerrungen produziert werden. Dies liegt daran, dass der Grad der Verzerrung und auch die Ausgangsleistung sehr stark von den individuellen Eigenschaften der Röhre abhängig sind, denn jede Röhre weist gewisse Toleranzen bei der Fertigung auf.109 Bei ClassB Endstufen wird die Gittervorspannung so gewählt, dass der Arbeitspunkt (fast) genau mit dem Schnittpunkt der Kennlinie mit der UgAchse zusammenfällt.110 immer nur Halbwelle während der Somit einer fließt positiven Steuerspannung ein Anodenstrom, wenn man den geringen Abbildung 60 - Arbeitspunkt ClassB Ruhestrom vernachlässigt. Somit entstehen ganz erhebliche Verzerrungen, weil eine komplette Hälfte der Steuerspannung verloren geht. Deswegen werden zwei Endstufenröhren mit gegenphasigen (siehe Schaltplan) Steuersignalen gespeist. So leitet immer eine Röhre, während die andere sperrt. „Dies 105 106 107 108 109 110 vgl. Manfred Zollner: Physik der Elektrogitarre, Regensburg 2009 (Vorveröffentlichung) 10.5.2 vgl. Basislektüre S.31 vgl. GegentaktB Endstufen S.2 Manfred Zollner: Physik der Elektrogitarre, Regensburg 2009 (Vorveröffentlichung) 10.5.3 vgl. GegentaktB Endstufen S.2 vgl. Basislektüre S.31 25.01.2010 54 | S e i t e hat zur Folge, dass wechselweise immer nur eine Hälfte des Ausgangsüberträgers stromdurchflossen ist.“111 Um die nötige, stark negative Gittervorspannung zu erzeugen, muss eine eigene Spannungsquelle eingesetzt werden, denn durch den geringen Ruhestrom ist ein so hoher Spannungsabfall von 15V bis -60V durch einen Kathodenwiderstand nicht möglich.112 Wo aber genau der Arbeitspunkt einer ClassB Abbildung 61 - ClassB PP Schaltung Schaltung liegt, wird nicht näher definiert. Ganz theoretisch, wie am Anfang des Kapitels erklärt, wird der AP ans untere Ende der Arbeitsgerade gelegt, wo der Ruhestrom fast null ist. Wenn man sich nun mehrere Datenblätter von oft genutzten Pentoden oder Tetroden ansieht, wird man feststellen, dass die Hersteller die ClassB PP (Push Pull = Gegentakt) Einstellung mit einem Anodenstrom (plate current) von 35mA bis sogar 60mA (siehe Datenblatt Svetlana EL34 Jahr 2001)113 spezifizieren. Das ist schon deutlich mehr als „fast null“, denn manche Endpentoden würden bei solchen Anodenströmen schon längst den Hitzetod sterben. Trotz der Vorteile einer ClassB Schaltung müssen einige Dinge genau beachtet werden, weil es sonst zu Problemen kommen kann. Einerseits müssen die verbauten Teile, besonders der Ausgangsüberträger, perfekt auf die jeweilige Schaltung angepasst sein, denn es kann zu extremen Spannungsspitzen im Ausgangsüberträger kommen, die ihn durch einen Funkenüberschlag zerstören können. Dadurch, dass immer nur eine Röhre leitet, wird im Transformator eine hohe Spannung in die Anodenzuleitung der anderen Röhre induziert. Ohne Aussteuerung liegt die Anodenspannung knapp unter der Betriebsspannung (z.B. 400V). Bei großer Aussteuerung, also bei hohem Anodenstrom, nimmt sie extrem ab (z.B. auf 50V). Während der nächsten Halbwelle, in der sie keinen Strom leitet, kommt es wieder zu einem Spannungsanstieg. Zusätzlich wird aber die Spannung noch durch die Induktion erhöht, die besonders in High-End Verstärkern zu GegentaktB Endstufen S.45 vgl. Manfred Zollner: Physik der Elektrogitarre, Regensburg 2009 (Vorveröffentlichung) 10.5.3 113 http://www.drtube.com/datasheets/el34-sed2001.pdf 111 112 25.01.2010 55 | S e i t e Spannungen im Bereich von 1000V führen kann. Andererseits sind die sogenannten Übernahmeverzerrungen zu beachten.114 Das heißt, dass in einem gewissen Bereich eines Steuersignals entweder beide Röhren leiten oder, dass beide sperren. Im Idealfall leitet eben immer eine Röhre während einer Halbwelle. Durch fertigungsbedingte Toleranzen oder durch ungenaue Ruhstromeinstellung kann es dazu kommen, dass solche für das Ohr unangenehme Verzerrungen auftreten. Abbildung 62 zeigt zwei „verstärkte Signale“ einer ClassB PP Endstufe. Die durchgehende Linie weist starke Übernahmeverzerrungen auf. Charakteristisch sind die zwischen den Sattelpunkte Halbwellen. Die Verzerrungen der strichlierten Linie sind hingegen nur gering. Verzerrungen eine Um solchen vorzubeugen, sorgefältige und ist exakte Einstellung des Ruhestroms (Bias) notwendig. Abbildung 62 - ClassB Übernahmeverzerrungen 14.4 ClassAB Gegentakt Endstufen: In Gitarrenverstärkern werden meist ClassAB Endstufen eingesetzt, falls mehr als eine Endstufenröhre zur Verfügung steht. Der Arbeitspunkt solcher Endstufen liegt zwischen dem Arbeitspunkt von ClassA und ClassB. Das bedeutet in der Praxis, dass die Endstufen während eines kleinen Signals im ClassA Betrieb arbeiten und bei größeren Aussteuerungen langsam in den ClassB Betrieb wechseln.115 Bei ClassAB kann man die negative Gittervorspannung entweder mit einem Kathodenwiderstand oder auch mit einer festen Spannungsquelle erzeugen. Falls ein Kathodenwiderstand eingesetzt wird, führt das zu einer Verschiebung des Arbeitspunktes, da der mittlere vgl. Manfred Zollner: Physik der Elektrogitarre, Regensburg 2009 (Vorveröffentlichung) 10.5.14 vgl. http://www.moehrenbude.de/Moehre/modules.php?name=Content&pa=showpage&pid=53&page=2 (Erstzugriff 18.1.) 114 115 25.01.2010 56 | S e i t e Spannungsabfall am Kathodenwiderstand größer wird und damit der Arbeitspunkt in höhere negative Vorspannungen verschoben wird.116 Interessant bei dieser Art der Endstufen ist, dass es weder in der Literatur noch in der Praxis Einigkeit darüber gibt, was „ClassAB“ genau bedeutet. Oft wird der Arbeitspunkt (AP) so beschrieben, dass er irgendwo zwischen dem ClassA AP und dem ClassB AP liegt. Zu dieser Gruppe gehören die meisten Gitarrenverstärker, darunter auch der Vox AC-30, der oft fälschlicherweise als reiner ClassA PP Verstärker angepriesen wird.117 14.5 Ultralinear Endstufen: Um den Vorstellungen der Hi-Fi Fans zu genügen, wurden natürlich auch geeignete Röhrenschaltungen entwickelt, die so linear und damit so neutral wie möglich verstärken. Dabei war klar, dass weder ein Triodensystem noch ein Pentoden- (oder auch Tetroden-) System ideale Ergebnisse liefert. Daraus ging die ultralinear-Schaltung hervor, die hauptsächlich in Hi-Fi Verstärkern eingesetzt wird, aber auch in Gitarrenverstärkern. Es kamen aber nur zwei Modelle auf den Markt, die mit einer solchen Schaltung ausgestattet sind, das bekanntere von ihnen ist der 200W-Marshall mit 4x KT88 Endstufenröhren.118 Abbildung 63 - Ultralinear-Endstufen 116 117 118 vgl. ClassAB Endstufen S.1 vgl. Manfred Zollner: Physik der Elektrogitarre, Regensburg 2009 (Vorveröffentlichung) 10.5.4 vgl. http://www.schematicheaven.com/ 25.01.2010 57 | S e i t e Im Schaltplan sieht man das Grundprinzip. An der Mittelanzapfung wird die Versorgungsspannung angelegt, -Ug1 wird in diesem Fall mit einer extra Spannungsquelle erzeugt und die Schirmgitter sind über den Schirmgitterwiderstand mit den Anzapfungen der Primärseite des Ausgangsüberträgers verbunden. „Die Signalrückführung auf die Schirmgitter (g2) bewirkt eine Gegenkopplung, was beim Hi-FiVerstärker als Vorteil angesehen wurde.“119 Eine Gegenkopplung ist eine Schaltung, bei der man das Ausgangssignal gegenphasig zum Eingang zurückführt, damit es diesem entgegenwirkt. Eine Gegenkopplung wird sehr häufig, besonders in Röhrenverstärkern, eingesetzt, da diese zu einer Verringerung des Klirrfaktors und zu einer Veränderung des Frequenzgangs führt. Der Regler wird oft mit „Prescence“ bezeichnet und ist eine frequenzabhängige Gegenkopplung der Sekundärseite des Ausgangsüberträgers mit dem Phasendreher. Mit einer solchen zusätzlichen frequenzabhängigen Gegenkopplung kann darüber hinaus der Klirrfaktor, selbst bei großer Aussteuerung, auf sehr niedrige Werte drückt werden. In diesem Fall wirkt die Gegenkopplung so, dass die Anodenspannung zur Steuergitterspannung gegenphasig ist. Dadurch schwankt das Schirmgitter gegenphasig zum Steuergitter und bewirkt das veränderte Verhalten. Durch das Verringern der Schirmgitterspannung sinkt außerdem die maximal erreichbare Ausgangsleistung. Deswegen werden meist leistungsstarke Endstufenröhren für solche Zwecke eingesetzt (siehe 200W-Marshall). In der folgenden Grafik sieht man rechts die Pentoden Konfiguration einer KT88, und links eine Ultralinear-Schaltung mit derselben Röhre.120 119 120 Manfred Zollner: Physik der Elektrogitarre, Regensburg 2009 (Vorveröffentlichung) 10.5.13 vgl. Datenblatt JJ KT88 (ist am Anhang beigelegt) 25.01.2010 58 | S e i t e Abbildung 64 - KT88 Ultralinear Kennlinien 16 Der Ausgangsüberträger: Der Ausgangsüberträger (kurz AÜ oder OT) stellt ein weiteres Merkmal dar, das Röhrenverstärker von anderen Verstärkertypen unterscheidet. Der Ausgangsüberträger kommt nur bei Röhrenverstärkern mit Endstufen vor, denn dieser dient dazu, den höheren Widerstand der Röhrenendstufe an den Lautsprecherwiderstand anzupassen. Man erzielt nämlich nur die maximale Leistungsabgabe, wenn der innere Widerstand der Endstufe dem Arbeitswiderstand (in diesem Fall dem Lautsprecher) entspricht.121 Die gängigen Widerstandswerte für Lautsprecher betragen 4, 8 und 16. Somit sind Lautsprecher viel niederohmiger als die Endstufe, weswegen eine Impedanzanpassung notwendig ist. Dieser Transformator macht Röhrenverstärker im Vergleich zu Transistorverstärkern so teuer, weil für den Klang und das Verhalten ein qualitativ hochwertiger Ausgangsüberträger notwendig ist. Gängige Anforderungen für einen guten Ausgangsüberträger sind: Exakte Impedanztransformation (oft ist auch eine Transformation in alle gängigen Lautsprecherimpedanzen erwünscht) 121 vgl. Grundsätzlicher Röhrenverstärker S.7 25.01.2010 59 | S e i t e Große Bandbreite (es sollte ein möglichst großes Frequenzband abgedeckt werden) Wenig unerwünschte Nebeneffekte durch Magnetfelder, ohmsche Widerstände der Wicklungen oder durch den Eisenkern Grundsätzlich besteht auch der Ausgangsüberträger, wie jeder Transformator, aus einer Primär- und einer Sekundärspule mit einem Eisenkern. Die Wicklungen bestehen aus Kupferdraht. Bei einer ClassA Single Ended Schaltung wird der Überträger im Anodenkreis (Überträger-Auskopplung)122, über platziert den die Röhre an die Spannungsquelle angeschlossen ist. Bei einer ClassA SE Schaltung werden besondere Anforderungen an den Ausgangsüberträger gestellt, denn durch die ständige hohe Belastung durch den Ruhestrom Abbildung 65 - ClassA SE entsteht eine Gleichstrom-Vormagnetisierung, die den Transformator unter ungünstigen Bedingungen arbeiten lässt. Dieses Problem kann man mit einem Luftspalt entgegenwirken, der aber dazu führt, dass die Permeabilität des Kernes stark sinkt.123 Deswegen muss man für den Kern sehr hochwertiges Eisen verwenden, was den Ausgangsüberträger für ClassA SE Endstufen empfindlich teuer macht. Bei einem Gegentaktverstärker sieht der Aufbau wieder ganz anders aus, denn dieser benötigt zwei Primärwicklungen, da, wie schon erklärt, für eine Gegentaktschaltung zwei Endstufenröhren benötigt werden. Diese sind über die sogenannte Mittelanzapfung mit der Versorgungsspannung angebunden. Der Ausgangsüberträger hat nun die Aufgabe die beiden 122 123 gegenphasigen Anodenströme zu Abbildung 66 - Gegentakt Endstufen vgl. Manfred Zollner: Physik der Elektrogitarre, Regensburg 2009 (Vorveröffentlichung) 10.5.1 vgl. Manfred Zollner: Physik der Elektrogitarre, Regensburg 2009 (Vorveröffentlichung) 10.5.3 25.01.2010 60 | S e i t e kombinieren und auf die Sekundärimpedanz zu transformieren.124 Daraus ergibt sich, dass der Lautsprecher selbst der Arbeitswiderstand der Endstufe ist. Deswegen darf ein Röhrenverstärker nur mit angeschlossenem Lautsprecher mit der richtigen Impedanz in Betrieb genommen werden! Für Gegentakt-Endstufen wurde für den Hi-Fi Bereich auch eine spezielle, die Ultralinear Schaltung entwickelt, die ebenfalls einen speziellen Ausgangsüberträger (kurz AÜ) benötigt. Dieser Transformator hat nämlich in den Primärwicklungen zusätzliche Abgriffe für die Schirmgitterspannung. Damit hat die Primärseite insgesamt fünf Anschlüsse. Genaueres wird im apitel „Ultralinear-Endstufen“ beschrieben. 17 Gleichrichterschaltungen für Gitarrenverstärker: Da Elektronen in einer Röhre immer nur in eine Richtung fließen können, muss eine Röhre mit einer möglichst konstanten Gleichspannung (kurz DC) versorgt werden. Deswegen muss die Netzspannung, bei der es sich um eine Wechselspannung (kurz AC) mit einer Frequenz von 50Hz handelt, „gleichgerichtet“ werden. Als gleichrichten versteht man den Prozess, Wechselspannung in eine Gleichspannung umzuwandeln. Um das zu ermöglichen, wurden im Laufe der Jahre einige, recht unterschiedliche, Schaltungen entwickelt, von denen auch einige für Gitarrenverstärker relevant sind. Grundsätzlich kann man mit zwei Bauteilgruppen arbeiten, nämlich mit Halbleitern oder mit Röhren, aber der Vorgang sowie das Prinzip sind bei beiden Gruppen dieselben. Man unterteilt den Vorgang des „Gleichrichtens“ in zwei Phasen: 1. Umwandlung der Wechselspannung in eine pulsierende Gleichspannung 2. Glättung der Gleichspannung mittels Ladekondensator mit möglichst großer Kapazität Diese Kondensatoren Elektrolytkondensatoren sollten sein, weil nur dieser Kondensatortyp eine so hohe Kapazität bei geringer Größe und geringem Preis bieten Abbildung 67 - Glättung kann. Die Kondensatoren laden sich während einer positiven Halbwelle auf und 124 vgl. Grundsätzlicher Röhrenverstärker S.8 25.01.2010 61 | S e i t e überbrücken während eines „Spannungstals“ die Spannungslücke. Umso größer die Kapazität des Kondensators ist, desto besser ist die Glättung. Da die Glättung mit einem Kondensator (auch Sieb-ELKOS genannt) nicht perfekt ist, muss man weitere Maßnahmen ergreifen, um die Spannung schwankungsfrei zu machen. 1. RC-Siebglied Durch den Widerstand R1 und durch den zweiten Kondensator C1 werden die Spannungsschwankungen hinter dem Ladekondensator Cl noch besser Abbildung 68 - RC Siebglied ausgeglichen. 2. LC-Siebglied Bei größeren Stromstärken entsteht am Widerstand R1 ein zu hoher Spannungsabfall. Bei großen Stromstärken verwendet man besser ein LC-Siebglied. Bei der Glättung der Abbildung 69 - LC Siebglied pulsierenden Gleichspannung durch eine sogenannte Siebdrossel hat man den Vorteil, dass der Gleichstrom einen nur sehr geringen Widerstandswert, die Wechselspannungskomponente dagegen einen hohen Widerstandswert hat. Dieser hat den Wert wobei L die Induktivität der Spule und ω die Winkelgeschwindigkeit ist. Die Siebdrossel besteht eigentlich nur aus einem langen Draht, der um ein Stück Metall gewickelt ist. Sie wird aber wegen der Spulengröße, des Gewichtes und auch wegen des hohen Preises seltener eingesetzt. Zur Umwandlung der Wechselspannung in eine pulsierende Gleichspannung sind zwei Schaltungen besonders beliebt: 1. Einsatz einer Gleichrichterröhre (besonders verbreitet sind die EZ81 und die GZ34) 2. Einsatz einer Brückengleichrichtung mit Halbleiterdioden 25.01.2010 62 | S e i t e Abbildung 70 zeigt die grundlegende Schaltung einer Gleichrichterröhre. Wegen der zwei Anoden bezeichnet man solche Röhren auch als Zweiweg-Gleichrichter. Es kommt immer ein Stromfluss zu Stande, wenn die Anode positiv gegenüber der Kathode ist. Der Transformator mit Mittelanzapfung liefert sekundärseitig zwei gleich große, um Abbildung 70 - ZweiwegeGleichrichterröhre 180° phasenverschobene Spannungen.125 Es gibt auch Gleichspannung die Möglichkeit mit einer eine einzelnen Röhrendiode zu erzeugen. Diese nennt man dann Einweg-Gleichrichtung. Bei dieser Abbildung 72 - Einwege-Gleichrichter Schaltung kommt aber nur bei jeder zweiten Halbperiode ein Stromfluss Abbildung 71 - Stromfluss bei Einwege-Gleichrichtung zu Stande. Die Gleichrichtung mittels Dioden ist wegen der niedrigen Kosten und wegen des geringen Aufwands sehr beliebt. Dazu wird oft eine BrückenGleichrichterschaltung verwendet. Sie besteht aus vier Dioden, die nach dem Schema rechts angeordnet sind. Der Wechselspannungseingang Abbildung 73 - Brückengleichrichtung befindet sich zwischen den Diodenpaaren. Durch die Anordnung der Halbleiterdioden in der Schaltung fließt der Wechselstrom in zwei verschiedenen Wegen durch die Schaltung. Der Verbraucher wird immer in einer Richtung vom Strom durchflossen. Das Ergebnis ist eine pulsierende Gleichspannung. Schlussendlich sollte der Spannungsverlauf bei optimalen Bedingungen so aussehen: 125 http://www.tfh-wildau.de/goldmann/08_Halbleiter.pdf Kapitel: 8.3.3 25.01.2010 63 | S e i t e Abbildung 74 - Gleichrichtungsverlauf Die Bedeutung des Netzteils darf bei einem Gitarrenverstärker nicht unterschätzt werden, da es großen Einfluss auf den Klang haben kann. Dies bedeutet einerseits, dass das Netzteil für Brummen oder Rauschen verantwortlich ist, andererseits, dass das Netzteil dem Verstärker die letzte Note geben kann. Gitarristen bevorzugen „weiche Netzteile“. Mit anderen Worten ausgedrückt: Sie bevorzugen Netzteile mit einem hohen Inneren Widerstand. Das bedeutet, dass die Versorgungsspannung des Netzteils abhängig vom Strombedarf ist. Dadurch kann die Spannung kurzzeitig, bei großer Aussteuerung der Endstufen sehr stark einbrechen um dann bei geringer Aussteuerung wieder in die Höhe zu steigen. Dies kann zu einem aggressiven „Röhrensound“ führen, den man mit Halbleitern nicht einfach nachbilden kann. 18 Zusammenfassung: Niederfrequenz-Röhren mögen für manche ein veraltetes Bauteil sein, was auch stimmt, aber trotzdem haben sie Stärken, die sie in manchen Situationen erfolgreich ausspielen können. Wiegt man die Vor- und Nachteile gegeneinander ab, findet man sicherlich mehr negative Punkte als positive. Zum einen sind Röhren aufwendig herzustellen, die Schaltungen sind aufwendiger aufzubauen und darüber hinaus ist der Wirkungsgrad miserabel. Also weswegen sollte man Röhren einsetzen? Wegen ihres Übersteuerungsverhaltens! Deswegen werden sie vorwiegend in Verstärkern für Musikinstrumente eingesetzt, weil genau hier diese Eigenschaft gefragt ist. In Hi-Fi Verstärkern haben sie, meiner Meinung nach, keine Chance gegen moderne TransistorVerstärker, die wesentlich verzerrungsärmer verstärken und darüber hinaus viel günstiger sind. Deswegen sollten NF-Röhren sollen nur dort eingesetzt werden, wo absichtlich eine Übersteuerung gefragt ist. Also ist der Einsatz in einem Gitarrenverstärker das ideale Anwendungsgebiet, weil es nur sehr wenige Bereiche in solchen Verstärkern gibt, in denen das Signal nicht verfälscht werden darf. 25.01.2010 64 | S e i t e Die erste Verstärkungsstufe (V1) verstärkt meistens ohne Übersteuerung. Aber trotzdem kann es durch geschickte Wahl des Koppelkondensators bereits zu einer Verfälschung durch einen absichtlich begrenzten Frequenzgang kommen. Durch einen Potentiometer kann man dann die Übersteuerung der zweiten Stufe (Zwischenverstärker) regeln. Dazwischen liegt oft ein Tone Stack, also eine Regeleinheit, die einem Gitarristen ermöglicht, gewisse Frequenzbänder zu bevorzugen oder zu dämpfen. Falls es noch eine dritte Vorstufe gibt, wird diese normalerweise auch übersteuert, was zu einem beidseitigen Clipping des Signals führt. Wenn wir von einem leistungsstarken Verstärker ausgehen, erreicht das Gitarrensignal nun den Phasendreher. Dieser wird seltener übersteuert, aber er kann trotzdem zum Klang eines Verstärkers beitragen. Darüber hinaus ist eine hohe Verstärkung nicht so wichtig wie perfekt phasengedrehte Signale, obwohl auch absichtlich unsymmetrische Signale als Stilmittel eingesetzt werden können, um dem Klang noch weiter zu formen. Nun werden die Endstufen mit den gegenphasigen Signalen versorgt, die nun die Leistung drastisch anheben, um sie durch den Lautsprecher als Schall hörbar zu machen. Die Endstufenröhren werden seltener übersteuert. Das liegt einfach daran, dass Endstufenröhren erst bei größeren Spannungen übersteuern, welche die Vorstufen, besonders bei Pentoden, oft nicht liefern können. Leistungsstarke und teure kommerzielle Röhrenverstärker liefern oft 100 Watt, was bei weitem für mittelgroße und kleine Clubs und Bühnen ausreicht. Leistungsschwächere Amps liefern zwischen 30 und 75W, was auch noch viel zu leistungsstark für den Privatgebraucht ist. Wichtig anzumerken ist, dass ein „guter lang“ eine sehr subjektive Einschätzung und so individuell, wie ein Fingerabdruck, ist. Jeder Gitarrist bevorzugt bestimmte Merkmale oder Charakteristiken, die andere möglicherweise kaum aushalten können. Deshalb ist die Vielfalt an Verstärkern und Schaltungen so groß. 25.01.2010 65 | S e i t e 19 Anhang: Im Anhang befinden sich Bauberichte, Schaltpläne und eine Daten CD. Diese sollen das Thema „Röhren in Gitarrenverstärkern“ noch einmal vertiefen und die praktische Umsetzung zeigen. Auf der Daten CD sind Bilder des Verstärkers und des pre-amps, Schaltpläne als PDF-File und Aufnahmen des AC-30 gespeichert. 19.1 Mein Vox AC-30 Nachbau: Wenn ich schon eine Fachbereichsarbeit über Gitarren-Röhrenverstärker schreibe, dann muss ich auch die praktische Umsetzung zeigen. Die Wahl fiel auf den Vox AC-30, einen der berühmtesten Bühnenverstärker überhaupt. Als Basis und Vorbild nahm ich den AC-30 Nachbau von Martin Winterfeld. 19.1.1 Zur Schaltung: Der Vox AC-30 ist ein 30 Watt Vollröhrenverstärker, der mit der Zeit immer weiter entwickelt wurde. Er ist eine Weiterentwicklung des AC-15, der mit seinen geringen 15 Watt für größere Säle hoffnungslos unterdimensioniert ist. Deswegen wurde beim AC30 die Leistung verdoppelt, und somit war er ausreichend leistungsfähig. Der original AC-30 hat drei Kanäle: Clean, Top-Boost und Vibrato. Mein Nachbau hat auch drei Kanäle, nämlich einen Clean-Kanal (mit erweiterter Klangregelung), einen modifizierten Top-Boost-Kanal und einen Line-In, der es ermöglicht mit einem ausreichend starken Eingangssignal direkt die Endstufen zu betreiben. Den Vibrato Kanal ließ ich weg, weil dieser aufwendig zu bauen ist und auch kaum von Gitarristen verwendet wird. Der Clean Kanal: Wie der Name schon sagt, ist dieser Kanal dazu da, das Gitarrensignal möglichst unverfälscht zu verstärken. Deswegen ist er mit nur einer Triode bestückt. Im original Schaltplan ist außer einem „Volume“-Poti (Lautstärkenregler) keine zusätzliche Klangregelung vorgesehen. Daher wurde von Martin Winterfeld die „Tone-Blende“ von dem berühmten 18-Watt Marshall eingebaut. Diese verlustarme Tonregelung ermöglicht eine Betonung der Bässe bzw. der Höhen. 25.01.2010 66 | S e i t e Der Top-Boost Kanal: Dieser Kanal machte den AC-30 berühmt. Er ist alles andere als ein Clean-Kanal, weil er so konzipiert ist, dass das Eingangssignal absichtlich deutlich verzerrt wird. Er besteht aus zwei hintereinander folgenden Kathoden-Basis-Schaltungen mit einer Anoden-Basis-Schaltung als Ausgangsstufe mit folgender Vox Klangregelung. Zwischen den ersten zwei Stufen ist im ursprünglichen Schaltplan das „Volume“ – Poti angebracht, mit dem man den Grad der Verzerrung, also den Grad der Übersteuerung der folgenden Stufen, regeln kann. Somit kann man zwar die Verzerrung des Kanals genau dosieren, nicht aber die Ausgangslautstärke, was nach meinem Geschmack zu einer gestörten Balance zwischen Clean und Top-Boost Kanal führt. Deswegen wurde dieser Kanal von mir in folgenden Punkten modifiziert: o Das „Volume“ – Poti ersetzte ich durch einen festen Spannungsteiler. Dadurch hat man aber keinen direkten Einfluss mehr auf die Verzerrung, diese kann aber mit dem Gitarren Volume – Poti nachgebessert werden, was besonders von den professionellen Gitarristen bevorzugt wird, weil man bei Auftritten so viel eleganter spielen kann. Um die originale Grenzfrequenz nicht zu verändern musste ich den Koppelkondensator tauschen. Dieses Potentiometer baute ich stattdessen nach dem ToneStack als „richtiges“ Volume-Poti ein, mit dem man nun die Lautstärke des Kanals angenehm regeln kann. Darüber hinaus Kondensator ist C6 der (siehe Schaltplan) nun schaltbar, was zu einer Anhebung der Höhen führt, weil nun Frequenzen, die höher als die Grenzfrequenz sind, nun nicht mehr über den Spannungsteiler sondern direkt über den Kondensator fließen können. Beim Tone-Stack wurde R19 geändert, was zu einer Anhebung 25.01.2010 Abbildung 75 - Frequenzgang neu 67 | S e i t e der Mitten führt. Abbildung 75 verdeutlicht den Unterschied durch diese Anpassung des Frequenzganges (rot – original Werte, grün – modifizierte Werte). Diese Anpassung wurde wegen meines Musikgeschmacks nötig, weil es dem Klang des Kanals an vielen Stellen von vielen Songs eindeutig an Biss fehlte. Line-In: Dies ist nicht wirklich ein eigenständiger Kanal, sondern ist vielmehr ein direkter Eingang zu den Endstufen bzw. dem Phasendreher, um mit meinem selbst gebauten Röhren pre-amp direkt die Endstufen speisen zu können. Diese kleine Modifikation hat sich als äußerst wirksam und elegant erwiesen. Alle drei Kanäle münden in den Phasendreher, in dem eine ECC83 in einer Differenzverstärker-Schaltung arbeitet. Auch hier ist der AC-30 etwas Besonderes, da dieser ohne Gegenkopplung auskommt. Viele Verstärker von Marshall, Fender und Co. verwenden Gegenkopplungen („Prescence“) zwischen PI und der Sekundärseite des Ausgangüberträgers. Trotzdem ist der Klirrfaktor der Endstufe auffallend gering.126 Bei größer werdender Aussteuerung steigt die Verzerrung allmählich an aber nicht sprunghaft wie bei Verstärkern mit einer starken Gegenkopplung. Die vier Endstufenröhren sind in einer ClassAB Konfiguration mit einem gemeinsamen Kathoden-Widerstand geschaltet. Es hält sich immer noch das Gerücht, dass der Vox AC30 ein ClassA PP Verstärker sei, was aber nicht stimmt. Sogar der „Vater“ des AC-30 gab zu Protokoll: „The VOX AC-30 ... uses a Class A configuration.“, obwohl im ursprünglichen Schaltplan für die Kathodenspannung der Endstufe zwei Werte (unbelastet, Vollaussteuerung) angegeben sind, was eine ClassA PP Konfiguration ausschließt.127 Somit erweist sich dieser Hype um den AC-30 definitiv als toller Werbegag! Auch das Netzteil verdient eine Erwähnung, da die Betriebsspannung für die vier Endstufenröhren direkt an der Kathode der Gleichrichterröhre entnommen wird. Somit ist die Spannung alles andere als ein konstanter Gleichstrom, sondern ist vielmehr ein 126 127 vgl. Manfred Zollner: Physik der Elektrogitarre, Regensburg 2009 (Vorveröffentlichung) 10-5-52 vgl. Manfred Zollner: Physik der Elektrogitarre, Regensburg 2009 (Vorveröffentlichung) 10-5-51 25.01.2010 68 | S e i t e mit 100Hz pulsierender Gleichstrom, der bei geringer Aussteuerung keine Probleme bereitet, aber bei großer Aussteuerung zu Amplitudenmodulationen führen kann.128 19.1.2 Baugeschichte: Der Bau dieses Verstärkers war ein Langzeitprojekt mit dem ich am Ende des Schuljahres 08/09 begonnen hatte und dieses Projekt erst am Januar 2010 beendet hatte. Dem Bau gingen einige Wochen intensiver Planung voraus, denn es mussten noch einige Fragen geklärt werden. „Wo bekomme ich alle Bauteile her? Wo kann ich mir mein selbst entworfenes Chassis fertigen lassen?“ Nachdem alle Fragen beantwortet waren, konnte ich mit dem Bau beginnen. Einige Bilder sind auf der beigefügten CD gespeichert. Das Bild „Chassis1“ zeigt das Chassis, auf dem bereits alle nötigen Bauteile montiert sind. „Grundaufbau1“ zeigt den Aufbau der verschiedenen Lötleisten, Röhrensockel und Transformatoren. Nach nur drei Arbeitstagen hatte ich den ersten Aufbau vollständig fertig gestellt. Wie man sehen kann, herrscht im Gehäuse noch Chaos. Kabel waren nicht verdrillt, Kabelwege waren viel zu lang, die Sternmasse war unzureichend und viele Bauteile waren nicht durch Schrumpfschläuche gesichert. Deswegen war es kaum verwunderlich, dass ein Kurzschluss irgendwo in der Schaltung dem Ganzen ein jähes Ende bereitete. All diese Fehler beseitigte ich im zweiten Aufbau, siehe „Aufbau2“. Die Zuleitungen zur Gleichrichterröhre (einziger Okal Sockel) wurden verdrillt, um Einstreuung in benachbarte Kabel zu verhindern, die Anodenzuleitung für die Endstufen wurde durch ein geeignetes abgeschirmtes Kabel ersetzt, die Sternmasse wurde durch eine kleine Lötleiste effektiv ersetzt und einige Bauteile wurden ordnungsgemäß mit Schrumpfschläuchen gesichert. Von da an funktionierte der Verstärker teilweise. Monate vergingen, bis ich wieder Zeit fand, die Endstufe zu überarbeiten. Dazu verwendete ich eine einreihige Lötleiste, die ich über den Sockeln montierte, um die Widerstände elegant und sicher zu befestigen (siehe „Aufbau3“). Dieses System hat sich definitiv bewährt! Ich ergänzte darüber hinaus auch Symmetrierungswiderstände für die Röhrenheizung, die endlich das starke Rauschen und Brummen beseitigten. Trotzdem waren die Kabelwege zu den Vorstufen noch viel zu lange und auch die Lage 128 vgl. Manfred Zollner: Physik der Elektrogitarre, Regensburg 2009 (Vorveröffentlichung) 10-5-53 25.01.2010 69 | S e i t e des Tone-Stacks hatte ich sehr ungeschickt gewählt, da viele signalführende Kabel parallel zueinander verliefen und somit die Gefahr der Einstreuung sehr groß war. Während einer längeren Pause baute ich den pre-amp zusammen, der auch auf Anhieb funktionierte, an dem aber ständig von mir „fein-geschraubt“ wurde. Pläne und Bilder sind ebenfalls auf der CD vorhanden. Eines Tages bekam ich einen Tipp, wie ich die Kabellängen deutlich kürzen könnte. Ich sollte das Haupt-Board um 5cm in Richtung des Oktal Sockels verschieben. Dadurch wurden die Kabelwege zu den Sockeln der Vorstufenröhren um mehr als 50% kürzer. Ich vertauschte darüber hinaus die Position der Potentiometer für den Tone-Stack und konnte dadurch unglaublich viel Kabelweg sparen. Man kann den Unterschied ganz deutlich zwischen den Bildern „Aufbau4 4“ und „Aufbau3 2“ erkennen. Ich installierte auch die Modifikationen, die man auf dem Bild mit Zoom erkennen kann. Darüber hinaus änderte ich auch noch den Kathodenwiderstand der Endstufen, um diese zu schonen und nicht über den maximal erlaubten Wert zu betreiben. Dies ist nun der fertige Verstärker, mein AC-30 alias „Fat Toni“. 19.2 Versuchsprotokoll: Gittervorspannungserzeugung durch den Anlaufstrom bei Trioden: Für die Erzeugung der (im Normalfall) nötigen negativen Gittervorspannung (Bias) gibt es mehrere Möglichkeiten, die je nach Schaltungsart, Verwendungszweck und klanglichen Vorstellungen eingesetzt werden können. Folgende Schaltungen werden häufig eingesetzt: feste Spannungsquelle Kathodenwiderstand Anlaufstrom Besonders die Gittervorspannungserzeugung durch den Anlaufstrom, wird in der Praxis sehr selten eingesetzt, da man mit einem Kathodenwiderstand in Vorstufenschaltungen viel einfacher, kontrollierter und zuverlässiger die Gittervorspannung einstellen kann. Deswegen wollte ich diese Methode einmal testen. Versuchsobjekt war der zwei stufige Trioden-Kanal meines selbstgebauten pre-amps (extra Vorverstärker), der beim ersten Triodensystem einen sehr großen Gitterableitwiderstand bekommen hat. Wie diese 25.01.2010 70 | S e i t e Schaltung funktioniert, kann im Kapitel "Kathoden-Basis-Schaltung" nachgelesen werden. Abbildung 76 - Schaltung und Messung 19.2.1 Anmerkungen zu den verwendeten Widerständen: Als Gitterableitwiderstand verwendete ich zweimal einen 10MΩ Metallfilmwiderstand und zweimal ebenfalls einen Metallfilmwiderstand mit einer Impedanz von 5MΩ. Es ist hierbei darauf zu achten, dass keine Kohlepress-Widerstände eingesetzt werden, da diese sehr stark rauschen können, besonders bei so hohen Impedanzwerten! Mit meinen Widerständen habe ich verschiedene Werte für Rg (20MΩ, 15MΩ, 10MΩ und 5MΩ) ausprobiert und jeweils folgende Eigenschaften gemessen oder auf diese geachtet: Spannungsabfall gemessen (also die Höhe der Gittervorspannung) Klangliche Aspekte (Verzerrung, Klangbild, Gesamteindruck, Rauschen) Bei der Messung der Spannung musste ich aber einen ganz wichtigen Faktor beachten. Mein Digitalmultimeter hat nämlich einen inneren Widerstand Ri, der in diesem Fall parallel zur gemessenen Spannung liegt. Damit hat man dann eine Parallelschaltung von zwei sehr großen Widerständen und diese muss man bei der Messung berücksichtigen! Ansonsten ist der gemessene Spannungswert nicht korrekt. 25.01.2010 71 | S e i t e 19.2.2 Vorgehen: Da ich mir nicht bewusst war, dass ich bei der Messung falsche Werte erhalte, führte ich einfach einmal die Messungen durch und wunderte mich dabei ständig, dass die Spannung nicht proportional zum Widerstand wächst. Deswegen fragte ich jemanden, der mich schlussendlich auf den Fehler aufmerksam machte und mir die Idee für die korrekte Berechnung gab. Die Grundideen für die Berechnungen sind: o Wenn ich den Spannungsabfall messe, dann liegen Rg und Ri parallel. Deswegen kann ich eine Funktion aufstellen, die den Gesamtwiderstand durch Rg und Ri beschreibt. o Wenn ich den Spannungsabfall messe und den Gesamtwiderstand kenne, kann ich mir mit dem Ohm’schen Gesetz den fließenden Strom ausrechnen. o Diesen Strom setze ich nun in die richtige Größe von Rg ein und erhalte somit die tatsächlich wirkende Gittervorspannung. Die Berechnungen wurden in Mathematica durchgeführt. Das Dokument ist der FBA beigefügt. Dabei wurden mögliche andere Effekte (Zeitkonstante am Koppelkondensator, etc.) nicht berücksichtigt. Alle Werte habe ich noch einmal übersichtlich in einem Excel-Sheet eingetragen. Dieses ist ebenfalls im Anhang zu finden. Da die maximal erreichbare Gittervorspannung zwischen 0,1V und 3,2V lag, kommt eigentlich nur ein Einsatzgebiet in einem Gitarrenverstärker in Frage, nämlich als V1 einer Vorstufe mit einer Eingangsspannung unter dem Gittervorspannungswert! Für alle anderen Anwendungsgebiete ist die Gittervorspannung einfach viel zu gering. Mit diesen Werten kann man sicherlich eine grobe Planung durchführen, aber trotzdem sollte man das Optimum oder den benötigten Wert durch ein „Try and Error“-Verfahren ermitteln. Deswegen kann man nur auf Faustregeln zurückgreifen, die funktionieren können, aber nicht müssen. Man kann außerdem versuchen den Sound durch verschiedene Koppelkondensatoren noch zu verbessern, um so ein Optimum zu erreichen. 19.2.3 Fazit: Eine Kathoden-Basis-Schaltung mit der Gittervorspannungserzeugung durch den Anlaufstrom ist nur als erste Vorstufe sinnvoll, die nicht verzerren, sondern nur das Signal verstärken soll. Dabei ist zu beachten, dass die Vorspannung 3,2V nicht 25.01.2010 72 | S e i t e überschreitet. Dieser Wert müsste aber für alle Gitarren und Effektgeräte ausreichen. Der Widerstand sollte so dimensioniert sein, dass das Eingangssignal nicht verzerrt wird, denn eine absichtliche Verzerrung hat sich bei mir sehr seltsam angehört und hatte weniger etwas von einer Verzerrung sondern eher etwas von einem starken Höhenfilter. Das soll aber nicht heißen, dass man durch eine geschickte Schaltung nicht einen tollen Sound erzielen kann! An dieser Stelle nochmal vielen Dank an Sven Riester, der mir erstens die Idee für das Experiment gegeben hat und mich auch auf dem Weg zum Ergebnis sehr gut begleitet hat! 19.3 Baubericht Röhren pre-amp: In den Weihnachtsferien hatte ich endlich Zeit ein sehr experimentelles Projekt mit ungewissem Ausgang zu realisieren. Ich hatte vor einen 2-Kanal Röhren pre-amp zu bauen. Hier die Grunddaten: Kanal1: EF86 (Vorstufenpentode) mit: o Trioden/Pentoden Schalter o schaltbarer by-pass o Volume Poti Die Schaltung soll das Gitarrensignal für Solos noch einmal zusätzlich verstärken, um die nachfolgenden Stufen etwas mehr zu übersteuern und so während eines Solos besser hörbar zu sein. Der Kanal ist inspiriert vom Datenblatt einer EF86, vom AC-15htv und von einer EF86 Konzeptschaltung für Phono - Verstärkung. Kanal2: 1x ECC81: o als V1 mit Gittervorspannungserzeugung durch den Anlaufstrom o zweite Stufe mit einem regelbaren Kathodenwiderstand o Volume und Gain-Poti Dieser Kanal ist für die Nutzung als experimentelle overdrive Schaltung gedacht. Die ganze Schaltung wird in einem Stahlgehäuse untergebracht. Als Netzteil wird ein Ringkerntrafo mit einer Sekundärspannung von 200V verwendet, dazu eine Brückengleichrichterschaltung mit Siebelkos, wie beim tt-sam. 25.01.2010 73 | S e i t e Schon beim ersten Aufbau lief der Amp, aber nicht so, wie erwartet. Ich baute nämlich ungewollt einen tollen Oszillator, der Spaß machte, aber dem Klangbild keine positiven Noten hinzufügte. Der Klang vom Oszillator (Höhe, Schwebung, Lautstärke) konnte mit jedem Poti sehr schön geändert werden. Das spannende daran war, dass erst fünf Sekunden nach dem Einschalten der Ton hörbar war und dass sogar acht Sekunden nach dem Ausschalten die Schwingung noch immer hörbar war und dann erst in den folgenden zwei Sekunden langsam verschwand. Das Paradoxe dabei war, dass ich bis jetzt nur den EF86 Kanal ausprobiert hatte und sich somit nichts ändern durfte, wenn ich am Volume Poti vom ECC83 Kanal drehte! Deswegen gab es für mich nur zwei Möglichkeiten: 1. Gleich am Anfang des hochohmigen Signalwegs fange ich mir eine ungewollte Oszillation durch Einstreuung in den Signalweg ein. 2. Die Masseführung 19.3.1 Baugeschichte: Um den Vorverstärker überhaupt aufbauen zu können, verwendete ich großteils nicht mehr benutzte Teile meines ersten Verstärkers, den ich schon vor längerer Zeit wieder zerlegt hatte. Von der Idee einen neuen Vorverstärker zu bauen bis zur praktischen Umsetzung vergingen wieder Monate, denn ich konnte nicht jeden Tag einige Stunden in dieses Projekt investieren. Somit suchte ich einige Schaltungen, untersuchte sie etwas genauer und mit der Zeit wurde daraus ein erster Konzeptschaltplan. Wie immer ist aber für mich das größte Problem die praktische Umsetzung. Einen Schaltplan zu zeichnen ist einfach, geschickte Masseführung und Kabelverlegung hingegen sind wieder etwas anderes! Als der Verstärker über längere Zeit problemlos seinen Dienst verrichtet hatte, war der Punkt gekommen, an dem ich experimentieren konnte. Ich probierte viele Dinge aus, aber ich verwarf wieder fast alles. Letztendlich kam ich aber zum Entschluss, dass der ursprüngliche Plan vollkommen ausreichend war, und nur wenige Details ergänzt werden sollten. Die Dioden-Clipping Schaltung war die einzige Erweiterung, die auch im finalen Aufbau noch eingebaut war. Kurze Zusammenfassung des Themas Dioden-Clipping: „Dioden-Clipping zur Erzeugung von verzerrten Sounds ist etwas in Verruf geraten, was primär damit zusammenhängt, dass es von großen Verstärkerherstellern eingesetzt wurde - aber eben nicht richtig, wodurch zuerst der Sound und dann die 25.01.2010 74 | S e i t e Schaltungsart selbst in Verruf gekommen sind - dabei kann man mit DiodenClipping weitaus mehr erreichen. Grundsätzlich kann man jede Diode verwenden, um das Signal zu clippen. Hierbei wird einfach nur die obere und/oder untere Spitze der Sinusschwingung - bedingt durch den Spannungsfall an der Diode abgeschnitten, wodurch das Signal verzerrt wird. Da Dioden bei Erreichen der Durchbruchspannung sehr schnell schalten, kann dies zu einem sehr sterilen und harten Effekt führen. Um diesem Verhalten entgegen zu wirken, wird vor den Dioden ein kleiner Kondensator geschaltet, der das Signal etwas abrundet und weicher klingen lässt. Das ist auch schon der ganze Trick! Ein weiterer Vorteil des Diodenclippings in diesem Fall ist, dass man beliebige Kombinationen von Dioden versuchen und verwenden kann, um den persönlich gewünschten Klang zu erreichen. Neben den normalen LEDs, können auch andere Dioden wie 1N4001 oder 1N4007 etc. verwendet werden. Diese können asymmetrisch oder auch symmetrisch verschaltet werden, in Reihe oder rein parallel und so weiter, und das alles ohne teure Bauteileschachteln.“129 Die Dioden-Clipping Schaltung ist mit einem Fußschalter zuschaltbar und kann deswegen vielseitig eingesetzt werden. Die ungewollte Oszillation ist nach einer Überarbeitung der Masseführung verschwunden. 129 http://www.tube-town.net/diy/tt-sam/tt-sam.html (Erstzugriff 24.1.) 25.01.2010 75 | S e i t e 20 Literaturverzeichnis: Otto Diciol: Röhren-NF Verstärker Praktikum, Reprint-Ausgabe, Franzis, 2008 Basislektüre (Erstzugriff am 6. Juli 2009): http://www.radau5.ch/pdf_files/elektron.pdf Mehrgitterröhren (Erstzugriff am 6. Juli 2009): http://www.radau5.ch/pdf_files/roeren_2.pdf Grundsätzlicher Röhrenverstärker (Erstzugriff am 6. Juli 2009): http://www.radau5.ch/pdf_files/book15_2.pdf Niederfrequenzverstärkung (Erstzugriff am 6. Juli 2009): http://www.radau5.ch/pdf_files/anwend_1.pdf Röhrenverstärker Überblick (Erstzugriff am 6. Juli 2009): http://www.radau5.ch/pdf_files/roeren_4.pdf Endstufen (Erstzugriff am 6.Juli 2009): http://www.radau5.ch/pdf_files/anwend_2.pdf GegentaktB Endstufen (Erstzugriff am 6. Juli 2009): http://www.radau5.ch/pdf_files/anwend_3.pdf Manfred Zollner: Physik der Elektrogitarre, Regensburg 2009 (Vorveröffentlichung) (Erstzugriff am 9. August 2009) http://homepages.fh-regensburg.de/~elektrogitarre/ http://www.guidomoser.de/pdf/Studium/Elektrotechnik/ET_06_Roehrendiode.pdf (Erstzugriff am 5. Juli 2009) ClassAB Endstufen (Erstzugriff am 6. Juli 2009): http://www.radau5.ch/pdf_files/class_ab.pdf NF-Verstärker (Erstzugriff am 6. Juli 2009): http://www.radau5.ch/pdf_files/roeren_5.pdf 21 Bilderverzeichnis: Abbildung 1: http://www.thocp.net/hardware/pictures/edsac.jpg Abbildung 2: http://www.elektronikkompendium.de/sites/grd/schalt/01102033.gif Abbildung 3: http://www.elektronikkompendium.de/sites/grd/schalt/01102032.gif Abbildung 4: http://www.schulebw.de/unterricht/faecher/physik/online_material/e_lehre_1/induktion/finger3. gif Abbildung 5: http://www.elektronikkompendium.de/sites/grd/bilder/02051411.gif 25.01.2010 76 | S e i t e Abbildung 6, Abbildung 7, Abbildung 8: eingescannt aus Basislektüre S.10 Abbildung 9: http://www.radiomuseum.org/images/tubesockel_klein/no15_2.png Abbildung 10: selbst gezeichnet mit sPlan v6.0 Abbildung 11: Basislektüre S.8 Abbildung 12: selbst gezeichnet mit sPlan v6.0 Abbildung 13: http://www.radiomuseum.org/tubes/tube_eaa91.html Abbildung 14: selbst erstellt mit GeoGebra Abbildung 15: selbst gezeichnet mit sPlan v6.0 Abbildung 16: http://www.tubetown.net/ttstore/product_info.php/info/p52_EH-12AX7---ECC83-Gold.html Abbildung 17, Abbildung 18: selbst gezeichnet mit sPlan v6.0 Abbildung 19: Basislektüre S.41 Abbildung 20, Abbildung 21: http://www.hifitubes.nl/weblog/wpcontent/philips-el84.pdf Abbildung 22: Manfred Zollner: Physik der Elektrogitarre, Regensburg 2009 (Vorveröffentlichung) 10-5-6 Abbildung 23: http://www.tubetown.net/ttstore/popup_image.php/pID/153/imgID/0 Abbildung 24: Genalex KT88 datasheet Abbildung 25: Manfred Zollner: Physik der Elektrogitarre, Regensburg 2009 (Vorveröffentlichung) 10.1.9 Abbildung 26: E83CC Lorenz 1962 datasheet Abbildung 27: JJ ECC83S datasheet (Bearbeitung mit GeoGebra) Abbildung 28: selbst erstellt mit GeoGebra Abbildung 29: selbst gezeichnet mit sPlan v6.0 Abbildung 30: JJ ECC83S datasheet (Bearbeitung mit GeoGebra) Abbildung 31, Abbildung 32: selbst gezeichnet mit sPlan v6.0 Abbildung 33: Basislektüre S.27 Abbildung 34: aus dem eigenen AC-30 Schaltplan Abbildung 35, Abbildung 36, Abbildung 37: erstellt mit dem Tone Stack Calculator: http://www.duncanamps.com/tsc/ Abbildung 38: selbst erstellt mit MS Word Abbildung 39: http://www.elektronikinfo.de/techpic/strom/katodebasis.gif Abbildung 40: selbst erstellt mit GeoGebra Abbildung 41: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Clipping_1KHz_10V_DIV_clip_A _5ohms-1-.jpg&filetimestamp=20051210050907 (Erstzugriff am 3.1.) Abbildung 42: Common Gain Stage S.8 Abbildung 43, Abbildung 44: selbst erstellt mit GeoGebra Abbildung 45: JJ ECC83S datasheet (Bearbeitung mit GeoGebra) 25.01.2010 77 | S e i t e Abbildung 46: Basislektüre S.33 Abbildung 47: Röhrenverstärker Überblick S.7 Abbildung 48: JJ ECC83S datasheet (Bearbeitung mit GeoGebra) Abbildung 49: Common Gain Stage S.11 Abbildung 50: http://www.elektronikinfo.de/techpic/strom/katodenfolger.gif Abbildung 51: http://www.schematicheaven.com/marshallamps/jmp_mastervol_50w_2204u.p df Abbildung 51: selbst erstellt mit GeoGebra Abbildung 53: Manfred Zollner: Physik der Elektrogitarre, Regensburg 2009 (Vorveröffentlichung) 10.4.1 Abbildung 54: Manfred Zollner: Physik der Elektrogitarre, Regensburg 2009 (Vorveröffentlichung) 10.4.8 Abbildung 55: Manfred Zollner: Physik der Elektrogitarre, Regensburg 2009 (Vorveröffentlichung) 10.4.8 Abbildung 56: Basislektüre S.32 Abbildung 57: Manfred Zollner: Physik der Elektrogitarre, Regensburg 2009 (Vorveröffentlichung) 10.5.2 Abbildung 58: Manfred Zollner: Physik der Elektrogitarre, Regensburg 2009 (Vorveröffentlichung) 10.5.2 Abbildung 59: selbst erstellt mit sPlan v6.0 nach NF-Verstärker S.42 Abbildung 60: Basislektüre S.32 Abbildung 61: Manfred Zollner: Physik der Elektrogitarre, Regensburg 2009 (Vorveröffentlichung) 10.5.10 Abbildung 62: Manfred Zollner: Physik der Elektrogitarre, Regensburg 2009 (Vorveröffentlichung) 10-5-14 Abbildung 63: http://www.moehrenbude.de/Moehre/modules.php?name=Content&pa=showp age&pid=53&page=3 Abbildung 64: JJ KT88 datasheet Abbildung 65: Manfred Zollner: Physik der Elektrogitarre, Regensburg 2009 (Vorveröffentlichung) 10.5.1 Abbildung 66: Manfred Zollner: Physik der Elektrogitarre, Regensburg 2009 (Vorveröffentlichung) 10.5.3 Abbildung 67: selbst erstellt mit GeoGebra Abbildung 68, Abbildung 69, Abbildung 70: selbst gezeichnet mit sPlan v6.0 Abbildung 71: selbst erstellt mit GeoGebra Abbildung 72: selbst gezeichnet mit sPlan v6.0 Abbildung 73: http://www.elektronikkompendium.de/sites/slt/schalt/02042811.gif Abbildung 74: selbst erstellt mit GeoGebra Abbildung 75: selbst erstellt mit dem Tone Stack Calculator 25.01.2010 78 | S e i t e Abbildung 76: selbst gezeichnet mit sPlan v6.0 22 Variablensammlung: Variable U f, UH If, IH Pf, PH H Name Heizspannung Heizstrom Heizleistung Heizmaß Beispiel, Weiteres, Anmerkungen kann DC oder auch AC sein UB Ua Ia Pv Is Ug Ig Ug0 Auch Versorgungsspannung genannt V V A W A V A V USp Ie S Batteriespannung Anodenspannung Anodenstrom Anodenverlustleistung Sättigungsstrom Gitterspannung Gitterstrom negative Gittervorspannung Sperrspannung Emissionsstrom Steilheit zwischen Anode und Kathode V A SA Arbeitssteilheit SA < S D µ CA-K CG-K CG-A Ri Ra ν Uk IK Ck Ug2 Ig2 Pg2 Rg Ckop Rgrid k Durchgriff Verstärkungsfaktor Röhrenkapazität Röhrenkapazität Röhrenkapazität Innerer Widerstand Arbeitswiderstand Spannungsverstärkung Kathodenspannung Kathodenstrom Kathoden-Kondensator Schirmgitterspannung Schirmgitterstrom Schirmgitterleistung Gitterableitwiderstand Koppelkondensator Grid-Stopper Klirrfaktor 25.01.2010 dient als Vergleichswert zwischen Anode und Kathode zwischen Gitter und Kathode zwischen Gitter und Anode auch Anodenwiderstand genannt Einheit V A W dimensionslos dimensionslos dimensionslos F F F Ω Ω dimensionslos V A F V A W Ω F Ω dimensionslos