Krankenhaus Martha-Maria Nürnberg Vortragsreihe „Ihrer Gesundheit zuliebe!“ Dr. med. Roland Heide, Oberarzt der Medizinischen Klinik II, Schwerpunkt Gastroenterologie, Telefon: (0911) 959-1101 Wenn Sodbrennen nicht aufhört … Das häufigste Symptom der Refluxerkrankung ist das Sodbrennen, also ein dumpfer Schmerz oder Druck hinter dem Brustbein, der meist mit der Art und Menge der Nahrung zusammenhängt und häufig auch nachts im Schlaf auftritt. Nicht selten werden diese Symptome als Herzleiden fehlgedeutet. Weitere Symptome können Schluckstörungen, morgendliche Heiserkeit und chronisch vermehrtes Aufstoßen sein. Die Ursache der Erkrankung ist in vielen Fällen eine Schwäche des Mageneingangs-Schließmuskels (unterer Ösophagussphinkter). Dieser Schließmuskel hat die Funktion eines Ventils am Mageneingang: Er lässt die Speisen bei der Nahrungsaufnahme in den Magen durchrutschen, umgekehrt verhindert er jedoch, dass Mageninhalt in die Speiseröhre zurückfließt. Als weitere Ursachen für die Refluxerkrankung kommen eine Pumpfunktionsstörung der Speiseröhre (Motilitätsstörung) und damit gestörte Reinigungsfunktion, sowie eine Magenentleerungsstörung in Betracht. Die Verschlussschwäche des Mageneingangs führt zu einem vermehrten Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre (Reflux), wobei ein geringer Rückfluss völlig normal ist. Die Speiseröhre kann begrenzte Mengen des Refluats durch Pumpbewegung wieder in den Magen zurücktransportieren. Ein vermehrter Rückfluss kann aber durch diesen Selbstreinigungsmechanismus nicht kompensiert werden, so dass es zu einer verlängerten Kontaktzeit zwischen Refluat und Speiseröhrenschleimhaut kommt. Im Gegensatz zur Magenschleimhaut fehlen der Speiseröhrenschleimhaut Schutzmechanismen gegen den aggressiven Magensaft mit der Folge einer Schädigung der Schleimhaut. Neben der sauren Komponente des Magensaftes (Salzsäure) spielt häufig auch der alkalische Reflux aus dem Zwölffingerdarm mit Gallensäuren und Verdauungsfermenten der Bauchspeicheldrüse eine Rolle. Die Folge der Schädigung ist eine Refluxösophagitis (Schleimhautentzündung der Speiseröhre), die wiederum Blutungen und entzündliche Geschwüre nach sich ziehen können. Als längerfristige Folgen einer chronischen Refluxösophagitis können narbige Einengungen der Speiseröhre und eine irreversible Umwandlung der Speiseröhrenschleimhaut in Magenschleimhaut (BarrettSchleimhaut) entstehen. Die Barrett-Schleimhaut gilt als Krebs-Vorstufe, das heißt, das Risiko einer bösartigen Entartung ist im Vergleich zur Normalbevölkerung um ein vielfaches höher. Leichte oder sporadisch auftretende Beschwerden lassen sich in der Regel durch eine Umstellung der Lebensgewohnheiten gut in den Griff bekommen: Vermeidung von Süßigkeiten (insb. Schokolade), Weißwein und fettigen Speisen kleinere Mahlzeiten auf den Tag verteilt letzte Nahrungsaufnahme vor der Bettruhe um 18.00 Uhr Gewichtsreduktion Oberkörperhochlagerung zur Nacht kein Nikotin, kein Alkohol Sollten diese Maßnahmen zu keinem Erfolg führen, können säurebindende oder säureproduktions-reduzierende Medikamente eine Linderung der Beschwerden bis hin zur vollständigen Beschwerdefreiheit erreichen. Diese Medikamente müssen konsequent entsprechend der Verordnung eingenommen werden. Treten die Beschwerden nach Absetzen der Medikamente in kurzer Zeit wieder auf, kann man von einem chronischen Krankheitsgeschehen ausgehen. In einem solchen Fall stehen dann zwei Therapieansätze zur Verfügung: a) Dauermedikation mit "Säureblockern" (Protonenpumpeninhibitoren) und/oder b) Operation und Rekonstruktion des Speiseröhrenschließmuskels. Die Mehrzahl der Patienten kann mit einer medikamentösen Therapie beschwerdefrei bzw. deutlich beschwerdeärmer leben, so dass die Operation nur noch in Einzelfällen eingesetzt wird. Circa 30 Prozent der Bevölkerung sind regelmäßig von Beschwerden wie Sodbrennen betroffen. Der Erkrankung kommt daher eine erhebliche sozioökonomische Bedeutung zu. Vortrag am 3. Februar 2016