7. November 2010: 32. Sonntag im Jahreskreis (C) 1. Lesung vom 32. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C: 2 Makk 7,1-2. 7a. 9-14 Lesung aus dem zweiten Buch der Makkabäer: In jenen Tagen geschah es daß man sieben Brüder mit ihrer Mutter festnahm. Der König wollte sie zwingen, entgegen dem göttlichen Gesetz Schweinefleisch zu essen, und ließ sie darum mit Geißeln und Riemen peitschen. Einer von ihnen ergriff für die andern das Wort und sagte: Was willst du uns fragen und von uns wissen? Eher sterben wir, als daß wir die Gesetze unserer Väter übertreten. Als der erste der Brüder auf diese Weise gestorben war, führten sie den zweiten zur Folterung. Als er in den letzten Zügen lag, sagte er: Du Unmensch! Du nimmst uns dieses Leben; aber der König der Welt wird uns zu einem neuen, ewigen Leben auferwecken, weil wir für seine Gesetze gestorben sind. Nach ihm folterten sie den dritten. Als sie seine Zunge forderten, streckte er sie sofort heraus und hielt mutig die Hände hin. Dabei sagte er gefaßt: Vom Himmel habe ich sie bekommen, und wegen seiner Gesetze achte ich nicht auf sie. Von ihm hoffe ich sie wiederzuerlangen. Sogar der König und seine Leute staunten über den Mut des jungen Mannes, dem die Schmerzen nichts bedeuteten. Als er tot war, quälten und mißhandelten sie den vierten genauso. Dieser sagte, als er dem Ende nahe war: Gott hat uns die Hoffnung gegeben, daß er uns wieder auferweckt. Darauf warten wir gern, wenn wir von Menschenhand sterben. Für dich aber gibt es keine Auferstehung zum Leben. Lesungskommentar von Hans Hütter (1998) Die Lesung ist dem zweiten Buch der Makkabäer entnommen und erzählt von der Hinrichtung von sieben Brüdern und deren Mutter. Der historische Hintergrund dieser Geschichte ist die Verfolgung der gläubigen Juden unter dem syrischen König Antiochus IV. Epiphanes (175 - 164 vor Christus). Antiochus verfolgte ein Programm der Hellenisierung seines ganzen Reiches, um die vielen Völker, die es umfasste, durch eine gemeinsame Kultur und Religion zusammenzuhalten. Während viele "fortschrittliche" Juden diesen Wandel mitmachten, widersetzten sich die frommen und gesetzestreuen den Neuerungen und waren bereit, ihr Leben für ihre Überzeugung zu opfern. Das zweite Makkabäerbuch beschreibt diesen Kampf weniger im Sinne von Geschichtsschreibung als vielmehr im Stil einer pathetischen Lehrerzählung oder einer Heiligenlegende. Die Lesung wählt aus der langen Erzählung einige Verse aus und berichtet vom Martyrium der ersten vier Söhne. Bedeutsam ist diese Erzählung vor allem wegen des darin zum erstenmal ausdrücklich beschriebenen Glaubens an die Auferstehung der Toten. bzw. an die Auferweckung der Gerechten. Ursprünglich war dieser Gedanke dem Judentum fremd. Ihre Vorstellungen waren eher den griechischen Bildern vom Totenreich (etwa denen bei Homer) ähnlich. Erst in der Spätzeit des vorchristlichen Judentums tauchen Vorstellungen von einem Weiterleben nach dem Tod auf. Einerseits entstehen diese aus der Forderung nach einem gerechten Ausgleich für jene Rechtschaffenen, die im irdischen Leben nicht das verdiente Glück erlebt haben, andererseits entspringen sie der Erfahrung von Verfolgung der Gesetzestreuen. Das Besondere am Auferstehungslgauben des Makkabäerbuches ist, dass die Gerechten durch einen Gnadenakt Gottes zu neuem Leben auferweckt werden, während ihre Verfolger dem Tod anheimfallen Lesungskommentar von Martin Stewen (2007) Die beiden Makkabäerbücher gehören zu den jüngsten Schriften des Alten Testamentes und sind ungefähr Mitte des 2. Jahrhunderts vor der Zeitenwende entstanden. Zu dieser Zeit stand Judäa unter der Zwangsherrschaft einer griechisch sprechenden und denkenden Volksgruppe, der Seleukiden. Diese griechische Prägung schlägt sich in den vorliegenden Schriften nieder. Inhaltlich setzen sich die Bücher mit dieser Verfolgunsgzeit auseinander. Der genannte König in der Perikope ist zu identifizieren mit Antiochus IV. Epiphanes. 2. Lesung vom 32. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C: 2 Thess 2,16 - 3,5 Lesung aus dem zweiten Brief des Apostels Paulus an die Thessalonicher: Jesus Christus, unser Herr, und Gott, unser Vater, der uns seine Liebe zugewandt und uns in seiner Gnade ewigen Trost und sichere Hoffnung geschenkt hat, tröste euch und gebe euch Kraft zu jedem guten Werk und Wort. Im übrigen betet für uns, damit das Wort des Herrn sich ausbreitet und verherrlicht wird, ebenso wie bei euch. Betet auch darum, daß wir vor den bösen und schlechten Menschen gerettet werden; denn nicht alle nehmen den Glauben an. Aber der Herr ist treu; er wird euch Kraft geben und euch vor dem Bösen bewahren. Wir vertrauen im Herrn auf euch, daß ihr jetzt und auch in Zukunft tut, was wir anordnen. Der Herr richte euer Herz darauf, daß ihr Gott liebt und unbeirrt auf Christus wartet. Lesungskommentar von Martin Stewen (2007) Der 2. Brief des Paulus an die Gemeinde von Thessaloniki setzt sich mit der Bedrohung der frühen Gemeinden in Form verschiedener Irrlehren auseinander. Die vorliegende Perikope ist eine Mischkomposition von Mahnrede und "Kurzformeln des Glau-bens" (Rahner), die Begründung und Inhalt der Ermahnung darstellen. Lesungskommentar von Hans Hütter (1998) Die Lesung stammt aus dem zweiten Thessalonicherbrief. In diesem Brief stellt Paulus klar, dass die Endzeit noch nicht angebrochen ist, auch wenn von einigen Enthusiasten Gegenteiliges behauptet wird (vgl. 2 Thess 2,2). Auf grundsätzliche Überlegungen, woran die Endzeit zu erkennen sein wird, folgt eine Ermahnung, in der Zwischenzeit standhaft an den Überlieferungen, wie sie Paulus der jungen Gemeinde dargelegt hat, festzuhalten (vgl. 2 Thess 2,15). Im Abschnitt, der in der Lesung vorgetragen wird, spricht Paulus der Gemeinde Trost zu. Dieser Trost bezieht seine Kraft von Jesus Christus her. Er hat sich in Liebe den Menschen zugewandt und ist treu. Christus wird seine Gemeinde in der Zwischenzeit vor dem Einfluss böser und schlechter Menschen und vor dem Bösen bewahren, ihm sollen sie vertrauen. Evangelium vom 32. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C: Lk 20,27-38 Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas: In jener Zeit kamen einige von den Sadduzäern, die die Auferstehung leugnen, zu Jesus und fragten ihn: Meister, Mose hat uns vorgeschrieben: Wenn ein Mann, der einen Bruder hat, stirbt und eine Frau hinterläßt, ohne Kinder zu haben, dann soll sein Bruder die Frau heiraten und seinem Bruder Nachkommen verschaffen. Nun lebten einmal sieben Brüder. Der erste nahm sich eine Frau, starb aber kinderlos. Da nahm sie der zweite, danach der dritte, und ebenso die anderen bis zum siebten; sie alle hinterließen keine Kinder, als sie starben. Schließlich starb auch die Frau. Wessen Frau wird sie nun bei der Auferstehung sein? Alle sieben haben sie doch zur Frau gehabt. Da sagte Jesus zu ihnen: Nur in dieser Welt heiraten die Menschen. Die aber, die Gott für würdig hält, an jener Welt und an der Auferstehung von den Toten teilzuhaben, werden dann nicht mehr heiraten. Sie können auch nicht mehr sterben, weil sie den Engeln gleich und durch die Auferstehung zu Söhnen Gottes geworden sind. Daß aber die Toten auferstehen, hat schon Mose in der Geschichte vom Dornbusch angedeutet, in der er den Herrn den Gott Abrahams, den Gott Isaaks und den Gott Jakobs nennt. Er ist doch kein Gott von Toten, sondern von Lebenden; denn für ihn sind alle lebendig. Lesungskommentar von Martin Stewen (2007) Nach den mosaischen Vorschriften (Dtn 25,5f) musste eine Witwe nach dem Tod ihres Mannes - wenn möglich - durch Heirat ihres Schwagers versorgt werden. Auf diesem Gesetz baut die Begebenheit auf, die in der vorliegenden Perikope beschrieben wird. Fragesteller sind Männer aus dem Kreis der Sadduzäer, die im Gegensatz zu den Pharisäern keine Auferstehung am Jüngsten Gericht erwarteten. Sie versuchen nun, Jesus in eine Falle zu locken, und sind wohl daher auch mit der Gruppe der "Spitzel" (Vers 20) zu identifizieren, die auf Jesus angesetzt waren und mit denen er dann ja später kräftig abrechnet (Verse 45-47). Sie fragen nun auf der Ebene der Gesetzeslogik, auf die sich Jesus nicht einlässt, weil sie eben ewige Zusammenhänge nicht beschreibt: "Du Narr, nur in dieser Welt heiraten die Menschen" (Vers 34b). Diese Thematik charakterisiert sehr deutlich die Beziehung zwischen Jesus und den Beamten des Judentum. Lesungskommentar von Hans Hütter (1998) Das Evangelium erzählt von einem Streitgespräch Jesu mit Sadduzäern. Die Sadduzäer waren Schriftgelehrte, die einer bestimmten jüdischen Traditon folgten und sich in einer Reihe von Lehrmeinungen von anderen Gruppen, z.B. den Pharisäern, unterschieden. Während viele fromme Juden seit der Makkabäerzeit (vgl. erste Lesung) an eine Auferstehung der Toten glaubten, lehnten dies die Sadduzäer ab. Sie folgen damit älteren jüdischen Überlieferungen, die keinen Auferstehungsglauben kannten. Jesus legen sie die Frage nach der Auferstehung der Toten in Form einer Fallgeschichte vor. Sieben Brüder hatten den Anweisungen des jüdischen Gesetzes gehorchend nacheinander dieselbe Frau. Wem gehört sie nun im neuen Leben, wenn es eine Auferstehung gibt? Für die Sadduzäer ist dieser denkbare, wenngleich etwas konstruierte Fall Grund genug, nicht an eine Auferstehung der Toten zu glauben. Jesus geht auf solche Kasusitik nicht ein, er antwortet auf einer anderen Ebene. Geburt, Heirat und Tod sind Merkmale des diesseitigen Lebens. Im Leben der Auferstandenen wird es all das nicht mehr geben. Das neue Leben wird dem der Engel gleichen. Alle werden Söhne und Töchter Gottes sein, d.h. das neue Leben ist mit unseren diesseitigen Vorstellungen nicht fassbar. Als Begründung für den Auferstehungsglauben zieht Jesus ein anderes Argument heran. Gott ist ein Gott der Lebenden. Für Gott sind die Stammväter Israels, Abraham, Isaak und Jakob nach wie vor lebendig, obwohl sie zur Zeit des Mose schon längst gestorben waren. Jesus beruft sich in seinem Auferstehungsglauben auf Jahwe, der sich in der Erzählung vom brennenden Dornbusch dem Mose als der "Ich bin der Ich-bin-da" vorgestellt hat. Der Gottesname bedeutet Treue und Mitgehen in allen Lebenslagen. Der so souverän über dem Leben stehende Gott ist der Grund unserer Hoffnung auf Auferstehung. Kurzfassung des Evangeliums vom 32. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C: Lk 20,27. 34-38 Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas: In jener Zeit sprach Jesus zu einigen von den Sadduzäern, die die Auferstehung leugnen: Nur in dieser Welt heiraten die Menschen. Die aber, die Gott für würdig hält, an jener Welt und an der Auferstehung von den Toten teilzuhaben, werden dann nicht mehr heiraten. Sie können auch nicht mehr sterben, weil sie den Engeln gleich und durch die Auferstehung zu Söhnen Gottes geworden sind. Daß aber die Toten auferstehen, hat schon Mose in der Geschichte vom Dornbusch angedeutet, in der er den Herrn den Gott Abrahams, den Gott Isaaks und den Gott Jakobs nennt. Er ist doch kein Gott von Toten, sondern von Lebenden; denn für ihn sind alle lebendig.