Die Relativität der durch die steigende Intensität ausgedrückten

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Die Einleitung
Die Sprache als ein Werkzeug, das die Kommunikation, Interaktion
unter den Menschen und überhaupt das menschliche Denken
ermöglicht, widerspiegelt mehr oder weniger treu die Verhältnisse
und Tatsachen der realen Welt. Weil die Menschheit jedoch nicht nur
über eine einzelne Sprache, sondern über mehrere Tausende
Sprachen disponiert 1, unterscheiden sich auch die Mittel, die für die
Abbildung der Wirklichkeit benutzt werden, von Sprache zu Sprache.
In meiner Arbeit geht es also um keine Verallgemeinerung im Sinne
der Anpassung des Beobachteten an alle Sprachen, die der
Menschheit zu Verfügung stehen, sondern ich wähle gezielt eine
Sprache – das Deutsche.
Von der riesengroßen Menge der Tatsachen, die die Sprache ergreift
und kodiert, wähle ich ein einzelnes Phänomen – die Quantität, also
die Größe, die sich mit der Menge beschäftigt. Die Quantität wird in
der Linguistik natürlich ganz anders beschrieben, als in den
Bereichen, die gut mit den Zahlen und Einheiten arbeiten können –
in den naturwissenschaftlichen Bereichen, v.a. in der Mathematik
und Physik. Sie wird als etwas nur ungefähres, auxiliares, manchmal
auch subjektives und strittiges ergriffen. Die Sprache ist nämlich oft
nichts indifferenziertes, objektives, meßbares, die Angewohnheiten
aus dem naturwissenschaftlichen Feld können deshalb auf etwas so
abstraktes nicht angepaßt werden.
Natürlich kann ich in meiner Arbeit das Phänomenon der Quantität,
der Vielheit in seiner Komplexheit nicht ergreifen. Deswegen wähle
ich nur ein Teilgebiet, und zwar möchte ich darüber nachdenken,
über
welche
grammatische
(morphologische,
teilweise
auch
syntaktische) Mittel das Deutsche disponiert, um die Wiederholung,
Häufigkeit, die Menge, die Vielheit auszudrücken. Die anderen
Zweige der Linguistik, die die Quantität im Zentrum ihres Interessen
haben – die Phonetik und v.a. die quantitative und mathematische
Auf der Welt gibt es 3 – 7 Tausend, eventuell 8 Tausend Sprachen (nach der Weise der
Abrechnung). Vgl. www.sil.org/ethnologue/.
1
4
Linguistik, berühre ich kaum. Diese bemühen sich, die Quantität in
Zahlen (Frequenz, bit) oder mindestens in relativen Größen
auszudrücken. Das soll mein Ziel nicht sein. Ich möchte die
morphologischen und syntaktischen Mittel beschreiben, die zur
Ausdrückung der Quantität benutzt werden, wie wir sie in der
Realität sehen.
Selbstverständlich kann ich mich nicht mit allen Wortarten befassen.
Auch diese Frage wäre zu umfangreich. Ich wähle das Element, das
im Zentrum fast jeder Aussage steht – das Verb. Das Zeitwort als die
komplizierteste Einheit der Sprache, verfügt über ein reiches Apparat
der Mittel, mit denen die Vielheit widerspiegelt werden kann (vgl.
tropfentröpfeln, lesenauslesen, wird gebautist gebaut usw.).
Natürlich muß ich ab und zu auch andere Wortarten berühren – die
Veränderung, die am Verb verläuft, verlängt meistens auch eine
Veränderung einer anderen Wortart, am häufigsten des Substantivs,
mit dem das Verb sehr eng verbunden ist.
Bei meiner Forschung möchte ich mich nicht nur auf das Deutsche
beschränken, sondern es auch mit einigen eng verwandten und auch
einigen nicht so nah stehenden Sprachen konfrontieren. Als
Repräsentanten der benachbarten germanischen Sprachen benutze ich
das Englische und das Niederländische, während das Tschechische
als Vertreter der slawischen Sprachen und das Japanische als eine
Sprache, die außen der indoeuropäischen Gruppe der Sprachen steht,
mir ein sehr interessantes und reiches Material zur Konfrontation
anbieden.
Wenn das nützlich sein wird, begrenze ich mich nicht nur auf die
Sprache der Gegenwart, sondern benutze auch die Ergebnisse der
historischen Linguistik, bzw. der Etymologie. Mein Sichtpunkt wird
also nicht nur streng synchronisch sein.
Wie ich schon gesagt habe, steht im Herd meiner Arbeit das
Phänomen der Quantität. Es wird jedoch nicht isoliert untersucht,
sondern in seinen zahlreichen Zusammenhängen mit anderen
Relationen – der Intensität, der Qualität oder der Extension. Ich
möchte also in meiner Arbeit auch die Zusammenhänge analysieren,
5
wie sie in der realen Welt und in unserem Denken zu sehen sind und
wie sie sich in der (deutschen) Sprache abspiegeln .
Ich habe auch vor, mich im letzten Kapitel meiner Arbeit mit den
Möglichkeiten der Applikation der gewonnenen Erkenntnisse auf die
Praxis befassen.
Die Struktur der Arbeit soll folgendermaßen aussehen: im ersten
Kapitel möchte ich den Begriff der Quantität analysieren; im zweiten
analysiere ich die sprachlichen Mittel, die die deutsche Sprache
gebraucht, um die Quantität auszudrücken; im dritten Kapitel
kommen verschiedenste Beziehungen rund um das Sem der Quantität
zur Frage und im letzten Kapitel werde ich mich mit der Beziehung
der Quantität zu der Intensität, Qualität und der Extension befassen
(und das alles natürlich auf deutschem Verb demonstrieren).
Unmittelbar vor dem Schlußwort kommt auch die Frage der Praxis an
die Reihe.
6
1 Die Definition der Quantität
1.1 Der Begriff der Quantität in der Sprachwissenschaft
Wie in vielen wissenschaftlichen Bereichen, auch in der Linguistik
befaßt man sich mit dem Phänomen der Quantität. Was ist eigentlich
die Quantität?
Im Wörterbuch von Jan Otta finden wir das Stichwort folgender
Lautung: „die Quantität – lat. quantitas - die Menge 2. In der Metrik
heißt die Quantität der Silben die Länge oder die Kürze der Silben.“
Auch Diderot erklärt den Begriff der Quantität auf dieselbe Weise
und unterscheidet zwei Bedeutungen:
die Quantität – die Menge, die Größe.
1.
philosophisch – irgendwas, nach dem wir mit dem Fragewort
wieviel? fragen und was gemessen und mit Zahlen ausgedrückt
werden kann
2.
phonetisch – die relative Länge des Lautes“
Wie
wir
bald
sehen
werden,
ist
diese
Definition
fü r
die
Sprachwissenschaft nicht sehr nützlich.
Das Wörterbuch der fremden Wörter:
„die Quantität - die Vielheit, die Häufigkeit, die Menge, der
Komplex
der
Eigenschaften,
die
auf
die
Dimensionen
des
Gegenstandes zeigen … 3 4“
2
Ich würde jedoch das Wort die Menge für bedeutungsidentisch mit dem Begriff Quantität
halten. Man spricht auch von der Menge der Energie, Kraft – in diesem Fall handelt es sich
jedoch um die Intensität, nicht Quantität. Wenn man den Begriff die Menge dem Ausdruck
die Quantität gleich stellen würde, müßte man konstatieren, daß der Begriff Intensität unter
die Quantität gehört. Und das stimmt nicht, dieser besteht neben dem Begriff Quantität, um
die Welt beschreiben zu können.
3
Das Stichwort ist gekürzt. Weiter stimmt die Bedeutung mit denen aus den Enzyklopädien
von Jan Otta und Diderot überein.
4
… der Komplex der Eigenschaften, die auf die Dimensionen des Gegenstandes zeigen …
- der Begriff die Quantität bedeutet also nicht nur die Menge, die mit den Zahlwörtern
ausgedrückt werden kann, sondern auch die Masse, die auch verkleinert oder vergrößert
werden kann – vgl. das Verb abfeilen, das auch die Modifikation der Quantität ausdrückt.
Jedoch nicht die Quantität im Sinne der Menge, sondern die Quantität im Sinne der Masse.
Die Frage nach der Quantität läutet also nicht nur wieviel?, wie es in der Enzyklopädie
Diderot 2001 steht, sondern auch wie groß?
7
Wie können diese Definitionen auf unser Problem angepaßt werden?
Wo finden wir die Menge, die Größe, die Vielheit in solch einem
abstraktem, unergreifbarem Konzept, wie die Sprache ist?
Wie wir schon auf unseren Zitationen sehen können, wird immer
neben der gewöhnlichen Bedeutung auch diejenige Bedeutung
erwähnt, die das Bereich der Phonetik betrifft. Die Lauten sind auch
Elemente, auf denen die Quantität, d.h. die Länge, am besten gesehen
und teilweise auch gemessen werden kann. Natürlich unterscheidet
sich die Länge, die Quantität der sprachlichen Elementen von
Sprache zu Sprache, von einem Idiolekt zu einem anderen. Alle
Größen sind in der Sprache höchst subjektiv und deshalb nur mit
Schwierigkeiten ergreifbar, meßbar. 5
Ein anderes markantes Beispiel der Quantität in der Sprache sind die
Größen Frequenz und Entropie. Mit diesen Phänomenen befaßt sich
die Quantitative Linguistik (u.a. die Markov – Gesetze, die Zipf –
Gesetze, die Theorie der Information, die Glottochronologie usw.).
Es handelt sich hier um Versuche, die Sprache mathematisch,
statistisch 6 zu ergreifen. Die Sprache wird mittels verschiedensten
Formeln gemessen und die Theorie der Information arbeitet sogar mit
einer Messeinheit – dem sog. bit. Auch hier wird häufig auf die
Subjektivität bei der Auswahl des Objektes der Untersuchung
hingewiesen und besonders die enorme Unterschiedlichkeit auch der
relativ verwandten Sprachen kritisiert.
Ziemlich problematisch ist die Frage der Quantität in der Grammatik,
d.h. wie die Menge (aber auch die Intensität, bzw. die Extensität)
morphologisch,
eventuell
syntaktisch
realisiert
werden.
Die
einzelnen Wortarten verfügen über einen große Menge Werkzeuge,
mittels denen die Menge, die Quantität ausgedrückt werden kann. Es
handelt sich z.B. um den Plural oder die Deminutiva im Fall der
Substantiva, um die Graduierung bei den Adjektiven, um die
5
Die Subjektivität der einzelnen Idiolekte war auch der Grund, warum Hermann Paul den
Begriff der Sprache ausschließlich nur auf die Sprache des Individuums, auf das Idiolekt
bezog. Die Sprache im Allgemeinen sollte dann ein statistischer Durchschnitt aller Idiolekte
sein, also nur etwas ungefähres.
6
Deshalb wird die quantitative Linguistik auch statistische genannt.
8
Wiederholung bei den Interjektionen. Über das komplexte Apparat
verfügt natürlich das Verb, die komplizierteste Einheit aller
Sprachen. Das Zeitwort und seine Ausdrucksweise der Quantität soll
auch das Objekt meiner Forschung sein.
Ein anderes Problem bei der Ergreifung der Quantität in der
Sprachwissenschaft ist die zu große Verallgemeinerung. Manche
Wissenschaftler nehmen alle Sprachen der Welt als eine Ganzheit
und sind sich der Verschiedenheit auch der benachbarten Sprachen,
der Sprachen, die zu einer Sprachfamilie gehören, nicht bewußt.
Der Begriff der Quantität kann also nicht von der Mathematik,
Physik direkt in die Linguistik übernommen werden. Die S prache als
etwas, was sich stets und sehr rasch entwickelt, was nicht selten
höchst subjektiv ist, kann nicht, oder höchstens sehr ungefähr, mit
Zahlen oder Größen beschrieben werden. Dafür ist die Sprache zu
differenziert, zu kompliziert, zu indefinit. Die Zahlen, Einheiten,
Formeln müssen in der Sprachwissenschaft nur als Hilfswerkzeuge
genommen werden, als nichts definites. Auch aus diesem Grund
möchte ich mich in meiner Arbeit u.a. mit morphologischen und
syntaktischen Mitteln befassen, die zur Ausdrückung der Quantität
im Fall einer Handlung, einer Tätigkeit (d.h. mit der Quantität des
Verbs) gebraucht werden, mit keinen Zahlen im Sinne der
quantitativen Linguistik, der Mathematik.
Eng mit dem Begriff der Quantität hängt das Phänomenon der
Intensität zusammen. 7
Das Wörterbuch der fremden Wörter: die Intensität – der Grad der
Kraft, der Machtigkeit; die Stärke, die Machtigkeit
7
Mit der Einführung und Beschreibung des Begriffs Intensität überschreite ich eigentlich
den Rahmen dieses Kapitels. Ich tue es aus folgendem Grund – die Begriffe Quantität und
Intensität stehen so nahe zueinander, daß sie bei erstem, oberflächlichem Blick leicht
verwechselt werden können. Das möchte ich also durch die frühe Definierung des Begriffs
Intensität vermeiden. Der Begriff Intensität kann auch dank seiner relativen Verwandschaft
dazu benutzt werden, um den Ausdruck Quantität (und die Verhältnisse, die das Sem der
Quantität in der Sprache erlaubt und welche nicht) weiter zu bestimmen. Trotz der engen
Verwandschaft bestehen zwischen den beiden Ausdrücken auch gewisse Unterschiede, die
sich auch in der Sprache widerspiegeln.
9
Die Enzyklopädie Diderot 2001: die Intensität – der Grad oder das
Maß der Ausgiebigkeit, der Kraft, z.B. des Lichts, der Wärme, der
Arbeit, des Denkens.
Weil die Intensität sehr eng mit der Quantität zusammenhängt,
möchte ich in meine Arbeit auch die Tatsache der erhöhten Intensität
miteinbeiziehen, sofern sie zur Modifikation der Quantität führt. Am
deutlichsten ist dieser Zusammenhang auf dem Verb arbeiten zu
sehen. 8Auch in diesen Fällen möchte ich jedoch darauf aufmerksam
machen, daß die auf diese Weise modifizierte Quantität (durch die
Intensität) auch sehr subjektiv betrachtet werden kann. Hier bewegen
wir uns jedoch auf der Ebene, die schon außer der Sprache liegt.
Es gibt auch Fälle, wenn die Begriffe Quantität und Intensität
verwechselt werden können. Es handelt sich um solche Situationen,
in denen die größere Intensität unmitttelbar zur größeren Quantität
führt. Vgl. z.B. das Verb regnen 9.
Es gibt ein interessantes Phänomenon, das es sowohl im Fall der
Relation Quantität, als auch im Fall der Relation Intensität gibt. Es
gibt Handlungen, deren Intensität auf zweierlei Weise modifiziert
werden kann. Diese „zwei Intensitäten“ werden ganz unabhängig
voneinander modifiziert – d.h. die Modifikation „einer Intensität“
8
Dieser Zusammenhang kann jedoch von zwei Sichtpunkten betrachtet werden, und zwar:
1. Der Zusammenhang der Intensität und der Quantität ist sprachimmanent, ist in der
Sprache enthalten.
2. Der Zusammenhang ist sprachtranszendent, ist in der Sprache nicht enthalten und kann
nur z.B. in unserer Erfahrung gefunden werden.
Es ist äußerst kompliziert zu entscheiden, welchen der beiden Punkte man für den wahren
nehmen soll. Ich perönlich glaube, daß solch einer Zusammenhang, um den es z.B. im Fall
des Verbs arbeiten geht, in unserem Denken so verankert ist, daß es ihn auch in der
Sprache gibt (siehe z.B. die Bedeutung des Verbs arbeiten, bzw. des Ausdruckes mehr
arbeiten im Kapitel Die Relativität der durch die steigende Intensität ausgedrückte
Quantität). Diejenigen Faktore, die den Zusammenhang der Intensität und der Quantität
relativ machen, dürfen jedoch für sprachimmanente nicht gehalten werden. Diese müssen
als sprachtranszendente bezeichnet werden.
9
Vgl. die Bedeutungen der folgenden Sätze:
Es begann stark zu regnen. (Intensität)
Es begann viel zu regnen. (Quantität)  beide Sätze haben dieselbe Bedeutung.
Natürlich halte ich die Begriffe Quantität und Intensität nicht für identisch. Ich konstatiere
nur, daß es Situationen und Kontexte gibt, in denen sie verwechselt werden können, ohne
daß die Bedeutung radikal verändert wird.
Dieser unmittelbare Zusammenhang gilt jedoch nicht immer. Nehmen wir z.B. das Verb
fließen – hier muß man den Begriff Stärke und Geschwindigkeit in Erwägung nehmen: eine
kleinere Menge Wassers kann durch einen fest ausgegrenzten Raum fließen. Die größere
Intensität führt dann zur größeren Quantität nicht.
10
muß nicht automatisch zu der Modifikation der anderen führen, vgl.
das Verb gehen:
1. In
der
ersten
Reihe
handelt
es
sich
natürlich
um
die
Geschwindigkeit:
schnell: eilen, hasten, rasen, rennen, sausen, sich sputen, stürmen,
stürzen
langsam: bummeln, kriechen, spazieren, trödeln, trotten, trotteln
2. Das Verb gehen kann jedoch auch anders modifiziert werden:
geräuschvoll (laut): poltern, trampeln, stampfen
geräuschlos
(still):
geistern,
huschen,
schleichen,
schweben,
schlüpfen, sich stehlen
Wie man sehen kann, wird bei den meisten Verben die Intensität nur
in einer Richtung modifiziert. Es kann nicht behauptet werden, daß
z.B. die Modifikation in Richtung still auch zur langsamen
Bewegung
führen
muß.
Jedoch
kommt
es
zu
einzelnen
Durchdringungen zweier Reihen, vgl.:
geräuschlos und schnell: huschen
geräuschlos und langsam: sich stehlen, schleichen, schweben
geräuschvoll und schnell: stürmen, stürzen, (rasen)
Auch das Wesen des Phänomens Quantität erlaubt die zweifache
Modifikation. Für die Beispiele siehe die Bedeutungsanalysen der
einzelnen Präfixe.
1.2 Das Verb und die Ausdrückung der Quantität
Dem Verb als dem Zentrum jeder Aussage steht ein reiches Apparat
der Mittel zur Verfügung, mit dem es die steigende, bzw. sinkende
Quantität
widerspiegeln
morphologische
und
kann.
teilweise
Es
disponiert
syntaktische,
als
sowohl
über
auch
über
lexikalische Mittel. In diesem Kapitel möchte ich sie kurz
zusammenfassen, um sich sie in weiteren Kapiteln näher ansehen.
1.
Die lexikalischen Mittel – die häufigste, und auch einfachste
Weise, wie eine steigernde oder sinkende Quantität ausgedrückt
11
werden kann, ist die Anwendung einer modalen adverbialen
Bestimmung. Es gibt jedoch eine ganze Reihe von Verben, die schon
die betroffene adverbiale Bestimmung implizieren und deshalb die
Benutzung dieses Satzgliedes unnötig oder sogar störend machen.
Diese Verben bilden dann die sog. Reihen mit zahlreichen
Zwischenstufen der wachsenden Quantität.
Interessant ist, daß mit der wachsenden Quantität eines Elements
zugleich auch die Quantität (oder Intensität) eines anderen Elements
(Qualität) wachsen kann. Vgl. strömen  wogen und die damit
verbundene wachsende Geräuschintensität.
An die einzelnen Glieder der Reihen packen sich jedoch auch
verschiedene Adjektive, die andeuten, daß der Gegenstand bei der
steigenden Quantität einer Eigenschaft zugleich eine andere Qualität
gewinnt,
die
nachfolgend
auch
am
Maße
gewinnt,
vgl.
leuchten  scheinen  glänzen und die damit verbundene steigende
Quantität (bzw. Intensität, es hängt vom Sichtpunkt ab, welchen
Termin man benutzt) des Lichtes und auch der Wärme.
Eng mit der Frage der lexikalischen Mittel, die für den Ausdruck der
höheren Quantität benutzt werden können, hängt auch das Problem
des Stils zusammen. Auch hier, sowie in anderen Bereichen der
Sprache, kann unter einer großen Menge synonymischer Ausdrücke
gewählt werden und man muß die konkrete Situation, den Adressaten
überlegen, um den richtigen Ausdruck zu wählen. Man findet
zahlreiche Beweise dafür, daß es in der Sprache keine absolute
Synonymie gibt.
Natürlich können die einzelnen Mitglieder der Verbreihe nicht mit
beliebigem Subjekt verbunden werden. In der realen Welt gibt es
zahlreiche Hindernisse, die einem Subjekt verhindern, eine Tätigkeit
durchzuführen, und diese Wirklichkeit muß natürlich auch in der
Sprache widerspiegelt werden. Vgl. Der starke Mann hat das Scheit
in Splitter zerhauen.  *Das kleine Kind hat das Scheit in Splitter
zerhauen.grammatisch is der Satz nicht falsch, es muß jedoch auch
die Komponentialsemantik in Betracht genommen werden – das
12
Substantiv das Kind beinhält die Komponente Stärke nicht. Die ist
jedoch für die Durchführung der Tätigkeit nötig.
Interessant ist auch das Problem der übertragenen Bedeutungen. Sehr
oft kann bei diesen Verben die Quantität nicht gesteigert werden.
Vgl. das Holz arbeitet*das Holz hat sich geschunden. Es geht hier
um das sog. Prinzip der Komplementarität.
2.
die syntaktischen Mittel – das Verb disponiert, im Vergleich
zu den lexikalischen und morphologischen Mitteln, über eine
wesentlich kleinere Menge der syntaktischen Mittel. Dieses hängt
wahrscheinlich damit zusammen, daß die Bemühung um die
möglichst kleine Mühe beim Sprechen zum Resultat führt, daß die
komplizierteren Konstruktionen nicht gebraucht werden und damit
auch aus der Sprache verschwinden. Es gibt jedoch einzelne
Konstruktionen, mit denen ein erhöhter Maß einer Eigenschaft
ausgedrückt werden kann, vgl. arbeitenmitten in der Arbeit
begriffen sein.
Zu den syntaktischen Mitteln gehört auch die Anwendung des
Vorgangs- und Zustandspassivs. Während der Vorgangspassiv solche
Quantität beschreibt, die noch modifiziert wird, der Zustandspassiv
beschreibt solches Geschehen, das schon zu Ende ist – d.h. dessen
Quantität schon den höchsten Maß erreicht hat.
3.
die morphologischen Mittel – auch die Morphologie bietet
dem Verb zahlreiche Möglichkeiten, wie die veränderte Quantität
ausgedrückt werden kann, z.B.

die Präfigierung – die Frage der Präfigierung werde ich in
meiner Arbeit ziemlich gründlich analysieren. Die Präfixe sind ein
häufig benutztes Sprachmittel, damit die Modifikation der Quantität
ausgedrückt wird. Es können manche Regeln bei dem Ausdruck der
Quantität durch die Präfigierung gefunden werden, diese Prinzipien
sind jedoch nicht ganz unproblematisch applizierbar – v.a. wegen
dem hohen Maß der Synonymität der Vorsilben (natürlich aus der
Sicht der Quantität), vgl. aufschreiben  auslesen. Manchmal können
jedoch die Präfixe synonymisch benutzt werden, vgl. er- / aufblühen.
13
Wie im Fall der lexikalischen Mittel, ermöglichen auch die
morphologischen Mittel die Entstehung der Reihen der Verben, die
eine
veränderte
Quantität
ausdrücken,
vgl.
reißen→entzweireißen→zerfetzen.

Die Suffigierung – die Menge der Suffixe,die beim Ausdruck
der Quantität benutzt werden können, ist nicht so reich wie im Fall
der Präfixe, trotzdem stehen dem Verb einige Nachsilben zur
Verfügung, z.B. –eln, -ern.
Natürlich muß bei der Quantität immer die Subjektivität in die
Überlegungen einbezogen werden. Es handelt sich darum, daß jeder
von uns die Realität anders empfindet und damit auch mit der
Sprache widerspiegelt, beschreibt. So kann manchmal dieselbe
Realität mit den Ausdrücken von den umgekehrten Rändern der
Skala, der Verbreihe beschrieben werden.
Interessant ist auch das Phänomenon der zeitweiligen Indexikalität
der Ausdrücke, die die Quantität bezeichnen sollen. Das ist jedoch
bei den Verben nicht so oft der Fall (ich machewir machen), wie
bei den Substantiva (wieder der Plural) oder bei den Adjektiven,
bzw. den Adverbien (die Graduierung).
Es gibt natürlich mehrere Fragen, die beim Beobachten der Relation
Quantität beim Verb geöffnet werden müssen. Es sind z.B. die
Synonymie, bzw. Antonymie (sind alle Varianten des Verbs, die
dieselbe Quantität ausdrücken, automatisch die Synonyme? Und
umgekehrt
–
können
solche
Verbvarianten,
die
auf
den
gegenseiteigen Polen der Quantitätsskala liegen, mit dem Begriff
Antonyme beschrieben werden?). Eng mit dieser Frage ist auch das
Problem des Stils und Kontexts verbunden.
In meiner Arbeit möchte ich mich auch mit folgendem Phänomen
befassen – die Verben, die die Quantität ausdrücken, stehen oft im
engen Zusammenhang mit solchen Substantiven, die entweder da s
Resultat
der
Quantifizierung
oder
das
in
das
Prozeß
der
Quantifizierung eintretende Element beschreiben. Vgl. den Artikel
14
flüchtig durchsehendie Ahnung  den Artikel studierendie
Kenntnis, das Verständis.
Durch die Quantifizierung gewinnt das Verb manchmal nicht nur das
Merkmal mehr, viel. Es können auch andere Merkmale impliziert
sein, die das neutrale Verb nicht beinhält, vgl. z.B. die Intensität
oder die Ursache der gesteigerten Quantität.
Auch das Phänomenon der Polysemie muß in Betracht genommen
werden. Nicht selten gibt es Verben, die mehrere Bedeutungen haben
und diese unterschiedlichen Bedeutungen beeinflußen auch die
Fähigkeit des Verbs, die Quantität auszudrücken, vgl. das Verb
scheren.
Ohne Streiten gibt es auch Verben, deren Quantität (und auch
Intensität) nicht gesteigert werden kann. Es hängt natürlich mit der
realen Welt zusammen – auch hier gibt es solche Tatsachen, die nur
entweder existieren oder nicht existieren können.
Wie ich schon im vorigen Kapitel angedeutet habe, nicht selten hängt
die Quantität sehr eng mit der Intensität zusammen. Es handelt sich
um solche Handlungen, bei denen die Modifikation der Intensität
auch zur Modifikation der Quantität führt. Dieser Zusammenhang ist
jedoch relativ und hängt noch von anderen Tatsachen ab (vgl. das
Verb arbeiten). Die Relativität kann auch in denjenigen Gesprächen
gefunden werden, in denen jeder von den beiden Partnern die
Quantität anders beschreibt, oft auch mit solchen Verben, die sich
auf den gegenseitigen Polen der Quantitätsskala befinden. Auch hier
müssen noch weitere, oft außersprachliche Tatsachen in Betracht
genommen werden (z.B. die Intention).
1.3 Verben, deren Quantität nicht gesteigert werden kann
In der realen Welt gibt es natürlich auch solche Sachverhalte, deren
Quantität nicht verändert werden kann, die immer in demselben Maß
durchlaufen müssen. Auch in der deutschen Sprache gibt es Verben,
die solche Realität widerspiegeln und können also, was die Quantität
15
betrifft, nicht modifiziert werden. Die Verben können in drei
Gruppen eingeteilt werden – 1. die Verben, die eine Existenz
ausdrücken, 2. perfomative Verben und 3. die Verbpaare, von denen
ein Glied transitiv und der andere intransitiv ist.
1.
Die Verben, die eine Existenz ausdrücken
Die Existenz einer Tatsache in der realen Welt kann nur auf
zweierlei Weise festgestellt werden – als „Ja“ oder „Nein“, d.h. als
ein
Hiersein
oder
als
eine
Abwesenheit.
Es
gibt
keine
Zwischenstufen, im Gegensatz zu vielen anderen Tatsachen, deren
Quantität gesteigert, bzw. abgeschwächt werden kann. Es handelt
sich um das sog. Prinzip der Komplementarität 10 / Kontradiktion 11 ,
das es auch bei anderen Wortarten, nicht nur bei Verben, gibt. Zwei
komplementäre Wortbedeutungen teilen zusammen einen bestimmten
Sachverhalt genau in zwei Teile, vgl.:
leben*sehr, viel, wenig lebensterben  lebend(ig) 12 totdas
Lebender Tod
bestehen*Es besteht sehr, viel.Es besteht nicht.
2.
performative Verben
In der Sprache gibt es die sog. Performativa (meistenteils handelt es
sich um ein Verb oder eine festgelegte Formel), mittels denen
durchgeführt wird, was gesagt wird. Ein performativer Satz ist ein
Satz, der ein Verb enthält, mit dem der Sprecher seine Absicht nicht
nur beschreibt, sondern auch realisiert. Der Gegensatz dazu sind die
sog. konstativen Verben, bzw. Sätze, die den Sachverhalt nur
beschreiben.
komplementär – sich gemeinsam ergänzend, zusätzlich. Phys. – komplementäre Farben –
zwei spektrale Farben, wenn diese vermischt werden, entsteht die weiße Farbe.
Komplementäre Farbe = diametrale
11
die Kontradiktion – der Gegensatz, der Widerspruch. Log. – das Verhältnis der Begriffe
oder Behauptungen, die einander widersprechen
12
Das Wort lebendig hat jedoch zwei Bedeutungen:
a) wir haben das Komplementaritätspaar lebend(ig)tot – dieses Verpaar drückt
natürlich keine Quantität, keinen Maß aus
b) das Adjektiv lebendig kann jedoch auch die Bedeutung rege, lebhaft, energievoll
tragen. Der Gegensatz dazu wären etwa nicht temperamentvoll, nicht energisch.
10
16
Was
die
Fähigkeit
der
performativen
Verben
betrifft,
die
Veränderungen der Quantität auszudrücken, können die Perfor mativa
in zwei Gruppen eingeteilt werden:
a)
Performativa, die die Quantität nicht ausdrücken können
Wie im Fall der Verben, die die Existenz ausdrücken, handelt es sich
um die sog. komplementären Paare, die keine Zwischenstufen
erlauben:
versprechen 13*Ich verspreche dir sehr.Ich verspreche dir nichts.
taufen*Ich taufe dich sehr auf den Namen…Der Priester tauft
ihn nicht.
b)
Die performativen Ausdrücke, die fähig sind, die modifizierte
Quantität zu widerspiegeln
Ein und dasselbe Verb kann in beiden Funktionen auftreten – als ein
Performativum oder ein Konstativum. Um die Funktion des
performativen Verbs zu erfüllen, muß der Ausdruck in der 1. Person
Präsens Indikativ Aktiv sein. In jeder anderen morphologischen
Form handelt es sich um ein Konstativum, das die Realität
widerspiegelt. In der Funktion eines konstativen Verbs kann es
manchmal die modifizierte Quantität ausdrücken, vgl.:
Er wurde getauft.*Er wurde sehr getauft.
Aber: Er hat den Vater ums Geld gebeten.Er hat den Vater
angeflehen.Er bettelte ums Geld.Er drängte in den Vater mit
den Bitten ums Geld. 14
3.
In jeder Sprache gibt es Paare von Verben, von denen ein
Glied transitiv und der andere intransitiv ist (trinken tränken,
springensprängen usw.). Die Fähigkeit, die veränderte Quantität
auszudrücken, ändert sich von einem Paar zu dem anderen, die
einzelnen Verbpaare müssen also eines nach dem anderen betrachtet
13
Im literarischen Stil können auch diese Ausdrücke ab und zu quantifiziert werden:
Wir waren Zeugen des großen Schwures des alten Indianers: …
Hier handelt es sich jedoch nur um ein stilistisches Mittel, mit dessen Hilfe die Situation
dramatisiert wird. Der Schwur, bzw. das Verb schwören können natürlich nicht
quantifiziert werden.
14
Es gibt zwar die Aussage Ich bitte dich sehr um …, hier handelt es sich jedoch um die
Intensität. Dasselbe gilt für das Verb danken.
17
werden. Trotz dieser Unregelmäßigkeit können die Verbpaare in
einige Gruppen eingeteilt werden:
a)
ertränkenertrinken  *Er hat viel ertränkt.*Er ist viel
ertrunken.
stellenstehen  *Er hat die Vase auf den Tisch viel gestellt.*Die
Vase hat auf dem Tisch viel gestanden.
setzensitzen  *Er hat sich viel gesetzt.*Er hat viel
gesessen 15.
In diese Gruppe gehören solche Verbpaare, bei ihnen kein einziger
Glied quantifiziert werden kann.
b)
tränkentrinken  Er hat die Kuh mit viel Wasser
getränkt.Er hat viel getrunken.
Obwohl beide der Verben die erhöhte Quantität ausdrücken kö nnen,
sind sie imstande, es nur mittels Quantifikatore zu tun, sie verfügen
über keine Mittel, es durch grammatische Mittel auszudrücken. 16
c)
sprängenspringen*Er hat die Festung hoch gesprängt.Er
ist hoch gesprungen.
Es handelt sich um Paare, bei denen nur der intransitive Teil
quantifiziert werden kann. Es ist interessant, daß es Beispiele, wo es
umgekehrt wäre, nicht gibt.
2 Die Mittel, die das deutsche Verb benutzt, um die
Quantität auszudrücken
Wie bereits die Überschrift andeutet, möchte ich mich in diesem
Kapitel mit denjenigen Mitteln befassen, die das deutsche Verb
benutzt, um die Quantität ausdrücken zu können. In der ersten Reihe
handelt es sich natürlich um verschiedenste Präfixe und Suffixe, es
können jedoch auch andere Sprachmittel gefunden werden, wie es
z.B. bei den syntaktischen Mitteln der Fall ist. Teilweise werde ich
15
Die Verben stehen, sitzen können durch das Adverb lange modifiziert werden. Hier
handlet es sich jedoch um keine Quantität, sondern die Zeitdauer.
16
Wir haben natürlich das Verb saufen, dieses hat jedoch, obwohl es einen größeren Maß
des Trinkens ausdrückt, eine andere Bedeutung.
18
jedoch den Rahmen dieses Kapitels überschreiten, und mich auch mit
den Bedeutungsverhältnissen um das Sem der Quantität befassen
(siehe die Frage der Antonymie im Fall der Präfixe).
Konkret bei der semantischen Beschreibung der Präfixe überschreite
ich eigentlich den Rahmen dieser Dissertation und beschreibe auch
solche Seiten der Bedeutung, die eigentlich mit der Quantität nichts
zu tun haben. Der Hauptgrund für diese Handlung ist folgender:
durch
die
möglichst
detailierte
Beschreibung
auch
andrerer
Bedeutungen möchte ich präzis abgrenzen, was ich mit dem Begriff
Quantität meine. Es hat auch eine nicht beabsichtigte Folge – es
kann sehr gut beobachtet werden, wie sich die antonymischen Paare
mit der Veränderung der Bedeutung ändern, auch wenn es sich um
ein und dasselbe Präfix handelt.
2.1 Die Präfixe
Die Präfixe (oder Vorsilben) sind grammatische Mittel, die an der
Grenze zwischen der Morphologie und Lexikologie stehen. In die
Morphologie werden sie deswegen eingeordnet, weil ihre Benutzung
gewissen Regeln unterliegt (vgl. die trennbaren und untrennbaren
Präfixe usw.); dank ihrer Fähigkeit, die Bedeutung zu modifizieren,
können sie jedoch auch in die Lexikologie eingeordnet werden. Unter
vielem anderen sind sie imstande, die modifizierte Quantität, bzw.
Intensität auszudrücken. In meiner Arbeit werde ich mich mit den
Präfixen an-, ab-, aus- ,be-, durch-, ein-, ent-, er-, ver-, zer- , bzw.
entzwei- beschäftigen. Alle mit diesen Präfixen versehenen Verben
drücken die Quantität aus (natürlich nicht nur die Quantität, wie wir
bei der Analyse der einzelnen Präfixe sehen werden). Die Präfixe,
oder besser gesagt die mit den Präfixen versehenen Verben, können
in vier Gruppen eingeteilt werden, und zwar danach, ob die Präfixe
19
die modifizierte Intensität, Quantität, Extensität oder Qualität
ausdrücken 17:
1. Die modifizierte Intensität - es handelt sich oft um die sog.
Phasenverben 18, die die steigende (und nachfolgend auch sinkende)
Intensität
ausdrücken,
vgl.
die
Verbreihe
anbrennen  brennen  ausbrennen.
Wie wir schon öftermals konstatiert haben, hängt nicht selten die
Intensität sehr eng mit der Quantität zusammen. Das ist hier jedoch
nicht der Fall, die Modifikation der Intensität führt nicht zu der
Modifikation der Quantität. Die in solcher Weise transformierten
Verben bilden eine Art vom Zyklus – am Beginn ist die Intensität
klein (anbrennen), dann steigt sie, bis sie ihren Höhepunkt erreicht
(brennen) und dann sinkt die Intensität wieder (ausbrennen). Der
Begriff der Quantität darf hier nicht benutzt werden, man kann zwar
zur Benutzung der Adjektive weniger und mehr verführt werden (das
erst angezündete Feuer brennt „weniger“ als das schon brennende),
der Gegenstand der Beobachtung ist jedoch so abstrakt, so
unerfaßbar, daß in diesem Zusammenhang der Begriff Quantität
nicht benutzt werden darf.
Die Verben in dieser Gruppe können noch in weitere drei Gruppen
eingeteilt werden, und zwar im Hinblick darauf, ob die Ursa che der
Modifikation der Mensch sein kann oder nicht:
a) Die Handlungen, bei denen kein menschlicher Eingriff möglich
ist:
erglühenstrahlenverglühen
aufleuchtenleuchtenverglühen
17
Damit möchte ich keinesfalls behaupten, daß alle mit einem Präfix versehenen Verben in
diese vier Klassen eingeordnet werden können. Eines solcher Verben ist z.B. das Verb
aufblühen (bzw. verblühen). Ich habe solche Kriterien deswegen gebraucht, weil ich mich
aufgrund deren mit dem Verb beschäftige.
18
Es gibt auch solche Phasenverben, die keine Intensität ausdrücken, wie z.B. die Verben
aufblühenblühenverblühen. In diesem Fall handelt es sich um einen Kreisprozeß – die
Handlung beginnt im „Punkt Null“ und über einen gewißen Höhepunkt kehrt in den „Punkt
Null“ wieder zurück. Die ganze Handlung kann auch mittels folgender Substantive
ausgedrückt werden: die Knospedie Blüte, ein Hyperonym zu diesen zwei Substantiven
wäre dann das Substantiv die Blume.
20
b) Es gibt auch solche Handlungen, die durch den menschlichen
Eingriff initiiert werden können. Dieser ist jedoch keine Bedingung,
sie können auch durchlaufen, ohne daß vom Menschen Anstoß
gegeben wird, vgl.:
anbrennenbrennenaus-/abbrennen
c) Es gibt auch Verben, deren Handlung nur durch den Menschen
initiiert werden kann, die nicht automatisch durchlaufen kann, wie es
bei den Verben entbrennen  brennen  aus-/abbrennen der Fall ist,
vgl.:
ansägensägenzersägen
Diese Verben sind jedoch keine Phasenverben mehr. Der größte
Unterschied zwischen den Phasenverben und diesen so zu sagen
„linearen“ Verben ist derjeniger, daß die Phasenverben gewisse
Zyklen bilden (es handelt sich um die Entwicklung, die im „Punkt
Null“ beginnt und wieder in den Punkt Null zurückkehrt, siehe oben)
und die „linearen“ eine Reihe, eine Linie bilden, keinen Zirkel (oder
Zyklus). Die Handlung durchläuft linear, d.h. sie ist
nicht
kreisförmig, kehrt in den „Punkt Null“ nicht zurück. Der Zustand des
durch die Handlung abgeänderten Gegenstandes ist anders am Ende
als am Beginn, vgl.:
ansägensägenzersägen  wie man sieht, stehen diese Verben
den Phasenverben nur augenscheinlich sehr nahe. Es handelt sich
weder um eine kreisförmige Handlung, noch wird die Intensität (oder
Quantität) modifiziert 19.
Die Phasenverben zeichnen sich noch durch ein interessantes
Merkmal aus: es gibt die Möglichkeit, die Phasen nicht nur durch die
Verben auszudrücken, sondern auch durch andere Wortarten – v.a.
durch die Substantive und Adjektive, vgl. wieder die Verben glühen
und brennen:
erglühenglühenverglühen  dieser Zyklus kann ungefähr auch
folgendermaßen
durch
Substantive
19
ausgedrückt
werden:
der
D.h. des Sägens. Das Verb sägen ist natürlich imstande, die modifizierte Quantität
auszudrücken. Dann müßte jedoch die Verbreihe anders aussehen, z.B. entzweisägen→in
Stücke zersägen.
21
Scheinder Glanz. Der Oberbegriff (das Supernym) zu diesen zwei
Substantiven ist der Begriff das Licht. Ebenso kann als Hyperonym
zu den Verben aufglühen  glühen  verglühen das Verb glühen
genommen werden.
Die Phasen können jedoch auch durch Adjektive ausgedrückt
werden, vgl. das Verb brennen:

anbrennenbrennenaus-/abbrennen
kaltwarmheißwarmkalt – man kann auf diesen Adjektiven
ganz deutlich sehen, daß es sich um einen Zyklus, einen Kreis
handelt, der durch „die Pünkte Null“ begrenzt ist.
Noch eine Tatsache stellt die „linearen“ Verben in einen sehr nahen
Zusammenhang mit den Phasenverben: die „linearen“ Verben sind
imstande, durch die gegenseitige Kombination die Zyklen zu bilden,
vgl.:
anheizenglühen, brennenabkühlenoder, mittels der Adjektive
kühl,
kaltwarmheißkalt,
kühl
oder
auch
mittels
der
Substantive KälteWärmeHitzeGlutWärmeKälte
Die Grundlage dieses Zirkels bildet die Opposition der Präfix e anund ab-. Das Präfix an- beschreibt den Beginn einer Handlung, etwas
wird zugegeben, die Intensität oder Quantität vergrößert sich, das
Präfix ab- beschreibt eine umgekehrte Handlung – etwas wird
abgenommen.
2. Das Problem, das mich jedoch in meiner Arbeit viel mehr als der
Begriff Intensität interessiert, ist die Relation Quantität. Auch die
kann mit Hilfe von Präfixen ausgedrückt werden, vgl.:
Anreißen, entzweireißenzerfetzen  hier helfen die Vorsilben an-,
entzwei- 20 und zer- die modifizierte Quantität auszudrücken. Vgl.
jedoch auch die folgende Verbreihe:
anreißenzerreißenin diesem Fall geht es nicht mehr um die
Quantität, sondern um die Intensität.
20
Die Vorsilbe entzwei- kann auch getrennt geschrieben werden. Dann handelt es sich
jedoch um ein Zahlwort.
22
Die Quantität kann jedoch auch mittels anderer Präfixe ausgedrückt
werden, vgl. z.B. die Präfixe durch-, aus-, ab-:
Er reiste nach Deutschland.Er hat Deutschland durchreist.
Er hat die Suppe gegessen.Er hat den Teller mit der Suppe aus/abgegessen.
In diesem Kapitel werde ich mich jedoch mit dem Phänomenon der
Quantität und den Präfixen nicht ausführlich befassen, etwas näher
sehe ich es mir bei der Analyse der einzelnen Präfixe an.
3. Wie ich später erwähnen werde, gehören die Präfixe unter die
Mittel, die imstande sind, die Extension auszudrücken. Wie im F all
der Quantität werde ich mich der Extension im Rahmen der späteren
Kapitel widmen, daher führe ich auf dieser Stelle nur ein Paar
Beispiele an:
Aus-: Der Vorsitzende dehnte seinen Einfluß auf die ganze Klasse
aus.
Die Wolken haben sich schon über den ganzen Himmel ausgebreitet.
Be-: Durch diese Tatsachen wurden unserere Wahlmöglichkeiten
stark beengt.
Ein-: Die Eisschollen haben den Raum für das Manövrieren des
Schiffes stark eingeengt.
Er-: Das Thema ist viel breiter, als Sie denken. Erweitern Sie ihre
Diplomarbeit!
Ver-: Iß endlich ordentlich! Ich werde deine Hose nicht immer
verengen.
4. Qualität – die Beispiele der Verben solcher Art sind sehr schwer
zu finden, weil die Qualität v.a. durch Adjektive ausgedrückt wird.
Die Tätigkeit, die zur veränderten Qualität führt und durch das Verb
ausgedrückt wird, hängt dazu sehr eng mit der Quantität zusammen
(z.B. bewassern→naß). Trotzdem können einige die reine Qualität
ausdrückenden Verben gefunden werden, wie z.B. bemalen oder
übertünchen.
In folgenden Kapiteln möchte ich die einzelnen Präfixe analysieren,
die imstande sind, die Quantität auszudrücken. Ich beginne mit der
Vorsilbe an-.
23
2.1.1 Das Präfix an-
anwurzeln, anstimmen, anwehen, ansehen, ansegnen, anreißen,
anlachen, anläuten, anklopfen, andeuten, anbrennen, anbrechen,
anfeuchten, ansägen
Die Bedeutung, die das Präfix an- den Verben verleiht, ermöglicht
uns, mehrere Gruppen zu bilden, je nachdem, wie das Verb durch das
Präfix modifiziert wird:
1. Beginn einer Handlung – anwurzeln, anreißen, anbrennen,
anbrechen – in diesem Fall wird durch die Anwendung des Präfixes
an- ausgedrückt, daß eine gewiße Handlung erst beginnt, bzw. von
jemandem begonnen wird. Manche von ihnen sind die schon im
vorigen
Kapitel
erwähnten
Phasenverben,
die
anderen
sind
diejenigen, deren Handlung nicht in Zyklen, sondern linear verläuft.
In diesem Fall wird keine Quantität oder Intensität ausgedrückt.
Mit Hilfe von anderen Präfixen können die Verben wieder die
Verbreihen bilden, vgl.:
An-  ent-: anwurzelnwurzelnentwurzelnein Zyklus, ein
Phasenverb
An-  aus-: anbrennenbrennenausbrennenwieder ein Zyklus,
ein Phasenverb
An-  zer-: anbrechenbrechenzerbrechen
anreißenreißenzerreißenbloßer
Beginn
einer
Handlung, die linear verläuft
2. Die Handlung wird gegen das Subjekt gerichtet, vgl. die Verben
anlachen, anwehen, ansegnen
Der Wind hat ihn plötzlich angeweht und es wurde ihm kalt.
Er war glücklich. Sie hat ihn angelachen!
3. Die Einmaligkeit der Handlung – anstimmen, ansehen, anklopfen,
anfeuchten, anläuten – diese Verben, die auch Momentana genannt
werden, drücken, im Vergleich zu ihren Varianten, die nicht mit dem
Präfix an- versehen sind, die Einmaligkeit, Kurzzeitigkeit. Selten
24
können sie auch Zyklen bilden und so zu einer Art Phasenverben
werden, vgl. anfeuchten  (ab)trocknen, dörren.
In dieser Gruppe gibt es auch Verben, bei denen das Präfix an- ohne
Bedeutungsunterschied durch das Präfix auf- ersetzt werden kann,
vgl. das Verb an-/aufschreiben:
Sie hat du richtige Lösung der logischen Aufgabe auf die Tafel
an/aufgeschrieben.
4. Die Quantität – das Präfix an- ist auch imstande, die
modifizierte Quantität auszudrücken. Wie wir schon auf den oben
erwähnten Beispielen gesehen haben, handelt es sich oft um den
Anfang einer Handlung, die durch das Präfix an- geäußerte Quantität
kann also mit dem Zahlwort Null ausgedrückt werden, siehe die
folgenden Beispiele:
anreißenentzweireißenin Stücke zerreißen, zerfetzen
ansägenentzweisägenin Scheiten zersägen
anhauen / anspaltenentzweihauen / entzweispaltenin Splitter
zerhauen / zerspalten
Auf den Verbreihen kann deutlich gesehen werden, wie die Quantität
der durch die mit dem Verb ausgedrückten Tätigkeit steigt – von
Null, über zwei bis zu einer großen Menge, vgl. die folgenden
Beispielsätze:
reißen: Er hat im Wald seine Kleidung angerissen.
Er hat so lange Spaß gemacht, bis er das wichtige Dokument
entzweigerissen hat. Dieser Fehler konnte jedoch ziemlich leicht
abgeschafft werden, vor einer Woche hatten wir ein viel größeres
Problem – Paul hat vor Wut seine Geburtsurkunde in Stücke zerfetzt.
sägen: Er war leider nicht imstande, den dicken Stamm des unlängs
geFallnen Baumes zu zersägen. Er hat ihn nur angesägt. Auf den
ersten Blick lag der Stamm noch ganz ungestört auf dem Boden.
So ein großes Scheit tragen wir sicher nicht ab, es ist zu schwer.
Warte mal, ich hole die Säge und säge es entzwei. Dann wird es
zweimal leichter sein und wir werden sicher fähig sein, es
abzutragen.
25
Er mußte den Stamm in mehrere Scheiten zersägen. Als ganze war es
zu lang und konnte in den Wagen nicht geladen werden.
hauen, spalten: Er hat den Stamm nicht einmal angesägt, er war sogar
nur fähig, dieses Scheit anzuhauen! Das Scheit als ganze kann doch
in den Ofen nicht gestopft werden.
Er ist ganz wütend in den Garten gelaufen. Uns war klar, was jetzt
passieren wird – das erste Scheit, das er findet, zerspaltet er mit der
Axe in Splitter.
Wie man sehen kann, ist das Präfix an- imstande, die Modifikation
der Quantität
auszudrücken. Wie
wir
jedoch auf den
oben
genanannten Beispielen demonstriert haben, ist es nicht seine
primäre Funktion. Die wurde in den ersten drei Pünkten beschrieben
– der Anfang einer Handlung, die gegen das Subjekt gerichtete
Tätigkeit und die Einmaligkeit der Handlung (=die Momentana).
2.1.2 Das Präfix ab
abtrocknen, absehen, abtauen, abstrahlen, abspalten, abstauben,
abkühlen, abscheuern, abrüsten, absägen, abreisen, abfeilen, abhauen
Eines der Präfixe, die imstande sind, die modifizierte Quantität
auszudrücken, ist das Präfix ab-. Dieses Präfix verfügt über die
Fähigkeit, den Verben auch andere Bedeutungen zu verleihen ; die
modifizierten Verben, bzw. die eigentliche Bedeutung des Präfixes
ab-, können also in mehrere Gruppen eingeteilt werden. Wie im Fall
der anderen Präfixe, die noch behandelt werden, werde ich mich mit
den einzelnen Bedeutungen befassen und die größte Aufmerksamkeit
der Relation Quantität widmen.
Das Präfix ab- hat die Bedeutung etwas beseitigen, etwas abnehmen
oder etwas, eine Tätigkeit, eine Handlung beenden. Die Verben
können also in zwei Gruppen eingeteilt werden, vgl.:
1. Die Bedeutung eine Tätigkeit, eine Handlung beenden. In dieser
Funktion hat die Vorsilbe ab- mit der modifizierten Quantität nichts
zu tun, vgl. die folgenden Beispielsätze:
26
Er ist nur vor zwei Tagen nach Deutschland angereist und schon reist
er ab / fährt er weg.
Er hat sich der Tätigkeit nur zwei Tage gewidmet und schon hat er
davon abgesehen / schon hat er sie aufgegeben.
Wie man auf den Beispielsätzen sehen kann, handelt es sich immer
um das Ende einer Tätigkeit. Oft kann man ganze Verbreihen bilden,
wie etwa die folgende:
anreisenreisen / durchreisenabreisen
Auch diese Verbreihe, bzw. Handlung, ist eine Art Zyklus: die
(Verb)reihe könnte auch folgendermaßen ausgedrückt werden – der
Beginn  der Durchlauf  das Ende. Wie im Fall der Phasenverben
handelt es sich um eine Entwicklung von dem Punkt Null, die wieder
in dem Punkt Null endet.
Bei dem Verb absehen handelt es sich zwar um dieselbe Verbreihe
(ansehen  sehen  absehen), jedoch mit einer ein bißchen anderen
Bedeutung – es handelt es sich um keine Beendigung einer
Handlung, wie es im Fall unseres Beispielsatzes war (dann wäre das
Verb ansehen kein Oppositum zu dem Verb absehen), sondern um
solche Bedeutung – es kommt zu keiner Handlung, Tätigkeit, vgl.:
Ich habe mir seine Semminararbeit angesehen. – Von seinem letzten
Mißerfolg abgesehen, ist er eigentlich ziemlich erfolgreich.
2. Das Präfix ab- verfügt jedoch auch über die Fähigkeit, die
modifizierte Quantität auszudrücken - die Quantität wird kleiner.
Siehe die folgenden Verben: abtauen, abspalten, absägen, abfeilen,
abhauen, abtrocknen, abstauben, abkühlen, abscheuern, abrüsten.
Immer wird etwas abgenommen, vgl. die folgenden Beispiele:
abtrocknen – die Quantität des Wassers wird kleiner, abkühlen –
auch hier handelt es sich um die sinkende Quantität der Wärme,
derselbe Fall sind die Verben abscheuern und abrüsten. 21
21
Von der Sprache, der semantischen Bedeutung der Verben abgesehen, gibt es in der
realen Welt noch einen interessanten Zusammenhang, der jedoch nicht sprachimmanent ist,
d.h. nicht in der Sprache zu finden ist, sondern sprachtranszendent ist: es handelt sind um
ein Verhältnis der sinkenden und zugleich auch steigenden Quantität – die Quantität, die
Menge eines Stoffes, eines Gegenstandes wird gesenkt, während die Menge eines anderen
Stoffes, eines anderen Gegenstandes steigt. Es handelt sich um die Handlungen, die
27
Im Fall des Verbs abstauben bildet den Gegensatz zu dem Präfix abdie Vorsilbe be-. Die deutsche Sprache verfügt also über das
Verbpaar bestauben  abstauben. Den Gegensatz zu dem Präfix abbilden also die Präfixe an- (ansehenabsehen), be- und auch auf(aufblühenabblühen).
Das Präfix ab- ist jedoch nicht das einzige Präfix, das die Bedeutung
etwas abnehmen, die Menge kleiner machen ausdrückt. Dieselbe
Bedeutung
hat
auch
das
Präfix
ent-,
vgl.
das
Verbpaar
bestauben  abstauben / enstauben. Das Präfix ent- hat also dieselbe
Bedeutung wie das Präfix ab-.
3. Zum Schluß muß ich natürlich auch solche Verben erwähnen, die
in keine der beiden Gruppen zugeordnet werden können – es handelt
sich weder um das Ende einer Handlung, bzw. einer Tätigkeit, noch
Tätigkeiten, die durch die Verben abfeilen, abtauen, abspalten oder abhauen sprachlich
ausgedrückt werden, siehe die folgenden Beispielsätze:
abtauen – in diesem Fall sinkt zwar die Quantität des Schnees, des Eises, zugleich steigt
jedoch die Quantität des daraus entstandenen Wassers, vgl.:
Der Schnee in den Bergen taut ab. In den höheren Lagen verschwindet zwar der Schnee, in
den niedrigeren Lagen kann man jedoch das Hochwasser erwarten.
abspalten – es handelt sich um dasselbe Beispiel wie im Fall des oben genannten Verbs
abtauen – einerseits wird die Masse z.B. des Holzes geniedrigt (die Quantität sinkt),
andererseits steigt die Zahl, die Menge der Holzstücke (die Quantität wächst), vgl.:
Er warf den verfaulten Baumstumpf auf den Boden. Von dem Baumstumpf spaltete sich ein
Stück Holz ab. Der ursprüngliche Baumstumpf war zu schwer, um abgetragen werden zu
können, die entstandenen zwei Stücke konnten jedoch ziemlich leicht abgetragen weden.
Die waren nicht so schwer.
Mit dem Verb abhauen werde ich mich näher nicht befassen. Es handelt sich fast um ein
Synonym zu dem Verb abspalten, die Quantität wird also auf dieselbe Weise modifiziert
wie im Fall des Verbs abspalten.
absägen – es handelt sich präziß um denselben Fall wie bei dem Verb abspalten – durch die
Abgeschnittenheit wird zwar die Quantität, die Masse des ursprünglichen Gegenstandes
gemindert, die Quantität der durch das Absägen entstandenen Gegenstände (der
Abschnitzel) wird jedoch gesteigert,vgl.:
Er sägte von dem großen Zweig einen Nebenzweig ab. Auf dem Boden lag nun kein großer
Zweig mehr, sondern zwei kleine Zweige.
abfeilen – wieder derselbe Fall. Durch das Abfeilen wird der Gegenstand kleiner (die
Quantität, die Masse sinkt), die Zahl, die Masse des Sägemehls wird jedoch größer (die
Quantität wächst), vgl.:
Sieh mal, ich habe das Eisen abgefeilt! Ist er nun klein genug? – Ja, aber was die
Unordnung auf dem Boden? Da liegt ein Haufen Sägemehl!
Daß es sich um keinen sprachimmanenten Zusammenhang handelt, beweisen die folgenden
Bedeutungsanalysen:
abfeilen, abspalten, abhauen – etwas durch das Feilen, Hauen, Spalten abschaffen
abtauen – durch die Einwirkung der Wärme wird die Masse, die Menge von Eis kleiner.
Ähnlich ist auch das Verb abschmelzen.  nirgendwo in den analysierten
Verbbedeutungen ist ein Sem der wachsenden Quantität zu finden, nur der der sinkenden
Quantität.
28
um die Modifikation der Quantität. Es handelt sich um solche Verben
wie z.B. abstufen oder abstrahlen.
2.1.3 Das Präfix aus
ausdörren, ausbürsten, ausbrennen, ausbluten, auslaugen, ausgraben,
aushöhlen,
auskühlen,
ausklingen,
aushungern,
ausschacht en,
ausplündern, auslecken, ausraufen
Ebenso wie die anderen schon erwähnten Präfixe wird auch das
Präfix aus- verwendet, um die modifizierte Quantität auszudrücken.
Es ist natürlich nicht seine einzige Funktion, d.h. es ist imstande, den
Verben auch andere Bedeutungen zu verleihen. Insgesamt hat das
Präfix aus- drei Bedeutungen – 1. die schon erwähnte Fähigkeit, die
Quantität auszudrücken, in diesem Fall die verkleinerte Quantität
(oft handelt es sich um solche Fälle, in denen die Quantität nach der
Beendigung des mit dem Zeitwort ausgedrückten Prozeßes am besten
mit dem Zahlwort Null zu bezeichnen ist), es können jedoch auch
solche Ausdrücke gefunden werden, die die Quantität in zwei
Richtungen modifizieren, d.h. die Quantität steigt und sinkt zugleich,
2. das Ende eines Prozeßes, 3. die Bedeutung, daß schon gewißes
getan worden ist. Die mit dem Präfix aus- versehenen Verben
können also in drei Gruppen eingeteilt werden:
1. die Bedeutung das Ende, die Beendigung eines Prozeßes – es
handelt sich wieder oft um die sog. Phasenverben, die ein Bestandteil
eines Zyklus sind, vgl. die Verben ausbrennen, ausklingen oder
aushungern. Das Zyklus kann auch folgendermaßen beschrieben
werden, mit den Präfixen an-, bzw. auf-aus-, bzw. ver-, ab-, vgl.
die Verben anbrennen  brennen  ausbrennen.
Wie man auf den im Zusammenhang mit dem Präfix aus- erwähnten
Präfixen sehen kann, gibt es in der deutschen Sprache solche Präfixe,
die in synonymischer (oder besser gesagt bedeutungsähnlicher) und
antonymischer Bedeutung mit dem Präfix aus- gebraucht werden
können:
29
a) die Präfixe, die ebenso wie das Präfix aus- die Bedeutung das
Ende, die Beendigung eines Prozeßes haben – ver-, ab-. Natürlich
bedienen sich die deutschen Verben nicht immer aller dieser Präfixe.
Im Fall unserer drei Beispielverben sind jedoch alle drei Varianten
zu finden, die jedoch als synonymisch nicht betrachtet werden
können, vgl.:
ausbrennen – abbrennen – verbrennen – die einzelnen Präfixe, bzw.
Verben, haben zwar die Bedeutung die Beendigung eines Prozeßes,
sie können jedoch aufgrund dieses einzigen Merkmales nicht
verwechselt werden, vgl. die folgenden Beispielsätze:
Bei dem Verkehrunfall ist das Auto ausgebrannt.
Der Brandstifter hat die Resindenz der Firma abgebrannt. – Das
Feuerwerk wurde abgebrannt.
Der Weihnachtstruthahn ist in der Backröhre verbrannt worden.
Bei dem Verb ausklingen ist die Situation anders. In diesem Fall
können alle drei Varianten (ausklingen, abklingen und veklingen)
fast hundertprozentig verwechselt werden 22.
Das Verb hungern gebraucht die Präfixe anders. Die Variante
abhungern gehört in dieses Kapitel nicht, es bezeichnet kein Ende
eines Prozeßes. Verhungern und aushungern beinhalten zwar beide
das Merkmal einer Beendigung, trotzdem können sie nicht beliebig
verwechselt werden – das Verb aushungern hat auch ein Agens
nötig.
b) Wie ich schon erwähnt habe, können die Präfixe an- und auf- für
die Antonyme zu dem Präfix aus- gehalten werden, vgl. die Verben
aufblühen  ausblühen
oder
anbrennen  ausbrennen,
anklingen  ausklingen.
2. die Bedeutung, daß schon gewißes getan worden ist – im
Gegensatz zu den Verben, die unter den Punkt 1 eingeordnet worden
sind, kann sich zwar um die Beendigung einer Tätigkeit handeln, oft
ist es jedoch nicht so, vgl. die Verben ausgraben, ausschachten,
aushöhlen:
22
Wegen der übertragenen Bedeutungen sind die Verben nicht als Synonyme zu
bezeichnen.
30
Er hat das Loch schon ausgegraben / ausgehöhlt / ausgeschachtet.
aber: Er hat zwar schon ein zwei Meter tiefes Loch ausgegraben
/ausgehöhlt / ausgeschachtet, trotzdem muß er noch morgen arbeite n.
Das Loch muß drei Meter tief sein.
Bei diesen Verben können die Präfixe ab- und ver- nicht für die
Synonyme zu dem Präfix aus- gehalten werden. Die Verben
vergraben und abgraben haben andere Bedeutungen als das Verb
ausgraben.
3. das Präfix aus- drückt die modifizierte Quantität aus. Dieses
Präfix ist einer der Präfixe, das die sinkende Quantität bezeichnet,
und zwar meistens bis zu dem „Punkt Null“, d.h. bis zu dem Zustand,
wenn nichts übrig geblieben ist. In der deutschen Sprache können
jedoch auch diejenigen Verben gefunden werden, die solche
Quantität widerspiegeln, die zugleich in zwei Richtungen modifiziert
wird, d.h. daß die Quantität in demselben Augenblick sinkt und auch
steigt. Was also den Gesichtspunkt der Quantität betrifft, können die
mit dem Präfix aus- versehenen Verben in zwei Gruppen eingeteilt
werden:
a) die Quantität wird nur in einer Richtung modifiziert – die
Quantität sinkt, vgl. die Verben ausdörren, ausbürsten, ausbluten,
auslaugen, auskühlen, auslecken, ausraufen.
Interessant ist, daß diese Verben kaum über die Antonyme, über die
Verben mit antonymischer Bedeutung verfügen. In diesem Fall kann
keinesfall erklärt werden, daß die Präfixe auf- oder an- als Präfixe
mit antonymischer Bedeutung bezeichnet werden können. Das
bedeutet jedoch nicht, daß es die mit diesen Präfixen versehenen
Varianten nicht gibt, sie stehen jedoch nicht auf dem gegenseitigen
Pol der Quantitätsskala, vgl.:
anlecken / belecken – auslecken
Er hat den Löffel mit Honig angeleckt / beleckt. – Er hat den Löffel
mit Honig ausgeleckt. – die Verben anlecken /belecken bezeichnen
die steigende Quantität nicht, dürfen also für die Antonyme zu dem
Verb auslecken
(bzw. ablecken) nicht
gehalten werden. Sie
implizieren auch die Einmaligkeit der Handlung nicht, auch so
31
können sie also gegenüber dem Verb auslecken nicht gestellt werden
(das die Wiederholung der Tätigkeit – in unserem Fall des Leckens –
impliziert).
Natürlich gilt das nicht hundertprozentig. Es gibt Verben – wie z.B.
ausdörren oder auskühlen, zu denen in der deutschen Sprache
Verben mit antonymischer Bedeutung gefunden werden können.
Diese Antonyme können jedoch nicht durch den bloßen Austausch
der Präfixe gebildet werden, es müssen völlig andere Verbstämme
gebraucht werden, vgl.:
Am morgen hat er den Rasen bewässert und jetzt hat ihn die
glühende Sonne schon ausgedörrt.
Der Schmied hat das Stück Eisen zuerst erhitzt und dann heftig
ausgekühlt.
Es kann zwar teilweise gesagt werden, daß die Präfixe be- und er- in
antonymischer Bedeutung gebraucht werden können, sie reichen
jedoch nicht aus, es müssen auch andere Sprachmittel gebraucht
werden.
Bei den Präfixen, die in synonymischer Bedeutung gebraucht werden
können, ist die Situation schon günstiger. Bei manchen Verben – von
unseren Beispielverben sind das die Verben ausbluten, auskühlen,
auslecken
und
ausbürsten
–
können
die
Präfixe
ohne
Bedeutungsverschiebung mit dem Präfix ab-, bzw. ver- bei ausbluten
verwechselt werden, vgl. die folgenden Beispielsätze:
Der Patient ist bei der Operation ausgeblutet / verblutet.
Der Stickstoff muß bis zu –180 Grad ausgekühlt / abgekühlt werden,
um ihn flüßig zu machen. 23
Das Mittagessen war so gut, daß er den Teller ausgeleckt / abgeleckt
hat.
Er hat den Mantel ausgebürstet / abgebürstet. – Diese zwei Verben
dürfen jedoch nicht in allen Kontexten verwechselt werden, vgl.: Er
hat die Haare von dem Mantel abgebürstet / *ausgebürstet.
23
Ich würde jedoch die Variante den Stickstoff abkühlen bevorzugen.
32
b) Wie ich schon angedeutet habe, gibt es unter den mit dem Präfix
aus- versehenen Verben auch solche Fälle, daß die Quantität in zwei
Richtungen modifiziert wird. Von unseren Beispielverben ist das das
Verb ausplündern, das sowohl die steigende, als auch die sinkende
Quantität impliziert, vgl.:
Die Normannen sind nur dadurch reich geworden, daß sie die
englische und französische Küste ausgeplündert haben. – auf einer
Stelle ist zwar die Quantität niedriger geworden, auf einer anderen
ist sie jedoch gewachsen. Das Verb ausplündern impliziert solche
Bedeutung – einer verliert etwas, der andere gewinnt jedoch etwas
dadurch. 24
2.1.4 Das Präfix be
befestigen, befeuchten, befiedern, beflaggen, beflecken, befleißigen,
beflügeln, befrachten, befreien, befruchten, befühlen, behandeln,
behauen, belästigen, belecken, bereisen, beraten, belichten, berühren,
bestauben
Die Funktion des Präfixes be-, wie auch der anderen Präfixe, ist die
Bedeutungen der Verben zu modifizieren. Es verfügt wieder über die
Fähigkeit, die Bedeutung des betreffenden Verbs in mehreren Weisen
zu verändern. Eine dieser Fähigkeiten ist auch die steigende Menge,
Im Gegensatz zu den schon analysierten Ab – Verben ist der Zusammenhang zwischen
der steigenden und sinkenden Quantität in diesem Fall sprachimmanent, während im Fall
der mit dem Präfix ab- versehenen Verben der Zusammenhang sprachtranszendent war. Der
Zusammenhang ist auch in der Verbbedeutung zu finden:
ausplündern – sich durch das Ausplündern eines Landes, eines Objektes bereichern.
Gut aufpassen muß man bei dem Verb ausraufen: auch hier ist die sinkende und steigende
Quantität zu finden, der Zusammenhang ist jedoch, wie im Fall der Ab – Verben
sprachtranszendent:
Ich habe schon die Feder der Henne ausgerauft! – Gut, was machen wir aber mit dem
Haufen des Gefieders auf dem Boden?
Dieser in dem Beispieltext angeführte Zusammenhang ist jedoch in der Verbbedeutung
nicht zu finden:
ausraufen – durch das Raufen beiseiteschaffen  die Verbbedeutung enthält kein Sem der
steigenden Quantität
Sehr ähnlich dem Verb ausraufen ist auch das schon erwähnte Verb ausbürsten, vgl. die
folgenden Beispieltexte:
Er hat die Hose draußen auf dem Hofen ausgebürstet.
Er hatte auf der Hose ganze Knollen Schlamm. Wenn er sie ausgebürstet hat, ist auf dem
Boden ein ganzer Haufen Ton geblieben.
24
33
Quantität
auszudrücken.
Wie
man
auf
den
oben
erwähnten
Beispielverben sehen kann, können die mit dem Präfix
be-
versehenen Verben in zwei Gruppen eingeteilt werden – je nachdem,
wie die Bedeutung modifiziert wird. Die Vorsilbe be- hat v.a. die
Bedeutung, irgendwo die Menge von einem Gegenstand, einem Stoff
zu vergrößern (die steigende Quantität) oder der Gegenstand, das
Stoff wird in irgendwelcher Weise behandelt, bearbeitet 25, vgl.:
1. Mit der zweiten der beiden Bedeutungen – d.h. der Gegenstand,
das Stoff wird auf irgendwelche Weise behandelt, bearbeitet werde
ich mich nur kurz befassen, weil es die Aufgabe meiner Arbeit nicht
ist, andere Funktionen der Präfixe, als diejenige, die Quantität zu
modifizieren, ausführlicher zu erklären.
In der deutschen Sprache gibt es oft Äquivalente zu diesen Verben,
die ohne das Präfix be- auftreten (vgl. betreten + Akkusativ x treten
auf + Akkusativ). Sie unterscheiden sich nur durch die Rektion. Was
die Semantik betrifft, können sie in weitere zwei Untergruppen
eingeteilt werden – je nachdem, ob es sich um Synonyma handelt
oder nicht.
a) Die Bedeutung der Verben ist synonymisch, vgl.:
lecken - belecken – Er hat die Briefmarke geleckt / beleckt.
reisen - bereisen – Er hat ein Jahr lang im Land gereist. – Er hat ein
Jahr lang das Land bereist.die Bedeutung ist identisch, aber es
wird die unterschiedliche Rektion benutzt.
Dasselbe Beispiel ist das Verbpaar handeln - behandeln – beide
Verben haben dieselbe Bedeutung, aber morphologisch gesehen
verhalten sie sich ein bißchen anders, vgl.:
Du handelst mit den Menschen wie mit den Dienern. – Du behandelst
die Menschen wie die Diener.
Ein anderes Beispiel sind die Verben beraten oder berühren.
b) Das mit der Vorsilbe be- versehenes Verb ist kein Synonym zu
dem Verb ohne das Präfix, vgl. die folgenden Beispiele:
25
Es gibt auch die mit der Vorsilbe be- versehenen Verben, die in diese zwei Hauptgruppen
nicht eingeordnet werden können (z.B. beenden, sich befassen, sich beschäftigen). Die
überwältigende Mehrheit der Verben kann jedoch in diese zwei Gruppen eingeordnet
werden.
34
arbeiten  bearbeiten – obwohl das Verb bearbeiten aus dem Verb
arbeiten abgeleitet ist, handelt es sich um kein Verb mit derselben
Bedeutung, um kein Synonym, vgl.:
Beim Graben mußte das Kind mit einem Stein arbeiten.  Der
Bildhauer hat den Stein bearbeitet.
In diese Gruppe gehören noch z.B. die Verben fruchten  befruchten
oder freien  befreien.
In der Durchdringung der beiden Gruppen steht das Verbpaar
festigen – befestigen. Das Verb befestigen hat zwei Bedeutungen –
etwas stabilisieren, stützen, erhärten – es kann mit dem Verb
festigen verwechselt werden, oder irgendwo(hin) etwas anmachen,
anbringen – in diesem Fall sind die Bedeutungen nicht identisch. Ich
halte diese Verben für keine Synonyme, die beliebig verwechselt
werden können, und habe sie deswegen hierher eingeordnet – unter
die Verben, die trotz der gemeinsamen Ableitung keine Synonyme
ist. Dasselbe Beispiel sind z.B. die Verpaare fühlen  befühlen, bzw.
auch hauen  behauen. 26
2. Die Bedeutung irgendwo die Menge von einem Gegenstand,
einem Stoff zu vergrößern. Es kann deutlich gesehen werden, daß das
Präfix be- ebenfalls imstande ist, die modifizierte Quantität
auszudrücken, vgl. die folgenden Verben: befeuchten, befiedern,
beflaggen, beflecken, beflügeln, befrachten, bestauben, belichten
Lexikologisch genommen können diese Verben in zwei Gruppen
eingeteilt werden:
a) Verben, die aus einem Adjektiv entstanden sind – wie etwa das
Verb befeuchten, vgl. die folgenden Beispielsätze:
Er hat das Mundtuch feucht gemacht. – Er hat das Mundtuch
befeuchtet.
b) Verben, die aus dem Substantiv entstanden sind, vgl.:
26
Es ist fraglich, ob in diese Gruppe auch das Verb sich benehmen eingeordnet werden
kann. Die Verben nehmen – sich benehmen können zwar für keine Synonyme gehalten
werden, kann aber dieser Ausdruck als sich selbst auf irgendeine Weise behandeln
bezeichnet werden? Wenn schon, befindet sich dieses Verb eher am Rande dieser Gruppe.
35
befiedern: Dem Jungen wächst schon das Gefieder! – Das Junge
befiedert sich schon!
beflaggen: Noch vorgestern gab es in der Stadt keine einzige Flagge
und jetzt haben die Bewohner fast alle Häuser mit den Flaggen
ausgeschmückt. – Noch vorgestern gab es in der Stadt keine einzige
Flagge und jetzt haben die Bewohner fast alle Häuser beflaggt.
beflecken: Auf dem Tischtuch gibt es einen Fleck! Wer hat es
befleckt?!
beflügeln: Nun reicht es nur, das Flugzeug mit den Flügeln zu
versehen und es kann damit geflogen werden! - Nun reicht es nur,
das Flugzeug zu beflügeln und es kann damit geflogen werden!
befrachten: Man hat auf das Schiff die Fracht geladen. – Das Schiff
ist befrachtet worden.
bestauben: Auf den Tisch sank der Staub herab. – Der Tisch ist
bestaubt worden.
belichten: Die aufkommende Sonne warf das Licht auf die schlafende
Landschaft. - Die aufkommende Sonne belichtete die schlafende
Landschaft.
Das Präfix be- in seiner die Quantität modifizierenden Funktion kann
manchmal auch durch andere Präfixe ersetzt werden. Am besten ist
dieses Phänomenon auf dem schon erwähnten Verb bestauben zu
demonstrieren. Dieselbe Bedeutung wie das Verb bestauben – d.h.
etwas mit dem Staub verschmutzen, irgendwo die Menge des Staubes
erhöhen haben auch die Verben verstauben, einstauben oder
anstauben. Das morphologische Verhalten der Verben ist zwar ein
bißchen anders, semantisch genommen sind jedoch die Verben für
die Synonyme anzusehen, vgl.:
Er hat den Tisch bestaubt / verstaubt. = Er hat auf den Tisch
angestaubt / eingestaubt. 27
27
Wir haben auch das Verb stäuben, das auch mit verschiedensten Präfixen, u.a. auch dem
Präfix be- modifiziert werden kann. Dieses hat jedoch auch eine ein bißchen verschobene
Bedeutung, und zwar etwas mit einem pulverförmigen Stoff zu bestreuen. Als (ein
teilweises) Synonym zu dem Verb bestauben haben wir neben dem Verb stäuben auch das
Verb aufstäuben.
36
Wie im Fall der anderen Präfixe, können in der deutschen Sprache
auch zu dem Präfix be- (in seiner Funktion, die modifizierte
Quantität auszudrücken) Antonyme gefunden werden. Am besten ist
es wieder, das Problem auf dem Verb bestauben zu beleuchten, vgl.:
Das Antonym zu dem Verb bestauben kann mittels zweier Präfixe
gebildet werden – und zwar ent- (das Verb entstauben) und ab- (das
Verb abstauben) 28. Beide Verben haben die Bedeutung, von irgendwo
her den Staub abzunehmen.
Das Reichtum an lexikologischen Formen, wie es etwa bei dem Verb
bestauben der Fall ist, ist jedoch eher eine Ausnahme. Die anderen
mit dem Präfix be- gebildeten Verben (beflügeln, belichten,
befiedern usw.) können durch keine Synonyme ersetzt werden und
auch
die
Antonyme
müssen
mit
Mehrwortverbindungen
umgeschrieben werden, sie dürfen mit den Präfixen ab- oder entnicht gebildet werden, vgl.:
beflügeln - *abflügeln / entflügeln – die Flügel beseitigen
befrachten - *abfrachten / entfrachten – die Fracht ausladen / abladen
/entladen
Ganz selten ist das Präfix be- auch imstande, die sinkende Quantität
auszudrücken. Eines solcher Beispiele ist auch das Verb beseitigen,
wie auch das folgende (schon erwähnte) Paar der Antonyme beweist:
beflügeln x die Flügel beseitigen.
2.1.5 Das Präfix durch
durchgraben, durchhacken, durchhauen, durchkämpfen, durchforsten,
durchfrieren, durchsägen, durchreißen, durchrosten, durchwachen,
durchtanzen
Ebenso wie die anderen Präfixe, so auch das Präfix durchmodifiziert die Verben in mehreren Weisen. Es können ihm also
mehrere Bedeutungen zugesprochen werden, nach denen die mit
28
Wieder haben wir eine von dem Verb stäuben abgeleitete Verbform, die in der Funktion
eines Antonyms zu dem Verb bestauben auftreten kann – das Verb abstäuben.
37
diesem Präfix versehenen Verben in mehrere Gruppen eingeteilt
werden
können.
Ein
wichtiger
Gesichtspunkt,
der
bei
der
Klassifizierung besonders hilfsam ist, ist auch die Trenn barkeit, bzw.
Untrennbarkeit des Präfixes durch-, vgl.:
1. Durch- als trennbares Präfix
a) Eine Bewegung durch etwas (freier Raum) hindurch
Wie schon die Definition andeutet, handelt es sich natürlich um
keine Quantität, bzw. Intensität. Das Präfix durch- drückt in diesem
Fall nur die Bedeutung Bewegung (bzw. ihre besondere Art) aus, vgl.
die folgenden Beispielsätze:
Zuerst ist unser Hund unter dem Zaun durchgekrochen.
Wir sind zwischen den Gitterstäben durchgeschlüpft.
Wegen der Spinnweben konnte kein Sonnenstrahl durchdringen.
b) Teilung in zwei Stücke – dieselbe Bedeutung, wie das Präfix
(bzw. Zahlwort) entzwei.
In diesem Fall drückt das Präfix durch- schon die modifizierte
Quantität aus. Wie im Fall der anderen Präfixe, die die Quantität
ausdrücken, werden auch die durch das Präfix durch- modifizierten
Ausdrücke Glieder der Verbreihen, die die steigende Quantität
ausdrücken, vgl.:
ansägendurchsägen / entzwei sägenin mehrere Stücke (zer)sägen
anschneidendurchschneiden /
entzwei
schneidenin
mehrere
Stücke (zer)schneiden
anbrechendurchbrechen /entzwei brechenin mehrere Stücke
(zer)brechen
In dieser Bedeutung ist das Präfix durch- völlig mit dem Ausdruck
entzwei verwechselbar. Es handelt sich hier um den seltenen Fall,
wenn zwei Ausdrücke synonymisch sind, d.h. präziß dieselbe
Bedeutung haben, und auch in dienselben Kontexten und Stilen
benutzt werden können, vgl. die folgenden Beispielsätze, an denen
auch die Modifikation der Quantität demonstriert werden kann:
Der kleine, schwache Junge konnte höchstens das dicke Scheit
ansägen.Erst Paul hat es durchgesägt / entzweigesägt, so daß wir
38
das Holz endlich abtragen konnten.Später hat es unser Nachbar mit
der Motorsäge in mehrere Scheiten zersägt.
Mein Bein ist glücklicherweise nicht gebrochen, es ist nur
angebrochen.  Er hat den dürren Zweig durchgebrochen /
entzweigebrochen.

In
Wut
hat
er
seine
beliebte
Tasse
zerschmettert.
Wie im Fall des Präfixes an- kann die Quantitätsreihe auch ein
bißchen anders ausgedrückt werden, und zwar mit den Numeralien
eins  zwei  viel, je nachdem, wie auch in der realen Welt die
resultierende Quantität gesteigert wird.
c) etwas vollständig tun
Das Präfix durch- deutet in diesem Fall an, daß die Menge der
Gegenstände, die behandelt werden (diese Handlung wird mittels des
mit der Vorsilbe durch- versehenen Verbs beschrieben), größer ist.
Dazu wird die Zunahme der Quantität auch mit den Zahlwörtern,
bzw. Substantiven ausgedrückt (z.B. ein paar  alle), vgl.:
Gehst du mit mir einkaufen? Ich muß mir neue Schuhe kaufen. – Ich
habe keine Lust dazu. Ich würde schon gehen, wenn du nur ein paar
Schuhe probieren würdest, aber du mußt immer alle Schuhe im
Laden durchprobieren!
Er zählte von eins bis drei.Die Lehrerin zählte alle Kinder durch,
von dem ersten bis zu dem letzten.
Der Professor hat nur ein Paar Seiten von der Doktorarbeit
gelesen.Er hat die ganze Arbeit durchgelesen / zu Ende gelesen.
Das Präfix durch- hat also in diesem Fall die Bedeutung etwas vom
Anfang bis zu Ende tun (z.B. durchlesen), im Gegensatz zu den
Verben ohne Präfix (lesen), die solche Vollständigkeit nicht
ausdrücken und so auch angeben können, daß die Menge kleiner ist,
als wenn sie mit ein Durch – Verb ausgedrückt wird.
Interessant ist das Verb durchrechnen. Das Präfix durch- kann in
diesem Fall zwei Bedeutungen haben:
1. die größere Quantität – vgl. auch die Verben durchprobieren,
durchlesen:
39
Ich habe alle Aufgaben aus dem Lehrbuch der Mathematik
durchgerechnet.
2. die Aufgabe war komplizierter, länger – in diesem Fall handelt es
sich um keine Quantität, vgl.:
Ich habe eine Aufgabe aus dem
Lehrbuch der Mathematik
durchgerechnet.dieser Satz drückt aus, daß die Aufgabe länger,
bzw. komplizierter war.
Das Verb durchrechnen kann jedoch nicht gebraucht werden, wenn
es sich um ein einfaches Beispiel (1+1=2) handelt.
2. Das Präfix durch- als untrennbares Präfix
a) Dauer einer Handlung
Auch diese Bedeutung hat zwar etwas mit der Quantität zu tun (die
Länge der Zeit), jedoch würde ich in diesem Fall das Präfix durchnicht für ein die Quantität ausdrückendes Präfix halten. Es handelt
sich oft um solche Verben, die nicht imstande sind, die Quantität
auszudrücken (durchleiden, durchwachen), vgl.:
Er litt an Kopfschmerzen.Er hat die ganze Nacht durchlitten.das
Substantiv der Schmerz drückt keine Quantität aus, es ist nur
imstande, die modifizierte Intensität widerzuspiegeln. Das Präfix
durch- ermöglicht dem Sprecher, die Zeitangabe zuzufügen.
b) lokal (von einer Begrenzung zu einer anderen, wobei viele
Pünkte berührt / erfaßt werden)
In diesem Fall drückt das Präfix durch- die vergrößerte Quantität,
und zwar die vergrößerte Quantität der Bewegung. Die Bedeutung
kann auch durch die Verbindung kreuz und quer unterstützt werden,
vgl.:
Ich bin nach Deutschland gereist.Ich habe das ganze Deutschland
(kreuz und quer) durchreist.
Ich bin durch Deutschland gereist. Ich habe das ganze Deutschland
(kreuz und quer) durchreist.
Alexander von Humboldt durchreiste die Kulturen ganz Mittel - und
Südamerikas.
40
Thor Heyerdal reiste mit seinem Holzfloß Ra II durch den
Ozean.Charles Darwin durchreiste mit dem Forschungsschiff
Beagle die Südsee.
Immer wieder durchforschen die Polarforscher die Schneewüsten der
Antarktis.
2.1.6 Das Präfix ein
einreißen, einknicken, einengen, eindicken, einheizen, einstauben,
eintrocknen, einreisen, einteilen, eintragen, einordnen
Das Präfix ein- ist ein anderes Präfix, das uns zur Verfüngung steht,
wenn wir die Bedeutung des Verbs modifizieren wollen. Wieder, wie
es auch bei allen in dieser Arbeit behandelten Präfixen der Fall ist,
ist die für uns interessante Fähigkeit des Präfixes, die steigende,
bzw. sinkende Quantität auszudrücken, nicht die einzige, über die
das Präfix ein- verfügt. Wenn man sich die Beispielverben ansieht,
kann sogar zugegeben werden, daß es nicht um die am häufigsten
ausgenützte Fähigkeit des Präfixes ein- handelt. Wenn man sich die
Bedeutungen der oben erwähnten Beispielverben etwas näher
ansieht, stellt man fest, daß diese, nach der Bedeutung, die ihnen das
Präfix ein- verleiht, in vier Gruppen eingeteilt werden können: 1. die
Veränderung des Zustandes, 2. die Modifikation der Quantität, 3. die
Bewegung, die Übertragung irgendwo hin, 4. andere, nicht näher
spezifizierbare Bedeutungen. Ich werde mich wieder kurz auch
solchen Bedeutungen widmen, die mit der Relation Quantität nichts
zu tun haben, um deutlich abgrenzen zu können, was ich mit der
modifizierten Quantität meine und was nicht.
Die mit dem Präfix ein- versehenen Verben können also in vier
Gruppen eingeteilt werden:
1. die Veränderung des Zustandes – vgl. die Beispielverben
einreißen, einknicken, einheizen. Diese Verben, bzw. das Präfix einin dieser Funktion, drücken die Zustandsveränderung aus, die durch
den Eingriff vom Außen verursacht worden ist. Je nachdem, ob die
41
Veränderung reversibel oder nicht reversibel ist, können diese
Verben in zwei Gruppen unterteilt werden (vgl. auch das Präfix ver-):
a) die Zustandsveränderung ist umkehrbar – hier muß jedoch
zwischen der vollkommenen, hundertprozentigen Reversibilität und
der nur teilweisen unterschieden werden. Wie man im Fall des
Präfixes ver- sehen wird, kann das von der Natur des verarbeiteten
Objekts, Gegenstandes abhängen, oder von der Natur des Verbs –
was gerade der Fall der mit dem Präfix ein- versehenen Verben ist,
vgl.:
 der Vorgang, die Veränderung ist nicht hundertprozentig, nicht
vollkommen umkehrbar, vgl. den folgenden Text:
Verdammt, ich habe das Papier eingerissen! – Nur Ruhe, es kann
doch zusammengeklebt werden. – Stimmt, aber es wird nie mehr wie
vorher aussehen!
 der Vorgang, die Veränderung ist vollkommen, völlig reversibel,
vgl.:
Hilfe, Paul, ich habe den Stab eingeknickt und kann es nicht wieder
gerade machen! – Ich rufe Thomas, der ist stark genug, um den Stab
wieder gerade machen zu können. Der kehrt den Stab wieder in den
ursprünglichen Zustand zurück.
b) der Vorgang, die Handlung ist nicht umkehrbar – vgl. das Verb
einheizen:
Wer hat die Dokumente eingeheizt? Wovon soll ich jetzt meinen
Vortrag lesen? Laß das, das hat keinen Sinn, auch wenn du die
Flammen löschen würdest, werde ich den Text nicht lesen können!
Im Fall des Verbs einheizen gibt es in der deutschen Sprache ein
Präfix, daß für eine bedeutungsähnliche Variante zu dem Präfix eingehalten werden kann. Es handelt sich um das Präfix an-, bzw. um
das Verbpaar einheizen / anheizen. Es handelt sich jedoch um keine
Synonyma, wie man auf den folgenden Beispielsätzen sehen kann:
Zum Glück hat jemand im Ofen eingeheizt / angeheizt.
Aber nur: Der hat ihm aber bei Paul eingeheizt!
Paul hat den Streit zwischen den beiden angeheizt.
42
2. das Präfix ein- drückt die modifizierte Quantität aus – vgl. die
folgenden Beispielverben: eindicken, einstauben, eintrocknen. Auch
in diesem Fall ist die Modifikation der Quantität sehr eng mit der
(reversiblen) Zustandsveränderung verbunden (die Verben eindicken,
eintrocknen, aber nicht einstauben). Auch diese Gruppe kann in zwei
Untergruppen unterteilt werden – je nachdem, ob die Quantität nur in
einer Richtung modifiziert wird (d.h. die Quantität steigt oder sinkt
nur), oder ob sie in beiden Richtungen modifiziert wird, wie es auch
bei manchen anderen Präfixen der Fall ist (d.h. die Quantität steigt
und sinkt zugleich):
a) die Quantität wird nur in einer Richtung modifiziert – die
Quantität,
die
Menge
wird
vergrößert
oder
gesenkt
–
als
Beispielverben können die Verben eintrocknen und einstauben
benutzt werden:
 die Quantität wird vergrößert – z.B. das Verb einstauben. Die
Bedeutung des Verbs könnte etwa folgendermaßen umschrieben
werden – irgendwohin wird der Staub zugegeben. Schon von der
Definition des Verbs ist es also klar, daß es sich um die st eigende
Quantität handelt. Wie wir schon im Fall des Präfixes be-, bzw. des
Verbs
bestauben
gesehen
haben,
ist
das
Verb
bestauben
außerordentlich reich an Synonyma und Antonyma, oder das Präfix
be- ist im Fall dieses Verbs besonders reich an alternativen Präfixen
mit synonymischer (oder ähnlicher) und antonymischer Bedeutung.
Das Präfix ein- ist eines der Präfixe, das, mindestens in diesem Fall,
mit dem Präfix be- verwechselt werden kann.
Ein anderes Präfix, das im Fall des Verbs einstauben mit dem Präfix
ein- verwechselt werden kann, ist das Präfix ver-. Was die
Synonymie, bzw. Bedeutungsähnlichkeit betrifft, gibt es in der
deutschen Sprache die Dreifaltigkeit einstauben / bestauben /
verstauben. Für nähere Detaile und Beispielsätze siehe das Präfix be.
Auch im Fall der Präfixe mit antonymischer Bedeutung ist die Wahl
nicht arm. In dieser Bedeutung, im Fall des Verbs einstauben,
können für die Präfixe mit umgekehrter Bedeutung die Präfixe ent43
und ab- gehalten werden. In der deutschen Sprache gibt es also die
Antonymie einstauben  abstauben / entstauben. Für nähere Detaile
und Beispielsätze siehe wieder das Präfix be-.
 Die Quantität wird gesenkt – z.B. das Verb eintrocknen, vgl. den
folgenden Beispielsatz:
Wegen der diesjährigen enorm langen Hitze trocknet der Teich, der
immer reich an Wasser ist, ein.
Zu den bedeutungsähnlichen (nicht synonymischen!) Präfixen, bzw.
Verben, gehören die Präfixe ab-, aus- oder ver-, bzw. die Verben
abtrocknen, austrocknen, vertrocknen. Für mehrere Detaile (auch für
die Antonyme) siehe das Präfix ver-.
b) Die Quantität wird in beiden Richtungen modifiziert – z.B. das
Verb eindicken. Dieses Verb befindet sich im Randgebiet zwischen
den Pünkten 1. und 2., d.h. zwischen den Verben, die die reine
Zustandsveränderung ausdrücken und den Verben, die neben der
eventuellen Zustandsveränderung auch die egal in welcher Richtung
modifizierte Quantität ausdrücken. Es könnte sogar gesagt werden,
daß die Bedeutung der Zustandsveränderung primär ist und daß es
sich bei der Bedeutung der modifizierten Quantität um die
Nebenbedeutung, die sekundäre Bedeutung handelt.
Wenn wir die sekundäre Bedeutung in Betracht nehmen, wenn wir
also zugeben, daß das Verb eindicken die modifizierte Quantität
ausdrückt, müssen wir auch konstatieren, daß es sich um solch ein
Verb handelt, der die in beiden Richtungen modifizierte Quantität
ausdrückt – d.h. die steigende und zugleich sinkende Quantität. Vgl.
die folgenden Beispieltexte:
Warum gibst du soviel Mehl in den Gulasch? – Und womit soll ich es
eindicken? – Ich weiß, daß der Gulasch schön dicht sein muß, aber
soviel Mehl werden wir sicher beim Essen fühlen!die Quantität des
Mehls im Gulasch steigt.
Wieso gibt es in der Suppe so wenig Wasser? – Ich habe genug
Wasser gekocht. Dann habe ich jedoch zu viele Nudeln zugegeben
und die haben viel Wasser eingesaugt. Die Suppe ist mit Nudeln
eingedickt worden und leider ist dabei ein bißchen Wasser verloren
44
worden.die Quantität der Nudeln in der Suppe steigt und die
Menge des Wassers sinkt.
3. die
Bewegung,
die
Übertragung
irgendwo
hin
–
die
Beispielverben einreisen, einteilen, eintragen, einordnen.
4. andere, nicht näher spezifizierbare Bedeutungen – z.B. das Verb
einengen.
2.1.7 Das Präfix ent
entwurzeln,
entzünden,
entwaffnen,
entwässern,
entwerten,
entschwefeln, entsaften, entmutigen, entölen, entmannen, enteisen,
enthaaren, enthärten, entflammen, entschlafen, entlausen
Wie wir uns weiter in diesem Kapitel zeigen werden, gehört auch das
Präfix ent- unter diejenigen Präfixe, die imstande sind, die
modifizierte Quantität auszudrücken. Es ist jedoch nicht seine
einzige Funktion, das Präfix ent- verfügt auch über andere
Bedeutungen, mit denen es die Bedeutung des betreffenden Verbs
verändern kann. Diese können etwa so beschrieben werden – das
Ende einer Handlung, der Beginn einer Handlung, eine Eigenschaft
abzunehmen (die jedoch nicht quantifizert werden kann) und
schließlich die Quantität, die Menge zu vermindern (wie wir gleich
sehen werden, gibt es auch hier, wie im Fall der Vorsilbe ein-, Fälle,
wenn die Quantität in zwei Richtungen modifiziert wird – d.h. die
Quantität wird zugleich sowohl gesteigert als auch vermindert). Ich
werde kurz die einzelnen Bedeutungen des Präfixes ent- beschreiben
und dann sich tiefer dem Phänomen der Quantität widmen.
Wie wir gesehen haben, können die mit dem Präfix ent- versehenen
Verben in vier Gruppen unterteilt werden:
1. die Bedeutung eine Handlung zu beenden – hier handelt es sich
oft um die sog. Phasenverben. Das mit dem Präfix ent- versehenes
Verb drückt die Schlußphase einer Handlung aus, vgl. die Phasen des
Verbs wurzeln:
45
anwurzeln, durchwurzeln, verwurzeln  entwurzeln – in diesem Fall
könnte gesagt werden, daß die Präfixe an-, durch-, ver- die
Antonyma zu dem Präfix ent- sind. Diese Tatsache darf jedoch nicht
generalisiert werden und muß für einen spezielen Fall genommen
werden.
Daß diese Antonymie nicht verallgemeinert werden kann, ist am
besten auf dem Verb entschlafen zu beschreiben. Auch hier verfügt
die deutsche Sprache über die Begriffe
durchschlafen, bzw.
verschlafen, diese können jedoch in keinem Fall für die Antonyme zu
dem Verb entschlafen gehalten werden.
2. die Bedeutung eines Beginns einer Handlung – auch diese Verben
können für die Phasenverben genommen werden. Im Gegensatz zu
den unter dem Punkt 1 erwähnten Verben drücken diese Verben den
Beginn einer Handlung aus, nicht das Ende, vgl.:
entzündenbrennenerlöschen, verlöschen
entflammenbrennenerlöschen, verlöschen – es kann gesehen
werden, daß die einzelnen Bedeutungen, einzelnen Phasen mit Hilfe
von anderen Mitteln ausgedrückt werden, als bei den Verben, die
unter dem Punkt 1 erwähnt worden sind. Dort wurden die
Bedeutungen mittels der Präfixe ausgedrückt, hier werden g anz
andere Verbstämme benutzt.
Als Antonym zu der Vorsilbe ent- taucht hier wieder (neben dem
Präfix er-) das Präfix ver-. Während dieses jedoch im Fall des Verbs
verwurzeln die Bedeutung der Beginn einer Handlung hatte, in
diesem Fall ist die Bedeutung umgekehrt – das Ende einer Handlung.
3. die Bedeutung eine Eigenschaft abzunehmen. Die Bedeutung des
Präfixes ent- steht in diesem Fall sehr nahe zu deren, die weiter unter
dem Punkt 4 behandelt wird, jedoch gibt es hier einen deutlichen
Unterschied
–
diese
Handlung,
bzw.
Tatsache
kann
nicht
quantifiziert werden. Jetzt wird also die modifizierte Quantität noch
nicht zum Ausdruck gebracht, vgl. die folgenden Verben: entwerten,
entmutigen, entmannen, enthärten.
46
Auf dem Beispiel des Verbs entwerten kann am deutlichsten die
Modifikation durch die Präfixe demonstriert werden. Es geht um die
Frage der Synonymie und der Antonymie. In der deutschen Sprache
gibt es das Verb abwerten. Die Vorsilbe ab- hat zwar dieselbe
Bedeutung wie das Präfix ent-, d.h. eine Eigenschaft abnehmen,
trotzdem können diese Variantanten nicht verwechselt werden. Das
Verb abwerten kann auch durch das Verb devalvieren ersetzt werden,
vgl.:
Japan hat seine Währung abgewertet /devalviert. - *Japan hat seine
Währung entwertet.
Was die Frage der Synonymie betrifft, gibt es in der deutschen
Sprache die Ausdrücke aufwerten und verwerten. Diese dürfen
jedoch nicht für die Synonyme angesehen werden. Wenn wir zu der
Frage
der
Antonymie
zurückkehren,
kann
das
Problem
der
Synonymie am deutlichsten gezeigt werden: es werden solche
Verbpaare aufgestellt – verwerten (≈ausnützen)  entwerten und
aufwerten (≈revalvieren)  abwerten. Wie man sehen kann, tritt in
der Funktion der umgekehrten Bedeutung neben dem Präfix aufwieder das Präfix ver-, wie es bei den Verben in den oben erwähnten
zwei Punkten der Fall war.
4. die Bedeutung die Menge, die Quantität zu modifizieren. Die
Verben, die in diese Gruppe eingeordnet werden können, müssen
noch unter weitere zwei Unterpunkte eingeteilt werden, je n achdem,
ob die Quantität nur in einer Richtung, oder in zwei Richtungen
modifiziert werden kann (wie es im Fall des Präfixes ein- war):
a) die Quantität wird nur in einer Richtung modifiziert – und zwar
wird die Quantität vermindert, d.h. etwas wird abgenommen (vgl. das
Präfix
ab-),
vgl.
die
folgenden
Beispielverben:
entwaffnen,
entwässern, entschwefeln, enteisen, enthaaren, entölen, entlausen.
Jedes von den erwähnten Beispielverben beschreibt die Situation, in
der die Menge von einem Gegenstand, einem Stoff sinkt. Auch in
diesem Fall tritt das Präfix ent- als Antonym zu dem Präfix ver- auf,
die Funktion des Antonyms haben jedoch auch die Präfixe be- und
ein-. Die einzelnen Verben können auch über die Varianten mit allen
47
diesen drei Vorsilben verfügen (be-, ein- und ver-), die jedoch oft
nicht synonymisch betrachtet werden können, vgl. die folgenden
Beispielsätze:
entwaffnen: als ein Oppositum tritt das Verb bewaffnen auf, das die
völlig umgekehrte Bedeutung hat – sich, bzw. jemanden mit Waffen
versorgen, vgl.:
Während des kalten Krieges haben sich die Armeen der beiden
Weltmachten, der Vereinigten Staaten und der Sowjetunion, stark
bewaffnet. Schon in den 80er Jahren, vor allem jedoch nach dem Fall
des kommunistischen Regimes, hat man mit der Entwaffnung
begonnen.
entwässern: die Antonyme, die zu diesem Verb in der deutschen
Sprache gefunden werden können, sind die Verben bewässern,
verwässern und einwässern. Obwohl sie sich auf demselben Pol der
Quantitätsskala befinden (es handelt sich um die Vergrößerung der
Quantität), dürfen sie aufgrund dieses einzigen gemeinsamen
Merkmales für die Wörter mit derselben Bedeutung, für die
Synonyme nicht angesehen werden,vgl.:
In den Zeiten der Trockenheit dürfen die Gärtner die Rasen vor ihren
Häusern nicht bewässern. – Bedeutung – auf einer Fläche die Menge
von Wasser vergrößern
Er hat den Lappen im Kübel eingewässert. – hier handelt es sich
zwar auch um die Erhöhung der Menge vom Wasser, es handelt sich
jedoch um andere Objekte, die so behandelt werden, und um eine
andere Art der Handlung.
Im Chemielabor haben wir die Lösung der Schwefelsäure verwässert.
– wieder die Bedeutung, irgendwohin das Wasser zuzu geben, jedoch
jetzt handelt es sich um diejenigen Fälle, in denen das Wasser in
verschiedenste Lösungen und Flüßigkeiten zugegeben wird.
entschwefeln: den Gegensatz zu dem Verb entschwefeln bildet das
bloße Verb schwefeln, vgl.:
Der
Wein
ist
geschwefelt
worden.
–
Die
nordböhmischen
Heizkraftwerke sind am Anfang der 90er Jahre entschwefelt worden.
48
enteisen: auch hier haben wir zwei Verben, die sich auf dem
gegenseitigen Pol der Quantitätsskala befinden – die Verben vereisen
und eisen. Wieder dürfen sie für keine Synonyme gehalten werden,
das Verb eisen ist sogar kein Atonym zu dem Verb enteisen:
Während der frostigen Nacht sind die Straßen vereist. Am Morgen
haben die Autos mittels des Salzes die Straßen enteist. – die
Bedeutung, irgendwo hat sich dank dem Frost die Menge des Eises
vergrößert (vereisen)
Ihm war es unerträglich warm, er hat also das Getränk geeist. –
irgendwohin wurde das Eis zugegeben
enthaaren: das Deutsche verfügt über kein Antonym zu dem Verb
enthaaren. Die umgekehrte Bedeutung muß also mit anderen Wörtern
umschrieben werden – wie etwa das Haar wächst (das Haar wachsen
lassen). Was die Synonymie betrifft, verfügt das Deutsche über das
Wort haaren, daß zwar auch die Bedeutung der sich verkleinernden
Menge vom Haar hat, es fehlt hier jedoch das Agens, das im Fall des
Verbs enthaaren nötig ist.
entölen: unter den Antonymen, die diesem Verb gegenüber stehen,
gibt es zwei Verben, die bedeutungsmäßig ziemlich nah zueinander
stehen – die Verben ölen und einölen, und das Verb verölen, dessen
Bedeutung schon ziemlich fern von deren der zwei genannten Verben
ist, vgl.:
Er hat das Gewinde der Schraube sorgfälltig eingeölt / geölt. – aber:
Er hat sich den Rücken eingeölt, um von der Sonne nicht verbrannt
zu werden. – trotz der engen Verwandschaft der Bedeutungen dürfen
die beiden Verben in beliebigen Kontexten nicht verwechselt werden.
Er hat seinen Monteuranzug verölt. – die Bedeutung, etwas mit Öl zu
verschmutzen, steht schon ziemlich fern von derjenigen der zwei
oben genannten Verben.
entlausen: In der deutschen Sprache kann das Verb lausen gefunden
werden. Dieses hat jedoch nichts mit der Quantität zu tun, es drückt
sogar nicht aus, ob es im Haar die Lausen gibt oder nicht. Als ein
echtes Antonym zu dem Verb entlausen muß das Verb verlausen
betrachtet werden, vgl. die folgenden Beispielsätze:
49
Viele Kinder in den Slums sind verlaust. Dank dem neuen Präparat
haben jetzt ihre Mütter die Möglichkeit, sie zu entlausen (sie von
den Lausen zu erlösen).
Wie man auf den erwähnten Beispielen sehen kann, reicht derselbe,
bzw. umgekehrte Grad der Quantität oft nicht, um die Ausdrücke für
die Synonyme, bzw. Antonyme erklären zu können. Es müssen auch
andere Bedeutungsmerkmale in Betracht genommen werden.
b) Unter den mit der Vorsilbe ent- versehenen Verben können auch
solche gefunden werden, die solche Quantität widerspiegeln, die in
zwei Richtungen modifiziert wird – d.h. einerseits wird zwar die
Menge verkleinert, andererseits wird sie jedoch vergrößert. Eines der
Verben, die sich durch dieses Phänomen auszeichnen, ist das Verb
entsaften, vgl. die folgenden Beispielsätze:
Die Oma hat die Johannisbeeren entsaftet. Von dem gewonnenem
Saft konnte sie jetzt den Sirup erzeugen.
Wie man auf den Beispielsätzen sehen kann, wird die Menge vom
Saft in den Johannisbeeren zwar verkleinert, es steigt jedoch
zugleich die Menge des gewonnenen Saftes, das in irgendein Gefäß
aufgefangen wird. Dieselben Beispiele sind z.B. die Verben mosten,
(den Saft) auspressen, ausdrücken oder (die Orange, die Zitrone)
ausquetschen. 29
2.1.8 Das Präfix er
erdröhnen,
erblühen,
erbeben,
erhitzen,
erheitern,
erklingen,
erglänzen, ergötzen, erfrieren, erschweren, erschöpfen, erschlaffen
Das Präfix er- erwähne ich, auch wenn ich mir dessen völlig bewußt
bin, daß es außerordentlich strittig ist, ihm diejenige Fähigkeit
29
Der Zusammenhang zwischen der sinkenden und steigenden Quantität ist wie im Fall des
Verbs ausplündern sprachimmanent, wie es auch die Verbbedeutungen beweisen:
entsaften – durch das Pressen den Saft gewinnen
Die Bedeutungen der Verben mosten, auspressen, ausdrücken oder ausquetschen sind sehr
ähnlich – immer gewinnen wir durch das Drücken, Pressen den Saft  die
Verbbedeutungen enthalten also beide Seme – sowohl der steigenden als auch der
sinkenden Quantität.
50
zuzusprechen, die Quantität zu modifizieren, bzw. die modifizierte
Quantität auszudrücken. Das Präfix er- verleiht den Verben in
manchen Fällen die Bedeutung, irgendwas irgendwohin (bzw.
irgendjemandem) zuzugeben. Das könnte leicht zu solch einer
Ansicht (ver)führen, daß es sich um die Quantität handelt. Im
alltagsprachlichen Gebrauch wird dieses jedoch als die modifizierte
Qualität empfunden. Meine Gründe, warum ich trotzdem dieses
Präfix in meine Arbeit eingeordnet habe, erkläre ich unter dem Punkt
1., wo näher über die Fähigkeit des Präfixes er- gesprochen wird, die
modifizierte Quantität auszudrücken.
Natürlich ist das Präfix imstande, auch andere Bedeutungen dem
Kernverb zu verleihen. Wie im Fall der anderen Präfixe muß ich kurz
auch diese Bedeutungen des Präfixes er- analysieren, um zu
bestimmen und klar abzugrenzen, was ich unter dem Begriff
Quantität verstehe und was nicht. Die Bedeutungen, die das Präfix
er- dem Kernverb verleihen kann, sind also: 1. die Modifikation der
Quantität (bzw. der Qualität), 2. die Verminderung der Qualität 3.
die kurze Dauer einer Handlung, 4. Beginn einer Handlung, 5. eine
gewisse Veränderung der Qualität, bzw. des Zustands. Ich analysiere
also eine nach der anderen die einzelnen Bedeutungen:
1. die Modifikation der Quantität – z.B. die Verben erhitzen,
erwärmen, erfrieren. Wie ich schon erwähnt habe, handelt es sich
primär, in der ersten Reihe natürlich um die Veränderung der
Qualität, der Eigenschaft des Objekts. So empfinden wir es auch im
alltagsprachlichen Verkehr. Trotzdem traue ich mich zu behaupten,
daß es sich im gewissen Maße um die Modifikation, die Veränderung
der Quantität handelt. Es wird zwar eine Eigenschaft, eine Qualität
modifiziert, eine neue Qualität wird dem Gegenstand verliehen, aber
wie? Indem dem Objekt eine Menge, ein Quantum von z.B. der
Wärme zugegeben, bzw. abgenommen wird, wie es bei unseren
Beispielverben der Fall ist. Dies wäre der erste Grund, warum ich
das Präfix er- als solches erwähne, das etwas mit der Relation
Quantität zu tun hat – die Qualität eines Gegenstandes wird dadurch
verändert, daß dem Objekt ein Quantum von etwas (z.B. der Wärme)
51
zugegeben oder abgenommen wird. Einen anderen Grund habe ich im
Bereich der Naturwissenschaften, konkreter in der Physik gefunden.
Was sagt die Physik von der (steigenden) Wärme? Die Wärme steigt,
indem die kinetische Energie der einzelnen Atome, aus denen der
Stoff besteht, vergrößert wird. Es steigt also die Menge der Energie,
die der Stoff behält. Im Fall der Abkühlung ist es natürlich
umgekehrt – die kinetische Energie der einzelnen Atome sinkt – d.h.
eine gewisse Menge Energie wird abgenommen. Trotz dieser zwei
Gründe würde ich jedoch behaupten, daß es die primäre Funktion des
Präfixes er- ist, die modifizierte Qualität auszudrücken, nicht die
Quantität. 30
Wenn wir schon im gewissen Maße die Einordnung des Präfixes ergerechtfertigt haben, muß man einen markanten Unterschied unter
den einzelnen als Bespiel erwähnten Verben hervorheben. Dieser
Unterschied ermöglicht uns, die unter dem Punkt 1. eingeordn eten
Verben in zwei andere Untergruppen unterzuteilen:
a) die Veränderung der Qualität wird dadurch erreicht, daß die
Menge von etwas (in unserem Fall der Wärme) zugegeben wird – vgl.
die Beispielverben erhitzen und erwärmen.
Im Fall des Verbs erwärmen gibt es eine ganze Reihe von Präfixen,
die in ähnlicher Bedeutung gebraucht werden können. Nicht in
synonymischer (d.h. sie können nicht beliebig verwechselt werden) –
sie drücken zwar dieselbe Handlung aus – irgendeinem Objekt wird
die Wärme zugegeben, sie werden jedoch mit verschiedenen
Objekten verbunden, werden in verschiedenen Kontexten eingesetzt,
dürfen also nicht verwechselt werden. Auch die übertragenen
30
Die gewisse Gewaltsamkeit meines Gedankenganges könnte andeuten, daß die
Verbindung zwischen den Relationen Qualität und Quantität in diesem Fall
außersprachlich ist. Es scheint, daß der Zusammenhang nur dank unserer Erfahrung, bzw.
der wissenschaftlichen Erkenntnis rekonstruiert werden kann, daß es sich also um nichts
innensprachliches handelt. Oder anders – daß die Relation Qualität in der Sprache
gefunden werden kann, während die Relation Quantität außersprachlich ist, ebenso wie die
Verbindung zwischen diesen zwei Relationen.
Trotzdem ist meiner Meinung nach auch die Relation Quantität in der Sprache enthalten, ist
also dieser Zusammenhang innensprachlich. Beweis für diese Behauptung wäre die
semantische Analyse der Bedeutung des Verbs erwärmen: eine (gewisse) Menge der
Wärmte zugeben, also auf einer Stelle das Quantum der Wärmte vergrößern. Siehe auch
das Kapitel, das den Zusammenhang zwischen der Qualität und der Quantität behandelt.
52
Bedeutungen erlauben uns nicht, sie für die Synonyma zu halten.
Vgl. die folgenden Beispielsätze:
 Der Heißwasserspeicher hat das Wasser erwärmt / aufgewärmt.
Er hat ihn für unsere Sache erwärmt.
 Mutti, könntest du mir bitte das Mittagessen aufwärmen /
anwärmen / erwärmen?
Warum mußt du immer die alten, schon vergessenen Streite
aufwärmen?
 Jean, wärme mir das Bett an!
Die Antonyme zu diesen zwei Beispielverben (d.h. erhitzen und
erwärmen) werden auf zweierlei Weise gebildet:

Es wird sowohl ein anderes Kernverb, als auch ein Präfix mit
umgekehrter Bedeutung gebraucht – in unserem Fall ist das z.B. das
Verb abkühlen. So etstehen die antonymischen Verbpaare erwärmen,
erhitzen  abkühlen.

Es wird nur ein anderes Kernverb gebraucht, das Präfix (er-)
bleibt unberührt. Dieses hängt damit zusammen, daß das Präfix erimstande ist, nicht nur das Zugeben von der Menge von etwas
auszudrücken, sondern auch den umgekehrten Vorgang – das
Abnehmen (siehe den folgenden Punkt 1. b)). So verfügt die deutsche
Sprache über das Verb erkälten, bzw. die Verbpaare erwärmen,
erhitzen  erkälten.
b) die Veränderung der Qualität wird dadurch erreicht, daß die
Menge von etwas (in unserem Fall der Wärme) abgenommen wird –
z.B. das Verb erfrieren. Interessant ist die Frage, ob dieses Verb für
ein Antonym, für ein Verb mit antonymischer Bedeutung zu den
oben analysierten Verben erwärmen und erhitzen gehalten werden
kann. Während die beiden Verben erwärmen und erhitzen die
Bedeutung der bloßen steigenden Wärme haben, wird im Fall des
Verbs erfrieren noch ein Attribut zugegeben - dem Objekt wird so
lange Wärme abgenommen, bis es in den festen Zustand übergeht . Im
Sinne der in dieser Arbeit analysierter Antonymie würde ich die
Beziehung unter den Verben erwärmen, erhitzen und erfrieren als die
53
sekundäre Antonymie 31 bezeichnen. Als primäre Antonyme könnten
die unter dem Punkt 1. a) erwähnten Verben abkühlen, erkälten 
erwärmen, erhitzen bezeichnet werden.
Die Frage der Antonymie ist im Fall des Verbs erfrieren besonders
interessant.
Die
sekundären
(unechten)
Antonyme
(d.h.
die
antonymische Beziehung, die aufgrund eines einzigen Merkmales
gebildet wird, indem die unterschiedlichen Merkmale nicht in
Betracht genommen werden – siehe das Kapitel Antonymie und die
Verbreihen) sind leicht zu finden, aber welche sind die primären,
echten Antonyme? Es gibt drei Verben, die als Kandidate für die
primäre Antonymie zu diesem Verb betrachtet werden können:

das Verb verflüssigen (bzw. die Ausdrücke flüßig machen,
kondensieren) – dieses Verb kann lediglich für ein sekundäres
Antonym
gehalten
werden,
wie
es
auf
der
detaillierten
Bedeutungsanalyse klar wird. Die Frage ist – wie kann man einen
Stoff flüßig machen?
 Ein Stoff, der sich im festen Zustand befindet, wird erwärmt
(erhitzt). Dadurch übergeht er in den flüßigen Zustand, wird flüßig.
In diesem Fall handelt es sich um eine Handlung, die völlig
umgekehrt ist als die Handlung, die mit dem Verb erfrieren
beschrieben wird.
 Ein Stoff, der sich im gasförmigen Zustand befindet, wird
abgekühlt. Dadurch übergeht er in den flüßigen Zustand. Was die
Richtung betrifft, drücken also beide Verben dieselbe Handlung aus.
Die Weise, mit der der Zustand erreicht wird, ist jedoch vollkommen
anders, die Verben können also für die Verben mit umgekehrter
Bedeutung nicht gehalten werden.
Resultat – es handelt sich lediglich um die sekundäre, unechte
Antonymie.

In den gasförmigen Zustand zu übergehen. Die Richtung des
Vorgangs ist in diesem Fall völlig umgekehrt (jetzt wird die Wärme
zugegeben), trotzdem dürfen die Verben für die primären Antonyme
31
Siehe das Kapitel Antonymie und due Verbreihen
54
nicht gehalten werden: im Fall des Verbs erfrieren handelt es sich
um den Übergang von der Flüßigkeit zum festen Aggregat, i m Fall
der Verbindung in den gasförmigen Zustand zu übergehen ist die
Situation nicht umgekehrt, sondern vollkommen anders – der
Übergang verläuft in Richtung Flüßigkeitgasförmiges Aggregat.
Also wieder der Fall der sekundären Antonymie.

Das einzige Verb, das im Zusammenhang zu dem Verb erfrieren
mit dem Begriff das primäre Antonym bezeichnet werden kann, ist
wahrscheinlich das Verb auffrieren. Es handelt sich um den
Übergang zum flüßigen Aggregat, der durch die Erwärmung (b zw.
Erhitzung) erzielt wird. Selbst das Präfix auf- ist interessant –
während es in manchen Fällen in synonymischer Bedeutung zu dem
Präfix er- auftritt (vgl. das Verbpaar erblühen / verblühen), hat in
diesem Fall das Präfix auf- die umgekehrte Bedeutung.
2. die Verminderung der Qualität – z.B. die Verben erschöpfen oder
erschlaffen. In diesem Fall handelt es sich um keine modifizierte
Quantität, sondern um die Veränderung der Qualität. Es verändern
sich die Eigenschaften, die Qualitäten des beobachteten, b eschrieben
Objekts odas Subjekts. Die folgenden Beispielsätze zeigen uns, daß
es sich keinesfalls um eine Veränderung der Quantität handelt:
Er hat heute zuviele Kräfte ausgegeben. Jetzt ist er völlig erschöpft.
Ich bin schon achtzig. Mein Körper ist schon erschlafft.
Das Verb erschöpfen hat jedoch mehrere Bedeutungen. Bei einer von
ihnen kann von der modifizierten Quantität gesprochen werden, vgl.
die folgende Verbbedeutung und den Beispielsatz:
erschöpfen = (auch) die Vorräte von etwas auf Null, bzw. auf
Minimum erniedrigen. Eindeutig handelt es sich um die gesenkte
Quantität – d.h. das Verb erschöpfen drückt in dieser Bedeutung die
modifizierte Quantität aus.
Der
Beispielsatz:
Die
Getreidereserven
sind
während
der
schrecklichen Hungersnot schnell erschöpft worden.
Ich habe das Verb unter Punkt 1. nicht eingeordnet, weil es sich in
diesem Fall um eine völlig andere Art der Modifikation handelt.
Unter Punkt 1. ging es um die Modifikation der Qualität, die dadurch
55
erreicht wurde, daß eine Menge von etwas (ein Quantum) zugegeben,
bzw. abgenommen wurde. Das Verb erschöpfen ist ein anderer Fall –
hier handelt es sich um die sinkende Quantität, die in keiner
Verbindung mit der Qualität ist.
3. die kurze Dauer einer Handlung – z.B. die Verben erklingen,
erglänzen. Diese Verben beschreiben eine lediglich kurzfristige
Handlung, vgl. den folgenden Beispielsatz:
Wie lange hat die Glocke geklingt? – Sie ist nur einmal erklungen.
4. Beginn einer Handlung – vgl. die Beispielverben erdröhnen oder
erblühen. Hier handelt es sich um die schon mehrmals erwähnten
Phasenverben.
In dieser Bedeutung ist das Präfix reich
an
synonymischen und antonymischen Verbindungen mit anderen
Präfixen, vgl.:
Die Antonymie: Die Masse der Menschen ist erdröhnt.  Die Straßen
in der Nähe von den Wohnungsvierteln wurden entdröhnt.
Das Schneeglöckchen erblüht als die erste Frühlingsblume schon im
Februar.  Das Chrysanthenum verblüht / entblüht / blüht im
November als eine der letzten Herbstblumen ab.
Die Synonymie: Die Tulpen erblühen / blühen gewöhnlich in April
auf.
Interessant ist das Verb erbeben: dieses Verb drückt einerseits den
Beginn einer Handlung aus, andererseits kann das Verb auch in
identischer Bedeutung mit dem Verb beben gebraucht werden, vgl.:
Das Erdbeben hat das Haus erbebt. = Das Erdbeben hat das Haus
zum Beben bewegt.
Er hat vor Kälte (Angst) erbebt / gebebt. – in diesem Fall handelt es
sich schon um keinen bloßen Beginn einer Handlung.
5. eine gewisse Veränderung der Qualität, bzw. des Zustands – z.B.
die Verben erschweren, erheitern, ergötzen.
56
2.1.9 Das Präfix ver
verbleien, verzinnen, verzinken, verzuckern, verbreiten, verdünnen,
verdunkeln,
verdummen,
verklingen,
verkleinern,
vertrocknen,
vertiefen
Im Präfix ver- hat der Benutzer der deutschen Sprache ein anderes
Werkzeug für die Modifikation der Bedeutung des Verbs. Wie man
auf den oben erwähnten Beispielen sehen kann, handelt es sich auch
um die Modifikation der Relation Quantität, jedoch, wie es auch im
Fall der anderen Präfixe war, nicht nur deren, das Verb kann auch in
anderen Richtungen modifiziert werden. Im Prinzip können die mit
dem Präfix ver- versehenen Verben in drei Gruppen eingeteilt
werden, je nachdem, wie das Kernverb modifiziert wird – 1. es
kommt zur Modifikation der Extension, 2. das Ende einer Handlung,
3. die Modifikation der Quantität.
Die durch das Präfix ver- modifizierten Verben können also in drei
Gruppen eingeteilt werden:
1. die Verben, bei denen die Beifügung des Präfixes ver- zur
Modifikation der Extensität
32
führt. Es handelt sich um solche
Verben wie verbreiten, verkleinern, vertiefen - vgl. die folgenden
Beispielsätze:
Die unbeherrschten Touristen haben den ursprünglich schmalen Steg
um mehr als einen Meter verbreitet.
Während der fünf Jahre hat sich seine Zahnlücke verkleinert
/verengt. 33
Die Stadt hat den bereits verstopften Graben um fast einen Meter
vertieft.
Das Präfix ver- verfügt in dieser Bedeutung um keine Präfixe, deren
Bedeutungen synonymisch oder antonymisch wären. Die Synonyma,
bzw- Antonyma müssen mit anderen Kernverben ausgedrückt
32
Siehe die Kapitel Die Extension und Das Verb und die Ausdrückung der Extension
Nicht immer drückt das Verb verkleinern die Extension aus, vgl. den folgenden Satz:
Der Verlust der Firma wurde um mehr als eine hundert Million Euro verkleinert.
33
57
werden, vgl. die Verpaare verbreiten  einschränken, verkleinern 
vergrößern oder vertiefen  füllen, zuwerfen.
2. die Bedeutung das Ende einer Handlung – z.B. das Verb
verklingen. In diesem Fall verfügt die deutsche Sprache um solche
Präfixe, deren Bedeutung völlig identisch (synonymisch) ist, v gl. die
folgenden Verben:
verklingen = abklingen, ausklingen.
In der deutschen Sprache sind auch Antonyme zu dem Verb
verklingen zu finden. Diese können für Synonyme, d.h. für Wörter
mit identischer Bedeutung gehalten werden 34 , vgl.: verklingen 
anklingen /erklingen 35
3. a.) das Präfix ver- modifiziert die Quantität – vgl. die
Beispielverben verbleien, verzinnen, verzinken oder verzuckern. Es
handelt sich immer um solche Bedeutung, daß etwas irgendwohin
zugegeben wird – die Quantität steigt also. Das Präfix ver- ist nicht
imstande, im Gegensatz zu einigen anderen Präfixen, die Quantität in
beiden Richtungen zu modifizieren – das Präfix ver- drückt nur die
steigende Quantität aus – mit einer Ausnahme, die wir erst später
behandeln werden.
Es ist ein bißchen strittig, ob es um die Modifikation der Quantität
oder Qualität handelt. Ich würde diese Handlung für solche halten,
die an der Scheide zwischen der Quantität und Qualität liegt. Die
Qualität ist primär – es wird die Qualität, die Eigenschaft des
verarbeiteten Gegenstandes verändert, sekundär kann jedoch auch
von der veränderten (steigenden) Quantität gesprochen werden. 36
Bedeutungsmäßig steht in diesem Fall das Präfix ver- sehr nahe dem
Präfix be-. In der Sprache hat sich jedoch die Benutzung des Präfixes
ver- durchgesetzt (wir haben keine Ausdrücke wie *bezinnen, *
bebleien oder * bezinken), die Präfixe ver- und be- können also für
34
Es ist jedoch äußerst fraglich, ob sich in der Sprache absolute Synonymie gibt, d.h.
Wörter mit völlig identischer Bedeutung, die in beliebigen Kontexten verwechselt werden
können.
35
Die Bedeutung des Verbs anklingen kann auch ein bißchen verschoben werden, es
handelt sich also um keine Verben, die beliebig verwechselt werden könnten. Die primäre
Bedeutung der beiden Verben ist jedoch völlig identisch.
36
Vgl. die Bedeutung etwas irgendwohin auftragen
58
keine Synonyme gehalten werden, auch wenn es logisch wäre.
Wieder – wie es oft in der Sprache ist, gilt dieses nicht
hundertprozentig – in der deutschen Sprache gibt es die Verben
verzuckern / bezuckern, die in manchen Kontexten verwechselt
werden können. 37
Ähnlich ist es auch im Fall der Antonymie. Bedeutungsmäßig bieten
sich die Präfixe ent- oder ab- an, die deutsche Sprache nützt jedoch
kaum diese Möglichkeit aus. Wieder mit einer Ausnahme – die
deutsche Sprache verfügt über das Verb entbleien, das im Gegensatz
zu dem Verb verbleien die Bedeutung das Blei abzunehmen hat, vgl.
die folgenden Beispielsätze:
Bei der Erzeugung wurden im Betrieb die einzelnen Bestandteile
verbleit.
Das Benzin ist in der Rafinerie verbleit worden.
Es wird besonders schwierig sein, den toxischen Boden zu entbleien.
b.)
Die Quantität sinkt – vgl. die Beispielverben verdunkeln,
verdummen und vertrocknen.
In diesem Fall, im Gegensatz zu dem Punkt 1., gibt es schon
Alternativen zu dem Präfix ver-, die Bedeutung der alternativen
Präfixe kann jedoch nicht immer als synonymisch betrachtet werden,
vgl.:
Im Fall der Verben verdunkeln / abdunkeln handelt es sich um keine
Verben mit synonymischer Bedeutung:
Die Häuser wurden oft während des 2. Weltkrieges verdunkelt.
Das Licht der Lampe wurde abgedunkelt. – beide Präfixe, sowohl das
Präfix ver-, als auch das Präfix ab-, drücken zwar die Tatsache der
kleineren Menge des Lichts aus, die mit den Präfixen vesehenen
Verben werden jedoch in anderen Kontexten gebraucht, können also
für die Synonyma nicht gehalten werden.
Dieselbe Situation gibt es auch bei dem Verb (ver)trocknen:
37
Das Verb verzuckern hat jedoch mehrere Bedeutungen, vgl.:
a) irgendwohin den Zucker hinzufügen – in dieser Bedeutung kann es mit dem Verb
bezuckern verwechselt werden
b) zusammengesetzte Zucker (die Zellulose, die Stärke) in einfache Zucker zu spalten
– in dieser Bedeutung kann das Verb bezuckern nicht gebraucht werden
59
Das Laub der Kastanie ist im Herbst vertrocknet.
Er hat das Geschirr abgetrocknet.
Endlich hat die Sonne die Pfützen auf den Straßen ausgetrocknet.
Der Teich bei unserem Dorf trocknet ein. – wieder drücken die
einzelnen Präfixe dieselbe Tatsache aus (den Verlust an Wasser), die
durch die Beifügung der Präfixe entstandenen Verben werden jedoch
in anderen Kontexten gebraucht, dürfen also nicht verwechselt
werden.
Was das Verb vertrocknen betrifft, ist folgendes bemerkenswert - die
Tatsache, daß die veränderte Quantität in manchen Fällen nicht mit
Zahlwörtern ausgedrückt werden kann, kann nur als Folge der Logik
begriffen werden. Wie ich schon im Fall des Verbs bewässern (im
Kapitel, daß das Präfix be- behandelt) erwähnt habe, kann die
Feuchtigkeit mit Numeralien ausgedrückt werden, was jedoch bei der
Trockenheit nicht möglich ist, vgl.:
Der Gärtner hat das Blumenbett mit drei Gießkannen Wasser
bewässert.
Aus dem Faß sind einige Liter verdampft.
Die Feuchtigkeit der Luft ist 80%. - *Die Trockenheit der Luft ist
20%. 38
Was die Antonymie betrifft, gibt es in der deutschen Sprache das
Präfix be-, das eine umgekehrte Bedeutung hat, vgl. die folgenden
Verbpaare:
verdunkeln  beleuchten, belichten, bescheinen
vertrocknen  befeuchten, bewässern, benetzen
Vorsicht – in beiden Fällen sind die mit dem Präfix be- versehenen
Verben keine Synonyma!
Interessant ist das Verb verdünnen. Das Präfix ver- drückt in diesem
Fall sowohl die veränderte Qualität, als auch die modifizierte
Quantität aus, vgl. die Beispielsätze:
Diese Tatsache kann als Folge der Logik verstanden werden – es ist logischer, mit den
Zahlwörtern die Existenz als die Nicht – Existenz (in diesem Fall meine ich den Gehalt des
Wasserdampfes in der Luft) auszudrücken.
38
60
 Hoffentlich ist das Gulasch nicht so scharf wie gestern! – Nur
Ruhe, ich habe es verdünnt. Es wird nicht mehr so scharf sein. –
augenfällig geht es in diesem Fall um keine modifizierte Quantität,
sondern um eine Qualität.
Wie hast du das getan, daß es im Topf zweimal mehr Gulasch als
gestern gibt? – Es handelt sich um keinen Zauber, ich habe ihn nur
verdünnt. – es handelt sich zwar um keine primäre Bedeutung des
Verbs
verdünnen,
trotzdem
geht
es
in
diesem
Beispielsatz
augenfällig um die Modifikation (Vergrößerung) der Quantität. In
dieser Bedeutung gehört das Verb verdünnen unter die Verben, bei
denen mittels des Präfixes ver- die Quantität modifiziert wird.
2.1.10
Das Präfix zer
zerknittern, zerknüllen, zerkratzen, zermahlen, zernagen, zerzupfen,
zersägen, zerschmelzen, zerschlagen, zerschießen, zerschneiden
Das Präfix zer- ist ein anderes Präfix, mit dessen Hilfe der
Sprachbenutzer imstande ist, das Verb (bzw. die Verbbedeutung) zu
modifizieren. Wie im Fall der anderen Präfixe, sehen wir uns zuerst
diejenigen Bedeutungen (bzw. Bedeutungsmodifikationen) an, die
mit der Relation Quantität nichts zu tun haben, um sie klar von den
Modifikationen der Quantität abzugrenzen. Wenn man sich die
Beispielverben etwas näher ansieht, stellt man fest, daß das Präfix
zer- imstande ist, die Bedeutung des Verbs auf zweierlei Weise zu
modifizieren
–
1.
die
(oft
nicht
umkehrbare,
vernichtende)
Veränderung des „verarbeiteten“ Gegenstandes, 2. die Modifikation
der Menge, der Quantität. Wie wir bald sehen werden, stehen die
beiden Bedeutungen des Präfixes zer- sehr nah zueinander. Auch die
unter Punkt 2. eingeordnete Bedeutung könnte als die (oft nicht
umkehrbare,
vernichtende)
Veränderung
des
„verarbeiteten“
Gegenstandes beschrieben werden, die jedoch im gewissen Maße zur
Veränderung der Quantität führt (in beiden Richtungen).
Sehen wir uns also beide Gruppen ein bißchen näher an:
61
1. die
Bedeutung
die
(oft
nicht
umkehrbare,
vernichtende)
Veränderung des „verarbeiteten“ Gegenstandes – vgl. die folgenden
Beispielverben:
zerknittern,
zerknüllen,
zerkratzen,
zernagen,
zerschmelzen. Die Verben beschreiben solche Handlung, solchen
Vorgang, bei dem es zu dem Übergang von einem Zustand zu einem
anderen kommt. Der Vorgang ist meistens nicht (hundertprozentig)
umkehrbar, vgl. die folgenden Beispielsätze:
Warum hast du das Papier zerknittert? Worauf soll ich jetzt meine
Notizen schreiben? – Nur Ruhe, ich mache es wieder glatt. – hier
handelt es sich um den seltenen Beispiel eines Vorganges, der
umkehrbar ist, auch wenn nicht hundertprozentig. Wenn man das
Verb zerknittern (bzw. zerknüllen) mit einem anderen Stoff (d.h.
Objekt) verbindet, ist die Handlung sogar völlig, hundertprozentig
umkehrbar:
Mutti, ich habe meinen Rock zerknittert! So kann ich doch nicht zum
Rendezvous mit Tony gehen! – Nur Ruhe, wir bügeln ihn aus und er
wird wie neu aussehen!
Wenn man sich jedoch die anderen Beispielverben ansieht, stellt man
fest, daß die Reversibilität der Handlung nicht nur von der Natur des
Objekts, des Gegenstandes abhängt, sondern viel mehr von der Art
des Vorgangs, von der Weise, wie das Objekt „verarbeitet wird“,
vgl.:
Die unbekannte Angreifende hat ihm das ganze Gesicht zerkratzt. Es
wird
jetzt
lange
Wochen
dauern,
bis
die
Wunden
völlig
verschwinden. – auf der Reversibilität des Vorgangs wird nichts
verändert, wenn von einem anderen Objekt gesprochen wird. Es wird
nur die Art und Weise der Besserung verändert, vgl.:
Irgendein betrunkener Schmähthandler hat ihm in der heutigen Nacht
den Lack von seinem Auto zerkratzt. Jetzt muß der Fahrzeug neu
lackiert werden, um die Kratzer glatt zu machen.
Interessant ist das Verb zerschmelzen – der durch das Verb
zerschmelzen ausgedrückte Vorgang ist reversibel, jedoch oft nur
teilweise, im gewissen Maße. Wieder, wie im Fall der Verben
zerknittern / zerknüllen hängt es von dem Objekt ab, ob die
62
Handlung völlig oder nur teilweise umkehrbar ist, vgl. das
Zerschmelzen und die nochmalige Einfrostung des Eises (auf dem
Fluß, in einem Gefäß) und der Eiscreme.
Das Verb zernagen drückt den nicht mehr reversiblen Vorgang aus.
Fassen wir das ganze noch einmal zusammen: die mit dem Präfix
zer- modifizierten Verben können eine umkehrbare und eine nicht
umkehrbare Handlung ausdrücken. Dieses hängt von der Natur der
Handlung ab. Dasselbe Verb kann jedoch oft eine völlig reversible
oder eine teilweise reversible Handlung ausdrücken – und dieses
hängt schon von der Natur des Objekts ab.
Einen interessanten Zusammenhang gibt es zwischen den Präfixen
zer- und ein-. Diese Präfixe können sowohl eine 1. synonymische
Bedeutung haben (zerschmelzen = einschmelzen, zerschießen =
einschießen – dieses Verb gehört jedoch unter Punkt 2.), als auch
eine 2. antonymische (zerschmelzen  einfrieren / einfrosten).
2. Es kommt zur Veränderung der Menge, der Quantität – es handelt
sich z.B. um solche Verben wie
zerzupfen,
zersägen,
zermahlen,
zerschlagen,
zers chießen,
zerschneiden.
Wie ich schon gesagt habe, stehen die beiden Gruppen sehr nah
zueinander, deswegen müssen manche Tatsachen nicht wiederholt
werden, von denen schon bei denjenigen Verben gesprochen wurde,
die unter Punkt 1. eingeteilt sind. Es muß nur hevorgehoben werden,
daß es sich bei diesen Verben, im Gegensatz zu der oben genannten
Gruppe der Verben, immer um eine nicht reversible Handlung
handelt.
Das Präfix zer- ist eines der Präfixe, das imstande ist, die Quantität
zugleich in beiden Richtungen zu modifizieren – die Quantität, die
Menge steigt und sinkt zugleich. Vgl. die folgenden Beispielsätze:
Vor Wut hat Thomas das Formular zerzupft. Dann ist er sich jedoch
einer Sache bewußt geworden – im Ständer hat sich kein einziges
Formular mehr gegeben! Er hat kein anderes Fromular benutzen
können! (die Quantität sinkt). Statt dessen hat auf dem Boden ein
63
Häufchen Papierfetzen gelegen. (die Quantität der auf dem Boden
liegenden Papierfetzen ist gestiegen).
Das Verb zersägen und die dadurch ausgedrückte modifizierte
Quantität haben wir schon mancherorts erwähnt:
Vergeblich suchte er nach dem großen Stamm, der noch gestern im
Garten lag. Es sah keinen Stamm mehr. Das einzige, was er sehen
konnte, war ein Haufen Holzscheiten. Jemand muß den Stamm
zersägt haben! – wieder liegt ein klares Beispiel der in zwei
Richtungen modifizierten Quantität vor uns – der gesenkten
Quantität (der Stamm wurde in Kloben zersägt, es gibt also keinen
Stamm mehr) und zugleich auch der steigenden Quantität (durch das
Zersägen des Stammes sind die Kloben entstanden, die es vorher
nicht gab).
Derselbe Fall sind auch die anderen Beispielverben, vgl. die
folgenden Beispielsätze:
Er hat unglücklicherweise die teuere Vase zerschlagen. Anstatt einer
Vase hat er jetzt eine Menge Scherben.
Die französische Armee hat die russische Festung ganz und gar
zerschossen. Wo früher eine imposante Festung stand, gibt es jetzt
eine ungeheure Menge Abraum.
Warum hast du das Papier zerschnitten? - Du hast doch gesagt, daß
du zwei kleinere Papiere brauchst! – Na ja, aber das war unser letztes
großes Papierblatt! Wir haben kein mehr!
Wir brauchen das Semmelmehl. Könntest du bitte die alten Hörnchen
zermahlen? – Sicher, aber wir werden dann ein kleines Problem
haben – du wirst zwar ein Päckchen Semmelmehl haben, aber was
werden wir den Kaninchen geben? Wir werden keine alten Hörnchen
mehr haben!
Die Präfixe sind jedoch nicht die einzelnen Mittel, die imstande sin d,
die modifizierte Quantität auszudrücken, vgl. das folgende Kapitel.
64
2.2 Die Suffixe –eln, -ern
flattern, sticheln, mit jm schäkern, hüsteln, liebäugeln, tröpfeln,
kränkeln, flackern, schimmern, blinzeln, blinkern, geistern, juckeln
Mittels der Nachsilben –ern, -eln wird das deutsche Verb in zwei
Richtungen modifiziert. Die deutsche Sprache beschreibt so solch
eine Tätigkeit, Handlung, deren Quantität und Intensität 39 zugleich
modifiziert werden, bzw. kann es sich um solche Quantität handeln,
die in beiden Richtungen modifiziert wird. Das modifizierte Verb
kann durch ein neutrales Verb ersetzt werden, dessen veränderte
Quantität und Intensität durch die Adverbien mehrmals, wiederholt
und auch ein bißchen ausgedrückt wird, vgl.:
hustenein bißchen, wiederholt hustenhüsteln
stechenein bißchen, wiederholt stechensticheln
Um sich die Verben, die eine so modifizierte Quantität und Intensität
ausdrücken, von dem Gesichtspunkt der Form näher ansehen zu
können, ist für uns eine Gliederung in mehrere Gruppen nützlich:
1.
hustenhüsteln
tropfentröpfeln 40
krankenkränkeln
Diese Verben werden nicht nur mittels eines Suffixes modifiz iert, sie
drücken die veränderte Quantität auch mit Hilfe eines Umlautes aus.
Das ist einer der Züge der deutschen Sprache, eine Veränderung, die
morphologisch durch das Suffix ausgedrückt wird, noch durch den
Umlaut auszudrücken, falls es möglich ist, vgl. die Graduierung der
Adjektive und Adverbien, die Deminutiva, manchmal auch den Plural
des Substantivs.
2.
stechensticheln
39
Mit der Quantität meine ich die Wiederholung der Handlung. Mit dem Begriff Intensität
wird dann die kleinere Intensität der Handlung gemeint (z.B. sticheln stellt eine kleinere
Intensität von stechen dar; die Frequenz der Handlung wird jedoch größer). Für die in
beiden Richtungen modifizierte Quantität vgl. das Verbpaar tropfen→tröpfeln
40
Diese Verben (d.h. tröpfeln, kränkeln) drücken eine größere Frekvenz (d.h. Quantität)
aus.
65
In diesem Fall wird die durch das Suffix –eln ausgedrückte
Veränderung durch keinen Umlaut unterstützt, sondern durch einen
ei Wechsel. Vgl. die 2., 3. Person Singular Indikativ Präsens und
die 2. Person Singular Imperativ der unregelmäßigen Verben.
3.
geistern, flattern, schimmern, flackern 41, mit jm schäkern 42
Von
diesen
Verben
können
keine
neutralen
Formen
im
gegenwärtigen Deutsch gefunden werden. Im Gegenwartsdeutsch
muß also nach einem anderen neutralen Verb gesucht werden, vgl.:
*flattenflatternfliegenflattern 43
*geistengeisterngehengeistern oder auch blinkengeistern 44
*schimmenschimmernblitzenschimmern 45
*flackenflackernbrennenflackern mit jm schäkern
*mit jm schaken→mit jm schäkern
Nur als ein Beispiel erwähne ich hier den Ursprung einiger mit dem
Suffix –eln, bzw. –ern ausgerüsteter Verben (auch wenn sie keine
Quantität oder Intensität ausdrücken), die in der heutigen Sprache
über keine neutralen Formen verfügen:
bummeln – im Niederdeutschen hatte es die Bedeutung „hin und her
schwanken“ (die ausschwingende Glocke macht bum! bum!)
trödeln
–
entstand
aus
dem
spätmittelhochdeutschen
Wort
tredelmarkt, trödeln – mit altem Kram handeln
schlendern – heißt niederdeutsch gleiten. Es entstand aus dem Verb
schlingen
wandeln – entstand aus dem Althochdeutschen wanton = wenden.
Die ursprüngliche Bedeutung war also „sich wiederholt wenden“
41
die Verben geistern, schimmern und flackern drücken lediglich die modifizierte Intensität
aus. Sie sind hier nur als Beispiele erwähnt.
42
Bei diesem Wort handelt es sich natürlich um keine veränderte Quantität oder Intensität,
wie die Form wohl andeuten könnte. Es handelt sich um keinen abgeleiteten Ausdruck,
deswegen kann im gegenwärtigen Deutsch auch keine neutrale Form *mit jemandem
schaken gefunden werden.
43
Es ist fraglich, wie man das Element benennen soll, das neben der Frequenz (die steigt)
modifiziert wird. Ich würde zu der Bezeichnung (die sinkende) Extension neigen, weil es
sich um den Ausmaß handelt.
44
Hier wird die Modifikation der Intensität des Geräusches ausgedrückt.
45
Im Deutschen gibt es auch das Verb schimmeln. Von der Endung –eln könnte man
schließen, daß es um ein Verb mit derselben Bedeutung handelt, jedoch ist es nicht so, vgl.:
schimmeln – sich mit dem Schimmel bedecken (dieses Verb hat also mit der Quantität
nichts zu tun)
66
trampeln – im Mittelniederdeutschen hieß trampen „derb auftreten“.
Die Bedeutung des heutigen Verbs trampen ist ein bißchen
verschoben.
4.
juckeln
Es gibt eine „neutrale“ Form dieses Verbs (jucken), die hat jedoch
semantisch mit seiner modifizierter Form nichts zu tun. Indem jucken
die Bedeutung kribbeln, d.h. eines unangenehmen Gefühls hat,
dessen Folge das Kratzen der juckenden Stelle ist, heißt juckeln
entweder hüpfeln oder mit einem Wagen langsam, mit zeitweiligem
Aufhalten fahren.
5.
liebäugeln
Hier geht es primär um das Paar der Verben äugenäugeln. Das
Präfix lieb- drückt also die Intention, den Grund aus. Die Bedeutung
der schon modifiezierten Verben kann noch weiter verändert werden.
Das Englische drückt diese quantitative Veränderung anders aus. Sie
benutzt keine lexikalischen, bzw. morphologischen Mittel im Sinne
der Präfixe oder Suffixe, sondern benutzt völlig neue Lexeme, bzw.
wird die Modifikation der Quantität und Intensität umschrieben, vgl.:
fliegenflattern  to flyto flit
stechensticheln  to prickto rib, to needle
hustenhüsteln  to coughto cough continually, to give muffeled
coughs 46
Interessant ist, daß das englische to cough continually keine
verminderte Intensität ausdrückt, es wird nur die größere Quantität,
die
Wiederholung
hüsteln,
sowie
das
(Frequenz)beschrieben.
tschechische
Das
pokašlávat
deutsche
beschreiben
Wort
die
Wirklichkeit detailierter als der englische Äquivalent.
Auch im Deutschen gibt es zahlreiche Beispiele, wenn keine
lexikalischen Mittel benutzt werden und ein neues Lexem eingesetzt
wird, vgl:
46
to cough continually = unaufhörlich, ständig husten.
67
schnupfenschniefen  to blow one`s noseto sniffle, to snivel, to
suffel (vom Schnupfen)
Man kann sehen, daß die Wortstämme im Deutschen und Englischen
oft sehr ähnlich sind, vgl.:
schniefen  to sniffel, to snivel
flattern  to flit
Die niederländische Sprache ist der deutschen Sprache sehr nahe, sie
ist mit der deutschen Sprache sehr eng verwandt. Das spiegelt sich
auch in der Tatsache ab, daß das Niederländische oft dieselbe oder
ähnliche Mittel benutzt, um die modifizierte Quantität und Intensität
auszudrücken, vgl.:
schnupfenschnupfelnsnuitensnotteren
fliegenflatternvliegenfladderen
tropfentröpflendruppendruppelen
Es kann gesehen werden, daß das Niederländische eine Art des
deutschen Suffixes –ern (d.h. -ren) benutzt. Oft wird jedoch dabei
auch der Stammvokal verändert (z.B. snuitensnotteren).
Es gibt jedoch auch Fälle, in denen die niederländische Sprache die
Modifikation der Intensität und Quantität mittels anderer W erkzeuge
ausdrückt, vgl.:
hustenhüstelnhoesteneven hoesten 47, kuchen
stechenstichelnstekenophitsen 48
In diesen Fällen benutzt das Niederländische andere Lexeme,
während die deutsche Sprache Suffixe –eln, -ern gebraucht.
Das Tschechische benutzt, ähnlich wie das Deutsche, einen Apparat
lexikalischer Mittel, um die modifizierte Quantität und Intensität
auszudrücken, vgl.:
schnupfensmrkatposmrkávat
hustenkašlatpokašlávat
47
even = ein bißchen
in der Bedeutung gegen jemanden anreizen
48
68
fliegenlétatpoletovat
blinkenblikatpoblikávat
stechenpíchatpopichovat
tropfenkapatpokapávat
Wie wir sehen, benutzt das Tschechische zugleich zwei lexikalische
Mittel – die Präfigierung (das Präfix po- ) und die Infigierung (das
Infix -va-).
Die Methoden der japanischen Sprache sind völlig anders als die
Methoden der indoeuropäischen Sprachen, die bisher für die
Konfrontation benutzt worden sind, vgl.:
stechensasuhari wo tósu 49
schnupfenhana wo kamuhana wo susuru 50, nakijakuru
fliegentobutobikau
Das Japanische drückt die veränderte Quantität und Intensität mit
Hilfe von Zusammensetzungen (tobutobikau) oder hat auch die
Möglichkeit, völlig neue Verben mit dem Objekt zu verbinden (hana
wo kamuhana wo susuru hana – Substantiv (der Nase), kamu,
susuru 51 –Verb).
Damit wäre die Analyse der morphologischen Mittel beendet. Im
folgenden Kapitel möchte ich mich den syntaktischen Mitteln
widmen.
Auch
die
sind
nämlich
imstande,
die
Quantität
auszudrücken.
2.3 Die syntaktischen Mittel
Die syntaktischen Mittel drücken oft eher als die modifizierte
Quantität die modifizierte Intensität aus. Diese hängt jedo ch oft mit
49
Englische Transkription
Wie im Fall des Englischen to cough continually (hüsteln) wird hier nur die
Wiederholung, die Intensität ausgedrückt.
51
Die ursprünglich selbständigen Vollverben kamu (beißen) und susuru (fortsetzen)
verlieren in diesem Fall ihre Bedeutungen und füllen hier die Funktion der Hilfsverben, die
helfen, die Quantität zu modifizieren.
50
69
der gesteigerten / verkleinerten Quantität zusammen, diese Mittel
können also auch unter diejenigen Mittel miteinbeizogen werden, mit
deren Hilfe das Verb die veränderte Menge ausdrückt.
Das deutsche Verb verfügt über drei syntaktische Mittel, d ie die
Veränderung der Quantität (bzw. der Intensität) in der realen Welt
widerspiegeln. Es handelt sich um die Konstruktionen stehen + ein
Substantiv im Präpositionalkasus, mitten in etwas begriffen sein und
das Vorgangs- und Zustandspassiv, die die Beendigung, bzw. Nicht –
Beendigung der Handlung ausdrücken.
1.
Die
Konstruktion
stehen
+
ein
Substantiv
im
Präpositionalkasus
Bei dieser Konstruktion ist die Grenze zwischen den Begriffen
Quantität und Intensität am wenigsten deutlich und es muß ein
Beispiel nach dem anderen betrachtet werden:
a)
Der Baum blühte.Der Baum stand in Blüte.
Diese zwei Äußerungen können auf zweierlei Weise betrachtet
werden.

Diese Äußerungen können als synonymische verstanden
werden, als diejenigen, die dieselbe Wirklichkeit widerspiegeln. In
beiden Fällen ist der Baum voll von Blüten und es handelt sich also
um keine Modifikation der Quantität. Die Konstruktion - Der Baum
stand in Blüte – ist nur präziser und läßt keine Zweideutigkeit wie
im Fall der Aussage - Der Baum blühte – zu.

Der Satz – Der Baum blüht – kann jedoch auch solche
Situation ausdrücken, daß sich auf dem Baum nur einzelne Blüten
gibt. Eine mehr präzise Ausdruckweise wäre Auf dem Baum gab es
Blüten, die im Vergleich zu der Konstruktion Der Baum stand in
Blüte (d.h. der Baum war voll von Blüten) eine kleinere Menge,
Zahl ausdrückt.
b)
Der Baum brennt.Der Baum steht in Flammen.
Auch diese Konstruktionen können von zwei Gesichtspunkten
betrachtet werden. Es handelt sich darum, ob das Objekt der
ausgedrückten Veränderung der Baum oder das Feuer ist.
70

Falls die Sprache den veränderten Stand des Feuers
widerspiegelt, handelt es sich natürlich um keine modifizierte
Quantität, sondern Intensität. In diesem Fall sind die Begriffe
Quantität und Intensität ganz deutlich voneinander getrennt. Das
Feuer kann auf keine Weise mittels der Zahlen ausgedrückt,
quantifiziert werden, deshalb handelt es sich in diesem Fall um kein
Mittel, mit dem die deutsche Sprache die veränderte Quantität
ausdrückt.

Das Objekt der Betrachtung kann jedoch auch der Baum sein,
bzw. seine Zerstörung durch das Feuer. Diese kann schon
quantifiziert werden (z.B. durch Prozente). Die Aussage - Der Baum
brennt – drückt nicht präzis aus, ob der ganze Baum brennt, oder
nur sein Teil. Die Äußerung – Der Baum stand in Flammen –
evoziert jedoch, daß der Baum als Ganze brennt. Sekundär wird also
durch diese Konstruktion auch die erhöhte Quantität ausgedrückt.
Das Tschechische bedient sich der Konstruktion být + ein
Substantiv im Präpositionalkasus. Die ist fast mit der deutschen
identisch und deutet die Interaktion beider Sprachen an, vgl.:
Das
Haus
brannte.Das
Haus
stand
in
Flammen.Dům
hořel.Dům byl v plamenech.
Die Konstruktion - Der Baum blühte.Der Baum stand in
Blüte.Strom kvetl.Strom byl v květu. – klingt jedoch im
Tschechischen
ein
bißchen
merkwürdig.
Besser
wäre
die
Konstruktion – Strom byl obalený květy. (Der Baum war von Blüten
umgehüllt). Diese Aussage drückt jedoch primär die Größe der
Quantität aus, im Vergleich zu ihrem deutschen Äquivalent, das
primär die Intensität ausdrückt.
2.
Die Konstruktion mitten in etwas begriffen sein
Diese Konstruktion drückt wieder solche Situation aus, die an der
Grenze zwischen den Größen Intensität und Quantität steht. In
meisten Fällen wird jedoch mit der steigenden Intensität auch die
Quantität geändert, vgl.:
71
Er hat gearbeitet.Er war mitten in der Arbeit begriffen.
Er hat gelesen.Er war mitten im Lesen begriffen.
Er hat studiert.Er war mitten im Studium begriffen.
Bei allen drei Beispielen (natürlich könnten noch viele mehrere
gefunden werden, auf diese Weise kann jede Handlung modifiziert
werden) handelt es sich primär um die erhöhte Intensität, mit deren
das Subjekt die im Zeitwort ausgedrückte Tätigkeit ausübt. In diesen
Fällen hängt jedoch die Intensität sehr eng mit der Quantität
zusammen, denn die erhöhte Kraft (Intensität), mit deren die
Tätigkeit ausgeübt wird, führt auch zur größeren Menge (Quantität)
der geschafften Arbeit. Die formalen lexikalischen Mittel, die die
Träger der Modifikation sind, sind das Adverb mitten, das andeutet,
daß sich das Subjekt im Zentrum der Tätigkeit befindet, daß es für
den Vollzieher nichts anderes als die gerade ausgeübte Tätigkeit gibt,
und die Konstruktion begriffen sein, die in diesem Fall nicht im Verb
begreifen (etwas verstehen) ihren Ursprung hat, sondern im
Ausdruck greifen, d.h., daß das Subjekt völlig in die Tätigkeit
hineinbezogen ist. 52
Das Tschechische benutzt eine fast identische Konstruktion být
zabraný (ponořený) do něčeho, die durch die Konstruktion mitten in
etwas begriffen sein buchstäblich übersetzt werden kann. In diesem
Fall benutzt also die tschechische Sprache dasselbe Mittel wie die
deutsche Sprache. Es handelt sich wieder um ein Beispiel der
Interaktion zweier Sprachen. Die Tatsache, daß die beiden Nationen
in der Vergangenheit immer in einem engen Kontakt standen,
schließt eine unabhängige Entwicklung der beiden Konstruktionen
aus.
52
Der Zusammenhang zwischen der Intensität und Quantität kann jedoch nicht für
unbrechbar genommen werden. Falls die begleitenden Umstände sowie die Art und Weise
des Subjekts oder der Handlung in Rücksicht genommen werden müssen, kann der logische
Zusammenhang zwischen der modifizierten Intensität und der in derselben Weise
modifizierten Quantität vernichtet werden. Vgl. das Kapitel Die Relativität der durch die
steigende Intensität ausgedrückte Quantität.
72
Diese Konstruktion hat auch ein nicht passives Äquivalent – zabrat
se, ponořit se do něčeho. Auch die deutsche Konstruktion hat eine,
auch wenn veraltete, Konkurrenzform – sich in etwas vertiefen. Auch
hier handelt es sich, wie im Tschechischen, um eine Art Konkurrenz
des Aktivs und Passivs, vgl.:
Er war mitten in der Arbeit begriffen. Er vertiefte sich in die
Arbeit.Byl zabraný (ponořený) do práce. Ponořil se, zabral se do
práce.
Er war mitten im Lesen begriffen. Er vertiefte sich ins Lesen.Byl
zabraný (ponořený) do čtení. Ponořil se, zabral se do čtení.
Er war mitten im Studium begriffen. Er vertiefte sich ins
Studium.Byl zabraný (ponořený) do studia. Ponořil se, zabral se do
studia.
3.
Das Vorgangs – und Zustandspassiv
Die primäre Funktion des Vorgangs – und Zustandspassivs ist
natürlich nicht, die modifizierte Quantität zu widerspiegeln.
Trotzdem ist das Passiv fähig, im gewissen Maß diese Modifikation
auszudrücken, vgl.:
Das Buch wird bis zum Ende gelesen.Das Buch ist bis zum Ende
gelesen. 53 54
Das Vorgangspassiv drückt den Prozeß, die Veränderung aus, beim
Zustandspassiv handelt es sich dagegen, wie der Begriff andeutet,
um einen Zustand, um eine Vollendung. Die Veränderung kann auch
als die Veränderung, die Modifikation der Quantität verstanden
werden, die in eine Vollendung ausmündet, in den Zustand der sich
nicht mehr vergrößernden Quantität. Es handelt soch also um das
53
Die Quantität des gelesenen Textes ist im Fall des schon zu Ende gelesenen Buches
sicher größer als im Fall desjenigen, das erst zu Ende gelesen wird.
54
Ein anderes, noch deutlicheres Beispiel wäre das Verb häufen, vgl. die Beispielsätze:
Der Sand wird noch vor dem Haus gehäuft. Im Wagen gibt es noch Sand. – Der Sand ist
schon vor dem Haus gehäuft. Im Wagen gibt es keinen Sand mehr.
73
Maß. In diesem Sinne kann das Zustandspassiv die veränderte
Quantität widerspiegeln. 55
Zur ähnlichen Situation kommt es auch beim Substantiv – auch hier
wird die veränderte Quantität mit dem Übergang Vorgang – Zustand
ausgedrückt, vgl.:
das Bauen 56der Bau, das Gebäude
das Malendas Gemälde
Wie verläuft das Bauen des neuen Hauses? – Langsam, das Haus
wird noch gebaut.
Wie verläuft das Bauen des neuen Hauses? – Das Bauen ist schon zu
Ende, der ganze Bau / das ganze Gebäude ist schon gebaut.
Der Unterschied, der in diesem Kapitel behandelt wird, wird im
Tschechischen mittels des vollendeten und unvollendeten Aspekts
ausgedrückt, vgl. die folgenden Beispielsätze:
Dt.: Das Buch wird bis zum Ende gelesen.Das Buch ist bis zum
Ende gelesen.
Tsch.: Dočítá knihu.Kniha je dočtena.  Es handelt sich hier also
um den Unterschied zwischen dem unvollendeten und vollendeten
Aspekt, der auch zur Ausdrückung der modifizierten Quantität
dienen kann (unvollendeter Aspekt = wachsende / sinkende
Quantität, vollendeter Aspekt = Resultat der wachsenden / sinkenden
Quantität). Ähnlich sind auch die folgenden Beispiele:
Dt.: Wie verläuft das Bauen des neuen Hauses? – Langsam, das
Haus wird noch gebaut.
55
Es wäre jedoch ein Fehler anzunehmen, daß alle Verben imstande sind, so mittels des
Vorgangs - und Zustandpassivs die modifizierte Quantität auszudrücken (also im Sinne
Prozeß – das Resultat). Diejenigen Handlungen, die nicht quantifiziert werden können,
können auch das Paar Vorgangspassiv – Zustandspassiv nicht gebrauchen (vgl. z.B. das
Verb fliegen).
56
Mit dem Substantiv das Bauen hängt auch ein anderes Substantiv zusammen - der
Bauplatz. Der Bauplatz kann als eine niedrigere Quantitätsstufe des Gebauten verstanden
werden.
74
Wie verläuft das Bauen des neuen Hauses? – Das Bauen ist schon zu
Ende, der ganze Bau / das ganze Gebäude ist schon gebaut.
Tsch.: Jak probíhá stavba nového domu? – Pomalu, dům se ještě
staví.
Jak probíhá stavba nového domu? – Stavba už je u konce, budova je
už postavena.
Interessant ist das tschechische Substantiv stavba, das ins Deutsche
entweder mit dem Substantiv das Bauen oder das Gebäude übersetzt
werden kann. Der tschechische Ausdruck stavba unterscheidet also
nicht zwischen dem vollendeten und unvollendeten Aspekt, unter der
wachsenden Quantität und dem Resultat solcher Modifikation der
Quantität.
Andererseits
gibt
es
im
Tschechischen
auch
das
Substantiv stavení, das dem deutschen Ausdruck das Gebäude
entspricht. Dieser Ausdruck sagt also schon etwas von der Quantität,
bzw. von dem Aspekt.
Zwischen dem Vorgangspassiv und dem Zustandspassiv gibt es
einen bedeutenden Unterschied. Das Zustandspassiv ist imstande,
nicht nur das Resultat der wachsenden, bzw. sinkenden Quantität
auszudrücken, sondern auch die Modifikation der Quantität. In
dieser Bedeutung deckt sich das Zustandspassiv teilweise mit dem
Vorgangspassiv (es drückt jedoch den bloßen Zustand, keinen
Vorgang aus, es sagt also nichts darüber, ob die Modifikation der
Quantität
weitergeht),
es
gibt
jedoch
einen
unübersehbaren
Unterschied zwischen diesen zwei Formen des Passivs – das
Vorgangspassiv ist nicht imstande, den Grad, die Stufe der
Modifikation
der
Quantität
auszudrücken,
während
der
Zustandspassiv dieses ausdrücken kann, vgl.:
Das Haus ist schon zu zwei Dritteln aufgebaut.Das Haus ist schon
völlig aufgebaut.  *Das Haus wird zu zwei Dritteln gebaut.
75
Dieser Unterschied spiegelt sich auch in der Umkehrung des Passivs
ins Aktiv ab – während das Vorgangspassiv ins Aktiv transformiert
werden kann, ist das im Fall des Zustandspassivs nicht möglich. Das
Aktiv, ebenso wie das Vorgangspassiv, kann die Stufe der
modifizierten Quantität nicht ausdrücken, vgl.:
Das Haus wird noch gebaut.Man baut noch das Haus.
Das Haus ist schon zu zwei Dritteln aufgebaut.dieser Satz kann
ins Aktiv nicht transformiert werden.
3
Die Bedeutungsverhältnisse um das
Sem der
Quantität
In diesem Kapitel habe ich vor, das Problem der Quantität ganz
anders anzufassen – ich werde mich mit den Bedeutungsverhältnissen
befassen, wie sie im Zusammenhang mit dem Sem der Quantität
auftreten. Auf den Seiten dieses Kapitels werden solche Phänomene
beschrieben wie z.B. die Antonymie und die Synonymie, die
übertragene Bedeutung u.a. Besonders die Weise, wie ich die
Antonymie beurteile, verbirgt in sich das Potenzial, Diskussionen
hervorzurufen – durch die Einleitung des Termins die sekundäre
Antonymie stelle ich mir die Frage (und ich beantworte sie
zustimmend), ob mit dem Terminus
Antonymie
auch solche
Verbpaare bezeichnet werden können, deren erdrückende Mehrzahl
der Seme zwar in der Opposition steht, es gibt jedoch mindestens ein
Sem, das seinen Gegenteil nicht findet.
3.1 Die Synonymie und die Verbreihe
Mit dem Begriff Verbreihe bezeichne ich die Reihe der Verben, in
der die Quantität die steigende Tendenz hat, d.h. daß sich die
einzelnen benachbarten Verben (oder Gruppen von Verben) durch
den
Maß
der
Quantität
voneinander
76
unterscheiden.
Solche
Verbreihen können natürlich auch im Fall der Intensität gebildet
werden. Im Zentrum haben wir das neutrale Verb, das weder die
erhöhte
noch
die
abgeschwächte
Quantität
(bzw.
Intensität)
ausdrückt. Links von ihm sinkt die Quantität (Intensität), rechts von
ihm kommt es zu einer Zunahme am Maß. Die einzelnen Verben
verfügen über verschiedentlich reiche Verbreihen, das geht daraus
hervor, wie oft das Verb im alltäglichen Verkehr gebraucht wird,
bzw. wie wichtig / häufig die Handlung in unserem alltäglichen
Leben ist, die durch das Verb widerspiegelt wird, und natürlich auch
von der Natur der widerspiegelten Handlung. Die Modifikation der
Quantität drücke ich mit dem Symbol  aus. Vgl. die folgenden
Verben und ihre Verbreihen (dick drücke ich die neutralen Verben
aus):
tröpfelntropfentriefenfließen(strömen) 57wallen, schießen
naschen, im Essen stochernessengierig essensich vollessen,
sich satt essen
sich Grippe nehmen, blaumachenarbeiten malochen, robotern,
barabern, sich schinden, sich rackern, sich placken, sich plagen,
schuften
Oder im Fall der Intensität 58: bummeln, kriechen, spazieren, trödeln,
trotten, trottelngehen 59eilen, hasten, rasen, rennen, sausen, sich
sputen, stürmen, stürzen
bzw. geistern, huschen, schleichen, schweben, schlüpfen, sich
stehlengehen poltern, trampeln, stampfen
57
Das Verb strömen kann auch als ein neutrales Verb begriffen werden, vgl.:
Im Bach floß das Wasser. = Im Bach strömte das Wasser.
Aber: Er drehte mit dem Wasserhahn um und das Wasser floß in den Eimer.Die
Wasserleitung ist gebrochen und das Wasser strömte in die Küche. In diesem Fall kommt
es schon, meiner Meinung nach, zur Modifikation der Quantität.
58
In diesem Fall wäre es vielleicht besser, den Begriff Intensität durch den Ausdruck
Geschwindigkeit zu ersetzen. Dieser ist jedoch in der hyponymischen Beziehung zu dem
Begriff Intensität.
59
Umgangsprachlich wird oft das Verb gehen durch laufen ersetzt, sie können also in
manchen Kontexten für Synonyme gehalten werden. Im Niederländischen funktioniert
diese Relation auch in der geschriebenen Sprache, vgl.:
nl. met blote voeten lopen (wörtlich mit bloßen Füßen laufen) = dt. zu Fuß gehen
Naar school ga ik met tram of lopend. = In die Schule fahre ich mit der Straßenbahn oder
gehe zu Fuß.
77
Was die Verbreihen betrifft, taucht eine interessante Frage auf: Sind
die einzelnen Verben, die denselben Maß der Quantität ausdrücken,
die Synonyma, d.h. die Verben, die bedeutungsm äßig beliebig
verwechselt werden können? In diesem Kapitel werde ich mich mit
dem Stil und Kontext nicht befassen und konzentriere mich
ausschließlich auf die eigentliche Bedeutung der Verben.
Nehmen wir z.B. das neutrale Verb essen. Was die abgeschwächte
Quantität betrifft, stehen uns mehrere Varianten zur Verfügung, u.a.
die Verben naschen und im Essen stochern. Diese Verben drücken
dieselbe Quantitätsstufe aus und können mit demselben Hyperonym
überdacht werden, das etwa die Bedeutung wenig, in kleinen Mengen
essen hätte. Die Hyponyma haben jedoch, im Unterschied zu ihrem
Hyperonym, eine reichere Bedeutung, ihre Bedeutung kann durch
eine größere Menge der Bedeutungsmerkmale (Seme) beschrieben
werden. Sie können auch, wieder im Unterschied zu ihrem
Hyperonym, in beliebigem Kontext, in beliebiger Situation nicht
benutzt werden. Dieses Problem kann am deutlichsten gesehen
werden,
wenn
wir
die
beiden
Verben
in
die
einzelnen
Bedeutungsmerkmale analysieren:
naschen
im Essen stochern
kleine Menge
+ 60
+
die Geschwindigkeit
+
+
Lust (/der Widerwille) + (/-)
- (/+)
smackhaft
-
+
Die Analyse zeigt uns, daß die Bedeutung der einzelnen Verben nicht
gleich ist. Obwohl es sich gemeinsame Bedeutungsmerkmale gibt (in
beiden Fällen handelt es sich um kleinere Mengen von Essen, die mit
niedriger Geschwindigkeit gegessen werden), gibt es zwei andere
Seme, durch die sich die beiden Ausdrücke unterscheiden (in der
Tabelle dick ausgedrückt). Diese sind auch Gründe der geniedrigten
Das Zeichen – bezeichnet eine kleine Stufe, + eine große Stufe und 0 spricht von dem
fehlendem Sem
60
78
Quantität und Geschwindigkeit (d.h. die Intensität), die Folgen, die
die Handlungen haben, sind also das, was die beiden Ausdrücke
verbindet.
Sicher
können
die
Ausdrücke
in
den
folgenden
Beispielsätzen nicht verwechselt werden, ohne die Bedeutung zu
verändern:
Wieder naschst du etwas? – Ich habe diese Süßigkeiten gefunden und
die schmecken so gut …
Wieder stocherst du dich im Essen? Schmeckt es dir nicht? – Nein,
es ist nur ein bißchen versalzen.
Die Reaktionen auf die Fragen zeigen eigentlich, durch welche
Bedeutungsmerkmale sich die beiden Verben unterscheiden und
warum sie nicht verwechselt werden können, obwohl sie dieselbe
Quantitätsstufe ausdrücken, vgl.:
Wieder stocherst du dich im Essen? – Ich habe diese Süßigkeiten
gefunden und die schmecken so gut … die Reaktion ist unlogisch
und unsinnig
Dieses interessante Phänomenon ist natürlich auch bei anderen
Verben zu finden. Ähnliche Bedeutungsunterschiede findet man auch
bei dem Verb fragen. Dieses drückt zwar primär die Intensität aus,
die ist jedoch wieder sehr eng mit der Quantität verbunden. Die
Verbreihe sieht folgendermaßen aus:
eine
Frage
stellenfragenFragen
stellen,
jn
ausfragen,
jn
verhören (das Kreutzfeuer)
Hier ist die Frage der Synonymität noch problematischer, im Fall der
Varianten
des
Verbs
fragen
kann
es
nämlich
oft
zu
den
Bedeutungsübertragungen kommen, dank denen die Varianten oft
verwechselt werden können. Mehr als die Beispielsätze hilft uns also
mehr die Analyse der Verben in einzelne Komponenten. Vergleichen
wir die Verben jn ausfragen und jn verhören:
Als ich nach Hause gekommen war, begann meine Mutter mich
auszufragen. = Als ich nach Hause gekommen war, begann meine
Mutter mit einem Verhör.
79
Kaum bin ich von dem Verhör auf der Polizeistation gekommen, und
gleich haben sie mich gefragt, was mich die Polizisten ausgefragt
haben.
Wie man sehen kann, können die Ausdrücke beliebig verwechselt
werden. Doch handelt es sich um keine eigentlichen Synonyme, wie
die Analyse der beiden Varianten beweist:
ausfragen
verhören
die Intensität
+
+
die Quantität
+
+
kriminell
0
+
Was also die beiden Ausdrücke voneinander unterscheidet, ist die
Tatsache, daß das Verb jn verhören das Merkmal des Kriminellen
impliziert.
Wie kommt es also dazu, daß sie (ohne Bedeutungsverschiebung)
verwechselt werden können? Es muß unterschieden werden, welches
der beiden Verben für welches verwechselt wird:
1. jn ausfragenjn verhören – in diesem Fall ist das dank der
Bedeutungsübertragung möglich. Das Verb jn verhören verliert den
Zusammenhang mit dem Kriminellen und behält lediglich die
Bedeutung der modifizierten Intensität, bzw. Quantität.
2. jn verhörenjn ausfragen – hier handelt es sich um eine
Verallgemeinerung. Das Verb jn ausfragen ist ein Hyperonym zu
dem Verb jn verhören, d.h es enthält weniger Bedeutungsmerkmale,
der Kontext, in dem es benutzt werden kann, ist dadurch breiter.
Nicht ausgelassen darf auch das Verb trinken werden. Auch hier gibt
es Verbpaare, die zwar dieselbe Quantitätsstufe ausdrücken, dürfen
jedoch dank der anderen Merkmale, die sie implizieren, nicht
verwechselt werden, vgl. die Verben zitzen  schlürfen:
Das Kind hat den Tee aus der Flasche gezizt. = Zitze das Bier
endlich nicht und trink ordentlich!
Der Vater hat die heiße Suppe geschlürft.
80
Beide Verben beschreiben die Handlung, die etwa mit den Wörtern
das Getränk in kleinen Mengen einzunehmen geäußert werden
könnte. Das Verb schlürfen impliziert jedoch auch die Tatsache eines
unangenehmen Lautes. Die Verwechslung der beiden Verben würde
also zur Bedeutungsverschiebung führen.
Natürlich gibt es Verbreihen, deren Glieder keine anderen Merkmale
als die Quantität, bzw. Intensität implizieren und können also als
Synonyme genommen und jederzeit verwechselt werden (wir
reflektieren hier den Stil nicht), vgl.:
arbeiten malochen, robotern, barabern, sich schinden, rackern,
sich placken, sich plagen, schuften
Ich habe mich das ganze Wochenende mit der Seminararbeit geplagt
/ gerackert / geschuftet / geschunden …
Bemerkung: Ähnliche Probleme mit der Synonymität gibt es auch bei
den Verben, die die modifizierte Intensität ausdrücken. Vgl. z.B. die
Verben gehenrennen, rasen  stürmen, stürzen. Alle drücken die
größere Geschwindigkeit aus, bei den Verben stürmen, stürzen tritt
jedoch auch die Bedeutung Heftigkeit, im Fall des Verbs stürmen
auch geräuschvoll zu.
3.2 Antonymie und die Verbreihen
Von der Antonymie sprechen wir, wenn wir zwei Ausdrücke haben,
deren Bedeutung genau gegensinnig ist. In der Sprache gibt es die
Antonymie zweier Art:
1. Zwischen den beiden Ausdrücken gibt es keine Zwischenstufen,
keiner
der
beiden
Ausdrücke
kann
gesteigert
werden.
Das
Phänomenon, das so durch die Sprache widerspiegelt wird, kann
lediglich entweder existieren oder nicht. Wir sprechen von dem sog.
Prinzip der Komplementarität, bzw. der Kontradiktion. Als Beispiel
können die Adjektive lebendig  tot oder Substantiva der Ausländer
 der Inländer erwähnt werden.
81
2. Der Zusammenhang zwischen den beiden Ausdrücken kann durch
die Zwischenstufen, Übergänge modifiziert werden. Es handelt sich
nicht um die reine (Nicht-) Existenz, wie es im Fall des
Komplementaritätsprinzips
ist.
Als
Beispiel
kann
man
die
verschiedensten Eigenschaften wie kalt  warm erwähnen. Hierher
gehören auch die Adjektive, die die Quantität bezeichnen (viel 
wenig) – und also auch solche Verben, die imstande sind, die
modifizierte Quantität auszudrücken (faulenzen  schuften). Wenn in
diesem Kapitel die Rede von der Antonymie sein wird, geht es um
diesen
Typ,
denn
die
Antonyme,
die
dem
Prinzip
der
Komplementarität (Kontradiktion) unterliegen, können die Quantität
nicht modifizieren.
Im Bezug auf die Quantität werden mit dem Begriff Antonym (das
Oppositionswort) solche Ausdrücke (in unserem Fall Verben)
bezeichnet, die sich jeder auf dem gegenliegenden Pol der Skala
befinden. Bei der Modifikation der Quantität nehmen jedoch nicht
selten die Verben auch andere Bedeutungen zu (es kann zu derselben
Zeit zu der Modifikation der Intensität kommen oder kann das Verb
auch andere Eigenschaften implizieren, die die anderen Verben, die
sich in derselben Verbreihe befinden, nicht behalten). In solchem
Fall handelt es sich natürlich um keine genauen Gegenstände. Dann
taucht dieselbe Frage wie im Fall der Synonymie auf – handelt es
sich um die Antonyme? Wenn schon, handelt es sich um Antonyme
derselben Art (wie z.B. im Fall des Paares tot – lebend)? Darf nur die
Relation Quantität berücksichtigt werden oder müssen auch andere
Bedeutungsmerkmale in Betracht genommen werden?
Das Problem kann von zwei Perspektiven betrachtet werden:
I. Die Antonyme können in echte (primäre) und unechte (sekundäre)
Antonyme aufgeteilt werden.
a.) unter Verbreihen, die echte Antonyme enthalten, gehört z. B. die,
dessen Grundlage das Verb arbeiten ist, vgl.:
82
sich Grippe nehmen, blaumachen, faulenzenarbeitenmalochen,
robotern, barabern, sich schinden, rackern, sich placken, sich plagen,
schuften
Jedes der Verben, das als Glied dieser Verbreihe auftritt, drückt nur
die modifizierte Intensität, und so auch die Quantität aus (es handelt
sich um einen engen Zusammenhang zwischen der Intensität und
Quantität, die Modifikation der Intensität führt auch zu der
Modifikation der Quantität). Es werden keine anderen Eigenschaften
zugenommen, die Verbpaare, die aus solchen Verben bestehen, von
denen sich jedes auf dem gegenliegenden Pol der Quantitätsskala
befindet, können für echte Antonyme gehalten werden – z.B sich
Grippe nehmen  sich plagen im Fall des neutralen Verbs arbeiten.
Ich würde diese Art der Antonymie die primäre (echte, eigentliche)
Antonymie nennen.
b.) Die sekundären (unechten) Antonyme wären dann solche
Antonyme,
deren
Opposition
nur
durch
ein
einziges
Bedeutungsmerkmal gebildet wird, vgl. z.B. das Verb essen:
naschen, im Essen stochernessengierig essensich voll essen
In dieser Verbreihe finden wir sowohl die primären Antonyme, als
auch die sekundären:
1. Das Verbpaar im Essen stochern  gierig essen 61 enthält die
echten, primären Antonyme, weil sie dieselben Eigenschaften
implizieren, dieselben Bedeutungsmerkmale behalten, nur befinden
sich diese auf den gegenseitigen Polen der (Quantitäts)skala, vgl.:
61
Wenn ich bei den Verben im Essen stochern, gierig essen und auch naschen von der
Quantität spreche, meine ich die momentane, nicht die, die erst die Zeit zum Ausdruck
bringt. Wenn größere Zeitspannen in Betracht genommen werden, ist von der Modifikation
der Quantität keine Rede. Es wird nur die Intensität modifiziert.
83
im Essen stochern 62 gierig essen
die Quantität
-
+
die Intensität
(Geschwindigkeit)
der Widerwille (Unlust,
kein Interesse)/Appetit
-
+
+/0
0/+
Wie man auf der Tabelle sehen kann, beschreiben die beiden Verben
dasselbe Gebiet der Wirklichkeit, nur handelt es sich jeweils um
einen genau gegenseitigen Zugang zur Realität. Keiner der beiden
Ausdrücke hat um eine Eigenschaft mehr oder weniger als der
andere.
2. Die Opposition kann jedoch auch anders aufgestellt werden – und
zwar naschen  gierig essen. Was die Quantität betrifft, befinden
sich die beiden Verben wieder auf den gegenseitigen Polen der
Skala. Jedes Verb impliziert jedoch auch andere Eigenschaften – und
diese, im Kontrast zu dem Verbpaar im Essen stochern  gierig
essen, widerspiegeln jedes eine andere Realität, vgl.:
naschen 63
gierig essen
die Quantität
-
+
die Intensität
-
+
smackhaft
+
0
(Die dick gedruckte Eigenschaft ist diejenige, durch die sich die
beiden Verben, bzw. Handlungen unterscheiden.) Die Qualit ät
smackhaft, die das Verb naschen impliziert, findet keinen Gegenpol
62
Daß das Verb stochern die kleine Quantität ausdrückt, beweist der folgende unsinnige
Text:
Das Essen schmeckte ihm nicht. Er stocherte darin und als ich ein paar Minuten später
gekommen bin, hat er schon alles aufgegessen.
Den Gegensatz zwischen dem Merkmal der kleinen Quantität und der Quantität, wie sie im
Beispielsatz ausgedrückt ist, demonstriert am besten der folgende, diesmal sinnvolle Text:
Das Essen schmeckte ihm nicht. Er stocherte darin. Trotzdem als ich ein paar Minuten
später gekommen bin, hat er schon alles aufgegessen.
63
Das im Fall des Verbs naschen von der kleinen Quantität zu sprechen ist, beweist der
folgende unsinnige Satz:
Innerhalb einer Stunde habe ich zwei große Torten genascht. – die Verbindung der großen
Quantität und des Verbs naschen klingt unsinnig.
84
in der Bedeutung des Verbs gierig essen. Es handelt sich also um
keine echten (primären) Antonyma, sondern um die sekundären, die
keinen genauen Gegensatz zueinander bilden.
Solch ein Beispiel der sekundären, unechten Antonymie ist auch das
Verb trinken, bzw. seine Varianten:
schlürfen, zitzentrinkengierig trinkendas Glas auf einen Zug
austrinken
Sind die Verben schlürfen und gierig trinken die echten, primären
Antonyme,
d.h.
bilden
alle
ihre
Eigenschaften
die
genauen
Gegenteile, oder implizieren sie jedes eine andere Eigenschaft?
Analysieren
wir
wieder
die
beiden
Verben
im
Sinne
der
Komponentialsemantik:
schlürfen
gierig trinken
die Quantität
-
+
die Intensität
-
+
die Unziemlichkeit
+
0
Die Opposition bilden in diesem Fall nur die Mermale Quantität und
Intensität, neben denen das Verb schlürfen noch die Qualität (Nicht-)
Anständigkeit impliziert. Es handelt sich also um die sekundäre,
unechte Antonymie. 64
Sehr interessant ist das Verb saufen. Dieses hat drei Bedeutungen:
1. Als eine vulgäre Variante zu dem Verb trinken. Es handelt sich
um kein Synonym, in dieser Bedeutung gibt es einen stilistischen
Unterschied.
Bei der sekundären Antonymie kommt es also zu der folgenden Erscheinung – die beiden
Ausdrücke stehen zwar auf den Gegenpolen einer Skala (in diesem Fall der
Quantitätsskala), bei mindestens einem der beiden verglichenen Ausdrücke können jedoch
noch andere Seme gefunden werden (der Ausdruck hat noch eine andere Bedeutung), die
beiden Ausdrücke können also nicht für echte Antonyme genommen werden. Es kann auch
passieren, daß die beiden Ausdrücke auf Grund desjenigen Bedeutungelements verglichen
werden, das bei einem der Ausdrücke nicht als das Hauptelement begriffen werden kann
(z.B. das Verb naschen – die Relation Quantität kann für das Hauptbedeutungselement
nicht gehalten werden – für dieses muß das Sem smackhaft gehalten werden, und kann also
für kein echtes Antonym zu dem Verb gierig essen gehalten werden – das
Hauptbedeutungselement ist hier die Quantität).
64
85
2. Das Verb saufen kann auch als eine Quantitätsstufe des Verbs
trinken begriffen werden. Das stilistische Merkmal, das Merkmal der
Vulgarität, spielt lediglich beim Betrachten der Synonymität eine
Rolle. Im Fall der Antonymität bildet es kein Hindernis, um z.B. das
Paar zitzen  saufen als die primären Antonyme zu bezeichnen.
3. Es gibt jedoch auch das Verbpaar zechen  saufen. Diese Verben
befinden sich wieder, was die Quantität und Intensität betrifft, jedes
auf dem gegenseitigen Pol der Skala, und das Merkmal der
Vulgarität, das zu dem Verb saufen zutritt, stört uns wieder nicht, um
die Verben als primäre Antonyme bezeichnen zu können.
Solche sekundäre Antonyma finden wir auch bei den Varianten des
Verbs fragen. Diese werden wieder dank dem verschiedenen Maß der
Quantität, bzw. Intensität auf die gegenseitigen Pole der Skala
plaziert, jedoch können sie nicht für die primären Antonyme gehalten
werden, weil sie auch andere Bedeutungsmerkmale implizieren, vgl.
das Verbpaar eine Frage stellen  verhören. Es handelt sich hier um
die verschiedenen Stufen der Quantität (Intensität), das Verb
verhören impliziert jedoch auch das Merkmal des Kriminellen und
darf also für kein primäres Antonym genommen werden.
Wie wir im Kapitel über die Synonymität der einzelnen Glieder der
Verbreihen gesehen haben, kann das Verb verhören auch in der
übertragenen Bedeutung gebraucht werden; dann hat es etwa die
Bedeutung des Verbs jn ausfragen. In dieser Bedeutung können die
Verben eine Frage stellen und verhören für echte, primäre Antonyme
genommen werden, zuerst muß jedoch von dem Verb verhören das
Merkmal kriminell beseitigt werden.
II. Nehmen wir folgende Definition der Antonymie:
Stellen wir uns eine Skala vor, die aufgrund eines einzigen
Merkmales definiert wird. In deren Mitte sich ein neutrales Verb
befindet. Dann könnten solche Paare der Ausdrücke, von denen sich
einer auf einer Seite von dem neutralen Ausdruck, der andere auf der
gegenseitigen Seite befindet (d.h auf gegenseitigen Polen der Skala),
als Antonyme bezeichnet werden. Die Antonyme werden dann
86
aufgrund eines einzigen Merkmales definiert (ebenfalls wie die
ganze Skala). In diesem Fall verliert die Aufteilung in echte und
unechte Antonyme ihre Begründung und z.B. das Verbpaar naschen –
sich vollstopfen kann für das Paar der Antonyme bezeichnet werden.
3.3 Die die modifizierte Quantität ausdrückenden Verben
und die mit ihnen zusammenhängenden Substantive
Das Verb ist natürlich nicht die einzige Wortart, die imstande is t, die
vergrößerte, bzw. verkleinerte Quantität auszudrücken. Über dieselbe
Fähigkeit verfügen auch die Substantive, Adjektive, Pronomina,
natürlich Numeralia und Adverbien, die oft mit den Verben
verbunden
werden
auszudrücken.
In
und
diesem
so
helfen,
Kapitel
die
veränderte
möchte ich mich
Quantität
auf
die
Substantive und gelegentlich auch Adjektive konzentrieren und
möchte sie nicht isoliert nehmen, sondern in ihrem Zusammenhang
mit den Verben.
Auf dieser Stelle möchte ich nicht solche Substantive in Bet racht
nehmen, die ursprünglich Infinitive waren. Diese drücken den bloßen
Vorgang. Mich interessieren solche Nomina, die die Menge
beschreiben, die sich in zweierlei Weise begreifen läßt:
1. die modifizierte Quantität ist das Resultat der mit dem Verb
ausgedrückten Handlung
2. das Substantiv, das die modifizierte Quantität ausdrückt, tritt in
die Handlung ein, die durch das modifizierte Verb ausgedrückt wird
Gelegentlich treten in dieser Situation auch Adjektive zu, die die
Begleiterscheinungen ausdrücken.
Natürlich gibt es viele Verben, zu denen es kein entsprechendes
Substantiv gibt (mit der Ausnahme des aus dem betreffenden
Verbinfinitiv entstandenen Nomens), vgl.:
lesenauslesen, zu Ende lesen
87
trinkenaustrinken, bis zur Neige leeren, bzw. auf einen Zug
austrinken 65
Bei diesen Verben könnte die Quantität des sich aus der Handlung
ergebenen Zustands nur mittels der Quantifikatore geäußert werden –
z.B. ein halbes Glas, das ganze Glas usw. Die einzige Möglichkeit
wäre das Substantiv der Tropfen, das mit der kleineren Menge der
Flüßigkeit verbunden ist.
Es gibt jedoch Verben, für die ein entsprechendes Substativ gefund en
werden kann, vgl.:
überfliegen, (die Zeitung usw.) flüchtig durchsehen  lesen 
studieren, im Lesen begriffen sein
Hier könnte etwa das folgende Paar der Substantive angeführt
werden: die Ahnung (im Sinne der oberflächlichen Kenntnisse, bzw.
der
oberflächlichen
Verständigung)die
Kenntnis,
die
Verständigung
Wie ich schon mehrmals erwähnt habe, tritt das Verb studieren noch
in einer Verbreihe auf, und zwar in derjenigen, die etwas mit dem
Lernen zu tun hat, vgl.:
überfliegen,
etw.
nur
flüchtig
durchsehenstudierenpauken,
büffeln, ochsenes ist interessant, daß das Verb studieren auch in
diesem Sinne in der Verbindung mit denselben Substantiven steht,
wie es im Fall der oben genannten Bedeutung lesen ist. Diese
Tatsache zeigt einen sehr engen Zusammen hang der beiden Reihen
und
macht
auch
darauf
aufmerksam,
daß
die
Bedeutungsverschiebung des Verbs studieren sehr gering ist.
In beiden Fällen kann die (sich durch die modifizierte Quantität)
auszeichnende Situation auch mit den Adjektiven näher spezifiziert
65
Bei den Varianten austrinken, bis zur Neige trinken ist die in Betracht genommene
Zeitspanne länger und beschreibt solche Situation, wenn die definitive Quantität vergrößert
wird, vgl.:
Ich trinke mich nur ein bißchen an. – Was, du trinkst das Glas bis zur Neige aus!
Dagegen die Verbindung etwas auf einen Zug austrinken beschreibt die momentane,
kurzzeitige Handlung, deren Quantität sehr eng mit der Intensität verbunden ist. Es geht
darum, daß die Quantität kurzfristig größer ist, als wenn man die Handlung nur mit dem
Verb trinken beschreibt, vgl.:
Hans hat im Laufe der zehn Sekunden nur ein Paar Schlucke aus dem Glas getrunken,
während Paul ist es gelungen, das Glas auf einen Zug auszutrinken. Paul hat im
Wettbewerb gewonnen, er hat während der zehn Sekunden mehr Bier ausgetrunken.
88
werden. Es treten hier solche Adjektive wie etwa mühsam, ermüdend
oder schmerzlich zu.
Besonders interessant ist die Situation im Fall des Verbs fließen und
seiner Varianten, vgl.:
fließenüberfluten, wallen / schießen
Es kann deutlich gesehen werden, daß die Varianten des Verbs
fließen nicht für die Synonyme genommen werden können, obwohl
sie die erhöhte Quantität ausdrücken. Bei den Verben wallen,
schießen tritt noch die Relation Intensität zu, die es nicht erlaubt,
alle drei Verben generell mit solchen Substantiven wie das
Hochwasser, die Überschwemmung, die Wasserflut, die Inundation
oder die Flut zu überdecken. Diese Substantive beschreiben nur die
Situation, wenn es viel Wasser gibt, das Wasser muß jedoch nicht
mit
großer
Stärke
(=Intensität)
strömen.
Diese
Substantive
entsprechen also nur der Quantität, nicht der Intensität.
Ein bißchen anders ist die Situation bei dem Verb fragen, dessen
Verbreihe folgendermaßen aussieht:
fragenausfragenverhören, vernehmen
Hier bieten sich die Substantive das Verhör, die Einvernahme und
die Vernehmung an. Diese entsprechen jedoch nur den Verben
verhören und vernehmen, zwischen dem Verb ausfragen und diesen
Substantiven ist der Zusammenhang nicht mehr so eng (dank dem
Merkmal des Kriminellen, das die Substantive beinhalten und durch
das sich das Verb ausfragen nicht auszeichnet). Wie wir jedoch
schon im Kapitel Die Synonymie und die Verbreihen gesehen haben,
kann das Verb jn ausfragen durch jn verhören, bzw. jn vernehmen
ersetzt
werden,
das
Merkmal
des
Kriminellen
muß
jedoch
abgeschafft werden. Dieselbe Möglichkeit haben wir auch in diesem
Fall: wenn von den Substantiven das Verhör, die Einvernahme und
die Vernehmung das Merkmal des Kriminellen abgeschafft wird,
kann auch ihre Verbindung mit dem Verb jn aushören etwas enger
gemacht werden. Es muß also zu einer Bedeutungsübertragung, einer
Bedeutungsverschiebung kommen. Dieselbe Möglichkeit haben wir
auch im Fall des Substantivs das Kreutzfeuer.
89
Das Deutsche verfügt auch über das Substantiv der Fragebogen
(bzw. der Nachfragzettel). Dieses Substantiv steht dem Verb jn
ausfragen sehr nahe, auch wenn es mit einer speziellen, konkreten
Situation verbunden ist. Zweifellos drückt dieses Substantiv die
größere Quantität aus.
Im Unterschied zu dem Verb trinken verfügt das Verb essen über
einige Substantive, die die Quantität ausdrücken – z.B. der Krümmel,
bzw.
die
Schmolle.
Diese
zwei
Substantive
werden
jedoch
überwiegend in der Verbindung mit dem Nomen das Brot verwendet.
(Was das Nomen das Brot betrifft, verfügt das Deutsche auch über
die Substantive die Schnitte und die Scheibe 66 , die die kleinere
Quantität
im
Vergleich
zu
dem
Substantiv
der
Brotleib
67
ausdrücken.)
Auch andere Gerichte verfügen über die speziellen Nomina, die die
modifizierte Quantität ausdrücken, wie z.B. die Scheibe, der Schnitt
(Fleisch, Wurst), der Leckerbissen (etwas Smackhaftes). Diese
Substantive sind zwar durch das Phänomenon Quantität miteinander
verbunden, dürfen jedoch nicht für Synonyme genommen werden,
weil jedes von ihnen in einem anderen Kontext auftritt.
3.4 Die übertragene Bedeutung des Verbs
Von der übertragenen Bedeutung sprechen wir, wenn das Wort nicht
in seiner primären Bedeutung, sondern in einem semantisch
verwandtem Kontext benutzt wird. Dank dieser, sehr oft nur geringer
Bedeutungsverschiebung muß jedoch mit dem Wort, bzw. seiner
Bedeutung ganz anders gearbeitet werden. Wie kommt es zu solch
einer Bedeutungsübertragung? Aufgrund derselben, oder besser
gesagt ähnlicher Natur der widerspiegelten Handlung. Den größten
Unterschied gibt es meistens nicht in der widerspiegelten Realität,
sondern im Subjekt, der die Handlung durchführt. Dank dem Subjekt
66
In gewissen Kontexten könnte das Nomen der Leckerbissen als ein Hyponym zum
Nomen die Scheibe betrachtet werden.
67
Das Deutsche verfügt auch über den Ausdruck der Leib Käse.
90
kann das Verb auf Grund der Bedeutungsübertragung einzelne
Bedeutungskomponenten verlieren, aber auch gewinnen. Das Maß
der Bedeutungsverschiebung hängt davon ab, wie weit voneinander
die beiden Handlungen stehen und auch wie (un)gewöhnlich die
Verbindung Subjekt – Prädikat ist. Am besten kann das bei der
Analyse im Sinne der Komponentensemantik 68 demonstriert werden,
vgl. das Verb arbeiten:
0
das Herz
(der Motor)
arbeitet
0
arbeiten (den
Beruf
ausüben)
0
die Intensität +
0
0
0
die Weise
0
+
0
die
arbeiten
das Holz
arbeitet
+
Quantität 69
+
Nicht selten kann die Quantität (bzw. die Intensität) der Wörter, in
unserem Fall der Verben, nicht modifiziert werden. Dieses Phänomen
kann wieder sehr deutlich auf dem Verb arbeiten gezeigt werden:
Er hat den ganzen Tag gearbeitet.Er hat sich den ganzen Tag
geschindet.
Das Holz arbeitet (zieht sich).*Das Holz schindet / rackert sich.
Dank der Bedeutungsübertragung verlor das Verb arbeiten seine
Fähigkeit, die erhöhte / abgeschwächte Quantität (bzw. Intensität, in
diesem
Fall
hängen
beide
Phänomene
sehr
eng
zusammen)
auszudrücken.
Die anderen Beispiele zeigen uns, daß die Bedeutung sehr oft gar
nicht, oder nur ein wenig verschoben wird und trotzdem verliert das
Verb die Fähigkeit, die modifizierte Quantität auszudrücken:
 Er arbeitet geistlich.↔Er arbeitet als Tischler (= Er ist Tischler
von Beruf).
68
Die Analyse ist nicht komplett, ich wähle nur solche Komponenten aus, die für uns
interessant sind.
69
Wenn hier von der Quantität und Intensität gesprochen wird, wird eher das Potenzial
gemeint.
91
In diesen zwei Beispielen hat das Verb arbeiten die Funktion, die Art
der ausgeübten Arbeit zu beschreiben, wodurch man sein Geld
verdient. Das Verb arbeiten ist in diesem Fall ein Teil des
Komplementaritätspaares arbeiten ~ nicht arbeiten, zwischen denen
es sich keine Zwischenstufen gibt.
 Das Herz arbeitet (funktioniert) normal.↔Der Motor arbeitet
(läuft, funktioniert) gut.
Alle Verben, durch die das Verb arbeiten in dieser übertragenen
Bedeutung ersetzt werden kann, sind nicht imstande, die modifizierte
Intensität oder Quantität auszudrücken.
Ähnlich ist das auch bei dem Verb malen, vgl.:
Er malte das Bild.Er malte das Bild zu Ende.
Hier handelt es sich zwar eher um den Kontrast zwischen dem
Vorgang und dem Zustand, dieser Kontrast kann jedoch auch ein
bißchen anders genommen werden: als Kontrast der wachsenden
Quantität und der Quantität, die ihren Höhepunkt schon erreicht hat
(d.h. es handelt sich um die finale Quantität). In diesem Sinne kann
es als die Modifikation der Quantität begriffen werden. Vgl. dieses
Beispiel mit den folgenden zwei Beispielen:
Er malte (schilderte) seinem Vater aus, wie fleißig er studiert.
Hier muß man zwischen folgenden Verbbedeutungen unterscheiden:
zwischen den Bedeutungen der schriftlichen und mündlichen
Äußerung, vgl.:
1. die schriftliche Äußerung – hier kann die Quantität ganz konkret
ausgedrückt werden, vgl.:
Er hat seinem Vater auf 5 Seiten gemalt (geschildert), wie fleißig er
studiert.
Ein anderes Mittel ist auch die Aktionsart, bzw. die Konstruktion
etwas zu Ende tun.
2. die mündliche Äußerung – hier steht nur die Konstruktion etwas
zu Ende tun zur Verfügung. Eine mündliche Äußerung kann nicht so
konkret quantifiziert werden, wie es im Fall der schriftlichen
möglich ist, die einzige Möglichkeit wäre etwa die folgende:
92
Er hat seinem Vater 15 Minuten gemalt (geschildert), wie fleißig er
studiert. – hier geht es jedoch nur um die Zeitdauer (d.h. Quantität
der Zeit).
Es besteht zwar in manchen Fällen ein Verhältnis zwischen der
Zeitdauer und der definitiven Quantität, die als Resulatat einer
Handlung zu bgreifen ist; es ist jedoch relativ (wie im Fall des
Zusammenhangs Intensität – Quantität bei dem Verb arbeiten). Das
Verhältnis wird nicht nur durch diese zwei Phänomena gebildet (d.h.
Zeitdauer und Quantität), sondern es können auch andere Tatsachen
in das Verhältnis treten, die es relativ machen. 70
Er malte sich die Zukunft in den schönsten Farben aus.
Das Verb sich malen kann natürlich die Quantität nicht ausdrücken.
Das Verb gären ist ein anderes Verb, das die Quantität mittels des
Kontrastes zwischen dem Vorgang und dem Zustand ausdrückt, vgl.:
Der Wein gärt.Der Wein ist gegoren. 71
Das Verb gären verfügt auch über eine Variante mit der übertragenen
Bedeutung. In diesem Fall hat es jedoch die Bedeutung unter den
Menschen gären (und kann nur in seinen regelmäßigen Formen
benutzt werden). Auch diese Bedeutungsübertragung führt zum
Verlust der Fähigkeit, die Quantität auszudrücken (jedoch nicht die
Intensität), vgl.:
Der Wein gärt.Es gärt unter den Völkern Afrikas.
Der Wein ist gegoren.*Unter den Völkern Afrikas ist es gegärt.
Aber: Immer mehr gärte es unter den Völkern Afrikas.die
Fähigkeit, die Intensität auszudrücken, blieb erhalten
Das Verb salzen ist zwar imstande, die Quantität zu widerspiegeln,
es verfügt jedoch, wie die schon erwähnten Verben, über eine
Variante mit übertragener Bedeutung, die die modifizierte Quantität
wieder nicht ausdrücken kann, vgl.:
70
Vgl. die folgenden Beispielsätze:
Er lebte 60 Jahre.→Er lebte 80 Jahre. – hier geht es natürlich um keine Quantität.
Die Eiche wächst nur 3 Jahre.→Die Eiche wächst schon 8 Jahre. – hier ist schon der
Zusammenhang zwischen der Dauer und der Quantität deutlich, aber:
Die achtjährige Eiche, die in den Bergen wächst, ist kleiner als die dreijährige von der
Ebene.→Es tritt ein Element bei (die Seehöhe), die das Verhältnis relativisiert.
71
Hier geht es natürlich um das Maß.
93
Er hat die Suppe gesalzen.Er hat die Suppe versalzen.
Das war eine gesalzene Rechnung.*Das war eine versalzene
Rechnung.
Der Witz ist gesalzen.*Der Witz ist versalzen.
Er hat seine Rede mit humorvollen Anspielungen gesalzt. *Er hat
seine Rede mit humorvollen Anspielungen versalzen.
Nicht vergessen darf auch das Verb spalten werden. Auch dieses
verfügt über die Variante mit der übertragenen Bedeutung, die die
Fähigkeit verliert, die modifizierte Quantität auszudrücken, vgl.:
spalten:
entzweispalten
(entzweihauen,
entzweischlagen)

kleinhacken, in Stücke hauen
Der Baum hat sich in zwei Stücke gespalten.Paul hat den Knüppel
auf die Splitter gehaut.
Das Verb spalten kann jedoch auch in folgender Bedeutung
auftreten:
Die Meinungen auf die Problematik waren gespalten.was die
Quantität (und auch die Intensität) betrifft, kann das Verb spalten in
dieser Bedeutung keinesfalls modifiziert werden.
Nur am Rande: dieselbe Situation tritt auch bei der Intensität auf.
Auch in diesem Fall verlieren die Verben mit übertragenen
Bedeutungen sehr oft die Fähigkeit, die modifizierte Intensität
auszudrücken, vgl. die folgenden Beispielsätze:
Die Uhr geht.*Die Uhr geht schnell.
– das Prinzip der
Komplementarität
Ihm geht nichts über ein gutes Glas Wein.↔Am Ende geht alles auf
dasselbe hinaus.feste idiomatische Verbindungen
So geht / läuft es nicht. – keine Bewegung (aber: Es geht
schnell.*Es läuft.)
Die
Maschine
geht
/
läuft
gut.Vgl.
Der
Motor
arbeitet
(funktioniert) normal.
Der Eimer läuft. – das Prinzip der Komplementarität
Die Bedeutungsübertragung kann jedoch die Bedeutung des Verbs
auch bereichern. Dann handelt es sich um das umgekehrte
94
Phänomenon als bei den oben genannten Beispielen. Während bei
den
schon
erwähnten
Bedeutungsübertragung
Ausdrücken
ihre
die
Fähigkeit
Verben
verloren
durch
die
haben,
die
Modifikation der Quantität auszudrücken, kann die Situation auch
umgekehrt sein – die Verben, deren Bedeutung verschoben wurde,
können jetzt imstande sein, die Quantität auszudrücken. Vgl. das
Verb schinden:
die Intensität
schinden (z.B. das
Haut vom Menschen)
0
sich
schinden
(schwer arbeiten)
+
die Quantität
0
+
Am besten kann der Unterschied zwischen diesen Verben auf
folgenden Beispielsätzen demonstriert werden:
Unter großen Schmerzen hat er ihm das Haut vom Körper
geschunden.  hier kann nur die Weise ausgedrückt werden, aber
nicht die Quantität.
Er hat sich den ganzen Tag im Garten geschunden, aber endlich hat
er die Arbeit geschafft. Andere würden für dieselbe Zeit viel weniger
Arbeit tun.  schon das Beispiel zeigt uns, daß das Verb schinden
die Modifikation der Quantität ausdrücken kann. Das Verb hat also
durch die Bedeutungsübertragung ein weiteres Bedeutungsmerkmal
gewonnen. Oder besser gesagt, die durch das Verb ausgedrückte
Intensität
hat
einen
engen
Zusammenhang
zu
der
Quantität
gewonnen.
Sehr ähnlich ist die Situation bei dem Verbpaar plagen  sich plagen.
Auch hier gewann das Verb sich plagen die Fähigkeit, die Quantität
auszudrücken, was das Verb plagen nicht imstande ist. Es ist nicht
schwierig, den Ursprung dieser Bedeutungsübertragung aufzuspüren
– das Verb plagen heißt jn belästigen, während im Fall des Verbs
sich plagen das Subjekt diese Tätigkeit auf sich selbst ausübt. Dann
lag schon das Gebiet der Arbeit sehr nahe, vgl. die Beispielsätze:
95
Er hat ihn den ganzen Tag mit seinen Wehklagen geplagt. dieses
Verb kann nur die Intensität ausdrücken
Wieder habe ich mich den ganzen Tag im Garten geplagt. Die Arbeit
im Garten finde ich so widerlich! Ich habe aber viel mehr Arbeit als
mein Nachbar getan, der erklärt hat, daß er sich nicht plagen will,
daß er solch eine Arbeit völlig widerlich findet und seine Arbeit mit
Bierpausen gespickt hat. Der hat sich wirklich nicht geplagt, ab er
wieviel Arbeit hat er getan?dieses Beispiel zeigt nicht nur die
Weise, wie das Verb sich plagen seine Bedeutung von dem Verb
plagen gewonnen hat (das Adjektiv widerlich), sondern auch die
Tatsache, daß das Verb imstande ist, die modifizierte Quantität
auszudrücken.
Auch das Verb schießen ist ein Beispiel von solch einem Verb, das
durch die
Bedeutungsübertragung die
Fähigkeit
gewinnt, die
Quantität auszudrücken, oder besser zu sagen, dessen Intensität einen
engen Zusammenhang mit der Quantität gewinnt. Die ursprüngliche
Bedeutung hängt natürlich mit einer sehr heftigen, intensiven
Bewegung zusammen. Das Verb schießen gewinnt durch die
Bedeutungsübertragung sogar zwei neue Bedeutungen, vgl.:
1. Nach
dem
Startschuß
schoß
der
Renner
aus
der
Startposition.hier gewinnt, oder verliert, das Verb schießen durch
die Bedeutungsübertragung keine Bedeutungen der Intensität oder
Quantität. Immer handelt es sich um eine sehr heftige, intensive
Bewegung.
2. Aus der gebrochenen Röhre floß das Wasser. Zum Glück war der
Druck des Wasser nicht hoch und es genügte, darunter einen Eimer
zu stellen.Aus der gebrochenen Röhre schoß das Wasser. Bald war
die Küche voll von Wasser.hier handelt es sich um eine klare
Demonstration eines engen Zusammenhangs zwischen der Intensität
und Quantität. Das Wasser ist mit großer Stärke (=Intensität) aus der
Wand geschossen und das hat zur großen Menge von Wasser geführt.
Am
Rande
dieses
Problems
steht
das
Verb
studieren.
Der
Zusammenhang zwischen der Intensität und Quantität, der durch die
96
Bedeutungsübertragung entsteht, kann als ein bißchen umstritten
gesehen werden, vgl. die folgenden Verbreihen:
studierenpauken, büffeln, ochsen
(die Zeitung, das Buch) überfliegen, flüchtig durchsehen  lesen 
studieren
Wie man sehen kann, ist es bei diesen Verben nur zu einer geringen
Bedeutungsübertragung gekommen, es ist also zu keinem Gewinn
oder Verlust der Bedeutungsmerkmale gekommen. 72 Am Rande steht
dieses Verb deswegen, weil der Zusammenhang zwischen den
Begriffen Intensität und Quantität nicht so eng und ein bißchen
umstritten ist. Einerseits ist die Quantität relativ, das Maß der
Modifikation der Quantität hängt vom Subjekt, das die Tätigkeit
durchführt, und den Umstandsbedingungen ab; andererseits handelt
es sich um ein abstraktes Objekt, dessen Quantität ziemlich schwer
zu messen ist. Ich gehe davon aus, daß die größere Intensität vom
Studieren und auch vom Lesen zur größeren Quantität des Gelernten,
bzw. des Begriffenen führt, vgl.:
Worüber sprach man in dem Artikel über dem Krieg in Irak? – Ich
weiß es nicht präzis, ich habe es nur so flüchtig durchgesehen. Ich
habe es schon vergessen.
Merkst du dir endlich mindestens etwas von dem Stoff? – Sicher,
heute habe ich es nicht nur so übergeflogen wie in der vorigen
Woche, heute habe ich das wirklich studiert, ich kann also mir auch
viel mehr merken.
Das Verb stopfen drückt weder die Quantität noch die Intensität aus.
Dank einer Bedeutungsübertragung gewinnt es die Fähigkeit, die
modifizierte
Quantität
auszudrücken,
vgl.
die
folgenden
Beispielsätze 73:
Er hat den Riß mit Kitt gestopft.
Onkel hat sich seine Pfeife mit dem Tabak gestopft.
72
Ein bedeutender Unterschied zwischen diesen zwei Varianten des Verbs ist derjenige,
daß jede von ihnen einen anderen Quantitätsgrad ausdrückt (im ersten Fall – in der
Bedeutung lernen – handelt es sich um eine niedrige Quantitätsstufe, im anderen Fall – in
der Bedeutung lesen – befindet sich das Verb auf gegenseitigem Pol der Quantitätsskala).
73
In werde mich mit der Bedeutung eine Socke stopfen nicht befassen.
97
Er hat das Hemd in den Koffer gestopft.das Verb stopfen drückt in
keinem der drei Beispielsätze die Quantität oder die Intensität aus.
Aber: Er hat die Knödel gegessen.Er hat sich mit Knödeln
(voll)gestopft.Wie schon das Präfix voll- andeutet, handelt es sich
in diesem Fall um die modifizierte Quantität des Verbs essen. Dank
der Bedeutungsverschiebung ist das Verb stopfen imstande, die
Quantität auszudrücken.
3.5 Die Polysemie/Homonymie
und die
Fähigkeit,
die
Quantität auszudrücken
In der Sprache gibt es eine große Menge der Ausdrücke, die dieselbe
Form haben, sich jedoch durch die Bedeutung unterscheiden. Es
handelt sich um die Erscheinung, die Polysemie oder Homonymie
genannt
wird.
Die
beiden
Begriffe
unterscheiden
sich
folgendermaßen aus:
1. Die homonymischen Ausdrücke heben zwar dieselbe Form, sind
jedoch jeder eines anderen Ursprungs. Vgl. z.B. das Nomen die
Bank.
2. Die polysematischen Ausdrücke (Semanteme) bestehen aus den
einzelnen Sememen, die die gleiche Form haben, unterscheiden sich
jedoch durch die Bedeutung. Im Unterschied zu den Homonymen
haben sie denselben Ursprung, vgl. das Substantiv der Erzeuger.
Die polysemischen oder homonymischen Ausdrücke, in unserem Fall
Verben, kennzeichnen sich also durch dieselbe Form, dank dem
Bedeutungswechsel kann es jedoch zum Verlust der Fähigkeit
kommen, die (modifizierte) Quantität auszudrücken. Es handelt sich
jedoch
um
keine
bloße
Bedeutungsverschiebung,
keine
Bedeutungsübertragung, denn die einzelnen Bedeutungen des Verbs
hängen nicht zusammen, haben nichts gemeinsam. Es entstehen dann
Gruppen von Verben, von denen einige über die Fähigkeit verfügen,
die Quantität auszudrücken, die andere können nur die gesteigerte /
abgeschwächte Intensität widerspiegeln, und endlich gibt es auch
98
solche Bedeutungen, die völlig zum Verlust derartigen Modifikation
führen.
Wohl am deutlichsten ist dieses Phänomenon auf dem Verb scheren
zu sehen. Hier handelt es sich, wie wir auch bei anderen Beispielen
sehen werden, nicht um echte Homonyma – ihre Infinitivformen sind
zwar gleichlautend, einige morphologische Kategorien werden
jedoch teilweise anders gebildet (einige von den Verben sind
unregelmäßig und andere regelmäßig), vgl. die folgenden Beispiele:
1. Er hat den Schaf nur negligente geschoren.  Er hat den Schaf
gründlich geschoren.
Diese Äußerungen unterscheiden sich primär durch die Weise der
durchgeführten Handlung, dieser Unterschied kann jedoch auch als
eine der Ausdrucksweisen der erhöhten Quantität benutzt werden.
Die Weise, in der die Handlung durchgeführt wird, hat auch die
modifizierte Quantität als Folge.
2. Er hat sich um das Problem nur oberflächlich geschert.  Er hat
sich um die Ökologie leidenschaftlich geschert.
In diesem Fall ist das Zeitwort scheren dem Verb studieren sehr
ähnlich. Primär ist die Bedeutung Intensität 74 , die jedoch zu der
Quantität führt. Der Zusammenhang ist jedoch relativiert durch viele
außensprachliche Tatsachen, wie das Wesen des Studiums, des
Subjekt usw.
3.
Scher dich zum Teufel! / Scher dich nach Hause!  Geh weg! /
Geh nach Hause!
Hier ist es fraglich, ob es auch um eine Art der modifizierten
Intensität handelt. Ich würde die Dringlichkeit mit der Intensität
nicht verwechseln und das Verb scheren in dieser Bedeutung unter
solche Verben einordnen, die die Intensität, bzw. Quantität nicht
ausdrücken
können.
Den
Unterschied
zwischen
diesen
zwei
Varianten würde ich als stilistisch bezeichnen.
Wie wir gesehen haben, kann ein Verb sowohl über die Variante
verfügen, die imstande ist, die Quantität auszudrücken, als auch um
74
In diesem Fall wird mit der Intensität das Interesse gemeint.
99
solche Varianten, die imstande sind, entweder nur die Intensität oder
sogar keine der beiden Relationen auszudrücken. Ein anderes Verb,
das
nach
dem
Bedeutungswechsel
die
Quantität
nicht
mehr
ausdrücken kann, ist das Verb schleifen, vgl.:
1. Er schleifte den Sack mit den Kartoffeln in den Keller.  Das
Kind zog ein Spielauto hinter sich.
Wieder handelt es sich hier primär um die Intensität, das Verb drückt
jedoch, wie auch das damit zusammenhängende Objekt andeutet,
auch die Quantität (Masse) aus. Ersetzt könnte es durch d as Verb
schleppen, das auch eine Variante des Verbs ziehen ist, die die
gesteigerte Intensität (und so auch die Quantität) widerspiegelt.
Möglich ist auch eine andere Ansicht – bedeutungsmäßig können
beide Ausdrücke als Synonyma beurteilt werden und die beiden
Varianten für stilistische genommen werden. Das hängt vom
Sprachgefühl des Sprechers ab.
2. Er hat das Glas nur unsorgfälltig geschliffen.  Er hat das Glas
leidenschaftlich, intensiv geschliffen.
Interessant ist, daß das Verb arbeiten, das als ein Hyperonym zu dem
Verb schleifen (in dieser Bedeutung) bezeichnet werden kann, sich
durch einen relativ engen Zusammenhang zwischen der Intensität
und Quantität auszeichnet. Das ist jedoch bei dem Verb schleifen
nicht der Fall. Hier handelt es sich um die Intensität, deren
Modifikation zur gesteigerten / abgeschwächten Quantität nicht
führt.
Das Verb schleifen hat jedoch noch eine Bedeutung, die nur die
Intensität, nicht die Quantität ausdrücken kann, vgl.:
Die Soldaten wurden geschliffen. = Die Soldaten wurden gedrillt.
Wir dürfen das Verb wiegen nicht vergessen. Dieses kann mehrere
Bedeutungen haben und je nach diesen Bedeutungen ist es imstande,
die Quantität oder Intensität, oder keine der beiden auszudrü cken,
vgl.:
1. Wenn es die Bedeutung das Gewicht zu messen hat, kann
natürlich keinerfalls von der Quantität oder Intensität die Rede sein.
100
2. Falls es um die Bedeutung Gewicht zu haben geht, ist das Verb
wiegen natürlich imstande, die Quantität auszudrücken. Es müssen
jedoch Zahlwörter gebraucht werden.
3. In der Bedeutung sich / jemanden schaukeln kann es sich um die
Modifikation der Intensität handeln, jedoch nicht um die Quantität,
vgl.:
Wiege sich nicht so viel, du könntest fallen!Sie wiegte sich in den
Hüften.
4. Eine andere Bedeutung, bei der wohl von der Modifikation der
Quantität die Rede sein könnte, ist die folgende: etwas (z.B. die
Petersilie) mit dem Messer auf kleine Stücke (zer)schneiden . Die
Verbreihe würde dann folgendermaßen aussehen:
schneiden: entzweischneiden  kleinschneiden (bzw. in kleine
Stücke zerschneiden), wiegen
Die Verben kleinschneiden (bzw. in kleine Stücke zerschneiden) und
wiegen dürfen natürlich nicht als Synonyme betrachtet werden. Vgl.
die einzelnen Bedeutungen:
kleinschneiden – etwas in kleine Stücke zerschneiden  wiegen etwas
(v.a.
Gemüse)
schneidenwährend
im
mit
dem
ersten
Messer
Fall
das
auf
kleine
Werkzeug
Stücke
und
das
Gegenstand nicht spezifiziert werden, sind diese beim Verb wiegen
nicht beliebig
Sehr nahe steht dem Verb wiegen auch die Bedeutung des Verbs
schnitzeln.
3.6 Indirekt ausgedrückte Bedeutungen
In meisten Fällen können wir in der realen Welt auch auf die
Ursachen derjenigen Phänomene schließen, die wir im gegenwärtigen
Augenblick beobachten. Es ist jedoch fraglich, ob die Ursachen der
Handlungen, die sprachlich ausgedrückt werden, auch in der Sprache
widergespiegelt werden. Meiner Meinung nach kann das Problem auf
zweierlei Weise erfaßt werden:
101
1. Das Zeichen, der Ausdruck impliziert auch die Ursache der in der
realen Welt durchlaufenden Handlung – etwa in der Form eines
Semes
2. Die Ursachen werden in der Sprache nicht widergespiegelt. Die
einzelnen Verhältnisse sind dann sprachtranszendent und können als
gebrauchsgebundene Präsuppositionen bezeichnet werden.
Meiner Meinung nach ist dieses Verhältnis zwischen der erhöhten
Quantität und deren Ursache ein Bestandteil der Sprache, siehe z.B.
die folgenden Wortbedeutungen:
müde, erschöpft – durch irgendeine Tätigkeit kam es zum Verlust der
Energie, der Kräfte
scheuern – irgendeine Unreinigkeit beseitigen
Die modifizierte Quantität einer gegenwärtigen Tatsache ist auch oft
mit der veränderten Quantität oder Intensität in der Vergangenheit
verbunden, mit dem erhöhten / abgeschwächten Maß der Ursache,
vgl.:
das Verb (drückt die erhöhte
die Ursache
Quantität oder Intensität 75 aus)
gierig essen/trinken
Hunger/Durst, Appetit
wallen 76
z.B. Regen
müde, erschöpft sein
Arbeit, Tätigkeit
scheuern
schmutzig
Bei allen diesen Verben kann man auch auf wahrscheinliche
Ursachen schließen. Je nachdem, ob eine Quantität wieder mit der
Quantität Hand in Hand modifiziert wird oder eine Quantität mit
einer Intensität, können diese Verben in mehrere Gruppen eingeteilt
werden:
1.
die erhöhte Quantität in der Gegenwart weist auf die erhöhte
Intensität in der Vergangenheit zurück, vgl.:
75
Auf dieser Stelle arbeite ich mit dem Begriff Intensität, weil sie oft mit der modifizierten
Quantität in der Vergangenheit zusammenhängt (siehe weiter).
76
Als eine Quantitätsstufe von fließen.
102
essenHunger
(kleine
Menge
der
Lebensmittel
in
der
Vergangenheit) 77, Appetit
trinken Durst (kleine Menge der Getränke in der Vergangenheit),
Appetit, vgl. die Beispielsätze:
Als ich sah, mit welchem Appetit er sein Abendessen aß, dachte ich
mir: Er hat sich wieder den ganzen Tag nichts zum Essen gekauft!
Er hat das Glas auf einen Zug ausgetrunken. Der hatte aber Durst!
Das Zeitwort essen kann jedoch in zwei Richtungen modifiziert
werden:
a)
essensich vollessen, sich satt essen
Hier wird nichts von der Ursache, vom Hunger, bzw. größerem
Appetit gesagt. Im Hintergrund des Verbs sich vollessen steht jedoch
eine andere Tatsache– es gibt genug Essen, d.h. man kann sich
vollessen, vgl.:
Die Mutter bereitete ihrem Sohn ein großes Abendessen vor, damit
er sich nach dem schweren Tag satt essen kann.
Als er den leeren Kühlschrank sah, wurde er böse: Wie soll ich mich
vollessen?
b)
essengierig essen
In diesem Fall wird schon etwas von der Ursache in der
Vergangenheit ausgesagt. Von der Tatsache eines „gierigen Essens“
kann auf Hunger, bzw. Appetit geschloßen werden.
Derselbe Fall ist das Verb trinken. Auch hier ist gieriges Trinken
mit größerem Durst verbunden. Der Appetit spielt hier schon eine
kleinere Rolle – vielleicht mit der Ausnahme des Alkoholtrinkens,
dann handelt es sich jedoch schon um übertragene Bedeutungen,
vgl.:
Er hat sein Bierglas auf einen Zug ausgetrunken. Das Bier schmeckt
ihm heute so gut!
Er hat die Brause auf einen Zug ausgetrunken. Nach dem Fußball hat
er immer einen so großen Durst!
77
Im Fall des Verbs essen kann man eine Interessante Entwicklung beobachten: die
kleinere Quantität (der Nahrungsmittel) führt zur größeren Intensität (des Hungers), die zur
größeren Quantität (beim Essen) führt. Dasselbe gilt auch für das Verb trinken.
103
Ein „gieriges Trinken“ kann ausnahmsweise auch andere Ursachen
haben. Stellen wir uns solche Situation vor:
Er hat sein Kaffee auf einen Zug getrunken. – Hier kann von
größerem Durst oder Appetit 78 keine Rede sein. Es handelt sich hier
eher um Hast, bzw. eine Art Sucht, die zur unbewältigter Lust auf
Kaffee führt:
Auf der Straße begann sie fast in Ohnmacht zu Falln. Kaffee!,
seufzte sie still. Als sie ihn bekam, trank sie ihn auf einen Zug.
Der Bus fährt in zehn Minuten! Er warf seine Jacke auf sich, trank
seinen Kaffee auf einen Zug und schoß aus dem Haus auf die Str aße.
2.
Die größere Quantität eines Geschehens in der Gegenwart
hängt mit der größeren Quantität eines anderen Geschehens in der
Vergangenheit, vgl.:
wallenRegen
Jedem, der den überschwemmten Fluß sah, war klar: in den Bergen
regnet es wieder stark! 79
Der Zusammenhang zwischen diesen zwei Tatsachen kann auch ein
bißchen anders beschrieben werden – es handelt sich um ein
Geschehen, dessen größere Intensität mit der größeren Intensität
eines anderen Geschehens in der Vergangenheit zusammenhängt.
Durch die modifizierte Intensität wird jedoch auch die Quantität
modifiziert, in diesem Fall können also die Begriffe Quantität und
Intensität verwechselt werden (im Fall des Nomens der Regen, bzw.
des Verbs regnen).
3.
Die gegenwärtige modifizierte Intensität hängt mit der
erhöhten / abgeschwächten Quantität (bzw. Intensität, es hängt vom
Sichtpunkt ab, welchenTermin man gebraucht) in der Vergangenheit
zusammen, vgl.:
müde,
erschöpft
sein
(als
ein
erhöhter
Grad
vom
Begriff
müde)Arbeit, Tätigkeit
78
Vgl.: Er trank seinen Kaffee mit Genuß. Der schmeckt so gut! Den ganzen Tag hatte er
Lust darauf.
79
Auf diesem Beispiel kann klar der Zusammenhang zwischen zwei Geschehen in der
Gegenwart und Vergangenheit gesehen werden: das Wasser im überschwemmten Fluß fällt
nicht gleich zusammen, wenn der Regen aufhört.
104
scheuernschmutzig
Jenes Tages kam er völlig erschöpft nach Hause. Im Herbst gibt es
im Garten so viel Arbeit!
Ein bißchen anders wird die Situation, wenn die Ursache nicht mit
dem Substantiv Arbeit, sondern mit dem Verb arbeiten beschrieben
wird. Während es sich bei dem Substantiv Arbeit entweder um die
Modifikation der Quantität oder der Intensität handeln kann, geht es
dagegen bei dem Zeitwort arbeiten lediglich um die Intensität. Die
Intensität und Quantität hängen jedoch wieder sehr eng zusammen –
die erhöhte Intensität der Handlung (arbeiten) führt zur größeren
Quantität der geleisteten Arbeit, vgl.:
Du mußt heute schwer arbeiten (Intensität), damit du die große
Menge der Pflichten (Quantität) schaffst.
Auch die größere Intensität des Scheuerns hängt mit der Quantität
des Schmutzstoffes zusammen, der in der Vergangenheit verursacht
wurde, vgl.:
Als sie den Schmutz auf dem Fußboden sah, wurde sie fast
ohnmächtig. Dies wird sie wieder stundenlang s cheuern müssen!
Es gibt jedoch einen Unterschied zwischen dem Verb scheuern und
den Adjektiven erschöpft, müde, bzw. zwischen ihren Ursachen.
Was die Quantität, bzw. die Intensität betrifft, gibt es keinen
Unterschied zwischen den Ausdrücken der Schmutz und schmutzig.
Beide drücken die Quantität aus 80 (die wird natürlich mittels der
Adverbien ausgedrückt, die Ausdrücke der Schmutz und schmutzig
enthalten kein Sem der Quantität).
3.7 Stil und Kontext
In der deutschen Sprache gibt es zahlreiche Verben, die denselben
Maß
der
Quantität
ausdrücken.
80
Diese
dürfen
jedoch
Ein bißchen anders ist es beim Verb verschmutzen, vgl.:
Er ist gestolpert und sich sehr vom Kot verschmutzt. – Quantität
Er hat sein Gesicht gründlich mit dem Kot verschmutzt. – Intensität, die zur größeren
Quantität führt
105
nicht
synonymisch, im beliebigen Kontext gebraucht werden, sondern es
muß unterschieden werden, um welche Situation es sich handelt,
welchen Adressaten unsere Aussage hat. Man muß die feinen
Unterschiede unter den einzelnen Stilen in Betracht nehmen. Im
Prinzip
ist
unter
drei
Stilen
zu
unterscheiden
–
dem
umgangsprachlichen (alltäglichen), dem wissenschaftlichen und dem
literarischen
(poetischen)
Stil.
Die
Ausdrücke,
die
in
unterschiedliche Kontexte gehören, dürfen nicht verwechselt werden,
obwohl ihre eigene Bedeutung synonymisch 81 ist. Am deutlichsten
kann diese beschränkte Freiheit der Wahl an denjenigen Verben
gesehen werden, die wir im üblichen Leben am häufigsten
gebrauchen - essen, trinken und arbeiten. Unter den synonymischen
Bedeutungen dieser Wörter gibt es überwiegend umgangsprachliche
Ausdrücke, die nicht in jedweder Situation gebraucht werden
können, vgl. Beispiele:
arbeiten – umgangsprachliche Varianten:
schwer arbeiten = malochen, robotern, barabern, sich schinden, sich
rackern, sich placken, sich plagen, schuften
unsorgfältig = pfuschen, hudeln
nicht arbeiten = sich Grippe nehmen, blaumachen
Man sieht, daß der Wortschatz der Umgangssprache, des sog. „nicht
offizielen“ Stils viel reicher ist als des formalen Stils. Die meisten
Ausdrücke, die ich hier erwähnt habe und die die einzelnen
Intensitätsstufen (und damit auch Quantitätsstufen, das Verb arbeiten
ist eines der Zeitwörter, die solche Handlungen widerspiegeln, bei
denen die Intensität sehr eng mit der Quantität zusammenhängt)
beschreiben, dürfen im formalen, neutralen Stil nicht gebraucht
werden. Im höheren Stil müßte eine Umschreibung mit einer
Adverbialbestimmung gewählt werden, vgl.:
Die
Süddeutsche
Zeitung:
„Der
weltbekannte
tschechische
Wissenschaftler Antonín Holý hat wieder ein neues Medikament
81
Der Stil ist einer der überzeugendsten Argumente der Komponentialsemantik, daß es in
der Sprache keine absoluten Synonyme gibt.
106
entdeckt. Um diesen Erfolg zu erreichen, mußte er mehrere Jahre in
seinem Labor schwer arbeiten.“
Der Arbeiter kam nach Hause. Er hatte eine schlechte Laune: „Ich
habe mich auf unsere Kinder gerackert und du konntest nicht einmal
die Einkäufe machen!“
Bei dem Verb essen ist die Situation, im Vergleich zu dem Verb
arbeiten, ein bißchen anders. Hier muß der Sprecher v.a. auf derbe,
saloppe Ausdrücke aufpassen, vgl. Beispiele:
essen:
derbe,
also
in
der
alltäglichen
Kommunikation
nicht
brauchbare Varianten:
viel essen = sich vollfressen, sich den Bauch vollschlagen, sich satt
fressen, (auf)fressen, den Wanst anfüllen
umgangsprachliche Varianten desselben: sich vollstopfen, schlucken
neutrale Varianten: gierig essen, sich satt essen
Die derben, vulgären Varianten, die meistenteils aus der Welt der
Tiere stammen, können neben der größeren Quantität (die in diesem
Fall nicht so eng mit der Intensität zusammenhängt, wie es bei dem
Verb arbeiten der Fall war) noch eine Nebenbedeutung ausdrücken:
unanständig essen. Das ist auch der Grund, warum die Ausdrücke in
der üblichen Kommunikation nicht gebraucht werden können.
Interessant ist die Situation auch auf dem Gegenpol der Skala. Auch
bei den Ausdrücken, die mit wenig essen umschrieben werden
können, muß unter den Stilen unterschieden werden:
wenig essen: umgangsprachliche Varianten: im Essen stochern
neutrale bis literarische (poetische) Varianten: naschen
Die primäre Bedeutung des Verbs naschen ist natürlich etwas
smackhaftes mit Genuß essen, sekundär schließt sich jedoch auch die
Bedeutung langsam, in kleinen Mengen 82 essen an, vgl. die folgenden
zwei Aussagen:
Sie naschte den ganzen Abend die Leckerbissen, die auf dem Teller
lagen.
Ohne Scham stopfte sie sich mit der Geburtstagstorte.
82
Diese Bedeutung enthält auch die primäre Bedeutung des Ausdruckes. Sie ist mit der
Verbindung mit Genuß ausgedrückt.
107
Bei dem Verb trinken handelt es sich wieder, wie beim Zeitwort
essen, meistensteils um derbe Ausdrücke, die nicht in offizieller
Situation gebraucht werden dürfen. Sie werden oft in der Bedeutung
Alkohol
trinken
benutzt
und
haben
also,
wie
die
saloppen
Äquivalente des Verbs essen, auch die Nebenbedeutung unanständig
trinken, vgl.:
viel Alkohol trinken: saufen, zechen, kneipen, schlucken, zwitschern
wenig, einmalig Alkohol trinken: jemandem einen Trunk zubringen,
auf jemanden einen Trinksspruch ausbringen
wenig trinken: nuckeln
Das Verb nuckeln drückt jedoch eher die kleinere Intensität aus, die
unbedingt mit der kleineren Quantität nicht zusammenhängen muß.
Die Quantität hängt in diesem Fall auch von anderen Faktoren ab,
wie z.B. von der Länge der Handlung. Eine lange, auch wenn nicht
intensive Handlung kann zur größeren Quantität führen.
Was den Kontext (der vom Begriff Stil unterschieden werden muß,
auch wenn die beiden Begriffe einander sehr nahe stehen) 83 betrifft,
gibt es Fälle, wenn ein Verb in zwei verschiedene Verbreihen gehört,
vgl.: das Verb studieren:
1.
studierenpauken, büffeln, ochsen, stucken
2.
überlesenlesenstudierenentziffern
Die Handlungen, die in der Sprache durch die Ausdrücke lesen und
studieren (lernen) ausgedrückt werden, überlappen sich im großen
Maße. Dank dieser Verwandschaft kann das Verb studieren in zwei
Bedeutungen, in zwei naheliegenden Kontexten gebraucht werden.
Jedoch handelt es sich eher um die erhöhte Intensität, die nicht
unbedingt die Quantität beeinflussen muß. Die Quantität hängt auch
83
Kontext - der bedeutungsmäßige Zusammenhang in der sprachlichen Äußerung, der
Zusammenhang des gegebenen Satzes (Satzgliedes) mit den benachbarten Sätzen
(Satzgliedern)
lat. – die Verbindung, der Zusammenhang
lit. – ein zusammenhängender Teil des Textes, in dem es möglich ist, die gemeinsamen
tematischen, sprachlichen und kompositorischen Zusammenhänge zu bestimmen.
Stil – lat. das Stecheisen, der Stichel – die Auswahl und die Weise des Gebrauchs der
sprachlichen Mittel und Verfahren, die für eine bestimmte Funktion, Situation und Form
und bestimmtes Individuum typisch ist.
108
von anderen Faktoren ab, wie etwa den Fähigkeiten des Subjekts
oder der Schwierigkeit des Stoffes.
3.8 Die Relativität der durch die steigende Intensität
ausgedrückten Quantität 84
Die Quantität, bzw. Intensität, die durch das Verb sprachlich
widergespiegelt wird, ist natürlich höchst subjektiv und relativ. In
vielen Fällen wird so vielmehr als die modifizierte Quantität die
subjektive Stellung des Sprechers zur Situation ausgedrückt. Die
Sprache kann also oft die reale Wirklichkeit nicht exakt beschreiben
und eher die inneren Einstellungen des Subjekts widerspiegeln. Am
deutlichsten kann es in verschiedensten Gesprächen gesehen werden,
in denen der Sprecher und der Adressat unterschiedliche Stellungen
zur behandelten Situation äußern, vgl.:
A: Es regnet wie mit Kübeln!
B: Das ist doch kein Regen, es nieselt nur.
Dieses Mini – Gespräch erlaubt uns nicht, sich eine Vorstellung von
der Situation zu machen. Das Einzelne, wovon wir erfahren können,
sind die subjektiven Einstellungen der beiden Teilnehmer der
Konversation zur Situation, wie die beiden die Realität (das Regen)
empfinden. Um die reale Situation beurteilen zu können, müssen
auch außersprachliche Tatsachen in Betracht genommen werden, d.h.
die genaueren Kenntisse der beiden Teilnehmer, bzw. der Intention,
84
Es ist höchstens fraglich, ob der Zusammenhang zwischen der Intensität und Quantität
sprachimmanent oder sprachtranszendent ist. Ich neige zu der Behauptung zu, daß dieser
Zusammenhang sprachimmanent ist. Als Beweis dafür führe ich die Bedeutung des Verbs
arbeiten an:
arbeiten – Energie, Kraft ausgeben (Intensität) und dadurch eine gewisse Menge neuer
(geistlicher, materieller) Produkte schaffen (Quantität).
 mehr arbeiten – mehr Energie, Kraft ausgeben und dadurch (potentiell – siehe weiter)
mehrere Produkte schaffen.  Zusammenhang der steigenden Intensität und der steigenden
Quantität
Die Intensität und die Quantität sind vor allem Erscheinungen, die primär voneinander
unabhängig sind. Jedoch – wie das Verb arbeiten zeigt - gibt es auch Fälle, wenn sie
einander bedingen.
109
des Grundes, warum A oder B mit ihren Ausdrücken die Wirklichkeit
verzerren, vgl.:
A: Es regnet wie mit Kübeln!
B: Das ist doch kein Regen, es nieselt nur. Ihr verwöhnte Städtler!
Diese Konversation erlaubt uns, sich ein genaueres Bild von der
Situation zu machen. Von der zugegeben Information – A stammt aus
der Stadt und B kommt aus dem Lande, von der Kenntnis der
Mentalität der Bewohner der beiden Lokalitäten können wir auch auf
die persönlichen Züge der beiden Teilnehmer des Gesprächs
schlußfolgern.
Doch
ist
für
einen
fernstehenden
Hörer
der
Konversation die Situation noch ziemlich verzerrt.
A: Es regnet wie mit Kübeln!
B: Quatsch! Das ist doch kein Regen, es nieselt nur. Beeile dich,
damit wir noch heute auf den Berg hinaufsteigen!
Die durch B ausgedrückte Intention hilft uns viel mehr, sich die
Situation vorzustellen. B würdigt die Situation herab, um erfüllen zu
können, was die beiden heute vor sich haben. Wieder ist die
Bewertung der Situation nicht präziß, denn wir wissen nichts von den
persönlichen Zügen der beiden Teilnehmer des Gesprächs. Die
genauste Beschreibung der Wirklichkeit wäre die folgende:
A: Es regnet wie mit Kübeln!
B: Das ist doch kein Regen, es nieselt nur. Beeile dich, du verwöhnte
Städtler, damit wir noch heute auf den Berg hinaufsteigen!
Je mehr zugegebene Informationen, die die Teilnehmer, bzw. ihre
Intentionen näher spezifizieren, desto genauer können wir uns die
Realität vorstellen. Wir werden jedoch niemals imstande sein, zu
entscheiden, welche der beiden sich widersprechenden Aussagen die
reale Welt beschreibt.
Ein bißchen anders ist die Situation bei solchen Verben, bei denen
die Intensität Hand in Hand mit der Quantität steigt. Diese Verben
können in zwei Gruppen eingeteilt werden, je nachdem, ob die
ausgedrückte Quantität relativ ist:
1.
fließen, verschmutzen
110
Diese Verben drücken neben der modifizierten Intensität auch die
modifizierte Quantität aus. Diese kann nicht relativiert werden, weil
es bei diesen Tatsachen keine Faktoren gibt, die die Relativierung
erlauben würden,vgl.:
Die Quelle sprudelte heftig hervor. Bald war der Brunnen voll von
Wasser.
Wütend warf er Kot auf ihn. Ihn einigen Augenblicken war er völlig
vom Kot verschmutzt.
Diese Aussagen behalten keine Anzeichen, daß es nicht sprachlich
ausgedrückte Tatsachen gibt, die andeuten könnten, daß die erhöhte
Intensität nicht zur erhöhten Quantität führen könnte.
2.
arbeiten, studieren
Hier ist es nicht mehr sicher, daß die erhöhte Intensität auch zu der
modifizierten Quantität führen muß. Es gibt Faktoren, die diesen, in
der
Wortbedeutung
erhaltenen
Zusammenhang
zwischen
den
Relationen Intensität und Quantität unterbrechen können. Im Fall
der Verben arbeiten und studieren handelt es sich v.a. um
menschliche Faktoren und die Natur des bearbeiteten, bzw.
studierten Objektes, vgl.:
Obwohl er sich viel mehr als gestern in das Problem vertiefte, hat er
viel weniger als gestern geschafft. Heute war das Problem so schwer
und ihm dauerte es so lange, einige Tatsachen zu begreifen!
Er arbeitete mit einem viel größeren Einsatz als die anderen.
Trotzdem hat er viel weniger geschafft als seine Mitarbeiter. Er war
so ungeschickt! 85
Wie
die
beiden
angeführten
Beispiele
zeigen,
wird
der
Zusammenhang zwischen der Intensität und Quantität durch viele
außersprachliche Faktoren bestimmt. Werden diese nicht angegeben,
schließt man von seiner Erfahrung, daß durch die erhöhte Intensität
(Einsatz) auch die Quantität entsprechend modifiziert wird.
85
Man könnte also auch sagen, daß der Zusammenhang zwischen der Intensität und
Quantität in der Wortbedeutung des Verbs arbeiten in seiner Potentionalität enthalten ist.
Wenn jedoch keine Umstände angegeben sind, die den Zusammenhang relativieren
könnten, gilt dieser Zusammenhang für wirklich.
111
Ein bißchen verzerrt kann auch der Zusammenhang zwischen der
eigentlichen Bedeutung und der indirekt ausgedrückten Bedeutung
(der Ursache) sein, vgl.:
müde, erschöpftarbeiten
In diesem Zusammenhang spielt wieder die Relativität eine große
Rolle.
Die
erhöhte
Intensität
der
mit
dem
Verb
arbeiten
ausgedrückten Handlung kann, muß jedoch nicht, zum größeren Maß
der Müdigkeit führen. Diese zweifache Modifikation hängt wieder
von den nicht sprachlich ausgedrückten Faktoren ab – wie etwa von
den persönlichen Eigenschaften oder den äußerlichen Bedingungen,
vgl.:
Den ganzen Tag hat er so schwer gearbeitet und jetzt geht er noch
tanzen. Woher nimmt er immer seine Energie?
Wie man auf dem Beispiel sehen kann, ist der Zusammenhang nicht
beiderseitig. Der höhere Grad der Müdigkeit weist zwar auf die
höhere Intensität der Arbeit zurück, umgekehrt gilt dieses jedoch
nicht – die höhere Intensität der Arbeit kann, muß aber nicht zum
größeren Maß der Müdigkeit führen. 86 Um die Unsicherheit und
Unklarheit
abzuschaffen,
müssen
noch
weitere
Informationen
hinzugefügt werden, die den Täter näher spezifizieren, vgl.:
Der an die schwere Arbeit gewöhnte Paul schaffte unermüdlich den
ganzen Tag.Resultat - niedrigere Maß der Müdigkeit
Der schwache Erik schaffte unermüdlich den ganzen Tag. Resultat
- höhere Maß der Müdigkeit
Die Ausdrücke, die die modifizierte Quantität (bzw. Intensität) in
der realen Welt sprachlich widerspiegeln, sind also oft sehr unpräziß
und müssen durch weitere Informationen ergänzt werden, um die
Relativität der so ausgedrückten Quantität abzuseitigen.
86
Die Ausdrücke müde, erschöpft implizieren also die Bedeutung einer erschöpfenden
Tätigkeit (oder der Krankheit), bzw. der großen Menge irgendeiner Tätigkeit, im Gegensatz
dazu impliziert jedoch das Verb arbeiten das Sem müde nicht - der Zusammenhang ist also
relativ.
112
3.9 Wortarten, die signalisieren, daß im Satz ein Verb
steht, das die Quantität ausdrückt
Das Verb steht natürlich im Satz meistens nicht isoliert, einsam.
Meistens ist es in seiner Bedeutung durch mehrere Satzglieder
unterstützt, die vom ihm abhängen, in meisten Fällen ist seine
Bedeutung erweitert. Dieses Phänomenon kann selbstverständlich
auch bei solchen Verben gefunden werden, die die modifizierte
Quantität ausdrücken. Die Verben sind dann mit den Satzgliedern
verflochten, die signalisieren, daß im Satz ein Verb steht, das die
Quantität ausdrückt. Wie wir sehen werden, muß dieses Satzglied
nicht einmal von dem Verb syntaktisch abhängen. Es handelt sich um
eine Form der Termine Anaphora und Kataphora, mit denen die
Textlinguistik operiert; jetzt bewegen wir uns jedoch auf der Ebene
des Satzes. Dieses Phänomenon wird nicht selten im Unterricht der
fremden Sprachen gebraucht (siehe weiter und auch das Kapitel über
die Anwendung der in meiner Dissertation entwickelten Theorien in
der Praxis).
Im Prinzip haben alle Wortarten (vielleicht nebst den Präpositionen
und
Partikeln)
die
Fähigkeit,
die
modifizierte
Quantität
auszudrücken. Dieselbe Behauptung kann jedoch nicht in solcher
Situation aufgestellt werden, wenn von solchen Wortarten die Rede
ist, die die Anwesenheit des Verbs signalisieren, das die Quantität im
gewissen Maß ausdrückt. In solchem Fall muß das Verzeichnis der
Wortarten auf das Substantiv, Adjektiv, Numerale Adverb und
Interjektion begrenzt werden. Das Pronomen kann zwar die
vergrößerte, bzw. verkleinerte Quantität signalisieren, jedoch nur im
Rahmen der Singulars und Plurals, was nicht zu der in dieser Arbeit
behandelten Problematik gehört (vgl. die folgenden Beispielsätze:
Er hat Flöte gespielt.Sie haben Flöte gespielt.ABER: Jeder hat
Flöte gespielt. (auch wenn das Pronomen jeder semantisch den Plural
ausdrückt, steht es im Singular und in derselben Form steht auch das
Verb)).
113
Für die eigentliche Analyse muß die ganze Problematik in zwei
Bereiche unterteilt werden:
1. Die Wortarten (bzw. Satzglieder) signalisieren, daß im Satz ein
Verb steht, das die vergrößerte, bzw. verkleinerte Quantität
ausdrückt.
2. Die Wortarten (bzw. Satzglieder) signalisieren, daß im Satz ein
Verb steht, das ein Prozeß der Modifikation der Quantität ausdrückt.
Die ganze Problematik kann unter zwei Sichtpunkten untersucht
werden, je nachdem, welche Ausdrücke aus dem Bereich der
Grammatik wir gebrauchen:
1. Morphologisch – das heißt mit den Terminen das Substantiv,
Adjektiv, Adverb und Interjektion zu operieren
2. Syntaktisch – das heißt mit den Terminen Subjekt, Attribut und
Umstandsbedingung zu operieren.
Obwohl wir uns auf dem Gebiet der Satzsyntax befinden, werde ich
lieber die morphologische Terminologie gebrauchen, weil sie
genauer ist (ich müßte sie ebenso gebrauchen, um das Satzgleid
näher zu spezifizieren).
Was ein nicht übersehbares Signal der Anwesenheit des Verbs ist,
sind auch die para - und nonverbalen Mittel. Wie wir sehen werden,
spielen sie hauptsächlich im Fall der Interjektionen eine besonders
große Rolle.
Die ganze Problematik kann also, wie schon oben aufgeführt worden
ist, in zwei Bereiche eingeteilt werden:
1. Die Wortarten (bzw. Satzglieder) signalisieren, daß im Satz ein
Verb steht, das die vergrößerte, bzw. verkleinerte Quantität
ausdrückt. In diesem Fall können die Funktion eines Signal wortes
folgende Wortarten spielen: das Substantiv, das Adjektiv, das
Adverb und die Interjektion. Die Art des Zusammenhangs ist jedoch
bei jeder der Wortarten anders:
a) Das Signalwort ist durch das Substantiv repräsentiert. Syntaktisch
ist hier von dem Subjekt die Rede, vgl. die folgenden Beispielsätze:
Die Masse des Wassers flutet durch das Flußbett.
114
Der Schwirrvogel / der Schmetterling flattert, indem der Adler auch
segeln kann.
Immer handelt es sich um solch einen Fall, wenn die modifizierte
Quantität des Substantivs mit derjenigen des Verbs korrespondiert.
Bei dem zweiten Beispielsatz ist der Zusammenhang jedoch ein
bißchen anders: die kleine Quantität (der Schwirrvogel) hängt mit
der größeren Quantität (d.h. Frequenz der Flügelschläge) und der
kleineren Extensität (des Flügelschlags) zusammen (und umgekehrt).
b) Das
Signalwort
wird
durch
das
Adjektiv
repräsentiert.
Syntaktisch ist in diesem Fall vom Attribut die Rede.
Was den quantitativen Zusammenhang zwischen dem Adjektiv und
Verb betrifft, kann das Adjektiv zwei Rollen spielen:
 Das Adjektiv unterstützt in seiner attributiven Funktion die
Bedeutung des Substantivs (in diesem
Fall
die modifizierte
Quantität). Das Verhältnis zu dem Verb bildet (wie unter Punkt a))
das Substantiv, das Adjektiv hat nur eine subsidiäre Funktion, vgl.:
Eine riesengroße Masse des Wassers flutet durch das Flußbett.
Der kleine Kolibri / Schmetterling flattert, indem der große Adler
auch segeln kann.
Das Adjektiv drückt also denjenigen semantischen Riß aus, der schon
in der Bedeutung des Substantivs enthalten ist:
die Masse 87 – große Menge von etwas
der Kolibri (der Schwirrvogel) – ein kleiner tropischer Vogel
der Schmetterling – ein (kleines) Insekt
der Adler – ein großer Raubvogel
 Das
Adjektiv
drückt
in
seiner
attributiven
Funktion
die
modifizierte Quantität aus, das Adjektiv ist also das Element, das das
Verhältnis zu dem Verb bildet. Es drückt einen semantischen Riß
aus, der in der Bedeutung des Subjekts nicht enthalten ist, vgl.:
Der kleine Vogel flattert, indem der große Vogel segelt.
Durch das Flußbett flutet eine große Wassermenge.
Der Begriff die Masse hat natürlich zwei Bedeutungen – die neutrale (die Menge) und die
der großen Quantität. Die Bedeutung der großen Menge ist jedoch die erste, die dem
Zuhörer als die erste einfällt.
87
115
Die Bedeutung der in diesen zwei Beispielen genannten Substantive
ist, was die Quantität betrifft, ganz neutral, das Verhältnis zu dem
Verb muß also durch deren Attribute aufgebaut werden.
c) Das Signalwort wird durch das Adverb repräsentiert. Syntaktisch
spielt das Adverb die Rolle einer Umstandsbedingung. Wie wir auf
den Beispielsätzen sehen werden, muß das betreffende Umstandswort
gar nicht die Quantität ausdrücken (sondern die Intensität und die Art
und Weise), vgl.:
Der Adler segelte bedächtig unter den Wolken.
Der Perpendikel pendelte langsam.  Der Perpendikel pendelte
schnell.Hier geht es zwar primär um die Intensität, sekundär kann
jedoch auch von der Quantität (bzw. Frequenz) die Rede sein.
Wieder handelt es sich um den Zusammenhang zwischen der
Intensität und der Quantität, indem die modifizierte Intensität zu der
modifizierten Quantität führt.
Man kann auch folgenden Typ erwähnen: Schau, wie das Wasser
flutet! Es handelt sich eigentlich um eine ähnliche Verbindung, wie
sie unter 1. d) erwäht wird (d.h. Signalisierung durch eine
Interjektion).
d) Das Signalwort wird durch die Interjektion signalisiert. Weil die
Interjektion sehr bedeutungsarm ist, muß dieses Verhältnis auch
durch para – und nonverbalen Sprachmittel unterstützt werden
(Intonation, Gebärden etc.), vgl.:
Ooh, das Wasser flutet durch das Flußbett! ( +die paraverbalen und
nonverbalen Sprachmittel)
2. Die Wortarten (bzw. Satzglieder) signalisieren, daß im Satz ein
Verb steht, das ein Prozeß der Modifikation der Quantität ausdrückt.
Die Wortarten, die imstande sind, dieses Verhältnis aufzubauen, sind
das Substantiv, das Adjektiv, das Numerale, das Adverb und die
Interjektion.
a) Das Signalwort wird durch das Substantiv repräsentiert. Das
Substantiv ist jedoch ganz anderer Art als die oben aufgeführten
Substantive – es bezeichnet entweder den Verursacher (agens) oder
„die Opfer“ (patiens) der Modifikation. Danach können die
116
Substantive syntaktisch in zwei Gruppen eingeteilt werden – je
nachdem, ob es sich um das Subjekt oder Objekt handelt, vgl.:
 Das Subjekt: Die Sonne erwärmte das Wasser.
Der Wind brach den Zweig ab.
Wie wir sehen, sind die beiden Substantive ganz neutral, was die
Quantität betrifft. Man geht hier von der Natur das Subjekte aus,
davon aus, welche Folgen ihre Tätigkeit haben kann.
Es ist jedoch wichtig hervorzuheben, daß es sich eher um die
Kombination von der signalisierenden Funktion des Subjekts und
Objekts handelt. Isoliert signalisieren sie die Anwesenheit des die
modifizierte Quantität ausdrückenden Verbs zu vage.
 Das Objekt: Der Arbeiter hat einen Haufen Sand aufgestapelt.
In diesem Fall muß das Substantiv, im Gegensatz zu den unter Punkt
a) genannten Beispielen, schon die modifizerte Quantität ausdrücken.
Es entstehen dann solche Paare Substantiv – Verb wie z.B. den
Haufen anhäufen u.ä.
b) Das Signalwort wird durch das Adjektiv repräsentiert. Die
Situation ist im Grunde dieselbe wie bei den Adjektiven, die unter
Punkt 1 b) behandelt worden sind, auch in diesem Fall kann das
Adjektiv sowohl die unterstützende Funktion haben, als auch das
Verhältnis mit dem Verb aufbauen, vgl. die folgenden Beisp ielsätze:
 Die heiße Sonne erwärmte das Wasser.
Der starke Wind brach den Zweig ab.  unterstützende Funktion,
das Verhältnis wird durch das Substantiv aufgebaut. 88
 Der Arbeiter hat eine große Menge Sand angehäuft.  Hier spielt
die primäre Funktion das Beiwort, nicht das Substantiv. 89
88
Wenn das Attribut das Subjekt näher spezifiziert, handelt es sich wieder um die
Kombination Subjekt – Objekt (was die Signalisierung betrifft).
89
Das kann auch dadurch bestätigt werden, daß man anstatt große Menge den Ausdruck
viel gebraucht.
Das erwähnte Beispiel kann natürlich von zwei Aspekten betrachtet werden, je nachdem,
wie man das Substantiv die Menge begreift (es handelt sich um einen ähnlichen Fall wie
beim Nomen die Masse):
a) Der Ausdruck die Menge enthält das Sem der großen Quantität. Dann hätte das Adjektiv
groß lediglich eine unterstützende Funktion und der Zusammenhang wäre durch das
Nomen gebildet.
117
c) Das
Signalwort
wird
durch
das
Numerale
repräsentiert.
Syntaktisch ist in diesem Fall von der Umstandsbedingung und dem
Attribut die Rede. Das mit dem Zahlwort kooperierende Verb verfügt
oft über das Präfix zer-, das die Bedeutung hat, ein Stück in mehrere
kleinere Stücke zu teilen (siehe das Kapitel über das Präfix zer-),
vgl.:
Der Zweig wurde in zwei Stücke zersägt. 90
Paul zerfetzte das Papier in zahlreiche Stücke.
Wie man sehen kann, handelt es sich beim Numerale ebenfalls um
die unterstützende Funktion. Das Zahlwort spezifiziert näher das
Substantiv, es ist nicht imstande, die Anwesenheit des die Quantität
ausdrückenden Verbs zu signalisieren.
d) Das Signalwort wird durch das Adverb repräsentiert. Die
Situation ist wieder dieselbe wie unter Punkt 1 c) – das Adverb spielt
die Rolle einer Umstandsbedingung und muß die Quantität nicht
unbedingt ausdrücken, vgl.:
Paul hat das Papier wütend zerfetzt.
e) Das Signalwort wird durch das Empfindungswort repräsentiert.
Für die Ausführlichkeiten siehe Punkt 1 d).
Wie ich schon in der Einleitung zu diesem Kapitel gesagt habe,
können auch auf der Ebene des Satzes im gewissen Maße die
Begriffe Kataphora und Anaphora
91
gebraucht werden, vgl. die
folgenden Beispiele:
 Kataphora 92 : Der kleine Vogel flattert, indem der große Vogel
segelt.
Der Arbeiter hat eine große Menge Sand angehäuft.
Die Masse des Wassers flutet durch das Flußbett.
b) Der Ausdruck die Menge enthält das Sem der großen Quantität nicht; es handelt sich um
die Bedeutung eine nicht näher bestimmte Menge. In diesem Fall wäre der Zusammenhang
durch das Adjektiv groß gebildet.
90
Das Nomen das Stück ist dank seiner Wesenheit natürlich auch imstande, den
Zusammenhang zu bilden, vgl.den folgenden Beispielsatz:
Der Zweig wurde in Stücke zersägt. - Man kann also auch behaupten, daß das Numerale
eine lediglich unterstützende Funktion hat und die Relation durch das Nomen gebildet wird.
91
Ich gebrauche diese Termine nur als Hilfstermine, in diesem Fall kann es keineswegs
davon Rede sein (wie in der Textlinguistik), daß ein Termin den anderen vertreten würde.
92
kataphorisch - darauf verweisend, wovon erst die Rede sein wird
118
Der Schwirrvogel / der Schmetterling flattert, indem der Adler auch
segeln kann.
 Anaphora 93: Paul zerfetzte das Papier in zahlreiche Stücke.
Durch das Flußbett flutet eine große Wassermenge.
Wie wir gesehen haben, ist die semantische Verflechtung der
einzelnen Begriffe nicht nur die Aufgabe der Textlinguistik, sondern
auch der Satzsyntax. Dieses Phänomen wird sehr oft in der Didaktik
der fremden Sprachen gebraucht. Auf dessen Grunde werden die
sogenannten Lückentexte erschafft, die zum Üben des neuen
Wortschatzes dienen. Dieses Phänomen kann auch die Arbeit der
Übersetzer erleichten.
4 Andere Phänomene, durch die die Sachverhalte
beschrieben werden (die Qualität, die Intensität, die
Extensität) und ihr Zusammenhang zu der Quantität
Wie schon die Überschrift andeutet, möchte ich mich in diesem
Kapitel auch mit anderen Phänomenen befassen, mit deren Hilfe die
Sachverhalte beschrieben werden können – mit der Qualität, der
Intensität und der Extensität. Isoliert möchte ich sie jedoch nur im
geringen Maße beobachten, was mich viel mehr interessiert, ist der
Zusammenhang dieser Phänomene mit der Quantität. Nur die
Extensität stellt eine gewisse Ausnahme dar – und zwar aufgrund
ihrer sehr engen Verwandschaft mit dem Begriff die Quantität.
4.1 Die Qualität
4.1.1
Die Definition
Der Begriff Qualität hängt sehr eng mit dem Begriff Quantität
zusammen. In diesem Kapitel möchte ich mich mit der Bedeutung
dieses Begriffs befassen und mir auch näher die Beziehung zwischen
den Ausdrücken die Qualität und die Intensität ansehen. Die
93
anaphorisch – darauf verweisend, wovon schon gesprochen wurde
119
gegenseitige Bedingtheit der Begriffe Qualität und Quantität möchte
ich in einem selbständigen Kapitel analysieren; in diesem Kapit el
beschränke ich mich also auf bloße Feststellung des Zusammenhangs
dieses beider Phänomene.
Es ist äußerst schwierig, den Begriff die Qualität zu definieren. Das
kann auch der Grund dessen sein, daß sich damit die meisten
philosophischen
Wörterbücher,
Enzyklopädien
(z.B.
Diderot),
Reallexikonen (z.B. das von Jan Otta) und die Fremdwörterbücher
nicht befassen, auch wenn es sich um einen Begriff handelt, der im
Zentrum der Forschung mancher hervorragender Philosophen stand –
stichprobenartig führen wir z.B. solche Namen wie Aristoteles,
Descartes (Cartesius), Hume, Kant, Hegel (dessen bedeutende n
Beitrag zur Forschung des Zusammenhangs der Begriffe Qualität und
Quantität ich im nächsten Kapitel erwähne) oder Marx an. Zwecks
meiner Dissertation wähle ich die folgende Definition, die läutet
(gekürzt):
Qualität (lat.) – eigtl.: Beschaffenheit; in der Umgangssprache, in
Redewendungen – wie „ausgezeichnete“ oder „schlechte Qualität“ –
mit einer bestimmten Wertung verbundener Begriff, der die
Zweckangemessenheit eines Dinges (meistens eines Produktes der
menschlichen
Arbeitstätigkeit)
bzw.
der
Eigenschaften
eines
Gegenstandes zum Ausdruck bringt.
In der Philosophie wird unter Qualität erstens jede der wesentlichen
Eigenschaften eines Dinges und zweitens die Gesamtheit, das
System, zu dem die Einzelqualitäten, die das Ding ausmachen,
vebunden sind, vestanden. Man kann daher vom Standpunkt des
Ganzen
die
bezeichnen,
Gesamtqualität
der
gegenüber
als
Wesens-
dann
die
oder
einzelnen
Grundqualität
wesentlichen
Eigenschaften Partialqualitäten sind, oder vom Teil, von der
Einzelqualität ausgehen und die Gesamtheit der wesentlichen
Eigenschaften eines Dinges als System von Qualitäten definieren.
Durch ihre Einzelqualitäten unterscheiden sich die Dinge in bezug
auf
ihre
einzelnen
Eigenschaften;
durch
ihre
Gesamtqualität
unterscheiden sie sich als Dinge. Umgekehrt ist jedes Ding das, was
120
es ist, vermöge seiner Qualitäten, seiner wesentlichen Eigenschaften.
Durch die Qualitäten grenzen sich die Dinge voneinander ab. Da die
Dinge Systeme von Qualitäten sind, zeigen sie ein für Systeme
typisches Verhalten: sie sind mit sich relativ identisch, d.h.,
verändern sich in bezug auf ihr Wesen nicht mit jeder Veränderung
ihrer Parameter. Die Qualität ist also diejenige Bestimmtheit eines
Dinges, die diesem eine relative Beständigkeit verleiht.
Was sich also aus dieser Definition ergibt, ist die zweierlei
Bedeutung des Begriffs Qualität:
1. Die Qualität in der üblichen, alltäglichen Bedeutung des Wortes.
Der Sinn bewegt sich in diesem Fall auf der Skala zwischen den
Beschaffenheiten gut (bzw. ausgezeichnet) und schlecht. Es handelt
sich um die Gesamtqualität des Gegenstandes. Dieser Sichtpunkt auf
die ganze Problematik ist jedoch für meine Arbeit ganz unnützlich.
2. Die Qualität in der philosophischen Bedeutung. Von der ziemlich
breit definierten Bedeutung wählen wir zwecks unserer Arbeit nur
diejenige, die die Qualität als die wesentliche Einzeleigenschaft des
Gegenstandes bezeichnet. Ich verwende den Begriff Qualität also
etwa in der Bedeutung des folgenden Bespielsatzes:
Die auffalendste Qualität des Bleis ist sein hohes Gewicht.
Dieser Beispielsatz zeigt uns auch, warum der Begriff Qualität
häufiger mit dem Ausdruck die Beschaffenheit als mit dem Wort die
Eigenschaft 94 übersetzt wird. Diese sind nämlich keine Synonyme,
sondern stehen im Zusammenhang eines Hyperonyms und Hyponyms
zueinander: das allgemeine Wort die Eigenschaft (tschechisch
vlastnost) stünde in der Position des Hyperonyms, während der
Ausdruck die Beschaffenheit (tschechisch jakost 95 – dieser Begriff
nähert uns wieder zu derjenigen Bedeutung des Begriffs Qualität, di e
unter
Punkt
1
analysiert
wird)
94
mit
seiner
Bedeutung
der
Der deutsche Ausdruck die Eigenschaft wird ins Lateinische mit dem Ausdruck
proprietās übersetzt.
95
Enzyklopädie Universum: die Beschaffenheit (jakost) – die relative qualitative
Bestimmung vom Standpunkt der Funktion der Erscheinungen und der Dinge; sie ist durch
die Zusammenfassung der nutzfähigen Eigenschaften gegeben. Bei den Erzeugnissen einer
der Faktore, die den Preis des Erzeugnisses bestimmen.
121
wesentlichen, charakteristischen Eigenschaft in der Position des
Hyponyms stünde.
96 97 98
Die Basis des Zusammenhangs zwischen den Begriffen Qualität und
Intensität hängt davon ab, ob man von der Qualität nur im Fall der
Gegenstände, der statischen Dinge spricht, oder ob man den
Ausdruck auch in der Verbindung mit den Prozessen gebrauchen
kann. Von der Beantwortung dieser Frage hängt nämlich die Art des
Zusammenhangs beider Begriffe zusammen, vgl.:
1. Mit dem Begriff Qualität können sowohl Eigenschaften der
statischen Objekte als auch der dynamischen Prozesse bezeichnet
werden. In diesem Fall zählte man zu den Qualitäten nicht nur die
Eigenschaften wie schwer, oval, kantenförmig etc., sondern auch
solche Eigenschaften wie schnell, langsam, heftig uä. – also
diejenigen Phänomene, die man gewöhnlich mit dem Begriff
Intensität bezeichnet und die mit der Tätigkeit, dem Prozeß
verbunden sind. Dann wäre der Zusammenhang zwischen der
Qualität und der Intensität besonders eng und beruhte auf der Basis
eines Hyperonym – Hyponym Zusammenhangs.
2. Ich neige jedoch zur folgenden Definition des Zusammenhangs
der beiden Begriffe: die Gebrauchsweise der beiden Begriffe ist
streng voneinander getrennt – und zwar folgendermaßen:
a) Die Qualität bezeichnet nur die wesentlichen, charakteristischen
Eigenschaften der statischen Erscheinungen, der Gegenstände.
b) Der Begriff die Intensität ist für die wesentlichen Eigenschaften
der dynamischen Prozesse, der Tätigkeiten reserviert.
96
Im Englischen wird der Ausdruck quality zeimlich vage und breit gebraucht. Die
Bedeutung dieses Wortes unterscheidet nicht zwischen der Bedeutung im Sinne der
Beschaffenheit (also der wesentlichen Eigenschaft) und der Eigenschaft (in der
allgemeinen, breiten Bedeutung). Dazu tritt auch die Bedeutung des charakteristischen (d.h.
wesentlichen) Zuges der Persönlichkeit.
97
Der lateinische Begriff qualitas wird zwar meistens mit dem Ausdruck die
Beschaffenheit übersetzt, man kann jedoch auch ab und zu auf die Übersetzung die
Eigenschaft stoßen.
98
Vollständigkeitshalber muß ich noch eine Bedeutung des Ausdruckes erwähnen, und
zwar die linguistische. Dieser Ausdruck wird auch in der Phonologie und Phonetik
gebraucht, und zwar für die Klangfarbe eines Lautes. Z.B. offenes und geschlossenes o sind
Laute veschiedener Qualitäten.
122
Die beiden Begriffe hätten dann in merito dieselbe Bedeutung,
könnten jedoch auf unterschiedliche Situationen angepaßt werden.
Die beiden Begriffe stehen also nicht in solch einem engen
Zusammenhang wie im Fall der Definition unter Punkt 1. Für diese
Definition finde ich auch die Unterstützung in der oben zitierten
Definition der Qualität.
Eine belangreiche Frage muß noch im Fall der sogenannten
„Gruppenqualität“
99
aufgeklärt werden. Mit diesem Begriff kann
nämlich nicht nur solche Qualität bezeichnet werden, die die
einzelnen Gegenstände in eine Gruppe verbindet, sondern auch
solche Eigenschaft, die die einzelnen Gruppen von Elementen
voneinander unterscheidet. Die Eigenschaft, die eine Gruppe der
Gegenstände von einer anderen trennt, kann nämlich zweierlei Art
sein, und zwar:
a) Eine Beschaffenheit, die mehreren Elementen gemeinsam ist und
ermöglicht also, daß sie eine Gruppe formen. In diesem Fall kann der
Begriff Qualität gebraucht werden.
b) Zwei und mehrere Gruppen können jedoch auch aufgrund der
Anzahl der Gegenstände unterschieden werden, die sie befassen. In
diesem Fall darf natürlich der Begriff Qualität nicht gebraucht
werden, sondern muß von der Quantität die Rede sein.
Der Begriff Qualität hängt viel enger als mit dem Begriff Intensität
mit dem Begriff die Quantität zusammen. Hier ist jedoch die
gemeinsame Verflechtung der beiden Phänomene so groß, und dazu
spiegelt sich dieser Zusammenhang sehr deutlich in der Sprache ab
(der Zusammenhang des Vebs, das die Quantität ausdrückt, und des
Adjektivs, das die maßgebende, veränderte Qualität ausdrückt), daß
ich diesen zwei Begriffen das ganze Kapitel widme.
99
Wissentlich habe ich solch einen Begriff gewählt, um seine Vermischung mit dem in der
oben angeführten Zitation erwähnten Begriff Gesamtqualität zu vermeiden. Der Ausdruck
die Gesamtqualität soll die gesamte Qualität eines Objekts bezeichnen, während der Begriff
„die Gruppenqualität“ solche Beschaffenheit bezeichnet, die für eine Gruppe
charakteristisch ist.
123
4.1.2 Die Quantität und die sich davon ergebende
veränderte Qualität
(Der Zusammenhang das Verb – das Adjektiv)
Im vorangehenden Kapitel haben wir gesehen, daß zwischen den
Elementen der Realität, die mit den Ausdrücken die Quantität und
die Qualität bezeichnet werden können, ein enger Zusammenhang
besteht. Sowohl in der realen Welt, als auch in der Sprache, die die se
Welt widerspiegelt, können zahlreiche Beispiele gefunden werden,
wie jede Veränderung der Quantität, d.h. jede Erhöhung oder
Minderung der Menge von irgendeinem Element oder Energie, zu
einer qualitativen Veränderung führt. Es handelt sich eigentlich um
eine der klarsten, deutlichsten Demonstrationen der Beziehung
zwischen der realen Welt und der sie widerspiegelnden Sprache, und
auch der Zusammengehörigkeit zwischen dem menschlichen Denken
und der Sprache, weil der logische Zusammenhang zwischen den
beiden Phänomena auch in der Sprache zu finden ist.
Zuerst sehen wir uns die Grundlage dieses Zusammenhangs ein
bißchen näher an. Diese voneinander abhängige Modifikation der
beiden charakteristischen Eigenschaften wird v.a. von Hegel und von
der von ihm ausgehenden materialistischen Dialektik untersucht (v.a.
Marx; wie im vorigen Kapitel bediene ich mich mit dem Stichwort
aus dem philosophischen Wörterbuch):
Qualität und Quantität (Gesetz vom Umschalgen quantitativer
Veränderungen in qualitative) – objektiv wirkendes allgemeines
Grundgesetz
der
materialistischen
Dialektik,
dem
zufolge
quantitative Veränderungen innerhalb einer bestimmten Qualität
beim Überschreiten ihres Maßes zum sprunghaften Übergang dieser
Qualität in eine andere führen. In der Natur, in einer für jeden
Einzelfall
genau
feststehenden
Weise,
können
qualitativen
Veränderungen nur stattfinden durch quantitativen Zusatz von
Materie oder Energie. … Der Organismus wird zwar ständig durch
Elemente bereichert, aber verliert auch ständig Elemente. Un d da
sich im Idealfall Gewinn und Verlust quantitativ ausgleichen, kommt
124
es zur identischen Reproduktion des Systemzustandes. Es liegt hier
keine quantitative Veränderung im eigentlichen Sinne, sondern eine
Auswechslung qualitativ gleichartiger Elemente vo r.
Mit dem Zusammenhang zwischen der Quantität und Qualität befaßt
sich auch das Lexikon, das auf http://www.net-lexikon.de gefunden
werden kann (das Stichwort ist ebenso wie das vorangehende, oben
zitierte Stichwort gekürzt):
Qualität wird häufig als Gegensatz zum Begriff Quantität benutzt.
Dabei gilt systemisch: Jede quantitativ (mengenmäßig) ausreichend
vorhandene Eigenschaft kann zu einer Qualität werden. Allerdings ist
jede Qualität nur durch einen quantitativen Prozeß erreichbar.
Unterschiedlich ist nicht nur die Sichtweise: einmal wird eine
zusammenfassende Sichtweise gewählt, einmal eine aufs Detail
bezogene (Qualität als Black Box von Quantität). Quantität ist das
zählbare (Daten, Zahlen, Fakten). Qualität deutet immer auf das
unerreichte hin und kommt vom Gebrauch. Z.B. ein qualitativ
hochwertiges Produkt soll vom Gebrauch her für immer halten, das
ist aber unerreichbar.
Schon mehrmals habe ich gesagt, daß dieser Zusammenhang nicht
nur in der realen Welt besteht, sondern sich auch in der Sprache
abspiegelt. Es entstehen dann die Paare Verb – Adjektiv 100 , von
denen:
1. das Verb die Quantität ausdrückt, die verändert wird
2. das Adjektiv, das die sich von dem ganzen Prozeß der
Modifikation ergebende Qualität ausdrückt.
In der Sprache können zahlreiche Beispiele gefunden werden, vgl.
die folgenden Beispielsätze:
Er hat das Mundtuch befeuchtet.Das Mundtuch ist jetzt naß.
Er hat das Gulasch mit Mehl eingedickt.Das Gulasch ist jetzt dick.
Er hat das Stahlblech verzinkt.Das Stahlblech ist jetzt verzinkt.
100
Die Verben, die solche Handlungen (bzw. Tätigkeiten) ausdrücken, die zu der
Veränderung der Qualität führen (die dann mit dem Adjektiv ausgedrückt werden kann),
sind mit dem Begriff Faktitivum zu beschreiben.
125
Er hat den Mantel ausgebürstet.Der Mantel ist jetzt sauber
/staubfrei/ haarfrei.
Er hat ihn entlaust.Er ist jetzt lauslos.
Er hat eine kleine Menge des Metals von dem Gegestand
abgefeilt.Der Gegenstand ist jetzt klein(er).
Er hat das Wasser erwärmt.Das Wasser ist jetzt warm.
Er hat Deutschland (kreuz und quer) durchreist.Er kennt jetzt das
Land sehr gut.
Er hat den Zweig entzweigesägt.Auf dem Boden liegen jetzt zwei
kleinere Zweige. (Zusammenhang Verb – Numerale und Verb –
Adjektiv)
Wenn man sich die erwähnten Beispielsätze etwas näher ansieht,
stellt man fest, daß der Zusammenhang zwischen der Quantität u nd
der Qualität nicht immer derselben Art ist. Das sich von der
veränderten Quantität ergebende Resultat kann in vier Gruppen
eingeteilt werden, je nachdem, ob der Zusammenhang zwischen der
Quantität und Qualität unterbrochen ist oder nicht:
1. Das Adjektiv, das das Resultat der modifizierten Quantität
sprachlich ausdrückt, kann nur mit dem Termin Qualität
101
und
keineswegs Quantität beschrieben werden. Diese Gruppe kann weiter
noch in zwei Untergruppen unterteilt werden, und zwar nach der
Natur des Verbs:
a) Das Verb drückt die reine Modifikation der Quantität aus, vgl.:
Der Wind wirbelte den Staub auf und bestaubte die Bank im
Garten.Die Bank ist jetzt schmutzig.
Er hat den Gulasch mit Mehl eingedickt.Der Gulasch ist jetzt dick.
101
Es ist jedoch fraglich, ob der Termin Qualität immer in sich den Zusammenhang zu der
Quantität nicht enthält. Es wäre auch ein logischer Resultat aus der Bedingtheit der
Entstehung der Qualität durch die Quantifizierung. Die Analyse der unter diesem Punkt
benutzten Adjektive rechtfertigt die Bedenklichkeit dieses Phänomens, vgl.: schmutzig –
durch eine Menge von irgendeinem Stoff verschmutzt sein
dick – die Flüssigkeit enthält eine Menge von irgendeinem Stoff, das es konsistenter macht.
Wie man sehen kann, erklärt man die einzelnen Begriffe immer mittels der Weise, wie sie
entstanden sind – d.h. mittels der Quantifizierung. Anstatt des fehlenden oder des in der
Wortbedeutung vertretenen Zusammenhangs könnte man also auch von weniger und mehr
auffalendem Zusammenhang sprechen. Ich habe es deswegen als bloße Quantität
bezeichnet, weil ich davon ausgehe, wie man die Ausdrücke im alltäglichen Sprachverkehr
empfindet. Die in dieser Anmerkung gebrauchte Bezeichnung wäre jedoch präziser.
126
b) Das Verb drückt sowohl die modifizierte Quantität, als auch die
Qualität aus, indem die Qualität ein bedeutender semantischer Riß
des Verbs ist. Das Ergebnis ist wieder die reine Qualität, vgl.:
Die Sonne erwärmte das Wasser.Das Wasser ist jetzt warm /
heiß. 102
Der unter Punkt 1 beschriebene Quantität – Qualität Zusammenhang
sieht also folgendermaßen aus: das Verb drückt entwerder die reine
Modifikation der Quantität aus oder sind in seiner semantischen
Bedeutung
beide
Bestandteile
vertreten
(indem
die
Qualität
überwiegt). Das Adjektiv drückt reine Qualität aus.
2. Das Adjektiv enthält beide Bestandteile – sowohl die Qualität, als
auch die Quantität. Es spiegelt treu die Bedeutung des Verbs ab, die
auch beide Bestandteile enthält. Die beiden Bestandteile sind,
semantisch, bedeutungsmäßig gesehen, gleichwertig, keiner von
ihnen ist dem anderen überlegen, vlg. den folgenden Beispielsatz:
Der Damenschneider hat meiner Schwester ihren Rock verengt. Der
Rock ist jetzt eng.
Das Wort drückt zwar eine neue Qualität, Beschaffenheit aus, der
Zusammenhang zwischen der Qualität und der Quantität ist jedoch
erhalten geblieben, ebenso wie beim Verb, das die Handlung,
Tätigkeit ausdrückt, die zu der mittels des Adjektivs ausgedrückten
Qualität führt.
3. Das Adjektiv drückt die bloße Quantität aus. Der Zusammenhang
zwischen der Quantität und Qualität, die in der Bedeutung des Verbs
zu finden ist, ist im Adjektiv nicht erhalten geblieben, vgl.:
102
Es ist äußerst schwierig zu entscheiden, ob das Wort warm reine Qualität ausdrückt,
oder ob auch von der Quantität die Rede sein soll. Beim Verb erwärmen ist die Situation
klar – das Verb enthält das Element der Quantität, wie es auch die Analyse der
Wortbedeutung beweist: erwärmen heißt eine (gewisse) Menge der Wärme zuzugeben, d.h.
das Quantum der Wärme auf einer gewissen Stelle zu vergrößern. Beim Adjektiv warm ist
die Situation keineswegs so klar: es gibt zwar die physikalische Größe der Wärme,
trotzdem stellt man sich gewöhnlich unter dem Adjektiv warm gewöhnlich eine Qualität
vor. Dieses Beispiel kann also sowohl unter Punkt 1, als auch unter Punkt 2 eingeordnet
werden. Ich bevorzuge den gewöhnlichen Sichtpunkt auf die ganze Problematik – d.h. halte
das Adjektiv warm für dasjenige, das nur die Qualität ausdrückt. Siehe auch die ziemlich
gewaltsamen Argumente, unter denen ich das Verb erwärmen im Kapitel über dem Präfix
er- unter das Phänomen der Quantität eingeordnet habe.
127
Er hat den Mantel ausgebürstet.Der Mantel ist jetzt staubfrei/
haarfrei. 103
Er hat ihn entlaust.Er ist jetzt lauslos.
4. Das Ergebnis wird mittels eines Zahlwortes ausgedrückt. In
diesem Fall kann natürlich von der Qualität keine Rede sein, wird
sprechen von bloßer Quantität, vgl.:
Er hat den Zweig entzweigesägt.Auf dem Boden liegen jetzt zwei
Zweige.
Das Resultat der mit dem Zeitwort entzweisägen ausgedrückten
Handlung, Tätigkeit kann jedoch auch mit dem Adjektiv kleiner
ausgedrückt werden. Dann gehört das Beispiel unter die unter Punkt
2 behandelten Beispiele, vgl. den folgenden Beispielsatz:
Er hat den Zweig entzwei gesägt.Auf dem Boden liegen jetzt
kleinere Zweige.
Wie man sehen kann, ist der Zusammenhang zwischen der Quantität
und Qualität nicht nur ein philosophisches Problem, sondern auch
eine Frage der Sprachwissenschaft. Wir haben mehrere Beweise von
der Tatsache gegeben, daß die Sprachwissenschaft sehr wertvolle
Anlässe und Fakten liefern kann, die der Philosophie bei der
Definition des Begriffs Qualität nützlich sein können. Die Frage des
Zusammenhangs der Qualität und der Quantität ist, wie ich schon in
der Einleitung zu dem Kapitel erwähnt habe, eines der deutl ichsten
Beispiele der Widerspiegelung der realen Welt in der Sprache.
4.2 Die Extension
4.2.1
Die Definition
Ein anderer Begriff, mittels dessen die reale Welt beschrieben wird,
ist die Extension. Dieser Begriff hängt sehr eng mit dem Begriff die
Quantität zusammen (siehe weiter und auch das folgende Kapitel),
103
Der Zusammenhang kann jedoch auch folgendermaßen aussehen: Er hat den Mantel
ausgebürstet.Der Mantel ist jetzt sauber.Hier drückt das Adjektiv die bloße Qualität
aus.
128
deshalb habe ich ihn, und v.a. seine Reflektion in der Sprache, in
meine Arbeit aufgenommen. Wie wir sehen werden, gerät auch diese
Relation in zahlreiche Interaktionen mit den anderen Relationen, von
denen auf den Seiten dieser Arbeit schon gesprochen wurde – es gibt
Zusammenhänge zwischen der Extension und der Intensität, der
Qualität und natürlich der Quantität, mit dem die Verwandtschaft am
engsten ist. Neu definiere ich den Begriff Intension, das in manchen
Bedeutungen als ein Gegenteil zu dem Begriff Extension begriffen
werden kann (die Intension hilft uns also den Begriff der Extension
genauer zu definieren). In diesem Kapitel geht es mir um die
allgemeine, möglichst präzise Definition des Begriffs Extension (und
seiner Zusammenhänge zu anderen Begriffen) und im nächsten
Kapitel werde ich nach dessen Realisation (einschließlich der
Reflektion seiner Zusammenhänge zur Intensität, Qualität und
Quantität) in der Sprache, konkret in der Bedeutung des Verbs
suchen.
Der
Begriff
Extensität
wird
Wissenschaft
gebraucht
–
in
zahlreichsten
sowohl
in
den
Gebieten
der
humanistischen
Wissenschaften, als auch in den Naturwissenschaften. Diese breite
Anwendung ergibt sich aus der ziemlich vagen ursprünglichen
Bedeutung, die in dem lateinischen Verb extendere – ausbreiten,
ausdehnen, erweitern, (die Zeit) verlängern und im Substantiv
extēnsiō – die Ausdehnung, die Weite, die Spanne, der Bereich ihren
Ursprung hat. So wird die Extension auch im Deutschen Wörterbuch
von Gerhard Wahrig (die Ausweitung, Ausdehnung, Streckung), im
Duden (extensiv – der Ausdehnung nach, räumlich, in die Breite
gehend, ausgebreitet, umfassend, viel Raum, Zeit oder Material
verwendend, ausdehnend, erweiternd; Duden erwähnt auch das Verb
extensivieren – verbreitern, ausdehnen, in die Breite wirken) oder im
Fremdwörterbuch (extensiv – in die Breite gehend, auf die
Ausdehnung, Aufweiterung orientiert; Gegensatz von dem Adjektiv
129
intensiv) definiert. Der Begriff Extension wird dann in zahlreichen
Bereichen der heutigen Wissenschaft benutzt 104:
1. In der Sprachwissenschaft heißt die Extension die Denotation, die
Referenz, d.h. die Menge aller Objekte / Sachverhalte, die unter
einen Begriff Falln. Oder ein bißchen anders: die Extension
(Umfang) eines Begiffs ist die Gesamtheit aller Exemplare, welche
die allgemeinen Merkmale des Begriffs aufweisen. Zwei Begriffe mit
derselben Extension haben dieselbe „extensionale Bedeutung“. Es
handelt sich um den Begriff die Bedeutung von G. Frege.
In der Opposition zum Begriff Extension steht der Begriff Intension
(der Inhalt) - die Gesamtheit der allgemeinen Merkmale, durch die
der Begriff bestimmt ist. Oder anders – die Intension – Menge der
Attribute, die einzeln notwendig und gemeinsam hinreichend sind,
damit ein Objekt / Sachverhalt zu einem Begriff gehört. Es handelt
sich um den Begriff der Sinn von G. Frege.
2. In der Medizin versteht man unter Extension eine Zugvorrichtung,
die die Bruchenden bei einem Knochenbruch auseinander zieht. In
der Medizin ist auch der Begriff intensiv zu finden, der jedoch
keinen
Gegensatz
zum
dem
Begriff
extensiv
105
bildet:
die
Intensivbehandlung (Intensivpflege) – die Behandlung der Patienten
im schweren Zustand, wenn es sich jedoch um kein unmittelbares
akutes Versagen der Lebensfunktionen handelt.
3. In der Mathematik
gilt der Grundsatz, daß eine Menge
ausschließlich durch ihre Elemente gekennzeichnet ist, und im
Gegensatz zur philosophischen Sicht keinerlei Intension mit einer
Mengendefinition
verknüpft
ist.
Dies
ist
die
Aussage
des
Extensionalitätsaxioms der Zermelo-Fraenkel-Mengenlehre.
4. Bei
einigen
Betriebssystemen
bedeutet
Extension
die
Dateiendung am Ende eines Dateinamens, abgetrennt durch einen
Punkt. Sie kennzeichnet dann das Format der Datei.
104
Ich erwähne die einzelnen Bedeutungen des Begriffes Extension nur deswegen, weil ich
das genauere Verständnis des lateinischen Begriffes extēnsiō ermöglichen will.
105
Man muß zwischen den Begriffen die Intension und die Intensität unterscheiden – der
erste ist ein Antonym vom Substantiv die Extension, der andere jedoch nicht. Auf der
anderen Seite gibt es auch den Begriff die Extensität, das oft in der Bedeutung der
Extension gebraucht wird.
130
5. In der Ökonomie – mit wenig Mitteln auf großer Fläche
betriebene Wirtschaft – Gegensatz vom Begriff die intensive
Wirtschaft.
6. In der Pädagogik – an der Wende des 19. und 20. Jahrhundert
wurden mit dem Begriff die Extensionen die pädagogisch –
didaktischen
Vorlesungen
Bevölkerungsschichten
bezeichnet,
bestimmt
die
waren.
Es
den
wurde
breiten
so
die
Abwesenheit der pädagogischen Fakultät kompensiert.
7. Am öftesten gebraucht man jedoch diesen Begriff in der
Philosophie,
wo
man
mit
dem
Adjektiv
extensional
solche
Aussagenverbindung bezeichnet, wenn ihr Wahrheitswert nur von
den Wahrheitswerten der verknüpften Aussagen, nicht aber von
deren Inhalt abhängt. Der Wahrheitswert einer Aussage wird von
dem deutsch – amerikanischen Philosophen Rudolph Carnap (1891 –
1970) als Extension einer Aussage bezeichnet.
Wie wir gesehen haben, wird der Begriff die Extension in
unterschiedlichsten
verschiedensten
Bereichen
der
menschlichen
Wissenschaftszweigen
gebrauft.
Tätigkeit,
Was
in
alle
Bedeutungen, Gebrauchsweisen gemeinsam haben, ist die Bedeutung
der räumlichen Ausdehnung. In meiner Arbeit werde ich die
ursprüngliche lateinische Bedeutung des Ausdruckes gebrauchen und
nach solchen Verben suchen, die die räumliche Ausdehnung
ausdrücken. Ich werde also nach dem Sem der Extension in der
Verbbedeutung suchen, bzw. wie die Extension mit der Intensität,
der Qualität und Quantität zusammenhängt.
Wie ich schon mehrmals erwähnt habe, steht der Begriff die
Extension keinesfalls isoliert. Es bildet einen Bestandteil der
Interaktionen mit anderen Phänomenen, mit deren Hilfe wir die reale
Welt analysieren und begreifen. Es sind die schon mehrmals
erwähnten Begriffe Intensität, Qualität und Quantität. Sehen wir uns
die einzelnen Beziehungen ein bißchen näher an:
1. das Verhältnis zwischen der Intensität und der Extensität. Wie
ich schon angeführt habe, dürfen die Begriffe Intension und
Intensität nicht verwechselt werden. Während die Intension im Paar
131
mit der Extension auftritt (als sein Gegenteil), spezifiziert die
Intensität die Art und Weise der Extension näher, und zwar vom
Standpunkt der Kraft, der Machtigkeit und der Stärke. Wie jede
Handlung und Tätigkeit wird auch die Extension immer von der
Intensität begleitet, dieser Zusammenhang muß nur in der Sprache
nicht abgespiegelt sein (trotzdem gibt es immer die Möglichkeit, die
Intensität mittels der Adjektive oder Adverbien auszudrücken). Ein
deutliches Beispiel des Verhältnisses zwischen der Intensität und
Extension kann z.B. die Explosion sein.
Die Natur des Verhältnisses zwischen der Intensität und Extension
muß jedoch noch weiter unterschieden werden – und zwar nach der
Natur des Resultats:
a) die Beziehung zwischen der Intensität und Extension ist zeitlicher
Natur (z.B. die Geschwindigkeit)
b) die Beziehung zwischen der Intensität und Extension ist
räumlicher Natur (z.B. die Kraft, die Heftigkeit) 106
2. das Verhältnis zwischen der Extension und der Qualität. Dieses
Verhältnis ist einer der Punkte, die die Relationen Extension und
Quantität gemeinsam haben. Ebenso wie die Quantität hat auch die
Extension den Einfluß auf die Qualität. Die Extension hat jedoch viel
öfter Einfluß auf die Qualität der von der Extension betroffener
Objekte (im gewissen Sinn kann vom Raum gesprochen werden) als
auf die Qualität der im Zentrum stehenden Subjekte oder Objekte,
die eigentlich verbreitet werden. 107
3. das Verhältnis zwischen der Extension und der Quantität. Die
Extension kann auch folgendermaßen definiert werden:
die Extension – die Ausdehnung, die Verbreitung, deren Ziel eine
gewisse Menge Objekte ist (Raum, Menschen etc. – das Fragewort
wohin?). Diese Ausdehnung beeinflußt eine zahlbare Menge der
Objekte, die meistens an der Handlung gar nicht teilnehmen. Diese
Verbreitung ist zahlbar, meßbar (die Fläche, die Zahl der Menschen
etc.), es kann also von der Quantität gesprochen werden. Ich würde
106
107
Für die Beispiele siehe das folgende Kapitel
Für die Beispiele siehe wieder das folgende Kapitel
132
sogar von einer besonderen Art der Quantität sprechen und würde
das Verhältnis Quantität – Extension als das Verhältnis Hyperonym –
Hyponym bezeichnen – d.h. jede Extension kann auch als Quantität
bezeichnet werden, umgekehrt gilt das jedoch nicht. Was also die
Extension mit der Quantität gemeinsam hat, ist die Quantitfiezierung
und auch die Beziehung zu der Qualität. Was von der Extension ein
Hyponym von der Quantität macht, ist die unterschiedliche Natur der
Extension. Trotz dieser unterschiedlichen Natur steht dieser Begriff
viel näher zu dem Begriff Quantität als die Begriffe Intensität oder
Qualität.
Die
verschiedensten
Zusammenhänge
zwischen
diesen
zwei
Begriffen werden im folgenden Kapitel analysiert (einschließlich der
reichen Liste der Beispiele).
4.2.2 Das Verb und die Ausdrückung der Extension
Im vorigen Kapitel habe ich definiert, was eigentlich der Begriff
Extension bedeutet und welche seiner Bedeutungen ich in meiner
Arbeit benutze. In diesem Kapitel möchte ich zeigen, wie sich dieses
Phänomen in der Sprache widerspiegelt; ich werde nach solchen
Verben forschen, die ein Sem der Extension in ihrer Bedeutung
enthalten. Eine der wichtigen Aufgaben dieses Kapitels ist es auch,
die Zusammenhänge der Extension zu den anderen Phänomenen, zu
der Intensität, zur der Qualität und zu der Quantität auf dem
deutschen Verb zu demonstrieren und auch konkrete Beispiele
anzuführen, warum ich eigentlich die Extension für eine Art der
Quantität halte. Weiter werde ich übersichtlich die lexikalischen
Mittel aufzählen, die das deutsche Verb benutzt, um die Extension
auszudrücken.
Ich
erwähne
auch
die
interessante
Frage
der
Antonymie und Synonymie. Zuletzt werde ich mich, wie im Fall der
Quantität, mit den Signalwörtern befassen, die signalisieren, daß im
Satz ein Verb vorkommt, das die Extension ausdrückt.
I.
Der Zusammenhang der Extension mit der Quantität
133
Im vorigen Kapitel habe ich eine Definition angeführt, die eine enge
Zusammenknüpfung der Extension mit der Quantität ausdrückt. Ich
habe auch angeführt, daß die Modifikation nicht die Quantität des im
Zentrum der Aussage stehenden Subjekts oder Objekts anbelangt,
sondern das es um das Ziel der Extension, der Ausdehnung geht, vgl.
die folgenden Beispielsätze:
Die Auskunft verbreitete sich auf die breiten Bevölkerungsschichten.
Das Satzglied, das die Modifikation der Quantität betrifft, ist nicht
das Subjekt (die Auskunft), obwohl es eigentlich im Zentrum der
Extension steht, sondern die Umstandsbedingung (auf die breiten
Bevölkerungsschichten). Die Verbreitung der Information beeinflußt
eine gewisse Zahl der Menschen – und damit meine ich gerade die
Zusammenknüpfung
der
Extension
und
der
Quantität.
Diese
Zusammenknüpfung wird nicht einmal verloren, wenn ich das Ziel
der Verbreitung - die Umstandsbedingung - nicht äußere – das
Merkmal der Quantität bleibt, nur das Ziel der Extension, das Objekt,
das der Modifikation der Quantität unterliegt, ist nicht bekannt, vgl.:
Die Information verbreitete sich.  Es fehlt nur das Ziel, alle andere
Seme des Verbs verbreiten werden ausgedrückt.
Vgl. auch andere Beispielsätze:
Der Wind zerblaste das Laub über den ganzen Garten.  Der starke
Wind zerblaste das Laub über unseren Garten und auch den Garten
unseres Nachbarn.  der Kontrast beider dieser Sätze demonstriert
deutlich, was ich mit der Quantität im Fall der Extension meine.
Die Wasserspritze zerstreute das Wasser über den Fußballplatz. 
dasselbe Beispiel, das Ziel der Extension kann präzis quantifiziert
werden.
Im vorigen Kapitel und auch in der Einleitung zu diesem Kapitel
habe ich angeführt, daß ich mit der Quantität nur die Quantität der
Umstandsbedingung(en) meine. Das ist jedoch nicht so präzis, wie
der folgende Beispielsatz beweist:
134
Der Felsen explodierte und die heißen Steine zerflogen in große
Weite. Bald wurde eine Fläche bedeckt, die viele Quadratkilometer
maß.
Wir sehen, daß in diesem Fall nicht nur das Ziel der durch das Verb
explodieren ausgedrückten Extension quantifiziert wird, sondern
auch das Subjekt, das zum „Opfer“ der Extension fällt. Es kommt
hier nicht nur zur Modifikation der Quantität in der Richtung
„größere Fläche“, sondern auch in der Richtung der Felsen  die
Steine. Es handelt sich also um solch einen Fall, wenn die Extension
nicht nur dessen Ziel beeinflußt, sondern auch das Subj ekt, das im
Zentrum der Aussage steht, vgl. das andere Beispiel:
Der Efeu kletterte die ganze Wand an.  in diesem Satz geht es
nicht nur um die Extension, sondern auch um die Veränderung der
Quantität (der Efeu wird größer).
II.
Das Verhältnis zwischen der Extension und der Intensität
Im vorigen Kapitel habe ich erwähnt, daß das Phänomen der
Intensität
immer
die
Extension
begleitet.
Obwohl
dieser
Zusammenhang nicht unbedingt in der Sprache widergespiegelt sein
muß, sind in der Sprache zahlreiche Beispiele zu finden, wenn das
Verb außer der Extension auch die Intensität ausdrückt. Wir haben
den Zusammenhang in zwei Gruppen unterteilt – je nachdem, ob er
räumlicher oder zeitlicher Natur ist, vgl.:
1. Die
Information
verbreitete
sich
auf
die
breiten
Bevölkerungsschichten.  Die Information zerflog sich auf die
breiten Bevölkerungsschichten.
Die in diesem Beispielsatz erwähnte Intensität beeinflußt lediglich
die Geschwindigkeit der Extension, nicht die räumliche Ausdehnung.
Der Zusammenhang Intensität – Extension ist in diesem Fall
zeitlicher Natur.
2. Die Bombe hat nur schwach geknallt.  Die Bombe hat
explodiert. = Es war nur eine schwache Detonation. Es war eine
starke / heftige Explosion.  in diesem Fall führt die Intensität zur
135
größeren räumlichen Ausdehnung  der Zusammenhang Intensität –
Extension ist räumlicher Natur.
III.
Das Verhältnis die Extension – die Qualität
Durch die Extension kommt es auch zur Veränderung, zur
Modifikation der Eigenschaften. Die Handlungen können zweierlei
Art sein, die Verben können also in zwei Gruppen unterteilt werden
– je nachdem, ob die Extension nur die Qualitäten des Zieles der
Verbreitung beeinflußt oder auch die Eigenschaften des Subjekts,
bzw. Objekts modifiziert werden:
1. Die Extension beeinflußt lediglich die Eigenschaften ihres Ziels,
vgl.:
Die Wasserspritze zerstreute das Wasser über den ganzen Rasen 108.
Der noch vor ein paar Stunden ausgedörrte Rasen wurde allmählich
grün und naß.  durch die Extension (Zerstreuung von Wasser)
kommt es zur Veränderung der Qualitäten von ausgedörrt auf naß
und grün. Die Modifikation der Qualität betrifft jedoch nur das Ziel
der Extension (in diesem Fall den Rasen), die Qualität des Subjekts
oder Objekts bleibt unberührt.
Ähnliche Beispiele solcher Qualität – Modifikation sind:
Der Wind regte den Sand der Wüste auf. Die Kleider aller Leute
wurden schnell schmutzig.
Die Zweige des Baumes wuchsen in die Breite. Der Raum unter dem
Baum wurde jetzt schattig.
2. Durch die Extension wird auch die Qualität des im Zentrum der
Aussage stehenden Subjekts, bzw. Objekts modifiziert, vgl.:
Die Information verbreitete sich unter breite Bevölkerungsschich ten.
Die Nachricht war jetzt bekannt.
IV.
Die lexikalischen Mittel, die das Verb benutzt, um die
Extension ausdrücken zu können
1. Die Präfixe
108
Hier handelt es sich um eines der deutlichsten Beispiele des Zusammenhangs der
Extension und der Quantität – auf einer Fläche (Extension) vergrößert sich die Menge von
Wasser (Quantität).
136
Meistens ist die Extension zwar schon mittels des Wortstammes
ausgedrückt, der von dem betreffenden Adjektiv abgeleitet ist
(breitbreiten, langlängen)
109
, trotzdem ist diese schon im
Wortstamm enthaltene Bedeutung noch mittels einiger Präfixe zu
unterstützen. Es handelt sich um folgende Präfixe:
Aus - z.B. die Verben ausbreiten, ausdehnen vgl. die folgenden
Beispielsätze:
Der Nebel breitete sich auf die ganze Stadt (ganze Landschaft) aus.
Die Epidemie / Unruhe breitete sich auf die ganze Bevölkerung aus.
Die Partei dehnte ihren Einfluß auf die ganze Bevölkerung aus.
Er – z.B. das Verb erweitern, vgl.:
Unsere Verwandten haben ihr Einfamilienhaus erweitert.
Ver – z.B. die Verben verbreiten (für das Beispiel siehe oben),
verengen, verschmälern, vgl.:
Er hat die Wahlmöglichkeiten nur auf zwei verengt.
Der Stadtrat hat die Straße verschmälern lassen.
Das Verb verengen verfügt auch über die Varianten beengen,
einengen, die andeuten, daß auch die Präfixe be- und ein- in Frage
kommen.
2. Feste Verbindungen, die eher in den Bereich der Syntax gehören
Die Verbindung stehen + in + Substantiv, vgl.:
Das Haus stand in Flammen.
Der Baum stand in Blüte.
Es handlet sich um eine Erweiterung, Ausdehnung der Erscheinung,
der Handlung. Weil die Extension von zwei Sichtpunkten beobachtet
werden kann (vom Sichtpunkt der Ausdehnung oder der Quantität),
habe ich diese festen Verbindungen auch in das Kapitel Die
syntaktischen Mittel eingeordnet.
V.
Die Antonymie, die Synonymie und die Extension
Das Phänomen der Extension beeinflußt auch die Antonymie und die
Synonymie der Verben. Wie im Fall der Quantität befinden sich
manche Verben auf den gegenseitigen Polen der Skala, trotzdem
Nicht immer stammt jedoch das Verb von einem Adjektiv ab – vgl. die Verben
(aus)dehnen, erstrecken.
109
137
können sie für genaue Gegensätze nicht gehalten werden. Eines
solcher ungenauen Gegensätze sind z.B. die Verben verengen (bzw.
beengen,
einengen)
und
verbreiten.
Die
Merkmale,
die
die
Antonymie dieses Paares stören, sind am besten aufgrund des
Kontextes zu beobachten, vgl. die folgenden Beispielsätze:
Sie hat ein bißchen zugenommen, der Damenschneider mußte ihr
Rockkostüm ein bißchen verbreiten.
Sie hat ein bißchen abgenommen, sie mußte ihre Hose verengen.
Das Verhältnis der Antonymie, das sehr gut in diesem Kontext
funktioniert, besteht jedoch im folgenden Kontext nicht mehr:
Er hat die Nachricht unter breite Bevölkerungsschichten verbreitet.
* Er hat die Nachricht nur unter ein paar Menschen verengt.
Die Widersinnigkeit des zweiten Satzes zeigt uns, daß in diesem
Kontext die Verben verbreiten und verengen für keine Antonyme
gehalten werden dürfen. Trotzdem handelt es sich um ein anderes
Problem als im Fall der Quantität (vgl. das Verbpaar naschen – sich
vollstopfen). Das Verbpaar verbreiten – verengen wird für das Paar
der Antonyme gehalten. Der Grund dafür ist wahrscheinlich der
folgende: die Bedeutungsmerkmale, die Seme, die nicht entsprechen,
sind nicht die bedeutendsten, sie stören also die Antonymie viel
weniger als es bei naschen – sich vollstopfen (bzw. gierig essen) der
Fall ist.
Ein ähnliches Beispiel sind auch die Verben ausdehnen und
beschränken, vgl.:
Sein Einfluß beschränkte sich nur auf seine Vaterstadt.  Sein
Einfluß dehnte sich allmählich auf das ganze Land aus.
ABER: Die Zahl der Teilnehmer an dem Wettkampf wurde auf
sieben beschränkt.
* Die Zahl der Teilnehmer wurde nach der Verabredung auf zehn
ausgedehnt.
Es wäre besser, in zweitem Satz das Verb erweitern zu gebrauchen.
Ebenso kompliziert ist die Frage der Synonymie in der Verbindung
mit der Extension. Als Beispielverben können wir die Verben
ausdehnen, verbreiten und erweitern gebrauchen, vgl.:
138
Er hat die Verleumdungen verbreitet / *erweitert / *ausgedehnt.
Die
Adern
/
Augensterne
haben
sich
erweitert
/
verbre itet
/*ausgedehnt.
Der König Přemysl Otakar II. hat das Gebiet des böhmischen
Königreichs ausgedehnt /erweitert/ *verbreitet.
Auf den angeführten Beispielsätzen ist es deutlich zu sehen, daß
trotz dem Merkmal „breiter zu werden“, das den Bestandteil der
Verben ausdehnen, verbreiten und erweitern bildet, diese Verben für
echte Synonyme nicht gehalten werden dürfen. Jedes von ihnen wird
in einem anderen Kontext gebraucht.
V.
die Signalwörter, die signalisieren, daß im Satz ein Verb
vorkommt, das die Extension ausdrückt
Wie im Fall der Verben, die die (modifizierte) Quantität ausdrücken,
treten auch in Verbindung mit den Extensionsverben Wörter in der
Funktion eines Signalwortes. Wieder treten sie in der Form von
verschiedensten Wortarten und in der Funktion verschiedenster
Satzglieder auf. Sie können so in einige Gruppen unterteilt werden:
1. Das Adverb – das Extension – Verb wird sehr oft von einer
lokalen, seltener temporaler Umstandsbedingung begleitet, die das
Ziel der Extension angibt. Eine der Wortarten, unter die solch eine
Umstandsbedingung unterordnet werden kann, ist das Adverb, vgl.:
Er hat die Nachricht überall verbreitet.
Unsere Verwandten haben ihr Einfamilienhaus in der Richtung nach
vorne erweitert.
2. Das Numerale – es handelt sich um die deutlichsten Beispiele des
engen Zusammenhangs der Extension mit der Quantität. Das
Zahlwort kann in zwei Funktionen auftreten:
a) Das Numerale spezifiziert näher das Substantiv, das der
Hauptträger des Zusammenhangs zwischen dem die Extension
ausdrückenden Verb und dem Signalwort ist, vgl.:
Die Nachricht wurde unter mehr als 30 Menschen verbreitet.
b) Das Numerale signalisiert, daß im Satz ein Verb vorkommt, das
die Extension ausdrückt, vgl.:
139
Die Zahl der Teilnehmer an dem Wettkampf wurde auf sieben
beschränkt.
Egal ob das Zahlwort die unterstützende oder signalisierende
Funktion hat, ist es für die Bedeutung sehr wichtig, weil es den Maß
der Erweiterung, der Ausdehnung präzis angibt.
3. Das Adjektiv – derselbe Fall wie das Numerale. Das Adjektiv
kann sowohl in der unterstützenden Funktion als auch in der
Funktion eines Signalwortes auftreten. Syntaktisch hat es natürlich
die Funktion eines Attributes:
a) Das Adjektiv spezifiziert näher das Substantiv, das die Funktion
des Signalwortes hat, vgl.:
Die
interessante
Nachricht
verbreitet
sich
unter
breite
Bevölkerungsschichten.
Der
heftige
Vulkanausbruch
versprengte
die
glühende
Gesteinschmelze.
b) Das Adjektiv tritt in der Funktion eines Signalwortes auf, vgl.:
Die rotierende Wasserspritze zerstreute das Wasser über das ganze
Fußballfeld.
4. Das Substantiv hat die Funktion eines Signalwortes. Syntaktisch
gesehen handelt es sich entweder um das Subjekt oder Objekt:
a) Das Substantiv tritt im Satz in der Funktion eines Subjekts auf,
vgl.:
Der Vulkanausbruch versprengte das Magma.
Der Wind hat das Laub zerblast.
b) Das Substantiv tritt im Satz in der Funktion eines Objekts auf,
vgl.:
Der Sand wurde durch den Wind aufgeregt.
Auf den Beispielen, die ich in diesem und auch im vorigen Kapitel
angeführt habe, kann man sehen, daß die Extension sehr nah zu der
Quantität steht. Im Prinzip gebraucht die deutsche Sprache dieselben
Instrumente
wie
im
Fall
der
Quantität,
um
die
Extension
auszudrücken. Auf dem Zusammenhang der Extension mit den
anderen Phänomenen konnte auch deutlich gezeigt werden, wie eng
140
die Sprache mit menschlichem Denken und auch mit der realen Welt
zusammenhängt.
4.3 Verben,
die
zugleich
modifizierte
Quantität
und
Intensität ausdrücken
In der realen Welt gibt es nicht selten auch solche Situationen, wenn
bei der quantitativen Modifikation einer gewissen Relation zugleich
auch eine andere Relation modifiziert wird. Diese Relationen bilden
von Natur aus fest gebundene Paare und es kann nicht passieren, daß
bei der Modifikation einer von ihnen die andere unberührt bleibt.
Diese zwei – und auch mehrfache Modifikation widerspiegelt sich
natürlich auch in der Sprache, vgl.:
tropfentriefenfließen
quellenrinnen
strömenwogen
fließenwallen, schießen
Diese Verben drücken zwar eine größere Quantität aus (Menge des
Wassers), zugleich kommt es jedoch zu einer anderen Mod ifikation –
auch die Lautstärke gewinnt an Intensität. Die Quantität und
Intensität steigt Hand in Hand. Als Beweis können folgende
inhaltlich sinnlose Aussagen dienen:
*Das Bächlein quellte mit ungeheurem Tosen.
*Der Fluß schoß leise.
*Der Wasserhahn tröpfelte laut.
Natürlich könnte man einwenden, daß das Wahrnehmen der Intensität
sehr subjektiv ist. Es hängt auch von der Intensität des Geräusches in
der Umgebung der Handlung ab, die mit dem Zeitwort beschrieben
wird. Sicher empfinden wir ganz anders den tröpfelnden Wasserhahn
in der Küche und den tröpfelnden Tropfstein in einer stillen Höhle.
Trotzdem ist die Verbindung tröpfeln – laut unzuläßlich und jeder
würde sie als seltsam empfinden. Augenscheinlich widerspiegelt das
141
Verb tröpfeln mit seinen erlaubten Verbindungen die Konvention, die
Tradition. 110
Es werden also zugleich zwei Relationen modifiziert. Dieses kann zu
einem interessanten Phänomenon führen – zur Kombination zweier
Verbreihen:
Die Verbreihe quellen  fließen  strömen  rinnen  fluten drückt
die erhöhte Quantität 111 aus. 112
Die Verbreihe säuseln  brausen, rauschen, sausen, tosen drückt die
erhöhte Intensität aus. 113 114
Durch Kombination beider Verbreihen können folgende Beispiele
gebildet werden:
Der überschwemmte Fluß brauste.
Das stürmische Meer rollte.
Das Wasser im Bächlein säuselte.
In diesen Beispielen wird eigentlich die modifizierte Intensität
zweimal ausgedrückt – durch das Partizip II. (überschwemmte),
Adjektiv (stürmisch) oder das Substantiv / Deminutivum (das
Bächlein) und die finite Verbform (brauste, rollte, säuselte).
Zur ähnlichen Modifikation kommt es auch bei anderen Verben.
Interessant ist das Verb scheinen. Hier möchte ich davon ausgehen,
daß durch das Licht auch die Wärme entsteht. Hier kommt es oft zu
derselben Situation wie im Fall des Verbs fließen – mir der
110
In der literarischen (poetischen) Sprache können wir trotzdem auf solche Aussage
stoßen:
Der Klang der fallenden Tropfen widerhallte sich im Raum wie die Kanonenschüsse.
Hier handelt es sich jedoch mehr um die Betonung der Ruhe in Raum als um das
Beschreiben der Intensität des Tröpfelns.
111
Und zugleich auch Intensität. Diese Verben drücken solche Handlungen aus, bei denen
die erhöhte Intensität auch zur größeren Quantität führt. Die Intensität und Quantität
können in diesem Fall nicht getrennt werden.
112
Es muß betont werden, daß diese Verbreihe nur im Fall des Substantivs das Wasser
entsprechend ist. Wenn wir das Nomen das Blut wählen, muß die Verbreihe ein bißchen
modifiziert werden:
fließen→strömen→rinnen
113
Interessant ist, daß in der Verbreihe, die die Intensität der Lautstärke ausdrückt, das
neutrale Verb fehlt. Das hängt von der Wesensheit der Laustärke ab – sie kann nur als leise
oder laut empfunden werden.
114
Eine gewisse Rolle spielt bei diesen zwei Verbreihen auch die Weise der Wahrnehmung
– die Reihe „quellen“ wird vor allem oder lediglich optisch wahrgenommen. Die Reihe
„säuseln“ wird immer auch akustisch wahrgenommen.
142
steigenden Intensität (Licht) kommt es auch zur größeren Quantität
(Wärme), 115 116
117
vgl.:
scheinenstrahlenglühen
Wieder gibt es zwei Reihen, die die steigende Intensität, bzw.
Quantität sprachlich widerspiegeln:
Die Reihe „durchschnittlich“, üblich  viel, intensiv drückt die
größere Intensität des Lichts aus.
Die Reihe kalt  warm  heiß  glühend drückt die größere Quantität
der Wärme aus.
Wieder können beide Reihen kombiniert werden, vgl.:
Die strahlende Glühbirne der Lampe war heiß. 118
Das Phänomen kann auch umgewandt werden: die größere Quantität
der Wärme kann zur größeren Intensität des Lichts führen, vgl.:
Der Ofen erglühte sich rot.
Es muß auch auf das Verb glühen aufmerksam gemacht werden.
Dieses Verb gehört, dank der engen Verbindung der Intensität des
Lichts und der Quantität der Wärme, in zwei Kontexte:
scheinenstrahlenglühen
brennenglühen
Das Eisen im Hochofen glühte.
Das Lagerfeuer glühte. ohne nähere Bestimmung kann nicht
unterschieden werden, in welchem der zwei Beispiele sich um das
Licht und in welchem um die Wärme handelt.
Ein anderes klares Beispiel der engen Verbindung der Intensität des
Lichts und der Quantität der Wärme ist das Substantiv die Glühbirne
115
Die größere Quantität (Menge) des Lichts, das nicht intensiv (schwach) wäre, würde
nicht zur größeren Quantität der Wärme führen.
116
Die Tatsache hat ihren Ursprung in den physikalischen Gesetzen: durch die Wärme
entsteht das Licht und umgekehrt (das Licht der Sonne enthält den infraroten Teil)
117
Das dieser Zusammenhang auch den Bestandteil der Sprache bildet, beweisen die
folgenden Beispielsätze:
Die Sonne wärmt.
Die Sonne brennt.
Die Sonne sengt.
Für den Beweis kann auch das Zeitwort glühen genommen werden, das zwei Bedeutungen
ausdrücken kann, und zwar die der Wärmte und die des Lichts. Vgl. auch weiter.
118
Man kann auch auf folgende Aussage stoßen – Die Leuchtstofflampen überfluteten die
Halle mit kaltem Licht. – Hier wird jedoch nicht von der Wärme gesprochen, sondern
davon, wie man das Licht empfindet.
143
– geht es hier um ein Glied der Verbreihe scheinen oder brennen,
dank dem das Licht ensteht? Ich würde es in die Reihe „scheinen“
einordnen, weil die primäre Funktion der Glühbirne (älter die
Glasbirne) zu scheinen ist, die Wärme ist sekundär. Das Wort glühen
heißt entweder mit oder ohne die Flamme brennen. Früher bedeutete
es sowohl zu brennen, als auch zu scheinen, die Grundbedeutung ist
jedoch zu scheinen, hell sein, gleißen, durchleuchten.
5 Die Applikation der in dieser Arbeit beschriebenen
Tatsachen auf die Praxis
Es ist natürlich höchst schwierig zu prophezeien, in welchen
Bereichen der menschlichen Tätigkeit die in dieser Dissertation
gewonnenen Erkenntnisse gebraucht werden könnten. Während es
noch
in
den
Naturwissenschaften
noch
mindestens
teilweise
vorhersagbar ist (auch wenn hier die Erkenntnisse oft erst nach
langen Jahren ihre Anwendung finden), ist es im Bereich der
humanistischen Wissenschaften oft unmöglich. So ist es auch mit den
Erkenntnissen, die auf dem Feld der Linguistik gewonnen worden
sind. Die sind höchst theoretisch und abstrakt und ihre konkrete,
theoretische Anwendung ist unabsehbar. Trotzdem haben alle
Bereiche der Linguistik ihre unersetzliche Stelle in der Mosaik der
menschlichen Erkenntnis. Trotz der Schwierigkeit, die konkrete
Anwendung der so abstrakten Erkenntisse abzuschätzen, wie sie in
meiner Arbeit zu finden sind, möchte ich versuchen in großen Zügen
zu schildern, in welchen Bereichen der menschlichen Tätigkeit meine
Arbeit anwendbar sein könnte:
1. die Kybernetik - die künstliche Intelligenz – damit wird die
selbstständige Sprachfähigkeit und Denkfähigkeit des Computers
gemeint.
a) Die Sprachfähigkeit der Computer – was heißt das eigentlich,
eine Sprache zu beherrschen? Ein bißchen vereinfacht kann gesagt
werden – die Bedeutungen der Wörter und die Art und Weise der
Zusammenhänge zwischen den einzelnen Bedeutungen zu kennen.
144
Das alles gebrauchen wir sozusagen automatisch, ohne sich die
Vorgänge beim Sprechen und Äußern unserer Gedanken zu
vergegenwärtigen. Bei den Computern ist das anders – der soll
immer bewußt bei der Äußerung eines Gedankens von einer breiten
Klasse der Ausdrücke wählen – und zwar aufgrund der Bedeutung
und des Zusammenhangs zu den andereren Ausdrücken in der
Äußerung. Dazu braucht er notwendig eine möglichst präzise
Analyse der Bedeutungen der einzelnen Ausdrücke und der
Verhältnisse unter ihnen. Und hier könnte meine Arbeit die Rolle
eines kleinen Steinchens in der Mosaik spielen, weil sie eines der
zahlreichen Seme – das Sem der Quantität - analysiert.
b) Die Denkfähigkeit der Computer – es ist natürlich nicht möglich,
den Computer denken zu lehren. Was aber möglich ist, ihm die
Struktur der Sprache, die Natur der Zusammenhänge in der Sprache
vorzulegen. Weil die Sprache mit dem Denken eine untrennbar
verbundene Sache bildet, ist es mindestens teilweise möglich, mittels
der Sprache dem Computer die groben Züge des menschlichen
Denkens vorzulegen. Hier könnte meine Arbeit wieder die Rolle
eines kleinen Steinchens spielen – hier werden die Zusammenhänge
zwischen der Quantität und den anderen Phänomenen untersucht –
der
Intensität,
der
Qualität
und
der
Extension,
un d
diese
Zusammenhänge spiegeln ziemlich treu dieselben Zusammenhänge
im menschlichen Denken und in der realen Welt ab. Aufgrund der
Sprache könnte man also dem Computer mindestens teilweise das
menschliche Denken vermitteln.
2. Die Didaktik – und zwar in der Didaktik der fremden Sprachen
(in diesem Fall der deutschen Sprache) und der Philosophie
a) In der Didaktik der fremden Sprachen – konkret handelt es sich
um das Kapitel Wortarten, die signalisieren, daß im Satz ein Verb
steht, das die Quantität ausdrückt. Hier werden die semantischen
Verhältnisse zwischen dem Verb und den einzelnen Satzgliedern
dargestellt, die schon jetzt häufig bei der Schaffung der sog.
Lückentexte
oder
Ergänzungsübungen
gebraucht
Lückentext könnte dann folgendermaßen aussehen:
145
werden.
Der
Eine riesengroße Masse des Wassers …….durch das Flußbett. (
z.B. fluten)
Der Adler ……. bedächtig unter den Wolken. ( z.B. segeln)
Die Sonne …… das Wasser. ( z.B. erwärmen)
Der Wind …… den Zweig ... ( z.B. abbrechen)
Paul ……. das Papier in zahlreiche Stücke. ( z.B. zerfetzen)
b) In der Didaktik der Philosophie – in meiner Arbeit werden auch
die elementaren philosophischen Begriffe definiert – die Quantität,
die Qualität, die Intensität, die Extension und teilweise auch die
Intension. Dazu werden zahlreiche Beispiele aus der alltäglichen
Sprache angeführt. Diese können im Philosophieunterricht z u deren
Erklärung und Demonstration gebraucht werden. Nützlich für den
Philosophieunterricht kann auch die in dieser Arbeit angedeutete
Beziehung zwischen der Sprache und dem Denken sein.
3. Die Psychologie – die Psychologie befaßt sich mit der Psychik
und dem Denken eines Menschen. Wie ich schon mehrmals erwähnt
habe, hängt die Sprache sehr eng mit der Weise des menschlichen
Denkens zusammen. Aufgrund der skizzierten Verhältnisse könnte
man auf die Logik des menschlichen Denkens urteilen. Dazu bin ich
jedoch mit meiner Arbeit nur halbwegs steckengeblieben. Um
aufgrund der Sprache das menschliche Denken präzis untersuchen zu
können, müßte ich die deutsche Sprache mit einer anderen, nicht
indoeuropäischen Sprache konfrontieren (z.B. einer indianischen
oder afrikanischen Sprache – siehe die Whorf – Sapir Theorie). Doch
könnte meine Arbeit wieder die Rolle eines Steinchens in der
Untersuchung des menschlichen Denkens spielen. Das Schlußresultat
der ganzen Erforschung könnte eine bessere Voraussehbarkeit des
menschlichen Benehmens sein.
4. Überall, wo man sich präzis ausdrücken muß. Dazu dienen v.a.
die Kapitel Antonymie und die Verbreihen, Die Synonymie und die
Verbreihen, Stil und Kontext und eigentlich die ganze Arbeit, weil
hier oft die Verbbedeutungen ziemlich präzis analysiert werden. Die
Arbeit zeigt oft die Verschiedenheit der einzelnen Ausdrücke – und
146
das kann im alltäglichen menschlichen Sprachverkehr wichtig sein
(z.B. in der Justiz oder Diplomatie, wichtig ist jedoch auch das
Kapitel Stil und Kontext – und zwar für die Stilistik).
147
Schlußwort
In meiner gerade beendeten Dissertation habe ich mich mit der
Wortbedeutung befaßt – das Thema gehört also in den Bereich der
Semantik. Meiner Meinung nach wird es sich in der sehr nahen
Zukunft um einen sich sehr dynamisch entwickelnden Zweig der
Sprachwissenschaft handeln – der Grund für diese Behauptung liegt
in der sehr rasch fortschreitenden Computerlinguistik, in deren Kraft
auch solche Tatsachen liegen wie die künstliche Intelligenz oder die
maschinelle
Übersetzung.
Das
alles
fordert
eine
detaillierte
Forschung der Wortbedeutung auf, das alles deutet an, daß der
Forschung in diesem Zweig der Linguistik viel mehr Kräfte
gewidmet werden müssen.
Die sehr enge Spezialisierung und der relativ große Umfang dieser
Arbeit ist ein weiteres Merkmal, das andeutet, wieviel Arbeit auf
diesem Feld noch zu machen ist – das Sem der Quantität in der
Bedeutung des deutschen Verbs stellt nur den sprichwörtlichen
Tropfen im Meer dar – zu bearbeiten ist die ganze Bedeutung aller
Wortarten mindestens der größten Sprachen.
Die oben behandelte Problematik spricht noch von etwas anderem –
von dem Wert dieser Arbeit. Meine Dissertation muß zum
Bestandteil eines viel größeren Komplexes werden, isoliert hat sie
fast keinen Wert. Dazu ist sie zu spezialisiert, dazu widmet sie sich
einen zu engem Ausschnitt der Tatsache.
Die Weise, wie ich das Thema behandelt habe, ist natürlich nicht
vollkommen. Die Sprache ist ein zu kompliziertes Werkzeug, um alle
passenden Beispiele zu finden. Daher ist es nicht nur möglich,
sondern auch höchstwahrscheinlich, daß es Aspekte gibt, die ich in
meine Arbeit nicht einbezogen habe. Was noch ein gewisser Nachteil
ist, ist die nicht hinreichende Konfrontation des Deutschen mit
mindestens einer, besser jedoch mit mehreren, wenn möglich nicht
eng verwandten Sprachen. Das würde eine Verallgemeinerung der
148
Schlüsse und auch die Benutzung der Schlüsse bei der Konstruktion
der Übersetzungsprogramme ermöglichen.
149
Resumé in het Nederlands
De kwantiteit (de hoeveelheid, de maat, vraag – hoeveel?) is een
fenomeen dat de mens overat tegenkomt. Het feit dat vele dingen en
ook abstracte feiten (bijv. de tijd) gemeten kunnen worden spiegelt
zich ook in het menselijke denken weer – en omdat het menselijke
denken en de taal twee kanten van hetzelfde fenomeen vormen,
kunnen ook in de taal vele middelen gevonden worden hoe de
kwantiteit kan uitgedrukt worden. Uiteraard kunnen bijna alle
woordsoorten de kwantiteit (en ook kwaliteit, intensiteit en extensie)
uitdrukken. Ik heb er echter maar één van hun gekozen – het (Duitse)
werkwoord.
De taal die ik voor mijn beschrijving heb gekozen is het Duits. Dat
betekent niet dat ik andere talen voor de vergelijking niet gebruik –
van tijd tot tijd vergelijk ik het Duits met het Nederlands als een
verwandte Germaanse taal, met het Tsjechisch als een Slavische taal
en met het Japans als een niet Indo-europese taal. De gebruikte
middelen zijn natuurlijk anders – terwijl het Nederlands analoog is,
staat het Tsjechisch al verder en de Japanse middelen zijn met de
Duitse helemaal niet te vergelijken.
Voor het Duitse werkwoord staan een heleboel middelen ter
beschikking – onder morfologische zijn er prefixen (an-, auf-, be-,
durch-, ein-, ent-, er-, ver-, zer-), onder de syntactische zijn er
verscheidene constructies en ook de passief te vinden. In het geval
van de voorvoegsels zijn de relaties heel interessant – de synonymie
en de antonymie, d.w.z.. hoe een prefix een ander kan vervangen of
hoe de prefixen wat de betekenis betreft tegenover elkaar staan.
Heel interessant en van belang zijn ook de relaties die om de seem
van de kwantiteit zijn te vinden. Zo moet men over de betekenis van
het begrip antonymie in het geval van zulke paren zoals naschen en
gierig essen nadenken – d.t.w. zulke vraag stellen – zijn zulke
woorden
die
weliswaar
aan
tegengestelde
kanten
van
een
kwantiteitscala staan, toch wat de betekenis betreft niet precies
150
tegengesteld zijn, nog als antoniemen te beschouwen? Als wij
daarmee instemmen, wat voor een soort antoniemen zijn dat?
In de taal zijn ook zulke uitdrukkingen te vinden die meerdere
betekenissen hebben. Dat heeft ook invloed op de bekwaamheid van
het werkwoord kwantiteit uit te drukken – één van de betekenissen
kan de kwantiteit uitdrukken, de andere echter niet – bijv. het Duitse
scheren is een van zulke werkwoorden.
De stijgende of dalende kwantiteit zegt ook iets over de oorzaak van
het stijgen (evt. dalen). Die kan als kwantiteit of intensiteit
beschreven worden. Een voorbeeld zijn de werkwoorden trinken en
essen.
Een belangrijk deel van mijn scriptie zijn ook de hoofdstukken die
over andere fenomenen gaan die de wereld beschrijven – de
intensiteit, kwaliteit en de extensie. Deze begrippen staan natuurlijk
naast elkaar, toch staan zij in een nauw verband met de kwantiteit
(en met elkaar). Zo vinden wij in de taal de relatie werkwoord –
adjectief (kwantiteit – kwaliteit), kwantiteit en intensiteit (de Duitse
werkwoorden arbeiten of fließen→fluten) en extensie en kwantiteit
(de werkwoorden verbreiten of knallen). Ook de relativiteit van de
relatie tussen de intensiteit en kwantiteit mag niet vergeten worden.
Heel interessant is ook de relatie tussen de intensiteit en de kwaliteit
– hierbij moet men zich afvragen of met de termijn de kwaliteit
alleen de eigenschappen van statische of ook dynamische objecten
kunnen worden beschreven. Mijns inziens zouden met de term
kwaliteit alleen statische objecten beschrijven worden. Anders zou
het begrip intensiteit als een hyponiem van kwaliteit beschouwd
kunnen worden.
En de betekenis van dit werk? Nietzo groot als het geïsoleerd staat.
In het heden en de nabije toekomst zal de wetenschap van de
betekenis een grote rol spelen – de reden daarvoor is de poging
computers te leren spreken en denken. Dan kan mijn scriptie een
steentje bijdragen.
151
Résumé in English
The quantity (amount, extent, question – how many/much?) is a
phenomenon which acoompanies the whole life of man. The fact that
many things and abstract facts (for example time) can be measured is
reflected in human thinking – and because human thinking and the
language are two sides of the same phenomenon, there are many
tools to be found in the language which are used to express the
quantity. Of course all word classes are nearly able to express
quantity (and as well the quality, intensity and extensity). I have
chosen only one of them – the (German) verb.
The object of my research is German. Beside German I use another
languages, too – for the sake of confrontation. Now and again I
compare German with Dutch as a related German language, witch
Czech as a Slavonic language and with Japanese as a not Indo European language. The used tools are naturally different – while
Dutch is similar, stands Czech already further and the Japanese tools
cannot be compared with the English at all.
The German verb can use many tools to express the quantity – among
morphological ones; there can be found prefixes (an-, auf-, be-,
durch-, ein-, ent-, er-, ver-, zer-), among the syntactic tools various
contructions and the passive. In case of the prefixes, the relations are
very interesting – the synonymy and the antonymy, i.e. how can a
prefix replace another one or how the prefixes stand against each
other (concerning the meaning).
Very interesting and also important are the relations around the
sememe of quantity. We must here reconsider the meaning of the
term antonymy in the case of such couples like naschen and gierig
essen – i.e. ask such a question – can be such couples considered
antonyms because of the simple fact they stand on the opposite poles
of the quantity-scale? When we agree, what sort of antonyms are
they?
152
In language there can be found also such expressions which have
more than one meaning. This has also influence on the ability of the
verb to express quality – one of the meanings is able to express
quantity, the other is not – the German verb scheren belongs among
such verbs.
Interesting is also the exploration of the background of modified
quantity – for example the modified quantity (or intensity) of the
verbs trinken and essen.
An important part of my thesis are also the chapters over other
phenomenons – the intensity, quality and extensity. These terms
stand naturally beside each other, they stand very close to the term
quantity after all (and to each other). Thus, in language there can be
found the relations such as verb – adjective (quantity – quality),
quantity and intensity (the German verbs arbeiten or fließen→fluten)
and extensity and quantity (the verbs verbreiten or knallen).
Forgotten may not be the relation between the intensity and the
quantity (for example the verb arbeiten). Very interesting is also the
relation between the intensity and the quality – here we must
speculate if the term qaulity may be used only to denote qualities of
static objects or also of dynamic ones. In my conception the term
quality can be used only in the case of static objects. Otherwise the
term intensity would stand in the function of a hyponym of the term
quality.
And the importance of this thesis? Not very big when it remains
isolated. In present and near future, the science over the meaning
play will a big role – the reason is the endeavour to teach computers
speak and think. Then, my thesis can bring a small stone to the
mosaic.
153
Literaturverzeichnis
Braune, Wilhelm: Althochdeutsche Grammatik, Max Niemeyer,
Halle, 1955
Černý, Jiří: Dějiny lingvistiky, Votobia, Olomouc, 1996
Duden Band 10, Bedeutungswörterbuch, Dudenverlag, Mannheim,
1985
Dudengrammatik der deutschen Sprache, Dudenverlag, Mannheim,
1998
Erben, Johannes: Abriß der deutschen Grammatik, Akademieverlag,
Berlin, 1965
Erhart, Adolf: Základy obecné jazykovědy, SPN, Praha, 1965
Das Herkunftswörterbuch, Dudenverlag, Mannheim, 1997
Helbig/Buscha: Deutsche Grammatik, Langescheidt, Leipzig, 1991
Jackendoff, Ray S.:Semantic structures, MIT Press, Cambridge
(MA), 1990
Klimeš, Lumír: Slovník cizích slov, Státní pedagogické
nakladatelství, Praha, 1995
Kluge, Friedrich: Etymologisches Wörterbuch der deutschen
Sprache, Walter de Gruyter & Co., Berlin, 1934
Linke, Angelika; Nussbaumer, Markus; Portmann, Paul R.:
Studienbuch Linguistik, Max Niemeyer Verlag, Tübingen, 1996
Mey, Jacob L.: Pragmatics: an introduction, Blackwell, Oxford, 1993
Michels, Victor: Mittelhochdeutsches Elementarbuch, Carl Winters
Universitätsbuchhandlung, Heidelberg, 1912
Schmidt, Heinrich: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart, 1965
Sinn- und sachverwandte Wörter, Dudenverlag, Mannheim, 1997
Spillmann, Hans Otto: Einführung in die germanistische Linguistik,
Langescheidt, Berlin, 2000
Wahrig deutsches Wörterbuch, Bertelmann Lexikon Verlag GMBH,
Gütersloh, 1997
Weinrich, Harald: Textgrammatik der deutschen Sprac he,
Dudenverlag, Mannheim, 1993
154
Internetquellen
http://de.wikipedia.org/wiki/Synonymie
http://de.wikipedia.org/wiki/Antonymie
http://de.wikipedia.org/wiki/Qualit%C3%A4t
http://de.wikipedia.org/wiki/Quantit%C3%A4t
http://de.wikipedia.org/wiki/Intensit%C3%A4t
http://de.wikipedia.org/wiki/Extension
Encyklopedie Universum A–Z na CD-ROM
Encyklopedie Diderot 2001 na CD-ROM
155
Inhalt
Einleitung……………………………………………………………….4
1
Die Definition der Quantität .............................................................. 7
1.1
Der Begriff der Quantität in der Sprachwissenschaft ............ 7
1.2
Das Verb und die Ausdrückung der Quantität ...................... 11
1.3
Verben, deren Quantität nicht gesteigert werden kann ....... 15
2
Die Mittel, die das deutsche Verb benutzt, um die Quantität
auszudrücken.............................................................................................. 18
2.1
Die Präfixe ................................................................................. 19
2.1.1
Das Präfix an- .................................................................... 24
2.1.2
Das Präfix ab ...................................................................... 26
2.1.3
Das Präfix aus .................................................................... 29
2.1.4
Das Präfix be ...................................................................... 33
2.1.5
Das Präfix durch ................................................................ 37
2.1.6
Das Präfix ein .................................................................... 41
2.1.7
Das Präfix ent .................................................................... 45
2.1.8
Das Präfix er ...................................................................... 50
2.1.9
Das Präfix ver .................................................................... 57
2.1.10 Das Präfix zer .................................................................... 61
2.2
Die Suffixe –eln, -ern ............................................................... 65
2.3
Die syntaktischen Mittel .......................................................... 69
3
Die Bedeutungsverhältnisse um das Sem der Quantität .............. 76
3.1
Die Synonymie und die Verbreihe ......................................... 76
3.2
Antonymie und die Verbreihen ............................................... 81
3.3
Die die modifizierte Quantität ausdrückenden Verben und
die mit ihnen zusammenhängenden Substantive .............................. 87
3.4
Die übertragene Bedeutung des Verbs ................................... 90
3.5
Die Polysemie/Homonymie und die Fähigkeit, die Quantität
auszudrücken.......................................................................................... 98
3.6
Indirekt ausgedrückte Bedeutungen ..................................... 101
3.7
Stil und Kontext ...................................................................... 105
3.8
Die Relativität der durch die steigende Intensität
ausgedrückten Quantität ..................................................................... 109
3.9
Wortarten, die signalisieren, daß im Satz ein Verb steht, das
die Quantität ausdrückt ...................................................................... 113
4
Andere Phänomene, durch die die Sachverhalte beschrieben
werden (die Qualität, die Intensität, die Extensität) und ihr
Zusammenhang zu der Quantität .......................................................... 119
4.1
Die Qualität .............................................................................. 119
4.1.1
Die Definition .................................................................. 119
4.1.2
Die Quantität und die sich davon ergebende veränderte
Qualität 124
(Der Zusammenhang das Verb – das Adjektiv) .......................... 124
4.2
Die Extension ........................................................................... 128
4.2.1
Die Definition .................................................................. 128
4.2.2
Das Verb und die Ausdrückung der Extension ........... 133
4.3
Verben, die zugleich modifizierte Quantität und Intensität
ausdrücken ............................................................................................ 141
156
5
Die Applikation der in dieser Arbeit beschriebenen Tatsachen
auf die Praxis ........................................................................................... 144
Schlußwort ............................................................................................... 148
Resumé in her Nederlands………………………………………………..150
Résumé in English…………………………………………………...152
Literaturverzeichnis………………………………………………….154
Inhalt………………………………………………………………….156
157
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