Der ermächtigte Mensch

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LKG-Lehrabend 18.5.2006
Der ermächtigte Mensch1
Das Wort „ermächtigt“ bedeutet „befähigt zu etwas“. Damit ist schon mit dem ersten Wort
etwas über den Menschen aus biblischer Sicht gesagt, nämlich, dass er nicht aus sich selbst
heraus lebt und fähig ist, sondern belebt und befähigt werden muss.
Wie bisher jedes Mal bei den Einheiten zum biblischen Menschenbild, so haben wir es auch
hier mit einem ganz bestimmten hebräischen Begriff zu tun, der eine wesentliche Rolle spielt.
Dieses Mal ist es der Begriff „ruach“.
Ruach bedeutet auf Deutsch „Wind“
Wir müssen uns intensiv mit diesem Wort Ruach beschäftigen, um das biblische Bild vom
ermächtigten Menschen zu verstehen.
Insgesamt kommt dieses Wort im Alten Testament 389 Mal vor
Davon
113 Mal als natürlicher Wind
136 als Ruach Gottes
129 Mal als Ruach von Menschen, Tieren oder Abgöttern
Im den deutschen Bibelübersetzungen wird Ruach daher teilweise mit „Wind“ und teilweise
mit „Geist“ übersetzt.
Dementsprechend heißt der Geist im griechisch verfassten Neuen Testament „pneuma“, was
ebenfalls Luft und Atem bedeutet.
Ruach ist dabei nie einfach nur die Luft, sondern immer die bewegte Luft. So ist 1Mo 1,2
nicht als stilles Schweben, sondern als Wehen zu verstehen: Und die Erde war wüst und leer,
und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser.
Die Bewegung des Windes, des Ruach, zieht immer Veränderung nach sich. Daher ist dieser
Satz aus 1Mo 1,2 durchaus logisch als Vorwort zur Schöpfung zu sehen. Wort und Atem
Gottes gehen aus seinem Mund hervor und sind schöpferisch, belebend und verändernd am
Werk.
Man könnte Ruach also neudeutsch (englisch eben) als den „Wind of change“ bezeichnen –
den Wind, der Veränderung mit sich bringt. Dabei ist es Gottes Entschluss, ob die Ruach
aufbauend oder zerstörend wirkt.
1Mo 8,1: Da gedachte Gott an Noah und an alles wilde Getier und an alles Vieh, das mit ihm
in der Arche war, und ließ Wind (Ruach) auf Erden kommen und die Wasser fielen. 2 Und die
Brunnen der Tiefe wurden verstopft samt den Fenstern des Himmels, und dem Regen vom
Himmel wurde gewehrt.
2Mo 10,13: Mose streckte seinen Stab über Ägyptenland, und der HERR trieb einen Ostwind
ins Land, den ganzen Tag und die ganze Nacht. Und am Morgen führte der Ostwind die
Heuschrecken herbei.
2Mo 14,21: Als nun Mose seine Hand über das Meer reckte, ließ es der HERR zurückweichen
durch einen starken Ostwind die ganze Nacht und machte das Meer trocken und die Wasser
teilten sich.
1
Hans Walter Wolff, Anthropologie des Alten Testamentes, S. 57-67, Kaiser Verlag, Gütersloh 19946
1
4Mo 11,31: Da erhob sich ein Wind, vom HERRN gesandt, und ließ Wachteln kommen vom
Meer und ließ sie auf das Lager fallen, eine Tagereise weit rings um das Lager, zwei Ellen hoch
auf der Erde.
Damit steht Ruach im krassen Gegensatz zum „lauen Lüftchen“ oder bloßen Hauch, hebr.
„Häbäl“ (Im Deutschen „Abel“ Eitel) – ein Begriff, der gottloses menschliches Streben und
Sein in seiner Vergänglichkeit bezeichnet. Auch und gerade das „Fleischsein“ des Menschen
(hebr. basar – s. Einheit zum hinfälligen Menschen) ist mit dem Charakter des häbäl – Hauch
behaftet.
Der Gegensatz des Ruach zum Häbäl tritt deutlich hervor in folgenden Bibeltexten:
1Mo 6,3: Da sprach der HERR: Mein Geist soll nicht immerdar im Menschen walten, denn
auch der Mensch ist Fleisch. Ich will ihm als Lebenszeit geben hundertundzwanzig Jahre
Jes 31,3: Denn Ägypten ist Mensch und nicht Gott, und seine Rosse sind Fleisch und nicht
Geist. Und der HERR wird seine Hand ausstrecken, sodass der Helfer strauchelt und der, dem
geholfen wird, fällt und alle miteinander umkommen.
Im Vergleich zur üblichen Sichtweise, wird also in der Bibel der unsichtbare Geist als
unvergleichlich stärker, mächtiger und eben unvergänglich dargestellt, während das Handfeste
und Sichtbare ihm weit unterlegen ist – vergänglich, schwach
Die Ruach im Menschen
Bezogen auf den Menschen ist die Ruach sein Lebensatem. Allerdings ist damit nicht
automatisch der Atem der Lunge (hebr. nesama) gemeint, sondern das, was ihn von Gott her
überhaupt lebendig macht, also seine Lebenskraft. Dass der Lebensgeist mehr ist, als der
Lungenatem, zeigt sich besonders in folgenden Texten:
Jes 42,5: So spricht Gott, der HERR, der die Himmel schafft und ausbreitet, der die Erde
macht und ihr Gewächs, der dem Volk auf ihr den Odem gibt und den Geist denen, die auf
ihr gehen:…
Jes 57,16: Denn ich will nicht immerdar hadern und nicht ewiglich zürnen; sonst würde ihr
Geist vor mir verschmachten und der Lebensodem, den ich geschaffen habe
Hiob 34,14+15: Wenn er nur an sich dächte, seinen Geist und Odem an sich zöge, 15 so
würde alles Fleisch miteinander vergehen, und der Mensch würde wieder zu Staub werden.
So ist die Ruach absolute Bedingung allen Lebens (auch des tierischen):
Hes 37,6-14: Ich will euch Sehnen geben und lasse Fleisch über euch wachsen und überziehe
euch mit Haut und will euch Odem geben, dass ihr wieder lebendig werdet; und ihr sollt
erfahren, dass ich der HERR bin. 7 Und ich weissagte, wie mir befohlen war. Und siehe, da
rauschte es, als ich weissagte, und siehe, es regte sich und die Gebeine rückten zusammen,
Gebein zu Gebein. 8 Und ich sah, und siehe, es wuchsen Sehnen und Fleisch darauf und sie
wurden mit Haut überzogen; es war aber noch kein Odem in ihnen. 9 Und er sprach zu mir:
Weissage zum Odem; weissage, du Menschenkind, und sprich zum Odem: So spricht Gott der
HERR: Odem, komm herzu von den vier Winden und blase diese Getöteten an, dass sie
wieder lebendig werden! 10 Und ich weissagte, wie er mir befohlen hatte. Da kam der Odem
in sie und sie wurden wieder lebendig und stellten sich auf ihre Füße, ein überaus großes
Heer. 11 Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, diese Gebeine sind das ganze Haus Israel.
Siehe, jetzt sprechen sie: Unsere Gebeine sind verdorrt und unsere Hoffnung ist verloren und
es ist aus mit uns. 12 Darum weissage und sprich zu ihnen: So spricht Gott der HERR: Siehe,
ich will eure Gräber auftun und hole euch, mein Volk, aus euren Gräbern herauf und bringe
euch ins Land Israels. 13 Und ihr sollt erfahren, dass ich der HERR bin, wenn ich eure Gräber
öffne und euch, mein Volk, aus euren Gräbern heraufhole. 14 Und ich will meinen Odem in
2
euch geben, dass ihr wieder leben sollt, und will euch in euer Land setzen, und ihr sollt
erfahren, dass ich der HERR bin. Ich rede es und tue es auch, spricht der HERR.
Und umgekehrt ist die entzogene Ruach absolutes Todesurteil:
Psalm 146,4: Denn des Menschen Geist muss davon, / und er muss wieder zu Erde werden;
dann sind verloren alle seine Pläne.
Pred 12,7: Denn der Staub muss wieder zur Erde kommen, wie er gewesen ist, und der Geist
wieder zu Gott, der ihn gegeben hat. 8 Es ist alles ganz eitel, spricht der Prediger, ganz eitel.
Ruach ist mehr als Lebendigkeit
Die Ruach gibt dem Menschen aber noch mehr, als die bloße Lebendigkeit. Sie ist auch
Gottes weiteres Schaffen im Menschen. Wie der natürliche Wind etwas bewirkt und
verändert, so bewirkt die Ruach etwas im Menschen und durch den Menschen. Und damit
kommen wir zur Ermächtigung und Befähigung des Menschen:
Die Ruach treibt , stärkt und ermutigt den Menschen zu neuem und verändertem Handeln
(und das auch schon im AT!):
Richter 3,9+10 (Elberfelder): Und die Söhne Israel schrieen zu dem HERRN um Hilfe. Da ließ
der HERR den Söhnen Israel einen Retter erstehen, der rettete sie: Otniel, den Sohn des
Kenas, den Bruder Kalebs, der jünger war als er. 10 Und der Geist des HERRN kam über ihn,
und er richtete Israel. Und er zog aus zum Kampf, und der HERR gab Kuschan-Rischatajim,
den König von Aram, in seine Hand, und seine Hand wurde stark über Kuschan-Rischatajim
Richter 14,5+6 (Elberf.): Und Simson ging mit seinem Vater und seiner Mutter nach Timna
hinab. Als sie nun an die Weinberge von Timna kamen, siehe, da sprang ein Junglöwe
brüllend ihm entgegen. 6 Da kam der Geist des HERRN über ihn. Und er zerriß ihn, wie man
ein Böckchen zerreißt; und er hatte gar nichts in seiner Hand. Aber seinem Vater und seiner
Mutter erzählte er nicht, was er getan hatte.
1Sam 10,6+7: Und der Geist des HERRN wird über dich kommen, und du wirst mit ihnen
weissagen3 und wirst in einen anderen Menschen umgewandelt werden. 7 Und es soll
geschehen, wenn bei dir diese Zeichen eintreffen, so tu, was deine Hand finden wird4! Denn
Gott ist mit dir.
Neben den sogenannten „Krafttaten“ bewirkt die Ruach auch die besonderen Taten des
menschlichen Geistes.
4Mo 24,1-4: Als nun Bileam sah, dass es dem HERRN gefiel, Israel zu segnen, ging er nicht
wie bisher auf Zeichen aus, sondern richtete sein Angesicht zur Wüste, 2 hob seine Augen auf
und sah Israel, wie sie lagerten nach ihren Stämmen. Und der Geist Gottes kam auf ihn 3 und
er hob an mit seinem Spruch und sprach: Es sagt Bileam, der Sohn Beors, es sagt der Mann,
dem die Augen geöffnet sind; 4 es sagt der Hörer göttlicher Rede, der des Allmächtigen
Offenbarung sieht, dem die Augen geöffnet werden, wenn er niederkniet:…
In 1Mo 41,38 spricht der Pharao von Josefs besonderer Klugheit in wirtschaftlichen Dingen
und seiner Fähigkeit, Träume zu deuten:
Und der Pharao sprach zu seinen Großen: Wie könnten wir einen Mann finden, in dem der
Geist Gottes ist wie in diesem?
Die Ruach als Bevollmächtiger
Wenn man noch einmal genau hinsieht, erkennt man, dass die Ruach den Menschen nicht
einfach nur in Bewegung setzt, sondern ihn dazu drängt, speziell Gottes Werke zu tun, seinen
Willen als Wort und Tat in die Welt zu bringen. Von Anfang an und seit ihm der „Atem des
3
Lebens“ in die Nase geblasen wurde (1Mo 2,7), war er von allen Lebewesen dazu ausersehen,
Gottes Werke zu tun, sein Bevollmächtigter zu sein.
1Mo 1,26-28: Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die
da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das
Vieh und über alle Tiere des Feldes und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht. 27 Und
Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als
Mann und Frau. 28 Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret
euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer
und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alles Getier, das auf Erden
kriecht.
1Mo 2,15: Und Gott, der HERR, nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, ihn
zu bebauen und ihn zu bewahren
So ist der Mensch also von Beginn an nicht ein Wesen, das für sich selbst befähigt ist. Seine
Ermächtigung und Befähigung haben eine klare Bestimmung, die sich in einer konkreten
Bevollmächtigung und Beauftragung ausdrückt.
Die ständige Frage des Menschen müsste also von daher lauten:
„Wenn nicht allein für mich, wozu sonst bin ich mit dem mir zugeteilten Maß an Intelligenz,
Kraft, Gaben und Gütern ausgestattet?“
„Wozu und zu wessen Gunsten?“ ist die zu stellende Frage, die den Menschen auf die Spur
zum Sinn seines Lebens führen kann. Und damit würde sie ihn auch zu Gott führen, denn wer
„Wozu?“ fragt, der muss auch fragen: „Von wem bin ich ausgestattet, bevollmächtigt und
beauftragt?“
Sehr viele von uns werden eines Tages beschämt erkennen, dass sie die Ruach Gottes als
Lebensgeschenk Gottes ignoriert, ausgenutzt und an der Vollmacht vorbei im Grunde völlig
falsch eingesetzt haben. Hier erkennen wir einen Wesenskern der Sünde: Leben, aber ohne
den, der das Leben gab und erhält. Das kann nur bedeuten, am Sinn des Lebens vorbei zu
leben.
Begabt mit Gottes KRAFT
In alledem spüren wir schon, dass die deutsche Übersetzung von Ruach als „Geist“ nicht
unbedingt sehr glücklich ist. Unter Geist verstehen wir in Deutschland eher etwas wie
Denken, Wollen, Durchdringen, Sinn. Es ist zumindest festzuhalten, dass sowohl im
hebräischen AT (Ruach) wie im griechischen NT (Pneuma) eindeutig „Wind“ steht, aber bei
uns Geist. Sogar noch die späteren lateinischen Texte sprechen von Spiritus, was ebenfalls
Lebensatem, Hauch bedeutet.
Der bewegende Wind von Gott ist also immer auch als seine wirkende, verändernde Kraft zu
verstehen, zumindest mehr als eine nur geistige Sache. Wir spüren ja selbst, dass wir dem
Fragenden den Begriff „Geist Gottes“ immer noch einmal übersetzen müssen als „Gott am
Werk“, „Gott in seinem Schaffen und Reden“. Effektiv erklären wir Geist also selbst als
Kraft.
Von der allgemeinen zur besonderen Ermächtigung
Wir haben mit dem Bisherigen eine recht allgemeine Bedeutung der Ermächtigung vor uns,
wie sie quasi jedem Menschen zuteil ist. Aber schon im Alten Testament gibt es die
besondere Ermächtigung. Sie klang schon an bei Saul, Simson, Otniel, Bileam.
Diese besondere Ermächtigung geschieht im AT an einzelnen. Sehr bildlich gesprochen wird
der einzelne von der Ruach Gottes „angefüllt“, worunter man ein randvoll Sein zu verstehen
hat – in deutschen Bibeln i.d.R. als „erfüllt“ zu lesen. Es gibt also durchaus einen Unterschied
zwischen dem bloßen Leben, das die Ruach schenkt und dem völligen angefüllt Sein von ihr.
Die Wirkungen dieses angefüllt Seins sind unterschiedlich:
4
2Mo 31,1-5: Und der HERR redete mit Mose und sprach: 2 Siehe, ich habe mit Namen
berufen Bezalel, den Sohn Uris, des Sohnes Hurs, vom Stamm Juda, 3 und habe ihn erfüllt
mit dem Geist Gottes, mit Weisheit und Verstand und Erkenntnis und mit aller
Geschicklichkeit, 4 kunstreich zu arbeiten in Gold, Silber, Kupfer, 5 kunstreich Steine zu
schneiden und einzusetzen und kunstreich zu schnitzen in Holz, um jede Arbeit zu vollbringen.
Ri 6,34: Da erfüllte der Geist des HERRN den Gideon. Und er ließ die Posaune blasen und rief
die Abiësriter auf, ihm zu folgen.
5Mo 34,9: Josua aber, der Sohn Nuns, wurde erfüllt mit dem Geist der Weisheit; denn Mose
hatte seine Hände auf ihn gelegt. Und die Israeliten gehorchten ihm und taten, wie der HERR
es Mose geboten hatte.
Von der besonderen Ermächtigung zur allgemeinen Erfüllung mit der Ruach
Das Alte Testament weist in dieser Frage schon über sich und seine Zeit hinaus auf eine Zeit
der Erfüllung ALLER mit dem Heiligen Geist.
Wir lesen in Joel 3,1+2: Und nach diesem will ich meinen Geist ausgießen über alles Fleisch,
und eure Söhne und Töchter sollen weissagen, eure Alten sollen Träume haben, und eure
Jünglinge sollen Gesichte sehen. 2 Auch will ich zur selben Zeit über Knechte und Mägde
meinen Geist ausgießen.
Die hier verheißene Ermächtigung des Menschen übersteigt eindeutig seine üblichen
Fähigkeiten. Klar tritt hervor, dass die Ruach Gottes das Fleisch zu „Überfleischlichem“
ermächtigt.
So ist es nur naheliegend, dass Petrus das Pfingstwunder von Joel 3 her erklärt (Apg 2,14-16):
Da trat Petrus auf mit den Elf, erhob seine Stimme und redete zu ihnen: Ihr Juden, liebe
Männer, und alle, die ihr in Jerusalem wohnt, das sei euch kundgetan, und lasst meine Worte
zu euren Ohren eingehen! 15 Denn diese sind nicht betrunken, wie ihr meint, ist es doch erst
die dritte Stunde am Tage; 16 sondern das ist's, was durch den Propheten Joel gesagt worden
ist (Joel 3,1-5):…
Wir haben es also seit der Schöpfung und in allem immer mit demselben Geist zu tun. Der
Heilige Geist ist niemand anderes als die Ruach der Schöpfung aus 1Mo 1,2.
Wie sehr die Ruach Gottes den Menschen ermächtigt, zeigen bei Paulus die Sätze aus
2Kor 12,9: Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen
mächtig. Darum will ich mich am allerliebsten rühmen meiner Schwachheit, damit die Kraft
Christi bei mir wohne. 10 Darum bin ich guten Mutes in Schwachheit, in Misshandlungen, in
Nöten, in Verfolgungen und Ängsten um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, so bin ich
stark.
Phil 4,13 (Elberf.): Alles vermag ich in dem, der mich kräftigt.
Die hier erwähnte „Kraft“ (grie: Dynamis) ist immer eine Auswirkung des Geistes (Pneuma)
Schon Jesus eröffnete den Zugang zur Erfüllung mit dem Heiligen Geist für jeden, der darum
bittet:
Lk 11,13: Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben geben könnt, wie viel
mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten!
5
Der Wind der Veränderung im Neuen Testament
Bei Paulus sehen wir den Geist der Veränderung wieder am Werk im praktischen
Lebensvollzug (Gal 5,16-25):
Ich sage aber: Lebt im Geist, so werdet ihr die Begierden des Fleisches nicht vollbringen.
17 Denn das Fleisch begehrt auf gegen den Geist und der Geist gegen das Fleisch; die sind
gegeneinander, sodass ihr nicht tut, was ihr wollt. 18 Regiert euch aber der Geist, so seid ihr
nicht unter dem Gesetz. 19 Offenkundig sind aber die Werke des Fleisches, als da sind:
Unzucht, Unreinheit, Ausschweifung, 20 Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Hader,
Eifersucht, Zorn, Zank, Zwietracht, Spaltungen, 21 Neid, Saufen, Fressen und dergleichen.
Davon habe ich euch vorausgesagt und sage noch einmal voraus: Die solches tun, werden das
Reich Gottes nicht erben. 22 Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld,
Freundlichkeit, Güte, Treue, 23 Sanftmut, Keuschheit; gegen all dies ist das Gesetz nicht.
24 Die aber Christus Jesus angehören, die haben ihr Fleisch gekreuzigt samt den
Leidenschaften und Begierden. 25 Wenn wir im Geist leben, so lasst uns auch im Geist
wandeln. 26 Lasst uns nicht nach eitler Ehre trachten, einander nicht herausfordern und
beneiden.
War im Alten Testament das Fleisch der schwache Gegenpart der Ruach, so ist es im Neuen
Testament das, was den Gläubigen in der Vergänglichkeit zu halten droht und ihn hinter seine
Berufung zurückwirft.
Der Geist ermächtigt uns als nicht nur zum Leben, nicht nur zum Leben in neuer Berufung,
sondern auch zum Schwierigsten überhaupt: Zur Veränderung unserer selbst (Phil 1,6): ich bin
darin guter Zuversicht, dass der in euch angefangen hat das gute Werk, der wird's auch
vollenden bis an den Tag Christi Jesu.
Schon im AT hören wir die Bitte darum in Psalm 51,12-14 (Elberf.):
Erschaffe mir, Gott, ein reines Herz, und erneuere in mir einen festen Geist! 13 Verwirf mich
nicht von deinem Angesicht, und den Geist deiner Heiligkeit nimm nicht von mir! 14 Laß mir
wiederkehren die Freude deines Heils, und stütze mich mit einem willigen Geist!
Das vorletzte Wort „willigen“ müsste eigentlich mit zwei Worten ins Deutsche übersetzt
werden, also so: „…und stütze mich mit einem freien und bereiten Willen.“
Die Freiheit des menschlichen Willens ist hier also darauf angewiesen, durch die Ruach
Gottes erschaffen zu werden. Der an das Fleisch gebundene Wille ist unfrei.
So sieht es auch Jesus angesichts der schlafenden Jünger im Garten Gethsemane
Mt 26,41(Elberf.):
Der Geist zwar ist willig, das Fleisch aber schwach.
Für uns als Christen heute ist es von immenser Wichtigkeit, Gottes Willen zu unserer
Ermächtigung zu glauben. Und zwar müssen wir ihm mehr glauben als uns. Das Problem für
uns ist sicher oft, dass wir nicht wagen, um diese Ruach ernsthaft zu bitten. Alle Berichte über
das Wirken der Ruach Gottes ermutigen uns jedoch, fest mit ihr zu rechnen, sie zu wollen und
zu erbitten – damit wir zum Besten dieser Welt leben, im Willen Gottes leben, echte
Nachfolger Jesu Christi sein können und wirklich Sinn finden.
LKG Verden, Gerd Voß, 11.5.2006
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