Friedrich-Schiller-Universität Jena Thüringer Landessternwarte Tautenburg exoplanet.de Presseinfomation Jena/Tautenburg, 19. Februar 2003 Zwei Thüringer astronomische Einrichtungen bauen Kompetenzzentrum auf Die Thüringer Landessternwarte Tautenburg (TLS) und das Astrophysikalische Institut mit Universitäts-Sternwarte (AIU) der Friedrich-Schiller-Universität Jena bilden ein Kompetenzzentrum für die Erforschung von Exo-Planeten. Beide Institute wollen künftig ihre Forschung auf diesem Gebiet eng miteinander vernetzen, um Synergieeffekte zu nutzen. Der Name dieses deutschen Kompetenzzentrums Jena/Tautenburg zur Exo-Planeten-Forschung lautet: exoplanet.de. Prof. Dr. Ralph Neuhäuser ist seit Anfang Februar 2003 neuer Direktor des Astrophysikalischen Instituts und der Universitäts-Sternwarte (AIU) der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Der Forschungsbereich seiner neuen, im Aufbau befindlichen Arbeitsgruppe am AIU ist die direkte Abbildung von Exo-Planeten – eine sehr innovative Beobachtungsmethode. Prof. Dr. Artie Hatzes, Direktor der Thüringer Landessternwarte in Tautenburg, ist einer der Pioniere der Planetensuche um andere Sonnen. Er forscht auf diesem Gebiet bereits seit 1988 und hat mehrere extrasolare Planeten entdeckt. Unter seiner Leitung wurde die Suche nach Exo-Planeten zu einem Schwerpunkt an der TLS. Damit sind viele Experten auf diesem wichtigen astronomischen Forschungsgebiet im Raum Jena konzentriert – das ist einmalig in ganz Deutschland. Um von dieser räumlichen Nähe und den komplementären Beobachtungstechniken auch in wissenschaftlicher Hinsicht zu profitieren, bauen Prof. Neuhäuser und Prof. Hatzes nun ein deutsches Kompetenzzentrum für die Erforschung von Exo-Planeten auf. Beide Thüringer Forschungseinrichtungen wollen ihre Zusammenarbeit auf diesem Gebiet in Forschung und Lehre eng vernetzen. So ist geplant, nach Exo-Planeten mit allen heute verfügbaren Techniken zu suchen. Dazu zählen Spektroskopie (Messung der Radialgeschwindigkeit), Transit-Beobachtungen (Planeten, die sich direkt vor ihren Stern schieben und ihn dabei leicht verdunkeln), direkte Abbildung (quasi Fotos der Planeten), Astrometrie (wichtig zur Massenbestimmung) und Interferometrie (Entdeckung besonders massearmer Planeten). Ein zentraler Aspekt des Kompetenzzentrums ist der Webauftritt, der dem Zentrum auch den Namen gibt: exoplanet.de. Das Internet-Portal soll deutschen Forschern, interessierten Laien und den Medien im Hinblick auf Exo-Planeten-Forschung ein aktuelles Diskussions- und Informationsforum bieten. Eine Professur für theoretische Astrophysik, die demnächst am AIU besetzt werden wird, soll den Fokus des neuen Kompetenzzentrums verstärken. Ferner wollen beide Einrichtungen künftig gemeinsam neue Instrumente für das Very Large Telescope (VLT) der ESO oder andere 8- bis 10-Meter-Teleskope entwickeln. Die Thüringer Landessternwarte Tautenburg verfügt selbst über das größte optische Teleskop in Deutschland, mit dem bereits erfolgreich nach Planeten gesucht wird. Auch das AIU hat Erfahrung in der Instrumentenentwicklung für Großteleskope. Das erste Projekt des neuen Kompetenzzentrums ist ein Workshop zum Thema Planetenbildung. Er findet vom 19.-21. Februar 2003 in Weimar statt und soll Erkenntnisse zur Entstehung und Entwicklung von Planeten und Planetensystemen aus Sicht unseres Sonnensystems und Exo-Planeten zusammenbringen. Für weitere Fragen wenden Sie sich bitte an: Prof. Dr. Artie Hatzes Thüringer Landessternwarte Tautenburg Sternwarte 5 07778 Tautenburg Tel.: 036427 / 86351 E-Mail: [email protected] www.tls-tautenburg.de Prof. Dr. Ralph Neuhäuser Astrophysikalisches Institut Universität Jena Schillergäßchen 2 07745 Jena Tel.: 03641 / 947500 E-Mail: [email protected] www.astro.uni-jena.de Über die Thüringer Landessternwarte Tautenburg Die Thüringer Landessternwarte Tautenburg liegt nördlich der Universitätsstadt Jena. Die Landessternwarte betreibt ein 2-Meter-Spiegelteleskop, das gleichzeitig die größte Schmidt-Kamera der Welt ist. Forschungsschwerpunkte sind die Suche nach und das Studium von extrasolaren Planeten, die Entstehung und das Sterben von Sternen sowie die Entwicklung von Galaxien. Nicht nur die Forschung, sondern auch die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses und die Information der Öffentlichkeit über aktuelle Forschungsergebnisse sieht das Institut als wichtige Aufgabe an. Über das Astrophysikalische Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena Der neue Forschungsschwerpunkt des AIU Jena unter der Leitung von Prof. Dr. Ralph Neuhäuser ist die Suche nach extrasolaren Planeten. Bisher wurden Exo-Planeten nur indirekt per Spektroskopie entdeckt. Ihre Massen sind nicht exakt bekannt, nur die unteren Massengrenzen. Neuhäuser und sein Team stehen kurz vor der ersten direkten Abbildung solcher Exo-Planeten. Vorarbeit haben sie am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching bei München geleistet, wo Neuhäuser und seine Gruppe früher tätig waren. Dabei haben sie mehrere so genannte Braune Zwerge als Begleiter bei jungen nahen Sternen entdeckt. Dies sind Objekte, die von der Masse und Helligkeit her genau zwischen Sternen und Planeten eingeordnet werden. Ist ein Exo-Planet erst einmal direkt abgebildet, dann kann man auch seine Atmosphäre spektroskopieren, also nach bestimmten Molekülen, z. B. Sauerstoff, suchen.