Schädlingskontrolle in Winterraps – rechtzeitig Gelbschalen aufstellen Jeder langjährige Rapsanbauer weiß, dass die Schädlinge nicht jedes Jahr zum gleichen Zeitpunkt, am gleichen Ort und in der gleichen Stärke auftreten. Wesentliche Einflussgrößen hierfür sind die Anbaudichte von Raps, der Anteil von Kleinstrukturen und Waldrändern im Nahbereich zu Raps, die Wirksamkeit von Nützlingen als natürliche Gegenspieler sowie die Witterungsbedingungen. Michael Schaaf vom DLR Eifel gibt Ihnen Hinweise zur Biologie, Bekämpfungsschwellen und erläutert Bekämpfungsstrategien unter Beachtung des Bienenschutzes. Biologie: Als erster Rapsschädling im Frühjahr erscheint in der Regel der Große Rapsstängelrüssler (Ceutorrhynchus napi). Sobald die Tagestemperaturen für einige Tage die 12 ˚C-Marke überschreiten (Bodentemperatur 6 – 9 ˚ C) fliegen die ersten Rapsstängelrüssler zu. Die Winterruhe verbringen die Käfer im Boden vorjähriger Rapsfelder. Je nach Witterung vergehen bis zu 2 – 3 Wochen, in dem der Hauptzuflug erfolgt. Nach kurzem Reifungsfraß legt ein Weichen bis zu 100 Eier an verschiedenen Stellen (bevorzugt Triebspitzen) der Rapspflanze ab. Die Larven bohren sich nach dem Schlupf in den Stängel ein und ernähren sich dort vom Mark. Es entstehen gallenartige Wucherungen, Aufplatzerscheinungen und S-förmige Verkrümmungen. Ab Mitte Juni verlassen die Larven über Bohrlöcher den Stängel, um sich im Boden zu verpuppen. Die noch im gleichen Jahr schlüpfenden Käfer überwintern im Boden direkt im Rapsbestand. Natürliche Gegenspieler wie Schlupfwespenarten (legen Eier in Rapsstängelrüsslerlarve), Laufkäferarten (fressen Larven sobald sie sich zur Verpuppung am Boden befinden) oder Larven der räuberischen Fliege Phanonia trimaculata (fressen Larven innerhalb des Rapsstängels) können dabei die Population deutlich reduzieren. Nur wenige Tage später als der Große Rapsstängelrüssler fliegt der Gefleckte Kohltriebrüssler (Ceutorrhynchus quadridens) aus den Überwinterungsquartieren wie Waldrändern und Feldgehölzen ein. Wegen der zeitlichen Überlappung sind die beiden Rüsselkäferarten nur schwer voneinander zu unterscheiden (siehe Tab.1). Der verursachte Schaden ist geringer als beim Großen Rapsstängelrüssler, da keine Wuchsdeformationen auftreten. Nach einem 14-tägigen Reifungsfraß legen die Weibchen bis zu 6 Eier in Blattstiele und Stängel. Entsprechend sind hier mehrere Larven zusammen an einer Stelle zu finden (im Gegensatz zum Stängelrüssler). Als natürliche Feinde können wieder Laufkäfer, Schlupfwespen und räuberische Fliegen der Verbreitung entgegen wirken. Der Schaden beider Schädlinge kann dadurch erhöht werden, dass nach dem Befall Pilzerkrankungen als Folgeschäden auftreten. Um den Schädlingsbefall zu überwachen bzw. eine gezielte und wirtschaftliche Bekämpfung zu erreichen, ist es notwendig, rechtzeitig Gelbschalen aufzustellen (Bekämpfungsschwelle siehe Tabelle 1). Dies sollte bereits Ende Februar geschehen, wenn nicht gerade ein Wintereinbruch, gegebenenfalls mit Schneefall den Zuflug unwahrscheinlich macht. Die Gelbschalen sollten möglichst groß sein (rechteckig, z. B. von Fa. Syngenta, siehe Bild) und eine frische gelbe Farbe aufweisen, damit sie gut fängig sind. Verbleichte oder stark verschmutzte Gelbschalen müssen ausgetauscht bzw. gereinigt werden. Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Eifel 54634 Bitburg www.dlr-eifel.rlp.de Seite 1 von 3 Zudem hat ein aufgelegtes Gitter Fremdfänge von z. B. Hummeln etc. zu verhindern. Die Gelbschale sollte „mitwachsend“ sein und die Oberflächenspannung des Wasser durch Zusatz von „Spüli“ herabgesetzt werden. Alle drei Tage ist die Schale zu kontrollieren. Fremdfänge vom Rapsglanzkäfer zeigen lediglich dessen Zuflug. Die Bekämpfungsschwelle für Rapsglanzkäfer bezieht sich aber auf die Anzahl der Käfer pro Pflanze! Aktuelle Gelbschalenfangergebnisse erhalten Sie auch von der Staatlichen Beratung unter www.isip.de oder per Wetterfax. Bekämpfungsstrategie: Bei Überschreitung der Bekämpfungsschwellen (Tabelle 1) und alleinigem Auftreten von Stängel- und Triebrüsslern sollte ein Pyrethroid der Klasse II (siehe Tabelle 2) eingesetzt werden. Bienenungefährlichen Mitteln (B 4) ist der Vorzug zu geben. Sind zeitgleich bereits in stärkerem Umfang Beifänge mit Rapsglanzkäfern festzustellen, sollte bevorzugt ein Pyrethroid der Klasse I (z. B. Trebon) eingesetzt werden oder eine Tankmischung aus Pyrethroid der Klasse II in Kombination mit Plenum oder Avaunt gefahren werden. Hierbei ist darauf zu achten, dass weder Raps noch Beikräuter im Bestand am Blühen sind. Auf die beiden letzten genannten Produkte reagieren Rapsglanzkäfer noch empfindlich und haben keine Resistenz aufgebaut. Bienenschutz: Bei allen Maßnahmen im Rapsanbau muss der Bienenschutz vorrangig sichergestellt werden, zumal Raps als vorzügliche Trachtpflanze gilt. Da zurzeit noch verschiedene Wirkstoffgruppen am Markt sind und damit auch eine Antiresistenzstrategie gefahren werden kann, haben Fehlanwendungen zu unterbleiben damit auch eine langfristige Mittelverfügbarkeit nicht gefährdet wird. Beachten Sie diesbezüglich auch unbedingt, dass im Bestand keine blühenden Kräuter zu finden sind. Grundsätzlich sollte der Kontakt mit dem Imker gesucht werden, da auch die Landwirtschaft Nutznießer durch die Bienenbestäubung ist. Wenn möglich sind auch die bienenungefährlichen Mittel in den Abendstunden einzusetzen. Bei Tankmischungen vergewissern Sie sich vor der Anwendung, ob die Einstufung bezüglich Bienengefährlichkeit erhalten bleibt (siehe Tabelle 3). Mehrfachmischungen aus Insektiziden, Fungiziden, Herbiziden etc. sind bezüglich Bienenschutz nicht getestet und entsprechend als bienengefährlich zu bewerten. Tabelle 1: Bekämpfungsrichtwerte in Raps Schädling Befallsfeststellung Beobachtungszeitraum Bekämpfungsschwelle Rapsstängelrüssler Gelbschale Ab Vegetationsbeginn bis Ende Knospenbildung > 5 Käfer pro Schale innerhalb von 3 Tagen Kohltriebrüssler Gelbschale Ab Vegetationsbeginn bis Ende Knospenbildung > 15 Käfer pro Schale innerhalb von 3 Tagen Unterscheidungsmerkmale Gefleckter Kohltriebrüssler ist etwas kleiner (2,5 – 3,5 mm) als der Große Rapsstängelrüssler (3 – 4 mm). Gefleckter Kohltriebrüssler hat rötliche Endglieder an Beinen, wobei diese beim Großen Rapsstängelrüssler schwarz sind (meist nur mit der Lupe zu sehen!!!). Bei trockenem Kohltriebrüssler ist ein weißer Haarfleck an der Ansatzstelle der Flügel (hinter dem Halsschild) zu erkennen. Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Eifel 54634 Bitburg www.dlr-eifel.rlp.de Seite 2 von 3 Tabelle 2: Übersicht: Wirkung, Aufwandmenge und Bewertung von Rapsinsektiziden (Auswahl für frühe Anwendungen: Rüsselkäfer/Glanzkäfer) Mittel IRACKlasse Avaunt (Indoxacarb) 22 A Menge je Schädling R.Glanz Stängelkäfer │ /Triebrüssler 170 │ Wirkung gegen Rüsselkäfer + Wirkung gegen R-Glanzkäfer (resistent) ++ Bienengefährlichkeit Max. Anwend. B1 1 Plenum 50 WG (Pymetrozin) 9B 150 │ - ++ B1 1 Trebon 30 EC (Pyrethroid Klasse 1) 3 200 │ 200 +++ + (+) B2 2 Fastac SC Super Contact (Pyrethroid Klasse 2) 3 restistent │ 100 +++ (+) B4 2 Karate Zeon (Pyrethroid Klasse 2) u.a. 3 restistent │ 75 +++ (+) B4 2 B 1: ab Blühbeginn keine Anwendung! B 2: ab Blühbeginn nur nach dem täglichen Bienenflug bis 23.00 Uhr ausbringen! B 4: nicht bienengefährlich; möglichst nach dem täglichen Bienenflug anwenden! Behandlungen bei Überschreiten der Schwellenwerte mit voller Aufwandmenge! Tabelle 3: Bienenschutz bei Mischung Fungizid + B 4-Insektizid Mittel Biscaya Mavrik Fastac SC… Jaguar Karate Zeon o.ä. Mospilan SG Nexide Fungizide Mischpartner ohne Strobilurine; Carboxamide (z.B. Cantus Gold, Ortiva, Symetra) B4 B4 B4 │ B4 B4 B4 B4 │ B2 B4 B4 B4 │ B2 B4 B4 B4 │ B2 B4 B4 B4 │ B2 B4 B4 B1 │ B1 B4 B4 B1 │ B1 Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Eifel 54634 Bitburg www.dlr-eifel.rlp.de Azole od. Azolhaltige Proline │ (z.B. Caramba, Folicur, Propulse) Seite 3 von 3