1 Bibelleitfaden Mai 2015 Der dreieinige Gott nimmt uns in die Beziehung mit hinein Vorbereitung: - Mitte mit einer Kerze gestalten, wenn vorhanden eine Kerze mit drei Dochten - 3 Plakate mit Begriffen s.u. und Stifte für die TeilnehmerInnen 1. Begrüßen und Ankommen/ Einstieg Bewusster Beginn mit dem Kreuzzeichen: + + + Lied: GL 386 Laudate omnes gentes Auf den Bibeltext zugehen: Schreibgespräch auf drei Plakaten: eines mit dem Begriff „Gott-Vater“, eines mit „Gott-Sohn“ und eines mit „Gott-Heiliger Geist“. Alle Anwesenden notieren auf den entsprechenden Plakaten, was der Begriff für sie bedeutet, bzw. welche Beziehung sie dazu haben/pflegen und können auf Sätze und Stichworte anderer reagieren, bzw. sie ergänzen. Drei-einig – dreifaltig – Vater Sohn Heiliger Geist – drei Personen – Trinität - …. : Assoziatives Gespräch in der Gruppe, über die Vorstellungen und Zugänge zur Dreifaltigkeit der TeilnehmerInnen. Impulse zum Dreifaltigkeitssonntag: Gott wollte nicht ohne die Welt und schon gar nicht ohne den Menschen sein. Sogar nach seinem Bild erschafft er jeden Einzelnen. In Jesu Erzählungen bekommt der große Unbekannte ein Gesicht. Im Heiligen Geist, der in uns wohnt, lernen wir Gott von innen her kennen. Maximilian Theler Gott ist der Schöpfer und Retter, unser Begleiter und Helfer – alle drei Aspekte gehören zusammen. Sie sind Ausfluss des einen Wesens Gottes. Der Glaube an den Einen, Dreifaltigen Gott ist der tastende Versuch, sich dem Geheimnis Gottes mit Hilfe menschlicher Sprache und menschlicher Vorstellung zu nähern. Rainer Dillmann Impulsgeschichte zur Begrenztheit der Gotteserfahrungen und Gottesbilder: Es war einmal ein König, der rief zu seiner Zerstreuung etliche Bettler zusammen, die von Geburt an blind waren. Und er setzte einen Preis aus für denjenigen, der ihm die beste Beschreibung eines Elefanten geben würde. Zufällig geriet der erste Bettler, der den Elefanten untersuchte, an dessen Bein, und er berichtete, dass der Elefant ein Baumstamm sei. Der zweite, der den Schwanz zu fassen bekam, erklärte, der Elefant sei wie ein Seil. Ein dritter, der ein Ohr ergriff, beteuerte, dass der Elefant einem Palmblatt gleiche. Ein vierter betastete den Rüssel und meinte, der Elefant sei ein weicher Schlauch, und so fort. Die Bettler begannen miteinander zu streiten; und der König war überaus belustigt. 2 Auch die Lehre von Gott als Vater, Sohn und Heiliger Geist, ist letztlich ein tastender Versuch, die verschiedenen Erfahrungen mit Gott zu deuten und zu bündeln. Auch die Worte Vater, Sohn und Heiliger Geist sind Bildworte, die uns auf die vielfältigen Erscheinungsweisen Gottes in seiner Welt hinweisen wollen. Im Bild des Vaters haben alle unsere Erfahrungen Platz, die uns ahnen lassen: unser Leben ist ein Geschenk. Wir verdanken es nicht uns selbst. Hinter der sichtbaren Wirklichkeit gibt es eine Macht, die uns begleitet und trägt. Im Bild des Sohnes haben alles Erfahrungen Platz, die Menschen zu allen Zeiten mit Jesus von Nazaret machen konnten: Gott ist sichtbar geworden in einem unserer Brüder. Dieser eine ist so eng mit Gott verbunden; er zeigt uns wie kein anderer, was Gott mit uns und seiner Welt vorhat, dass nur das Bildwort `Sohn´ sein Gottesverhältnis richtig beschreibt. Und im Bild vom Heiligen Geist haben alle unsere Erfahrungen Platz, die uns spüren lassen: Dieser Jesus wirkt weiter; er steckt auch heute noch Menschen an mit seinen Ideen von einem erfüllten und gelingenden Leben. Die Rede vom der Dreifaltigkeit ist also nicht ein Denkschema, das Gott festgelegt hält, sondern will uns als Anregung dienen, ihn in den vielfältigen Weisen seiner Gegenwart zu suchen und zu entdecken. s. u. vgl. Wolfgang Raible 2. Begegnung mit dem Bibeltext: Röm 8,14-17 (Dreifaltigkeitssonntag, Lesejahr B, 31. Mai) Aus dem Brief des Apostels Paulus an die Römer Brüder und Schwestern! 14 Alle, die sich vom Geist Gottes leiten lassen, sind Söhne und Töchter Gottes. 15 Denn ihr habt nicht einen Geist empfangen, der euch zu Sklaven macht, so dass ihr euch immer noch fürchten müsstet, sondern ihr habt den Geist empfangen, der euch zu Söhnen und Töchtern macht, den Geist, in dem wir rufen: Abba, Vater! 16 So bezeugt der Geist selber unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind. 17 Sind wir aber Kinder, dann auch Erben; wir sind Erben Gottes und sind Miterben Christi, wenn wir mit ihm leiden, um mit ihm auch verherrlicht zu werden. Anmerkung: Hier ist zweimal in den Text „und Töchtern“ eingefügt, was nicht im Text dasteht, weil damals bei „Söhnen“ die Frauen mitgemeint waren, was heute nicht mehr der Fall ist. So entspricht es dem von Paulus Gemeinten, wenn wir heute einfügen „und Töchtern“. (s. Sonntagslesungen Kath. Bibelwerk) - Lesen (das Wort Gottes verkünden und hören) Wer möchte die Verse aus dem Brief des Apostels Paulus an die Epheser langsam und laut vorlesen? - Sich ansprechen lassen (den verborgenen Schatz heben) 3 Wir sprechen nun Worte oder kurze Satzteile, die uns berührt haben, laut aus – wie im Gebet. Zwischen den Wiederholungen und den Worten lassen wir eine kurze Stille. - noch einmal lesen Wer möchte noch einmal ganz vorlesen? - miteinander schweigen und so die Gegenwart Gottes wahrnehmen Wir halten jetzt einige Minuten Stille und versuchen zu hören, was Gott uns sagen will. - mitteilen und Austausch , denn wir wollen durch die andern Gott begegnen Jede/jeder teilt in einer ersten Runde mit, wo er/sie hängen geblieben ist, was ihn/sie berührt hat oder wo Fragen entstanden sind – ohne auf die Aussagen der Anderen zu antworten. Im zweiten Schritt kommen wir miteinander ins Gespräch. Wir tauschen uns darüber aus, was uns im Herzen berührt hat. Welches Wort hat uns persönlich angesprochen? 3. (Hintergrund-)Impuls In heidnischen Religionen des griechisch-römischen Kulturraumes hatten die Menschen Angst vor Gott und den Göttern. Sie fürchteten, den Zorn der Götter zu erregen, so dass diese ihnen Schaden zufügen könnten, sie mit Unwettern, Erdbeben, Dürre heimsuchen und in Lebensgefahr bringen könnten. Man suchte also, die Götter günstig und geneigt zu stimmen durch verschiedene Opfer. All diese Rituale waren letztlich von Angst motiviert. Das ist nun eben nicht das Gottesverhältnis der Christen, sagt Paulus (s. V. 15a). Wir sind keine Sklaven vor Gott; wir brauchen uns vor Gott nicht zu ängstigen; wir brauchen keine Besänftigungsriten anzuwenden, um Gott gnädig zu stimmen. Wir brauchen also nicht mit gekrümmtem Rücken vor Gott hinzutreten, sondern wir dürfen uns aufrichten und den Blick frei zu Gott erheben. Darin, dass wir zu Gott „Vater“, ja sogar ein vertrautes „Väterchen,Vati oder Papi“ („Abba“, s.V. 15b) sagen dürfen, zeigt sich konkret, dass wir Söhne und Töchter Gottes sind. Und unser Sohn- und Tochtersein vor Gott zeigt sich auch darin, dass wir uns vom Geist Gottes leiten lassen. (s. V. 14) Die Gotteskindschaft kommt zustande, weil: „Ihr habt den Geist empfangen, der euch zu Söhnen und Töchtern macht“. Wir erhalten Anteil am Auferstehungsleben des Christus durch die Taufe und Firmung. Tief im Innersten unserer Existenz atmet der Geist Jesu Christi, der ihn schon in seinem irdischen Dasein belebt, angetrieben und erfüllt hat. Wir sind angeschlossen an den Lebenskreislauf Christi und deshalb seine Schwestern und Brüder und als solche auch Söhne und Töchter Gottes. Paulus zieht die Schlussfolgerung, dass wir dann auch „Erben Gottes und Miterben Christi“ sind. Der Sklave erbt nicht; er wird vererbt wie ein Gegenstand. Söhne und Töchter aber erben das Vermögen der Eltern. So erben wir den Reichtum Gottes. Wir werden Teilhaber am vollendeten Gottesreich; an der Freude nie endenden Lebens, an der Gemeinschaft des dreifaltigen Gottes. Wir werden hineingezogen in diesen lebendigen Austausch von Schenken und Empfangen. Nicht zu einem einsamen, sich langweilenden Gott gehören wir, sondern zu dem Gott, der in sich dynamische Beziehung, sprudelndes Leben, dreifach gesteigerte Einheit von überquellender Liebe und Herrlichkeit ist. Der uns daran jetzt schon beteiligt, ist der Heilige Geist des Vaters und des Sohnes. s. u. vgl. Bernhard Krautter 4 4. Antwort GL 7,6 Anbetung des dreifaltigen Gottes O Gott, ich bete dich an: Du Weisheit, die mich erdacht, du Wille, der mich gewollt, du Macht, die mich erschaffen du Gnade, die ich erhoben, du Stimme, die mich ruft, du Wort, das zu mir spricht, du Güte, die mich beschenkt, du Vorsehung, die mich leitet, du Barmherzigkeit, die mir vergibt, du Liebe, die mich umfängt, du Geist, der mich belebt, du Ruhe, die mich erfüllt, du Heiligkeit, die mich wandelt, dass ich nimmer ruhe, bis ich dich schaue: O Gott, ich bete dich an. Klemens Tilmann (1904-1984) Oder GL 7,7 5. Du bist heilig … von Franz von Assisi Vertiefung In der Stille bei einem persönlich gewählten Gebetssatz verweilen. 6. Vater unser / Segen Segen Gott Vater inspiriere uns, dass unsere schöpferische Kraft fruchtbar wird, heilsam sich entfaltet. Gott Sohn ermutige uns, dass wir Menschen begegnen, geschwisterlich wie er. Gott Heiliger Geist begeistere uns, dass unser Glaube Funken schlägt, einladend und herzlich. Das gewähre uns der dreifaltige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. 5 Lied: GL 398 oder GL 400 Oder GL 834 7. Jubilate Deo (Kan) Ich lobe meinen Gott Wunderbar bist du, o Herr. Organisatorisches Nächstes Treffen: Wo/ wann ist das nächste Treffen? Wer hat die Leitung? 8. Alternativen a. GL 821 Dreifaltiger verborgner Gott Die Frage, wie sich Gott Vater und Gott Sohn zueinander verhalten und welchen Platz und welche Rolle dabei der Heilige Geist einnimmt klärte die frühe Kirche in der Trinitätslehre. Im praktischen Glaubensleben ist der Glaube an den dreifaltigen Gott häufig unverständlich, auch wenn wir auf den dreifaltigen Gott getauft sind, oder uns im Kreuzzeichen zu ihm bekennen. Annähern an das göttliche Geheimnis können wir uns, wenn wir darauf schauen, wie Gott uns Menschen begegnet. Dies wird im Lied ausgedrückt. Es spricht zunächst vom dreifaltigen verborgenen Gott. Sein innerstes Geheimnis ist größer als das, was wir fassen und begreifen können. Gott bleibt Gott und wird nicht zu einem fassbaren Gegenstand unseres Geistes. Das bedeutet jedoch nicht, dass wir nichts aussagen können über ihn. Gott ist der Verborgene, zugleich aber auch derjenige, der die Welt erschaffen, der sich auf Augenhöhe mit uns Menschen begeben und sich mit uns auf den Weg gemacht hat, der uns immer wieder Mut und Zuversicht schenkt. Gott Vater, Schöpfer – Gott Sohn, Bruder – Gott, Heiliger Geist, Lebensatem. Gott ist einer und zugleich drei. Gott ist kein in sich Zurückgezogener, sondern ein in Beziehung Lebender. Gott ist ein Gott der Beziehung. Er schließt sich nicht in sich ab, sondern ist von Anfang an ein “Du“ – offen für eine Beziehung zur Schöpfung und zu den Menschen. In der Taufe sind wir so auf Beziehung getauft und damit berufen aus Beziehung zu leben. Zunächst ist es die Erwiderung der Beziehung, die Gott zu einem jeden von uns aufgenommen hat. Als Kinder Gottes dürfen wir aus der Beziehung zu Gott leben. Eine Beziehung wird belanglos und erkaltet, wenn sie nicht gepflegt wird. Wenn Menschen nicht miteinander reden, stirbt Wesentliches ab. So ist es auch in der Beziehung zu Gott, wenn sie nicht immer wieder eingeübt und lebendig gehalten wird. So wie Gott Beziehung lebt, so ist es auch für uns Christen wichtig, Beziehung zu leben. „Ein Christ ist kein Christ“, sagt Tertullian. Wir leben vom gegenseitigen Zeugnis, von der Ermutigung, der Bestärkung und vom Austausch. Wenn Gott in sich Beziehung ist, dann hat Beziehung zu leben und zu stiften eine besondere Qualität. So liegt es auch an uns, entgegen Vereinsamung und Verkümmern, Beziehung aufzunehmen. Dafür, dass Gott uns in die Beziehung mit hineinnimmt, dürfen wir dankbar sein. s. u. vgl. Harald Gehrig 6 Das Lied gemeinsam singen. Anschließend die Kernaussagen des Liedes zu Vater, Sohn und Heiliger Geist auf den Plakaten vom Einstieg ergänzen. b. Meditation über die Ruach [Heiliger Geist, hebräisch „ruach“ mit weiblichem Geschlecht] Wenn ich den Vater nicht erkenne noch die Worte des Sohnes mich erreichen, dann fügst Du hinzu, was mir zum Glauben fehlt, Du Heilige Ruach. Wenn die Schöpfung nicht ins Leben findet noch Kraft, ihr Antlitz zu Gott zu erheben, dann beseelst Du sie aus der Mitte Gottes, Du schwebst über ihren Wassern wie eine Taube, bevor sie Leben weitergibt, Du Heilige Ruach. Wenn ich von mir selbst nicht absehen kann noch den Weg zum Nächsten gehen, dann leitest Du mich dorthin mit sanfter Strenge, wie nur Mütter sie haben, Du Heilige Ruach. Wenn Menschen nicht genügend haben zu leben noch zum Sterben wenig genug dann drängst Du uns, sie zu nähren, Du Heilige Ruach. Wenn ich keine Tröstung finde noch denen glauben will, die sie mir spenden wollen, dann hüllst Du ich in Deine Wärme, Du Heilige Ruach. Wenn die Wunden der Erde nicht heilen noch die Welt aufhört, ihr neue zu reißen, wenn Streit und Krieg sie ausbluten, dann schließt Du die Wunden mit leichter Hand und göttlich wiederschaffender Kraft, Du Heilige Ruach. Angela M. T. Reinders c. Gebet Gott, ich nenne Dich Liebe, Liebe zum Leben. 7 DU bist die Weisheit, die die Erde gebar, mit allem, was auf ihr lebt. DU bist der Atem, von dem ich leben, in jedem Augenblick, und der Widerstand, an dem ich wachse. DU bist die Augen, die mich sehen, und die Zärtlichkeit, die meinen Namen ruft. DU bist das Ja zu mir, immer und immer wieder. DU bist die schützende Wärme, die mein neugieriges Altern begleitet, und die Klarheit, die mein Denken braucht. DU bist die lange Geduld, die meine Ungereimtheiten aushält, und die Treue, die bei mir bleibt, wenn ich mich zurückziehe. DU bist die lockende Bewegung, die mich aus allen Verstecken holt und lachend in die Arme nimmt. DU bist mein Zuhause. DU bist mein DU, die Ganzheit, nach der ich mich sehne. DU bist es, der mich lieb hat, so wie ich bin. Jutta Sönning Quellen: Bausteine für Frauengruppen 3/98, Bergmoser + Höller Wort-Gottes-Feiern Lesejahr B, Kath. Bibelwerk, Bernhard Krautter (Hrsg.) Kurzpredigten Lesejahr B, Kath. Bibelwerk, Maximilian Theler … und sie feiern ein Fest, Kath. Bibelwerk, Bernhard Krautter/F.-J. Ortkemper (Hrsg.) Freut euch und feiert ein Fest, kbw, B. Krautter/Franz–Josef Ortkemper (Hrsg.) Betrachtungen und Predigten zum neuen Gotteslob, Johannes Kreidler (HG.), Schwabenverlag Leitfaden zusammengestellt von Michaela Bremer