PS Sozialpsychologie Präsentationsanleitung Psychophysiognomik und Stereotyp. Soziale Konstrukte in Karl May’s Orientzyklus Worum geht es? Die Annahme, das Gesicht sei der „Spiegel der Seele“ erfuhr im 19. Jahrhundert eine pseudowissenschaftliche Aufwertung. Begabte, aber auch kriminelle und psychisch Kranke sollten an ihrer äußeren Erscheinung identifiziert und klassifiziert werden. Diese Bestrebungen gipfelten u. a. in den Rassentheorien des Nationalsozialismus. Psychophysiognomik kursiert heute nur mehr in esoterischen und pseudowissenschaftlichen Populärzirkeln, vornehmlich in Zusammenhang mit Astrologie, "Menschenkenntnis", „Anlitzdiagnostik“, Graphologie u.ä. Die deutschsprachige Unterhaltungsliteratur des späten 19. Jahrhunderts reflektiert diese Stereotypisierungen, manches wurde zur Begleitlektüre etlicher Jugendgenerationen. Karl May’s Orientzyklus ist ein Beispiel für die Popularität impliziter Psychophysiognomik. Welche Gruppen lassen sich dementsprechend in den Quellen empirisch ausmachen? Wie werden sie attribuiert, welche (quasibiologischen) scripts werden ihnen zugeschrieben? Anleitung Nach einer simplen textuellen Frequenzanalyse (TextSTAT) der Quellen sondieren Sie die keywords und kategorisieren sie samt Frequenzen in Oberbegriffe. Sichten Sie dazu und zu den folgenden Schritten auch das Tutorium (download von der LV-Homepage)! Mittels einer KWIC (Keyword in Context) Analyse bestimmen Sie das textuelle Umfeld der Schlüsselbegriffe und erheben die zugehörigen scripts. Hilfestellung gegeben! Versuchen Sie, diese scripts und deren Objekte in ein Belief System zu formulieren: Wenn Typus (Ai) wird mit Attributkomplex (Bi) assoziiert wird, so folgt daraus Resultat (Ci). Ihre Ergebnisse stellen Sie auf Grund der gefundenen Häufigkeiten in Netica dar. Hilfestellung gegeben! Sie diskutieren und illustrieren Ihre empirischen Ergebnisse vor dem Hintergrund der refererierten Literatur und leiten die anschließende Diskussion. Literatur Braun, Ch., Gründl, M., Marberger C., Scherber, Ch. Beautycheck. Ursachen und Folgen von Attraktivität. Univ. Regensburg, insbes. S. 11 (soziale Wahrnehmung) Melzig, D. (2003). Der "Kranke Mann" und sein Freund: Karl Mays Stereotypenverwendung als Beitrag zum Orientalismus. Husum: Hansa-Verl. (Materialien zum Werk Karl Mays; 4) Schneider, W. (12001) Vorlesung Pädagogische Psychologie IV, OH-Folien 19.06.2001, insbesondere S. 5, 9, 14-21 Wolff, R. (1999). Projektive Träume: Karl May und der Wilde Westen der Wilhelminischen Epoche. Studies in the Western, 7, S. 53-75. [18.02.2004] Universität Wien, Fakultät f. Psychologie, ©2004 Dr. Ali Al-Roubaie Seite 1 von 2 Links Forum Psychophysiognomik: (zeigt, wie auch heute pseudowissenschaftliche Vorstellungen populär sind) Deutsche Psycho-Physiognomie Gemeinschaft: (zeigt, wie auch heute pseudowissenschaftliche Vorstellungen populär sind) Hartmann, R. (1994). Blockhaus und Sennhütte. Behaustheitsphantasien bei Karl May und Ludwig Ganghofer im Kontext zeitgenössischer Befindlichkeit. Jahrbuch der Karl-MayGesellschaft: [22.02.2004] Schmuhl, H.W. (2001). Friedrich Naumann und die Armenische Frage. [12.02.2004] Material Hüning, M. (2003). TextSTAT - Simples Text Analyse Tool. Achtung! Verwenden Sie – wie im Link angegeben – die Version TextSTAT 1.52 für Windows und NICHT die neueste Version 2.5 Norsys Software Corp.(1997). Netica. Ein Programm zur Erstellung von (Bayes’schen) Belief Systemen und Entscheidungsbäumen. Die Romane des sog. Orient-Zyklus als Textdateien zum Download. Bitte registrieren Sie sich im Chatforum der LV und besuchen Sie dort möglichst oft Ihren Themenbereich! Ihre Teilnahme ist wichtig und hilfreich! Das Chatforum erreichen Sie über die LVHomepage http://sops.op7.net, Menü „Aktuell-Diskussionsforum“. Entscheidende Hinweise finden Sie auch insbesondere in den Sektionen des „Technik“-Forums (ebendort). Universität Wien, Fakultät f. Psychologie, ©2004 Dr. Ali Al-Roubaie Seite 2 von 2