Von der Wellenfunktion zur Diodengleichung Halbleiterphysik Robert Caffier 17. April 2012 1 Robert Caffier Seite 2 Inhaltsverzeichnis 1 Vorbemerkung 1.1 Wellenfunktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2 unendlicher Potentialtopf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Elektronen in Kristallen 2.1 Potenziale in Kristallen . . . . . . . . . 2.2 Die effektive Masse . . . . . . . . . . . 2.3 Energiebanddiagramm . . . . . . . . . 2.4 Konstruktion eines Energiediagrammes 2.5 Generation-Rekombination . . . . . . . 2.6 Bilanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Metall und Metall-Halbleiter-Kontakte 3.1 Metall-Metall-Kontakt . . . . . . . . 3.2 Metall-Halbleiter-Kontakt . . . . . . 3.2.1 Schottky-Barrieren . . . . . . 3.2.2 Ohmsche Kontakte . . . . . . 4 p-n 4.1 4.2 4.3 4.4 . . . . . . . . . . . . . . Übergänge Dotierung . . . . . . . . . . . . . . . . . Gleichgewicht-Nichtgleichgewicht . . . . Durchbruch . . . . . . . . . . . . . . . . Ströme in der pn-Struktur . . . . . . . . 4.4.1 Ableitung der Diodenkennlinie . . 4.4.2 Ableitung der Diffusionsgleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Danksagung und Kontakt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 5 5 . . . . . . 8 8 10 12 20 22 23 . . . . 25 25 28 28 32 . . . . . . 35 35 37 40 42 44 48 49 Datum: 17. April 2012 Gesamtseiten: 49 Robert Caffier Seite 3 Abbildungsverzeichnis 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 eindimensionale Wellenfunktion ohne Zeitabhängigkeit . . . Wellenfunktionen im unendlichen Potentialtopf . . . . . . . . Verteilungsdichte im unendlichen Potenzialtopf . . . . . . . . periodisches eindimensionales Potenzial . . . . . . . . . . . . Dispersionsrelation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einschränkung auf Brillouin-Zone . . . . . . . . . . . . . . . Kosinus-Verlauf des Potenzials . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Bereich in dem die Schrödingergleichung keine Lösungen Leitungsband und effektive Massen . . . . . . . . . . . . . . Bänderstruktur für Silizium . . . . . . . . . . . . . . . . . . vereinfachtes Band-Schema für zwei Bänder . . . . . . . . . Banddiagramm in Silizium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Band-Diagramm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ZustandsDichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fermi-Dirac-Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lage der Fermi-Dirac-Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . Dichten der n und p Trägerteilchen . . . . . . . . . . . . . . bei n-Dotierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzentrationen bei n-Dotierung . . . . . . . . . . . . . . . bei p-Dotierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzentrationen bei p-Dotierung . . . . . . . . . . . . . . . konstante Fermienergie einzeichnen, Kontakt pn markiert . . Bänder verschieben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bandverbiegung einzeichnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . Metall: Austrittsarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Metall1, Metall2 getrennt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Elektronen Akkumulation und Verarmung . . . . . . . . . . Kontakt herstellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Spannung angelegt, Metall2 hat größeren Widerstand . . . . Bezeichnungen im Halbleiter . . . . . . . . . . . . . . . . . . getrennte Diagramme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kontakt hergestellt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ladungsverteilung im Gleichgewicht . . . . . . . . . . . . . . Datum: 17. April 2012 . . . . . . . . . . . . . . hat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 6 7 8 9 9 10 10 11 12 13 14 14 15 16 16 17 18 19 19 20 21 21 22 25 25 26 26 27 28 29 29 30 Gesamtseiten: 49 Robert Caffier 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 Seite 4 Vorwärtsrichtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rückwärtsrichtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . getrennte Diagramme vor dem Kontakt . . . . . . . . Kontakt hergestellt, dynamisches Gleichgewicht . . . Ladungsverteilung im Gleichgewicht . . . . . . . . . . Metall positiv vorgespannt . . . . . . . . . . . . . . . Metall negativ vorgespannt . . . . . . . . . . . . . . . Dotierung des abrupten pn-Überganges . . . . . . . . Raumladungszone im Gleichgewicht . . . . . . . . . . Ladungsträger im Gleichgewicht . . . . . . . . . . . . Raumladungen im Gleichgewicht . . . . . . . . . . . Banddiagramm im Gleichgewicht . . . . . . . . . . . Ladungsträger bei Sperrichtung . . . . . . . . . . . . Banddiagramm bei Sperrichtung . . . . . . . . . . . . Raumladung in Vorwärtsrichtung . . . . . . . . . . . Banddiagramm in Vorwärtsrichtung . . . . . . . . . . Ladungsträgervervielfachung . . . . . . . . . . . . . . Tunneleffekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eine Seite der Raumladungzone erreicht den Kontakt Ladungsträgerdichten bei Vorwärtsrichtung . . . . . . Ströme bei Vorwärtsrichtung . . . . . . . . . . . . . . Ladungsträgerdichten bei Rückwärtsrichtung . . . . . Ströme bei Rückwärtsrichtung . . . . . . . . . . . . . neues Koordinatensystem . . . . . . . . . . . . . . . . Kontinuitätsgleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . Datum: 17. April 2012 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 31 32 32 33 34 34 35 36 36 37 37 38 38 39 39 40 40 41 42 42 43 43 46 48 Gesamtseiten: 49 Robert Caffier Seite 5 1 Vorbemerkung 1.1 Wellenfunktionen Zur Beschreibung von Materie, Teilchen und deren Dynamik im Mikrokosmos können die Gesetze und Vorstellungen des Makrokosmos nicht mehr angewendet werden. Die Beschreibung der Vorgänge und Zustände des Mikrokosmos leistet die Quantenmechanik. Die im Makrokosmos gültige klassische bzw. relativistische Mechanik steht mit der quantenmechanischen Formulierung in Verbindung. Dazu mehr im Vortrag. Einschränkend muss hier bemerkt werden, dass die Quantenmechanik ein sehr umfangreiches Teilgebiet der Physik ist. Leider ist sie auf Grund ihrer mathematischen Struktur oft nicht anschaulich, sondern nur abstrakt darzustellen. Da es in diesem kleinen Vortrag aber in erster Linie auf die grundlegenden Zusammenhänge und Begriffe ankommt, werden wir uns auf anschauliche und einfache Beispiele beschränken. Trotzdem muss man zum Verständnis der Quantenmechanik von den gewohnten klassischen Betrachtungsweisen von Materie und ihrer Dynamik und Kinematik Abstand nehmen. Der zentrale Begriff in der Quantenmechanik ist die Wellenfunktion Ψ(x, t) (auch Zustandsfunktion genannt). Sie enthält alle Informationen über das betrachtete System. Abbildung 1: eindimensionale Wellenfunktion ohne Zeitabhängigkeit Eine solche Zeichnung kann leider nicht die Zeitabhängigkeit zeigen. 1.2 unendlicher Potentialtopf Als Beispiel wollen wir den unendlich tiefen Potenzialtopf heranziehen, weil die Wellenfunktionen und die zugehörigen Energieniveaus einfach zu berechnen sind. Datum: 17. April 2012 Gesamtseiten: 49 Robert Caffier Seite 6 Abbildung 2: Wellenfunktionen im unendlichen Potentialtopf Die Wirklichkeit ist allerdings eine Stufe komplexer. Die Wellenfunktionen drehen sich zeitabhängig um die x-Achse ( im eindimensionalen Fall ). Deshalb wird eine weitere Dimension gebraucht, um dies darzustellen. Diese zusätzliche Zahlenachse ist keine reelle, sondern eine imaginäre. Im einfachsten Fall ( bei stationären Lösungen ) ist diese Drehung in der komplexen Zahlenebene gleichmäßig für alle Wellenteile. Filme: animKasten1, animKasten2 Durch Multiplikation mit der konjugiert komplexen Wellenfunktion erhält man die Verteilungsdichte, aus der dann alle physikalischen Werte folgen. Bei stationären Lösungen ist diese Dichte zeitunabhängig, weil der exponentielle Zeitfaktor in den Wellenfunktionen bei der Multiplikation wegfällt: r ψn (x, t) = r ψn∗ (x, t) = i π 2 sin(n x)e− h̄ En t , L L n = 1, 2, ... i π 2 sin(n x)e+ h̄ En t , L L n = 1, 2, ... und i i e− h̄ En t e+ h̄ En t = 1, n = 1, 2, ... Wenn dieser Fall vorliegt, kann man sich - wenigstens zeichnerisch und rechnerisch die Drehung in der komplexen Ebene ganz schenken und auch nur den ortsabhängigen i Anteil ψn (x) der Wellenfunktionen ψn (x, t) = ψn (x)e− h̄ En t betrachten. Daher kommt der Name statonäre Lösungen. Für den unendlich tiefen Potenzialtopf ergibt sich: Datum: 17. April 2012 Gesamtseiten: 49 Robert Caffier Seite 7 Abbildung 3: Verteilungsdichte im unendlichen Potenzialtopf Die allgemeine Lösung ist allerdings in der Regel eine Überlagerung mehrerer stationärer Wellenfunktionen, denn wenn ψ1 (x, t) und ψ2 (x, t) die zeitabhängige Schrödingergleichung lösen, dann auch ψ1,2 (x, t) = αψ1 (x, t) + βψ2 (x, t) α, β ∈ C. Jetzt drehen sich unterschiedliche Teile der Gesamtwellenfunktion mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten in der komplexen Ebene. Die Verteilungsdichte wird dann zeitabhängig, weil die zeitabhängigen e-Funktionen bei der Produktbildung nicht mehr entfallen ( es stecken ja unterschiedliche En -Werte in den Termen ). Jetzt kann man sich vorstellen, dass auch ( fast wie bei klassischen Teilchen ) Bewegung beschrieben werden kann. Filme: Kasten1+2, Kasten1-4 Filme: Kasten Quad Für wirklichkeitsnähere Aufgaben gerät unsere Vorstellungskraft schnell an seine Grenzen, vor allem wenn man an eine dreidimensionale Welle ( immer noch nur eines Quantenobjektes ) denkt, deren Drehung ja in einer weiteren imaginären Dimension erfolgen muss. Das ist nur noch mathematisch zu beherrschen. Bei mehr als einem Quantenteilchen summieren oder multiplizieren sich die Dimensionen der Darstellungsräume. Datum: 17. April 2012 Gesamtseiten: 49 Robert Caffier Seite 8 2 Elektronen in Kristallen 2.1 Potenziale in Kristallen In Kristallen bewegen sich die Wellenfunktionen ( Elektronen ) in einem regulären Potenzial V (x) das von den Atomen ( und bei manchen Modellen zusätzlich von den anderen Elektronen ) gebildet wird. Das Potenzial hat in vielen Fällen eine periodische Struktur, bestehend aus endlich tiefen Potenzialtöpfen: Abbildung 4: periodisches eindimensionales Potenzial Die Lösungen der Schrödingergleichung für ein solches Potenzial sind schwierig zu finden. Das Blochsche Theorem zeigt aber, dass sie von der Form : ψ(x) = U (x)eikx sind. Damit haben wir: • Die Lösungen ähneln denen der freien ebenen Welle ψ(x) = eikx • Freie Elektronenwellen haben eine konstante Amplitude, während im periodischen Potenzial auch die Amplituden die Periodizität des Gitters haben: U (x) = U (x+a) • Der Parameter k hängt wieder mit dem Impuls des Elektrons zusammen. Ein wichtiger Unterschied: Nur für Werte zwischen − πa und πa ( eindimensional ) sind die k-Werte eindeutig. • ψ(x) ist periodisch über 2π a 2 2 Wichtig ist hier die Dispersionsrelation E(k), die für freie Elektronen E = h̄2mk lautet. 2 2 n) Für das fast freie Elektronengas gilt: Ek = h̄ (k+G mit einem reziproken Gittervektor 2m Gn . Wir bemerken: Datum: 17. April 2012 Gesamtseiten: 49 Robert Caffier Seite 9 • Jedes n liefert eine Parabel für E(k) • E ist eine periodische Funktion von k mit der Periodizität 2π a • E ist eine vieldeutige Funktion • E ist nur im Intervall − πa < k < π a eindeutig Abbildung 5: Dispersionsrelation Abbildung 6: Einschränkung auf Brillouin-Zone Realistischer ist die Berechnung eines echten periodischen Potenzials 6= 0, hier ein ( einfach zu rechnender ) Kosinus-Verlauf, der aber alles Wesentliche liefert. Datum: 17. April 2012 Gesamtseiten: 49 Robert Caffier Seite 10 Abbildung 7: Kosinus-Verlauf des Potenzials Das allgemein gültige Ergebnis zeigt, dass in der Nähe der Brillouin-Zone das Energieband aufspaltet. Es gibt einen Energiebereich ohne zugehörige Lösungsfunktionen. Das ist typisch für Halbleiter und Isolatoren. Abbildung 8: Der Bereich in dem die Schrödingergleichung keine Lösungen hat 2.2 Die effektive Masse Wirkt auf eine Elektronenwelle mit Wellenvektor k im Kristall eine äußere Kraft F, dann gilt h̄ dk = F . Daraus lässt sich die Verknüpfung zur klassischen Bewegungsgleichung dt 2 −1 ersetzt werden. F = ma herstellen: m muss durch die effektive Masse m∗ = h̄2 dd2Ek Die Masse hängt jetzt also von der Dispersionsrelation ab. Die Graphik zeigt etwas Ungewöhnliches: Negative Massen. Datum: 17. April 2012 Gesamtseiten: 49 Robert Caffier Seite 11 Abbildung 9: Leitungsband und effektive Massen Das Elektron bewegt sich also in einem periodischen Potential so, als ob es die Masse m* hätte. Die Beschleunigung der Kristallelektronen verläuft dabei nicht notwendigerweise in Richtung der Kraft, sie kann auch in die entgegengesetzte Richtung zeigen. Die Erklärung hierzu liegt in der Braggreflexion des als Welle aufgefassten Elektrons am Gitter. Je näher der Wellenvektor des Elektrons k an die Brillenzonengrenze rückt, desto größer ist der Reflexionsanteil am Gitter. Direkt an der Grenze ist dieser sogar genauso groß wie der nach vorwärts gerichtete Teil, sodass die Welle stehend wird ( Dispersionsrelation waagrecht, Gruppengeschwindigkeit verschwindet). In der Graphik sieht man, dass die effektive Masse anwächst ( da auch der reflektierte Anteil anwächst ), unendlich wird ( genau an dem Punkt, an dem der durch die Kraft F hervorgerufenene Übergang k ⇒ k + δk zur Folge hat, dass der reflektierte Anteil im gleichen Maße wächst wie der der Anteil in Vorwärtsrichtung, effektiv also keine Beschleunigung des Elektrons erfolgt ) und schließlich sogar negativ wird, wenn die Reflexionswelle schneller wächst als die in Vorwärtsrichtung laufende, das Elektron also effektiv in die entgegengesetzte Kraftrichtung beschleunigt wird. Für das Valenzband lässt sich - etwas langwieriger - folgendes zeigen: • Ein vollbesetztes Band hat keine elektrische Leitfähigkeit, da die Summe aller Wellenvektoren Null ist. • Unbesetzte Zustände heißen Löcher. Der Wellenvektor eines Loches ist: kh = −ke , Datum: 17. April 2012 Gesamtseiten: 49 Robert Caffier Seite 12 daher die positive Ladung • Die effektive Masse des Loches hängt wieder von der Dispersionsrelation des im Valenzband fehlenden Elektrons ab. mh = −me . Nahe der Oberkante des Valenzbandes ist me negativ, also mh positiv • Ein Loch verhält sich in äußeren elektrischen und magnetischen Feldern wie ein ( positiv geladenes ) Elektron mit entsprechender effektiven Masse • Elektronen- und Löcherflussdichten und Ströme verhalten sich wie klassische Teilchen. Für reale ( dreidimensionale ) Kristalle sehen die Bänder wesentlich komplexer aus. Es treten Überlagerungen und unterschiedliche Krümmungen der Funktionen in unterschiedlichen Kristallrichtungen auf. Abbildung 10: Bänderstruktur für Silizium 2.3 Energiebanddiagramm Die Näherung der Energie-Band-Diagramme ist sehr einschneidend und umfangreich: Wir vergessen alles, bis auf die Erkenntnisse: Elektronen ( Wellenfunktionen ) sind fast frei beweglich im Leitungsband. Im Valenzband sind die Löcher fast frei beweglich. In den Gaps gibt es keine Zustände. Beide Trägerarten reagieren klassisch auf elektrische Felder. Weitere Beschränkung auf das Maximum der Valenzbänder und das Minimum der Leitungsbänder. Da jetzt die k-Werte für die Darstellung nicht mehr gebraucht werden, Datum: 17. April 2012 Gesamtseiten: 49 Robert Caffier Seite 13 können wir der x-Achse eine neue Bedeutung geben: In der Regel ist dies eine Achse längs des Halbleiterbauelementes. So kann die energetische Lage der Bänder ortsabhängig auftragen werden. Abbildung 11: vereinfachtes Band-Schema für zwei Bänder Die Bänder ( die ja aus eng beieinander liegenden einzelnen Niveaus bestehen ) haben eine bestimmte Zustandsdichte und sie werden von unten nach oben mit Wellenfunktionen nach der Fermi-Regel belegt. Es gibt also ein Band, das voll oder fast voll besetzt ist( das Valenzband ) und eines, das leer oder fast leer ist ( das Leitungsband ). In diesen zwei Bändern spielt sich fast die gesamte Halbleiterphysik ab. Es ist die theoretische Grundlage für die Bauelemente Diode, Transistor, Thyristor usw. So extrem vereinfacht, wie diese Modell aussieht, birgt es dennoch die Möglichkeit von Fehlinterpretationen. Daher zusammengefasst: • Elektronen und Löcher sind nur energetisch ( durch das Gap ) getrennt, räumlich gibt es keine Trennung in Bänder. • Elektronen und Löcher tragen Ladungen und üben Anziehung und Abstoßung aufeinander aus. • Da beide Trägersorten als echte Teilchen aufgefasst werden müssen, gibt es auch die Diffusion der Teilchen von hohen zu niedrigen Konzentrationen. • Elektronen im Leitungsband entstehen durch Anregung aus dem Valenzband ( Generation ) • Der entgegengesetzte Vorgang heißt Rekombination Bei jeder Überlegung zum inneren Mechanismus eines Bauelementes müssen immer diese 4 letzten Punkte der Liste bedacht werden. Datum: 17. April 2012 Gesamtseiten: 49 Robert Caffier Seite 14 Abbildung 12: Banddiagramm in Silizium Bislang haben wir über einen intrinsischen Halbleiterkristall gesprochen. Um Berechnungen der elektrischen Leitfähigkeit durchzuführen, müssen wir für jede Temperatur wissen, wieviele Elektronen aus dem Valenzband ins Leitungsband angeregt wurden und wieviele Energieniveaus für die Besetzung zur Verfügung stehen. Jedes Energieniveau kann dabei mit zwei Elektronen besetzt sein. Geregelt wird dies durch die Fermi-Verteilungsfunktion und die Zustandsdichte. Sie bestimmen die Anzahl der Elektronen im Leitungsband und die Anzahl der Löcher im Valenzband. Die FermiEnergie liegt dabei grob in der Mitte des Energie-Gaps. Um diesen Wert ist die FermiVerteilungsfunktion punktsymmetrisch. Abbildung 13: Band-Diagramm In den Bändermodellen bedeutet: WC = Energie-Niveau der Unterkante des Leitungsbandes, WV = Energie-Niveau der Oberkante des Valenzbandes, WG = WC − WV = Bandabstand. Datum: 17. April 2012 Gesamtseiten: 49 Robert Caffier Seite 15 Gleichgewichtskonzentrationen z.B. bei T = 300◦ K für Silizium: ni = 1.5 · 1010 cm−3 . Die freien Elektronen besetzen Energieniveaus im Leitungsband. Im Valenzband treten unbesetzte Energieniveaus auf (Löcher). Abbildung 14: ZustandsDichte Die Anzahl besetzbarer Energie-Terme im Valenzband und im Leitungsband ist begrenzt. In der Nähe der Bandkanten WC und WV gilt näherungsweise: Dp (W ) ≈ p Wv − W Dn (W ) ≈ p und W − WC Für die Wahrscheinlichkeit P(W), dass ein verfügbarer Energieterm tatsächlich durch ein Elektron besetzt ist, gilt die Fermi-Dirac-Verteilung: P (W ) = 1 F 1 + exp W −W kT mit k = 1, 38 · 10−23 JK −1 (Boltzmann-Konstante). T = absolute Temperatur, WF = Fermi-Niveau (Fermi-Kante). • T = 0 K : alle Energie-Niveaus unterhalb WF sind von Elektronen besetzt, alle Niveaus oberhalb WF sind unbesetzt (Sprungfunktion bei WF ). Datum: 17. April 2012 Gesamtseiten: 49 Robert Caffier Seite 16 • T > 0 K: Übergang nicht mehr sprunghaft, Besetzungswahrscheinlichkeit bei WF gerade 50% (P (WF ) = 0, 5). Abbildung 15: Fermi-Dirac-Funktion Abbildung 16: Lage der Fermi-Dirac-Funktion Beim reinen (nicht dotierten) Halbleiter liegt das Fermi-Niveau etwa in der Mitte des verbotenen Bandes. Datum: 17. April 2012 Gesamtseiten: 49 Robert Caffier Seite 17 Abbildung 17: Dichten der n und p Trägerteilchen Beim reinen (nicht dotierten) Halbleiter liegt das Fermi-Niveau etwa in der Mitte des verbotenen Bandes. T = 0 K: Nach der Fermi-Dirac-Verteilung sind nur Energiezustände unterhalb der Fermi-Kante möglich. • Das Valenzband ist vollständig mit Elektronen besetzt. • Das Leitungsband ist leer. • Es ist keine Stromleitung möglich. T > 0K: Durch Energiezufuhr werden Elektronen vom Valenzband ins Leitungsband angehoben, es entstehen freie Elektronen im Leitungsband und (bewegliche) Löcher im Valenzband. Der umgekehrte Vorgang heißt Rekombination: Ein Elektron aus dem Leitungsband fällt in ein Loch im Valenzband. Das Elektron gibt Energie ab (Strahlung, Gitterschwingungen). Die beweglichen Ladungsträger löschen sich gegenseitig aus. Zwischen Generation und Rekombination stellt sich ein temperaturabhängiges Gleichgewicht ein. Die Energieverteilung der Ladungsträgerkonzentrationen ergibt sich aus dem Produkt aus Besetzungswahrscheinlichkeit (Fermi-Dirac-Verteilung) und Zustandsdichte. n(W ) = P (W ) · Dn (W ) Datum: 17. April 2012 Gesamtseiten: 49 Robert Caffier Seite 18 (Energieverteilung der Elektronen im Leitungsband) p(W ) = (1 − P (W )) · Dp (W ) (Energieverteilung der Löcher im Valenzband) (mit n(W), p(W) = Ladungsträgerdichte pro Intervall dW) Integration über das gesamte Leitungsband ergibt die Gesamtkonzentration freier Elektronen, Integration über das gesamte Valenzband die Gesamtkonzentration der Löcher, bspw.: Z Z W∞ Wvac n(W )dW ≈ n= WC Pn (W )Dn (W )dW WC Bei vorhandener Dotierung ändern sich die Zustandsdichten und die Fermi-DiracFunktion nicht. Nur die Lage des Fermi-Niveaus verschiebt sich: Abbildung 18: bei n-Dotierung Datum: 17. April 2012 Gesamtseiten: 49 Robert Caffier Seite 19 Abbildung 19: Konzentrationen bei n-Dotierung Abbildung 20: bei p-Dotierung Datum: 17. April 2012 Gesamtseiten: 49 Robert Caffier Seite 20 Abbildung 21: Konzentrationen bei p-Dotierung Die Lage der Fermi-Energie bestimmt offenbar die Teilchendichten auch bei Dotierung. Die tiefere Bedeutung der Fermi-Energie ist die eines elektochemischen Potentials. Das bedeutet: Sie liegt in einem Kristall auch bei unterschiedlicher Dotierung in einzelnen Bereichen bei einem konstanten Energie-Wert. Die Leitungsband- und Valenzbandkanten müssen sich anpassen. Die Fermienergie ist der Fixpunkt und darauf wird sich alles Weitere gründen. 2.4 Konstruktion eines Energiediagrammes Ein erstes Beispiel ist der pn-Übergang. Wie konstruiert man ( qualitativ ) das Banddiagramm? • zeichne eine horizontale Gerade, die Enden sind die Kontakte. Datum: 17. April 2012 Gesamtseiten: 49 Robert Caffier Seite 21 Abbildung 22: konstante Fermienergie einzeichnen, Kontakt pn markiert • Zeichne weit links vom Kontakt zwischen n- und p-Material das Banddiagramm von Material 1; weit rechts das von Material 2; immer relativ zu der bereits festgelegten Fermienergie. Abbildung 23: Bänder verschieben • Verbinde Leitungs- und Valenzband durch eine gefühlsmäßig gezeichnete Bandverbiegung. Datum: 17. April 2012 Gesamtseiten: 49 Robert Caffier Seite 22 Abbildung 24: Bandverbiegung einzeichnen Was kann man ablesen: • Das Ferminiveau liegt links dicht am Valenzband; dieses Material ist ein p-Leiter; viele Löcher; wenig Elektronen; fast alle Löcher entstammen der Dotierung. • Für die rechte Seite gilt Entsprechendes. • Elektronen, die rechts ja in großer Zahl vorhanden sind, diffundieren nach links. Löcher, deren Anzahl links sehr groß ist diffundieren nach rechts. Beide hinterlassen dann die geladenen und ortsfesten Donator- und Akzeptor-Niveaus. • Dadurch entsteht ein inneres elektrisches Feld, das nun seinerseits einen Elektronenfluss nach rechts und einen Löcherstrom nach links antreibt. Es stellt sich ein dynamisches Gleichgewicht ein. Das elektrische Feld bedingt die Verbiegung der Bandkanten. Umgekehrt ist daran das Vorhandensein eines elektrischen Feldes zu erkennen. Das Halbleitergebiet, in dem diese Verbiegung stattfindet, heißt Raumladungszone. 2.5 Generation-Rekombination Ein einfaches Modell für den Generations-Rekombinations-Mechanismus ergibt die GenerationsRekombinations-Rate als proportional zu der Überschuss-Ladungsträger-Dichte. Es enthält auch den Fakt, dass keine Netto-Rekombination stattfindet, wenn die Trägerdichten den thermischen Gleichgewichtswerten entsprechen. Der Ausdruck, den man erhält ist Datum: 17. April 2012 Gesamtseiten: 49 Robert Caffier Seite 23 für Elektronen in einem p-Typ Halbleiter durch: Un = Rn − Gn = np − np0 τn gegeben. Für Löcher in einem n-Typ Halbleiter ergibt sich: Up = Rp − Gp = pn − pn0 τp wobei die Parameter τn , τp interpretiert werden können als mittlere Zeitdauer, in der die Minoritätsladungsträger rekombinieren. Auch andere Rekombinationsmechanismen müssen für quasi-neutrale Halbleiter und Minoritätsträger in starker Approximation zu diesen Ausdrücken führen. Weitere Folgerungen sind: Die Rekombinationsraten der Majoritätsträger und der Minoritätsträger sind gleich, da im Gleichgewicht die Anzahl der Löcher und Elektronen gleich ist. Die Anzahl der Minoritätsträger bestimmt die Rekombinationsrate. Die Generationsraten hängen generell nur vom Kristall und der Temperatur ab, nicht von der Dotierung. Generation-Rekombination in der Raumladungszone und in Situationen, in denen die Löcher- und Elektronendichten dicht beisammen liegen, können nicht durch dieses einfache Modell beschrieben werden. Bei Silizium reicht hier oft das Shockley-Reed-Hall Modell. Hier läuft der Rekombinationsvorgang über Störstellen. Die SRH-Theorie ist nicht ganz einfach, die Ergebnisse sind aber verständlich: RSRH np − n2i = τp (n + n1 ) + τn (p + p1 ) mit n1 = ni e Et −Ei kT und p1 = ni e Ei −Et kT hierbei ist Ei die Energie der Mitte der Energie-Lücke, τn , τp die Lebensdauern der Träger und Et ist die Energie der Traps. 2.6 Bilanz Unser Startpunkt waren Wellenfunktionen in einem Festkörper. Ihre energetischen Zustände können durch die Quantenzahl Bandnummer und in den Bändern durch die Quantenzahl k, die dem Impuls entspricht, beschrieben werden. Abhängig von beiden haben Datum: 17. April 2012 Gesamtseiten: 49 Robert Caffier Seite 24 wir sehr unterschiedliche Zustände gefunden. Wellen, die sich über den gesamten Kristall ausbreiten und auch stehende Wellen, die durch Reflexion an den k-Grenzen entstehen und letztendlich die Ursache der Energie-Lücken sind. Von den Bändern waren zwei besonders interessant: Das Valenzband und das Leitungsband, die in Silizium durch eine verbotene Zone von ca. 1,1 eV getrennt sind. Und in diesen Bändern die Oberkante des Valenzbandes und die Unterkante des Leitungsbandes. Durch Vergleich mit der klassischen Physik können solchen Wellenfunktionen und Wellenpaketen Masse und Ladung zugeordnet werden. Nun erst konnten wir von Elektronen und Löchern sprechen, die jetzt auch andere klassische Eigenschaften haben. Sie bewegen sich unter dem Einfluss eines elektrischen Feldes und es gibt sogar den Vorgang der Diffusion von höheren zu kleineren Dichten. Was entspricht dem in der Quantentheorie? Schließlich haben wir die sehr rohe Näherung der Energiediagramme vorgenommen. Trotzdem wird sie uns eine sehr gute ( und quantitative ) Beschreibung von Halbleiterbauelementen ermöglichen. Datum: 17. April 2012 Gesamtseiten: 49 Robert Caffier Seite 25 3 Metall und Metall-Halbleiter-Kontakte Im Bänderdiagramm eines Metalls gibt es keine Energielücke, weil sich die Bänder überlappen. Fast alle Zustände unterhalb der Fermi-Energie sind besetzt und fast alle oberhalb leer. Das Geschehen spielt sich in einem, einige kT breitem Band, um die Fermienergie herum ab. Typisch unterliegt ein Elektron pro Atom dieser Bedingung. Das führt zu Dichten von ca.: 1028 m−3 . Abbildung 25: Metall: Austrittsarbeit Die Austrittsarbeit qφ ist die Energie, die aufgewendet werden muss, um ein Elektron vom Metall ins Vakuum zu bringen. Bei den meisten Metallen liegt diese Energie im Bereich: 4-5 eV. 3.1 Metall-Metall-Kontakt Konstruktion des Banddiagrammes: • Banddiagramm der einzelnen Metalle nebeneinander zeichnen. Auf den Vakuumlevel nivellieren. Abbildung 26: Metall1, Metall2 getrennt Datum: 17. April 2012 Gesamtseiten: 49 Robert Caffier Seite 26 • Ein Elektron nahe der Fermienergie im Metall rechts sieht viele leere Niveaus mit niedriger Energie im Metall links. • Es wird diese niedrigen Niveaus besetzen. • Bei diesem Übergang wird das linke Metall negativ, das rechte positiv geladen. Abbildung 27: Elektronen Akkumulation und Verarmung • Dieser Vorgang läuft, bis die Fermienergie durch die gesamte Struktur konstant ist. Banddiagramme verbinden. Abbildung 28: Kontakt herstellen • Am Metall-Metall-Übergang entsteht eine Kontaktpotentialdifferenz: Vcon . • Elektrostatische Anziehung hält die Ladungen dicht am Übergang. • Bei angelegter Spannung sieht das so aus: Datum: 17. April 2012 Gesamtseiten: 49 Robert Caffier Seite 27 Abbildung 29: Spannung angelegt, Metall2 hat größeren Widerstand • In beide Richtungen gibt es an der Fermienergie keine Potenzialbarrieren. Die angelegte Spannung teilt sich - je nach Leitfähigkeit - auf die beiden Metallgebiete auf. Die Steigungen der Valenz- und Leitungsbandkante zeigen das zum Treiben des Stromes notwendige elektrische Feld an. Spannungsumpolung liefert ein entsprechendes Ergebnis. Datum: 17. April 2012 Gesamtseiten: 49 Robert Caffier Seite 28 3.2 Metall-Halbleiter-Kontakt In Halbleitern kann - wie in Metallen - Akkumulation oder Verarmung an einer Grenzschicht vorliegen. Dabei können Raumladungszonen erzeugt werden, wenn die Ladungsträger aus Dotierungen stammen. Ionisierte Akzeptoren oder Donatoren sind ja nicht beweglich. Bei niedriger Dotierung sind diese Raumladungszonen weiter, bei hoher Dotierung schmaler. Bei sehr hoher Dotierung sind diese Barrieren so schmal, dass Tunneleffekte einsetzen können. Abbildung 30: Bezeichnungen im Halbleiter 3.2.1 Schottky-Barrieren Als Beispiel für eine Schottky-Barriere ( Diode ) soll ein Metall ( Austrittsarbeit qφm ) und ein n-Typ-Halbleiter ( qφS ) mit φm > φS dienen. Die weitere Analyse erfolgt nach bewährtem Rezept: • Die Figur zeigt die Banddiagramme vor dem Kontakt. Zwei Ladungstransfers sind zu berücksichtigen. Elektronen des Halbleiters bewegen sich ins Metall, Elektronen des Metalls fließen in Valenzbandlevels ( oder alternativ: Löcher fließen vom Valenzband hoch zum Ferminiveau im Metall ). Da es in einem n-Typ-Halbleiter sehr viel mehr Elektronen im Leitungsband als Löcher im Valenzband gibt, überwiegt der erste Transfer. Datum: 17. April 2012 Gesamtseiten: 49 Robert Caffier Seite 29 Abbildung 31: getrennte Diagramme • Wenn Kontakt hergestellt ist, ist die Fermi-Energie konstant. Da im Wesentlichen Elektronen aus dem Leitungsband des Halbleiters abgezogen wurden, entsteht eine Raumladungszone, die weiteren Elektronenfluss erschwert. Die Konzentration von Elektronen im Leitungsband an der Grenzschicht ist abgesunken.Nur noch wenige Elektronen schaffen die Potenzialbarriere. Diese Strom wird von den wenigen Löchern kompensiert, die vom Halbleiter ins Metall driften. Abbildung 32: Kontakt hergestellt • Die Ladungsverteilung zeigt - wie erwartet - die Elektronenakkumulation im Metall und im Halbleiter die entstandene Raumladungszone. Datum: 17. April 2012 Gesamtseiten: 49 Robert Caffier Seite 30 Abbildung 33: Ladungsverteilung im Gleichgewicht Noch lässt sich nicht vorhersagen, ob der Kontakt ein gleichrichtender oder ein ohmscher sein wird. Dazu müssen wir Spannungen anlegen und die Veränderungen zum Gleichgewicht betrachten. Dabei ist zu beachten, dass der Großteil der Spannung für die niedriger dotierte Seite aufgewendet wird. Der Halbleiter hat einen sehr viel geringeren Wert von Ladung/Volumen als das Metall. • Bei der Vorwärtsrichtung wird die Barriere für Elektronenfluss aus dem Halbleiter ins Metall erniedrigt, der Stromfluss steigt. Abbildung 34: Vorwärtsrichtung Datum: 17. April 2012 Gesamtseiten: 49 Robert Caffier Seite 31 In Rückwärtsrichtung erhöht sich die Barriere für Elektronenfluss vom Halbleiter ins Metall. Die Nachlieferrate für Löcherfluss vom Halbleiter in das Metall ist gering ( weil Löcher Minoritätsträger sind ). Die Barriere vom Metall in den Halbleiter hat sich wenig verändert. Abbildung 35: Rückwärtsrichtung Der vorliegende Kontakt ist also ein Schottky-Kontakt. Datum: 17. April 2012 Gesamtseiten: 49 Robert Caffier Seite 32 3.2.2 Ohmsche Kontakte Das Beispiel ist ein Metall : n-Typ Kontakt mit φm < φS . • Die Figur zeigt die Banddiagramme vor dem Kontakt. Der Hauptladungstransfer besteht aus Elektronen, die in den Halbleiter fließen. Dadurch gleichen sich die Fermi-Niveaus an und der Zufluss von Elektronen aus dem Metall sieht eine Barriere. Elektronen akkumulieren im Halbleiter an der Grenzschicht. Abbildung 36: getrennte Diagramme vor dem Kontakt • Wenn Kontakt hergestellt ist, ist die Fermi-Energie konstant. Das Gleichgewicht für den Elektronenfluss wird durch Drift aus dem Halbleiter ins Metall und durch Diffusion vom Metall in den Halbleiter erreicht. Abbildung 37: Kontakt hergestellt, dynamisches Gleichgewicht Datum: 17. April 2012 Gesamtseiten: 49 Robert Caffier Seite 33 • Die Ladungsverteilung zeigt eine Elektronenverarmung im Metall und im Halbleiter die entsprechende Elektronenakkumulation. Die Raumladungszone ist sehr schmal. Abbildung 38: Ladungsverteilung im Gleichgewicht Wieder lässt sich nicht vorhersagen, ob der Kontakt ein gleichrichtender oder ein ohmscher sein wird. Dazu müssen wir Spannungen anlegen und die Veränderungen zum Gleichgewicht betrachten. Dabei ist zu beachten, dass der Großteil der Spannung für die niedriger dotierte Seite aufgewendet wird. Der Halbleiter hat einen sehr viel geringeren Wert von Ladung/Volumen als das Metall. • Wenn das Metall positiv gegen den Halbleiter vorgespannt wird, gibt es keine Barriere für den Elektronenfluss aus dem Halbleiter ins Metall. Datum: 17. April 2012 Gesamtseiten: 49 Robert Caffier Seite 34 Abbildung 39: Metall positiv vorgespannt Ist das Metall negativ vorgespannt, erniedrigt sich die Barriere für Elektronenfluss vom Metall in den Halbleiter. Abbildung 40: Metall negativ vorgespannt Der vorliegende Kontakt ist also ein ohmscher Kontakt. Stromfluss ist in beiden Richtungen ohne große Barrieren möglich. Datum: 17. April 2012 Gesamtseiten: 49 Robert Caffier Seite 35 4 p-n Übergänge Zunächst eine kleine Zusammenfassung dessen, was wir schon wissen: • Formal unterteilen wir die pn-Struktur in die Raumladungszone, daran angrenzende Gebiete und weiter entfernt vom pn-Kontakt die Neutralgebiete, die dann z.B. in einer Diode bis zum metallischen Kontakt reichen. • Die Neutralgebiete weisen in der Regel eine hohe p- oder n-Dotierung auf. Die Majoritätsträger beherrschen hier das Geschehen. Da ihre Anzahl sehr hoch ist, genügen kleine elektrische Felder, um Ströme anzutreiben. • In den zwischen Raumladungszone und Neutralgebieten liegenden Bereichen spielen Diffusionsströme der Minoritätsträger, die vom gegenüberliegenden Rand der Raumladungszone ( wo sie Majoritätsträger sind ) injiziert werden, eine große Rolle. Sie können ( relativ ) leicht berechnet werden. • Das elektrische Feld in der Raumladungszone treibt Driftströme, in der Raumladungszone überwiegt die Ladungsträgergeneration. • Generell gilt für jedes Volumenelement und jede Ladungsträgersorte eine Kontinuitätsgleichung aus hineinfließenden, herausfließenden, generierten, und rekombinierten Ladungsträgern. • Mit Ausnahme von Raumladungszonen gilt Quasineutralität. 4.1 Dotierung Abbildung 41: Dotierung des abrupten pn-Überganges Datum: 17. April 2012 Gesamtseiten: 49 Robert Caffier Seite 36 Kaum technologisch zu machen, aber für Rechnungen sehr praktisch und eine doch ganz brauchbare Näherung. Die Gleichgewichtsraumladungszone zeigt: Kleinere Ausdehnung ins höher dotierte Gebiet, größere Ausdehnung ins niedriger dotierte. Abbildung 42: Raumladungszone im Gleichgewicht Die Ladungsträgerverteilung sieht dann so aus: Abbildung 43: Ladungsträger im Gleichgewicht Datum: 17. April 2012 Gesamtseiten: 49 Robert Caffier Seite 37 4.2 Gleichgewicht-Nichtgleichgewicht Es ist nützlich, sich die Raumladung und das Banddiagramm für die drei Betriebszustände Gleichgewicht, Sperrspannung und Spannung in Vorwärtsrichtung vergleichend anzusehen: • Raumladung und Banddiagramm im Gleichgewicht: Abbildung 44: Raumladungen im Gleichgewicht Abbildung 45: Banddiagramm im Gleichgewicht • Raumladung und Banddiagramm in Sperrichtung Datum: 17. April 2012 Gesamtseiten: 49 Robert Caffier Seite 38 Abbildung 46: Ladungsträger bei Sperrichtung Abbildung 47: Banddiagramm bei Sperrichtung • Raumladung und Banddiagramm in Vorwärtsrichtung Datum: 17. April 2012 Gesamtseiten: 49 Robert Caffier Seite 39 Abbildung 48: Raumladung in Vorwärtsrichtung Abbildung 49: Banddiagramm in Vorwärtsrichtung Datum: 17. April 2012 Gesamtseiten: 49 Robert Caffier Seite 40 4.3 Durchbruch Die Raumladungszone eines pn-Überganges nimmt den größten Teil der Sperrspannung auf. Sie kann das natürlich nicht in beliebiger Größe tun, da das elektrische Feld immer mehr anwächst. Ab einer bestimmten Spannung tritt ein Durchbruch ein, der Strom steigt exponentiell an und das Bauelement kann zerstört werden. Drei Mechanismen sind dafür verantwortlich. Auch sie lassen sich perfekt im Banddiagrammen darstellen: • Avalanche Durchbruch Abbildung 50: Ladungsträgervervielfachung • Tunnel Durchbruch Abbildung 51: Tunneleffekt Datum: 17. April 2012 Gesamtseiten: 49 Robert Caffier Seite 41 • Punch-Through Durchbruch Abbildung 52: Eine Seite der Raumladungzone erreicht den Kontakt Datum: 17. April 2012 Gesamtseiten: 49 Robert Caffier Seite 42 4.4 Ströme in der pn-Struktur In Vowärtsrichtung ist an jeder Seite der Raumladungszone der Minoritätsträgerstrom ein Diffusionsstrom, der vom pn-Übergang wegführt. Wird die Potenzialbarriere veringert, werden mehr Majoritätsträger in die gegenüberliegenden Seiten injiziert, in denen sie dann Minoritätsträger sind. Sie diffundieren vom Rand der Raumladungszone weg und rekombinieren dabei mit Majoritätsträgern. Für die Rückwärtsrichtung gilt Entsprechendes. • Ladungsträgerdichten und Ströme bei Vorwärtsrichtung: Abbildung 53: Ladungsträgerdichten bei Vorwärtsrichtung Abbildung 54: Ströme bei Vorwärtsrichtung Datum: 17. April 2012 Gesamtseiten: 49 Robert Caffier Seite 43 • Dichten und Ströme bei Rückwärtsrichtung Abbildung 55: Ladungsträgerdichten bei Rückwärtsrichtung Abbildung 56: Ströme bei Rückwärtsrichtung Datum: 17. April 2012 Gesamtseiten: 49 Robert Caffier Seite 44 4.4.1 Ableitung der Diodenkennlinie Wenn man den Generationsstrom, der in der Raumladungszone erzeugt wird, vernachlässigt, gilt: J = Jn (x) + Jp (x) an jeder Stelle der Halbleiterstruktur. Dabei gilt: Jn (x) = qµn nE + qDn dn d(∆n) = qµn nE + qDn dx dx Jp (x) = qµp pE + qDp dp d(∆p) = qµp pE + qDp dx dx Dabei ist: p = p0 + ∆p und n = n0 + ∆n. Folgende Annahmen und Vorgehensweisen sollen zugrunde gelegt werden: • Der pn-Übergang ist nicht degeneriert. • Eingeschwungener Zustand. • Low-Level-Injektion in den Neutralgebieten. • Keine Rekombination-Generation in der Raumladungszone. dJn =0 dx dJp =0 dx Das heißt: Jn und Jp sind in der Raumladungszone konstant. • Löse die Minoritätsträger-Diffusionsgleichungen in den Quasi-Neutralgebieten um ∆np (x, Va ) umd ∆pn (x, Va ) zu erhalten. Die Randbedingungen anwenden: – Für die p-Seite: ∆np (−xp ), ∆np (−∞) = 0 – Für die n-Seite: ∆pn (xn ), ∆pn (∞) = 0 • Bestimme die Minoritätsträger-Stromdichten in den Quasineutralgebieten: Jn (x, Va ) = qDn d(∆np ) dx Jp (x, Va ) = qDp d(∆pn ) dx und: Datum: 17. April 2012 Gesamtseiten: 49 Robert Caffier Seite 45 • Berechne Jn an der Stelle x = −xp umd Jp an der Stelle x = xn : J(VA ) = Jn (VA )|x=−xp + Jp (VA )|x=xn Im Gleichgewicht ( n · p = n2i und VA = 0) gilt für die Ladungsträgerdichten auf der p-Seite: pp0 (−xp ) = NA npo (−xp ) = n2i NA und auf der n-Seite: nn0 (xn ) = ND pno (xn ) = n2i ND Wenn auch für VA 6= 0 im quasineutralen Gebiet niedrige Injektion gilt, dann: pp0 (−xp ) = NA und nn0 (xn ) = ND auch für VA 6= 0. Die Definition der Quasiferminiveaus wurde schon erwähnt, nun erweist sich auch ihre Nützlichkeit: Es gilt: (Ei −Fp ) p = ni e kT und n = ni e (Fn −Ei ) kT Dann folgt: pn = n2i e (Ei −Fp ) kT e (Fn −Ei ) kT = n2i e (Fn −Fp ) kT qVA = n2i e kT Damit ergibt sich für die p-Seite: pp (−xp ) = NA qVA qVA n2 e kT np (−xp ) = i = np0 e kT NA Datum: 17. April 2012 Gesamtseiten: 49 Robert Caffier Seite 46 ∆np (−xp ) = n2i qVA (e kT − 1) NA und für die n-Seite: nn (xn ) = ND qVA qVA n2 e kT pn (xn ) = i = pn0 e kT ND ∆pn (xn ) = n2i qVA (e kT − 1) ND Mit den nun bekannten Randbedingungen auf der p-Seite und auf der n-Seite müssen wir die folgenden Differentialgleichungen ( Ableitung im nächsten Abschnitt ) lösen: d2 ∆pn ∆pn ∆pn = 2 = 2 dx Dp τp Lp und ∆np ∆np d2 ∆np = = 2 2 dx Dn τn Ln Dafür führen wir ein neues Koordinatensystem ein: Abbildung 57: neues Koordinatensystem Die allgemeine Lösung ist von der Form: x0 0 − Lx ∆pn (x0 ) = A1 e Lp + A2 e p mit den Randbedingungen folgt: qVA ∆pn (x0 ) = pn0 (e kT − 1)e − Lx Datum: 17. April 2012 0 p Gesamtseiten: 49 Robert Caffier Seite 47 Entsprechend gilt: x00 qVA ∆np (x00 ) = np0 (e kT − 1)e− Ln Die Lösungen gelten im Bereich: x0 ≥ 0, x00 ≥ 0 Berücksichtigung der Randbedingungen und Zusammensetzen der Lösungen liefert: J= qn2i Dn Dp + Ln NA Lp Dp qVA e kT − 1 Das ist die Stromdichtegleichung einer Diode. Mit der Querschnittsfläche multipliziert folgt: qVA kT I = I0 e −1 mit: I0 = Aqn2i Dn Dp + Lp Np Ln NA Datum: 17. April 2012 Gesamtseiten: 49 Robert Caffier Seite 48 4.4.2 Ableitung der Diffusionsgleichung Die Kontinuitätsgleichung für Halbleiter besagt: Die Änderung der Anzahl an Elektronen ( entsprechend für Löcher ) in einem Volumenelement beruht auf dem Hinein- und Herausfließen und der Generation und Rekombination von Elektronen. Abbildung 58: Kontinuitätsgleichung In einer Gleichung ausgedrückt: ∂n(x, t) Adx = ∂t Jn (x) Jn (x + dx) − −q −q A + (Gn (x, t) − Rn (x, t))Adx Dabei sind n(x,t) die Trägerdichte, A die Fläche, Gn (x, t) die Generationsrate und Rn (x, t) die Rekombinationsrate. Taylor-Entwicklung liefert: ∂Jn (x, t) ∂n(x, t) = + Gn (x, t) − Rn (x, t) ∂t qdx Den Elektronenstrom hier einsetzen liefert: ∂n(x, t) ∂E(x, t) ∂n(x, t) ∂ 2 n(x, t) = µn n + µn E + Dn + Gn (x, t) − Rn (x, t) ∂t ∂x ∂x ∂x2 In den Quasineutralgebieten, in denen das elektrische Feld sehr klein ist, fließt der Strom als Diffusionsstrom. Außerdem kann das einfache Rekombinationsmodell benutzt werden. Dann ergibt sich: ∂n(x, t) ∂ 2 n(x, t) np (x, t) − np0 = Dn − ∂t ∂x2 τn Schließlich ist im eingeschwungenen Zustand die zeitliche Ableitung = 0. Dies liefert die im Text benutzte Differentialgleichung für den Diffusionsstrom. Die Ableitung für Löcher verläuft analog. Datum: 17. April 2012 Gesamtseiten: 49 Robert Caffier Seite 49 5 Danksagung und Kontakt Vielen Dank für Ihre Teilnahme an diesem Vortrag. Wenn er Ihnen gefallen hat, bitte weitersagen. Wenn Sie Fehler im Skript finden oder spezielle Wünsche an die Materialauswahl haben oder nur einfach sagen möchten: Zu schwer/leicht oder zu lang/kurz oder Fragen haben, bitte Mail an mich: Mail-Adresse: [email protected] Datum: 17. April 2012 Gesamtseiten: 49