Angststörungen bei Frauen

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Angststörungen:
Diagnostik – Ätiologie – Therapie
„Angst ....“, E. Munch
H.-P. Kapfhammer
Klinik für Psychiatrie und
Psychotherapeutische Medizin
Medizinische Universität, Graz
Angst: ein primäres, angeborenes Affektsystem
Kriterien zur Differenzierung der Angst

Angst ist ein primäres menschliches Affektsystem
für die sich entwickelnde Person und seine Beziehungen

angemessen
aktivierend
objekt- bzw.
situationsabhängig
akut
isoliert
attackenweise
gerichtet
eher psychisch empfunden








- unangemessen
- lähmend
-
ohne äußeren Anlass
chronisch
generalisiert
kontinuierlich / persistierend
ungerichtet
eher körperlich empfunden
Angststörungen – allgemeine Differenzierung
Angst
normale Angst
pathologische Angst
Angststörungen
objekt-/situationsunabhängig
chronisch
komorbide Ängste
objekt- / situationsabhängig (phobisch)
akut,
anfallsartig
Angstsyndrom
Affektive Symptome
Kognitive Symptome
Somatische Symptome
Angst, diffus, ziellos
Panik
Phobie – Vermeidung
Antizipierte Angst
Traumatische Angst
Leistungsversagensangst
Soziale Angst
Depersonalisation
Derealisation
Hypervigilanz
Angst vor Kontrollverlust
Todesangst
Katastrophenhaltung
Besorgnisse
Zweifel, Unsicherheit
Angst vor Beschämung
Angst vor Wiederkehr des
Traumas
kardiovaskulär
neurologisch
gastrointestinal
respiratorisch
muskuloskeletal
Schweißausbruch
Hitzewallung, Kälteschauer
Angststörungen – diagnostische Extension

Phobische Störungen
Panikstörung
Generalisierte Angststörung

Zwangsstörung

Anpassungsstörung
Akute Belastungsstörung
Posttraumatische Belastungsstörung




Phobische Störungen – Diagnose

gemeinsam:
irrationale Furcht vor bestimmten Situationen/Objekten
Sicherheit stiftendes Vermeidungsverhalten
über Vermeidung Kontrolle der umschriebenen Furcht

Beispiele:

Sonderformen: soziale Phobie, Agoraphobie

bedeutsam:
Tiere, enge Räume, Höhen, Flugzeuge, gefährliche Gegenstände,
Blut, körperliche Verletzungen, medizinische Utensilien/Orte
[Übergänge von krankheitsbezogenen Phobien zur Hypochondrie]
nicht: Furcht vor Angstanfällen (Phobophobie)
nicht: „einfache“, sondern „spezifische“ Phobien
subjektives Leiden und/oder negative Interaktion mit sozialen Rollen
Agoraphobie – Diagnose
Vermeidungsverhalten gegenüber
Situationen, in denen Auftreten von
Angstanfällen befürchtet
zentral: Angst, in eine hilflose Situation
geraten zu können



bei häufiger Assoziation mit Panik: Angst
vor weiteren Angstanfällen (Phobophobie)
Vermeidungsverhalten durch räumliche /
zeitliche Bedingungen bestimmt
Generalisierungstendenz und sekundäre
psychosoziale / psychiatrische
Konsequenzen
Soziale Phobie – Diagnose
unangemessene, häufig dauerhafte Furcht
und Vermeidung von sozialen Situationen,
in denen einer interpersonalen Bewertung
ausgesetzt
zentral: Angst vor leistungsbezogenem
Versagen, sozialer Beschämung,
Demütigung


sozialphobische Ängste:
eng umschrieben versus generalisiert
ausgeprägte Erwartungsangst bei
bevorstehender Konfrontation
Panikstörung - Diagnose
unerwartete Angstanfälle einer bestimmten
Häufigkeit und Dauer ohne somatischmedizinische Ursache
anhaltende Besorgnis vor
wiederkehrkehrenden Angstanfällen
typisch: Crescendo



Vielzahl somatischer Symptome
häufig: Todesangst, Gefühl des
Kontrollverlusts, unmittelbar bevorstehende
seelische und/oder körperliche Katastrophe,
aus Phobophobie (Angst vor der Angst)
häufig Vermeidungsverhalten
Häufige Symptome bei Panikattacken

Tachykardie
83.5%

Hitzewallungen
81.54%

Beklemmungsgefühle
78.4%

Zittern, Beben
78.4%

Benommenheit
75.3%

Schwitzen
72.2%

Schmerzen in der Brust
62.9%

Atemnot
55.7%

Angst zu sterben
51.5%

Angst vor Kontrollverlust
49.5%

Abdominelle Beschwerden
45.4%

Ohnmachtsgefühle
43.3%

Parästhesien
42.3%

Depersonalisation
37.1%
Generalisierte Angststörung - Diagnose
anhaltend erhöhtes Angstniveau ohne
beherrschende Paniksymptome, ohne
klare phobische Ausrichtung der Angst
zentral: unrealistische Besorgnisse,
übertriebene Katastrophenerwartungen


symptomatologisch: muskuläre
Verspannung, autonom-nervöses
Hyperarousal, Hypervigilanz im
Umweltbezug
Zeitkriterium: Hinweis auf längeres,
chronisches Bestehen
Angststörungen – zentrale diagnostische Symptome
Störung
Zentrale Kennzeichen

Panikstörung
wiederkehrende, unerwartete Panikanfälle
persistierende Sorge um nächste Anfälle
u./o.deren Konsequenzen

mit Agoraphobie
Vermeidungsverhalten

Generalisierte Angststörung
chronische, exzessive, unkontrollierbare Besorgnis / Sorgen

Soziale Phobie
ausgeprägte Angst/Vermeidung vor sozialen Situationen,
sozialer Kritik, Beschämung, Leistungsversagen

Spezifische Phobie
ausgeprägte Angst/Vermeidung vor/von
umschriebenen Objekten und Situationen
1-Jahres- und Lebenszeitprävalenzraten von Angststörungen nach
Methode der besten Schätzung auf der Grundlage der weltweit
publizierten Studien (modifiziert nach: Somers et al. 2006)
1-Jahresprävalenz (%)
LebenszeitFrauen (%)
prävalenz (%)
**
Männer (%)
**
Panikstörung
Agoraphobie
Generalisierte
Angststörung
Soziale Phobie
Spezifische Phobien
0.99
1.6
1.2
3.1
2.7 (1.6*)
2.9 (4.2)
1.2 (0.76*)
1.1 (1.7)
2.6
4.5
3.0
6.2
2.5*
4.9
2.6 (8.4)
4.6 (2.9*)
10.6 (8.2*)
1.4 (5.2)
3.0 (1.8*)
4.4 (3.5*)
Angststörungen
10.6
16.6
16.4 (18.5)
8.9 (10.4)
* die im Vergleich zur 1-Jahresprävalenz niedrigere Lebenszeitprävalenz bei der sozialen Phobie resultiert
aus der statistischen Methode der jeweils getrennt durchgeführten besten Schätzung, wobei nicht in allen
Studien für beide Zeiträume Daten angegeben waren
** für Frauen und Männern folgen zunächst die 1-Jahresprävalenzen, in Klammern die Lebenszeitprävalenzen
Einflussfaktoren auf geschlechtsdifferentielle
Häufigkeiten von Angsterkrankungen





Rollenkonflikte in Familie und Beruf
differentielle Sozialisation in Selbstsicherheit
und Kompetition
Häufigkeit frühen körperlichen und sexuellen
Missbrauchs
Exposition aktueller Traumatisierungen
Fluktuation der Hormonspiegel im weiblichen
Zyklus (Progesteron-Metabolite:
Allopregnanolon): potente Verstärkung der
GABA-Wirkung
Angststörungen –
psychiatrische Komorbidität




hohe Prävalenz von depressiven Störungen ( > 60%)
weitere Angststörungen:
- Panikstörung (11 - 27%)
- spezifische Phobien (15 - 56%)
- soziale Phobie (15 - 56%)
Abhängigkeit / Missbrauch
Persönlichkeitsstörungen (ca. 60%)
- zwanghaft
- paranoid
- ängstlich-vermeidend
(Brawman-Mintzer et al. 1993; Wittchen et al. 1994; Zimmerman et al. 2005)
Verlauf der Angsterkrankungen




Hohe Rückfallneigung
Häufiger chronischer Verlauf
Bedeutsame soziale Behinderung
Ausgeprägte psychiatrische Miterkrankungen
Angst – Ängstlichkeit – Angststörung
ätiopathogenetische Modelle
Persönlichkeit /
Temperament
Psychodynamik /
Traumapsychologie
Neuroanatomie
Genetik
Angst
Entwicklungspsychologie
Bindungstheorie
Lerntheorie
Neurobiologie
Angst – Ängstlichkeit – Angststörung
Persönlichkeitsmodelle

Spielberger (1966)
trait – state anxiety

Eysenck (1967)
Spannung + Schüchterneit + Angst =
Introversion versus Extraversion
Neurotizismus

Grey (1982)
Verhaltenshemmsystem (Bestrafung,
Nicht-Belohnung, neue Reize):
Hemmung von Handlungsoptionen,
erhöhtes Erregungsniveau,
verstärkte Umweltwahrnehmung

Cloninger (1987)
T
- Neuigkeitssuche
- Belohnungsabhängigkeit
- Schadensvermeidung
- Persistenz
Angst – Ängstlichkeit – Angststörung
Persönlichkeitsmodelle

Angstsensitivität:
besondere Furcht vor Symptomen einer
allgemeinen physiologischen Erregung +
kognitive Erwartungstendenz vor Bedrohung

Aufmerksamkeitsbias:
gegenüber möglichen Bedrohungsreizen
automatisierte Prozessierung
bedeutsam vor allem in ambivalenten Situationen:
Negativversion versus realitätsorientierter
Aufmerksamkeit = „emotional reasoning“
[„I feel anxious, there must be danger“] +
geringe Selbstkontrolle über Angstreize

Dysfunktionale Kognitionen:
typisch, aber nicht spezifisch
Lerntheoretische Modellvorstellungen zur Entstehung /
Aufrechterhaltung von Angststörungen
 Klassisches / operantes Konditionieren
(Zwei-Faktoren-Modell)
 „biological preparedness“
 Modellernen, Instruktionslernen
 komplexe kognitive Modelle: „pathologische Besorgnis“
 aversive / traumatische Erfahrungen versus mangelnde
Auseinandersetzung / Bewältigung von natürlichen
Furchttendenzen
Lerntheoretische Modellvorstellungen zur Entstehung /
Aufrechterhaltung von Angststörungen
Modell der 2-Faktoren-Theorie (O. Mowrer)
1. Erwerb durch klassische Konditionierung
raumzeitliche
Koppelung
UCS
(angstauslösende
traumatische Situation)
CS
(vorher neutraler Reiz
konditionaler Stimulus
UCR
Angst/Schrecken
CR
(konditionale Angstreaktion)
2. Aufrechterhaltung durch operante Konditionierung
CS = S∆
Erwartung
R
(Vermeidungsreaktion)
UCR/CR = C –
C–
(= Wegfall der erwarteten aversiven Reaktion)
Lerntheoretische Modellvorstellungen zur Entstehung /
Aufrechterhaltung von Angststörungen
Psychophysiologisches und kognitives Modell [Margraf u. Ehlers 1989]
positive Rückkopplung (schnell)
interne oder
oder externe
Stressoren
körperliche
oder kognitive
Veränderungen
Wahrnehmung?
Assoziation
mit
Gefahr?
Angst /
Panik
negative Rückmeldung (langsam) oder erfolgreiche Bewältigung
individuelle Prädispositionen
situative Faktoren
Potentielle Risikofaktoren für Angststörungen
im Erwachsenenalter (Hirschfeld et al. 1998)
Konstitutionelle Faktoren
Genetische Faktoren
Kindheitspsychopathologie
Temperamentsfaktoren
Familienanamnese mit Angst
Angststörungen in Kindheit
Verhaltenshemmung, Scheu vor neuen Situationen
erhöhtes psychophysiologisches Arousal in neuen Situationen
Angstsensitivität: Tendenz, körperliche Erregungssensationen
katastrophisierend zu interpretieren und zu fürchten
andere kognitive Denkstile: - Bedrohung fehl wahrzunehmen und zu vergrößern;
- Tendenz, eigene Coping-Kompetenz zu unterschätzen;
- Erwartung: Ereignisse unvorhersehbar / unkontrollierbar;
- Überschätzung des Risikos eines negativen Ausgangs
Psychologische Vulnerabilitätsfaktoren
Kognitive Prädispositionen
Verhaltenstendenzen
Angstsensitivität und andere kognitive Denkstile (s.o.)
vorrangiges Coping in Flucht und Vermeidung
Skills-Defizite mit Angst auslösenden Situationen umzugehen
Umweltfaktoren
Elterliche Einflüsse
Lebensereignisse
Peer-Gruppe
- Überprotektion, Ermutigung zu Vermeidungsverhalten
- niedrige emotionale Wärme oder hohe Zurückweisung
- elterliche Strenge und Kontrolle
- hohe Kritik
negative life events mit hohem subjektiven Distress als Auslöser
Anamnese von aversiven oder traumatischen Lebensumständen
Missachtung, Zurückweisung, Demütigung
Angst – Ängstlichkeit – Angststörung
Entwicklungsmodelle
Fähigkeit zu
Identifikation u.
echter Empathie
Sichere Bindung
- hohe Intimität
- echte Offenheit
- positiv: S, O
Fähigkeit zu Zärtlichkeit,
differenzierter Idealisierung
Ängstlich-ambivalente B.
Fähigkeit sich zu verlieben
- fluktuierende Intimität
- Besorgnis u. Kontrolle
- negativ: S, positiv: O
Primitive Idealisierung,
intensive Sehnsucht u.
affektiv-kognitive Einengung
Vermeidende B. I (fearful)
Archaische Verschmelzung u.
paranoide Kontrolle; gequält u.
quälend
- oberflächliche Intimität
- hoher Distress, Angst
- negativ: S, O
Vermeidende B. II (dismissive)
- fehlende Intimität
- feindselige Verachtung
- falsches positives S, negativ: O
Bindungstheorie –
J. Bowlby:
Innere Arbeitsmodelle von frühen
Beziehungserfahrungen
Objektbeziehungstheorie –
M. Klein, M. Mahler,
O. Kernberg
Psychodynamische Modellvorstellungen zur Entstehung /
Aufrechterhaltung von Angststörungen
Traumatische Angst
Angst vor Objektverlust
Angst vor Liebesverlust
Angst vor genitaler Verletzung
Gewissensangst
Vernichtungsangst
Verfolgungsangst
Angst, das gute Objekt
vernichtet, verletzt
zu haben
Traumatische Angst
Verschmelzungsangst
Trennungsangst
Individuationsangst
Traumatische Angst
Fragmentierungsangst
Angst vor Größenangst
Schamangst
Philobatismus
vs.
Oknophilie
je nach Modell:
- unterschiedliche psychodynamische Angstthemen
- biographische Dispositionen („Kernszenen“) der Angstentstehung
- Angst – andere zentrale Affekte: aggressive Gefühle, Scham,
Demütigung, sexuelle Erregung etc.
- sukzessiv ansteigende Reife von psychischen Strukturen und
Funktionen, speziell in Toleranz, Abwehr von / Coping mit Angst
Psychische Organisiertheit von Ängsten
Angst vor
Selbstverlust,
„verrückt zu
werden“
Angst um
Existenz bei
schwerer
Depression
frei
flottierende
Angst
(GAD)
Angst vor
Krankheit/
um Gesundheit
(Hypochondrie)
Angst vor
Hilflosigkeit
(Agorahobie)
isolierte
Anfälle
von Angst
(Panikattacken)
gerichtete,
objektbezogene
Furcht / Angst
(spezifische
Phobie)
Eckhardt-Henn et al. (2004)
Psychodynamische Modellvorstellungen zur Entstehung /
Aufrechterhaltung von Angststörungen
Hoffmann (1984)
Angst – Furcht - Panik
neuroanatomische Zentren der Angstregulation
Amygdala:
Kontrollzentrum für Expression der Affektspannung,
entscheidend für emotionale Konditionierung,
Angstgedächtnis, Angstdetektion, autonome Aktivierung
Hippocampus:
reguliert Extinktion / Reexpression von konditionierter
Angst über Amygdala und MPFC;
Kontrolle über Angstkontext
Medialer PFC:
Down-Regulation der amygdalären Aktivität
wichtig für Extinktion – Hemmung konditionierter
Angst/Furcht
Anteriores Cingulum:
reguliert den Grad / Intensität des affektiven Distresses,
der durch emotionale Aktivierung ausgedrückt wird
Anteriore Insel:
interozeptives Vorhersagesignal: Differenz zwischen
aktuellem u. künftigem Körperzustand
Schneller defensiver Abwehrregelkreis
Bedrohlicher Stimulus
Cortex
Thalamus / Hippocampus
Trigeminus, Facial.
basolaterale
zentraler
Kerne
Kern
Amygdala
BNST
Ncl. reticularis
pontis centralis
potenzierter Startle
zentrales
Grau
dorsal - ventral
Aktive Abwehr:
F–F
motorischer Kern
lateraler
Hypothalamus
ANS
Behaviorales
Freezing
Herzrate
+/-
RR
+/-
endokrin
Schweiß
Gesichtsexpression
Furcht / Distress
Neuroanatomie der Angst
Zentrale Rolle der Amygdala
- sensorische Information über Thalamus
- viszerosensorische Informationen über
über Nc. solitarius, Nc. parabrachialis
Locus coeruleus
aus: Bandelow (2001)
Neuroanatomie der Angst
Auslösung von Furcht- und
Angstreaktionen
grundlegende Rolle der
zentralen Kerne der Amygdala
aus: Bandelow (2001)
Neuroanatomie der Angst
Abgleichung einer Gefahrensituation
mit früheren Sinneseindrücken
Thalamus – primäre sensorische
Rindenfelder – Assoziationsgebiete –
Hippocampus
Bedeutung des präfrontalen Cortex
aus: Bandelow (2001)
Neurotransmitter- /Rezeptormodelle
der Angststörungen






GABA-System
Serotonerges System
Noradrenerges System
Glutamaterges System
Dopaminerges System
et multa alia
Neurotransmitter- /Rezeptormodelle
der Angststörungen
GABA - System
häufigste Form: α1β2γ2
Diazepam: hohe Affinität gegenüber α1-3, 5βγ2
einzelne Untereinheiten mit differenziellen Funktionen assoziiert:
Anxiolyse, Stressreagibilität, Schlaf, Lernen, Gedächtnis
nach: Möhler et al. (2004)
Neurotransmitter- /Rezeptormodelle
der Angststörungen




Serotonin - System
5-HT1A (präsynaptischer AR):
Hemmung u. Synthese von 5-HT
5-HT1A (postynaptisch – G-Protein):
Modulation der HPA-Achse: z.B.
Buspiron (Azapirone) stimulieren
prä-, blockieren postsynaptisch
bei Langzeit-Applikation:
Verringerung der 5-HT2-Rezeptoren
(Phosphoinositol)
TZA (Imipramin) MAO-H: 5-HT2A
SSRI, MAO-H: 5-HT2C
Zusammenhang auch zum SerotoninTransporter-Gen
Interaktion mit der HPA-Achse
Neurotransmitter- /Rezeptormodelle
der Angststörungen







Noradrenalin - System
emotionales Gedächtnis
LC - Amygdala
zentrale sympathische Efferenzen
LC – HPA Achse
β1-Rezeptor (postsynaptisch): somatische
Symptome gut durch β-Blocker koupierbar
α2-Rezeptor (präsynaptisch): Clonidin /
Yohimbin, Neuropeptid Y
hohe Komplexität
Neurotransmitter- /Rezeptormodelle
der Angststörungen



Dopamin - System
verringerte dopaminerge Neurotransmission
speziell bei der sozialen Phobie (v. a. Striatum)
Klinische Beobachtungen beim
Morbus Parkinson mit hoher Assoziation
von Angststörungen
vermehrte Angstsymptome beim GTS
unter Haloperidol
Alpha2-Delta-Liganden an spannungsabhängigen
Calzium-Kanälen im Angstregelkreis
Angstkonditionierung: primär unter
noradrenergem Einfluss (BLA)
Konsolidierung, aber auch Extinktion
der konditionierten Angstreaktionen
wesentlich über Glutamat vermittelt
im gesamten Angst/Furcht-Regelkreis
Erregungsausbreitung von
spannungsabhängigen Calzium-Kanälen
unterhalten
Alpha2-Delta-Liganden (z.B. Gabapentin,
Prägabalin) v. a. bei stark aktivierten
Calzium-Kanälen blockierend
Angst – Ängstlichkeit – Angststörung
Genetische Modelle
Risiko für definierte Angststörung ist für Verwandte 1. Grades eines
Angstpatienten signifikant erhöht:

Panikstörung:
OR = 5.0

spezifische Phobien:
OR = 4.1

Generalisierte Angststörung: OR = 6.1 (Hettema et al. 2001)
genetische Beitrag für Angststörungen unter 40% der erklärten Varianz
(Scherrer et al. 2000; Kendler et al. 2001)
zugrunde liegende Struktur von genetischen Einflüssen und Umweltrisikofaktoren:
zwei dichotomisierende genetische Faktoren:

Panikstörung, Agoraphobie, Generalisierte Angststörung,

spezifische Phobien

soziale Phobie: Zwischenstellung
gemeinsamer Faktor einer geteilten Umwelt: weniger als 12 % der Varianz
störungsbezogene spezifische Umweltfaktoren
(Hettema et al. 2005)
Genetik der Panikstörung

Serotonin-Transporter Assoziation mit Amygdala Furcht-Angstreaktion
- angsterfüllte
Gesichter bewirken eine Amygdala-Reaktion: fMRI
Hariri et al. (2002, 2005) gesunde Versuchsprobanden
„S“-Allel-Träger zeigen eine größere Amygdala-Aktivierung
Serotonin-Transporter-Genpolymorphismus:
Vulnerabilitätsmechanismus für Angst und Depression
Träger des s-Allels in funktionellem 5´ Promotor Polymorphismus des Serotonin-Transporter-Gens:
• erhöhtes ängstliches Temperament, verstärkte Reaktivität der Amygdala, erhöhtes Depressionsrisiko
• morphometrisch: verringertes Volumen von Amygdala und Cingulum perigenuale (ACC)
• Funktionsanalyse: Entkoppelung des Amygdala-Cingulum-Regelkreises in der Verarbeitung von Angststimuli
[Pezawas et al. 2005]
Serotonin-Transporter-Genpolymorphismus:
Vulnerabilitätsmechanismus für Angst und Depression
dieser Serotonin-Transporter-Gen-Polymorphismus funktionell relevant nur
unter stressvollen Umweltbedingungen, möglicherweise auch nur in einem
kritischen Zeitfenster der frühen Entwicklung
Behandlung der Angststörung



Angststörungen sind heute wirksam und sicher zu behandeln
Es besteht kein Widerspruch zwischen einem medikamentösen
und einem psychologischen Behandlungsansatz
Im Gegenteil: Kombinationstherapien sind häufig angezeigt
und auch am wirksamsten
Neurotransmission von im 5-HT-, NA- u. DA-System
als Voraussetzung einer anxiolytischen /antidepressiven
Wirkung
Wiederaufnahmehemmung von 5-HT-, NA- u. DA-Transportermechanismen:
vermehrtes Angebot von 5-HT, NA u. DA im synaptischen Spalt –
längere Interaktion an postsynaptischen Rezeptoren –
adaptive Mechanismen an diesen postsynaptischen Rezeptoren mit antidepressiver
Wirkung zwar korreliert, aber Epiphänomene
Molekulare Prozesse in der Vermittlung
anxiolytischer und antidepressiver Effekte
entscheidende Bedeutung der glutamatergen
Neurotransmission für synaptische Plastizität
(LTP) u. auch antidepressive Wirksamkeit
NMDA: Ca-Einfluss in die Zelle: Aktivierung
einer Reihe von second-messengers:
- Calzium-Calmodulin- abhängige Kinase II rasche Phosphorilierung – Einbau von AMPA –
Aktivierung von „silent synapses“
- cAMP unter Kontrolle von 5-HT, NA, DA u. Ca
- Aktivierung einer Transduktionskaskade –
Induktion von Genen und Proteinneusynthese
- cAMP-abhängige Proteinkinase A
- Mitogen-aktivierte Proteinkinase
- Calzium-Calmodulin-abhängige Kinase IV
- Aktivierung von Transkriptionsfaktor CREB
- Induktion von Effektorgenen: Produktion von
Neurotrophinen: BDNF, VEGF
[Pittenger & Duman 2008]
Wachstumsfaktoren – Neuroplastizität molekulare Voraussetzung von Lernen u.
Gedächtnis – antidepressive Wirksamkeit
Psychopharmakotherapie der Angststörungen
EbM-Einstufung
GAD
Panikstörung
soziale Phobie
Venlafaxin
Venlafaxin

SSNRI

SSRI
Venlafaxin [A]
Duloxetin
[B]
Paroxetin
[A]
Sertralin
Escitalopram
[A]

S-AD
Trazodon
[B]
Mirtazapin

TZA
Imipramin
[A]
Imipramin
[A]
Clomipramin

Buspiron

MAO-I

BDZ
A, D
[A]

Andere
Opipramol
Hydroxyzin
Pregabalin
Quetiapin
[B]
[B]
[A]
[B]
Citalopram [A]
Escitalopram
Fluoxetin
Fluvoxamin
Paroxetin
Sertralin
[A]
Escitalopram [A]
Fluoxetin
Fluvoxamin
Paroxetin
Sertralin
[B]
[A]
Phenelzin
[A]
Moclobemid
A, C, D, L
[A]
Phenelzin
[A]
Moclobemid
B, C
[A]
Reboxetin
Gabapentin
Pregabalin
Olanzapin
[B]
[B]
[B]
[B]
Psychopharmakotherapie der GAD

Mittel der 1. Wahl
SSRI:
SSNRI:
α2δ-Liganden:

Mittel der 2. Wahl
SSNRI:
5-HT1A-Agonist:
TZA:

Citalopram / Escitalopram
Paroxetin, Sertralin
Venlafaxin (XR)
Pregabalin
Duloxetin
Buspiron
Imipramin
Mittel der 3. Wahl
Benzodiazepine
Opipramol, Quetiapin
Pharmakotherapie
Panikstörung – soziale Phobie
Panikstörung
soziale Phobie

Mittel der 1. Wahl
SSRI
Venlafaxin
SSRI
Venlafaxin

Mittel der 2. Wahl
Clomipramin
Imipramin
Alprazolam
Pregabalin
Gabapentin
(Phenelzin)

Clonazepam
Lorazepam
Gabapentin
Mittel der 3. Wahl
Clonazepam
Moclobemid
Olanzapin
Psychopharmakotherapie der GAD
Klinische Perspektive









Nebenwirkungen / Verträglichkeit
assoziierte depressive Störung
stark ausgeprägte psychische Angst
assoziierte Schlafstörung
initiale Unruhe unter SSNRI/SSRI
keine BDZ-Vormedikation
ausgeprägte BDZ-Vormedikation
mittlerweile Alternativansatz
Pharmakologische Therapieresistenz
SSNRI, SSRI > TZA
SSNRI, SSRI > Benzodiazepine
SSNRI, SSRI > Benzodiazepine
SARI
+ Benzodiazepine
Buspiron
Benzodiazepine + SSNRI/SSRI
Pregabalin
+ Atypikum (keine EbM-Daten)
Psychopharmakotherapie der GAD
Pragmatische Perspektive







unter SSRI/SSNRI initial zusätzliche ängstliche Unruhe möglich: + BDZ
bei guter Response: Medikation in therapeutisch wirksamer Dosis > 6 Monate >
bei allgemein hoher Chronizität / klinischer Komplexität:
selbst bei guter Stabilisierung großes Rezidivrisiko:
Langzeitmedikation
bei stark ausgeprägter Ängstlichkeit + Versagen anderer pharmakologischer
u. psychotherapeutischer Optionen eventuell längerfristiger Einsatz von BDZ
- subjektives Wohlbefinden
- berufliche Leistungsfähigkeit
mit/ohne BDZ
- Lebensqualität
mittlerweile echte Alternative: Pregabalin (200 - 450 mg/die)
allgemeines Ziel: möglichst vollständige Kontrolle der Angstsymptome
bei Therapiersistenz: unterschiedliche Kombinationen / Augmentationen,
aber noch unzureichende empirische Basis
Psychotherapie der Angststörungen
Allgemeine Aspekte

Psychoedukation

Kontrollierte Selbstbeobachtung

Atmung – Entspannung

Aufgabe von Vermeidung – Exposition

Affektiv-kognitive Umstrukturierung

Therapeutische Beziehung
Was sind anerkannte wirksame
Psychotherapieformen ?

Kognitive Verhaltenstherapie
 Psychodynamische Psychotherapie
Kognitive Verhaltenstherapie der Angststörungen





zeitlich begrenzt, syndromorientiert
keine umfassende Nachreifung einer konflikthaften Persönlichkeit
Problemsegmentierung, -hierarchisierung als Ergebnis einer
multimodalen Verhaltensdiagnostik
Problemverhalten der speziellen Angststörung in definierten
psychosozialenSituationen bez. verursachender und
aufrechterhaltender Kontingenzen
ev. Funktionalität des individuellen Störverhaltens für übergeordnetes System
therapeutische Ansatzpunkte auf:
- physiologischer
- kognitiv-evaluativer
- Verhaltensebene
störungsorientierte Spezifizierung
Kognitive Verhaltenstherapie der
Panikstörung + Agoraphobie


sowohl kognitive als auch behaviorale Behandlungselemente
neben offenen, toleranten, verständnisvollen therapeutischen Beziehung
fünf grundlegende therapeutische Grundkomponenten
1. Aufklärende Information über Natur einer Panikstörung, speziell Circulus vitiosus
2. Erwerb von Fertigkeiten zur Symptombewältigung wie Entspannungs-/ Atemübungen
3. Kognitive Restrukturierung der innerseelischen Bewertung des Panikerlebnisses
vor allem Modifikation des dysfunktionalen Denkstils
4. Interozeptive Exposition zur Löschung der Furcht vor Angstsymptomen
5. In-vivo-Exposition zur Reduktion des agoraphobischen Vermeidungsverhaltens
Spirale von Angst und Panik
„es ist sicher etwas Schlimmes
passiert !“
„da muss doch eine schlimme
körperliche Krankheit
bei mir sein!“
„ich bekomme einen Herzinfarkt!!
„ich muss einen Hirntumor haben!“
„ich werde verrückt!“
Die beste Angsttherapie ist,
in ängstigende Situationen zu gehen
und die Angst auszuhalten
Habituation
Kognitive Verhaltenstherapie der GAD

multimodales Angstbewältigungstraining
- Entspannungstechniken wie Progressive Muskelrelaxation / Biofeedback
- systematische Modifikation des negativen Gedankenkreisens
(Katastrophenantizipation, Überzeugung der Unkontrollierbarkeit)
- Problemlösungstraining für definierte soziale Herausforderungen
- soziales Selbstsicherheitstraining
- sukzessive Wiederaneignung verschiedenster aufgegebener Lebensbereiche
- bei umschriebenem Vermeidungsverhalten: Expositionstraining
Kognitive Verhaltenstherapie der sozialen Phobie
Grundprobleme:
- oft diagnostische Überschneidung mit GAD, Persönlichkeitsstörung
- oft langfristiger chronischer Verlauf
- häufige psychiatrische Komorbidität (Depression, Alkohol- u. Medikamentenmissbrauch)
Therapeutische Herausforderungen:
- negatives Selbstkonzept
- prekäre Selbstwertregulation / verstärkt abhängig vom Urteil anderer
- überzogene eigene Leistungsansprüche / oft Defizite in tatsächlicher sozialer Kompetenz
Forcierte Konfrontationsarbeit problematisch
Schulung / Training in „social skills“
Identifikation u. Modifikation des grundlegenden dysfunktionalen Denkstils
erst dann Expositionstraining in definierten sozialen Situationen
Kognitive Verhaltenstherapie der spezifischen Phobien

erstes therapeutisches Ziel = Vermeidung einer angstauslösenden Situation / Objekts
erlaubt zwar gewisse Angstkontrolle, aber negative Verstärkung des Angstverhaltens

Methode der Wahl: Konfrontation mit der Angst + Überwindung
1. Reizüberflutung (Flooding): unmittelbare Exposition mit maximaler Angstauslösung
2. Abgestufte Exposition
3. Systematische Desensibilisierung (in imaginatione / in vivo)
Kognitive Verhaltenstherapie
der Angststörungen - EbM
•
Panikstörung +
Agoraphobie
Generalisierte
Angststörung
•
•
•



Soziale
Phobie
Spezifische
Phobien
•
•



Metaanalyse zur Akutwirksamkeit: Evidenz-Level A (Gould et al. 1995; Otto et al. 1994)
hohe Erfolgsquoten: > 70%
mit guter Stabilität der Effekte über mindestens 2 Jahre (Craske et al. 1991)
„sozialphobische“ Kognitionen: eher ungünstiger Prädiktor (Hicks et al. 2005)
Einfluss von Therapeuten-Variablen (Erfahrung, Kompetenz) (Huppert et al. 2001)
Metaanalyse zur Akutwirksamkeit: Evidenz-Level A (Gould et al. 2003)
Stabilität im Follow-up nach 8 Monaten nachgewiesen (Linden et al. 2005)
Positive Effekte auch in der Langzeitperspektive nachweisbar (8 – 12 J)
Komplexität, Schweregrad: Outcome (Durham et al. 2003)
Metaanalyse zur Akutwirksamkeit: Evidenz-Level A (Gould et al. 1997; Fava et al. 2001)
Kognitive T > Exposition + Entspannung (Clark et al. 2006): gute Erfolge
mit guter Stabilität über mehrere Jahre (Turk et al. 2002)
Metaanalyse zur Akutwirksamkeit: Evidenz-Level A (Ruhmland, Margraf 2001)
hohe Erfolgsquote: ca. 90%
Angstkonfrontation > Angstmanagement (Exposition > systematische Desensibilisierung)
ca. 20 – 25% lehnen Expositionsverfahren ab
Psychodynamischer Fokus
in der Behandlung von Angststörungen
Störungsorientierte Beiträge zur
Psychodynamik der Panikstörung
Typische Auslösesituationen
bedrohte Bindung
Verlassenheitsangst
Hilflosigkeit, Ohnmacht
ärgerliche, wütende Vorwürfe
Verlustangst, Schuld
furchtsame Abhängigkeit
ödipale Kompetition +
präödipale Phantasien +
bedrohte Bindung
Regression auf abhängige Position
homosexuelle Ängste
reaktive Aggressivität
Zyklen der präödipalen / ödipalen
Psychodynamik bei Panik
Störungsorientierte Beiträge zur
Psychodynamik der Agoraphobie
Phänomenologie:
zentral:
Furcht vor öffentlichen Plätzen, Menschenansammlungen
inklusive Phänomene der Klaustrophobik
Beginn oft mit Angstanfall (=Panikattacke)
Hyperventilationssyndrom (60%)
befürchtet, in Öffentlichkeit Angstanfall
hilflos ausgeliefert zu sein: intensive Scham / Alleinsein
Schwindel – in Ohmacht fallen
Abwesenheit einer sicherheitsstiftenden Person
(„Pseudophobie“)
agoraphobe Vermeidungsreaktion
Angst vor der Angst (= Angstanfall)
schwerwiegende psychosoziale Beeinträchtigungen
Psychodynamische Therapie der Angststörungen

trotz hohen Anteils in der psychotherapeutischen Versorgung deutlich geringere Anzahl an Studien

erste empirische Untersuchungen liegen vor allem für die Panikstörung
mit insgesamt recht ermutigenden Resultaten vor (Klein et al. 2003; Milrod et al. 1997, 2000,
2001; 2007; Wiborg, Dahl 1996)

Bewertung älterer Studien zur GAD: mögliche Effizienz
(Crits-Christoph 1995, 1996; Leichsenring et al. 2002; 2009)

jenseits zu erbringender Wirknachweise im Vergleich zu kognitiv-behavioralen Ansatzen hohe
Bedeutsamkeit für das Verständnis und die Interaktion mit Angstpatienten in therapeutischer
Beziehung
EbM
• Panikstörung [B]
• Generalisierte Angststörung [B]
• Soziale Phobie [D]
• Spezifische Phobien [E]
Störungsorientierte Beiträge zur
Psychodynamik der sozialen Phobie
Psychodynamik:
zentraler Affekt = Scham, Angst vor öffentlicher Erniedrigung
Überzeugung = grundlegende Defizienz, Inkompetenz
defizitäre Selbstsicht vs. kompensatorisch überhöhte Selbstsicht
Affekt der Scham und Schuld
Triebdynamik („Verschiebung nach oben“ – Erythrophobie)
unsichere Bindung (Trennungsangst)
Schicksale des Abwehr-/Sicherheitsverhaltens
Interpersonelle Synopsis der vermeidenden Persönlichkeit (nach L.S. Benjamin 1996)
1. am Beginn: liebende Fürsorge
2. Kontrolle über sozial kompatible
Erscheinung: Spott für Versagen
3. forcierte Autonomie, Brüche
4. Warnung vor sozialen Außenseitern
sozialer Rückzug wird gestützt
-
Wünsche nach sozialem Kontakt/Fürsorge
starke Selbstkontrolle, unsicheres Selbstbild
hohe Empfindlichkeit gegenüber Demütigung
Bemühen zu gefallen, subjektive
Zurückhaltung, Suche nach Sicherheit
- paranoide Ängste vor Außenseitern
Loyalität gegenüber Familie
Psychopharmakotherapie und Psychotherapie
in der Behandlung von Angststörungen

In Vergleichsstudien: tendenziell günstigere Effekte der Psychotherapie > Pharmakotherapie
(Roth, Fonagy 2005)

In Kombinationsstudien: oft schwieriger Nachweis eines zusätzlichen Benefits, aber

Klinischer Schweregrad, psychiatrische Komorbidität, langfristige Rezidivquoten, nicht
selten begrenzte Therapieerfolge je eines Ansatzes bei vielen Angststörungen stellen eine
Indikation für eine Kombinationsbehandlung dar (Morrison, Westen 2001; Morrison et al 2003).

In der Praxis häufig, die empirische Basis hierfür aber schmal (Kuzma, Black 2004)
hohes Rezidivrisiko nach Absetzen der Medikamente, wenn Pharma-mono
BDZ: Missbrauchs- u. Abhängigkeitsproblematik
komplexere psychosoziale / psychodynamische Rahmenbedingungen
Kombinationsbehandlungen bei Angststörungen
EbM-Lage

Panikstörung +
Metaanalyse (Mitte 2005):
kaum Vorteile
Metaanalyse (Furukawa et al.2006): Vorteile in Akutbehandlung
in Langzeitperspektive: Pharmako- plus:
Psychotherapie plus:
+
+/-
BDZ + Exposition
AD + Exposition:
bedeutsam:
mögliche negative Interferenz mit therapeutischem Lernen
keine negative Interferenz (Mavissakalian, Michelson 1986)
Unterscheidung: Akutintervention/Langzeitmedikation
(Vanelli 2005; Otto et al. 2005; Thase u. Jindal 2004)
sequentiell:
Absetzen von BDZ: + KVT > Rückfallrisiko (Bruce et al. 1995)
ungenüg. Response auf KVT: + SSRI: ++ (Kampman et al. 2002)

GAD
häufige Praxis, mangelnde Empirie (Kuzma, Black 2004)

Soziale Phobie
häufige Praxis, günstigere Datenlage, aber komplexe Zusammenhänge (Belzer et al. 2005)
Kombination: raschere Akutkontrolle; Langzeit: Pharma + > Pharma, Psycho + = Psycho
(Prasko et al. 2006)

Spezifische
Phobien
typischerweise keine Indikation für Pharmakotherapie mono- /kombiniert
aber theoretisch interessant: D-Cycloserin (glutamaterg) / Hydrocortison
therapeutisches Neulernen signifikant gefördert (Ressler et al. 2004; Ledgerwood et al. 2005;
Soravia et al. 2006; de Quervain et al. 2007)
Behandlung der Angststörungen –
Zusammenfassung

Bis zu 80 % der unkomplizierten spezifischen Phobien und
Panikstörungen können sehr gut und auch vor allem auch
anhaltend mit Kurzpsychotherapie gebessert werden.

Generalisierte Angststörungen und soziale Phobien benötigen
häufig längerfristige Psychotherapien

Schwere Angststörungen, vor allem bei chronischen
Verläufen, zusätzlichen psychischen Komplikationen und
ausgeprägter psychosozialer Beeinträchtigung / Behinderung
müssen zusätzlich medikamentös behandelt werden
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