Vorschlag für eine gemeinsame Position von BUNDjugend Thüringen und Grüner Jugend Thüringen zum Klimawandel Weltweit droht der Klimawandel das Leben aller ErdbewohnerInnen radikal zu verändern und das schon in wenigen Jahrzehnten. Der für die globale Erwärmung verantwortliche Ausstoß von Treibhausgasen ist das dringendste Problem, die Folgen von jahrzehntelangem Kohle-, Öl- und Gaskonsum sind schon heute spürbar: Waldbrände, Dürren, Desertifikation, Sturmfluten, Hurrikans und das Ansteigen des Meeresspiegels legen viele Regionen immer häufiger kurz- oder langfristig lahm. Auch in Thüringen realisieren immer mehr Menschen, dass der Klimawandel kein theoretisches Konstrukt ist, sondern ganz konkrete Auswirkungen auf ihr Leben hat. Dass auf Grund der steigenden Durchschnittstemperaturen, die Frosttage im Winter, in denen die Temperatur unter null Grad bleiben, auch im Thüringer Wald um bis zu 75% abnehmen, konnten die Bevölkerung Thüringens selbst ihren regionalen Tageszeitungen schon entnehmen. Der konventionelle Wintersporttourismus sitzt somit mittelfristig auf einem abbrechenden wirtschaftlichen „Zweig“. Doch die ist noch eine der harmloseren Auswirkungen. Allein in den letzten zehn Jahren gab es drei „Jahrhundertsommer “: 1998, 2002 und 2003. Im August 2003 überschritt das Thermometer mehrere Wochen lang täglich die 30 ° Celsius Marke. Die Bevölkerung Europas litt unter dieser extremen Belastung: Ermüdungszustände, Hitzeschläge und Herzanfälle nahmen rapide zu. Über 20.000 in der Regel ältere Menschen starben an den Folgen der Hitzewelle, davon allein in Frankreich über 11.000. Die Kosten für die Gesundheitssysteme schnellten in die Höhe (in Frankreich allein über 500 Million EUR für Notfalldienste), die Ernte auf den Feldern verdorrte, Städte beklagten Wasserknappheit und Kernkraftwerke mussten abgeschaltet werden, da die Flüsse nicht mehr genug Kühlwasser lieferten. Die Veränderungen des Klimas führen auch zu Verschiebungen bei den Verbreitungsgebieten von Pflanzen und Tieren. MedizinerInnen befürchten, dass sich tropische Infektionskrankheiten auch in Mitteleuropa ausbreiten könnten. Dazu zählen Dengue-Fieber, Leishmaniose, Enzephalitis, Gelbfieber und Malaria. Denn die Lebensbedingungen für die Überträger der Krankheiten - vor allem bestimmte Mücken- und Zeckenarten - verbessern sich durch die Klimaveränderung. In Frankreich und Italien wurde bereits die Tigermücke, die das Dengue-Fieber überträgt, festgestellt. Und in Deutschland sind erste Fälle von Leishmaniose bekannt geworden. Aber auch gefährliche einheimische Krankheiten treten häufiger auf. So haben sich in den letzten Jahren gerade von Zecken übertragene Krankheiten, wie etwa die Borreliose, stark ausgebreitet. Wissenschaftler fordern bereits eine umfassende Beobachtung und Sammlung entsprechender Daten, um langfristig Abwehrmaßnahmen aufbauen und ein Impfkonzept entwickeln zu können. Doch trotz dieser Unwidrigkeiten zählt Thüringen nicht zu den am schlimmsten vom Klimawandel betroffenen Gebieten. In den Regionen, die z.B. auf Grund der schon im steigen begriffenen Meeresspiegel in den nächsten Jahren nach und nach unbewohnbar werden, ist die Situation für die Menschen wesentlich katastrophaler. Der steigende Meeresspiegel wird ein Überleben auf dem Südsee-Atoll Tuvalu unmöglich machen. Die 11.000 Bewohner haben daher Asyl in Neuseeland beantragt, die Auswanderung hat bereits begonnen. Doch was bei der relativ kleinen Bevölkerung von Tuvalu noch möglich war, wird bei den ebenfalls bedrohten, bevölkerungsreicheren Regionen, wie den dicht besiedelten Küsten Südost Asiens oder den von Wassermangel geplagten afrikanischen Steppen wesentlich gravierendere Konsequenzen nach sich ziehen. Die menschlichen Katastrophen, die sich schon jetzt tagtäglich an der afrikanischen, Südgrenze der EU abspielen, sind hier nur ein Vorgeschmack auf das, was folgen kann. In den meisten Teilen Afrikas ist die Landwirtschaft der wichtigste ökonomische Sektor. Etwa 70%der Bevölkerung leben auf dem Land und sind daher auf die natürlichen Ressourcen angewiesen, wie etwa die Beschaffenheit der Böden, Saatgut, Tier- und Pflanzenarten. Da es kaum andere Wasserquellen gibt, sind die Bauern in den meisten afrikanischen Ländern besonders stark von Niederschlägen abhängig. Das macht sie verletzlich gegenüber dem Klimawandel, denn Studien kommen zu dem Schluss, dass eine um wenige Grad höhere Durchschnittstemperatur Veränderungen in der Niederschlagsfrequenz auslösen könnte. Schlimme Dürren, aber auch Überschwemmungen -verursacht durch sintflutartige Regengüsse -wären die Folge. Dadurch würden Böden zerstört und Ernten vernichtet. Das Vieh könnte nicht überleben, dagegen würden Heuschreckenplagen häufiger auftreten, denn solche Bedingungen sind ideal für die Vermehrung von Insekten. Experten befürchten 100 Millionen hungernde Menschen. Trockenzeiten sind zwar normal in der ostafrikanischen Steppe, aber in den letzten Jahrzehnten nehmen die verheerenden Dürren zu. Dadurch kann das Vieh der TurkanaNomaden nicht mehr überleben und die Menschen müssen ihren Lebensraum verlassen. Und die Situation verschlechtert sich zunehmend. In den letzten 30 Jahren ist der durchschnittliche jährliche Niederschlag um 25% zurückgegangen, verheerende Dürren dauern immer länger, die jüngste von 1999 bis 2004. In den letzen Jahren reagierte die Bundesrepublik Deutschland auf die aus Afrika vor den Auswirkungen des Klimawandels flüchtenden Menschen mit einer Erhöhung der Ausgaben für die militärische Absicherung der Grenzen der Europäischen Union. Parallel zu der Ausdehnung der Reisefreiheiten innerhalb der Union, wurden gerade in letzten Jahren immer mehr Gelder an Spanien, Italien und die Nordafrikanischen Staaten gezahlt und der politische Druck auf diese erhöht um flüchtende Menschen aufzuhalten und „zurückzuführen“. So wurden Marokko nach dem Sturm auf die Grenzzäune von Ceuta und Melilla durch Flüchtlinge von der EU 40 Millionen Euro zur Grenzsicherung zur Verfügung gestellt. In den letzten Jahren führte diese Politik auch zu ihren ersten „Erfolgen“. Immer wieder wurden allein in Marokko Hunderte von Menschen nach monatelanger Flucht zu Fuss und unter Nahrungsmangel wieder zurück in abgelegene Wüstenregionen deportiert. Dort wurden sie dann nach ihrer meist überraschenden nächtlichen Verhaftung ohne Wasser und ärztliche Betreuung sich selbst überlassen. Viele von ihnen starben in Folge ihrer Strapazen qualvoll. Die für diese Aktion notwendigen Busse und Sicherheitskräfte für diese „Rückführungen“ hätte der marokkanische Staat ohne die „Motivation“ durch die Gelder der EU und der BRD in diesem Umfang gar nicht unterhalten können. Dieser bewusste, massenhafte, indirekte Mord muss im Zusammenhang gesehen werden. Bei dem den Wassermangel in Teilen Afrikas zu Grunde liegenden Klimawandel spielten schließlich vor allem die Industrieländer eine tragende Rolle: Viele Entwicklungsländer setzen heute noch nicht so viel Treibhausgase frei wie die "westliche Zivilisation" bereits vor 100 Jahren. Von den Folgen des Klimawandels sind diese jedoch besonders stark betroffen und ihre Entwicklung wird dadurch nachhaltig gehemmt. Es ist klar, dass hierbei von Gerechtigkeit keine Rede sein kann. Nach dem Verursacherprinzip stehen also insbesondere die G8-Staaten und somit die BRD ganz oben auf der Liste derer, die sich für die Einschränkung der Treibhausgas-Emissionen und für ein Abbremsen des Klimawandels einsetzen müssen, schließlich haben sie auch heute noch einen Anteil von etwa 45% am weltweiten CO2-Ausstoß. Sie reagieren jedoch zu langsam oder bis dato gar nicht. Auch stehen die europäischen Hilfsleistungen für die momentan von den negativen Folgen des Klimawandels akut betroffenen Menschen und deren Länder in keiner Relation zu den Profiten europäischer Firmen aus den Geschäften mit ihren ungleichen „Geschäftspartnern“ aus z.B. dem afrikanischen Kontinent. Das Kyotoprotokoll wurde ebenfalls von diesem politischen Grundtenor mitgeprägt. So schreibt es den Industrienationen eine viel zu langsame Reduktion der CO2 - Emissionen vor. Im Protokoll wird vom bisherigen CO2 Ausstoß ausgegangen. Anstatt also die entsprechenden Industrienationen für die bereits angerichtete Störung des Klimas und den CO2 Mehrausstoß zur Rechnung zu ziehen, räumt das Protokoll den Industrienationen auch in Zukunft noch höhere CO2 Emissionen pro Kopf ein. Damit werden bisherige Ungerechtigkeiten nicht hinterfragt sondern zementiert und weite Bereiche unserer Welt den kapitalistisch gelenkten Logiken unterworfen. Die USA, mit 22,9% der weltweiten CO2-Emissionen, der momentan größte Verursacher, hielten es noch nicht einmal für notwendig, das Kyoto-Protokoll zu unterschreiben - man befürchte negative Folgen für die Wirtschaft des Landes, war die Aussage dazu. Dabei wäre dieses Klimaabkommen ein echtes Schnäppchen, sollen doch die Vertragsstaaten die Treibhausgas-Emissionen nur um durchschnittlich 5 % senken. Klimaforscher und Umweltschützer hingegen halten viel drastischere Maßnahmen (z.B. 80%) für nötig, um die Folgen des Klimawandels einigermaßen einzudämmen. Wird nicht bald umgedacht, könnten die Kosten, die der Klimawandel weltweit verursacht, im schlechtesten Fall auf bis zu 20% des globalen BIP steigen. Diesen Preis zahlen aber nicht die Verantwortlichen, also vor allem die staatlich subventionierte Energiewirtschaft, den Preis zahlen letzten Endes wir alle - ob durch erhöhte Steuern, durch die Einschränkung unserer Lebensqualität oder wie in anderen Teilen der Welt gar durch den Entzug unserer Lebensgrundlage. Umgekehrt würden sich die Kosten zur nötigen Reduktion der Treibhausgas-Emissionen auf lediglich 1% des BIP belaufen (Stern Review on the Economics of Climate Change). Klimaschutz ist also auch aus ökonomischer Sicht sinnvoll. Dennoch hat auch der UN-Klimagipfel in Nairobi im November 2006 keine bahnbrechenden Erfolge zu verzeichnen gehabt. Im Gegenteil: Es konnte sich lediglich darauf geeinigt werden, die Umsetzung des Kyoto-Protokolls bis 2008 zu beobachten und dann neue Emissionsquoten für die Zeit nach 2012 festzulegen. Die Bewohner der G8-Staaten als Hauptverursacher des Klimawandels müssen endlich handeln, und zwar so schnell, weit reichend und tief greifend wie nötig!