vom 6.10.2009 weblink: http://www.nwzonline.de/index_aktuelles_artikel.php?id=2124605& Stereoanlage fürs Ohr hilft SCHWERHÖRIGKEIT Mit dem Alter gehen Sinneszellen im Ohr verloren RUND 18 PROZENT DER BEVÖLKERUNG LEIDEN UNTER EINEM BEHANDLUNGSBEDÜRFTIGEN HÖRPROBLEM. IN DER ALTERSGRUPPE DER ÜBER 65JÄHRIGEN HAT BEREITS JEDER ZWEITE EINEN HÖRVERLUST. VON KLAUS HILKMANN OLDENBURG - „Dass man mit zunehmenden Jahren immer schlechter hört, ist ein ganz normaler Alterungsprozess“, betont Prof. Dr. Dr. Birger Kollmeier. Der wissenschaftliche Leiter des Hörzentrums Oldenburg und Professor für medizinische Physik an der Universität Oldenburg erklärt die Abnahme des Hörvermögens damit, dass die Sinneszellen im Innenohr von Jahr zu Jahr an Leistungsfähigkeit verlieren. Die dort für die Schallaufnahme- und Verarbeitung verantwortlichen Haarzellen würden nach und nach absterben und könnten sich nicht mehr regenerieren, so Prof. Kollmeier: „Das ist wie bei einer Glatze. Einmal ausgefallene Haare wachsen auch nicht mehr nach.“ Der Hörprozess werde zunächst durch Schwingungen in der Luft ausgelöst, erklärt Kollmeier. Die Schwingungen würden über das Trommelfell und die Gehörknöchelchen an das Innenohr weitergegeben. Das Innenohr sei der entscheidende Ort, wo hohe und tiefe Töne getrennt und die Schallschwingungen in elektrische Nervenimpulse umgesetzt würden. Verantwortlich dafür seien die Haarzellen, die die vom Schall ausgelösten Vibrationen in elektrische Reize umwandeln und diese an das Gehirn weitergeben würden. Ein gesundes Ohr sei in der Lage, kleinste Schwingungsamplituden wahrzunehmen. „Das Ohr ist ein unerreicht leistungsfähiges Organ, das aber auch extrem empfindlich ist“, erklärt Prof. Kollmeier. So könnten schon ein Pistolenknall oder ein Heavy-Metal-Konzert für den Verlust einer Anzahl der fürs Hören obligatorischen Haarzellen sorgen. Zu den Risikofaktoren würden auch regelmäßiger Nikotin- und Alkoholgenuss und Erkrankungen wie Diabetes sowie Durchblutungs- und Stoffwechselerkrankungen zählen. Die Gründe für altersbedingten Hörverlust seien dagegen noch weitgehend unbekannt. Sicher ist, dass auch erbliche Faktoren dafür sorgen, wenn man im Alter schlechter hört. Bei der Altersschwerhörigkeit geht in der Regel als Erstes die Fähigkeit verloren, hohe Frequenzen wahrnehmen zu können. Weil genau dieser Hörbereich zur Unterscheidung der Alltagsgeräusche wenig gefordert wird, bemerke man den Verlust zunächst nicht, so Prof. Kollmeier: „Das Ganze ist meistens ein schleichender Prozess.“ Erste Anzeichen seien, dass man etwa beim Hören klassischer Musik verschiedenen Percussioninstrumente nicht mehr unterscheiden könne oder dass man Schwierigkeiten habe, ein Gespräch in einem Cafe zu verfolgen. Beim Verdacht auf Schwerhörigkeit können Hals-, Nasen- Ohrenarzt und Hörgeräteakustiker oder ein speziell entwickeltes Screening-Verfahren schnell Aufschluss bieten. Um ausschließen zu können, dass die Probleme durch eine organische Erkrankungen wie etwa eine Mittelohrentzündung oder einen Tumor verursacht werden, muss das betroffene Ohr bei der weiteren Untersuchung genau begutachtet werden. Mit einem sogenannten Tonaudiogramm kann dann abgeklärt werden, welche Frequenzen noch hörbar sind und welche nicht. Über verschiedene Tests zum Sprachverstehen kann zudem untersucht werden, in welcher Lautstärke die Töne wahrgenommen werden. „Sobald dabei bestimmte Toleranzbereiche nicht mehr erreicht werden, ist die Entscheidung für ein Hörgerät sinnvoll“, so Prof. Kollmeier. Die Funktionsweise eines Hörgeräts könne man durchaus mit der einer „intelligenten“ Stereoanlage vergleichen. Hörgeräte würden im Wesentlichen dank eines Aufnahmegeräts, eines Verstärkers und eines Lautsprechers funktionieren, die computergesteuert miteinander verbunden seien und zusammen für eine optimierte Wiedergabe sorgen würden. Auf diese Weise könnten Hörgeräte den empfangenen Schall sehr gut verstärken, sodass Betroffene ihre Gesprächspartner wieder mit einer niedrigeren Lautstärke verstehen könnten.